Hilfe, ich habe meine Kinder verstört...

  • Ich leite seit ungefähr sechs Jahren eine Jugendgruppe, inzwischen sind die lieben kleinen in der siebten Klasse.

    Ich hatte die an sich gute Idee, ihnen eine Geschichte vorzulesen und diese dann mit ihnen zu besprechen. Soweit die gute Idee, nur leider habe ich mir dafür "Die schwarze Katze" von E.A. Poe ausgesucht.

    Ergebniss:

    Eine Mutter hat mich angerufen und mir mitgeteilt, das die lieben kleinen Alpträume bekommen haben.

    Das Problem: Ich habe die Geschichte nicht einmal zu Ende gelesen, das heißt, das schaurige Ende steht noch bevor.

    Irgendwelche Vorschläge, wie ich das ganze retten kann, ohne die Kinder vollständig zu verstören?

  • Hi

    Ich kenne die Geschichte zwar nicht, aber wenn das Ende wirklich so schaurig ist solltest du es vielleicht abändern. Lass die Geschichte lustig enden, Lachen nimmt die Angst. Im Anschluss kannst du ihnen dann ja sagen das, das deine ganze eigene Interpretation der Geschichte war.

    Ist zwar Scheisse einfach so was zu ändern aber eine andere Idee habe ich leider auch nicht...

    cya

  • Das Problem ist wohl, das man eine Mordgeschichte zumindest nicht ohne Strafe für den Täter enden lassen kann und das diese Geschichte schon am Anfang das Ende vorgibt.

    Verdammt, als ich in dem Alter war habe ich schon den Medicus gelesen....


    Was ich wohl nicht bedacht habe ist, dass sie aus völlig (über?) behüteten Familien kommen, und das ich mich einfach komplett verschätzt habe, was sie vertragen.

  • Ich würde nichts verändern, nichts weglassen und nichts beschönigen. Wenn man in dem Alter zwanzig brutale Serien und Filme am Tag, dreißig Computerspiele der selben Art und noch Nachrichten ertragen kann, dann wird das auch mit so einer Geschichte gehen. Das einzige, worauf du achten solltest ist, dass du nach der Geschichte noch genug Zeit hast, sie mit den Kindern zu besprechen. Lass sie ihre Gedanken offenlegen. Was denken sie sich bei der Geschichte, wovor haben sie Angst, warum? Und versuche dann die Geschichte zu erklären. Wie Poe mit der Sprache spielt, um Angst zu erzeugen, warum er das macht, wie sie auf dich gewirkt hat beim ersten Lesen...

    Das sind jetzt alles Pädagogentips, also mit Vorsicht zu genießen... :lol:

    Wenn es sein muss, muss es auch gemacht werden. Ist nur noch die Frage, wer es macht. Ich ruh mich nämlich gerade aus.

  • Die Kinder sind nicht verstört, sondern hingerissen. Alpträume nach Büchern zeigen nur, daß diese besonders gut (geschrieben und/oder gelesen) sind. Sollte die Frau Mutter auf die Barrikaden gehen, mache ihr klar, daß Fernsehen und PC-Spiele wesentlich eingreifender sind. Und an Poe ist bis auf ihn selbst noch niemand zugrundegegangen! Alles halb so wild. Bring die Geschichte zuende und mach den Kleinen klar, daß es erstens nur eine Geschichte ist und diese zweitens einen Sinn hat!!!

  • Hmmm....Morgen werde ich wohl mehr wissen. Ich habe eine Stunde und in dieser schaffe ich es ganz bestimmt, die Geschichte zu Ende zu lesen, und auch sie zu besprechen. Als Ziel habe ich sowieso vor, das sie ein Plakat mit Katze malen, und "ihre Katzen" dazuschreiben.

  • In Bremen fängt man an sich ab der 7ten Klasse gegenseitig abzustechen und die haben Angst vor E.A. Poe ???
    Ich denke, du kannst den "Kleinen" die Geschichte ruhig zuende vorlesen und falls die Mutter immer noch stört, sie dazu auffordern, das Buch doch selbst einmal zu lesen um einen Eindruck zu bekommen.

    Was sind das für Weicheier ??? Man man man ... da will ich mal vorbeikommen um Schutzgeld zu erpressen *gg*

  • Hi Drego!

    Ich würde mal sagen, dass die Besprechung zu der Geschichte alles bereinigen wird. Sie lernen dadurch ja nicht nur eine grausige Geschichte, sondern lernen sich danach damit auseinander zu setzen. Sie setzen sich mit etwas unangenehmen auseinander. Wenn sie merken, dass man über alles reden kann und sich nicht fürchten müssen, ist das nur positiv.

    Die Konversation ist dabei wirklich sehr wichtig. Ich rede dabei nicht davon die Ängste tot zu reden sondern sich einfach damit auseinander zu setzen, sich das ganze bewusst machen. Dann weißt du zumindest, was ihnen für Geschichten gefallen oder was ihnen an dieser Geschichte nicht gefallen hat. Sie wissen dann von der Macht, die Worte und deren Darbietungsweise haben können. Wenn sie selbst begreifen wie sie durch eine Geschichte gefesselt werden können, animiert sie das vielleicht dazu weiter zu lesen oder gar selber was ähnliches (Geschichten im Allgemeinen meine ich) zu schreiben?

    Ich würde die Geschichte nicht ändern, sondern einfach ausführlich darüber reden. Die richtige und gute Kommunikation ist ein Gabe in der heutigen Welt, Kommunikation kann Gewalt verhindern. :)

    Wissen ist Macht

  • Mir wurde nahegelegt, die Jugendgruppe aufzugeben und der Diakon schickt seine Kinder nicht mehr in die Jugendgruppe, da mir ja auch jegliches Konzept fehlt.

    Und es ist unverantwortlich, den Kindern, vor dem Gottesdienst eine Horrorgeschichte vorzulesen, da sie sich dann ja gar nicht mehr den Gottesdienst mitbekommen.

    Wilkommen in der weltoffenen Kirche des 21. Jahrhunderts.

    Kinder müssen Kinder bleiben dürfen.

    Mein eigentlicher Plan wäre gewesen, die Geschichte auch noch zu vertonen, sein Kommentar:

    Das ist zuviel für die Kleinen, das kann man vielleicht mit 15-16 Jährigen machen.

  • Ja, Herzlich Willkommen! *Kopfschüttel* Was soll man dazu noch sagen?

    Wenn es sein muss, muss es auch gemacht werden. Ist nur noch die Frage, wer es macht. Ich ruh mich nämlich gerade aus.

  • Kirchenaustritt?

    Da wundern sich die Leute, warum es kaum noch Leute gibt, die freiwillig etwas in der Gemeinde unternehmen. Ich fahre 4 Stunden im Auto um die Jugendgruppe zu halten und er sagt mir, das der Termin nicht angebracht ist.

  • Katholisch oder evangelisch? Hört sich zwar sehr nach Klischeedenken an, ist aber oft zutreffend...

    Wenn es sein muss, muss es auch gemacht werden. Ist nur noch die Frage, wer es macht. Ich ruh mich nämlich gerade aus.

  • Bingo. Katholisch.

    Bisher habe ich ja immer gesagt, dass das alles nicht so schlimm ist, es gibt wirklich gute Pfarrer, aber es gibt halt diese "Überkatholiken" die für den Guten Ruf verantwortlich sin.

  • sad, but true...

    Früher war ich ebenfalls kirchlich aktiv (evan.) allerdings gibt es dort einfach noch zu viele ältere Herrn in gehobenen Positionen, die jegliche Art von Innovation und Offenheit missbilligen. Da hilft nur eins, der Kirche 20 Jahre den Rücken kehren und hoffen, dass Gott das Problem löst ;)

  • Zitat

    Da hilft nur eins, der Kirche 20 Jahre den Rücken kehren und hoffen, dass Gott das Problem löst ;)


    Oder in die Großstadt ziehen...
    Ich merk bei uns in der Landeskirche auch, dass es gewisse Unterschiede zwischen Erzgebirglern und Großstädtern gibt.

    Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse alles, was du sagst. (Matthias Claudius)