Ich weiß nicht wie viel davon aktuell allgemein bekannt ist, daher fang ich mal damit an, dass ich generell das aktuell laufende Drama von Anfang an erläutere, damit jeder auf dem gleichen Stand ist.
Die OGL oder "Open Gaming License" war bisher einer der Kerngründe, warum D&D so ein erfolgreicher weltweiter Platzhirsch war. Mit der OGL gab Wizards of the Coast vor Jahrzehnten ein Versprechen aus. Jeder der wollte, durfte das Regelsystem von D&D für seinen eigenen Content benutzen und musste weder was dafür zahlen, noch irgendwelche Rechte an Wizards dafür abtreten. Diese OGL konnte technisch gesehen zwar von Wizards geändert werden, war man mit der Änderungen aber nicht einverstanden, dann konnte man vertraglich bei einer älteren Version der OGL bleiben und sie behielt ihre Gültigkeit. Womit Wizards eigentlich klarstellte, dass eine Änderung nie passieren würde, weil sie wirkungslos bleiben würde.
Dieses Versprechen sorgte über Jahrzehnte dafür, dass jeder das System von D&D für sein Spiel nutzte. Von Third Party Autoren wie bei Thumblewood, Auroborus oder Mythgard, über alternative Content Creator wie Critical Role, zu riesigen Konkurrenten wie Paizo mit Pathfinder bis hin zu großen Videospielen wie Knights of the old Republic oder auch in Teilen das erste Witcher Spiel. Eine "Win-Win-Situation", weil alle Third Party so ein fertiges System ohne viel zusätzlichen Aufwand und vor allem auch Marketing hatten, das ihnen aber alle Rechte und Einnahmen behalten ließ, und Wizards hatte gleichzeitig indirekt Werbung für das eigene System und viel mehr Zulauf als nur durch die eigenen Produkte.
Größtes Beispiel hier ist natürlich Pathfinder 1E, das lange Zeit weitaus populärer als D&D selbst war und auch ein wichtiger Faktor für das Überleben von D&D während 4E war.
Im Dezember wurde jedoch eine neue Version (genannt "OGL 1.1") der OGL geleakt, die von Wizards bisher auch nicht bestritten und indirekt von Kickstarter bestätigt wurde, welche aktuell gerade einen massiven Backlash in der Community, bei den Content Creator und selbst bei ehemaligen Wizardsangestellten erzeugt
Das Problem fängt direkt bei Punkt 1 der neuen OGL an. Die neue OGL erklärt, anders als bisher versprochen, dass jeder diese OGL unterzeichnen muss, wenn er weiter Content machen will. Alle vorherigen Versionen sind ungültig und eine Berufung auf alte Versionen wird in einer Klage resultieren.
Und das ist, laut der neuen OGL, auch rückwirkend. Jeder der jemals die OGL genutzt hat, muss nun den Bedingungen der neuen OGL zustimmen.
Der nächste problematische Punkt der OGL ist, dass alle, die die OGL nutzen, von nun an alles was mit dem Projekt zusammenhängt an Wizards veröffentlichen müssen. Arbeitszeit aller Mitarbeiter, Geld was wie viel wofür ausgegeben wurde, wie viel man pro Produkt eingenommen hat ...
Darauf aufbauend kommt der nächste Punkt, nämlich das mit der Unterzeichnung der neuen OGL auch alle Rechte an dem erstellten Content vollständig an Wizards übergehen. Und dazu noch das Recht jeden Content Creator sofort aus der OGL rauszuschmeißen sobald dieser Content "diskriminierend" ist. Was "diskriminierend" ist entscheidet laut OGL dabei Wizards selbst.
Und das kann auch jederzeit neu festgelegt werden, denn der nächste Punkt in der neuen OGL sagt, dass die OGL jederzeit und ohne Angabe von Gründen geändert werden kann. Jeder Content Creator bekommt dann 30 Tage Zeit den neuen Vertrag zu unterzeichnen oder selbst aufzukündigen. Tut er Letzteres, fallen alle Rechte seiner Werke vollständig an Wizards.
Und selbst wenn man in der OGL bleibt ist man nicht vor Wizards sicher, denn auch da sieht die neue OGL vor, dass Wizards jederzeit ohne Angabe von Gründen das Recht hat den Content von Third Partys selbst weiterzuverwenden und/oder nach Belieben zu ändern.
Und für all das darf man Wizards dann auch noch bezahlen. Wo die OGL früher frei war, sind jetzt bei allen Unternehmen mit Einnahmen von 750k $ oder mehr pro Jahr 25% von allem unter der OGL an Wizards zu entrichten und alles was über Kickstarter läuft, muss grundsätzlich 20% entrichten. Sollte es zusätzlich noch über die 750k$ kommen, dann sind entsprechend nochmal die 25% zu entrichten. Was Kickstarter für D&D Bücher quasi unmöglich macht. Nicht weil viele davon mehr als 750k $ pro Jahr einnehmen, sondern weil allein die 20% zusätzlich schon nicht stemmbar sind. Denn damit müsste man zwischen 25 und 30% aller Kickstarter Einnahmen schon vor dem Beginn des Projekts abgeben, da Kickstarter und Amazon zusammen schon, je nach Deal, zwischen 5 und 10% für die Plattform und die Zahlungsabwicklung verlangen.
Ryan Dancey, der ursprüngliche Autor der OGL, hat wohl schon eine Klageschrift gegen diesen Versuch eingereicht, weil die OGL nun mal nicht geändert werden sollte und das auch so festgeschrieben wurde.
Trotzdem läuft aktuell ein massives Drama und ein großer Shitstorm in der Community, viele Content Creator haben schon angekündigt D&D zu verlassen, weil es zu unsicher für sie wird, es gibt viele Boykott Aufrufe von Wizards und Hasbro generell.
Wizards, genauso wie Hasbro, hat zu diesem Thema bisher noch überhaupt nicht reagiert. Laut dem Leak sollte die neue OGL am 4. Jänner 2023 veröffentlicht werden, aktuell wurde aber noch nichts veröffentlicht.
Was sind eure Meinungen zu dem Thema?