DK-Bestimmen bei Kampfbeginn - Definition "Kampfbeginn - Vom Gegner lösen

  • Phex zum Gruße,

    ich habe eine Regelfrage bzw. eine Frage zur Auslegung:

    1. Bei Kampfbeginn kann sich der Kämpfer mit deutlich höherer INI (4 oder mehr) näher am Gegner positionieren, ohne dafür eine Probe würfeln zu müssen.

    2. Es gibt Möglichkeiten, sich vom Gegner zu lösen ("aus dem Kampf zurückziehen", WdS, S. 79): Gezieltes Ausweichen, langsames DK-Vergrößern, Wegrennen.

    Soweit ist die Regellage klar. Wenn ich diese Regeltexte beim Wort nähme, dann wäre eine konkrete Kampfsituation beendet, wenn einer der Kämpfer sich vom Gegner erfolgreich löst. Das hieße, dass, wenn die beiden dann erneut aufeinandertreffen, wieder die DK-Regelung für den Kampfbeginn herangezogen werden müsste. Das eröffnet folgende Möglichkeit:

    Ein sehr schneller Kämpfer, der in H kämpfen will weicht gezielt aus, kombiniert das mit einer freien Aktion "Schritt" und löst sich vom Kampf. Vielleicht macht er noch ein paar Schritte, aber das ist eigentlich egal. Er hat sich gelöst, das Kampfgeflecht ist aufgelöst, beide befinden sich nach Regeln außer Waffenreichweite. Nun möchte er aber keinesfalls fernbleiben. Nein, er eröffnet wieder den Kampf (evtl. mit freien Schritten oder er lässt den Gegner kommen) und darf sich dann wieder direkt in die DK H begeben.

    Das ermöglicht es, sehr schnellen Kämpfern mit hohen Ausweichen-Werten, relativ zuverlässig die DK H zu erzwingen, ohne dafür wirklich entsprechende Proben machen zu müssen.

    Wie seht ihr das?

  • Ich wüsste tatsächlich nicht was dagegen spricht. Regeltechnisch dürfte das ganz genau so funktionieren.

    Wird allerdings auch dazu führen, dass der Gegner ebenfalls die Reichweite vergrößern wird (was nur eine AT+4 ist und nicht pariert werden darf).

    Daraus kann dann schnell ein endloses hin und her ohne echten Schlagabtausch werden, also ein ewig langer und wirklich sehr langweiliger Kampf.

  • Gezieltes Ausweichen kostet die Reaktion (also 1 Aktion), ist um den doppelten Modifikator der DK-erschwert, und um eine eventuelle Finte, und etwaige weitere Gegner.

    Persönlich verstehe ich sich von einem Gegner zu lösen und wieder anzunähern nicht als Kampfbeginn: Den gibt es nur einmal. Der Gegner steht da auch noch kampfbereit mit der Waffe in der Hand, hat vielleicht seinerseits Freie Aktionen oder gar eine eigene Aktion aufgewandt, um zu folgen. Zum wieder annähern greift meinem Verständnis nach sich ihm anzunähern, also durch eine AT die DK zu verkürzen.

    Ich verstehe es nicht so, dass ein Kampf immer wieder neu beginnt, wen man wegspringt und wieder hin geht.

    Leider lässt sich WdS nicht weiter dazu aus, nicht einmal dazu, wie höhere INI allein befähigt, in der optimalen DK zu stehen.

    Für mich ist ein Kampfbeginn mit jemanden einmalig während eines Kampfes, und alles andere ist sich vom Gegner zu lösen, oder DK verlängern oder verkürzen. Im einmal laufenden Kampf gibt es meinem Verständnis nach nur DK-Verkürzung durch AT.

  • Der Zurückweichende könnte so auch jedesmal einen Sturmangriff seines Gegners Provozieren.

    Und wer sagt das der Kampf dann beendet ist. Der Gegner könnte auch mit Schnellziehen den Zurückweichenden einen Wurfdolch oder eine Wurfaxt hinterherwerfen.

    Und was ist mit anderen Gegnern oder Verbündeten, die befinden sich ja vielleicht noch im Kampf, also endet doch der Kampf mit der INI-Reihenfolge nicht wenn sich jetzt ein Held erfolgreich gelöst hat. :/

    "Schick doch die Maraskaner, die werden wiedergeboren"

    Ausspruch Helme Haffax bei der Eroberung Medenas im Efferd 1029 BF

  • Gezieltes Ausweichen kostet die Reaktion (also 1 Aktion), ist um den doppelten Modifikator der DK-erschwert, und um eine eventuelle Finte, und etwaige weitere Gegner.

    Genau so sind die Regeln. Aber da gibt es ja auch kaum Klärungsbedarf.

    Der Zurückweichende könnte so auch jedesmal einen Sturmangriff seines Gegners Provozieren.

    Klar, der Zurückweichende könnte auch selbst der sein, der wieder heranstürmt. Alles möglich.

    Der Gegner könnte auch mit Schnellziehen den Zurückweichenden einen Wurfdolch oder eine Wurfaxt hinterherwerfen.

    Auch eine Option.


    Versteht mich nicht falsch, mir geht es nicht darum, Optionen zu finden, die in diesem abstrakten Beispiel dafür sorgen könnten, dass es doch nicht so klug wäre, sich zurückzuziehen. Es geht mir lediglich darum, wie "Kampfbeginn" definiert ist. Hierzu möchte ich das Beispiel noch etwas überspitzter darstellen:


    Kämpfer A (INI 32, GS 10)

    Kämpfer B (INI 18, GS 6)

    Ein Konflikt bahnt sich an, die Heldengruppe ist in ihren diplomatischen Bemühungen gescheitert. Der Meister lässt den Satz fallen: Ich hätte nun gerne eure INI. Ab sofort wird alles in KR gemessen.

    Neben anderen Kämpfenden nähern sich A und B einander an. Einer von beiden tritt mit freien Aktionen an den Gegner heran. A bestimmt durch höhere INI die Distanzklasse H.

    Jetzt zum eigentlichen Beispiel:

    Kampfrunde beginnt.

    A greift B an, B pariert.

    B greift A an, A weicht gezielt aus und löst sich vom Kampf. A macht auch noch drei freie Aktionen "Schritt"

    Resultat: Beide Gegner befinden sich außerhalb ihrer Waffenreichweite. Sie gelten als gelöst. Sie stehen sich also außer Reichweite so gegenüber, wie sie es auch vor KR 1 standen. A könnte natürlich noch weiter weggehen, warum nicht 10 Schritt (seiner GS entsprechend) am Anfang der nächsten KR. Regeltechnisch dürfte es aber keinen Unterschied machen, ob er noch weiter geht oder nicht. A und B sind aktuell nicht in einer Nahkampfsituation (was ja auch für andere Belange wie etwa im Fernkampf relevant sein kann).

    In einer späteren KR (ob der nächsten oder einer danach, ist ja erst einmal egal) nähern sich A und B wieder. A möchte das auch. Sie treten wieder aneinander heran. Eigentlich dürfte diese Situation sich nicht vom ersten Aufeinandertreffen unterscheiden und regeltechnisch müsste hier ein neuer "Kampf" entstehen.

    Problematisch ist m.E., dass das Regelbuch hier nicht differenziert. Ist mit "Kampfbeginn" immer nur der Beginn eines weitergefassten Kampfes gemeint? Oder ist das Aufeinandertreffen bzw. der Kampf zweier Kontrahenten innerhalb eines solchen weiter gefassten Kampfes jeweils ein eigener enger gefasster Kampf. Eigentlich müsste es Letzteres sein, denn wenn es das Umfeld nicht geben würde, wäre der Kampf ja auch erst einmal vorbei, wenn beide Meter weit voneinander weg stünden und sich erst einmal wieder genauso nähern müssten, wie es am Anfang tun mussten.

    Ein weiteres Problem mit einem "Kampfbeginn" im Sinne des einmaligen Beginns eines weiter gefassten Kampfes wäre, dass (zumindest in unseren Gruppen) das in der Regel geschieht, bevor sich überhaupt Gegner gegenüberstehen. Und das würde bedeuten, dass die "INI-DK-Regel" so gut wie nie greifen würde.

  • Der Zurückweichende könnte so auch jedesmal einen Sturmangriff seines Gegners Provozieren.

    Nur, wenn sie es schaffen, mindestens 4 Schritt Entfernung zwischen sich zu bekommen, was mit Ausweichen und Freie Aktion erst mal nich getan ist. Das verstehe ich als "gerade außerhalb gegenseitiger Reichweite".

    A und B sind aktuell nicht in einer Nahkampfsituation

    Aber in einer laufenden Kampfsituation, auch wenn es zu zeitweilig keinem Austausch von AT und PA. Man ist gegenseitig bereit, zu attackieren oder zu parieren, wenn der andere heran kommt, hält sich im Auge, reagiert aufeinander, versucht Distanz zu halten, zu vergrößern und auch zu verringern - für mich ist das Kampf.

    Wendet sich einer einem anderen Gegner zu, dann ist das ein neuer Kampfbeginn mit neuer Kampfpaarung.

    Man kann beispielsweise einem Gegner den ersten Schlag lassen - aber auch nur zu Kampfbeginn, nicht jede Kampfrunde. Da ist dann "Kampfbeginn" mMn eindeutig.

    Das Verzögern wiederum zeigt, dass man sich in einem laufenden Kampfgeschehen befinden kann, ohne AT und PA auszutauschen und auch ohne sich zu sehen, wenn einer vor der Tür steht und bereit ist und seine Aktionen über eine oder mehrere KR verzögert.

    Nach hinten heraus müsst ihr euch in der Gruppe darüber einigen, aber ich sehe einen Kampfbeginn einmalig, so lange, bis einer oder beide sich anderen Dingen zuwenden. Bis dahin befindet man sich Kampf-Interaktion miteinander.

  • Ich würde mich da einfach an die Einleitung zu Kämpfen im WDS (S. 52) halten:

    Zitat

    Der eigentliche Kampf beginnt, indem der Meister die Ausgangssituation beschreibt, die Spieler erklären, was sie als nächstes tun wollen, und die Initiative erwürfelt wird.

    Das macht meiner Meinung nach alleine schon deutlich, dass ein Kampf nicht nur das Klingenkreuzen zweier Feinde ist. Im folgenden heißt es dann auch

    Zitat

    "Wenn der Kampf beginnt, wird von der ‘Erzählzeit’, in der je nach Handlung der Helden mal eine Spielrunde vergeht, mal anderthalb Wochen oder mehr, auf einen konkreten, festgelegten Zeittakt, die ‘Kampfzeit’, umgestellt und der Zeitverlauf in Kampfrunden und Aktionen gemessen."

    Zusammengenommen beginnt der Kampf also wenn der SL sagt "So ist die Situation und jetzt ist Kampf!" und die INI dafür ermittelt wird. Man ist auch dann im Kampf wenn man beispielsweise zaubert, einen Hebel zieht, wartet oder ähnliches (keine Kampfhandlungen durchführt) und es beginnt ganz sicher kein neuer Kampf, nur weil man sich einem neuen Gegner zuwendet oder außer Reichweite seines Feindes ist.

    Der Kampf endet, wenn die die Zeitspanne für Handlungen wieder so groß wird, dass man nicht mehr in KR zählt bzw. wieder in den Erzählmodus wechselt. Effektiv also wenn der SL die Abschlusssituation beschreibt und den Kampf für beendet erklärt.

    Mit einfacher Anwendung dieser Regelstellen umgeht man fast alle genannten Probleme.

  • Prinzipiell stimmt das, aber alle Probleme umgeht man dann m.E. keinesfalls. Denn diese Situation ist (zumindest in unseren Runden) in der Regel zu einem Zeitpunkt, an dem noch keine Kampfpaare gebildet sind. Das würde dann bedeuten, dass die DK-INI-Regel so gut wie nie zur Geltung kommen würde abseits einer isolierten Duellsituation, in der zufällig der vom SL bestimmte Kampfbeginn auch mit dem Aufeinandertreffen zweier Kämpfer einhergeht.

    Man könnte sich natürlich helfen und beschließen, dass die DK-INI-Regel „beim ersten Aufeinandertreffen nach Kampfbeginn“ greift.

  • Ja, die Regel würde selten zum Zuge kommen.

    Das halte ich aber nicht für ein Problem oder für etwas, das zu ändern wünschenswert wäre. Höhere Reichweite soll vorteilhaft und an Leute heranzukommen, die einen auf Abstand halten wollen, schwierig sein. Und es soll dafür gefälligst das Prozedere für AT zur Distanzklassenänderung benutzt werden. Dass Jemand mit sehr hoher INI ausnahmsweise einmal pro Gefecht das umgehen darf und an einen Gegner herankommt, bevor dieser verstanden hat, dass ein Kampf beginnt, ist zu verschmerzen. Eine Kampfstrategie, in dem Jemand während des Kampfes immer in die Nähe seiner Gegner teleportiert, wenn sich Kampfpaarungen ändern, ist aber zu vermeiden.

  • Ja, die Regel würde selten zum Zuge kommen.

    Das halte ich aber nicht für ein Problem oder für etwas, das zu ändern wünschenswert wäre. Höhere Reichweite soll vorteilhaft und an Leute heranzukommen, die einen auf Abstand halten wollen, schwierig sein. Und es soll dafür gefälligst das Prozedere für AT zur Distanzklassenänderung benutzt werden. Dass Jemand mit sehr hoher INI ausnahmsweise einmal pro Gefecht das umgehen darf und an einen Gegner herankommt, bevor dieser verstanden hat, dass ein Kampf beginnt, ist zu verschmerzen. Eine Kampfstrategie, in dem Jemand während des Kampfes immer in die Nähe seiner Gegner teleportiert, wenn sich Kampfpaarungen ändern, ist aber zu vermeiden.

    Aus der Balance heraus begründet stimmt ich dir zu. Allerdings scheint es mir offensichtlich zu sein, dass das Regelwerk hier nicht von einer sehr seltenen Ausnahme ausgeht. Nein, es regelt eigentlich, in welcher DK begonnen wird (mit Bevorzugung der längeren DK, da das ja der Ausgangspunkt ist). Das passt so leider nicht wirklich zusammen.

  • Ich finde die Lesart "höchstens einmal pro Kampf, nicht bei jeder neuen Kampfpaarung" recht einleuchtend und da das Ergebnis auch noch wünschenswert vom Balancing ist, sehe ich keine Gründe, eine andere zu benutzen.

  • "Kampfbeginn

    Ein Kampf beginnt in der Distanzklasse, die vom Kämpfer mit der höchsten Initiative gewünscht ist." (WdS, S. 79) Das erste ist die Überschrift, die da "Kampfbeginn" lautet, dann folgt der zitierte Satz.

    Unter dem Absatz folgt das Unterkapitel, in dem auf DK-Veränderungen, verlängern und verkürzen, eingegangen wird. Es wird mit Kampfbeginn begonnen, dann auf DK-Veränderungen (im laufenden Kampf) eingegangen.

  • "Kampfbeginn

    Ein Kampf beginnt in der Distanzklasse, die vom Kämpfer mit der höchsten Initiative gewünscht ist." (WdS, S. 79) Das erste ist die Überschrift, die da "Kampfbeginn" lautet, dann folgt der zitierte Satz.

    Unter dem Absatz folgt das Unterkapitel, in dem auf DK-Veränderungen, verlängern und verkürzen, eingegangen wird. Es wird mit Kampfbeginn begonnen, dann auf DK-Veränderungen (im laufenden Kampf) eingegangen.

    Ich würde ergänzen, dass die Expertenregeln etwas vom zitierten Satz abweichen. Der Kampf beginnt in der höchsten DK und das kann dann vom Kämpfer mit der höheren ggf. geändert werden. Aber prinzipiell ist das ja schon klar.

    Nur ist mein Problem, dass abseits einer expliziten Duellsituation die meisten Kämpfe (weiter gefasst) dann beginnen, wenn noch keine Gegner aneinander stehen. Jedenfalls war das bei mir in allen Runden (die auch völlig unabhängig voneinander existierten) so. Das heißt, dass beim eigentlichen Kampfbeginn (weiter gefasst) noch keine sinnvolle DK-Einstufung möglich ist, sondern erst beim ersten Aufeinandertreffen nach dem Kampfbeginn (in der Regel in der ersten oder zweiten KR, je nach Kampf).

    Dann zu sagen, dass die DK-INI-Regel eben so gut wie nie greift, empfinde ich als ziemlich unbefriedigend.

    Etwas spitzfindig, aber m.E. dennoch erwähnenswert (und vermutlich der Tatsache geschuldet, dass das Regelwerk nicht mit eindeutigen Keywords arbeitet) ist es, dass im weiteren Folgeabschnitt dann beim Thema "Sich lösen" durchaus davon die Rede ist, dass man sich dadurch "aus dem Kampf zurückziehen" (S. 79) kann. Mir scheint hier noch immer sowohl eine weiter gefasste als auch ein enger gefasste Definition von "Kampf" mitzuschwingen. Ebenfalls würde ich anmerken, dass sich unter "Kampfbeginn" der Text m.E. so liest, als ginge es um einen Zweikampf und nicht um einen weiter gefassten Kampf mit mehreren Beteiligten, der in der Regel deutlich vor dem Aufeinandertreffen der Kämpfenden vom Meister eingeleitet wird.

    Alles folgt der großen Überschrift "Distanzklassen". Dann wird unter "Kampfbeginn" beschrieben, wie die Kampfsituation am Anfang aussieht. Dann wird beschrieben unter "Veränderung der Distanzklasse", wie es sich während der Auseinandersetzung verhält. Anschließend und abschließend gibt es dann noch unter "Sich vom Gegner lösen" die Regeln, wie man sich "aus dem Kampf zurückziehen" kann, wie man dieser Situation also entfliehen kann.

    Das alles liest sich für mich nach einem etwas enger gefassten Kampfbegriff.

  • Prinzipiell stimmt das, aber alle Probleme umgeht man dann m.E. keinesfalls. Denn diese Situation ist (zumindest in unseren Runden) in der Regel zu einem Zeitpunkt, an dem noch keine Kampfpaare gebildet sind. Das würde dann bedeuten, dass die DK-INI-Regel so gut wie nie zur Geltung kommen würde abseits einer isolierten Duellsituation, in der zufällig der vom SL bestimmte Kampfbeginn auch mit dem Aufeinandertreffen zweier Kämpfer einhergeht.


    Man könnte sich natürlich helfen und beschließen, dass die DK-INI-Regel „beim ersten Aufeinandertreffen nach Kampfbeginn“ greift.

    Der SL gibt ja sozusagen den Startschuss und davor können durchaus bereits Bewegungen, Pärchenbildung etc. stattgefunden haben. "Kampfbeginn" wäre dann wenn wirklich gekämpft wird. Fast alle Runden die ich kenne machen das so (Kampf beginnt wenn die Kämpfer aufeinander eindreschen), aber es funktioniert natürlich nicht in jedem Fall gut (z.B. wenn auf hohe Entfernung von Einzelnen Fernkampf eingesetzt wird oder man mit genauen Lageplänen spielt und deshalb früher in KR gehandelt wird).

    Wobei die Behelfsregel vermutlich sogar sehr nah am RAI ist. Ich sehe Kampf in Fantasywelten auch als Nahkampf und bspw. nicht als Feuergefecht (zwei Bogenschützen, die sich beschießen ist kein "Kampf"). Vor allem macht die Behelfsregel vor allem dadurch Sinn, dass die DK Regeln ausschließlich für den Nahkampf gelten.

    Bei uns ist allerdings auch noch nie ein Spieler auf die Idee gekommen "wegzurennen, um damit die DK Veränderung zu umgehen" und es würde auch keiner so machen.

    Die vermutlich beste Lösung für Dein Problem: Der SL entscheidet einfach wie vorgesehen, wann ein Kampf beginnt und endet.

    So kann sich der Kämpfer, der sich gerade außer Reichweiche flüchtet, nach seiner Einschätzung durchaus noch im Kampf befinden (sofern sein Gegner nicht von ihm ablässt) und auch der Held der einem Mehrfachkampf beitritt, eröffnet keinen neuen Kampf (kein Kampfbeginn) sondern tritt einem laufenden Kampf bei, während der Held, der gerade seinen Gegner besiegt hat und sich einem frischen "unbelegten" Gegner zuwendet einen "neuen Kampf" eröffnet (und dann auch von einem evtl. Reichweiten und INI Vorteil profitiert).

    Wegspringen und zurück rennen ist nach meinem Empfinden ebenso wenig ein neuer Kampf, wie die Unterbrechung z.B. für das Ziehen eines Hebels oder der Einsatz einer Wurfwaffe. Ein Kampf muss schon richtig abgeschlossen sein (z.B. wirklich entkommen und nicht nur kurzfristig außer Waffenreichweite bewegt).

    Nicht ganz unerheblich ist die Frage "Was für eine Aktion ist eigentlich das aus dem Kampf lösen?" (WDS S. 54)

    Ich halte:

    Abwehraktion: Eine gewöhnliche Parade, ein Gezieltes Ausweichen und die meisten anderen Abwehrmanöver verbrauchen je eine Aktion. Einige Abwehrmanöver verbrauchen zusätzliche Aktionen oder Freie Aktionen.

    für am wahrscheinlichsten. Schließlich ist das Lösen vom Gegner genau das (gezieltes Ausweichen plus freie Aktion).

    Das Lösen aus dem Kampf per gezieltem Ausweichen ist dann nur als Reaktion auf einen erfolgreichen gegnerischen Angriff möglich. Jedoch kann das Lösen weder als Aktion erfolgen (nicht anstatt eines Angriffs), noch als Reaktion auf eine DK Verlängerung angewendet werden (DK Verlängerungen erlauben keine Reaktion, WDS S. 79 - also ist auch ein Lösen per gezieltem Ausweichen unmöglich).

    Das Lösen funktioniert nur gegen einen richtigen Angriff, der sofern er nicht aus ungünstiger DK ausgeführt wird bspw. durch eine Finte verstärkt werden kann und die Chancen den Angriff für ein Lösen aus dem Kampf zu verwenden sinken drastisch (Finte plus doppelte Zuschläge nach DK). Für einen hervorragenden Ausweicher machbar, aber alles andere als risikofrei. Wobei das auch nur funktioniert, wenn der verstärkte Angriff auch trifft (Reaktionen erfolgen nur bei Bedarf, also nach einem gelungenen Angriff). Mit einer hohen Ansage kann man also dem "Wegrenner" gut entgegenwirken - allerdings geht man selbstverständlich das Risiko einer Manöverstrafe ein (Abzug, wenn der Angriff misslingt).

  • x76 Sehr interessant, dass bei euch die Kämpfe in der Regel mit Kampfpaarungen beginnen. Es mag an den Bodenplänen liegen, die wir in eigentlich jedem Kampf nutzen, da könntest du Recht haben. Ein „klassischer Kampfbeginn“ ist bei uns:

    Die Helden stehen einer Gruppe potentieller Feinde gegenüber. Irgendein Auslöser sorgt dann dafür, dass Verhandlungen vom Tisch sind. Der Meister sagt: Gut, dann würfelt mal eure INI aus, wir wechseln ins KR-System.

    Oder auch: Die Helden werden überfallen. Dann beginnt das KR-System mit dem ersten Schuss aus dem Gebüsch.

    Oder auch: Die Helden erreichen den Ort, an dem sie das Ritual aufhalten wollen. Der Nekromant schaut auf und gibt seinen Schergen ein Zeichen, dass diese sich um die lästigen Helden kümmern sollen. Der Kampf beginnt dann in dem Augenblick.

    Es ist in diesen Fällen (wie m.E. auch fast allen anderen) wichtig, dass der Kampf schon beginnt, da es SFs wie Schnellziehen usw. gibt, denen nicht ausreichend Rechnung getragen würde, wenn man dann einfach beschlösse, dass alle schon mit ihren Waffen voreinander stehen. Auch eine sehr hohe GS und eine sehr hohe INI sollte in einer solchen Situation ein Faktor sein.

    Ich würde sogar soweit gehen, dass mir kaum eine Situation einfiele abseits von ganz spezifischen Sondersituationen, in der der Meister erst dann sagt, dass „der Kampf beginnt, wir wechseln ins KR-System!“, wenn sich alle Kämpfer schon in Nahkampfreichweite befinden. Das würde m. E. viel zu viel nehmen vom Kampf.


    Eine kleine Anmerkung zum „Wegrennen“:

    Wegrennen ist eine der drei Möglichkeiten, sich vom Gegner zu lösen. Das wäre schon eine schräge Taktik. Aber ein gezieltes Ausweichen ist definitiv kein „Wegrennen“. Und ob RAI sein sollte, dass man dadurch eine enger gefasste Kampfsituation zurücksetzen kann, ist für mich schwer zu beantworten. Ich sehe für beide Seiten Argumente.

    Ich versuche in solchen Situationen immer (auch wenn es nicht immer klappt in einem Rollenspielsystem) zu überleben, was denn genau mit einer Regel abgebildet wird.

    Was unterscheidet das initiale DK-Bestimmen eines schnellen Kämpfers vom Wechsel der DKs innerhalb eines Kampfes? Man könnte sagen: Nichts, es ist nur eine Regel, um einem schnellen Kampfstil zu Beginn einer Auseinandersetzung einen kleinen Vorteil zu geben (oder zumindest eine Möglichkeit, den eigentlichen Nachteil auszugleichen, da wir ja bei der höchsten DK beginnen…). Solche Antworten finde ich immer unbefriedigend. Was könnte also die Entsprechung der Regel in einem Kampf sein?

    Der Gegner nutzt das Sich-Nähern an einen Gegner und ist es gewohnt, sich geschickt und schnell sehr nah an seinen Gegner zu positionieren. Um hier von einer gewöhnlichen DK-Verkürzung unterscheiden zu können, fiele mir als einziges ein, dass es an der Bewegung liegt, die meist umfangreicher ist als nur ein freier Schritt wie beim DK-Verkürzen. Es könnte einen Unterschied machen, „mit Anlauf“ an einen Gegner heranzutreten als im Rahmen eines laufenden Nahkampfes. Und in einem solchen Fall, wenn man die Regelentsprechung (die ich alles andere als elegant finde) so sieht, wäre es ein taktisches Element, sich zu Lösen, um den Gegner dann erneut „anzuspringen“ und wieder nah bei ihm zu sein. Mit Wegrennen hat das herzlich wenig zu tun, eher mit einem sehr verspielten Kampfstil.

    Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass mir die komplette Regel zum DK-Verändern des schnelleren Gegners bei Kampfbeginn nicht gefällt, weil mir die Unterscheidung „DK-Verkürzen im Kampf vs. DK-Verkürzen am Anfang des Kampfes“ sehr holprig vorkommt und wie eine rein mechanische Lösung erscheint, die kaum mit einem entsprechenden Vorgang im Kampf abgebildet werden kann.

  • Aber ein gezieltes Ausweichen ist definitiv kein „Wegrennen“.

    Es ist ein willentliches Entfernen, um danach wieder ranzukommen (auf die schwammige, nicht definierte Art des höhere INI habens), unter Aufwendung einer regulären Aktion und einer regulären Freien Aktion im KR-Modus)

    Zwei Gegner stehen sich gegenüber oder haben sich gegenseitig auserkoren, oder es hat sich zufällig durch ihre Bewegungen so ergeben. Beide machen sich kampfbereit, aber der eine kann durch seine größere Reaktionsgeschwindigkleit sich einmal beim Positionieren so aufstellen, dass er das Stückchen näher oder weiter weg steht, wie er es möchte (aber womöglich nicht der/die andere). Das geht aber nur einmal, als sie sich gerade erstmals begegnen und vor dem ersten Waffenkontakt. Danach sind sich beide gewahr, man befindet sich in einem Kampf mit seinen vor- und zurück-Bewegungen, hin und her, bei dem man eigentlich immer ein bisschen aneinander rückt und wieder zurück, und deshalb kann man deshalb nur noch mit AT zur DK-Verkürzung näher ran, statt durch eine schnelle Bewegung.

  • x76

    Langsam drängt sich mir der Verdacht auf, dass mir die komplette Regel zum DK-Verändern des schnelleren Gegners bei Kampfbeginn nicht gefällt, weil mir die Unterscheidung „DK-Verkürzen im Kampf vs. DK-Verkürzen am Anfang des Kampfes“ sehr holprig vorkommt und wie eine rein mechanische Lösung erscheint, die kaum mit einem entsprechenden Vorgang im Kampf abgebildet werden kann.

    Ja, in diesem Punkt einfach die Basisregel "Beginn in höchster DK eines der Beteiligten" zu nutzen, ist sicher auch eine saubere Option und deutlich leichter vorstellbar, wenn Leute erst aufschließen.