Ich finde das Thema gar nicht uninteressant
Es stimmt, dass die DSA-Autoren sich redlich bemüht haben, eine Welt, in der überwiegend Gleichberechtigung herrscht zu schildern. Und in vielem ist ihnen das auch gelungen. Aber natürlich bringt jeder Autor (und jeder Spieler) seine eigene Sozialisation mit und es ist nicht einfach, sich vollkommen aus erlernten Rollenzuschreibungen zu befreien. Oft passiert das ganz unbewusst, man merkt es nicht einmal, dass man sich vielleicht doch auf ausgetretenen Pfaden bewegt.
Nehmen wir die Zwölfgötter:
Praios – der Göttervater. Zeus lässt grüßen. Offenbar kam kein Mensch auf die Idee, dass die oberste der Zwölf eine Mutter sein könnte, mit einem gänzlich anderen Konzept als dem der Hierarchie, für die Praios steht.
Rondra – ja, da haben sie sich was gewagt. Eine Frau in Rüstung! Allerdings entspricht sie eher einer Pallas Athene als einem Ares. Der blutige Krieger wird durch den (natürlich männlichen) Kor verkörpert.
Man kann die Reihe beliebig fortsetzen:
Efferd – Poseidon
Travia – Hestia
Boron – Hades/Hypnos/Thanatos
Hesinde – wieder Athene
Firun – ??
Tsa - ??
Phex – Hermes
Peraine - Demeter
Ingerimm – Hephaistos
Rahja - Aphrodite
Was auffällt ist, dass sich bei der Erschaffung von DSA keiner aus den traditionellen Denkmustern herausbewegt hat. Klar, das alles ist lange her, und ich finde es jetzt auch nicht besonders schlimm. Ich stelle nur fest, dass die Rollen wie üblich verteilt sind. Die Frauen sind für Haus, Herd, Liebe, Gelehrsamkeit und Fruchtbarkeit zuständig, die Männer für Tod, Meer, Schlachten, Schmiedekunst und Feuer & Eis. Nur Rondra sitzt wie Athene zwischen allen Stühlen, und Kor ist nur eine Abspaltung Rondras, kein leiblicher Sohn, ganz so, als sei sie (wie Pallas Athene) eine jungfräuliche Göttin, der traditionell zu entrichtende Preis für eine kriegerische Frau.