Wir hatten beim letzten Spieltermin einen ähnlichen Fall. Der SL hat danach per Email einen Rundumschlag gegen seine Gruppe ausgeteilt (was mich persönlich ziemlich überrascht und auch kalt erwischt hat) und darin deutlich gemacht, was er in Zukunft nicht mehr sehen und haben möchte.
Auch wenn niemand persönlich angesprochen wurde, habe ich mich doch zu einem großen Teil in der wirklich langen Mail angesprochen gefühlt und das war kein schönes Gefühl. Reaktionen der Spieler gab es nur eine und das war eine "ich verstehe das Dich das frustriert, aber ich habe von dem Ganzen Hin und Her gar nichts bemerkt". Der Rest schweigt (aber wir haben seit der email auch noch nicht gespielt).
Mein Tipp, spricht solche Dinge nur an, wenn die "Angeklagten" auch direkt auf die Vorwürfe reagieren können, sonst brodelt das entweder vor sich hin (Leute ärgern sich, sind verunsichert was auch immer...) oder sie haben es bis zum nächsten Mal längst vergessen. Ich vermute zum Gruppengespräch (und erst Recht zum Einzelangriff) hat dem SL die Kraft und der Wille gefehlt (weil das zur Persönlichkeit des SL passt). Man sollte meinen, dass es leichter fällt, wenn man sich schon viele Jahre kennt, aber das ist nicht zwangsweise der Fall. Gerade in so einem Fall hängt eben noch viel mehr dran, als nur ein Spiel und zumindest für mich ist da weder "einfach rausschmeißen" noch "ich gehe dann einfach" eine Option (und schon gar keine Lösung fürs Problem).
Allgemein finde ich, dass man auch mal anderer Meinung sein darf und man nicht wortlos alles schlucken muss, was andere einem vorsetzen. Bei uns war der "Vorfall" in meinen Augen auch nicht ganz unverschuldet vom SL, da er mitten im Spiel eine "neue Spielweise" eingeführt hat, was bei den Spielern zu Verwirrung, Unklarheiten usw. geführt hat. Das hat dazu geführt, dass plötzlich Dinge nicht mehr oder anders funktioniert haben als früher. Mich persönlich hat es beispielsweise frustriert, mitten im Kampf festzustellen, dass die getragene Rüstung meines Helden keinen Kreuzer wert ist (starke Kluft zwischen Schaden und Schutz). Das wir im Gegenzug dem Feind kaum Schaden zufügen konnten, hat mir ebenso wenig geholfen, wie die Aussage vom SL "ich habe mir dabei schon was gedacht". Ich persönlich habe mir da schon mehr Gespräch erhofft, als "Maul halten und runter schlucken" (auch wenn das natürlich nicht so formuliert wird). Wobei eben auch der SL durch solche Diskussionen so genervt war, dass er den Rundumschlag gemacht hat. Kurz gesagt niemand war zufrieden (außer die paar Spieler, die sowieso alles nehmen wie es ihnen der SL vorsetzt und damit glücklich sind).
Da für mich der Ausstieg keine Lösung ist, werde ich mich als Spieler "einfach" den neuen Gegebenheiten anpassen und meinen Helden ingame passend zu den Erfahrungen agieren lassen. Toll finde ich die Vorgehensweise vom SL aber nach wie vor nicht.
"Anpassung" ist für mich eine dritte Option neben Rauswurf oder Gehen und vielleicht auch für Deinen Problemspieler eine Option.
Mein Tipp:
Suche das vier Augengespräch mit dem Problemspieler in einer ruhigen und angenehmen Umgebung ohne Zeitdruck. Auch wenn das direkte Gespräch vielleicht unangenehm ist, würde ich die Sache möglichst nicht am Telefon klären, da Du nicht die Reaktionen des Gegenüber sehen kannst. Selbst im direkten Gespräch ist es schwierig genug, zu erkennen, wie sich der andere dabei fühlt.
Letztendlich muss der Spieler dann entscheiden, ob er mit der neuen "Diskussion armen Weise" weiterhin Spaß haben kann und in der Gruppe bleiben möchte oder nicht.
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch der Spieler frustriert ist. Nichts funktioniert so, wie er das erwartet (Dinge sind zu schwer, NCS sind zu gut, Held fühlt sich wie ein armer Penner an...) und das nervt meiner Erfahrung nach ganz gehörig. Was der eine als spannende Herausforderung wahr nimmt, empfinden andere (wie ich) als permanente Schwäche und haben das Gefühl ständig nur in der Defensive zu sein (immer nur Abstrampeln und das nur mit Glück und ohne Verstand). Dem Gefühl der Hilflosigkeit versucht Dein Spieler vielleicht entgegen zu wirken.
Vielleicht steckt aber auch etwas ganz anderes dahinter. Redet miteinander!
Das mit den "immer nur reiche Helden" finde ich übrigens überhaupt nicht ungewöhnlich. Im Lauf der vielen Jahre Rollenspiel, hatte ich diverse Spieler die nur gutaussehende Helden gespielt haben (ein normaler Held war schon unattraktiv im Kopf) und wehe da hätte irgendwas das Aussehen ruiniert. Andere spielen ausschließlich starke und mutige Helden und wehe die müssen mal "Schwäche" zeigen. Ein reicher Mitspieler spielt hingegen im Spiel ausschließlich arme Penner. Andere spielen niemals einen normalen Helden, sondern immer nur Zauberer (Geweihte, Exoten...). Da hat jeder einfach seine Vorliebe und das kann andere Mitspieler auf Dauer ganz schön nerven.
Ich hatte auch schon meine Streunerphase, die Magierphase, die Kämpferphase, die Dunkelgraue Phase, die Heldenphase, die einfache Bürgerphase... In solchen Phasen spiele ich auch immer wieder den gleichen Typ, bis es mir irgendwann doch zu viel wird. Manchen Spielern wird das aber nicht zu viel
Ich hatte auch mal eine "Regeln sind die Welt" Phase. Damals habe ich mich sehr geärgert, wenn der SL einfach die Regeln ignoriert hat und Dinge mit einem Handwedel aufgelöst hat. Heute bin ich da zum Glück etwas entspannter.