• Darabrob

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    1. Verharmlosung der Verbrechen durch Beispiele ähnlicher Art.

    Mit dieser Keule hat der Feldwebel hier ein paar Mal zugeschlagen und ich finde, das hätte er sich auch sparen können. Warum kann man als Deutscher nicht einfach mal sagen, dass auch Stalin Juden und Andersdenkende interniert und umgebracht hat, ohne das man gleich um die Ohren geknallt bekommt, man wolle Verbrechen verharmlosen. Ich glaube nämlich nicht, dass das irgendwer hier wollte. Es war schlicht und ergreifend eine Aufzählung von Fakten. Wie man sie interpretiert liegt doch an jedem selbst.

    Da hast du mich leider missverstanden. Natürlich ist Stalin ein Mörder und Verbrecher gewesen und das kann man auch meiner Meinung nach mit Recht sagen. Ich habe nur leider den Eindruck, dass der Hinweis "Die anderen sind auch nicht besser." manchmal dazu dient, sich nicht zu intensiv mit der Schuld im Nazi-Reich auseinanderzusetzen. Dies ist selbstverständlich nicht immer so und vielleicht auch nicht immer bewusst.

    Ich will auch niemanden "mit einer Keule schlagen" und auch niemanden beschuldigen, sondern ich versuche so sachlich wie möglich darüber zu diskutieren und gemeinsam darüber nachzudenken. Auch glaube ich, meinen Standpunkt immer sachlich begründet zu haben. Daher bin ich offen gestanden etwas verwundert, dass du mir nun vorhältst, ich würde "eine Keule schwingen", also praktisch Leute niedermachen. Ich finde nicht, dass ich das getan habe.

    Außerdem ist - finde ich - meinen Beiträgen durchaus zu entnehmen, dass ich keineswegs der Meinung bin, wir sollten uns als Täter fühlen und ständig in Sack und Asche gehen. Ich finde nur wichtig, dass wir uns wirklich über das Ausmaß dieser Verbrechen klar werden, was ungeheuer schwierig ist, da z.B. eine Zahl von 55 Millionen Kriegsopfern kaum plastisch vorstellbar ist.

    Zum Beispiel wurde das Argument mit der "schnellen Normalisierung nach dem Angriff auf die Niederlande" genannt, um zu zeigen, dass nicht "alles so schlecht war, wie immer gesagt wird." Ich habe dem dann deshalb widersprochen, weil der Angriffskrieg immer noch ein Verbrechen war und Tote gekostet hat. Es war also DENNOCH schlimm. Was das Beispiel mit dem Arzt und den Amerikanern angeht: ich habe niemals behauptet, dass alle Menschen damals schlecht gewesen sind. Ich habe sogar ausdrücklich das Gegenteil gesagt. Nur ist dieses Beispiel eben nicht dazu geeignet, zu beweisen, dass "es nicht so schlimm war."
    Hiermit habe ich Yuchdan nicht beleidigen oder abstempeln wollen, sondern nur gesagt, dass ich seine Argumentation für nicht stichhaltig halte. Und darum geht es hier doch, sachliche Argumente auszutauschen.

    Persönlich halte ich es für wichtig, der Aussage "so schlimm ist es aber doch gar nicht gewesen", auch wenn dies nicht in böser Absicht gesagt wird, entgegenzutreten, und davon zu ÜBERZEUGEN, dass es eben doch schlimm war. Das hat nichts mit "Niederknüppeln" zu tun.

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    Das nur mal so zum Aufwärmen, bevor ich gleich richtig loslege. Wenn man sechs Jahre lang, in jeder Geschichtsstunde gesagt bekommt, wie schrecklich damals alles war und wie böse wir Deutschen waren, usw., dann hat das nicht den Effekt, das die Schüler interessierter zu hören und alles besser verstehen. Eher werden sie nach dem zweiten oder dritten Mal so angeödet sein, das sie nicht mehr zuhören, alles vergessen und es sie nicht mehr interessiert. Wir wollen doch mal ehrlich sein, in Mathe würde auch keiner sechs Jahre lang nur binomische Formeln pauken wollen. Die Geschichte muss angesprochen und in ihrem ganzen schrecklichen Ausmaß gezeigt werden, aber doch bitte in einem verträglichen Rahmen.

    Ich fürchte, hier hast du leider nicht unrecht. Wahrscheinlich wäre es besser, den Nationalsozialismus in der Schule nicht über Jahre hinweg ständig aufs Neue breitzutreten, sondern angemessen ausführlich am Stück zu behandeln. Vermutlich wären hierzu auch ein paar ausgesprochen drastische Filme und Berichte sinnvoll, die in aller Eindringlichkeit vor Augen führen, was für eine Mordmaschinerie die Nazis aufgebaut haben. Dies geht nämlich wohl tatsächlich manchmal unter, wenn das Thema "tot geredet" wird, da es dann nicht die eigentlich nötige Betroffenheit sondern Langeweile auslöst.

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    2. Gute Taten des Nazi-Regimes.

    Hab ich da irgendwas verpasst? Seit wann kann man denn die Taten eines Terrorregimes gutheißen, wenn man heute Nutzen aus deren Verbrechen zieht? Versteht mich nicht falsch, ich fahre deshalb nicht nur Landstrasse und auch ein Golf ist was Nettes, aber trotzdem kann ich die Taten des verbrecherischen Regimes nicht gutheißen, auch wenn sie uns im Nachhinein vielleicht etwas Gutes erbracht haben. Sie wurden ja nicht gemacht, um uns später zu nutzen, sondern sind "Abfallprodukte" eines ganz anderen Grundes. Dadurch sind diese Taten schlecht, denn das Regime und seine Ziele waren schlecht.

    Hier sagst du eigentlich das Gleiche wie ich: das Regime war schlecht. Davon dürfen wir uns nicht ablenken lassen, auch wenn nicht alles schlecht war, was daraus hervorgegangen ist.

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    3. Habe ich Schuld, bzw. muss ich mich schuldig fühlen?

    Wofür. Der Tag meiner Geburt ist der 22.10.1979, meine Mutter wurde am 3.2.1950 geboren und mein Vater am 2.9.1943. Keiner von uns hat auch nur einen Schuss abgeben. Nicht mal sein Kreuz unter Hitler auf den Wahlzettel für den Reichskanzler gemacht. Wir haben damit nichts zu tun. Ich noch weniger als meine Eltern. Ich trage keine Schuld. Ich kann es abscheulich finden und tue es auch, was unter den Nazis in Deutschland passierte, doch es ist nicht meine Schuld und deshalb entschuldige ich mich bei niemandem für das, was in diesen Jahren passiert ist und niemand darf mich durch diese Geschehnisse aburteilen.

    Zustimmung!

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork