Profaner Charakter Motivation?

  • Also doch wieder Die Braut des Prinzen :)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Dann gäbe es noch die Bremer Stadtmusikanten: "zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall".

    Lässt sich natürlich nicht 1:1 auf Menschen übertragen, aber ich musste unwillkürlich daran denken. Und ganz allgemein mag man in Sagen und Märchen durchaus den einen oder anderen Grund finden, den man übernehmen kann.

    Oder wie wäre es mit dem tapferen Schneiderlein? "Sieben auf einen Streich! Die ganze Welt soll davon erfahren!"

  • Wie wäre es mit der Legende von Jan und Griet?

    Jan war ein Knecht und verliebt in die Magd Griet. Als er sie fragte, ob sie ihn heiraten will, lehnte sie ab, weil er nur ein Knecht war. Er zog fort, wurde ein berühmter General, Jan von Werth, und als er nach Köln zurückkehrte, begegnete er der Griet wieder. Sie hatte keinen Mann gefunden. - Am besten selber die Legende nachlesen.

    Funktioniert in Aventurien eher nicht so - in Aventurien kann eine Frau, die mehr sein will als eine Magd auch selbst fortziehen und Generalin werden statt drauf zu hoffen sich hochzuheiraten. ;)

    Überhaupt würde es mir schwerfallen, einen Chara zu spielen, der reich werden will, weil das Love Interest ihn als zu arm abgelehnt hat.

    Dann schon eher auf das Klischee der gestrengen Eltern zurückgreifen, die die Ehe mit einem/einer armen Schlucker/in verbieten. Oder auf simple wirtschaftliche Notwendigkeit - wer Familie und Kinder will braucht ein eigenes Haus, Knechte und Mägde schlafen schon mal im Stall oder auf der Küchenbank.

    Warum sollte das in Aventurien nicht gehen? Auch dort gibt es "gewöhnliche" Frauen mit Arroganz/Eitelkeit, unter deren Würde es ist sich mit einem Alrik-Normal-Bürger zu vermählen.

    Auch wenn die Frau selbst die Möglichkeit hätte sozial aufzusteigen... heißt das nicht, dass sie es auch tun muss.

    Ich finde, einen solchen Char/ein solches Szenario zu spielen sogar relativ "leicht", weil es eher ein klassisches ist, dass irgendwie jeder doch kennt.

  • Familie ist für mich immer ein dankbarer Aufhänger, wenn der Held kein Teflon-Held ist (Eltern tot, keine geschwister, kennt weitere Verwandte nicht oder auch schon alle tot, blubb), wobei hier auch 'Arbeitsfamilie' also Freunde, Kollegen, mit denen man gut kann, der Mentor etc. mit reinfallen. Gutes Verhältnis vorausgesetzt, können die ja durchaus auc mit einem Auftrag an einen Helden herantreten, der dann entweder derjeneige welche Auftrag ist, oder auf dem Weg passiert dann eben irgendwann Plot.

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Warum sollte das in Aventurien nicht gehen? Auch dort gibt es "gewöhnliche" Frauen mit Arroganz/Eitelkeit, unter deren Würde es ist sich mit einem Alrik-Normal-Bürger zu vermählen.

    Auch wenn die Frau selbst die Möglichkeit hätte sozial aufzusteigen... heißt das nicht, dass sie es auch tun muss.

    Na ja. Im Realleben könnte man für den Wunsch einer Magd, jemanden zu heiraten der sozial eine Stufe über ihr steht, durchaus Verständnis aufbringen, da es ihre einzige Möglichkeit des sozialen Aufstiegs ist.

    In Aventurien dagegen ... wäre ein es selbst (trotz bestehender Möglichkeiten) nicht zu mehr gebracht haben, aber besser heiraten wollen ein so extremes Anzeichen von Arroganz, dass man sich schon fragen muss, warum der Held so scharf auf diese Person ist.

    Auch wenn meine Helden keine direkten Abbilder meiner selbst sind, liegen sie mir doch genug am Herzen, dass ich ihnen eine glückliche Zukunft wünsche, keine Ehe mit unerträglich arroganten Personen.

    Ich habe durchaus schon ähnliche Hintergrundgeschichten verwendet, aber da waren's entweder die Eltern die im Weg standen (überhaupt, ein höhergestelltes Love Interest bietet sich eher an - da ist es dann keine Arroganz, sondern der verständliche Wunsch nach einer Ehe auf Augenhöhe, das find ich für meine Helden motivierender) oder es bestanden sowieso keine Heiratspläne (mein Gänseritter glaubt nicht, dass er je heiraten wird, weil er glaubt, entstellt zu sein - aus seiner Heimat weggegangen ist er nur, um der Dame, die ihn schmählich abgewiesen hat, obwohl er sie eher in hoher Minne verehrte, nicht mehr begegnen zu müssen )

  • Ich habe denke ich bisher 3 Profane und einen Magischen (allerdings "nur" Magiedilletant) Chars, haben aber alle ziemlich unterschiedliche Motivationen:

    Der Zwerg: andere Kulturen erleben, dazu kommt noch ne Blutrache Geschichte der er entgehen will.

    Der Hochstapler: naja, wurde ganz klassisch erwischt. Das brachte ihn aber nicht dazu umher zu ziehen, sondern das seine "Schwester" wollte das er abhaut, dann haben sich beide aus den Augen verloren und jetzt sucht er halt nach ihr...und versucht eigentlich alles sie nicht zu finden, da er davon ausgeht das sie ihn gar nicht sehen will.

    Der Heiler: Ex-Sklave der von Söldnern befreit wurde, die wurden alle umgebracht, jetzt geht er aus Gram (und Drogenmissbrauch) seinem Lebenende entgegen und merkt das er noch irgendetwas tun muss, auch wenn er keine Ahnung hat was eigentlich.

    Der Magiedilletant: versucht nach Al Anfa zu kommen und verläuft sich andauernd (beste Storyline ever, führt immer zu absurden Szenen *zack* Uthuria).

    Da das aber relativ "einfache" Wege sind versuch ich mal n bisschen weiter zu denken, vieles wurde ja auch schon genannt:

    -ich finde das mit dem "will ihn/sie nicht Heiraten" gar nicht mal sooo abwägig, je nach Kultur Aventuriens vielleicht mehr oder weniger, aber an sich muss es ja nur ein Aufhänger sein (bin echt kein Freund von "aber das ergibt keinen Sinn, weil...", wenn es dir hilft passt das doch). Können ja aber auch jeweils selbstgesteckte Ziele sein "So lange wir beide nicht mindestens X sind Heiraten wir nicht.", dass würde dann auch beide fordern.

    -ein ziemliches Klischee wären natürlich in dem Fall auch die eigenen Eltern die wollen das ihr Kind mal was anständiges wird...was auch immer die darunter verstehen.

    -ein Goldrausch (oder etwas ähnliches) der sich als Falsch herausstellt (oder, je nachdem was man spielen will, versiegt ist), wofür man aber schon alles aufgegeben hat und jetzt andere Einnahmequellen braucht.

    "Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!"

    Kurt Tucholsky

  • Die Kundschafterin in Gerasim - schon lange Halbwaise, und als der Vater in einen Streit zwischen Goldgräbern gerät und ein Messer abkriegt, hält sie nichts mehr.

    Der dritte Sohn aus gutem Hause, der immer nur erlebt, wie die älteren Brüder vorgezogen werden, beschließt, sein Glück lieber in der Fremde zu machen.

    Der brave Bäckerssohn verliebt sich unsterblich in die reisende Gauklerin und beschließt, mit ihr zu gehen. (Das würde einen passenden Mitspieler erfordern, oder...) Doch die Gauklerin verunglückt tödlich. Nun ist der Bäcker fern seiner Heimat, hat all seine Brücken hinter sich abgebrochen, und sucht einen neuen Sinn in seinem Leben.

    Egal, was die Frage ist - Schokolade ist die Antwort!

  • Die Kundschafterin in Gerasim - schon lange Halbwaise, und als der Vater in einen Streit zwischen Goldgräbern gerät und ein Messer abkriegt, hält sie nichts mehr.

    Der dritte Sohn aus gutem Hause, der immer nur erlebt, wie die älteren Brüder vorgezogen werden, beschließt, sein Glück lieber in der Fremde zu machen.

    Der brave Bäckerssohn verliebt sich unsterblich in die reisende Gauklerin und beschließt, mit ihr zu gehen. (Das würde einen passenden Mitspieler erfordern, oder...) Doch die Gauklerin verunglückt tödlich. Nun ist der Bäcker fern seiner Heimat, hat all seine Brücken hinter sich abgebrochen, und sucht einen neuen Sinn in seinem Leben.


    Tatsächlich ist es bei einem Char auf die Variante drei von dir rausgelaufen :) Einer "verschollenen" Liebe nachgeeifert ohne Hinweise wo diese verblieben sein könnte. Nun gut... nicht ganz der Vorschlag von dir, aber in die Richtung :D

  • Beispiel bei einem neuen Charakter: der Höfling/Müßiggänger lebte bisher am Herzogshof. Leider zog er den Zorn des Herzogs auf sich. Aufgrund familiärer Hintergründe und Verpflichtungen kann der Herzog ihn nicht einfach rauswerfen. Stattdessen schickt er ihn mit Aufgaben weg, die ihn für möglichst lange möglichst weit weg führen. Und gibt ihm zu verstehen, er brauche sich mit dem Wiederkommen nicht zu beeilen. Damit ist der SC technisch immer noch am Hof und nur "temporär" auf "Botengang".

  • Beispiel bei einem neuen Charakter: der Höfling/Müßiggänger lebte bisher am Herzogshof. Leider zog er den Zorn des Herzogs auf sich. Aufgrund familiärer Hintergründe und Verpflichtungen kann der Herzog ihn nicht einfach rauswerfen. Stattdessen schickt er ihn mit Aufgaben weg, die ihn für möglichst lange möglichst weit weg führen. Und gibt ihm zu verstehen, er brauche sich mit dem Wiederkommen nicht zu beeilen. Damit ist der SC technisch immer noch am Hof und nur "temporär" auf "Botengang".


    Aber was könnten explizit Gründe dafür sein, dass der Herzog den SC nicht "rauswerfen" kann?

  • - der Herzog ist auf das Wohlwollen der Familie des SC angewiesen weil einige der Verwandten gute Kämpferinnen und Kämpfer sind und sein Land häufiger unter Orkangriffen leidet

    - die Familie des SC ist mit der des Herzogs durch einen Lehnseid verbunden (was wessen Platz darin ist, ist eigentlich egal - man will auch Leute, die einem untergeordnet sind, nicht sinnlos vergrätzen, es ist aber auch möglich, dass der SC zu einem weniger bedeutenden Zweig einer Familie gehört, die an anderer Stelle über dem Herzog steht. Manche Familienstammbäume sind sehr verzweigt)
    - die Familien von Herzog und SC sind so halb verfeindet (Rabenmund und Bregelsaum wären ein Beispiel) und der Rauswurf wäre ein Affront, der zum offenen Krieg führen könnte.

    - der Herzog ist der Tante des SC in glühender Liebe zugetan, und hofft, dass sie ihn eines Tages erhört. Leider ist SC ihr absoluter Lieblingsneffe. Also wird er auf sehr ehrenhafte Aufträge ausgeschickt, weil er der einzige ist, der mit dem Problem fertig werden kann. Behauptet der Herzog.


    In einer zivilisierten Gesellschaft gibt es zig Gründe, aus denen man keinen offenen Streit riskiert.

    Das Trope "König schickt treuen Untergebenen in den Tod um sich an dessen Ehefrau zu vergehen" gibt's schon in der Bibel. Auch ein König kann nicht einfach Leute hinrichten lassen, weil er sie gern weg hätte - wenn jemand so offensichtlich loyal ist, dass sich kein Grund fingieren lässt, muss man zu miesen Tricks greifen, denn wenn rauskommt, dass der König einfach mal so loyale Untergebene hinrichten lässt, weil sie ihn nerven, dann wird er bald nicht mehr viele treue Anhänger haben.

  • Der "profane" Expert*in für etwas zu sein oder die vertraute Person des Auftraggebenden zu sein und deswegen mit "den Abenteurern" mitgeschickt zu werden von einem Auftraggeber ist ein schöner Weg für den Einstieg in eine Gruppe.

    In meiner Spielgemeinschaft erstellen wir gerade Charaktere für Oneshots, wenn mal die reguläre Runde ausfällt.
    Der Aufhänger ist dann jeweils immer, für das Handelshaus Stoerrebrandt Aufgaben entlang der Westküste Aventuriens zu erledigen.

    Mein Charakter ist ein hügelzwergischer Kontorist im Kontor von Stoerrebrandt in Havena, der mit der Gruppe mitreisen muss.
    So langweilig, wie man sich Zahlenschieber und Seitenschinder nur vorstellen kann.
    Zu viele angeheuerte Schergen sind mit der zur Verfügung gestellten Ausrüstung abgehauen oder ohne sie zurück gekehrt und damit diese Verschwendung aufhört haben sie jetzt vom Kontor aus jemanden mitgeschickt, der da mal aufpassen und Buch führen soll, was die Abenteurer so machen. Natürlich nicht ganz freiwillig, es wurden Zahnstocher gezogen udn der Zwerg hat den kürzesten gehabt. :D

    "Blut sühnt alle Makel, seine reinigende Kraft ist unübertroffen" - Rondra Vademecum

    "Astralenergie als begrenzte Ressource" - Rohals Erben, S. 39, 2022