Rondrageweihte und Hinrichtungen

  • Den Zwölfen zum Gruße

    Ich bin kürzlich über ein moralisches Problem gestolpert, zu dem ich auch nichts in der Suchfunktion gefunden habe.

    Wenn ein Rondrageweihter im Kriegsfall ein Heer oder eine kleinere Einheit aus Nichtgeweihten führt und zwei Tage vor der großen Schlacht versuchen die ersten Soldaten sich wegzuschleichen, was tut er dann? Bei Deserteuren ist Aufhängen ja klassisch, aber das wäre doch technisch gesehen das Erschlagen eines Wehrlosen.
    Andererseits darf er sie auch nicht einfach laufenlassen. Eine Möglichkeit wäre vielleicht, ihnen ein Schwert in die Hand zu drücken und sie im Kampf zu töten, aber erstens ist es wohl kaum rondragefällig, Kämpfer niederzustrecken denen man ohnehin haushoch überlegen ist, und zweitens läuft nach dem zehnten Deliquenten wohl selbst ein Rondrageweihter Gefahr, auf eine recht dumme Art das Zeitliche zu segnen.

    Was wird er also tun? Doch zum Strick greifen und sich sehr schlecht dabei fühlen? :confused2:

  • Vor einem ähnlichen Problem stand ich auch schon mal: Meine (auch nicht ganz befriedigende) Lösung: Hinrichtung anordnen, indem man sich auf Kriegsrecht, Notsituation etc. beruft (keine Gerichtsverhandlung möglich), und von Untergebenen ausführen lassen. Im Notfall kann man sich so zum Richter machen, was auch schon problematisch ist, aber nicht zum Henker. Falls doch noch genug Zeit bleibt, kannst du auch ein paar ehrbare Bürger für ein Schöffengericht zusammentreiben, die dir das Urteil abnehmen, dann selbe Prozedur wie oben.

  • In Al'Anfa werden Frevler sogar durch die Rondrageweihten selbst hingerichtet. Da nach Rondras Gesetz aber keine Waffe gegen einen Wehrlosen erhoben werden darf, erhält der Verurteilte einen Brustpanzer als Wehr.
    Das ist eine ziemlich perfide Art die Gesetze zu umgehen, aber es ist ja auch Al'Anfa...

  • Aber auch die Geweihten sind an das Befolgen/Durchsetzen der Gesetze gebunden. Zwar werden sie selber im Kirchenrecht gerichtet, aber sie selber können auch als weltliche Richter eingesetzt werden. Vor allem imerwähnten Kriegsfall ist das mehr die Regel als die Ausnahme. Von daher sehe ich da keinen allzu tiefen inneren Konflikt, das Gesetz auszuüben dass dem Geweihten gottgegeben ist. Und bei Desertation gibt es in der Regel tatsächlich nur ein Urteil, und das ist der Tod durch den Strick. Ich sehe die Verpflichtung eines RG auch mehr darin, in einem Kampf keine List anzuwenden und alle Regeln seiner Göttin anzuwenden. Ich gehe sogar so weit, dass ein RG Desertation als Frevel vor Rondra uU als besondes schwerwiegend empfindet, weil der Betroffene keinen Mut beweist und zudem seine Kameraden im Stich lässt, seine Pflicht gegenüber Schutzbefohlenen verletzt.

    Was natürlich für einen RG möglich wäre ist, dass Gesetz so rum und num zu drehen dass er den Verurteilten das Recht auf Wiedergutmachung eingesteht und sie in der nächsten Schlacht in der vordersten Reihe kämpfen müssen. Das sieht evtl. edler aus und hat meistens den gleichen Effekt (so geschehen in der neuesten aventurischen Geschichte). Einen RG als Henker halte ich aber für ausgeschlossen, Al'Anfa mag da (wie so oft) eine unrühmliche Ausnahme darstellen.

  • Sehe ich genauso wie Tassandar. Wenn ein Rondrageweihter ein Militärisches Heer führt so ist er auch an die militärischen Gesetze gebunden, sonst könnte ja jeder rufen "Oh ich will zum Ronnie inne Einheit, da ist immer viel netter". Klar ist das schwer jemanden zu hängen, vor der Entscheidung stand ich IT auch schon, als Hauptmann. Ganz junger Burscher der nur nach Hause wollte.. aber da hilft halt nix. Es steht ja mehr auf dem Spiel als nur das Leben des Deserteurs, die Moral der Gruppe leidet und sein Arm wird im Kampf fehlen. Ausserdem werden dann mehr und mehr desertieren wenn man erst einen davon kommen lässt, das ist tödlich. Das Hängen kann er auch einfach anordnen und die Durchführung jemandem anderen überlassen, aber als Anführer darf er sich in der Hinsicht keine Schwäche leisten und weich werden, sondern er muss ein Vorbild sein die Disziplin und den Mut hochhalten.

  • Man könnte sich natürlich auch ganz allgemein fragen, ob man diese Regelung bzgl. Deserteuren in Aventurien überhaupt will. Es wäre auch möglich, da in gewisser Hinsicht "moderner" zu strafen, sprich mit Haft oder ähnlichem.

    Ansonsten würde ich auch zur "Anordern"-Fraktion gehören.

  • Ich würde sagen, dass Haft als Bestrafung für Deserteure nicht greifen würde. Viele würden sich sagen "Lieber gehe ich in den Kerker, als vielleicht mein Leben zu lassen".
    Wenn sie die Wahl haben zwischen gehängt werden und eventuell auf dem Schlachtfeld überleben, würden sie wohl eher die Schlacht wählen.

  • Also ich will diese Regelung in Aventurien haben. Hart aber gerecht. Krieg ist schlimm und kein Zuckerschlecken und Deserteure haben keine Gnade zu erwarten, während sie die Schlacht durchaus überleben können. Wo kommen wir denn dahin wenn wir sie wie rohe Eier anfassen?

  • Zitat von "Grifter "


    Ich würde sagen, dass Haft als Bestrafung für Deserteure nicht greifen würde. Viele würden sich sagen "Lieber gehe ich in den Kerker, als vielleicht mein Leben zu lassen".
    Wenn sie die Wahl haben zwischen gehängt werden und eventuell auf dem Schlachtfeld überleben, würden sie wohl eher die Schlacht wählen.

    tja ... seltsam, dass z.B. der Strafenkatalog der US-Armee trotzdem Wirkung zeigt, obwohl Deserteure NICHT gehängt werden. Kann ich echt nicht nachvollziehen, weil etwa im Irak kann man ja wirklich sterben. :rolleyes2:

  • gnnnnnaaaa.... ich glaube diese frage stellt sich gar nicht. die meisten geweihten können ein gebet sprechen, dass in jeden menschen eine woge von mut und kampfgeist entfesselt, so dass sich diese situation nicht einstellt.

    und falls sich der gott weigern sollte, gibt es ja immernoch charismatische anführer oder halt auch rondrageweihte, der allein durch seine anwesenheit alle angsthasen beruihgen sollte...

    funktionless art is simply tolerated vandalism - i am a vandal.

  • Ja aber da vergleichst du ja Äpfel mit Teilchenbeschleunigern@Septic.
    In Aventurien herrscht ne ganz andere Zeit/Entwicklungsstufe, es gibt z.B. das Lehenssystem und Rechte für alle gibts sowieso schonmal gar nicht. Deswegen macht es gar keinen Sinn heutige Maßstäbe alla 'Oh alle Menschen haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit' etc, darauf zu übertragen. Heutige deserteure werden vielleicht nicht mehr gehängt aber haben neben der abzusitzenden Strafe vorallem Gesellschaftliche Ächtung zu fürchten, das kann man aber auf Aventurien keinesfalls übertragen. Du weichei! Hängen müssen Sie! :lol2:

    und@Zottel.. die Liturgie wirkt vielleicht im angesicht des Feindes nicht den Mut zu verlieren, aber die meisten Desertieren schon vorher, heimlich "Ich geh ma pinkeln!" und weg..

  • hey mann wenn ich als deserteur abhauen will, dann wäre ich nicht so dumm um mich erwischen zu lassen, vor allem da ich weiss, dass mir der tot droht.

    und ausserdem: seht, den rondrianer dort! die götter sind mit uns!... einen ottonormal aventurier kann dass schon ermutigen. desweiteren weiss ich nicht, wie rodra geweihte überhaupt zu deserteuren stehen...es sind ja keine praioten. und in wiefern haben geweihte macht über ein heer? haben sie dann einen rang?

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  • In dem Threat hier geht es aber doch konkret um den Fall wo ein Rondrianer eine Einheit führt und tatsächlich echte Aventurier desertiert sind! Trotz Göttlichem Beistand *s*
    Soweit ich weiß haben Rondrianer nicht die geringste Macht über ein Heer, prinzipiell estmal. Natürlich werden sie geschätzt,sie sind ausgezeichnete Kämpfer und Gottesdiener und beliebte Ratgeber, aber das Heer untersteht weltlicher Macht. Aber, wenn ein Kommandant einem Rondrianer die Befehlsgewahlt über eine Einheit gibt, warum denn nicht? Nur dann muss er sich auch an die Regeln des Militär halten. Ich glaube mal irgendwo gelesen zu haben das Rondrageweihte in etwa den Rang eines Hauptmannes hätten. Kommt natürlich auch auf die Stufe des Rondrianers an, seinen Weihegrad, sein Alter, siene Erfahrung etc.. blah blah.

  • Noch mal zum Mitschreiben: Obwohl die Vorgehensweise aventurisch stimmig ist und bis hinein in unser Jahrhundert so verfahren wurde mit Deserteuren würde ich es trotzdem nicht unbedingt ins Spiel einbauen. Und genau das war meine Aussage. Also aus OT-Gründen auf dieses "Stilelement" zu verzichten. Obwohl etwa auch Vergewaltigungen zu Kriegszeiten nicht unbedingt selten waren in jenen "dunklen" Zeiten des Mittellaters (auch heute nicht unbedingt), bauen dennoch viele das nicht in ihr Spiel ein, weil sie so einen Aspekt halt nicht erleben möchten mit ihren Helden. Ich für meinen Teil etwa würde nicht so gerne mit einem "guten Char" einen "Unschuldigen" richten (zugegeben eine moderne Sicht für Deserteure)

  • @Septic, ich hatte deine Aussage so verstanden du das allgemein für diese Praxis wärst, nicht auf eine bestimmte Spielergruppe bezogen und dann ein Besipiel aus heutiger Zeit angebracht hast um das irgendwie zu belegen das das auch in Aventurien ganz einfach funktionieren würde, weil es das ja im rictigen Leben auch tut. Auf dieser Annahme beruhe dann auch mein Gegenpost.

    Ich hab die Frage im Threat auch eher so aufgefasst das Distelrose nicht selbst vor dem moralischen Dillemma steht sondern ihr Char, oder irgendein Char meinetwegen und es Sie nach einer IT Entscheidungshilfe verlange, die es dem Ronnie einfacher machen zu handeln. Also eher eine Frage ob diese Entscheidung, die sie ja militärisch schon angebracht findet, mit dem Codex eines Rondrianers vereinbar wäre.

    Mir und meinem Char ist diese Entscheidung auch nicht leicht gefallen als ich IT vor dem Problem stand, aber wer einen Krieger spielt widmet sich mehr oder weniger dem Töten als Beruf und einem Leben voller Gewalt. Und dieses endet ebend nicht beim erschlagen von 1543 Orks die allesamt kein Mus im Hirn haben und eh nur bessere Tiere sind. Das wäre Computer-Baller-Game Niveau. Nun gut, ich bin keine 14 und mein Rollenspiel mag etwas anders sein als das jüngerer Spieler.
    Wie immer zählt bei sowas nur, was die Gruppe will die spielt. An dieser Stelle kann man nur seine Ideen rüberbringen oder sagen was man an deren Stelle tun würde, in Regeln lässt sich sowas nunmal nicht fassen, wär ja auch langweilig und ziemlich schecklich zugleich ;)

    Insofern könnte Distelrose auch einfach mit dem Meister oder der Meisterin sprechen wenn sie es nicht übers Herz bringt, und sich direkt Rat einholen. Ob Ihre Gruppe dieses Dilemma irgenwie lösen kann so das alle zufrieden sind.

  • Es gibt bestimmt Momente, in denen ich so etwas ganz wunderbar fände ... dieses Dilemma ... allerdings hätte ich mit einem Rondra-Geweihten einen Deserteur trotzdem nicht getötet. Gleichsam hätte ich natürlich auf der anderen Seite des Spielleiterschirms solch ein Handeln selbstverständlich bestraft. Ich mag die Dilemmas lieber anders herum. Weil ich im Bestreben bestmöglich zu handeln etwas "unmoralisches" unterlassen habe, ist etwas Schlimmes passiert.

    Aber wie gesagt. Streng IT betrachtet, kräht da kein Hahn nach. Und wenn der Deserteur 15 Mäuler daheim auf dem Hof hatte, eine altersschwache Mutter und sowieso nur eine Scheiß Angst. Denkt man das aber konsequent zu Ende, dann gibt es in einem reinen IT-Modell ja nicht mal ansatzweise Gründe für ein schlechtes Gewissen. Und das wiederum fände ich schade (bedenkt bitte, dass man bei reinem IT-Blickwinkel auch seinem Char nicht etwa "moderne" Gewissensbisse verpassen kann)

  • Meine Frage war schon auf eine IG-Situation bezogen. Zwar stehe ich (bzw mein Char) noch nicht vor diesem Problem (habe mich wohl missverständlich ausgedrückt, sorry :rot:) aber da es sich abzeichnet dass wir schon bald in eine Kriegssituation geraten werden, hatte ich mich schon mal mental eingestimmt. Es war also eher ein mentales Stolpern, aber die Frage hat mich trotzdem interessiert.

    An ein Weiterleiten des Hinrichtungsbefehls hatte ich auch gedacht, aber irgedwie würde ich mich dann wie ein Schreibtischtäter fühlen - auch nicht das was ich mir unter einem Rondrageweihten vorstelle. Wenn man so eine Entscheidung trifft sollte man auch die volle Verantwortung dafür übernehmen, sonst wäre es in meinen Augen fast noch schlimmer für den Geweihten.

    @Septic

    Der Char an den ich in diesem Zusammenhang dachte hätte sicherlich ein schlechtes Gefühl dabei, sie ist ja kein Unmensch und hat auch schon genug Freunde im Kampf sterben sehen, die auch nur nach Hause zu ihren Familien wollten. Andererseits weiß sie natürlich dass man so etwas nicht einreißen lassen darf, da man sonst die Moral der Truppe abschreiben kann. Ist halt so ein das Wohl des Einzelnen gegen das Wohl Aller Problem.

  • Ein Rondrageweihter hat aber feste Prinzipien und einen Glauben, der ihn bestärkt, das Richtige getan zu haben mit einer Hinrichtung. Gewissensbisse sollten sich rein IT gesehen also in sehr engen Grenzen halten. Anders sieht es im umgekehrten Fall aus. Er lässt es durchgehen, zeigt Milde und Erbarmen und es geht tatsächlich aufgrund dieser Entscheidung etwas fehl. Dann hat er keine Prinzipien und keine Kirche die ihm sagt, er habe das schon richtig gemacht. (das Wohl aller geht über das Wohl eines einzelnen : welche Kirche könnt das besser verkörpern, als die aufopferungswilligen Rondrianer)

    Imho der interessantere Konflikt

  • Nun sind Rondrianer aber gar nicht so diejenigen, die größere Truppen befehligen, denn sie sind die, die in der ersten Reihe fechten als gutes Vorbild, und nicht, die hinten auf dem Feldherrenhügel stehen und Befehle geben.
    Allerdings steht man als Führer von oder auch 50 Man wohl immer noch soweit vorne, daß man sich diesem Problem womöglich stellen muß.

    Romanhelden sehen sich übrigens auchzuweilen diesem Dilemma gegenüber, so sie in der Armee/Marine und in früheren Zeiten angesiedelt sind. Als Kapitän zur See etwa blieb einem nichts anderes übrig, als einen Deserteur zu hängen, taten sie das nicht, drohte ihnen selber das Kriegsgericht. Dennoch schaffen es die Autoren, den Protagonisten immer noch als Menschen darzustellen, der das nicht gerne tut, aber tun muß, denn sonst hätte es damals (bei den Bedingungen in der Armee und ganz besonders in der Marine) gerade in Kriegszeiten übel ausgesehen, wenn da die Desertionen, ohne Todesstrafe, um sich gegriffen hätten.

    Es würde einem Geweihten schlecht anstehen, wen er jedes Mal vor einer Schlacht eine Liturgie wirken müßte/würde, statt mal Kraft seines Vorbildes, seiner Autorität und aufgrund einer schmissigen Rede die Leute nicht halten kann.

    Aber auf andere abwälzen wird der RG eine Entscheidung oder eine Vollstreckung nicht (das paßt nämlich wirklich nicht), ebenso wenig einen Deserteuer laufen lassen mit der Begründung, daß er ihn ja nicht fordern könne, da er kein angemessener Gegner wäre, bzw. das seinen kirchichen Richtlinien widerspräche ... Gerade als Geweihter (jedweder Facon) muß man wohl früher oder später ein paar Kompromisse (das heißt nicht, daß man seine Auflagen und Prinzipien bei Bedarf abstellen kann oder sollte) mit der Wirklichkeit schließen.

    So gesehen schließe ich mich Tassadar und Fenia an, wenn ich auch denke, daß ein innerer Konflikt dem Rondrianer (oder jedem anderen "guten" Char) nicht nur gut ansteht, sondern sogar Pflicht sein sollte, um nicht einfach nur kalt und pflichtbesessen zu erscheinen.
    Davon abgesehen: Ja, ich würde einem Char von mir auch nur ungern den Befehl geben lassen, einen Deserteur zu hängen. Mag sein, daß es in Romanen gut rüberkommt, ohne dem Protagionisten seine Menschlichkeit zu nehmen (manchmal unterstreicht sie das sogar auch noch), aber ich fände das dann für mich als Spielerin wohl doch etwas zu zwiespältig.^^

  • Zitat

    Es würde einem Geweihten schlecht anstehen, wen er jedes Mal vor einer Schlacht eine Liturgie wirken müßte/würde, statt mal Kraft seines Vorbildes, seiner Autorität und aufgrund einer schmissigen Rede die Leute nicht halten kann.

    willlst du behaupten, dass ein geweihter immer schlechter dasteht, wenn er öfter mal ein wunder wirkt? klingt seltsam... andererseits wäre tatsächlich komisch, wenn er dass nicht durch "animieren" hinkriegt.

    funktionless art is simply tolerated vandalism - i am a vandal.