Beiträge von Traumweber

    Ich finde das Thema gar nicht uninteressant :)

    Es stimmt, dass die DSA-Autoren sich redlich bemüht haben, eine Welt, in der überwiegend Gleichberechtigung herrscht zu schildern. Und in vielem ist ihnen das auch gelungen. Aber natürlich bringt jeder Autor (und jeder Spieler) seine eigene Sozialisation mit und es ist nicht einfach, sich vollkommen aus erlernten Rollenzuschreibungen zu befreien. Oft passiert das ganz unbewusst, man merkt es nicht einmal, dass man sich vielleicht doch auf ausgetretenen Pfaden bewegt.

    Nehmen wir die Zwölfgötter:

    Praios – der Göttervater. Zeus lässt grüßen. Offenbar kam kein Mensch auf die Idee, dass die oberste der Zwölf eine Mutter sein könnte, mit einem gänzlich anderen Konzept als dem der Hierarchie, für die Praios steht.

    Rondra – ja, da haben sie sich was gewagt. Eine Frau in Rüstung! ;) Allerdings entspricht sie eher einer Pallas Athene als einem Ares. Der blutige Krieger wird durch den (natürlich männlichen) Kor verkörpert.

    Man kann die Reihe beliebig fortsetzen:

    Efferd – Poseidon

    Travia – Hestia

    Boron – Hades/Hypnos/Thanatos

    Hesinde – wieder Athene

    Firun – ??

    Tsa - ??

    Phex – Hermes

    Peraine - Demeter

    Ingerimm – Hephaistos

    Rahja - Aphrodite

    Was auffällt ist, dass sich bei der Erschaffung von DSA keiner aus den traditionellen Denkmustern herausbewegt hat. Klar, das alles ist lange her, und ich finde es jetzt auch nicht besonders schlimm. Ich stelle nur fest, dass die Rollen wie üblich verteilt sind. Die Frauen sind für Haus, Herd, Liebe, Gelehrsamkeit und Fruchtbarkeit zuständig, die Männer für Tod, Meer, Schlachten, Schmiedekunst und Feuer & Eis. Nur Rondra sitzt wie Athene zwischen allen Stühlen, und Kor ist nur eine Abspaltung Rondras, kein leiblicher Sohn, ganz so, als sei sie (wie Pallas Athene) eine jungfräuliche Göttin, der traditionell zu entrichtende Preis für eine kriegerische Frau.

    Sternenfaenger

    in dem Fall sind beide Rassisten - Nullsummenspiel :)

    Nein, im Ernst. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt. Wenn Alrik bei dem Zwerg in der Schmiede den Blasebalg tritt, kann er sich gegen eine solche Beleidigung schlechter wehren, d'accord? Rassismus wird da virulent, wo Machtverhältnisse eine Rolle spielen. Du kannst jemanden wegen allem beleidigen, aber wirklich schaden kannst du ihm nur, wenn du über mehr Privilegien verfügst als er.

    Wenn ich Sumaro richtig verstanden habe meint er, dass, wenn man die Büchse der Pandora öffnet, man damit rechnen muss, dass sie Dinge enthält, die einem nicht gefallen.

    Wenn es gut läuft, wird ein Konflikt IT ausgespielt, und jedem ist dabei bewusst, dass sein Gegenüber sowohl Spieler als auch SC ist, und dass er diese beiden Personen scharf trennen muss. Sobald man aber wie Nikasia es erlebt hat, den Eindruck bekommt, dass ein Spieler die (rassistischen, sexistischen, wie auch immer diskriminierenden) Ansichten seines SC teilt, wird es unschön. Wenn er, darauf angesprochen, nicht bereit ist das zu reflektieren, kann das mMn durchaus das Ende einer Spielrunde bedeuten.

    Zudem wurde nach Nikasias Schilderung den SC vom SL eine goldene Brücke gebaut, indem die Orkfrau/der Grolm nicht als anonymes „Schwertfutter“, sondern als Individuen, die Angst und Leid empfinden, präsentiert. Da finde ich es schon auch bedenklich, wenn ein Mitspieler seinen SC keinerlei Empathie zeigen lässt, und, darauf angesprochen, auch OT darauf besteht, dass es ja „nur“ Orks seien.

    Ich finde moralische Fragestellungen in einem Abenteuer höchst reizvoll, und wie Ehny bereits sagte, können dabei alle etwas lernen – über sich selbst und über ihre Mitspieler. Manchmal leider auch, dass man in Zukunft lieber nicht mehr mit ihnen spielen möchte.

    Zitat von Traumweber

    Das Wort Rassismus bezieht sich auf Privilegien, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe haben oder eben nicht haben.

    Zitat von Sternenfänger

    Als Freund klarer Sprache kann ich dem Versuch der Neudeutung des Wortes "Rassismus" nicht zustimmen. Für mich ist ein Rassist immer noch jemand, der auf andere Menschen aufgrund eines inherenten Attributs - meist Hautfarbe - herabsieht und draus seine (Miss)Handlungen rechtfertigt. Mit Power & Privilege hat das für mich erst mal nichts zu tun.

    Jemanden schlecht behandeln kann ich aber nur, wenn ich eine privilegierte Position ihm gegenüber einnehme. Insofern hat das schon was mit Machtverhältnissen zu tun, oder? :)

    Rassismus ist und war eigentlich schon immer Teil der Rollenspiele, wobei man natürlich den realen Rassismus schon immer gerne ausklammerte. Diese Form von Rassismus war eigentlich nie das Problem.

    Das muss ja nicht so bleiben :)

    Um das klar zu stellen: Ich will weder Al'Anfa (Sklaverei) noch die Novadis (extremes Patriarchat) oder andere Settings aus der Spielwelt verbannen. Ich finde nur, man kann an der Darstellung arbeiten. Und da sind wir bei DSA mit der Gleichberechtigung schon etwas weiter als mit der Beseitigung rassistischer Klischees, was, wie ich weiter oben schon ausgeführt habe, daran liegen mag, dass der Anteil nicht-weißer Spieler bei DSA sicher gering ist und die Redaktion aus diesem Grund weniger problembewusst sein mag.

    Und wenn jemand wie @Cones sagt, dass sein Aventurien daraus besteht, klassische männliche Helden zu spielen, die von Unholden bedrängte Frauen retten, ist mir das auch recht. Wie gesagt, jeder Spielrunde ihr individuelles Aventurien. Aber das hat nichts mit offiziellen Setzungen zu tun. Die sollten schon reflektierter mit manchen Dingen umgehen.

    EDIT: Rattazustra Du hast ja so recht! Ich bedecke mein Haupt mit Asche. Ich hätte nicht laut denken sollen...

    Zitat von BardDM

    Ich persönlich sehe das nicht als Problem für ein Setting in die SC-Haut einer anderen Rasse als meiner eigenen schlüpfen zu müssen oder sogar in die Haut nichtmenschlicher Rassen.

    Natürlich nicht. Aber darum ging es mir nicht. Etwas darzustellen, was man nicht ist, macht man im Rollenspiel ja andauernd. Es ging mir darum, wie ich mich als nicht-weißer Spieler fühlen würde in einem Setting, das Schwarze, wie du sagst, entweder als „edle Wilde“ oder Sklaven darstellt.

    Zitat von Sumaro

    Sind denn schwarze und weiße Hautfarbe Ausdruck einer anderen "Rasse"?

    Ich bin mir nicht sicher, ob das nur eine rhetorische Frage ist. Weshalb ich sie einfach mal beantworte :)

    Das Wort Rassismus bezieht sich auf Privilegien, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe haben oder eben nicht haben. Der Begriff 'Rasse' ist aus guten Gründen in Deutschland ein No-Go. Im angelsächsischen Raum wird allerdings immer noch von 'race' gesprochen, aber das Wort hat dort einen anderen Kontext. Trotzdem bin ich damit nicht glücklich. Ich halte den Ausdruck für missverständlich, vor allem wenn er in eine deutsche Diskussion eingebracht wird. In diesem Sinne sollte man vielleicht auch nicht mehr von 'Rassismus' sprechen. Es gibt soviel ich weiß nur noch keinen neuen Begriff dafür.

    Die nicht-menschlichen Wesen, Elfen, Zwerge, Orks, Achaz, nehme ich selbstredend aus meinen Überlegungen raus. Die Ärmsten haben irdisch einfach keine Lobby ;)

    Zitat von Rattazustra

    Romantische und sexuelle Beziehungen sind für viele Spieler ein wichtiger Spielinhalt. Gilt das denn nur für Spieler die Cis-normativ sind?! Muss eine lesbische Spielerin denn einen Mann spielen, um im Spiel Beziehungen zu Frauen zu führen? [...]. Schwule, Lesben, Trans und alles was es sonst noch gibt, sind keine "Kulturelemente" um irgendeine Spielregion einzigartig zu machen. So etwas würde LGBTQ# Menschen und Mitspieler praktisch innerhalb der Spielsituation in eine Strafkolonie verbannen.

    Zitat von Sumaro

    Rassismus z.B. ist wieder eine ganz andere Baustelle. Der ist innerhalb einer Fantasywelt ziemlich unproblematisch, solange er eben nicht bestehende rassistische Tendenzen unterstreicht oder bestärkt.

    Gerade bin ich über diesen Satz Sumaros gestolpert. Rattazustra hat (zu Recht) viele Likes bekommen für seinen Beitrag. Jetzt habe ich aber ein Problem, das ungefähr so störend ist wie ein Schluckauf.

    Um zu illustrieren, was ich meine, nehme ich mir die Freiheit und formuliere Rattazustras Satz einfach mal um:

    Ungerechtigkeit und Unterdrückung sind für viele Spieler ein wichtiger Spielinhalt. Gilt das denn nur für Spieler die weiß sind?! Muss eine nicht-weiße Spielerin denn einen Weißen spielen, um im Spiel nicht der ewige Exot zu sein? [...]. Hautfarbe ist kein "Kulturelement" um irgendeine Spielregion einzigartig zu machen. So etwas würde nicht-weiße Menschen und Mitspieler praktisch innerhalb der Spielsituation in eine Strafkolonie verbannen.

    Mir ist bewusst, dass der Titel des Fadens nicht Rassismus und Gleichberechtigung in Aventurien lautet. Nur ist Rassismus vielleicht doch ein Problem unserer gemeinsamen Fantasy-Welt, nur wir merken es nicht beziehungsweise meinen, das vom realen Leben trennen zu können. Was sicher daran liegt, dass die meisten DSA-Spieler 'weiß' sind. (Nur nebenbei: gibt es da Untersuchungen zu? Wäre mal interessant zu erfahren, wie hoch der Anteil nicht-weißer Spieler ist).

    Und schreibt bitte nicht, das ginge jetzt aber wirklich zu weit ;) Auch ich habe noch keine Lösung, will auch gar kein Friede-Freude-Eierkuchen-DSA, ich habe nur bemerkt, dass mir da etwas nicht stimmig scheint und habe deshalb hier ein bisschen laut gedacht. Bin gespannt was ihr dazu meint.

    Yogsothoth Ich sehe das Problem nicht. Es steht ja jedem Spieler frei, einen homophoben Mittelreicher/Al'Anfaner (Verzeih mir Ehnylein)/Tulamiden/Horastani oder was auch immer zu spielen. Oder die offiziell gesetzte Norm gleich ganz zu ignorieren.

    Ich für mein Teil finde es cool, dass in einem Quasi-Mittelalter-Setting etwas möglich ist, das nach den im realen Mittelalter herrschenden Vorstellungen direktemang in die Hölle geführt hätte.

    Und der Zwerg hat durchaus recht, wenn er auf die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität in der irdischen Gegenwart hinweist.

    Interessanter Artikel SirAnArcho

    Ich kann mir gut vorstellen, dass beim LARP die Wahrscheinlichkeit, dass die Grenze zwischen Spieler und Charakter sich manchmal verwischen bzw. fließend sind, höher ist als am P&P-Spieltisch. Trotzdem halte ich eine Überidentifikation mit dem Charakter den man darstellt für nicht ungefährlich. Man sollte schon jederzeit zurück ins RL switchen können.

    Da ich nicht LARPe (das Schwert nutze ich für andere Zwecke ;) ), kann ich nur von meinen Erfahrungen am Spieltisch sprechen. Und da ist es unleugbar so, dass meine OT-Person in meine Charaktere einfließt, was von Char zu Char sehr unterschiedliche Formen annehmen kann, da es durchaus auch im RL ungelebte Aspekte sind, die da zum Tragen kommen. Ich könnte auf jeden Fall nur sehr schlecht eine Person spielen, deren Ansichten ich ablehne, dazu reicht meine Schauspielkunst nicht :)

    Ein Punkt allerdings unterscheidet meine Charaktere grundlegend von meiner RL-Person: sie halten Gewalt für vielleicht nicht die beste, aber durchaus für eine akzeptable Möglichkeit, Probleme zu lösen.

    Vorausgeschickt: Ich habe nicht jeden Beitrag dieses Threads gelesen. Sollte ich also etwas wiederholen, was andernorts bereits geschrieben wurde, ignoriert meinen Post einfach :)

    Die Frage die ich mir stelle ist: Kann man den beklagten Mangel an charismatischen NSC mit ordentlich Hintergrund und glaubwürdiger Geschichte nicht einfach selbst beseitigen?

    Ich benutze vor allem die Regionalbände als oft großartigen Steinbruch für meine eigenen Ideen. Taucht da irgendwo eine Figur auf, in der ich Potential sehe, bin ich sogar manchmal froh, dass mir ungenügendes Quellenmaterial die Freiheit schenkt, diesem Charakter (m)einen Hintergrund zu geben, ihn weiterzuentwickeln, vielleicht auch gegen den aventurischen Strich zu bürsten. Und wenn ihm erst einmal Leben eingehaucht wurde, mögen ihn meine Spieler, sie werden ihn nicht vergessen und ich kann ihn an anderer Stelle wieder auftauchen lassen, vielleicht erst Ingame-Jahre später, in denen durchaus einiges geschehen sein kann, und alle Beteiligten freuen sich, weil sie den NSC liebgewonnen haben oder ihn abgrundtief hassen, vielleicht aber gerade auch weil er nicht klar in eine der beiden Kategorien einzuordnen ist :)

    Galotta ist an seinem Begehren gescheitert und nicht daran, dass er ein Freigeist war, der auf ketzerische Abwege geriet? Soll vorkommen. Al Capone hat zuletzt ein Steuervergehen das Genick gebrochen und nicht die Morde, die er beging oder begehen ließ ;)

    Wenn einem etwas nicht gefällt, kann man bei redaktionell gesetzten wichtigen NSC zumindest die Gewichtung verschieben. Es war also nicht eine unerfüllte (unterstellte) Leidenschaft für Nahema, sondern die Konkurrenz zwischen zwei ganz Großen ihres Fachs, die Galotta das Verderben brachten :)

    Wenn die Rollenspielgruppe aus Musikern besteht...

    Gruppe steht vor verschlossener Tür mit Türklopfer.

    Spieler 1 (im RL Schlagzeuger): "Ich klopfe."

    Meister (im RL Gitarrist): "Wie klopfst du? Dadam? dadadam? Oder wie?"

    Spieler 2 (im RL Percussionist): "Spiel den richtigen Groove und tritt ein."

    Klares Nein. Mir wäre wohler ohne Facebook & all die anderen Datenkraken, die, wie man in den letzten Tagen mal wieder erfahren konnte, nicht gerade verantwortungsvoll damit umgehen, was ihnen mehr oder weniger freiwillig so alles anvertraut wird.

    EDIT: wäre damit dann auch das Like-Däumchen weg? Fände ich gut, das führt nämlich auch zu FB :gemein:

    (Natürlich bedanke ich mich trotzdem artig bei Tengwean und Sorcerer für die Likes *knicks* ;) )

    Ich teile Rogolans Begeisterung. Der Film ist absolut sehenswert. Er ist weniger düster als Pans Labyrinth (den ich trotzdem ebenfalls großartig finde). Er ist zärtlich, humorvoll, schräg, verträumt und wunderschön anzusehen. Und er lehrt uns eine Menge über Menschlichkeit.

    Giles: "We can do nothing! I'm sorry! But this, this, this is just - Oh God, it's not even human. God!"

    [Elisa follows Giles into the hallway and hits the wall to get his attention]

    Giles: "What?"

    Elisa: [in sign language] 'If we / do nothing / neither are we.'

    Sollte man sich über den Spiegel hängen und jeden Morgen nach dem Aufwachen lesen.