Der Ehrenkodex / Moralkodex der Rondrianer - seine Ausprägungen

  • Ja aber ... kommt euch das beim Drüberlesen nicht selber komisch vor?

    Was für ein Fantasy - Rollenspiel soll das sein, wo ich den Räuber nicht in der Mitte spalten kann und mit dem Raubritter erst noch den Kampfplatz und die Waffen aushandeln muss?

    Der Kodex des Rondrianers sagt aus, das er nicht das Bierfass des Räuberlagers vergiftet ( wobei gegen Betäubungsgift nichts zu sagen wäre ), er Bauer Balrik nicht verneint, dessen Kinder aus der Orkhöhle zu retten und wenn ein Duell ansteht, dann wird mit vergleichbaren Waffen gekämpft. Das wars schon. Alles andere ist Firlefanz.

    Ob er den gegnerischen Bauernhaufen mit dem Pferd umreitet? Klar, denn nicht er hat sie in die Schlacht geschickt sondern Paktierer Finstermann - und der Tod der Bauern wird seine Seele noch viel viel eher in die Niederhöllen senden.
    Ein Schuss mit der Armbrust, wenns nötig ist? Dann machen wir heute eine Stunde länger Schattenfechten.

    Das ist ein Spiel und keine Wirklichkeitssimulation. Ich will spielen und mir nicht Gedanken machen müssen was Fantasielos-Autor 1 auf Seite 153 im Büchlein "Schwurbel, Schnatter, Plapperei" hingetextet hat, weil er gestern seine Soziologie-Prüfung geschaft und dannach eine Stunde Schwertfechten hatte.

    Ein Rondrianer ist auch nur eine Klasse wie die anderen, mit ein bisschen besserer Startausrüstung und etwas mehr Wumms, dafür darf er halt nicht selber irgendwo Schlösser knacken oder Schläfer meucheln. Der DSA-Paladin halt. Mehr ist da nicht.

  • Mir fielen jetzt auf Anhieb einige Situationen ein. Gerade z.B. wenn es sich beim Gegenüber um einen Dämonenpaktierer handelt z.B..
    Und wie kommst du überhaupt darauf, dass es nicht ehrenhaft sei, Gegner nach Schicht und Kultur zu differenzieren? Das ist in einem Standessystem sogar immer der Fall. Der Begriff von genereller Ehrenhaftigkeit und Satisfaktionsfähigkeit aber ebenso ob es ehrenhaft ist, seine Mittel gegen jeden Feind einzusetzen, sind sogar innerhalb der Rondrakirche enorme Streitpunkte.

    Was für Situationen sollen dass denn sein? Ein Gegner ist ein Gegner ist ein Gegner.
    Und ja, nicht jeder ist Satisfaktionsfähig. Das heißt dann aber nicht, dass ich den Strauchdieb niederreite. Das bedeutet, dass ich den pöbelnden Bauer in der Kneipe nicht zum Schwertduell fordere, sondern entweder die Stadtwache benachrichtige, dass sie sich seiner annimmt (wenn ich der Meinung bin es sei unter meiner Würde sich mit dem Pöbel abzugeben), oder dass ich ihm eine Tracht Prügel (mit den Fäusten) verpasse. Oder wenn der 13järige Bursche mich mit seinem Schwert bedroht - dann schlage ich ihm (eventuell mit der blossen Hand) die Waffe aus der Hand und lege ihn übers Knie.
    Aber ein "Strauchdieb", der sich mir bereits mit gezückter Waffe entgegenstellt, einfach niederzureiten, ist ehrlos, eines rondrianers unwürdig, und ein krasser verstoß gegen seinen Kodex. Die Optionen, die der Rondrianer hier m.E. hat sind:
    - den Strauchdieb ignoririeren, weil er unter der eigenen Würde ist - was aber äußerst bedenklich wäre und im Widerspruch mit dem Eid "die zwölfgöttliche Ordnung zu schützen" steht, also eigentlich doch keine Option
    - ihm die Waffe aus der Hand schlagen, ihm eine Tracht Prügel verpassen und vor den Kadi schleifen
    - ihm in einem Kampf mit gleichen bzw. vergleichbaren Waffen entgegentreten


    Wo verbietet der Kodex denn einen Strauchdieb niederzureiten anstatt sich ihm im Duell mit dem Knüppel zu stellen?

    In dem Passus "Gegner mit gleichen bzw gleichartigen Waffen" entgegenzutreten. Das Pferd, oder schon das Kämpfen vom Pferd, gegen einen zu Fuß kämpfenden, ist definitiv nicht "mit gleichen Waffen bekämpfen".



    Ist der Kodex der Rondrakirche irgendwo in Stein gemeißelt? Folglich auf ganz Dere identisch?

    Und selbst wenn der allgemeingültig irgendwo niedergeschrieben ist... das ist nur Text. Texte kann man auslegen wie man will. Oder geht das in Aventurien etwa nicht?

    Damit möchte ich nun nicht den wahllos mordenden Rondrianer legitimieren, aber manchmal habe ich schon das Gefühl, dass es scheinbar nur eine Art von Rondrianer geben kann und das ist dann derjenige, der sich so eng an seinen Kodex hält, dass er zur Witzfigur verkommt.

    Laut Fluff gibt es wohl unterschiedliche Auslegungen... aber: Regeltechnisch haben alle den gleichen Nachteil. Sie alle haben eine Prinzipientreue, einen Moralkodex, und bekommen gleich viele GP daraus. Da sollte es in meinen Augen innerhalb der Kernthemen (was ist ein Ehrenhafter Kampf) keine Unterschiede geben dürfen, im Besonderen nicht auf das eigene Verhalten
    Ob man Magier, die Kampfmagie einsetzt, ablehnt, duldet oder als ehrenhaft betrachtet ist ja keine Frage, die das eigene Kampfverhalten beeinflusst - Rondrianer sind nunmal keine Magier, können solche Zauber also selbst nicht einsetzen - wäre eine Frage, über die man sich uneinig sein kann. Aber darüber, das "einen Strauchdieb einfach niederreiten" unehrenhaft ist, sollten sich m.E. mindestens 110% aller noch lebenden Rondrianer einig sein. Und ja, in meinem Aventurien ist das auch so, und SPieler, die einen Rondrianer mit abweichender Meinung spielen wollen, haben es bei mir schwer.

    Und nein, das lässt sie nicht zur "Witzfigur" verkommen, im Gegenteil. Ich habe selbst einen solchen ROndrianer gespielt, und einen weiteren von einem anderen Spieler als SL erlebt. Gerade weil sie sich streng an ihren Kodex halten, nicht herumargumentieren aber man kann das doch so oder so auslegen", sondern schon von vornherein die weniger freie Auslegung heranziehen, gerade darum sind/waren sie alles andere als Witzfiguren, sondern glaubwürdige, vorbildliche, heroische Charaktere, und kein "ich leg mir alles zu meinen gunsten aus"-Pöbel.

  • Ist der Kodex der Rondrakirche irgendwo in Stein gemeißelt? Folglich auf ganz Dere identisch?

    OT ja, da alle RG, egal, welche Senne, welcher Strömung und welcher Herkunft, den gleichen Kodex haben. Der ist einmal mit GP gepreist und in WdG einmalig fest verbindlich angegeben.
    IT klingt es immer mal wieder durch, dass es durchaus Unterschiede gibt (Fernkampf oder nicht z.B.), aber die grundlegenden Eckdaten sind immer gegeben und gleich.
    Der rondrianische Kodex ist allerdings eben nicht eine Abhandlung, die man jungen Novizen in die Hand drückt, mit der Auflage, ihn zu lesen und auswendig zu lernen, sondern er wird ihnen als moralische Instanz über Jahre hinweg als tiefsitzende, innerste Überzeugung eingetrichtert. Sie verinnerlichen ihn, sie sehen ihn als Messlatte für sich selber an, und halten sie sich nicht dran, bekommen sie aus sich heraus ein schlechtes Gewissen, weil sie aufrecht überzeugt sind, etwas Schlechtes getan zu haben.


    Wo verbietet der Kodex denn einen Strauchdieb niederzureiten anstatt sich ihm im Duell mit dem Knüppel zu stellen?

    Von welchem Kodex genau sprechen wir? Ritter, Krieger, SG, RG?
    Der RG hat da tatsächlich einige Auflagen, die ihm das verbieten.


    (der Schaden dürfte aventurisch niemals ausreichen selbst einen altersschwachen Strauchdieb zu töten).

    Mit Niederreiten wohl tatsächlich eher nicht.
    Mit Trampeln etwa u.U. (2W6+5)x2 schon.
    Aber zum einen sind Rondrianer von aus aus keine berittenen Kämpfer, und mit Streitross auf den einen Gegner druff, statt abzusteigen, verstößt eben den Kampf 1 gegen 1, und der gleichwertigen Waffe, wie Turajin schon drauf verwies.


    Wer sich dem Geweihten "so wie er ankommt" entgegenstellt, schreit ihm die Herausforderung doch praktisch entgegen und akzeptiert die Kampfbedingungen

    Und der Geweihte gibt die Kampfbedingungen vor durch seine Waffenwahl und wie er auftritt und was er für passend hält? Ich würde eher sagen, Situation und
    Kodex des Geweihten geben die Kampfbedingungen vor. Der Geweihte kann und muss und möchte sich anpassen.


    Ja aber ... kommt euch das beim Drüberlesen nicht selber komisch vor?

    Nein, ebenso wenig wie Dir Deine Beiträge.^^

    Wo wird denn ein Bauernhaufen von einem Paktierer geschickt? Was hat ein (politisch neutraler) RG mit aufständischen Bauern zu tun, dass er sich ihnen entgegenstellt?
    Bruch des Kodex ist nicht pro forma halber ein bisschen Buße vorgeben, damit jeder sehen kann, dass er brav ist, sondern kräftiger Abzug auf alles, was man macht, solange das schlechte Gewissen anhält, und das ist länge als eine pro-forma-Stunde am Nachmittag.

    Ich möchte auch spielen, und zwar nicht den Typen, der alle idealistisch-romantische Ideale vorgeblich in sich vereinigt, aber trotzdem fast alles tun darf, weil es die Situation hergibt, man das eh nicht so eng sehen muss, weil es der andere ja auch macht, oder weil der andere eh nicht gleichwertig ist, und weil, es eben praktisch ist, und der nur darauf beschränkt ist, keine Schlösser aufzuknacken und niemanden zu meucheln.

  • Aber ein "Strauchdieb", der sich mir bereits mit gezückter Waffe entgegenstellt, einfach niederzureiten, ist ehrlos, eines rondrianers unwürdig, und ein krasser verstoß gegen seinen Kodex. Die Optionen, die der Rondrianer hier m.E. hat sind:

    Wieso ist das ein Verstoß gegen den Kodex? Im Kodex steht doch wortwörtlich drin, dass man jeder Herausforderung begegnen soll und das es unterschiedliche Arten gibt dies zu tun. Da ist keinerlei Anweisung, wem man wie zu begegnen hat, sondern dass man selbst das Mittel finden muss, welches einem angemessen erscheint. Dem Burschen mit der Klinge in der Hand würde man in der Tat vielleicht eine Standpauke halten oder ihn waffenlos angehen. Der abgerissene Strauchdieb, der einen Rondrianer überfallen will, hat aber keineswegs das "Recht" sich darauf zu verlassen. Die Formulierung ist so getroffen, dass es am Spieler selbst liegt, die Mittel zu finden.

    In dem Passus "Gegner mit gleichen bzw gleichartigen Waffen" entgegenzutreten. Das Pferd, oder schon das Kämpfen vom Pferd, gegen einen zu Fuß kämpfenden, ist definitiv nicht "mit gleichen Waffen bekämpfen".

    Den Passus finde ich nicht in den Geboten. Ohnehin drückst du dich darum, darauf einzugehen, wie mit Rondras heiligstem Artefakt, dem Donnersturm zu verfahren ist. Das ist ein Kriegswagen mit Schlachtrössern gezogen. Der ist eigentlich immer "unfair", wenn man ihn einsetzt. Aber offenbar findet Rondra es in Ordnung, dass ihre Auserwählten mit Kawumm durch die Reihen der Feinde brechen können.

    Und nein, das lässt sie nicht zur "Witzfigur" verkommen, im Gegenteil. Ich habe selbst einen solchen ROndrianer gespielt, und einen weiteren von einem anderen Spieler als SL erlebt. Gerade weil sie sich streng an ihren Kodex halten, nicht herumargumentieren aber man kann das doch so oder so auslegen", sondern schon von vornherein die weniger freie Auslegung heranziehen, gerade darum sind/waren sie alles andere als Witzfiguren, sondern glaubwürdige, vorbildliche, heroische Charaktere, und kein "ich leg mir alles zu meinen gunsten aus"-Pöbel.

    Was ist daran heroisch einen Strauchdieb mit dem Schwert oder mit der Faust zu verdreschen?
    Außerdem spricht niemand von "ich leg mir alles zu meinen Gunsten aus" sondern davon, dass es in einem Ständesystem natürlich Unterscheidungen gibt, die ein Mitglied dieser Spielwelt trifft und das es durchaus im Kodex den Raum dafür gibt, diese Unterscheidungen zu treffen. Daran ist nichts ehrenrühriges und auch kein Grund persänlich zu werden, in dem man andere Auslegungen als "Pöbel" bezeichnet.

    Aber zum einen sind Rondrianer von aus aus keine berittenen Kämpfer, und mit Streitross auf den einen Gegner druff, statt abzusteigen, verstößt eben den Kampf 1 gegen 1, und der gleichwertigen Waffe, wie Turajin schon drauf verwies.

    Es gibt diesen Passus aber nicht im Moralkodex...

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  • Rechtfertigen wir gerade die Darstellung von Spielercharakteren anhand der uns gegebenen Regeln? Da zäumt man das Pferd von hinten auf, finde ich...

    Regeln abstrahieren doch nur die Spielwelt um diese eben in Werten darstellen zu können. Die Auslegung sich so eng an Regeln zu halten würde für mich dann bedeuten, dass es genau nur einen Rondrianer geben kann und alle SCs die Rondrianer sind komplett identisch sind (von belanglosen Details wie Namen, Herkunft, usw. abgesehen).

    Überspitzt gesprochen bedeutet das, dass sich jeglicher Anreiz zum Rollenspiel zwischen zwei SC Rondrianern erübrigt, da sie sich ja sowieso in allem einig sind, warum also noch reden?

    Hängt wohl davon ab wo der persönliche Fokus beim Rollenspiel liegt, aber ich denke da erleiden die übrigen Spieler nun keine weltbewegenden Nachteile, wenn der eine SC seinen Kodex in einem Aspekt etwas lockerer auslegt, im Gegenzug dafür einen anderen dann vielleicht sogar etwas extremer vertritt.

    Nur eine exakte Auslegung zuzulassen wäre sinnig wenn das Spiel so simpel wäre, dass ein wirkliches Balancing gegeben wäre. Aber welches Rollenspiel ist das schon? DSA sicher nicht.

  • Wieso ist das ein Verstoß gegen den Kodex? Im Kodex steht doch wortwörtlich drin, dass man jeder Herausforderung begegnen soll und das es unterschiedliche Arten gibt dies zu tun. Da ist keinerlei Anweisung, wem man wie zu begegnen hat, sondern dass man selbst das Mittel finden muss, welches einem angemessen erscheint.

    Falsch. Da steht nicht, dass man so vorgehen soll, wie "man es für angemessen hält", sondern "wie es angemessen ist". Da ist m.E. kein Interpretationsspielraum. Es geht da nicht um ein subjektives Angemessenheitsempfinden, sondern um ein absolutes, vom Individuum losgelöstes. Einen Gegner der über keine passende Wehr (z.B. Schild und Pike) verfügt niederzureiten ist unverhältnismäßig und damit unrondrianisch.

    Was ist daran heroisch einen Strauchdieb mit dem Schwert oder mit der Faust zu verdreschen?Außerdem spricht niemand von "ich leg mir alles zu meinen Gunsten aus" sondern davon, dass es in einem Ständesystem natürlich Unterscheidungen gibt, die ein Mitglied dieser Spielwelt trifft und das es durchaus im Kodex den Raum dafür gibt, diese Unterscheidungen zu treffen. Daran ist nichts ehrenrühriges und auch kein Grund persänlich zu werden, in dem man andere Auslegungen als "Pöbel" bezeichnet...

    Doch, es geht hier um "sich zurecht legen". Sobald man sich eine Begründung für eine Ausnahme von der Regel sucht, ist es ein "sich zurecht legen". Und ein streng Prinzipentruer Rondrianer würde nunmal so einen nach "ach, wenn der Gegner diesen Stand hat oder an jenes glaubt oder wir diesen Tag haben oder blablubbsülz" argumentierenden Krieger/Kämpfer/wasauchimmer als "ehrlosen Pöbel" bezeichnen. Vielleicht nicht so direkt, vielleicht nicht öffentlich, aber er würde ihn dafür halten, denn darauf (ehrlos) läuft es letzendlich hinaus.

    Sobald ein Kodex unter irgendwelchen Umständen nicht mehr greift, ist es kein Ehrenkodex mehr. WIe schon bereits gesagt: in meinen AUgen ist bereits der Gedankengang "unter welchen Umständen könnte Regel X nicht gelten oder freier ausgelegt werdden" bereits ehrlos. Wer einen Ehrenkodex hat, sucht nicht einen Weg sich vor den Auflagen zu drücken. Der legt ihn selbst streng aus, im Zweifelsfalle so streng wie möglich. Wann immer ein "darf ich das oder nicht" nicht eindeutig geregelt ist, tendiert der wirklich ehrenhafte eher zu "nein, darf ich nicht". Ein "wenn es nicht 1000%ig verboten ist, ist es erlaubt" ist keine Denkweise, die jemand, der einem Kodex folgt, haben würde.

    Das Problem hier ist: die Spieler sehen in dem Kodex eine Einschränkung, die sie umgehen wollen, weil sie ihnen das "yea, voll cool krasse Aktion"-Spiel eingrenzen. Weil sie ihren Charakter dann nciht effizient genug spielen können.
    Aber der Charakter sieht darin keine Einschränkung, zumindest keine Störung. Dieses sich freiwillig einschränken, nicht nach Effektivität sondern nach Moral, Ehre und Tugend streben, das ist es worauf es dem Charakter ankommt. Wer das nicht spielen will, wer sich an Prinzipientreue stört nd keine Lust hat, die auszuspielen (denn nur daraus resultiert eine solche Diskussion ja), der sollte es lieber lassen und statt einem Rondrageweihten einen Söldner spielen. Genau darum gibt es die ja als Proffession.

  • Das ewige, leidige Thema...

    Zunächst einmal sei angemerkt: Der Rondrakodex müsste im Vergleich zu anderen ja eigentlich mehr GP Wert sein, und je nach Senne und Glaubensrichtung geht er, in spielerisch durchaus relevanten Fragen, auch recht weit auseinander. Von "muss gleich sein da alle gleiche GP bekommen" kann man da wirklich nicht sprechen.

    Die Grundlegende Frage bei diesem ganzen Thema ist ob man diesen relativ vagen Begriff der Ehre - und alles was daran hängt - modern oder zeitgenössisch auslegt. Da das jeder machen kann wie er will werden wir hier auch nie eine abschließende Einigung erzielen. Ich sehe das weitgehend so wie x76 und Sumaro und kann nur jedem angehenden Spieler eines Rondrianers empfehlen sich selber mit dem Fluff zu beschäftigen, ehe man sich einreden lässt was man als Rondrianer alles nicht darf.

    Und konstruierte Beispiele die in der Praxis kaum eine Rolle spielen bringen uns wie üblich auch eher wenig weiter.

    Eine letzte Sache noch: Der Kodex des Rondrianers ist in vielen, ich würde sagen den meisten, Situationen in irgendeiner Form widersprüchlich. Es ist gar nicht möglich sich ständig in jeder Form
    an ihn zu halten, im gegenteil, man muss eher ständig abwägen auf welche Weise man ihn am besten einhält. Dazu kann auch mal gehören das man jemanden mit seinem Pferd über den Haufen reitet (in der Schlacht sowieso), ein andermal dann aber nicht.

    Ich sehe im Kodex Vorallem eine schöne Möglichkeit zum Rollenspiel. Wenn man das nicht tut sollte man sich das spielen eines Geweihten wohl sowieso noch einmal überlegen. Und gerade die Widersprüche machen den Rondrageweihten so interessant.

    2 Mal editiert, zuletzt von Goltron (28. Dezember 2016 um 14:13)

  • Da steht nicht, dass man so vorgehen soll, wie "man es für angemessen hält", sondern "wie es angemessen ist". Da ist m.E. kein Interpretationsspielraum. Es geht da nicht um ein subjektives Angemessenheitsempfinden, sondern um ein absolutes, vom Individuum losgelöstes. Einen Gegner der über keine passende Wehr (z.B. Schild und Pike) verfügt niederzureiten ist unverhältnismäßig und damit unrondrianisch.

    Woher nimmst du das? Das steht da an der Kodex-Stelle nicht. Was angemessen ist, steht da nämlich auch nicht. Es sind Auszüge davon, was man machen könnte. Es sind keinerlei Verhaltensregeln oder Vorschriften gegeben. Vorschriften bekommt man ganz klar bei anderen Grundsätzen zur Sprache und selbst da muss man schon seine Fantasie spielen lassen. Denn bei Ritterlichkeit z.B. steht, dass man nicht von hinten oder von der Seite zuschlagen soll und die Schwachen beschützen. Da steht nichts davon, dass man niemanden niederreiten darf, der sich einem zum Kampf stellt.
    Allgemein interpretiert man eben viel in den Kodex hinein, was eben nicht drin steht. Der Kodex selbst ist, zum Glück, nämlich recht breit aufgestellt und mit viel Eigenverantwortung für den einzelnen Rondrianer belegt. Anders wären auch so viele Prinzipien für so wenig GP gar nicht zu machen.

    Sobald ein Kodex unter irgendwelchen Umständen nicht mehr greift, ist es kein Ehrenkodex mehr. WIe schon bereits gesagt: in meinen AUgen ist bereits der Gedankengang "unter welchen Umständen könnte Regel X nicht gelten oder freier ausgelegt werdden" bereits ehrlos. Wer einen Ehrenkodex hat, sucht nicht einen Weg sich vor den Auflagen zu drücken. Der legt ihn selbst streng aus, im Zweifelsfalle so streng wie möglich. Wann immer ein "darf ich das oder nicht" nicht eindeutig geregelt ist, tendiert der wirklich ehrenhafte eher zu "nein, darf ich nicht". Ein "wenn es nicht 1000%ig verboten ist, ist es erlaubt" ist keine Denkweise, die jemand, der einem Kodex folgt, haben würde.

    Es ist kein Ehrenkodex. Es ist ein Moralkodex. Und es ist ein Kodex, der bewusst Spielraum bietet. Deine restriktive Lesart kann man hineinlegen, aber sie steht da eben nicht. Auch muss natürlich jeder Mensch, der nach Prinzipien lebt, diese an der Wirklichkeit messen und die Situation bewerten nachdem was er wahrnimmt und empfindet. Das entwertet den Kodex nicht.

    Das Problem hier ist: die Spieler sehen in dem Kodex eine Einschränkung, die sie umgehen wollen, weil sie ihnen das "yea, voll cool krasse Aktion"-Spiel eingrenzen. Weil sie ihren Charakter dann nciht effizient genug spielen können.
    Aber der Charakter sieht darin keine Einschränkung, zumindest keine Störung. Dieses sich freiwillig einschränken, nicht nach Effektivität sondern nach Moral, Ehre und Tugend streben, das ist es worauf es dem Charakter ankommt. Wer das nicht spielen will, wer sich an Prinzipientreue stört nd keine Lust hat, die auszuspielen (denn nur daraus resultiert eine solche Diskussion ja), der sollte es lieber lassen und statt einem Rondrageweihten einen Söldner spielen. Genau darum gibt es die ja als Proffession.

    Nö, das Problem ist, dass man Dinge in den Kodex legt, die sich nicht darin finden und dann von den Spielern offenbar erwartet wird, dass die eigenen, restriktiven Vorstellungen zum Maßstab erhoben werden, anstatt sich mit der Freiheit des Kodex und der Verantwortung des Spielers und des Charakters auseinander zu setzen. Sanktionieren statt Spielerermächtigung, das scheint das eigentliche Problem zu sein.

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  • Sanktionieren statt Spielerermächtigung, das scheint das eigentliche Problem zu sein.

    Nein, wegdiskutieren und ignorieren von punktwerten Nachteilen statt das korrekte und konsequente Ausspielen von eben diesen ist das Problem um das es in dieser Diskussion geht. Du kannst noch 7563.758.914.750 Beiträge schreiben, und wirst mich nicht vom Gegenteil überzeugen können. So sehe ich es, so werde ich es immer sehen, und jeder der es anders sieht wird in Runden, die ich Leite, keinen Spaß haben.

  • Nö, das Problem ist, dass man Dinge in den Kodex legt, die sich nicht darin finden ...

    Dann mal umgekehrt:
    was findet sich denn in dem Kodex? Was ist deiner Meinung nach eindeutig und unmissverständnis verboten? Was ist nicht interpretationssache?
    Irgendeine klare Restriktion muss es ja geben, denn wenn alles Auslegungssache wäre wäre es ein 0 Punkte Nachteil, ja, eigentlich sogar ein x Punkte Vorteil mit dem Wortlaut "andere denken, dein Charakter hätte einen strengen Kodex, an den du dich hälten musst, und erwarten daher bestimmte DInge nicht von dir"...

    Also, erkläre doch einfach mal was der Kodex aussagt und was er verbietet.

  • Also, erkläre doch einfach mal was der Kodex aussagt und was er verbietet.

    Soll ich jetzt WdG mittels copy & paste hier reinschreiben?

    Schutz der Gläubigen: Stehe denen bei, die nicht im Kampf geschult sind und die von Ungläubigen und finsteren Mächten bedroht werden. (klare Arbeitsanweisung, hilf den Gläubigen)
    Verteidigung des Glaubens: Ahnde jede Schmähung Rondras oder der Zwölfgötter und verteidige Gläubige gegen Ungläubige. (klare Arbeitsanweisung, Verteidige die Gläubigen und ahnde Frevel gegen die Zwölfe)
    Wahrung der Ehre: Tritt jeder Herausforderung und jeder Beleidigung entgegen. Beachte dabei allerdings die Grundsätze der Satisfaktionsfähigkeit und der Verhältnismäßigkeit: Nicht jeder verdient eine Herausforderung mit dem Schwert, mancher nur eine Tracht Prügel oder eine Standpauke. Eine deutlich schwächere Gegnerin zum Duell am Schwert zu fordern bedeutet Ehrverlust, ebenso das Duell aufs dritte Blut (den Todesstoß) aus nichtigen Gründen (wiewohl die Verteidigung der Ehre Rondras keinesfalls eine Belanglosigkeit ist). (Schwammige These, man soll Herausforderungen begegnen und Beleidigungen nicht hinnehmen, aber dabei auf die sozial veranlagte und auch von der Befähigung vorhandene Verhältnismäßigkeit achten, wie genau das aussehen kann ist offen - und je nach Gesellschaft sehr unterschiedlich)
    Ritterlichkeit: Kämpfe nicht mit unrechten Waffen (wie der Armbrust), nicht von rücklings oder von der Seite, nicht gegen Wehr- und Ahnungslose. Schütze die Schwachen und Wehrlosen vor Willkür. (Klare Anweisung, ziehe keinen Vorteil aus Kampfboni von hinten oder von der Seite, mache niemanden heimlich nieder, benutze bestimmte Waffen nicht)
    Tapferkeit: Weiche keinem Kampf aus, außer aus Gründen der Ehre und der Gnade oder wenn ein dringender Auftrag der Göttin Vorrang besitzt. (Klare Anweisung mit Möglichkeit zur Prioritäten-Setzung)
    Großmut: Schone Schwächere und überwundene Gegner – außer du schadest durch diesen Großmut der Göttin und ihrem Ansehen. (Klare Anweisung, erst mal Gnade, außer du kannst sie nicht verantworten)
    Verantwortung: Strebe nach ritterlicher Vollkommenheit: Es ist ehrenvoller, unter selbst auferlegter Verantwortung und Disziplin zu scheitern, als maßvoll-beherrscht der Welt ihren Gang zu lassen. Zudem ist deiner Kirche der Schutz sämtlicher zwölfgöttlicher Tempel und deren Geweihter anempfohlen – so diese denn darum bitten. (Schwurbelige Sache zur Verantwortung, erneute Ermahnung den Zwölfgötterglauben zu schützen, wenn er geschützt werden will)
    Säuberung von Übel: Du bist eine Verteidigerin der Zivilisation, der Menschheit und der Welt gegen die dämonischen Mächte. (Schwammige Anweisung dämonische Übel zu bekämpfen)
    Zweikampf: Schlachten und Kriegskunst sind notwendige Übel, das Duell jedoch ist der Inbegriff des Weltenlaufes (denn er spiegelt den Kampf zwischen Los und Sumu wider). (Klare Priorität auf dem Zweikampf vor dem Krieg, sonst keine weitere Aussage)
    Schwertmeisterschaft: Strebe danach, einen Krieger, Söldner oder anderen Kämpfer jederzeit mit Schwert oder Zweihänder bezwingen zu können. (klare Anweisung => arbeite stets an deinen Kampffertigkeiten)

    Also der Kodex verbietet dir von hinten und von der Seite, mit unrechten Waffen und gegen Wehr- und Ahnungslose zu kämpfen. Das sind die konkreten Verbote.

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  • Da ist keinerlei Anweisung, wem man wie zu begegnen hat, sondern dass man selbst das Mittel finden muss, welches einem angemessen erscheint.

    Also der Kodex verbietet dir von hinten und von der Seite, mit unrechten Waffen und gegen Wehr- und Ahnungslose zu kämpfen. Das sind die konkreten Verbote.

    Mit einem ausgebildeten Streitross über eine Kämpfer zu Fuß mit einer mickrigen Waffe in der Hand drüber zu reiten ist in meinen Augen eine unrechte Waffe.


    Was ist daran heroisch einen Strauchdieb mit dem Schwert oder mit der Faust zu verdreschen?

    Was ist dann besser daran, ihn mit einem Pferd nieder zureiten, wenn man auch Zeit und Gelegenheit hat, abzusteigen?

  • Mit einem ausgebildeten Streitross über eine Kämpfer zu Fuß mit einer mickrigen Waffe in der Hand drüber zu reiten ist in meinen Augen eine unrechte Waffe.

    Das kannst du gerne so sehen. Ich bezweifle, dass die gesamte Weidener Ritterschaft und sämtliche berittenen Rondrianer, die gegen Orks, Dämonendiener usw. kämpfen, deine Auffassung teilen. Denn die Rechtmäßigkeit der Waffe hat rein gar nichts mit dem Gegner zu tun (sonst wäre ja die Armbrust nicht per se schlimm, sondern nur, wenn sie gegen die falschen Leute eingesetzt wird).

    Und nichts ist daran per se besser oder schlechter zwischen Umreiten oder mit dem Schwert vermöbeln. Niederreiten geht schneller und man kann vielleicht einem anderen, wichtigen Auftrag nachkommen. Oder man sieht den Strauchdieb als gar nicht seiner Klinge und eines Duells würdig an.

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  • Nein, wegdiskutieren und ignorieren von punktwerten Nachteilen statt das korrekte und konsequente Ausspielen von eben diesen ist das Problem um das es in dieser Diskussion geht. Du kannst noch 7563.758.914.750 Beiträge schreiben, und wirst mich nicht vom Gegenteil überzeugen können. So sehe ich es, so werde ich es immer sehen, und jeder der es anders sieht wird in Runden, die ich Leite, keinen Spaß haben.

    Es mag Spieler geben, die nach Schlupflöchern suchen, das müssen die dann mit sich und ihrer Gruppe inklusive SL ausmachen.
    Ich sehe den Moralkodex der RG nicht als eine Aufzählung alternativloser Handlungsanweisungen, die den SC zum vom Kodex ferngesteuerten Roboter machen. Gerade die Widersprüchlichkeit im Kodex selbst bzw. der Gegensatz zur "Realität" im Spiel sind für mich bereichernde rollenspielerische Elemente, die ich nicht missen möchte.
    Einen Kodex, der nur aus Handlungsanweisungen a la "if Situation = x then Aktion = y" fände ich als Spieler langweilig und IT unpassend.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Ich sehe den Moralkodex der RG nicht als eine Aufzählung alternativloser Handlungsanweisungen, die den SC zum vom Kodex ferngesteuerten Roboter machen. Gerade die Widersprüchlichkeit im Kodex selbst bzw. der Gegensatz zur "Realität" im Spiel sind für mich bereichernde rollenspielerische Elemente, die ich nicht missen möchte.
    Einen Kodex, der nur aus Handlungsanweisungen a la "if Situation = x then Aktion = y" fände ich als Spieler langweilig und IT unpassend.

    So ein Kodex macht den SC ja eben nicht zum Roboter. Er sorgt für moralishces Dilemma, bringt ihn in Zwickmühlen. Denn nur wenn der Kodex klar umrissen ist, es eindeutig ist was verboten und erlaubt ist, dort wenig bis kein Spielraum für Interpretation übrig ist, nur dann kann es zu Situationen kommen, in denen der Geweihte a) einen Weg suchen muss, wie er die Situation gelöst bekommt ohne gegen seinen Kodex zu verstoßen, oder er b) einen Verstoß (mit allen Konsequenzen daraus) bewusst in Kauf nimmt, weil die Situation es erfordert.

    Ein Kodex, der soviel Spielraum lässt, dass ich mir jede/die meisten/viele/mehr als nur eine Handvoll Situation als "das Verstößt nicht gegen meinen Kodex" zuechtreden kann, der ist langweilig, unnütz und seine Punktekosten nicht Wert. Dann habe ich nämlich einen "ich mach was ich will, nutze alle Vorteile und habe nie Nachteile"-Charakter. Dann kann man sich den Kodex auch gleich sparen. Einsolcher Kodex, der (viel) Spielraum lässt, ist in meine Augen keine Bereicherung des Rollenspiels, sondern er verhindert Rollenspiel, oder ist bestenfalls rollenspielerich schlicht nutzlos.

  • Zitat von Gast

    Falsch. Da steht nicht, dass man so vorgehen soll, wie "man es für angemessen hält", sondern "wie es angemessen ist".

    Also ich glaube, sollte sich ein von Sumaro und Turajin bespielter Rondrianer begegnen, und würden die beiden das Szenario ausspielen, wären sich die Charaktere ähnlicher, als man anhand der Diskussion annimmt. Zu obigen Zitat - Sumaro macht sich in meinen Verständnis nicht für ein "man es für angemessen hält" stark, sondern will aufzeigen, dass ein "wie es angemessen ist" auch einen charakterlich-introversiven Schritt vollziehen kann. Denn selbst, wenn du einen Kodex hast, der dir sagt, was angemessen ist, so hast du doch eine Haltung zu diesem Kodex und womöglich Textstellen, die sich widersprechen. Jeder Text kann analysiert werden und verschieden gedeutet.

    Der typische Rondrianer, vor allem, wenn er frisch gebacken ist, reflektiert halt nicht bzw. hat es noch nicht, vor allem, weil Gehorsam eine Disziplin ist, die er verinnerlicht hat, weswegen er standfester rüberkommt, als ein Hesindegeweihter oder eine Tsageweihte. Das verdammt ihn aber nicht zur absoluten Statik. Führen wir das Beispiel des Niederreitens ins Extrem: der Rondrianer in massiver Rüstung will einen Strachdieb fassen und sitzt auf dem Pferd. Er will ihn eigentlich nur der Gerichtsbarkeit übergeben. Das Szenario findet in der Nähe eines Waldrandes statt. Der Strauchdieb rennt ein paar Schritt, bis der Rondrianer in der Nähe ist, der Dieb dreht sich um und verlangt einen ehrenhaften Zweikampf, weil es unfair ist, wenn der Rondrianer am Pferd hockt. Der Rondrianer steigt ab und nähert sich ein paar Schritt, woraufhin der leicht gerüstete Strauchdieb losrennt... Erstes Szenario: der Rondrianer läuft hinterher, wird abgehängt, die Geschichte hat sich. Zweites Szenario, was das Ganze noch weiter treibt. Der Rondrianer läuft zum Pferd, steigt wieder auf, reitet weiter auf den Gesetzlosen zu, der sich erneut kurz vor dem Wald umdreht und einfach nur um Gnade bittet, vielleicht sogar die Waffe zur Seite wirft. Diesmal meint er es angeblich ernst... Steigt er jedoch nochmals ab, hat der Dieb ausreichend Zeit im Unterholz zu verschwinden, wo der Rondrianer ihm weder zu Fuß, noch zu Pferd nachkommen wird. Was tun?

    Das soll jetzt keinesfalls bedeuten, dass der Rondrageweihte ständig seine Glaubenstexte hinterfragt, aber es wird Vorfälle geben, in denen er es (widerwillig) tut. Das soll keine Aufforderung für Spieler sein bei jeder Gelegenheit die Bedeutung des Kodex aufzuweichen, aber es soll auch keine Aufforderung sein den Rondrianer jedes Mal maximal abzustrafen, wenn er vielleicht mal mit schlechtem Bauchgefühl notgedrungen leicht abweicht. Das Ausspielen von schlechtem Gewissen, Suche nach Bußfertigkeit, der Kampf mit Zweifeln, Abneigung gegen Magier, das verbale Verteidigung vom Magier in der Gruppe gegen konservativere Glaubensbrüder und dergleichen mehr werden doch hoffentlich nicht sofort als Verzögerung von Spielspaß verstanden, sondern als potentielle Bereicherung. Das soll halt vor allem ein innerer Konflikt sein, bei dem der Kodex, der persönliche Ehrbegriff, ein allgemeines Verständnis von gutem Verhalten, Pragmatik, das Gewissen, die Prägung, die bisherigen Erfahrungen, der Draht zur Gottheit und wahrscheinlich noch viel mehr reinspielt. Solche Vorfälle sollte es nur vereinzelt geben, aber es macht in meiner Wahrnehmung genauso wenig Sinn sie als Spieler immer wieder zu forcieren, noch als SL bei potentiell interessanten, moralischen Dilemmas der Handlung des Helden ein kleines Feld nicht zu überlassen, in dem er sich zwar nicht wortgetreu an den Kodex hält, aber dennoch nicht unmittelbar die Strafe seiner Göttin zu spüren bekommt.

    Mathematics is just a form of historicity. You can tell anecdotes, digress and get to the point. Every story, fictional or real, represents the cosmos as a mathematical formula. It is part of the cosmic game, the juggling of stardust and energy, because our brains and hence any discourse are just an expansion of what we call the universe. We are the spaceship, we are the captain and we are part of space. Beyond that, there is no truth to be found.
    See you, space Cowboy!

    Schreibwerkstatt – Work in progress…

  • Ritter haben einen anderen Kodex als Geweihte. Das habe ich auch wiederholt angemerkt. Ich gehe davon aus, hier wird vorrangig über den RG und dessen Kodex diskutiert.
    Wobei es mE auch im Ermessen des Ritters liegt, je nachdem,wie nah er sich Rondra und ihren Geboten tatsächlich fühlt, dass er das auch nicht machen wird.

    Im Endeffekt läuft es doch immer darauf hi ais, das hat dieser Thread zu Genüge gezeigt:

    Das kannst du gerne so sehen.


    Wen jemand der der Ehre der Klinge nicht wert ist, nimmt man meiner Auffassung nach die Hände, nicht vier beschlagene Hufe eines ausgebildeten Kriegspferdes. Da stimmen bei mir die Relationen nicht.


    Gerade die Widersprüchlichkeit im Kodex selbst bzw. der Gegensatz zur "Realität" im Spiel sind für mich bereichernde rollenspielerische Elemente, die ich nicht missen möchte.

    In der Tat. Es gibt eine Menge Auflagen und Ideale, und wie das echte Leben so ist, geht das alles nicht so einfach umzusetzen, und manchmal kann man einigen Aspekten nicht folgen.

    Allerdings heißt das nicht, wenn man sie nicht alle umsetzen kann, ist das auch nicht schlimm und beim nächsten mal versucht man es erst gar nicht, sondern nimmt gleich den einfachen Weg.

  • Ritter haben einen anderen Kodex als Geweihte. Das habe ich auch wiederholt angemerkt. Ich gehe davon aus, hier wird vorrangig über den RG und dessen Kodex diskutiert.
    Wobei es mE auch im Ermessen des Ritters liegt, je nachdem,wie nah er sich Rondra und ihren Geboten tatsächlich fühlt, dass er das auch nicht machen wird.

    Und wie interpretierst du dann Rondras Streitwagen, mit dem man Ungläubige in Massen niederreiten kann?

    Wenn dort, wo der rondrianische Glaube mit am stärksten ist (Weiden), die Gebote der Ritter zum rondrianischen Kampf so unterschiedlich von denen der Kirche wären, spräche das nicht auch deutlich dafür, dass es auch innerhalb der Kirche offenbar sehr verschiedene Ansichten zum "rechten Weg" gibt?

    Allerdings heißt das nicht, wenn man sie nicht alle umsetzen kann, ist das auch nicht schlimm und beim nächsten mal versucht man es erst gar nicht, sondern nimmt gleich den einfachen Weg.

    Bitte zeig mir mal die Stelle, an der jemand das behauptet hat. Ich, für meinen Teil, habe nämlich NIE behauptet, man solle es sich leicht machen, sondern ich habe sehr deutlich dargelegt, dass der Umgang mit dem Moralkodex eine Sache des Spielers ist. Sprich, er selbst muss ihn gewichten, er selbst kann mir auch sagen, ob er die Tat für seinen Rondrianer als verwerflich aber notwendig betrachtet, ob er diese Tat als vollkommen selbstverständlich oder sogar als gewollten Frevel sieht (und danach entscheidet er über seinen Aufschlag aus dem Moralkodex). Niemand hat gesagt "Der Rondrianer darf machen was er will, Moralkodex ist piepegal, kann man alles erklären" sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Die Sanktionen und das schlechte Gewissen des SC ist Sache des Spielers, nicht konsequenzenlos, aber eigenverantwortlich.

    Er sorgt für moralishces Dilemma, bringt ihn in Zwickmühlen. Denn nur wenn der Kodex klar umrissen ist, es eindeutig ist was verboten und erlaubt ist, dort wenig bis kein Spielraum für Interpretation übrig ist, nur dann kann es zu Situationen kommen, in denen der Geweihte a) einen Weg suchen muss, wie er die Situation gelöst bekommt ohne gegen seinen Kodex zu verstoßen, oder er b) einen Verstoß (mit allen Konsequenzen daraus) bewusst in Kauf nimmt, weil die Situation es erfordert.

    Diese Option gibt es auch in dem aktuellen Kodex, der eben nicht klar umrissen wird. Das moralische Dilemma ist übrigens etwas für den Spieler, über das er/sie entscheiden sollte. Das ist nichts, was ich als SL von außen auflege und sage "So, jetzt hast du dein moralisches Dilemma, denn der Rondrianer wird jetzt nicht wissen, was er tun kann". Die Entscheidung was ein moralisches Dilemma ist, liegt beim Spieler selbst. Zum Beispiel ob und wie schlecht ist das Gewissen den Dämonenpaktierer von hinten erschlagen zu haben, als er Unschuldige bedrohte? Welches Prinzip stellte man höher und hat man dennoch Probleme damit oder kann der SC sich damit rechtfertigen? Das überlasse ich meinem Spieler. Ich gebe Anspieloptionen, lege offen, wo ich Konflikte sehe, aber die Entscheidung das Spielangebot anzunehmen und vor allem auch zu gestalten liegt beim Spieler.

    Ich bin lediglich absolut gegen den erzieherisch angesetzten "Ich dreh dir den Karma-Hahn zu"-Aspekt. Das macht der Spieler auch mal schön selbst, in dem er festlegt, um wie viel seine Liturgieproben nun erschwert sind. Und ja, das bedeutet seinen Spielern zu vertrauen und ihnen Verantwortung für ihre Charaktere zu geben. Darüber kann man reden, letztlich aber liegt die Entscheidung über den SC beim Spieler. Gerade was dessen Innenleben betrifft.

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