Beiträge von Wobinnich Wasmachichnur

    Ok, wenn das tatsächlich so der Kodex ist, finde ich das auch nicht besonders toll. Wobei ich meine, mich zu erinnern, dass irgendwo stand, dass man bei Phexgeweihten ohnehin nicht wirklich von einem "Kodex" sprechen kann, im Sinne von Dogmen wie man sie bei Praios findet. Das weicht das Ganze sicher wieder etwas auf.

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    Und da ist dann wieder die Frage, wie so eine Person sich wirklich um Gläubige kümmern kann

    Ich glaube, das geht bei einem Phexgeweihten nur sehr indirekt: Er wird im besten Fall Dinge vorleben oder versuchen, Denkanstöße zu geben. Nachdenken und sich um seine Seele kümmern muss der Gläubige dann schon selbst. Das finde ich auch so sympathisch daran. Es ist weniger belehrend und von oben herab als bei den anderen Göttern.

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    Das Problem ist: wer sich keine Last auflädt, tendiert dazu entweder kein Gewissen zu haben oder aber kriegt es noch nicht einmal mit, dass er gerade etwas Unrechtes getan hat

    Natürlich. Und das ist die Verführung, die für Phexgläubige immer da ist. Das gleichgültig und zynisch werden, weil man nichts mehr ernst nimmt und alles nur noch Spiel ist. Genauso wie der Praios-Anhänger immer in der Gefahr schwebt, in seinen Dogmen zu erstarren, was sich dann ebenso schnell ins Böse umkehren kann. Was bei beiden Schutz gegen das Böse ist, kann auch bei beiden schnell ins Schlechte umschlagen.

    Das ist mal eine schöne Diskussion. Ich schließe mich auch mal mit ein paar Gedanken an. Vorausgeschickt gestehe ich gleich, dass mir Phex von allen Göttern der mit Abstand sympathischste ist.

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    Sie sollen nichts ohne Gegenleistung tun.

    Da würde mich mal interessieren, wie sehr das eigentlich wirklich Teil des Phexischen „Codex“ ist. Ich habe leider kein Götterbuch zur Hand und kann das daher nicht nachschlagen. Habe mich vor einiger Zeit aber mal mit der phexischen Haltung zu Geschenken auseinandergesetzt, weil das in unserer Schatten&Sternenglanz-Kampagne kurz mal Thema war, und habe da nichts dazu gefunden, dass Geschenke bei Phex-Anhängern irgendwie verpönt wären. Aber das kann ich auch übersehen haben. Da wäre ich mal für eine Quelle dankbar.

    Für mich war Phex auch nie ein wirklich „guter“ Gott.

    MI zum Abenteuer "Der Orkenhort":

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    Der Orkenhort ist für mich immer ein hübsches Beispiel für die eher makabere Seite dieser Gottheit (auch wenn die bösen Spielchen natürlich auch eine Lehre beinhalten: Spiele auf Gewinn, aber werde nicht habgierig.)

    Allem voran ist Phex für mich aber vor allem eins: Ein sehr verspielter Gott. Und das ist wohl auch das, was ihn mir so sympathisch macht. Wenn er überhaupt eine Lehre hat, ist das für mich daher vor allem auch: Die Dinge nicht allzu ernst zu nehmen. Nicht verkniffen zu sein oder melancholisch, verbissen oder niedergeschlagen. Sondern mit Leichtigkeit das eigene Schicksal anzupacken. Nimm dich selbst nicht zu ernst. Nimm deinen Besitz nicht zu ernst. Nimm die Welt nicht so ernst. Nimm selbst die Götter nicht zu ernst. Nimm die von mir aufgestellten Regeln im Zweifelsfall nicht so ernst.

    Aus diesem Grund führen sich meiner Meinung nach Beichten in der phexischen Sphäre auch selbst ad Absurdum. Denn das Bedürfnis zur Beichte setzt ja eine Art katholisch-ängstliches schlechtes Gewissen voraus, das dem Fuchs sicherlich ziemlich zuwider sein dürfte (womit ich hier natürlich keine Katholiken beleidigen möchte :))

    Gerade diese Leichtigkeit und dieser (sicherlich auch oft böse) Humor sind denke ich Phexens größter Schutz vor den Versuchungen der Dämonen. Wenn der Gläubige sein Leben in diesem Sinne angeht, verliert die Beichte auch ein Stück weit ihre Notwendigkeit: Wer seiner Seele keine Last auflädt, hat auch keinen Grund, sie zu entlasten. Und wenn du trotzdem einer dämonischen Versuchung verfallen bist – na dann befreie dich doch einfach wieder davon…

    Daneben steckt da sicher auch sehr viel Teuflisches drin. Die diabolische Lust an Widerspruch und Verneinung: „Der Vertrag ist heilig? - Ja stimmt. Aber…“ - „Du glaubst also, du bist mächtig? Ja, stimmt. Aber…“. Etc.

    Das Spiel mit dem Konjunktiv: Die Welt ist so und so, glaubst du? Aber sie könnte stattdessen doch auch so und so sein. Warte, ich beweise es dir… Oder: Du glaubst, ohne dies oder das kannst du nicht leben? Warte, ich nehme es dir weg und dann schauen wir mal... Etc. Das sind dann meist sehr bösartige Streiche, aber sicherlich auch oft mit lehrreichem Gehalt für die Opfer (und das nicht nur in dem banalen "Pass in Zukunft halt besser auf deine Sachen auf"-Sinn)

    Als Spieler da eine gute Balance zu finden und nicht nur ein Arschloch oder ein platter Robin Hood-Dieb zu sein, ist sicherlich eine hübsche Herausforderung. Aber ich finde gerade das sehr spannend.

    Leute, das ist doch ganz einfach! Man muss nur mal einen Blick ins Original werfen. :idee:

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    Heidegger schrieb:
    Das Wesen der Wahrheit enthüllt sich als Freiheit. Diese ist das ek-sistente, entbergende Seienlassen des Seienden. Jedes offenständige Verhalten schwingt im Seinlassen vom Seienden und verhält sich jeweils zu diesem oder jenem Seienden. Als Eingelassenheit in die Enbergung des Seienden im Ganzen als einem solchen hat die Freiheit alles Verhalten schon auf das Seiende im Ganzen abgestimmt. Die Gestimmtheit (Stimmung) lässt sich jedoch nie als „Erlebnis“ und „Gefühl“ fassen, weil sie dadurch nur um ihr Wesen gebracht und aus solchem her (dem „Leben“ und der „Seele“) gedeutet wird, was ja selbst nur den Schein eines Wesensrechtes behaupten kann, solange es die Verstellung und Missdeutung der Gestimmtheit in sich trägt. Eine Gestimmtheit, d.h. eine ek-sistente Ausgesetztheit in das Seiende im Ganzen, kann nur „erlebt“ und „gefühlt“ werden, weil der „erlebende Mensch“, ohne das Wesen der Stimmung zu ahnen, je in eine das Seiende im ganzen entbergende Gestimmtheit eingelassen ist. Jedes Verhalten des geschichtlichen Menschen ist, ob betont oder nicht, ob begriffen oder nicht, gestimmt und durch diese Stimmung hineingehoben in das Seiende im Ganzen. Die Offenbarkeit des Seienden im Ganzen fällt nicht zusammen mit der Summe des gerade bekannten Seienden. Im Gegenteil: wo für den Menschen das Seiende wenig bekannt und durch die Wissenschaft kaum und nur roh erkannt ist, kann die Offenbarkeit des Seienden im Ganzen wesentlicher walten als dort, wo das Bekannte und jederzeit Kennbare unübersehbar geworden ist und der Betriebsamkeit des Kennens nicht mehr zu widerstehen vermag, indem sich die technische Beherrschbarkeit der Dinge grenzenlos gebärdet…

    So, jetzt dürfte doch eigentlich alles klar sein.
    Aus dem oben Gesagten lässt sich ganz logisch das Folgende ableiten:

    1.
    Heidegger war ein miserabler Philosoph, der sich nicht ausdrücken und nicht verständlich machen konnte, was er durch eine alberne, schwammige Geheimsprache zu kaschieren versuchte, die seine Schüler begeistert nachgeahmt haben.

    2.
    Aus 1 folgt: Heidegger war ein Maraskaner!

    3.
    Aus 2 folgt: Die Frage, ob eine These wie das „Seinlassen des Seienden“ in Aventurien möglich ist, ist mit einem klaren Ja zu beantworten (natürlich nur dann, wenn dabei zugleich akzeptiert wird, dass man durch diese Gestimmtheit in das Seiende im Ganzen hineingehoben ist).


    Als ernsthafte Anmerkung und Anregung sei noch auf Meister Eckhart, einen ketzerischen Mystiker des Mittelalters verwiesen, der das Seinlassen alles Seienden (er drückte es etwas anders, aber durchaus ähnlich aus) als einzigen Weg zu Gott (und damit zur Wahrheit) propagierte.
    Inwieweit die Thesen Meister Eckharts mit denen von Heidegger vergleichbar sind, kann ich nicht beantworten, da ich mich weder mit dem einen noch dem anderen genügend auskenne. Klar dürfte aber sein, dass Meister Eckhart eher nach Aventurien passt (und zwar auch ins Mittelreich) als Heidegger, den es dort hoffentlich niemals geben wird...