Das erfundene Mittelalter (Heribert Illig)

  • Ich weiß, dass hier auf dem Ork so einige Geschichte studieren und da ich gerade das besagte Buch lese in dem der Autor behauptet, dass die Jahre 614 bis 911 ersatzlos aus unserer Chronologie zu streichen sind, würde mich mal Eure Meinung zu dieser Theorie interessieren.

    Das besagte Buch beschäftigt sich vor allem mit der Widerlegung der Existenz Karls des Großen, der als Einziger im "Dunklen Zeitalter", dem Frühen Mittelalter, gut belegt zu sein scheint.

    Heribert Illig stützt seine Vermutung vor allem auf folgende Unstimmigkeiten
    1. Anscheinend wurde bei der Umstellung vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen Kalender ein Fehler gemacht. Statt der nötigen Verschiebung von 12,7 Kalendertagen wurden nur 10 Tage verschoben. Auf den langen Zeitraum gerechnet ergibt sich so ein Zeitraum von 280-345 Jahren, der nicht existiert haben darf...
    2. Mit dieser Beobachtung im Rücken, sucht Illig in der Geschichte nach möglichen Anhaltspunkten und stößt bald auf das frühe Mittelalter, in dem die Menschen plötzlcih aufhören jegliche schriftlichen Zeugnisse anzulegen oder sonst irgendwelche Hinterlassenschaften, die eindeutig in diese und in keine andere zeit zu datieren wären, hinterlassen.

    3. Außerdem geschehen manche Dinge im 5. Jahrhundert und deren direkte Folge erst im 10. Jahrhundert...
    soweit eine kleine Einführung wie ich das Buch bis Seite 50 bis jetzt verstanden habe...

    mfg ecuvaro

    Qui labores, pericula, dubias atque asperas res facile toleraverant, iis otium, divitiaeque, optanda alias, oneri miseriaeque fuere. (Sallust, Cat 10)

  • Das ist eine der bekanntesten "Verschwörungstheorien". Die meisten Historiker (auch ich) halten recht wenig von dieser Theorie. Wir haben einige Chronisten aus dem Frühmittelalter (Isidor von Sevilla, Avicenna, Einhard) und nach deren Überlieferungen hat das Frühmittelalter existiert. Und daran halten sich auch alle ernstzunehmenden Historiker.

    Im Grunde gäbe es aber durchaus eine Möglichkeit, die Illigsche These zu überprüfen: Ostasien, besonders China, verfügt über eine Geschichtsschreibung, die bis in die Zeit vor Christi Geburt zurückreicht. Ich würde jetzt nach einer Beschreibung des Halleyschen Kometen suchen, die ca. 2000 Jahre zurückliegt. Wir wissen, daß der Halleysche Komet um die Zeitenwende am Himmel zu sehen war (mögliche Erklärung für den Stern von Betlehem). Finden wir also eine genaue Zeitangabe dieses Ereignisses bei den Chinesen und können wir diesen Zeitpunkt mit einem anderen Zeitpunkt vergleichen, der sowohl in der chinesischen Geschichtsschreibung, als auch in der europäischen Auftaucht (z.B. Marco Polo oder spätere Kontaktaufnahme), dann würde sich zeigen, was an der These darn ist.

    Seid wachsam gegenueber den Maechtigen und der Macht, die sie vorgeben, fuer euch erwerben zu muessen! (Kurt Tucholsky)

  • Wobei ich mal in einer Reportage (ich glaube war auf einem öffentlich-rechtlichen Sender, also einigermaßen wissenschaftlich) gesehen habe, dass der Stern von Betlehem wahrscheinlich nicht der Halleysche Komet war, weil das mit Ort und Zeit nicht wirklich zusammenpasst. Die Argumentation war ungefähr: "Von dort konnte man zu der Zeit den Kometen nicht sehen." Genau weiß ich es aber nicht mehr.

  • Der Halleysche Komet war das nicht.
    Es war eine besonders nahestende Kombination von Jupiter und Saturn, der Stern von Bethlehem.

    Wie erklärst du dir dann die Zeitverschiebung von 300 Jahren, die zuviel da sind?

    mfg ecuvaro

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  • Zitat von "Ecuvaro "


    Wie erklärst du dir dann die Zeitverschiebung von 300 Jahren, die zuviel da sind?

    Ich kenne das Buch nicht, habe nur darüber reden gehört. In der fraglichen Zeit sind doch einige Ereignisse angesiedelt, die sehr wohl Furore gemacht haben: Mohammed und die Masse der arabischen Expansion, die Raubzüge der Wikinger, die Entstehung der Rus/Russen, das Auftauchen der Ungarn und dergleichen mehr. Wie soll so etwas ohne die fehlenden Jahre erklärbar sein?

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  • Die Frage ist ja ob diese wenig belegbaren Ereignisse (oder besser einfach in eine andere Zeit transportierbaren Ereignisse), in dieser Ziet auch stattgefunden haben, außerdem geht es bei Illig nur um Europa. Also alles umFrankreich und Deutschland rum...
    bis jetzt zumindest...

    mfg ecuvaro

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  • Arabische Quellen belegen eine durchgehende Geschichte von 610 n Chr. (Mohammed beginnt, das Wort Allahs zu verkünden) bis heute. Die knapp 1400 Jahre von 610 bis heute haben also bei den Arabern stattgefunden.
    Nehmen wir jetzt also mal an, daß die Illigsche These stimmt. Dann hätte Mohammed um das Jahr 310 n. Chr. seine Tätigkeit begonnen. Ein Blick ins Geschichtsbuch zeigt dir aber: zu dieser Zeit war Konstantin der Große Kaiser in Rom. Rom erlebte in dieser Zeit ein letztes, großes Zeitalter. Erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts zerfiehl das Weströmische Reich, Ostrom existierte jedoch weiter. Folglich müßte auch die Oströmische Historie falsch sein, denn diese kennt sehr wohl eine durchgehende Geschichte von 395 (Teilung des Römischen Reiches) bis 1453 (Eroberung Konstantinopels durch die Türken).
    Illig macht hier meiner Meinung nach einen großen Fehler: Er betrachtet Europa als vom West der Welt losgelößt. Unbestreit bar ist: Nach dem Untergang Westroms konzentrierten sich die wichtigsten geschichtlichen Entwicklungslinien auf den Östlichen Mittelmeerraum. Erst mit den Franken und mit Karl dem Großen rückte Westeuropa wieder in den Focus der Chronisten. Sicherlich, die Quellenlage für das Frühmittelalter ist nicht gerade dolle. Aber deshalb dieser ganzen Periode die Existenz abzusprechen ist anmaßend. Ich halte jedenfalls nicht von der These Illigs.

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  • Wo würdest du denn die 300 fehlenden jahre hinsetzen?
    Oder warum glaubst du gibt es sie nicht...

    mfg ecuvaro

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  • Ich habe aus Ecuvaros Eingangspost auch nicht ganz verstanden, wie diese 300 angeblich fehlenden Jahren zustande kommen sollen...

  • Zitat von "Ecuvaro "


    Wo würdest du denn die 300 fehlenden jahre hinsetzen?
    Oder warum glaubst du gibt es sie nicht...

    Ich denke du hast die Frage falsch gestellt! Ich würde fragen wo denn die 300 Jahre fehlen sollen! (Wo es doch ausreichend durchgängige Zeitlinien gibt die im besagten Zeitraum angesiedelt sind) Oder besser gesagt scheint Illig falsch zu fragen!
    Spekuliert: Falls Illig seine These auf die schwache Quellenlage in Mitteleuropa während dieser Zeit stützt kann man ihm nur entgegenhalten, dass nach dem Untergang des Weströmischen Reiches und dem Scheitern der meisten germanischen Reichsgründungen weite Teile des Landes ohne eine Machtstruktur blieben, die ein Interesse an Geschichtsschreibung hat! Der Untergang mehrerer völkerwanderungszeitlicher Reiche hat übergeordnete Dynastien mit Sinn für Geschichte und Selbstverherrlichung fehlen lassen! Im Frankenreich entwickelte sich keine wirkliche Zentralmacht und die ständigen Reichsteilungen der Merowinger unter die Söhne waren in der Regel zu temporär um feste, eigenständige Strukturen entstehen zu lassen. Es war eine Phase der Konsolidierung, in der die alten Völker miteinander zu neuen Völkern verschmolzen: Allen voran die Verschmelzung von Galloromanen mit westfränkischen Eroberern. Der sich etablierende Feudalismus schuf kleinere Machtzellen als das römische Weltreich oder nur die ausgedehnteren Reiche der Goten, Thüringer, Langobarden.... die einfach zu klein waren und in ihrer Perspektive zu begrenzt um "das Ganze" im Blick zu haben.
    Die christlichen Mönche traten in der Regel erst später in jene Lücke ein, welche die jetzt endgültig aussetzenden weltlichen Chronisten hinterließen. Der Grund war das noch nicht ausreichend gefestigte Christentum. Damit meine ich nicht einfach das Christentum, das hatte sich längst in den meisten Völkern bei den herrschenden Schichten durchgesetzt, ich meine die innere Ausgestaltung der christlichen Kirche! (also analog zur Neuausrichtung der weltlichen Macht). Das Papsttum war kaum mehr als eine repräsentative moralische Instanz, der Katholizismus wenig durchgesetzt. Auch im Westen (Süditalien) war orthodoxe Ausrichtung und byzantinische Macht scheinbar fest etabliert. Die Reichskirchen der mächtigsten Germanenreiche des Kontinents (Westgoten und Franken) waren nur Teilweise (Franken) oder erstmal gar nicht (arianische Westgoten, die nach dem Konvertieren zum Katholizsmus um 711 von den Arabern besiegt wurden) dem Papsttum verpflichtet. Was in Osteuropa vorging war undruchsichtig (Slawen, Awaren, Gepiden...) und in Italien traten die Langobarden machtpolitisch oft genug als Feinde des Papstes auf! Noch gefährlicher für die innere Konsolidierung des Katholizismus waren "Freikirchen", als da wären die irische Kirche oder deren festländische Mission... Ich spekuliere wenn ich sage, das ich mir vorstellen kann, das "falschgläubige" christliche Chroniken späteren Säuberungen einer religiös gefestigten Zeit durchaus ein Dorn im Auge sein konnten? Die Hauptstütze christlicher Überlieferung der Jahre seit Bonifatius und Karl dem Großen sind benediktinische Mönche. Dieser Orden hatte aber in der fraglichen Zeit gegen sehr viele mönchische Alternativen sich erst durchzusetzten. Spätestens ab 911 spricht man geradezu von einem Bildungsmonopol der Benediktiner in Westeuropa...

    Warum schweife ich so aus? In den angelsächsichen Reichen gab es weit mehr Kontinuität als auf dem Kontinent nachdem die Angelsachsen erst einmal zum Katholizismus bekehrt waren. In jeder Zeit, in der es eine kirchliche Festigung gab, sprudeln die Quellen und sind vermindert, wenn irgendeine königliche Dynastie nicht gefestigt ist. Ergo finden wir nur "gut überlieferte Texte", wenn entweder ein nennenswert großes Reich innerlich gefestigt ist, oder in einem größeren Raum eine feste, mönchische Tradition etabliert ist - Am besten Beides! Jede Störung behindert auch die Überlieferung, weil die Kirchen des Mittelalters immer Stützen eines Reiches waren. Die Klöster erblühten nur, wenn ausreichende Zahlen adeliger Mönche mit ansehlichem Kapital und Bildung zum Konvent gehörten. Keine feudale Familie schickt seine Söhne ins Klöster, wenn es gilt die eigene Macht in Rivalität zu anderen Familien innerhalb eines Reiches zu festigen. Klostergründungen waren Vorposten für weitergehende Ansprüche einer feudalen Famile: Besonders im Frühmittelalter!

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  • Und wo sind bei dir die 300 Jahre, die ja in der Geschichte durch die Umstellung von julianischem auf Gregorianischen Kalender ensteht, abgeblieben?

    mfg ecuvaro

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  • Kannst du zu dieser Frage nochmal genau posten, wie der Fehler bei der Zmrechnung genau zustande gekommen sein soll? Ich kann mir nur schwer vorstellen, das bei der Umrechnung aller Daten die man so hatte oder besser zu haben glaubte eine so große Diskrepanz aufkam. ZUmal man bedenken muss, dass viele Daten da durch die Umrechnung nicht direkt beeinflusst wurden. Immerhin hat ja auch der vorherige Kalender nicht bei allen Ereignissen ganz genau das Datum gewusst.

    Beispiel: Wenn man gerade dabei ist die Jahreszahlen zu korrigieren und die Verschiebung macht kommt man theoretisch für ein Ereigniss sagen wir mal auf den 3. März, findet aber in der Entsprechenden Chronik bzw. Bibel ausdrücklich stehen das es der Tag nach der Mittsommernacht war und korrigiert die Chronik dann entsprechend... und sobald man in die Christliche Frühzeit kommt wird auch noch oft nur nach Lebensspannen gerechnet die in Jahreszyklen angegeben sind ("und er erlebte 60 Sommer") Ergo denke ich das die 300 Jahre weit übertrieben sind, da viele Daten wie beschrieben eher nach den zu ihnen geordneten Jahreszeiten neu datiert wurden und nicht wörtlich zurückgerechnet wurde...

    10-20 jahre Diskrepanz sollte eigentlich das Maximum sein... Überhaupt: 300 Jahre sollen aus 2 tagen zu wenig Verschiebung pro Jahr entstehen? dauert doch schon 183 Jahre um auch nur ein jahr "rauszuholen"

    Noctum Triumphat

  • über einen Zeitraum von 1600 Jahren(45v Chr. bis 1571 oder so was)
    kommt das durchaus zusammen...
    warte ich suche nochmal die Stelle raus.

    mfg ecuvaro

    Qui labores, pericula, dubias atque asperas res facile toleraverant, iis otium, divitiaeque, optanda alias, oneri miseriaeque fuere. (Sallust, Cat 10)

  • Wenn wir schon über den Gregorianischen Kalender diskutieren, dann sollten wir auch Exakt vorgehen:

    Das Astronomische Sonnenjahr dauert etwa 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden, also knapp 6 Stunden länger als das übliche Kalenderjahr mit 365 Tagen. Dieses Problem wahr bereits den Römern bekannt und Julius Cäsar versuchte es durch den Julianischen Kalender auszugleichen: Er nahm einfach an, daß jedes Jahr genau sechs Stunden zu lang ist. Also summiert sich der Fehler alle vier Jahre zu einem ganzen Tag auf (4*6 h = 24 h). Cäsar fügte daher alle vier Jahre einen weiteren Tag im Februar ein, den Schalttag.
    Rechnet man aber genau, dann ist das Julianische Jahr etwa 11 Min 15 Sec. zu lang, d. h. man müßte immer wieder Schalttage auslassen, um genau richtig zu liegen.

    11 Minuten erscheinen nicht lange. Auf mehr als 1000 Jahre gerechnet läppert sich aber schon einiges zusammen. Und das kann gerade bei Festtagen zu Problemen führen: Auf dem Ersten Konzil von Nicaä im Jahre 325 n. Chr. legte die Katholische Kirche fest, daß das Osterfest immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Frühjahrs-Tag-Nachtgleiche (21. 3.) gefeiert werden soll. Folglich wurde der 21. 3. 325 n Chr. zum Stichtag für die Festlegung des Osterfestes.
    Im Jahre 1582, d. h. 1257 Jahre nach Nicaä, hatte sich der Fehler von 11 Min 15 Sec pro Jahr auf ca. [11 Min 15 Sec]*1257 = ca. 235 Stunden aufsummiert, das sind fast 10 Tage. Als im Jahre 1528 die Frühlings-Tag-Nacht-Gleiche stattfand, zeigte der julianische Kalender erst den 11. März. Um diesen Fehler auszugleichen bestimmte Papst Gregor XIII., daß die Tage zwischen dem 4. und 15. Oktober 1582 übersprungen werden sollten. Außerdem sollte es in einigen Jahren keinen Schalttag mehr geben, obwohl es eigentlich einen geben müßte. Dies sind jene Jahreszahlen, die durch 100 aber auch durch 400 Teilbar sind, also z.B. 2000, 2400 etc.

    Ich verstehe daher nicht, wie Illig rechnet. Wir reden hier von einem Fehler von 10 Tagen in gut 1250 Jahren. Selbst in Rußland, wo der Gregorianische Kalender erst 1917 eingeführt wurde, betrug der Fehler gerade mal 13 Tage. Wahrscheinlich hat sich Illig verrechnet, denn ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wie er auf 300 Jahre kommen will. Sein mathematische Argument mit der falschen Kalenderrechnung durch Papst Gregor XIII. sehe ich hiermit als vollkommen entkräftet. Ich rate Ecuvaro nochmal nachzurechnen.

    Seid wachsam gegenueber den Maechtigen und der Macht, die sie vorgeben, fuer euch erwerben zu muessen! (Kurt Tucholsky)

  • Vor allem: 300 jahre auf 1600 Jahre... das ist imemrhin ein ganzes fünftel! ich meine das wären über 2 Monate pro Jahr die einfach mal unter den Tisch fallen müssten!

    Noctum Triumphat

  • Zitat

    Wenn zwischen Caesar und Gregor XIII. zwischen 45v. Chr.und 1582 n chr., der julianische Kalender nicht um ca. 12,7 Tage sondern nur um 10 Tage zurückgebleiben war, dann müssten die fast 1627 Jahre um 2,7 mal 128 Jahre also ungefähr 345 Jahre gekürzt werden. Unter Berücksichtigung eines Unsicherheitsintervalls würde ein Zeitraum von 256 - 384 Jahren zuveil in der abendländischen Geschichte eingeführt


    Zitat ende
    Also ich weiß nicht wo die 128 herkommt, aber sonst klingt das sehr palusibel...

    mfg ecuvaro

    Qui labores, pericula, dubias atque asperas res facile toleraverant, iis otium, divitiaeque, optanda alias, oneri miseriaeque fuere. (Sallust, Cat 10)

  • Das ganze macht noch aus einem anderen Grund keinen Sinn:

    1. Die Tage summieren sich ja nach und nach. Jedes Jahr (nach Ecucaros letztem Zitat) um 2,7 oder so.
    2. Die Zeit befindet sich aber nunmal in ständigem Fluss (Geschichte wird täglich geschrieben).

    Die Zeit, die da insgesamt zusammenkommt (meinetwegen 345 Jahre) ist also über den ganzen Zeitraum von 1500 Jahren verteilt und befindet sich nicht in einem einzelnen Block!

    Also Ecuvaro, du solltest vielleicht lieber ein anderes Buch lesen :angel: es gibt doch viele schöne Bücher, aus denen man auch nebenbei (neben einer netten Story) etwas übers Mittelalter lernt. zB: "der Medicus", "die Päpstin" (letzteres sogar mit Verschwörungstheorie).

  • Zitat von "Ecuvaro "


    Zitat ende
    Also ich weiß nicht wo die 128 herkommt, aber sonst klingt das sehr palusibel...

    Die 128 Jahre kommen daher, daß es 128 Jahre dauert, bis durch den Zeitunterschied von 11 Min, 15 Sec ein Ereignis wie die Frühjahrs-Tag-Nach-Gleiche vom 21. März auf den 22. März rutscht.

    Die Argumentation von Illig geht so:
    Bereits die Römern legten den Frühlingsanfang (=Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche) auf den 21. März. Als Beweis führt Illig an, daß die große Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld die Herbst-Sonnen-Wende auf den 23. September (den Geburtstag des Augustus) und somit die Frühjahrssonnenwende auf den 21. März. Folglich hätte Papst Gregor den 21. März 46 v. Chr. als Referenztag nehmen müssen, denn in diesem Jahr führte Cäsar den julianischen Kalender ein. Zwischen 46 v. Chr. und 1582 verschob sich der Frühlingsanfang somit um knapp 13, statt um 10 Tage. Wenn Gregor also nur 10 Tage aus dem Kalender streichen läßt, dann müssen zwischen 46 v. Chr. und 1582 ca. 300 Jahre zu viel sein. Und das ist nach Illig die Phantomzeit.

    Illigs Argumentation hat aber einen Haken: Nach Römischer Tradition wurde der Frühlingsanfang am 25. oder 24. März gefeiert. Dies ignoriert Illig einfach. Nur im Griechisch-ägyptischen Kulturraum lag der Frühlingsanfang auf dem 21. März. Gehen wir einmal die Kalenderfestlegungen durch:

    46 v. Chr. Cäsar führt den Julianischen Kalender ein. Er verlängerte das Jahr 46 v. Chr. (oder besser 707 nach Gründung der Stadt Rom, s. Römische Zeitrechnung) um so viele Tage, daß der Frühlingsanfang auf die Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche fällt. Es gibt jedoch keine Angabe darübe, ob dieser Tag der 21. oder der 25./24. März war.

    10 v. Chr. Augustus läßt die große Sonnenuhr auf dem Marsfeld errichten. Diese legt den 23. September (Augustus Geburtstag) auf den Tag der Herbst-Tag-Nacht-Gleiche. Dadurch fällt der Tag der Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche auf den 21. März.

    325 n. Chr. Das Konzil von Nicäa bestimmt den 21. März zum Frühlingsanfang. Hierzu muß jener Tag bestimmt werden, an dem die Sonne über einem bestimmten Punkt am Horizont aufgeht. Seit der Mensch den Himmel beobachtet, hat er Monoliten zu diesem Zweck aufgestellt (z.B. Stonenge). Auch in Rom gab eine solche Markierung: Die Sonnenuhr des Augustus. Fortan ist der 21. März der Tag des Frühlingsbeginns, obwohl er sich natürlich weiterhin Richtung Sommer verschiebt.

    1582 n. Chr. Papst Gregor berichtig die mittlerweile 10 Tage Differenz im Bezug auf 325 n. Chr. durch den Gregorianischen Kalender.


    Im Gegensatz zu Illig biete ich daher folgende These an:

    Cäsar knüpfte den neuen Kalender an eine astronomisches Ereignis, die Tag-Nach-Gleiche im Frühjahrt. Er verpasste es jedoch, dieses Datum jedes Jahr neu einzustellen, sprich den Kalender neu zu eichen.

    Knapp 40 Jahre später legt Augustus hat in seiner Eitelkeit den Herbstbeginn aus seinen eigenen Geburtstag. Für einen göttlichen Kaiser schickt es sich eben, an einem herausragenden Tag geboren zu sein.

    Das Festhalten am 21. März führte bis zum Jahr 325 n. Chr. zu einer Differenz von 2-3 Tagen zur Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche. Deshalb sah sich das Konzil von Nicäa gezwungen, den Kalender neu zu stellen: Der Tag der Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche wird bestimmt und der 21. März auf diesen Tag festgelegt. Das Konzil bemerkt aber noch immer nicht, daß der Julianische Kalender um 11 Minuten falsch geht.

    1582 n. Chr. Papst Gregor führt eine weiteres Reset des Kalenders durch (10 Tage gestrichen). Außerdem wird der Kalender modifiziert, damit der Fehler nicht mehr auftritt.

    Mich wundert hier vor allem eines: Warum legt das Konzil überhaupt fest, daß der 21. März der Tag der Frühjahrs-Tag nacht gleiche ist? Die einzig logische Erklärung ist folgende: Im 3. Jahrhundert nach Christus mussten die Menschen im Römischen Reich den Frühlingsanfang an verschiedenen Kalendertagen gefeiert haben. Vermutlich unterschied sich das Datum je nach Kult, an den die Menschen glaubten.
    Diese Idee paßt auch zur religiösen Situation im 3. Jahrhundert. Zwar hatte Konstantin der Große wenige Jahre zuvor das Christentum zur Staatsreligion gemacht, doch noch bis 394 existierten die antiken, heidnischen Kulte neben dem Christum her. Das 3. Jahrhundert war also von einem Kampf um die Herzen der Menschen im römischen Reich geprägt. Das Christentum mußte sich als den heidnischen Kulten als überlegen beweisen. Die ökumenischen Konzile, wie z.B. das Konzil von Nicäa 325 waren wichtige Konferenzen, auf denen Streitereien zwischen den Christlichen Kirchen gelöst werden sollten. Und in dem das Konzil allen Christen ein einheitliches Datum für den Frühlingsanfang (und somit zur Berechnung des Osterfestes) gab, wurde ein weiterer Streitpunkt gelöst.
    Doch auch das Konzil von Nicäa verpasste es, den Fehler im Julianischen Kalender zu erkennen. Erst Papst Gregor löste dieses Problem, indem er einen neuen Kalender einführte.

    Ich kann dir ebenfalls nur raten, nicht viel auf dieses Buch zu geben. Die Fakten sind: Erst das Konzil von Nicäa legt verbindlich den Frühlingsanfang auf den 21. März und verknüpft diesen Tag mit der Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche. Eine frühere Fixierung dieses Datums auf den 21. März ist nur dann möglich, wenn Quellen außer Acht gelassen werden.
    Illigs Theorie entpuppt sich somit als ein Hirngespinnst und als Bauernfängerei.

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  • ich habe irgerndwie immer noch nicht gecheckt wie das geht.
    wieso wird der Zeitunterschied von 2,7 Tagen mal der Anzahl von Jahren, die es braucht um auf einen neuen Frühlingsanfang zu kommen, genommen?

    Und wenn es diese Unregelmäßigkeit gitb, wodurch wird sie ausgeglichen?

    mfg ecuvaro

    Qui labores, pericula, dubias atque asperas res facile toleraverant, iis otium, divitiaeque, optanda alias, oneri miseriaeque fuere. (Sallust, Cat 10)