Das letzte Kapitel bevor eine kurze Zusammenfassung des ersten beiden Abenteuer der Heldengruppe folgt. Nach Matha Naht treffen wir hier ein anderes Geschöpf das die Wege unserer Helden kreuzen wird.
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Steineichenwald,
Höhlensystem unter dem Gebirge,
2 Tage später
Ich bin dazu verdammt mein ganzes Leben in Höhlen zu verbringen, dachte Nathanael.
Erst die vielen Jahrzehnte bei Nurtariwan, dann die zahllosen Jahre in seiner eigenen Behausung und nun wanderte er von einem dunklen Loch zum anderen um Shistavanen zu finden.
Die alte Höhlendrachin musste hier irgendwo zu finden sein, genau auf den Pfad den er für die Artefaktträger vorgesehen hatte.
Erschwert wurde seine Aufgabe von dem Rucksack den er nun schon einen ganzen Tag lang schleppen musste.
Schließlich führten die Kraftlinien die von Shistavanens Magie erzeugt wurden ihn zu einem breiten Spalt im Boden.
Nathanael ließ zuerst seinen Rucksack hinunter, vorsichtig um seine wertvolle Fracht nicht zu zerbrechen. Dann kletterte er selbst die warmen Felsen hinab.
Als er den Boden erreichte wurde ihm klar das er eindeutig die Höhle der Drachin gefunden hatte.
Eine lange Kaverne zog sich so weit das Nathanael ihr Ende nicht erkennen konnte. Die Hälfte davon wurde von einem gelblichen See ausgefüllt von dem giftige Dämpfe aufstiegen, sich an der Höhlendecke sammelten und durch kleine Öffnungen in die Tunnelsysteme darüber entwichen.
Der Magier erkannte einige Öffnungen die zu weiteren Höhlen führen mochten, eine davon beherbergte mit Sicherheit Shistavanens Hort. Doch Nathanael war nicht dumm genug dort hin zu gehen.
Es war heiß hier unten und Nathanaels Kleidung war jetzt schon schweißdurchtränkt.
Das eindeutigste Zeichen, dass der Zauberer sich in der Höhle der Drachin befand war jedoch die nackte Menschenfrau welche mit einer dünnen Kette und einem Halsband aus Eisen an eine Halterung an der Höhlenwand gekettet war.
"Guten Tag Mira", sagt Nathanael beiläufig. "Ist Shistavanen vielleicht zu Hause?"
Mira war vor Jahren eine Druidin tief im Steineichenwald gewesen. Eines Tages beschloss sie den Hort der Höhlendrachin zu suchen von der sie gehört hatte das sie hier lebte. Sie fand den Hort – und Shistavanen fand sie.
Die Drachin hatte beschlossen Mira nicht zu töten, wie sie es normalerweise mit Eindringlingen tun würde. Stattdessen sorgte sie dafür das die Druidin nur sehr langsam alterte und hielt sie hier gefangen wo sie der Drachin alles über die Magie der Druiden beibringen musste, was sie wusste.
Mira antwortete nicht auf Nathanaels Frage, sie deutete nur auf den Schwefelsee.
Einige Momente später erhob sich die imposante Gestalt der Höhlendrachin aus dem See und stapfte ans Ufer zu Nathanael.
Wie für Höhlendrachen üblich hatte Shistavanen keine Flügel, dafür aber vier Beinpaare. Ihr Körper war bedeckt mit schwarz-braunen Schuppen und ihre roten Augen starrten Nathanael durchdringend an.
"Gib mir einen Grund dich nicht gleich hier zu Asche zu verbrennen, Grünhaar!" brüllte Shistavanen in ihrer Gedankensprache ohne sich mit Begrüßungen aufzuhalten.
Nathanael seufzte.
"Mal ehrlich, warum nennen mich alle Grünhaar? Ich kann meine Haarfarbe ändern wie ich verdammt nochmal will!"
Die Antwort der Höhlendrachin bestand aus einem Flammenstrahl, heiß genug um einen Menschen zu Staub zerfallen zu lassen.
Nathanael sprang zu Seite und schützte sowohl sich selbst als auch Mira mit einem GARDIANUM. Eine durchscheinende Barriere bildete sich um sie und wehrte die Falmmen ab.
"Das hätte auch Mira erwischt." sagte Nathanael ruhig als er sich wieder aufrichtete. Er hätte sofort zu einem Gegenangriff übergehen können, aber noch war er sich nicht ganz sicher ob die Drachin scherzte oder es ernst meinte.
Und außerdem wollte er etwas von ihr.
"Die Diebin ist daran gewöhnt verbrannt zu werden. Außerdem war das ein halbherziger Angriff. Was willst du hier?"
Nathanael hielt weitere Abwehrzauber bereit als er weiter sprach.
"Hmm, ich hab mich gefragt ob du nicht vielleicht lernen willst wie man sich verwandelt."
Kurz schien es dem Magier als blitzten die Augen der Drachin aufgeregt auf, dann schaute sie weg, ließ sich langsam auf dem Boden nieder und sprach schon fast gelangweilt.
"Wer sagt das ich dazu nicht in der Lage bin? Du weißt, wir Höhlendrachen sind gefürchtete Magier. Mit einigen Worten könnte ich diesen ganzen Berg zum Einsturz bringen."
Nathanael hatte das erwartet.
Drachen hassten es zuzugeben wenn sie etwas nicht konnten. Vor allem Höhlendrachen welche sowieso oft an seltsamen Komplexen leideten weil sie keine Flügel hatten und weniger magisch begabt waren als andere Drachen.
"Oh natürlich weiß ich das, mächtige Shistavanen. Verzeih mir meinen unwürdigen Vorschlag, sogleich werde ich mich daran machen diese gar feine Unterkunft zu verlassen."
Die Drachin schnaubte ein paar kleine Flämmchen aus.
"Tu nicht so als hättest du Manieren, Nathanael, das passt nicht zu dir. Was willst du für diesen Verwandlungszauber?"
Es amüsierte Nathanael wie durchschaubar das große Wesen war.
"Wie könnte ich mir anmaßen etwas für die Ehre zu verlangen, euch oh feurige Shistavanen eine Spielart der Magie näher zu bringen?"
Die Höhlendrachin schlug mit ihrem dornenbewährten Schwanz nach Nathanael.
Geschickt tauchte er darunter hindurch.
"Schon gut, schon gut", sagte der Magier schnell und hob beruhigend die Hände. "Ich möchte dich im Gegenzug für den Zauber nur um einen kleinen Gefallen bitten."
Shistavanen hörte weiter schweigend zu.
Vorsichtig ging Nathanael zu seinem Rucksack und packte einige große, gläserne Behälter aus, welche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt waren.
"In einigen Wochen wird eine Gruppe von Leuten durch die Tunnel über dieser Höhle wandern. Ich werde diese Glasbehälter unter den Spalten anbringen die nach oben führen und will das du sie mit deinem Feuer erhitzt wenn diese Personen durch den Tunnel gehen."
Die Höhlendrachin stieß seltsame Laute aus die Nathanael entfernt an Gelächter erinnerten. Nur das die Erde bebte wenn ein Drache lachte.
"Das ist noch nicht alles", fuhr der Zauberer fort. "Ich will außerdem das du die Tunnel von allen größeren Raubtieren säuberst und darauf achtest das sich die Flüssigkeit in den Flaschen nicht mit Schwefel vermischt. Zusätzlich verlange ich ein bestimmtes Buch aus deinem Hort – jenes über die Schmiedekunst der Monaden."
Shistavanens Augen wurden ernst, sie richtete sich zu voller Größe auf und ihre donnernde Stimme verursachte Nathanael Kopfschmerzen.
"Kein Zauber ist es wert das ich etwas aus meinem Hort hergebe! Verschwinde, oder ich werde wirklich wütend!"
Auch Nathanael sah die Drachin nun ernst an und wich keinen Fingerbreit zurück.
"Letzte Chance, Shistavanen" sagte er leise.
Statt darauf zu antworten sammelte die Höhlendrachin ihr Feuer und wirkte zugleich mehrere Zauber. Felsbrocken erhoben sich in die Luft, Schlangen aus Erz formten sich um seine Beine und ein Schutzschild aus Astralenergie umgab die Höhlendrachin.
Als sie den Feuerstrahl auf Nathanael los ließ schossen gleichzeitig die Felsen nach vorne und die seine Füße wurden von wiederstandsfähigen Metallen festgehalten.
Nathanael streckte einen Arm aus und ballte die Hand zur Faust.
Die Felsbrocken splitterten in tausend Teile und der Feuerstrahl stoppte einige Schritt vor ihm wo er sich in einer flammenden Wolke sammelte und langsam verging.
Er machte einen Schritt nach vorne und die erzenen Fesseln konnten ihn nicht halten, sie verwandelten sich innerhalb eines Augenblicks zu loser Erde.
Shistavanen wich etwas zurück.
"Ich bin sicher du hast gehört was geschah als Pardona drei ihrer Eisdrachen gegen mich schickte. Das war vor mehr als hundert Jahren und seit damals habe ich viel dazu gelernt."
Während er sprach formten sich aus dem Fels hinter ihm zwei Gestalten, jede etwas so groß wie Shistavanen selbst. In Form von gigantischen steinernen Raubkatzen traten sie an Nathanaels Seite und knurrten die Drachin an.
"Gleich zwei?" ertönte die Stimme der Höhlendrachin fast schon furchtsam in seinem Kopf. "Nicht einmal ein Purpurwurm könnte...."
"Haben wir eine Abmachung?" unterbrach Nathanael sie.
Einen Moment lang sah die Drachin ihn an und der Magier war sich sicher das sie angreifen würde, doch dann wandte sie den Blick ab und sagte: "Also, wieviele Personen sollen durch meine Höhle wandern?"
Nathanael atmete erleichtert auf und die steinernen Raubkatzen zogen sich in den Boden zurück.
"Als ich das letzte mal gezählt hatte waren es vier, aber es könnte sein das noch ein oder zwei Leute dazu kommen", antwortete er mit einem breiten Lächeln.
Immer noch hielt die Höhlendrachin den Kopf gesenkt. "Du wirst mir den Zauber zeigen?"
Nathanael hob eine Augenbraue als er antwortete.
"Sobald diese Personen deine Höhle lebend verlassen werde ich dir eine Schriftrolle zukommen lassen."
Shistavanen wagte es nicht ihm zu wiedersprechen.
In den nächsten Stunden brachte Nathanael die Glasbehälter an der Höhlendecke an und überprüfte ob sie auch gut hielten.
Es war wichtig das die Artefaktträger eine Ahnung davon bekamen was sie erwartete. Sie waren nutzlos für ihn wenn sie beim ersten Anzeichen von Gefahr flüchteten. Atmeten sie den Dampf ein der entstand wenn man die Flüssigkeit erhitzte, würden sie einen kurzen Ausschnitt einer möglichen Zukunft sehen.
Kurz bevor er die Höhle der Drachin verließ und das Buch aus ihrem Hort gerade in seinen Rucksack packte, wandte er sich nochmal zu Shistavanen um.
"Wie geht es eigentlich deiner Schwester? Lebt sie immer noch im ehernen Schwert?"
Die Drachin knurrte beunruhigt bevor sie antwortete.
"Ich betrachte Mashirauda nicht als meine Schwester. Sie ist mehr ein wildes Tier als ein Drache. Was willst du von ihr?"
"Nur mit ihr sprechen, mehr nicht."
Als Nathanel aus der Höhle in den Wald trat gaben seine Beine nach und er stürzte erschöpft gegen einen Baumstamm. Es folgte ein Hustanfall bei dem neben gelblichen Schleim auch Blut mit hoch kam.
Er hätte nicht so viel Magie einsetzen dürfen. Zwei dieser elementaren Kreaturen zu beschwören war zu viel gewesen. Shistavanen hätte er auch anders einschüchtern können. Er kramte in seinem Rucksack und holte einen runden, grünlichen Stein hervor. Das Bruchstück der Sonne Glost fühlte sich warm in seiner Hand an. Er konzentrierte sich und griff auf die Macht des Runensteins zu – sofort fühlte er sich besser und seine Astralenergie regenerierte sich allmählich.