Ich stimme Schattenkatze hier auch zu. Wir sind auch, nach einer DSA Pause die wir mit Shadowrun verbracht haben, mit DSA 5 wieder eingestiegen. Diese Version ist die bisher schönste was Aufmachung angeht und auch das Ziel das verfolgt wurde - nämlich DSA wieder spielbarer und für einen größeren Kreis zugänglicher zu machen ist großartig.
Die Umsetzung wie es gemacht wird ist allerdings sehr, sehr schlecht. Das beginnt beim inflationären Einsatz von Crowdfunding bis zu den Produkten die angegangen werden über die Aufteilung und innere Logik der Bücher.
Ich beginne mal mit dem Crowdfunding - und ich sage es gleich, das ist jetzt eine ganz persönliche Meinung: Ich finde Crowdfunding ist ein legitimes Mittel um Neuprodukte und neue Ideen zu finanzieren, wenn ansonsten keine Möglichkeit besteht eine finanzielle Fütterung des Produktes hinzubekommen oder ein Investor auf Grund von fehlender Bekanntheit der Idee an sich, noch nicht aufspringen will. Ulisses ist allerdings ein etablierter Verlag und "Das Schwarze Auge" das erfolgreichste Rollenspiel in Deutschland. Hier Crowdfunding zu nutzen dient meiner Ansicht nach der Gewinnmaximierung und nichts anderem.
Auch die Produkte die angegangen werden sind in meinen Augen echt fragwürdig. Ich meine die Retrobox ist eines Crowdfundings eventuell würdig obwohl man auch hier als Verlag den treuen DSA Fans quasi einen Gefallen hätte tun können. So haben sie sich ihren Gefallen halt selbst finanziert. Na Meinetwegen. Aber "Wege der Vereinigungen" ist weder eine Sache die aus Nostalgie heraus geboren ist und daher zu wenige Abnehmer finden würde, noch ist es ein wichtiger unverzichtbarer Bestandteil für den man Ressourcen opfern muss. Insbesondere solche Regellöcher wurden von Fans gestopft - und zwar nicht indem man von ihnen Geld genommen, sondern indem sie selbst kreativ tätig wurden. Ich finde Schade, dass man diese kreative Arbeit durch das Crowdfunding überflüssig macht. Auch finde ich es Schade, dass wegen einer Spielhilfe zum Sex Ressourcen gebunden werden und es deshalb noch keine Geoden zu erstellen gibt.
Mit den oberen beiden Punkten könnte ich aber noch gut leben. Das was ich wirklich unterirdisch finde, ist die Zersplitterung der Regeln und Themen in verschiedene Bücher. Zaubersprüche finde ich beispielsweise in folgenden Büchern: Regelwerk, Magie I, Magie II, Die Streitenden Königreiche. In der Siebenwindküste finden sich aber auch noch einige Zaubertricks. Von Vorteilen, Sonderfertigkeiten, etc... will ich gar nicht erst anfange. All das verteilt sich auf unzählige verschiedene Bücher, wiederholt sich teilweise oder ergänzt sich völlig unsortiert. Bei DSA 4.1 gab es Regeln, dass einem die Ohren geschlackert haben, aber zumindest die Aufteilung war deutlich logischer und intuitiver. Bei DSA 3 wurde nach und nach auch viel zusammengestückelt - aber dennoch war sowas wie Zauberei am Schluss in einer Box konzentriert und nicht jetzt schon auf drei Bücher (Regelwerk, Magie I + II) zerpflückt. Nicht zu vergessen, dass es damit ja nicht zu Ende ist, denn es fehlen noch zwergische Geoden. Zeitformeln und vieles mehr...
Und wenn ich an die großartige Umsetzung des Buches Mysteria Arcana denke oder des Liber Cantiones und mir dagegen die Beschreibungen der Dämonen oder Zaubersprüche oder der magischen Metalle bei DSA 5 anschaue, dann lässt das unglaublich viel Kreativität vermissen, die früher von den Autoren geliefert wurde.
Wundern tut mich das aber auch nicht, dass hier nur wenig bis kein System zu erkennen ist und dass auch der Ausstoß gefühlt sehr schlecht ist, wenn man sich die personelle Situation und die Personalpolitik des Verlags anschaut. Ein derartig schneller Wechsel, wie der bei Ulisses passiert, heißt immer, dass dort einiges im argen liegt. Es wäre naiv anzunehmen, dass ein schneller und fliegender Wechsel bei den Autoren die für DSA arbeiten nur daher kommt, weil sich ganz plötzlich alle weiterentwickeln wollen und zu neuen Gefilden aufbrechen. Das mag schon sein, dass die meisten das dann tun, weil sie sind ja fähige Schreiberlinge und Schriftsteller, aber wenn alles super ist am Arbeitsplatz, dann entwickelt man sich vor Ort weiter und nutzt die Energie um sich dort zu verwirklichen.
Natürlich bringt der Todesfall bei Ulisses alles zum Straucheln - das ist völlig nachvollziehbar und absolut verständlich und ist zu respektieren. Allerdings begann der Schwund an Autoren bereits vor dem Unglück und setzt sich auch danach fort.
DSA war, ist und bleibt eines der genialsten P&P Systeme in meinen Augen - nicht unbedingt von den Regeln her, aber in jedem Fall vom Metaplot - denn wo sonst wäre eine Phileasson-Kampagne oder eine Borbarad-Kampagne in diesem episch-dramatischen Ausmaß möglich? Schade ist, dass DSA 5 schludrig wirkt. Das hat DSA so nicht verdient. Glücklicherweise kann man aber mit Hausregeln und eigener Arbeit viel retten - hat man ja bei DSA 1 und 2 auch gemacht, macht man es halt beim 5er wieder...