@Eoin Wir scheinen fundamental verschiedenene Vorstellungen von der Rolle des Staates und der Freiheit des Bürgers zu haben.
MMn verengst du die Benachteiligung der Frauen im Berufsleben auf das Kinderkriegen - im Umkehrschluss dürften dann ja die vielen Frauen, die keine Kinder bekommen und immer Vollzeit gearbeitet haben, keine Karrierenachteile haben, dem ist aber leider nicht so - es gibt, wie oben ausgeführt, noch einige weitere Faktoren, die die Unterschiedlichkeit erklären. Um Fairness geht es mir auch, ich will nur ohne Zwangsmaßnahmen auskommen - Entmündigung ist zwar nicht mein Begriff, aber es trifft auf manche der von dir vorgeschlagenen Maßnahmen mMn zumindest teilweise zu, ist deshalb für mich nicht "weit hergeholt".
Es geht nicht ums Kinderkriegen sondern um das Risiko das sie Kinder kriegen könnte
Du scheinst auch zu unterstellen, dass alle Ungleichheit auf Zwang beruht - diesen gibt es und er gehört abgeschafft. Aber ich kenne keine (!) Mutter in meinem Bekanntenkreis (von denen, die ich gut genug kenne, um dazu eine Aussage treffen zu können), die ehelichen Zwang bzgl. Elternzeit, Teilzeit usw. hatte. Das heißt natürlich nicht, dass es den in manchen - hoffentlich nicht vielen - Beziehungen geben mag. Das ist für mich aber eine ausschließlich private Angelegenheit und darf nicht Objekt staatlicher Zwangsmaßnahmen sein.
Dieser Zwang ist leider nicht so offensichtlich. Wäre er das wäre die Diskussion die wir führen hinfällig.
Natürlich ist die Entscheidung, Kinder zu bekommen eine Privatsache, warum also sollte der Staat dann die "Aufzucht" vorschreiben (Schulpflicht mal ausgenommen)? Wenn der Staat Elternzeit vorschriebe, würde er auch massiv in die Finanzplanung der Familien eingreifen - wenn bei unserem ersten Kindern ich statt meiner Frau zu Hause geblieben wäre, hätten wir unser Haus verkaufen müssen.
Du hast gerade selbst die Erklärung geliefert warum sich was ändern sollte. Eine Elternzeit mit anderen Finanzierungsmodellen wäre möglich, falls es zu große Einkommensungleichheit gäbe. Siehe das neue Elterngeld+ was hier einen ersten Schritt darstellt.
Zur Sozialdemokratie: Die Segnungen der Sozialversicherung sind vom erzkonservativen Bismarck eingeführt worden. U.a. wohl auch zur "Bekämpfung" der Sozialdemokratie, deswegen will ich deren Leistungen in der Vergangenheit nicht schmälern. Ich bin nur - wieder im Gegensatz zu dir - der Meinung, dass inzwischen die sozialstaatliche Umverteilung ausgeufert ist - unter aktivem Mitwirken von SPD/CDU/CSU/Grünen - und eher beschnitten als ausgebaut werden sollte. Wenn der durchschnittliche Deutsche laut Steuerzahlerbund jedes Jahr bis in den Juli hinein für den "Staat" arbeitet, dann halte ich das für fundamental falsch. Sowohl "grundsätzlich" als auch langfristig gesellschaftlich: die Leistungsträger werden demotiviert und das kann mMn einer Gesellschaft nicht gut tun. Schmarotzer wird es immer geben, deswegen sollte man ein System nicht kippen - seien es Faulpelze, die das Sozialsystem ausnutzen, oder Steuerbetrüger - das habe ich aber auch nirgends behauptet. Allerdings sollte man mMn schon gegen derlei Mißbrauch vorgehen.
Das wurde ausreichend durch Traumweber beantwortet
Und was den Zwang angeht von dem du dich gerne lossagen würdest: Wir werden derzeit mit allen Mitteln zu einem bestimmten Lebensentwurf gezwungen aus dem es kein entkommen gibt und auch keine Alternative gedacht werden darf. Momentan ist es doch so: Schule, möglichst krasse Bildung mitnehmen, Ausbildung/Studium in kurzer Zeit, sehr effizient absolvieren, arbeiten zwischen 40 und 44h pro Woche bis 65 oder 67, nebenher Familie und Haus, vielleicht Pflege der Eltern, hoffentlich genug für die Rente haben, nicht krank werden, sterben.
Außer der Schulpflicht wurde ich zu nichts gezwungen. Den "Zwang" legt sich das Individuum selbst auf, wenn es z.B. gewisse materielle Ziele erreichen will. Wenn ich länger studiere, verdiene ich (auf das gesamte Leben gesehen) weniger, na und? Wenn ich mich nicht durch ein Studium oder eine Ausbildung quäle, sondern sofort ungelernt irgenwo arbeite, verdiene ich höchstwahrscheinlich auch weniger, na und? Wenn es genügend Ausbildungsplätze gibt - was ja zum Glück zur Zeit der Fall zu sein scheint - dann war es meine freie Entscheidung und ich muss mit den positiven wie negativen Konsequenzen leben - Eigenverantwortung ist essentiell für eine Gesellschaft freier Bürger.
Den Zwang Eltern zu pflegen legt man sich selbst auf? Den Zwang in dieser Gesellschaft zu arbeiten und produktiv zu sein auch? Ich finde so einfach kann diese Frage nicht beantwortet werden.
Mich würde interessieren welcher andere Lebensentwurf denn derzeit noch so möglich und gesellschaftlich akzeptiert ist? Dazu noch ob es die staatlichen Eingriffe sind die das einschränken oder nicht viel eher das gesamte System in dem wir Leben?
Du hast oben sehr rigide gewisse Lebensentwürfe selbst vorgeschlagen und andere "verboten", deshalb verstehe ich diesen Passus nicht.
Nicht ich habe die nicht verboten, die Gesellschaft verbietet sie bzw. erschwert sie und genau dass sollte in einer idealen Gesellschaft doch nicht sein.
Die Diskussion entfernt sich auch gerade wieder etwas vom Fadenthema. Also sollten wir sie entweder auslagern oder hier nicht weiter fortführen, ansonsten riskieren wir @Schattenkatzes Keule ?
Da hast du recht, außerdem drehen wir uns langsam aber sicher im Kreis und neue Argumente gibts leider auch kaum noch auszutauschen - von daher hat sich diese Diskussion erschöpft, ich fands aber durchaus sehr interessant und spannend!