DSA Charaktere im Allgemeinen im Bezug auf das hier und jetzt

Und wo ist da das Problem? Im Basisregelwerk, 4. Auflage, S. 6, steht:

Zitat

In Aventurien ist es nicht ungewöhnlich, dass Personen jeden Geschlechts große Heldentaten bestehen - und z. B. auch eine Heldin ihren Liebsten rettet. Selbstverständlich kann es sich anstatt des Grafensohns auch um eine Prinzessin handeln. Neben gleichwertigen und in fast allen Kulturen gleichberechtigten Frauen und Männern, gibt es in Aventurien auch alle anderen Geschlechter. Intersexuelle Leute werden häufig Bal’Thani genannt, trans Leute Tsajana und nichtbinäre Leute unter anderem Zhad’thelenis.

Und ob man dem eigenen oder einem (oder mehreren) anderen Geschlechtern zuneigt, ist auch kein Problem. Zumal das bei den meisten Abenteuern sowieso keine Rolle spielt.

Kein Problem. Die Stelle ist nicht in dem Bereich, wo die Heldengenerierung beschrieben ist, so dass man sie leicht übersieht.

Zitat von BayerischesBier

Außerdem ginge es mir eher darum, was wenn jemand sich als ein Geschlecht sieht, das es in den Regelwerken nicht gibt?

Es wird der eigene Charakter so beschrieben und gespielt, bzw. lässt den eigenen Charakter sich so beim ersten Spielen definieren.

Dass es das aventurisch gibt, wurde oben zitiert, also sollte es kein Thema sein (kein "Das gibt es aber nicht").

Alternativ wird es potenziell mit der Gruppe oder wenigstens der Spielleitung besprochen, ob sich alle damit arrangieren können/wollen.

Davon ab kann man grundsätzlich alles im eigenen Aventurien machen und gestalten, wie alle in der Runde gemeinsam damit zufrieden sind und Spielspaß draus ziehen und Wohlbefinden dabei haben, ganz egal, was Regeln oder Setzungen sonst besagen mögen (es kommt ja keine Rollenspielpolizei vorbei und kontrolliert^^).

Zitat von BayerischesBier

Durch das ganze LGBT Thema das ja seit einigen Jahren immer größer wird, frage ich mich manchmal, ob sowas man überhaupt in DSA einbauen kann.

Also, als ich Ende der 90er mit DSA angefangen habe, hab ich mich gefragt, ob in all den Romanen und Regionalbeschreibungen eigentlich auch heterosexuelle Pärchen vorkommen. Da hatte der Prinz was mit dem Stallburschen, die Hexe mit der Elfe und der Thorwaler konnte sich nicht entscheiden, ob er eine starke Schulter braucht oder eine sein will.

Was für mich auch ein Grund war mich mit Aventurien statt einem der vielen D&D Settings zu beschäftigen. Meine Kriegerin musste nicht männlich werden, um maximale Körperkraft haben zu dürfen! Bitte keinen Alltagssexismus in meiner Freizeit!!

Das LGBT Thema war damals, und auch schon früher, genauso groß wie heute. Es trauen sich nur zum Glück mehr Personen offen darüber zu reden, haben mehr Möglichkeiten sich selbst zu finden, weil es sehr viel mehr Andere es ihnen vormachen und sich zeigen. Hallo, uns gibt es, Du bist nicht allein und nicht seltsam. Und das ist unglaublich wichtig. Wenn da draußen auch nur eine kleine Seele weniger weint. Deshalb ist es so wichtig diese Themen zu erwähnen. Immer und immer wieder.

Und natürlich möchte eine homosexuelle Person, eben auch eine homosexuelle Person spielen. Genauso wie eine heterosexuelle eher eine heterosexuelle spielt oder eine Linkshänderin eher auch einen SC hat, der ebenfalls Linkshänder ist, etc, ppp. Oder man entscheidet sich eben genau mal etwas anders zu spielen, als man selbst ist.

Bei letzten Hintergrund eines meiner SCs (männlich, bi) hab ich mir vorgenommen nur weibliche NSCs zu verwenden, soweit es möglich ist (also nicht schon offiziell irgendwie gesetzt). Jetzt hat er zwei Mütter und eine ältere Schwester, eine Bekannte aus der Schule, sowie eine Vorgesetzte.

Und nein, das kein anderer Kreis, das sind genauso Menschen wie die anderen halb 8 Milliarden auch.

Bei allen Runden in denen ich bisher gespielt habe, war Sex nie ein großes Thema.

Wenn ein Charakter Sex hatte, wurde das stets nur in einem Satz erwähnt.

SL: "Ihr habt eine vergnügliche Nacht verbracht..."

Außer es hatte was mit der Handlung zu tun, "ich schlafe mit ihm und verhexe ihn dabei" oder so.

Zitat von BayerischesBier

Dabei meine ich jetzt nicht, welches Rasse, Kultur oder Profession sie wählen, sondern es geht mal um das Thema "Geschlecht und Orientierung".

Durch das ganze LGBT Thema das ja seit einigen Jahren immer größer wird, frage ich mich manchmal, ob sowas man überhaupt in DSA einbauen kann.

Aventurien ist noch viel fantastischer als unsere Welt. Die Welt wird nicht nur von Menschen bevölkert und man blickt weit über den Tellerrand hinaus. Auch hier ist in den letzten Jahren nach meinem Empfinden sehr viel Neues dazu gekommen. Früher waren Halbdschinne, Feenblütige, Halbdämonen, Halbdrachen usw. noch überhaupt kein Thema und inzwischen haben sie eigene Regelwerke. Was da heraus kommt, ist schon weit über irdisches LGBT hinaus (Grenzen von Spezies und Geschlecht gesprengt - so manche Wesen haben gar kein Geschlecht und einige leben noch nicht einmal).

Es gibt auch Abenteuer in denen "NSC*innen" ein Thema sind. Ein relativ aktuelles Beispiel ist das Heldenwerk Abenteuer Tyrannenmord

(NICHT den Spoiler öffnen, wenn man sich nicht die Überraschung und "Rätselslösung" vorwegnehmen möchte)

Ich spiele schon sehr lange DSA, habe aber bei der Vorbereitung des Abenteuers zum ersten Mal davon gehört und dachte mir "Gib es das in DSA oder hat es ein "kleiner Heldenwerkautor" gerade mal fix erfunden?." Das gibt es und offensichtlich nicht nur im Abenteuer, sondern auch in Hintergrundbänden.

Als Spieler hätte ich damit nicht gerechnet (weil mir völlig unbekannt).

Man kann die Thematik also nicht nur einbauen oder thematisieren, sondern auch in Aventeuern, Quellenbücher usw. darauf stoßen.

In meinen Runden war das nie ein großes Thema und die Liebesbeziehungen und Prägungen (welcher Art auch immer), waren zwar immer Vorhanden, aber eher eine Randnotiz. Hin und wieder gab es auch mal komische Zwischenfälle (ein Held hat ein Liebespfeilartefakt unwissend auf einen Hirsch [eigentlich wollte er den Hirsch jagen ] angewendet und beide sind in Liebe einander verfallen...), aber erst als vor ein paar Jahren eine lesbische Spielerin und ein schwuler Mitspieler (beide auch Rollenspiel- und DSA Neulinge) zur Gruppe gestoßen sind, wurde es relevanter. Eine der ersten Fragen war tatsächlich, "Wie ist das eigentlich so in DSA?" . Als sie gehört haben, dass das kein Problem ist, haben sie sich gefreut.

Zwar wurden auch vorher schon gelegentlich Amazonen gespielt (nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern), die natürlich auch amazonisch waren, aber die Heldin der neuen Mitspielerin wirkte irgendwie noch einen Tick "authentischer".

Der Held des Mitspielers hatte hingegen eine Begegnung der seltsamen Art: Sein schwuler Held wurde Opfer einer Hexe (Levthans Feuer) und hatte "die schönste Nacht". Der Spieler konnte sich zwar überhaupt nicht vorstellen, wie das "sein" kann, verbuchte es aber einfach als zauberhafte Erfahrung, die man nicht erklären kann.

Also alles kein Problem und einfach Spaß am Spiel haben!