Beiträge von flyx

    Ähm... ja, stimmt, Astronomen glauben eher andere Dinge ;) Beim Urknall wird ja davon ausgegangen, dass Raum und Zeit gleichzeitig entstanden. Zum einen ergibt sich dabei das Problem, wohin sich der Raum ausdehnt. Viel bedeutsamer ist aber die Frage, wie es zu jener ersten Bewegung kommen konnte. Zwischen der Veränderung eines Zustandes A zu einem neuen Zustand B muss immer ein Zeitabschnitt liegen. Ohne Zeit jedoch herrscht vollkommener Stillstand es kann keinerlei Bewegung in irgendeiner Form stattfinden. Damit es also überhaupt erst zu einem Urknall kommen kann, muss die Zeit also bereits vorher existiert haben, unabhängig vom Raum. Doch selbst dann stellt sich die Frage, wie lange dieses Alles auf einen Punkt komprimiert war und warum es zu irgendeinem Zeitpunkt expandierte. Was war der Auslöser?
    Das mit dem Nichts ist so eine Sache, da Physiker unter Nichts etwas verstehen, was Philosophen als Etwas bezeichnen würden. Das physikalische Nichts bezeichnet immer noch minimale physikalische Prozesse.

    Zeit ist definiert durch die Bewegung von Materie im Raum, und Raum ist definiert durch die Bewegung von Materie in der Zeit.

    Zur Frage, wohin sich der Raum ausdehnt: Es gibt kein „wohin“, er dehnt sich einfach aus. Wohin sollte er sich denn ausdehnen? Da der Raum nur von der Gesamtheit der Materie definiert werden kann, gibt es zur Zeit des Urknalls eben nur den einen Punkt, an dem alle Materie existiert. Und sobald die Materie sich davon weg bewegt, wird der Raum eben größer.

    Zur Frage, wie es zur ersten Bewegung kommen konnte: Die Frage ist in diesem Zusammenhang nichtig. Die erste Bewegung definiert gemäß der Urknalltheorie den Beginn unseres Universums, daher kann es kein Element in einer Kausalitätskette geben, das davor existiert. Der Fehler in der Vorstellung ist vielleicht, dass man sich denkt, da wäre schon eine ganze Weile lang alle Materie an einem Punkt konzentriert gewesen, und „plötzlich“ kommt es zum Urknall. Aber das ist eben nicht richtig; vielmehr existierte die Materie nur genau eine Zeiteinheit an diesem einen Punkt, und dann kam es sofort zum Urknall. Wir haben keine besonders guten Modelle für diesen Zustand, aber es ist doch nicht so weit hergeholt, davon auszugehen, dass der Urknall genau das ist, was gemäß den Naturgesetzen passiert, wenn alle Materie sich an einem Punkt verdichtet. Es muss jedenfalls unterschieden werden zwischen einem vorhergehenden Ereignis in der Kausalitätskette - das es beim Urknall per Definition nicht gibt - und der naturwissenschaftlichen Erklärung des Vorgangs - die durchaus möglich erscheint.

    Exkurs: wenn die Fähigkeit zur differenzierten Reaktion auf eine Aktion oder einen Stimulus den Grad der Individualität determiniert, sind dann intelligente Maschinen "individueller" und gar schützenswerter als einfache Lebewesen (Asimov fehlt leider als Diskutant )?

    Grundsätzlich ja. Das Verhalten einer „normalen“ Maschine ist ja vorhersehbar, weil die Muster (auf die ein oder andere Art und Weise) fest codiert sind. Eine intelligente Maschine wird individuell durch Lernfähigkeit, und wenn wir einmal so weit sind, dass wir so eine Maschine erschaffen können, folgt aus meiner Definition, dass die Maschine dann auch schützenswert ist. Allerdings sind wir immer noch weit davon entfernt! Man denke nur über diesen Twitter-Bot, den Microsoft kürzlich live geschaltet hat. Den haben Trolle schnell dazu gebracht, Beleidigungen und Rassismus zu twittern, weil sein Verhalten eben immer noch sehr vorhersehbar war.

    Alternative? Das kling wieder so, also ob eine Option immanent glaubhafter ist als andere. Das erscheint mir naiv. Für mich sind alle Optionen erstmal gleichberechtigt, egal ob sie intuitiv sind oder nicht.

    Neinnein, mit „Alternativen“ meinte ich jede mögliche Option. Lies das nicht in der Bedeutung, die das Wort „Alternative“ im Bereich der Politik innehat ;).

    EDIT Schattenkatze: Dieses Thema wurde aus den Kleinigkeiten ausgegliedert und basiert auf folgender Frage:


    1. Magier dürfen sich ja mit ihrer Heimakademie bennen, also "Vorname Nachname von Punin". Hat man jetzt ein Zweitstudium absolviert, nennt man sich dann einfach "... von Punin von Kuslik"?
    Dass man eventuell nur das für den speziellen Fall relevantere sagt, mag zwar vorkommen, aber gibt es eine feste (oder auch eine nicht feste) Regelung der Nomenklatur für den Fall, dass man beide Akademien bennen möchte.


    1. Rein intuitiv würde ich sagen von Punin und Kuslik

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    @Freibierbauch: bei 1. mag es problematisch sein, wenn die zweite Akademie eine andere Ausrichtung hat als die erste (weiß/grau/schwarz), das ist ja möglich. Eine graue Akademie mag einem Schwarzmagier ein Zweitstudium ermöglichen, aber wird es trotzdem nicht unbedingt gerne sehen, wenn dieser danach die Akademie im Namen führt. Ich würde sagen, das wird individuell nach Fall entschieden. Die Zweitakademie mag die Zusatznennung erlauben oder vielleicht auch die ausschließliche Nennung (zB bei Gildenwechsel mit anschließendem Zweitstudium aus Gewissensgründen).

    Woher willst du wissen, dass das schlafende Individuum seine bewussten Handlungen wieder aufnehmen kann? Beim Gesunden liegt die Wahrscheinlichkeit dafür natürlich sehr nahe bei 100%, beim Patienten auf der Intensivstation aber nur bei 100-X %, wobei X zwischen knapp über 0 und knapp unter 100 liegen kann. Beim gesunden Embryo/Foetus liegt, je nach Gestationsreife, die Wahrscheinlichkeit, die volle Bewusstseinstufe zu erreichen, auch bei nahe 100%. Ich kann deshalb keinen fundamentalen Unterschied zwischen beiden anhand deiner Argumentation erkennen - der eine hat es (= das volle Bewusstsein) bereits erreicht, der andere wird es wahrscheinlich erreichen. Das soll nicht heißen, dass ich einen Embryo mit einem geborenen Menschen gleichsetzen will, diese Argumentation der fundamentalen Unterscheidung überzeugt mich aber nicht.Mit Verlaub, aber mir kommt es eher so vor, als ob du, um Abtreibungen zu "rechtfertigen", Gründe suchst, Embryonen Schmerzempfinden, Bewusstsein usw. grundsätzlich abzusprechen. Das wäre dann aber vom gewünschten Ergebnis (Abtreibungen sind unproblematisch und ok) her argumentiert. Warum dann nicht lieber ehrlichweise argumentieren, dass man das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit der abtreibenden Mutter gegenüber dem Recht auf körperliche Unversehrtheit des werdenden Menschen höher einschätzt?

    Ich denke, ich muss hier etwas weiter ausholen. Ich folge nicht dem Weg, über Wahrscheinlichkeiten Aussagen die moralische Dimension einer Abtreibung zu treffen. Ich verfolge ein anderes Konzept, das demselben Zweck dient.

    Zunächst sollte definiert werden, warum wir überhaupt den Menschen insbesondere vor Zerstörung schützen sollten im Unterschied zu einem Baum, einem Haus oder einem Stein. Ich gehe hier von Platons Ideenlehre aus (wer mag, kann auch von anderen Anschauungen ausgehen und kommt dann eben auf ein möglicherweise anderes Ergebnis): Der Unterschied zwischen einem Menschen (oder auch einem Tier) und anderen, nicht „lebendigen“ Gegenständen oder auch Pflanzen ist, dass wir bei letzteren voraussehen können, wie sie auf bestimmte Aktionen reagieren werden - das Verhalten eines Baums wird größtenteils von der „Idee“ eines Baums vorgegeben, dem Baum fehlt es an Individualität. Über die Tierwelt zum Menschen nimmt dann aber die Individualität zu, während die Vorhersehbarkeit auf Basis einer Idee abnimmt - das Verhalten einer Spinne ist etwa weniger individuell als das einer Katze. Natürlich gibt es auch hier einen fließenden Übergang. Mein Ansatzpunkt ist nun, dass bei der Zerstörung einer Entität mit hohem Grad an Individualität tatsächlich etwas nicht rekonstruierbares verloren geht. Einen gefällten Baum hingegen kann man einfach neu pflanzen. Der Mensch nun ist derzeit die größte uns bekannte Ausprägung von Individualität und dadurch entsprechend schützenswert.

    Davon ausgehend, argumentiere ich nun, dass ein ungeborener Mensch ab der Manifestation seiner Individualität schützenswert ist. Und hiermit meine ich nicht die spezielle Zusammensetzung seines Genoms, sondern die aktive Beobachtbarkeit von durch Individualität bestimmten Handlungen. Diese Festlegung gründet sich auf erkenntnistheoretische Ansätze: Ich möchte bei meiner Entscheidung primär auf der Basis der beobachtbaren Wirklichkeit machen und erst sekundär aus Wahrscheinlichkeiten, die mit Modellen über dieser Wirklichkeit berechnet werden - wobei diese Modelle die wissenschaftlichen Theorien sind und nur einer Annäherung entsprechen. Wichtig ist hier die beobachtbare - nicht die beobachtete - Wirklichkeit. Die Wahrscheinlichkeit kommt für mich erst zum Tragen bei der Bewertung möglicher Konsequenzen meiner Handlungen. Anders ausgedrückt: Was moralisch schützenswert ist, leitet sich alleine aus dem Ist-Zustand ab, die Bewertung der Auswirkung einer Handlung auf diesen braucht Wahrscheinlichkeitsmodelle. Der Ist-Zustand ist dabei natürlich nicht ein spezieller Zeitpunkt, sondern die Gesamtheit der bisher beobachtbaren Ereignisse (erst der Zeitfluss ermöglicht ja schließlich Beobachtungen).

    Und so komme ich schließlich zum Embryo: Beobachtbar ist aus meiner Sicht dessen Individualität in dem Moment, wo er ein Bewusstsein entwickelt, und ab dem Zeitpunkt ist sie schützenswert und man muss bei einer Abtreibung abwägen. Das Schmerzempfinden spielt nur indirekt eine Rolle, indem es genau dann problematisch ist, wenn es einem Individuum widerfährt. Für wen das grausam klingt, der kann sich darüber Gedanken machen, dass ein Baum eben auch eine gewisse Art von Schmerzempfinden hat. Und der Unterschied zum schlafenden Menschen ist, dass dieser sich bereits im Ist-Zustand (also der Summe vergangener Ereignisse) als Individuum manifestiert hat und damit schützenswert ist, und der momentane Schlafzustand ist nur eine Ausprägung dieser Individualität und negiert sie nicht.

    Wie man sieht, habe ich auf dem Weg hierhin einige Festlegungen getroffen, die man anders treffen könnte. Deshalb gibt es hier eben auch keine allgemeingültige Wahrheit.

    Wer nicht glaubt, der weiß. Und ich denke nicht, dass du das weißt.

    Nein. Wenn ich etwas nicht weiß, muss ich deshalb nicht an eine der Alternativen glauben. Welche Grundlage hat diese Haltung, die hier im Thread öfters geäußert wurde?

    Der Schlafende ist zu dem Zeitpunkt kein Individuum mehr, selbst im Traum fehlt einem für gewöhnlichkeit sich selbst getrennt von seiner Umwelt zu empfinden und während der sonstigen Schlafphasen ist man gar nicht da, und somit kein Individuum mehr.

    Warum sollte er kein Individuum mehr sein, nur weil er nicht bei Bewusstsein ist? Er hat sich bereits durch seine vergangenen Handlungen als Individuum manifestiert und wird diese Manifestation fortführen, wenn er wieder erwacht. Momentan ruht diese Manifestation nur. Der Vergleich zu einem Fetus unterschlägt die bereits vollzogene Manifestation der Individualität des Schlafenden gegenüber der noch nicht vollzogenen Manifestation derselben des Fetus.

    Du behauptetst ernsthaft, dass ein Embryo nicht lebt? Das finde ich eine erstaunliche Position, da selbst Zellkulturen üblicherweise als lebendig bezeichnet werden.

    Er ist sicherlich Teil eines Lebewesens. Aber eben kein eigenständiges. Die Grundfrage ist doch meistens, ob es für eine Frau moralisch einwandfrei ist, sich für eine Abtreibung zu entscheiden. Und da muss man eben abwägen, ob es sich um ein eigenständiges Wesen oder ein Teil der Frau handelt. So wie beispielsweise niemand die Moralkeule schwingt, wenn ich mich dazu entscheide, mir einen Finger abzuschneiden, obwohl der auch aus „lebendigen“ Zellen besteht.

    Abtreibung beendet beginnendes menschliches Leben, das ist für mich ein grundlegender Unterschied zur Verwendung eines Kondoms und im eher pragmatischen, undogmatischen Sinne (Frühestschwangerschaft) auch zu Pille oder Spirale.

    Ein Kondom beendet auch beginnendes menschliches Leben. Nur eben in einem anderen Stadium des „Beginn“-Prozesses. Wenn man nicht verhütet, ist nicht garantiert, dass man schwanger wird. Wenn man nicht abtreibt, ist aber auch nicht garantiert, dass die Schwangerschaft ein Erfolg wird. Wo ist also der Unterschied? Unterschiedliche Meinungen gründen sich alleine darauf, ab welchem Zeitpunkt angenommen wird, dass das neue menschliche Leben existiert. Für den einen ist das die Befruchtung, für den anderen ein Stadium der Entwickung des Embryo, für den dritten vielleicht die Geburt. Ich sehe mich da irgendwo in der Mitte, aber ich würde es akzeptieren, wenn jemand anderes zu einem Zeitpunkt, wo ich schon die Existenz einer neuen Person sehe, es noch okay findet, abzutreiben. Eben weil es eine Definitionssache ist und es nicht die eine richtige Antwort gibt. Ich wehre mich nur dagegen wenn jemand kommt und meint, jede Abtreibung ist grundsätzlich fragwürdig und kann nur dadurch legitimiert werden, dass man die Alternativen moralisch abwägt.

    Entscheidend ist also das Individuum. Auch das ist der Fetus nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass er zu einem werden würde. Lässt man diese Wahrscheinlichkeit außer Acht, so könnte man mit dem gleichen Prinzip sagen, dass es ok ist schlafende oder komatöse Menschen zu töten, denn in dem Moment sind sie auch ohne Bewusstsein und haben nur das Potential wieder aufzuwachen.

    Individuum ist schon das richtige Stichwort. Ein Schlafender ist aber bereits ein Individuum, damit tötet man in jedem Fall eines, auch wenn es momentan ohne Bewusstsein ist. Ein Fetus hat nur das Potential, eines zu werden. Das ist schon ein deutlicher Unterschied, deshalb finde ich nicht, dass man das vergleichen kann. Mit derselben Argumentation kann man eben auch Verhütung dämonisieren, weil sie auch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu einem neuen Individuum führt.

    Schmerz ist allerdings schon deutlich früher der Fall und man kann jetzt nicht sagen, dass bei Abtreibungen wirklich Rücksicht auf die Schmerzen des Embryos genommen wird.

    Ohne Bewusstsein ist Schmerz nur ein Reiz ohne Konsequenz.

    @flyx Da ein Embryo und ein Fötus lebendig sind, können sie auch getötet werden, es stellt nur keinen Mord (oder Totschlag etc.) im Sinne des Strafgesetzbuchs dar.

    Nach welcher Definition? Durch die Nabelschnur hat ein Embryo kein von der Umgebung abgegrenztes Stoffsystem, was den meisten Definitionen von „Leben“ widerspricht.

    Eine Abtreibung würde wahrscheinlich niemand als aus sich selbst heraus gut bezeichnen

    Ich finde es doch erstaunlich, wie selbstverständlich hier diskussionswürdige Annahmen getroffen werden. Solange der Fötus kein Bewusstsein hat, sehe ich keinen großen Unterschied zum Verhüten, es wird nur etwas später in den Entstehungsprozess eingegriffen. Ein Bewusstsein entwickelt sich aber erst um die 24. Woche herum. Da kann man andere Ansichten haben, aber vor diesem Zeitpunkt bin ich der Meinung, dass die Abtreibung ohne Abstriche so „gut“ sein kann wie eine Verhütung.

    Wenn du behauptest, dass du nicht weiß, ob Gott existiert, dann bist du ein Agnostiker, denn das ist die Definition des Begriffes. Man muss sich nicht dazu bekennen

    Das behaupte ich aber nicht. Leg mir nicht Dinge in den Mund, die ich gar nicht gesagt habe.

    Auch der Realismus, Objektivismus bla ist ein Glaube.

    Das kannst du gerne so definieren, dann hingen aber auch alle Christen diesem Glauben an, da der christliche Glaube nicht funktioniert, wenn man Realismus nicht voraussetzt. Inwieweit ist das für die Diskussion nützlich?

    Nochmal: Keine Religion ist ebenfalls eine Religion. Und in dieser "Religion" (nennen wir sie Humanismus, Agnostizismus, Atheismus, wie auch immer) werden jährlich allein in Deutschland rund 100.000 ungeborene Kinder getötet.

    Was für ein Unsinn. Ich gehöre keiner Religion an, bin aber auch kein Atheist oder Agnostiker. Und jetzt? Nach derselben Argumentation wäre es eine Religion, nicht an Russels Teekanne/das fliegende Spaghettimonster zu glauben. Damit würde jeder Mensch unzähligen Religionen angehören, weil er an unzählige Dinge nicht glaubt. Das hat doch nichts mit Religion zu tun.

    Ungeborene Kinder kann man nicht töten, weil sie per Definition keine Personen sind. Dies tritt erst mit der Geburt ein. Deshalb gibt es mit Abtreibung ja ein eigenes Wort dafür. Was du hier tust, ist, einen Maßstab von einigen Glaubensgemeinschaften anzulegen und dann damit zu argumentieren, dass die Abwesenheit von Glauben zu solch schlimmen Dingen führte - nach dem Maßstab des Glaubens. Dieses Argument ist etwa so sinnig wie „unser Glaube gebietet, abends zu beten. Und sieh, die Ungläubigen beten abends nicht. Das ist böse und zeigt, dass nicht zu glauben der falsche Weg ist“.

    Ein Atheist kann sehr wohl die gängige Abtreibungspraxis kritisch sehen. Dennoch ist es ein Ergebnis des Humanismus/Agnostizismus/Atheismus, dass es so viele Schwangerschaftsabbrüche gibt. Und das muss imho ein Humanist aushalten, ebenso wie ein Christ den Bezug zu Kreuzzügen, Inquisition etc. aushalten muss.

    Der Unterschied ist, dass der Christ (hoffentlich) eingesteht, dass Kreuzzüge und Inquisition moralisch verwerflich waren. Bei Abtreibung gibt es aber einen solchen moralischen Konsens nicht (du implizierst ihn einfach), insofern gibt es da im Allgemeinen nichts zum „aushalten“.

    Es gibt keine Nichtglaubenden. Entweder du glaubst an etwas göttlichen oder du glaubst das es etwas göttliches nicht gibt.

    Doch, natürlich gibt es das. Ein Beispiel: Frage einen Menschen, ob er das erste Abzählbarkeitsaxiom als gegeben annimmt oder nicht. Als Antwort wirst du vor allem inhaltlich „das interessiert mich nicht“ kriegen, weil die wenigsten Menschen sich intensiv mit Mengenlehre und Topologie befassen. Wenn es nur „ja“ oder „nein“ gibt, wo würdest du diese Menschen einordnen?

    Wer paktiert, tut das selten aus Loyalität zu dem entsprechenden Erzdämon, sondern zum persönlichen Nutzen. Insofern gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Rivalität zwischen den Erzdämonen auf die Paktierer abfärbt. Jemand, der aus Egoismus/Pragmatismus paktiert, wird auch kein Problem damit haben, mit anderen Paktierern zusammenzuarbeiten. In den höheren Kreisen der Verdammnis färbt das Wesen des Dämons allerdings auf den Paktierer ab, sodass es da dann schon zu entsprechendem Zwist kommen kann.

    Wie ist das in den Tulamidenlanden? Dort ist Rahja ja ein sehr wichtige Göttin.

    In der Mhadanistischen Ausrichtung des Rahja-Glaubens (bzw „Radscha Uschtammar“) gibt es mehr Belkelel-Nähe als bei den langweiligen Güldenländern. Nicht umsonst wird Belkelels Zuchtmeisterin in Fasar vermutet. Allgemein ist der Radscha-Glaube mehr auf die Ekstase ausgerichtet als auf die Gegenseitigkeit - deshalb wird auch viel mehr mit Rauschkräutern etc. hantiert.

    Ein tuladimischer Radscha-Geweihter mag es durchaus in Ordnung finden, wenn eine Frau [oder ein Mann] ihrem Glück gezwungen wird, wenn er davon ausgeht, dass sie sich ohne Grund sträubt und es doch genießen wird. Das wäre dann allerdings schon eine extreme Ausrichtung, die könnte man aber zB in Fasar finden.

    Fällt es unter Belkelel, wenn ein Sultan einem verdienten Recken eine Sklavin als Belohnung für eine Nacht gibt

    Machen die Orks doch auch, und ich habe noch keinen von Belkelel verführten Ork getroffen.

    Manneskraft und Unterwerfung sind eben auch Aspekte von Levthan. Ob und wie sehr der Recke dann Richtung Belkelel abdriftet, hängt von seinem Verhalten ab. Eine Tendenz ist natürlich immer da, so wie eben auch bei Levthan selbst.

    Was man nicht machen darf, ist Schwarzweißmalerei. Wenn man sich beim Sex nicht an Rahjas Gebote hält, ist man genausowenig direkt in Belkelels Domäne, wie man sofort in Lolgramoths Domäne ist, wenn man seinen Ehepartner vernachlässigt oder bei Blakharaz, wenn man einen Herrscher kritisiert. Fragt man entsprechende Geweihte, hat man natürlich gesündigt, aber es ist eben auch ein Ding der Unmöglichkeit, sich nach allen Göttern gleichzeitig zu richten.

    Die Hintergrundbeschreibungen lassen an vielen Stellen natürlich wenig Grauzone. Wenn man Leibeigene sexuell ausbeutet, handelt man egoistisch und damit bereits belkelelgefällig. An der Stelle gehe ich davon aus, dass diese strenge Auslegung vor allem die der Rahja-Kirche ist (und auch nur beim güldenländischen Ritus). Man sollte bedenken, dass es „zwischen“ Rahja und Belkelel auch noch Levthan gibt, der zwar vor allem in Oron Patron von Belkelel-Praktiken war, aber gerade im Süden auch offen als Halbgott verehrt wird (zB Baburin, Fasar). Von den Hexen fang ich jetzt gar nicht an.

    Daher finde ich es wichtig, zu unterscheiden, was ein Geweihter als frevelhaft ansieht, und was dich direkt in die Fänge eines Erzdämons treibt. Hat man Freude am unfreiwilligen Sex mit Leibeigenen, gerade weil man ihnen seinen Willen aufzwängt, dann ist man sicherlich auf dem besten Weg in die Niederhöllen - ansonsten kann es auch einfach sein, dass man eben kein rahjagefälliges Leben führt, aber deshalb nicht direkt in die Verdammnis fährt.

    An der Stelle muss man sich auch klar werden, dass unsere Vorstellungen, die auf der heutigen aufgeklärten Gesellschaft basieren, sich sehr von denen einer mittelalterlichen Gesellschaft in Aventurien unterscheiden. Gerade wenn es ums Thema Sex geht, passiert es gerne einmal, dass Spielern etwas aus ihrer Sicht unmoralisch vorkommt, auch wenn es in Aventurien völlig normal ist. Beispielsweise wenn ein über 20-jähriger Sex mit einer vierzehnjährigen hat oder dergleichen.

    Was die Rahjageweihte als Charakter angeht: Es ist auf jeden Fall richtig, dass Rahja viel mehr Aspekte umfasst als nur die geschlechtliche Liebe. Dass diese bei der Darstellung oftmals im Vordergrund steht, hat meines Erachtens mehrere Gründe:

    • Geweihte spezialisieren sich meistens auf wenige Aspekte ihrer Gottheit. Manche sind für einen Abenteurer (sprich PC) einfach geeigneter als andere. Wie will man einen Winzer in einer Abenteurergruppe spielen? Wie einen Pferdezüchter? Auch jemand, der Feste plant und veranstaltet, ist nicht unbedingt gut unterzubringen. Da ist eine Rahjageweihte, die das „Abenteuer“ sucht, doch irgendwie naheliegender, oder?
    • Der sexuelle Aspekt von Rahjageweihten ist am einfachsten darzustellen, weil jeder Spieler damit Erfahrung hat (okay, außer man ist asexuell, ich will da jetzt niemanden ausgrenzen). Weinproben, Betreuung der Gruppenpferde etc. wird oft mit Talentproben abgehandelt, während der gesellschaftliche Aspekt in der Regel ausgespielt wird. Damit bekommt er bei der Darstellung mehr Gewicht, das ist einfach die Natur des Rollenspiels.

    Es gibt aber natürlich einige Aspekte von Rahja, die gerade auch innerhalb der Gruppe gut ausgespielt werden können: Vermittlung zwischen Gruppenmitgliedern, die Meinungsverschiedenheiten haben (Harmonie), Heilkunde Seele, ein bisschen Abwechslung vom harten Abenteurerleben durch Auskundschaften angenehmer Übernachtungsstätten, und so weiter.

    Was schließlich die Säbeltänzer angeht: Du hast recht, das mit der Entrückung ist sehr hinderlich. Ich habe das bei meiner Säbeltänzerin in Absprache mit dem Meister so geregelt, dass ich Mirakel- von Kampf- auf Handwerkstalente gelegt habe. Manche Charakterkonzepte funktionieren einfach nur, wenn man ein bisschen an den Regeln dreht, weil sie von der Redaktion nicht richtig überdacht sind.

    Noch ein Nachtrag: wie sieht es in diesen kleinen nordischen Hafenstädten mit Übernachtungen aus? Übernachtet man da in den Langhäusern von irgend einer Otta? wie sucht man aus welche Otta?

    Der Traviakult ist auch in Thorwal verbreitet, und selbst im Swafnir-Kult gilt Gastfreundschaft als gute thorwalsche Sitte (WdG S. 66). Insofern wird es da nicht weiter schwierig sein, eine Otta zu finden, in deren Langhaus man übernachten kann. Möglicherweise streiten sich die Thorwaler noch darum, welche Otta Gastung gewähren darf.

    Verhält es sich mit dem Sonnenstand dort im hohen Norden auch wie auf der Erde? Also bis hin zu halbes Jahr dunkel und halbes Jahr hell.

    Ja. Die aktuellste mir bekannte Quelle ist aLuT, S. 73:

    Zitat

    Dort sind die Tage kurz und die Polarnacht endlos.


    Laut Firuns Atem (ältere Publikation) liegt der Polarkreis allerdings nördlich des Yetilands. Die kurzen Tage im Norden werden in manchen Abenteuern wie zB der Phileasson-Saga erwähnt.

    Die Helden begleiten einen Händlerzug nach Norden im Grenzland zwischen Darpatien und Weiden (prä-Borbi). Sie finden ein niedergebranntes Gasthaus vor, in dem sie die Leiche vom Wirt und seiner Tochter finden. Am nächsten Tag begegnen sie einem Raubritter, der freiheraus zugibt, das Gasthaus angezündet zu haben weil „der Wirt ihn nicht für den Schutz der Straße in dieser gefährlichen Gegend“ bezahlt hat, sondern aus dem Fenster mit Pfeilen auf ihn geschossen hat. Der Zwerg gewinnt ein Duell mit dem Ritter, das dieser nach einigen Blessuren aufgibt und davon absieht, den Händlern Wegzoll abzuknöpfen.

    Die Helden sind natürlich nicht zufrieden: „Den können wir doch jetzt nicht einfach so weitermachen lassen“ - „Nee, da müssen wir was tun“ - „Warte, ich habs: Wir zünden sein Zelt an!

    Die Magierin steht also kurze Zeit später unsichtbar in besagtem Zelt (nachdem der Jäger beim Bogenschießen gepatzt hat und einem der Pferde aus des Ritters Lanze mit einem brennenden Pfeil in den Hinterlauf geschossen hat) und will grade ein Strohlager anzünden, als sie die Schatulle bemerkt, wo mutmaßlich der erhobene Wegzoll drin aufbewahrt wird. Die Spieler so: „Hmja, das wär auch ein guter Plan gewesen“. Die Magierin wuchtet das Ding unter die Zeltplane, zündet dann das Strohlager an, zieht die Truhe auf der anderen Seite aus den Flammen und versucht, sie wegzutragen. Leider bemerken die beiden Kumpanen des Ritters dann aber doch die schwebende Truhe, also muss sie zurückgelassen werden.

    Spieler: „Aber immerhin brennt das Zelt jetzt! Ziel erreicht.“