Rollenspiel - ein überwiegend männliches Hobby?

  • LEGO ist es anscheinend nach vielen Versuchen gelungen, und die (eher reinen) Mädchenprodukte nehmen zu. Eine reine -für Frauen die es sich wert sind- Produktline aufzubauen, hat noch nicht mal D&D versucht (Werbung ist manchmal so gruselig. ;) )

    Es lohnt sich wohl nicht - weil Rollenspiele auch speziell sind - und nicht mit Lego (ab 5 Jahren) zu vergleichen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Was wäre denn Mädchenkram überhaupt?

    Bei den meisten Frauen die ich kenne erfreut sich Fantasy großer Popularität.

    An Aventurien als Welt kann es eigentlich nicht liegen.

    Zwischen "Roman lesen" oder "Film schauen" und "PnP" scheint aber (wenn man den Zahlen glauben darf) eine Hemmschwelle gerade für Frauen zu bestehen.

  • Glitzerfeen, Glitzerpferde, Märchenprinzen, oder blättere mla ab hier -> https://catalogs.lego.com/BrandCatalog/d…790OUQW&page=32 ;)

    (Dem Verdanken wir u.a. die Zuckerbäckerin, die Krämerin, die Zureiterin, die Amazonin, etc. ^^ )

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Glitzerfeen, Glitzerpferde, Märchenprinzen

    Das ist Kleinmädchen-Kram, aber wohl nicht ab 14 oder gar Studentinnenalter oder darüber hinaus. (Und "Amazonin" tut mir wirklich weh.^^)

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass Pferde auch unter Mädchenkram firmieren. :P

    Deshalb dominieren im professionellen Reitsport auch Männer?

    Nicht eine Frau, mit der ich jemals DSA oder ein anderes Rollenspielsystem gespielt habe, hat jemals einen Charakter gewählt, der möglichst irdisch (klein)-Mädchenhaft gewesen wäre oder "typisch Mädchenkram-Elemente" aufwies, oder sich durch typisch irdische Elemente eines Frauenbildes ausgezeichnet hätte.

    Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass eine solche Möglichkeit tatsächlich mehr weibliche Spielerinnen anzieht.

  • Ich hoffe, es ist rübergekommen, dass ich das Wort "Mädchenkram" mit einer gesunden Prise Ironie meine. Selbstverständlich ist es nicht zwangsläufig in irgendeiner Weise am Geschlecht definiert, wer was mag / "mögen darf". Insofern will ich nur nochmal klar sagen, dass ich da niemandem irgendwelche Vorstellungen aufdrücken möchte, geschweige denn irgendwem die Männlichkeit oder Weiblichkeit absprechen, weil er oder sie nicht in irgendein Bild passt.

    Aber es gibt eben gesellschaftliche Stereotype. Um es mal schön primitiv auszudrücken: "Männer mögen Bier und Frauen mögen Handtaschen." Wenn man diese Bilder jetzt mit etwas Lockerheit und Humor anschaut, kann man sich an der einen oder anderen Stelle ja vielleicht wiederfinden. So war mein Post gemeint. Auch wenn ich mit Teilen des weiblichen Stereotyps nicht so viel anfangen kann, so gibt es doch andere Dinge, die ich durchaus schätze und mit denen ich mich im gewissen Rahmen identifizieren kann. Das geht von oberflächlichen Dingen wie Klamotten bishin zu Erwartungen an das Empfinden und Verhalten.

    Im Rahja-Kontext meine ich mit schönem, ansprechendem "Mädchenkram": Blumen, Düfte, Kosmetik, Schmuck, schöne Kleider. Pferde, ein gemeinsames Gläschen Wein. Wertschätzung von Liebe, Nähe, emotionaler Offenheit und tiefer Begegnung. Schönheit, Harmonie, aufeinander achten, liebevoll miteinander umgehen, emotionale Wärme, keine Berührungsängste, Sinnlichkeit, Freundlichkeit, Lust und Sex auf Augenhöhe (kein Ausbeuten oder Benutzen), Zärtlichkeit, erotische Körper beiderlei Geschlechts. Sanftheit. Abwesenheit von Gewalt, Gewaltverherrlichung und primitivem Gegröle und Gegrapsche.

    Zum Glück gibt es auch genug Männer, die das (oder große Teile davon) schätzen.

  • Ich glaube nicht, dass es an den Inhalten von Rollenspielabenteuern und -welten liegt, dass weniger Frauen mitspielen.

    Gerade DSA/Aventurien ist extrem vielseitig. Dort ist genug für Jedermann und Jederfrau drin.

    Ich glaube, es ist der Erstkontakt, sich mit dem Hobby einlassen. Dort liegt die Hemmschwelle (Frau: "Ist das nicht albern?").

    Hatten wir Frauen erst mal überredet mitzuspielen, bleiben sie meist beim Hobby.

    Das schwierige ist, sie soweit zu bringen. Das geht bei Männern, gewissermaßen von Mann zu Mann, leichter.

  • Woran aber die Männer (bzw. in der Kennenlernphase noch Jungs) eine große Schippe an "Schuld" mit sich tragen. Die Kennenlernphase für Rollenspiel würde ich so in den Bereich 15-20 Jahre alt einsortieren. Da sind Jungs häufig, sagen wir, schwierig und Mädchen oft weiter in ihrer charakterlichen Entwicklung. Das sage ich als Mann, damals Junge. Wer kennt sie nicht die Witze über den hohen Wert beim Lanzenreiten einer Ritterin - höhö. Mein Spielleiter in den Anfangsjahren hätte bei so etwas auch immer direkt mitgemacht. Und ich will mich da nicht ausnehmen wenn ich jetzt mit 42 auf meine Anfänge blicke. Das liegt aber auch an der Prägung.

    Bei mir kommt/kam sehr viel über PC Spiele. Und, Hand auf's Herz, das Rollen- oder Körperbild das da früher oft vermittelt wurde ist ganz klar klischeebeladen. Ich denke an die Gothic Spiele und auch an The Witcher. In vielen Büchern, meistens von Männern geschrieben, sieht das ja oft nicht gerade besser aus. Und dabei war ich schon immer ein Freund davon dass ein weiblicher Paladin in Vollplatte halt genau das sein sollte - nur ein kurzes Scrollen durch Online Bildergalerien zeigt, dass das nicht viele so sehen. Frauen sind das hübsche, schmückende sexy Beiwerk. Dass sich daran bis heute nicht viel wenn überhaupt etwas geändert hat sieht man in jeder Diskussion über toxische Spieleforen oder weibliche eSportlerinnen. Ich bin mir sicher, der Mangel an letzteren liegt nicht am fehlenden Können.

    Im Rahja-Kontext meine ich mit schönem, ansprechendem "Mädchenkram": Blumen, Düfte, Kosmetik, Schmuck, schöne Kleider. Pferde, ein gemeinsames Gläschen Wein. Wertschätzung von Liebe, Nähe, emotionaler Offenheit und tiefer Begegnung. Schönheit, Harmonie, aufeinander achten, liebevoll miteinander umgehen, emotionale Wärme, keine Berührungsängste, Sinnlichkeit, Freundlichkeit, Lust und Sex auf Augenhöhe (kein Ausbeuten oder Benutzen), Zärtlichkeit, erotische Körper beiderlei Geschlechts. Sanftheit. Abwesenheit von Gewalt, Gewaltverherrlichung und primitivem Gegröle und Gegrapsche.

    Zum Glück gibt es auch genug Männer, die das (oder große Teile davon) schätzen.

    Zum Glück, ja. Aber ich gebe zu, ich habe mich dahin auch erst entwickelt, und ich könnte mir vorstellen dass junge Frauen in Anfangsgruppen das nicht erleben dürfen und davon abgeschreckt werden. Ich glaube z.B. nicht dass ich in meinen Anfangszeiten freiwillig einen Charakter gewählt hätte der Pazifismus auf seine Fahnen schreibt und gut singen kann ohne Barde zu sein.

    Ich kann mich heute dabei glücklich schätzen in einer wirklich divers aufgestellten (sowohl bei den Spielenden als auch den Charakteren) Gruppe zu spielen und bin mir sicher dass das auch mein Spielerlebnis deutlich bereichert.

  • Deshalb dominieren im professionellen Reitsport auch Männer?

    Profiköche sind auch fast immer Männer, "kochen" ist trotzdem mit der weiblichen Genderrolle konnotiert. Logik sucht man bei sowas vergeblich.

    Jedenfalls war in meiner Kindheit die "Wendy" sehr populär, und die richtete sich offiziell an Mädchen. Man kann definitiv feststellen, dass sehr viele Mädchen sich für Pferde interessieren, ob ihre Eltern das nun gebührend feminin finden oder nicht. Oder zumindest war das in meiner Kindheit so.

    Unbestritten handelt es sich bei Pferden um die Sorte Mädchenkram, die Mädchen wirklich interessiert, und nicht um die Sorte Kram, die ihnen aufgedrückt wird, weil es im Interesse der Industrie liegt, ihnen bestimmtes Zeugs zu verkaufen. (Die Legolinie "für Mädchen" wurde sicher nicht entwickelt, weil Mädchen das Lego, das für beide Geschlechter gedacht war, nicht gewollt hätten. Aber wenn Eltern für Mädchen und Jungen unterschiediche Spielsachen kaufen, verdoppelt sich der Profit.)

    Ich will dir also keineswegs unterstellen, die realweltliche Hirnwäsche hätte bei dir auch nur ansatzweise angeschlagen und deine innere Amazone in irgendeiner Weise tangiert. ;)

    Wohlgemerkt, ich glaube auch nicht, dass man mit mehr Glitzerkram mehr Frauen anziehen würde. DSA hatte schon in 4.1 genug Feen, und so ein Praiostempel glitzert in der Sonne, dass es eine Freude ist. Glitzerkramtechnisch ist bei DSA nichts mehr zu erweitern. Einhörner gibt's auch schon, was will man mehr?


    Was ich tun würde, damit mehr Frauen DSA spielen wäre: Levthangeweihte wieder streichen (was um alles in der Welt man sich dabei gedacht hat, werde ich nie verstehen - wenn mir danach ist ein egoistisches Aas zu spielen, spiel ich einen Namenlosenpaktierer ... ich dachte ja anfangs noch, man hätte Levthan etwas geändert, damit er für das Spiel interessante Aspekte hat, aber nö, der Moralkodex schreibt Egoismus vor. Bitte was? ) und eine Regel einführen, dass Rahjageweihte die Leute belästigen automatisch ihre Weihe verlieren. (Ich hab vor Urzeiten mal einen Hilferuf in einem anderen DSA Forum gelesen, wo ein Mädchen fragte, was sie für einen Charakter bauen muss, damit der Mitspieler, der sie dauernd belästigt, keinen Rahjageweihten bauen kann, der sie mit der Macht der Würfel zwingen kann, eine Sexszene mit ihm auszuspielen. <X Wenn weniger Frauen als Männer DSA spielen, könnte das durchaus an solchen Typen liegen.)

    Weiterhin wäre der Zauber "Levthans Feuer" zu streichen (da sieht man doch ein gewisses Muster), und ... wenn ich es mir so überlege, Levthan komplett zu streichen wäre eigentlich das Beste gewesen. Dann könnte man nämlich auch dieses komische "Hexen beschwören auf ihren Festen den Kerl der ihre Göttin vergewaltigt hat, weil ... Stockholm-Syndrom?" weglassen.

    Seien wir mal ehrlich, das ist doch sowieso nur da, weil man meinte, um's Verrecken eine Teufelsfigur zu brauchen, damit die Spieler nicht zu sehr mit dem Setting fremdeln.

    DSA hat, trotz anfänglicher Versuche nicht sexistisch zu sein, ein recht eindeutiges Muster von: Göttin gut, halbgöttlicher Sohn Arschloch, Gott ein bisschen grantig, halbgöttliche Tochter total lieb.

    Dass man das mit der neuen Interpretation von Marbo ein bisschen aufgeweicht hat, ist gut (wobei die meisten Spieler Marbo wahrscheinlich nicht als am Abgrund des Dämonischen wandelnd empfinden, sondern als die nette Tante die alles erlaubt was der strenge Onkel Boron verbietet ...) aber mit Levthan hat man gleich mal wieder gezeigt: Frauen dürfen gegen Geschlechterstereotype rebellieren, aber Männer haben sich gefälligst dran zu halten und Arschlöcher zu sein!


    Eigentlich sollte man "Deine MitspielerInnen zu belästigen ist verboten" nicht in ein Regelbuch schreiben müssen, aber bei manch pubertierendem Spieler reicht das zaghafte "Talentproben gegen andere SC würfeln zu lassen ist meistens eine schlechte Idee" wohl nicht.

    Die psychologische Wirkung einer festen Regel ist nicht zu unterschätzen.

    Kurz und gut: Ich glaube nicht, dass weniger Frauen DSA spielen, weil nichts drin ist, was sie interessiert, ich glaube im Gegenteil, dass viele potentielle Spielerinnen dem Spiel den Rücken kehren, weil die Männer/Jungen in ihrer Umgebung, mit denen sie es spielen könnten, sich nicht benehmen können/wollen, und ihnen den Eindruck vermitteln, dieses Verhalten werde vom Regelwerk unterstützt. (WdV hat da sicher nicht geholfen. "Hey, es gibt ein Regelwerk dazu, dass du auswürfeln musst wie große Titten dein Char hat!" ... hat irgendjemand mal einen Moment innegehalten und darüber nachgedacht, wie ein Teeniemädel das gerade zum ersten Mal DSA spielen will, sich da fühlt? Ich finde ja nun durchaus nicht, dass DSA jugendfrei sein muss, aber muss sowas wirklich sein?)

    Ob man mit den von mir vorgeschlagenen Maßnahmen männliche Spieler vergraulen würde? Möglich.

    Allerdings glaube ich nicht, dass die genannten Ingame-Perversionen eines der Hauptverkaufsargumente von DSA sind. Nicht im Zeitalter von Internetpornographie.

    Und der Zugewinn an Leuten, die dieses Zeugs nicht mochten, sollte den Verlust an denen, die aufgrund der Streichung beleidigt sind, locker ausgleichen.

    Letztlich ist das wie beim Essen. "Ihhh, da ist Koriander drin" ist ein stärkeres Argument etwas nicht zu essen, als "Menno, da ist ja gar kein Koriander drin, obwohl ich den so gern esse."

  • Sorry, aber bereits die Frage: Was ist Mädchenkram? macht doch das eigentliche Problem deutlich.

    Schuld an dme Ganzen ist die seit Urzeiten "Gewaltenteilung"; der Kerl geht auf die Jagd oder ackert auf dem Felde, das Weib kümmert sich ums Haus (und häufig auch Hof), den Kindern, und darf weben und spinnen. In dne Märchen spiegelt dies sich oft wieder, auch beim Spielzeug: Der Bub kriegt ein Holzschwert, das Mädel eine Puppe oder Nähzeug.

    Aber wer heute mich Geschwistern aufwächst, und denen jedes Spielzeug anbietet, wird sehen das auch Buben mit Puppen und Mädchen mit Eisenbahnen spielen würden.
    Witzig ist das ganz früher die Mädc henfarbe blau war, und die von Jungs rot.; wieos die Werbung diese Farben bis heute ... ähm, Thema?

    Wieso mag Rollenspiel eher Jungs ansprechen, während Märchen jedes Kind doch begeistert? Liegt es am Monsterplätten?

    Seien wir ehrlich, in der Struktur sind alle Fantasy-Spiele Gewaltspiele (guckt mal nur die Waffenlisten und Vernichtungszaubersprüche an); und auch bei DSA werden fast alle Abenteuer (über 220) nur mittels Gewalt gelöst.

    PS: Vorsicht bei den Göttern, die haben seit DSA1 einen langen Entwicklungsprozeß hinter sich; u.a. hing Levthan mit einem Huf in den Niederhöllen, bevor seine Mami ihn da rausziehen konnte; so etwas nent man huete Schlechter Umgang.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Findet der Erstkontakt mit dem Rollenspiel für Frauen wirklich unter 18 statt? Schule oder Jugendzentrum?

    Ich habe den persönlichen Eindruck (vielleicht wegen den von Artemis500 dargelegten Argumenten) erst so mit 20-25+ während des Berufslebens/Stadiums oder durch den Partner.

  • Findet der Erstkontakt mit dem Rollenspiel für Frauen wirklich unter 18 statt? Schule oder Jugendzentrum?

    Ich habe den persönlichen Eindruck (vielleicht wegen den von Artemis500 dargelegten Argumenten) erst so mit 20-25+ während des Berufslebens/Stadiums oder durch den Partner.

    Mein Erstkontakt war mit 17, zum Glück im 1:1 mit einer Freundin auf Sprachreise. Da konnte ich erste Erfahrungen sammeln, feststellen, was ich gut finde und was nicht und war damit bereit für eine Gruppe. Die kam dann zwei Jahre später an der Uni, wo besagte Freundin im gemeinsamen Chemiekurs mit drei Jungs in Kontakt kam, die eine neue Gruppe gründen wollten. Sie packte mich einfach mal mit ins Boot, die drei Jungs stellten sich als erwachsene, rücksichtsvolle Männer heraus und wir wurden eine epische Gruppe. Insofern: ja, der Erstkontakt fand unter 18 statt, aber die Gruppe erst im Studium. :)

    Es gibt immer einen weiteren Alrik.

  • Wieso mag Rollenspiel eher Jungs ansprechen, während Märchen jedes Kind doch begeistert? Liegt es am Monsterplätten?

    Seien wir ehrlich, in der Struktur sind alle Fantasy-Spiele Gewaltspiele (guckt mal nur die Waffenlisten und Vernichtungszaubersprüche an); und auch bei DSA werden fast alle Abenteuer (über 220) nur mittels Gewalt gelöst.

    Meiner Erfahrung nach plätten auch Frauen mit Begeisterung Monster.

    Wie gesagt, ich glaube, es ist weniger, dass DSA zu wenig Anreize für Spielerinnen bietet, und mehr, dass die Spieler zu abschreckend sind.


    Joah, die Götter mögen eine längere Entwicklung hinter sich haben - aber warum sind sie dann immer noch so wie sie sind?

    Levthan scheint die Niederhöllen nicht so wirklich hinter sich gelassen zu haben, wenn ich mir den Moralkodex in DSA 5 so ansehe. Ist es wirklich eine gute Idee, das Spielen von Geweihten zu ermöglichen, die Egoismus und Brünstigkeit als Grundprinzip haben, wenn schon Rahjageweihte (bei denen das nun wirklich OOC ist) dazu missbraucht werden, Mitspielerinnen zu belästigen?

    Können sich die Erwachsenen, die diese Inhalte kreieren, nicht denken, dass bei sowas ein "Ich vergewaltige in der Gegend rum, und habe noch ein göttliches Gütesiegel dafür" Char rauskommt? Das Problem, dass Leute meinen, ihr Phexgeweihter könnte sich, wenn man ihn bei einem Einbruch ertappt, mit seinem Geweihtenstatus rausreden, ist doch sattsam bekannt - wie kommt man darauf, das würde bei den neuen Levthangeweihten nicht passieren?


    Ob der Erstkontakt mit DSA nun mit unter 18 oder mit 20 stattfindet ist für die Abschreckungswirkung insofern irrelevant, als die meisten Zwanzigjährigen nicht nennenswert reifer sind als pubertierende Teenager. Die Gruppe in der ich das Phänomen des "ich grabsch ingame deinen Charakter an, ist ja nur Rollenspiel" beobachtet habe, bestand aus Studis. Das Opfer dieses Verhaltens saß still in der Ecke und sagte nichts mehr, was ich damals auch nicht als Warnzeichen erkannte, sondern nur dachte "Ähh, das ist irgendwie doof, aber wenn sie nix dagegen sagt ...? Sowas gehört wohl zum Spiel?"

    Heute bin ich klüger, aber heute bin ich auch über 30.

    Das mit der notwendigen Reife kommt klarerweise zu spät, um die Abschreckungswirkung beim Erstkontakt zu verhindern. Es gibt zwar viele Männer, die mit 20 so einen Scheiß nicht mehr selbst mitmachen (und ihn auch vorher nicht mitgemacht hätten), aber die notwendige Reife, um derlei Verhalten sofort und ohne Rückendeckung vom Regelwerk zu unterbinden, die lässt noch eine Weile auf sich warten.

  • Aber wer heute mich Geschwistern aufwächst, und denen jedes Spielzeug anbietet, wird sehen das auch Buben mit Puppen und Mädchen mit Eisenbahnen spielen würden.

    Nicht nur heute, schon in mindestens den 70ern. Vaters LGB-Eisenbahn (ich habe sie noch heute), meines älteren Bruders Big Jim Sachen (viiieell besser als Barbie), die Matchbox-Autos von uns beiden, Lederhose auch für uns beide ... meine wenigen Puppen blieben meistenteils links liegen. Winnetou zu spielen war besser, als sich von ihm retten zu lassen.

    Daher war DSA - ich war 27 (und es geschah durch eine frühere Schulfreundin für Gruppe 1 und durch eine Freundin aus Uni-Zeiten für Gruppe 2, die beide zu dem Zeitpunkt schon länger spielten) - eine sehr schöne Perspektive: Keine irdischen Rollenbilder laut Beschreibungen in MSZ. Frauen durften mit der Waffe vorne stehen und kämpfen, oder zaubern, oder Leute betuppen.

    Ich hoffe, es ist rübergekommen, dass ich das Wort "Mädchenkram" mit einer gesunden Prise Ironie meine. Selbstverständlich ist es nicht zwangsläufig in irgendeiner Weise am Geschlecht definiert, wer was mag / "mögen darf". Insofern will ich nur nochmal klar sagen, dass ich da niemandem irgendwelche Vorstellungen aufdrücken möchte, geschweige denn irgendwem die Männlichkeit oder Weiblichkeit absprechen, weil er oder sie nicht in irgendein Bild passt.

    Auf meiner Seite alles gut und kein Problem, und ich habe das auch nicht potenziell negativ aufgefasst. :) Ich habe es bei mir auch extra in Anführungszeichen gesetzt, und bezog sich ohnehin mehr darauf, dass nachfolgend vorgeschlagen wurde, mit eher typisch irdisch-Mädchen/-Frau-Ansätzen mehr Interesse bei weiblicher Spielerschaft erringen zu wollen.

    Das würde mir so gar nicht gefallen und zusagen. (Es reicht mir schon, dass in diese Klischees immer mal wieder bei Bildern, NSC-Besetzung und Plots zurückgegriffen wird, um zu erkennen, dass auf OT-Ebene da noch dran gearbeitet werden muss.)

  • Also ich kann mich Artemis500 nur anschließen - wäre mein Bruder nicht leidenschaftlicher DSA-Spieler gewesen, ich hätte das Hobby nach meinem ersten Spielerlebnis in die Tonne getreten. Damals war ich 14, nur umgeben von Jungs im wahrlich besten Idiotenalter (zwischen 15 und 18 ca.) und habe mich nach ca. einer halben Stunde Dauerwitzen darüber, wie "schwul" (damals als Schimpfwort gebraucht, worauf ich heute auch ganz anders reagieren würde) mein Thorwaler doch sei, weil er mit Säbel anstatt Axt kämpfte, von meinem Vater wieder abholen lassen, während sich meine "Mitspieler" fast nass gemacht haben vor Lachen. Danke, aber nein danke.

    Einen wirklichen Einblick, dass Pen & Paper auch Spaß machen kann und nicht nur aus niveaulosen Blödeleien besteht, habe ich erst später bekommen, als mein Bruder mich überreden konnte, es nochmal in einer Gruppe mit höherem weiblichen Anteil zu versuchen, die vom Vater eines Freundes geleitet wurde anstatt von einem pubertierenden Vollpfosten.

    'Are you deliberately collecting animated heads, Johannes?' he asked. Cabal frowned, then accepted the point. 'Not deliberately. It just happens.'

    [quote]

    The Brothers Cabal, Jonathan L. Howard

    Einmal editiert, zuletzt von RiverStyx (13. August 2022 um 15:20)

  • Findet der Erstkontakt mit dem Rollenspiel für Frauen wirklich unter 18 statt? Schule oder Jugendzentrum?

    Ich habe den persönlichen Eindruck (vielleicht wegen den von Artemis500 dargelegten Argumenten) erst so mit 20-25+ während des Berufslebens/Stadiums oder durch den Partner.

    Ich habe es erst mit 25 kennengelernt, ja. Kurz vor der Masterarbeit, nachdem ich "Critical Role" geschaut habe und mich daran erinnerte, dass ein guter Freund von mir das ja spielt. Und die Gruppe, in der ich dann glücklicherweise tolle Rollenspielerfahrungen gemacht habe und bis heute mache, besteht aus einem Mädel in meinem Alter und drei Kerlen, die 10 bis 20 Jahre älter sind als wir. Mit pubertären Jungs hatte ich also glücklicherweise nichts zu tun, hätte mich auch eher abgeschreckt. Man muss sich ja sicher fühlen, um sich wirklich auf Rollenspiel einlassen zu können.

    Ein weiterer Faktor, den ich im Verdacht der Mitschuld am geringen Frauenanteil habe, ist aber auch, dass DSA ein Spiel ist. So banal es klingt. Überhaupt (Computer-)Spiele zu spielen ist nach Einsetzen der Pubertät für Jungs normaler als für Mädchen. Klar gibt es hier seeehr viele Ausnahmen, aber ich würde meinen, das Geschlechterverhältnis bei PC-Spielen ist auch nicht 50:50 und auch Brettspiele sind dann erstmal out, bis sie später wiederentdeckt werden. Jungs können Rollenspiel als eine PC-lose Form von dem verstehen, was sie sowieso gut kennen (Skyrim, WoW, Shooter...). Für Mädchen, die diesen Background oft nicht haben, ist das Prinzip noch fremder und die Hürde damit höher. Könnte ich mir vorstellen.

  • Damals wäre man als Junge recht schräg angecukt wsordne, hätte man(n) mit Schwesters Babiepuppen lieber gespielt als mit Rennautos. ;)

    Und schaut man heute Kinderwerbung .... sind wir kaum von der Stelle gekommen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Meine Meinung zu Diversität im allgemeinen:

    Sorry, aber bereits die Frage: Was ist Mädchenkram? macht doch das eigentliche Problem deutlich.

    Schuld an dme Ganzen ist die seit Urzeiten "Gewaltenteilung"; der Kerl geht auf die Jagd oder ackert auf dem Felde, das Weib kümmert sich ums Haus (und häufig auch Hof), den Kindern, und darf weben und spinnen. In dne Märchen spiegelt dies sich oft wieder, auch beim Spielzeug: Der Bub kriegt ein Holzschwert, das Mädel eine Puppe oder Nähzeug.

    Aber wer heute mich Geschwistern aufwächst, und denen jedes Spielzeug anbietet, wird sehen das auch Buben mit Puppen und Mädchen mit Eisenbahnen spielen würden.

    Heißt das, dass du der Meinung bist, wenn man einen Raum mit 100 Spielzeugen füllen würde, 50 davon "jungenhafter" (Aktionfiguren, DInos) 50 davon "mädchenhafter" (Barbies, Babypuppen, Feen und Einhörner) Ausprägung. Das sich in einem sehr jungen Alter keine Präferenzen feststellen lassen würde (Alter 3-4 Jahre). Ich denke schon, dass es eine instinktive unterschiedliche Präferenzen zwischen Jungen und Mädchen gibt.

    Sogar noch bevor das Kind versteht was der Unterschied zwischen einer Aktionfigur und einer Barbie ist.

    Ich finde es auch nicht zielführend zu leugnen, dass es Interessen-Unterschiede zwischen Mädchen und Jungs gibt, eingeschlossen der Interessen welche an- oder aberzogen wurden oder 'willkürlich' entstanden sind.

    Wichtig ist es, aus dem Mindset zu kommen, dass Ausreißer aus diesen "normalen" Präferenzen, etwas 'negatives' sind.

    Mal mehr mal weniger bewusst und ausgeprägt (und nach meinem laienhaften Wissenstand der Psychologie, auch instinktiv) WOLLEN wir (die breite Masse aller Menschen), dass sich unsere Jungs "jungenhafte" Interessen suchen und genauso, dass Mädchen auch "mädchenhafte" Interessen präferieren.

    Das Bewusstsein das, dass biologische und psychologische Geschlecht nicht mit einander Hand in Hand gehen müssen und dass das psychologische Geschlecht nicht binär ist, sondern individuell, das sind noch relativ "junge" Erkenntnisse und es braucht seine Zeit, für Jeden unterschiedlich lang, so etwas in sein Unterbewusstsein dringen zu lassen.

    Den psychologischen Unterschied zwischen Junge und Mädchen zu leugnen ist, denke ich, nicht erstrebenswert, aber aufgeklärt und akzeptierend genug zu sein, dass ein Ausbruch aus diesen "normalen" vorhandenen Differenzen einfach etwas menschliches ist und nicht zu verurteilen ist, das ist erstrebenswert.

    Ich selber bin auch nicht frei davon, dass Transdressing und Transgender auf mich befremdlich wirkt. Aber das ist nichts schlimmes, es darf befremdlich auf mich wirken, weil es für mich nun mal etwas Fremdes ist, in meiner sozialen Bubble gibt und gab es sehr wenige Trans- und Non-Binäre Personen, mehr sagt dieses Gefühl der Befremdung ja nicht aus. Ich bin eben sehr dörflich und kulturell homogen aufgewachsen. Bei mir an der Schule waren nicht einmal viele muslimische Schüler. Die Migranten mit denen ich vornehmlich zu tun hatte waren Polen und Russen, die teilweise schon in 2ter oder 3ter Generation deutsch waren. Bei so einer homogenen Bubble in der kindlichen und jugendlichen Phase ist es doch kein Wunder, dass das was "anders" ist erstmal Befremdung hervorruft.

    Mein bester Kumpel ist Waffen-Fan, das finde ich als Veteran und PTBS belastete Person auch befremdlich und ich wirke (auch durch die eben genannten Charakterzüge) auch auf andere befremdlich, denke ich. Aber was man eben nicht machen darf ist diese eher negative Emotion, die einfach unbewusst aufkommt, die bewusste Meinung prägen zu lassen und damit an zu fangen Menschen nach ihrer "Andersartigkeit" zu "bewerten", in Schubladen zu stecken und sich über sie zu stellen.

    Befremdung ist nicht gleich diskriminierend.

    Erstrebenswert ist es, die eigene Befremdung abzubauen und aktiv gegen Diskriminierung vor zu gehen, sollte man ihr begegnen. Oder anders ausgedrückt: Sozialcourage über die eigene Befremdung zu stellen.

    Zurück zum Thema der Befragung: ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Meinen Runden-Durchschnitt trifft das Ergebnis sehr gut. Je größer meine Runden wurden, desto "maskuliner" wurden sie auch.

    Im Moment habe ich insgesamt in meinen 3 regelmäßig statt findenden Runden:

    9 Herren

    2 Damen

    + ich selbst (männlich)

    2:12 = 1:6 16,67% weibliche Beteiligung in 2 wöchentlichen Runden und einer 14-tägigen (Überschneidungen vorhanden)

    Und so sieht es im Verhältnis eigentlich die letzten 18 Jahre auch aus.

    Wenn der Schnitt mal ausgewogen war, dann waren es eigentlich immer "Pärchen-Gruppen" in denen ich dann als einziger Singel den Schnitt wieder verschoben hab. (Hatte nur sehr kurz eine Freundin die das Hobby mit mir geteilt hat.)

    Schattenkatze und Ximena sind tatsächlich die einzigen Spielerinnen, die ich kennen gelernt habe, die Kraft, Zeit und Aufwand in die Organisation von Runden gesteckt haben und auch Freude am Meistern haben.

    Ich weiß natürlich, dass es mehr dort draußen gibt, aber in meinem Dunstkreis sind in 18 Jahren nicht mehr Damen aufgetaucht.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

    2 Mal editiert, zuletzt von Sturmkind (13. August 2022 um 21:44) aus folgendem Grund: RS und Gramma

  • Ich denke schon, dass es eine instinktive unterschiedliche Präferenzen zwischen Jungen und Mädchen gibt.

    Sogar noch bevor das Kind versteht was der Unterschied zwischen einer Aktionfigur und einer Barbie ist.

    Also das haben die Schweden in langjährigen Studien auch gemerkt.

    Frauen und Männer sind nicht gleich, sollen aber gleichberechtigt sein. Das ist ein Unterschied. Natürlich gibt es Abweichungen in die eine oder andere Richtung sowie Überschneidungen in gewissen Bereichen. Aber neurologisch gibt es da wenig zu rütteln.

  • Also ich sags mal so:

    Mir persönlich ist das Geschlecht egal, egal welches man im echten Leben hat oder was man spielt.

    Der Spaß muss im Vordergrund stehen. Spaß für die Spieler aber auch für den Spielleiter.

    Auch wenn man hier sagen kann, dass da auch die Chemie stimmen muss.

    Aber ich finde, man muss auch allgemein das Fantasy-Leben mögen. Und in einem anderen Forum wo ich bin, dsa-online, da gibt es auch M und W und auch wenn da die meisten M sind, so haben dennoch beide Geschlechter Spaß.