Teil 1
Smiley war nicht länger ein Teil des gefräßigen Schwarm’s!
Genau genommen haben sich die Schirren schon seit einigen Generationen durch eine merkwürdige Mutation vom Schwarm gelöst.
Der Schwarm; eine Raubtierhafte Spezies, die wie eine Heuschreckenplage über unzählige Welten hergefallen ist und sogar das Kriegerische Veskarium dazu gezwungen hat, mit den Paktwelten ein Bündnis einzugehen, vorerst zumindest!
Nicht länger an ein Schwarmbewustsein gefesselt, haben die Schirren ihre Individualität entdeckt und lieben gelernt.
Als Zeichen seiner individuellen Persönlichkeit, trug Smiley oft einen Sticker mit dem Bild eins Schirrens, der sein Maul weit aufgerissen hatte und seine messerscharfe Zähne entblößte.
Die Aufschrift „Ich habe Vesken zum fressen gern“ (wobei „zum fressen“ durchgestrichen war), zierte den Sticker.
Smiley liebte diesen Sticker!
Er unterstrich sehr deutlich seine Individualität.
Er zeigte nicht nur, dass der Schirre nicht länger Teil des gefährlichen und gefürchteten Schwarmes war, sondern deutete auch sehr subtil mit einem Augenzwinkern, Smileys unverwechselbaren Humor an.
Es erregte den Schirren, wenn er über diesen wunderschönen und einzigartigen Sticker nachdachte, der wie kein anderer Gegenstand den er besaß, seine Persönlichkeit unterstrich.
Was für ein unglaubliches Gefühl der Freiheit, welch Ekstase!
Die meisten Bewohner der Absalom Station hätten diesen Sticker für ein wertloses Stück Tand gehalten.
Doch für den Schirren war es sein wertvollster Besitz.
Ihn zu berühren, zu liebkosen, ja schon der Gedanke an diesen wundervollen Sticker versetzten den Schirren in einen verzückten Zustand körperlicher und geistiger Erregung.
Es war ein Symbol für seine Freiheit.
Ein Zeichen seiner Unabhängigkeit, seiner eigenen Persönlichkeit.
Es war nicht nur ein Symbol, nein, der Sticker war ein Teil von ihm selbst.
Vielleicht sogar der wichtigste Teil von Smiley.
Niemand, außer einem anderem Schirren währe dazu in der Lage, die Wichtigkeit und die Bedeutung dieses kleinen, metallenen Stücks auch nur annähernd zu begreifen.
Dieser Sticker machte ihn einzigartig, damit war er nicht länger Teil einer mordenden, willenlosen, gesichtslosen und alles verschlingenden Masse, der Sticker machte ihn zu dem was er war: SMILEY !
Teil 2
Der Schirren Gesandte aktivierte den Auslöser und mit einem leisen „pfffft“ - „pfffft“ zerstäubte sich die Flüssigkeit aus dem Behälter zu feinem Sprühnebel.
Mikroskopisch kleine Wasserperlen wurden ausgespuckt und bedeckten das Exoskelett und die Chitinplatten des Schirren.
Da die Chitinplatten keine Poren hatten, perlten Flüssigkeiten für gewöhnlich einfach davon ab.
Diese spezielle Flüssigkeit verhielt sich jedoch anderst.
Die winzigen Teilchen hatten die Eigenschaft an der Oberfläche kleben zu bleiben, wie ein Sprühkleber.
Die von dem Sprühnebel benetzten Stellen glänzten feucht, und die winzigen Tröpfchen begannen sehr langsam an der Luft zu verdunsten, wobei sie einen seltsamen Geruch verströmten.
Einen einzigartigen, unverwechselbaren Duft!
Es roch nach Smylie!
Der Gesandte aus dem Volk der Schirren genoss jeden einzelnen dieser mikroskopisch kleinen Wasserperlen die seine „Haut“ benetzte und spürte wie ein Gefühl höchster Erregung in ihm aufstieg.
Kurz überlegte er, ob er den Auslöser ein weiteres mal betätigen sollte.
Aber dieses spezielle Parfüm war nicht nur sehr exklusiv, es war auch sehr kostspielig.
Duftmeister Murmur, ein zwielichtiger Ysoki mit einer schmutzigen Augenklappe, verbogenen, abgeknickten Schnurharren und zweifelhaften Ruf, hatte Smiley das Fläschchen mit der illegalen Wharp-Essenz für seinen Schiffsanteil an der Sunrise Maiden verkauft.
Seitdem lebte Smiley an Bord der Sunrise Maiden, mit Duftmeister Murmur und seiner Ysoki Familie, zusammen in Smileys winziger Kabine an Bord des Sternenschiffes.
Smiley seufzte müde, als er an die Ysoki Rasselbande dachte, die nun in seiner Kabine hauste.
Doch der Schirre wusste, dass der Preis und die Entbehrungen sich gelohnt hatten.
In den gesamten Packtwelten gab es nicht einen einzigen Schirren, der denselben Duft trug wie Smiley!
Teil 3
Natürlich wusste Smiley dass er ausgenutzt wurde!
Aber er war Duftmeister Murmur deswegen nicht böse, es war nicht seine Schuld.
Schließlich konnte der Ysoki nichts dafür, dass der Schirre krankhaft hilfsbereit war und niemandem eine Bitte abschlagen konnte.
Außerdem wollte er seine Freundschaft zu Duftmeister Murmur nicht gefährden, er konnte diesen kleinen Ysoki nämlich gut leiden.
Dieses Problem musste der Gesandte Diplomatisch lösen!
Manchmal bedeutete Diplomatie eben auch, dass man für eine Ysoki-Bande Kochen, Putzen, Wäsche waschen und gelegentlich eine Ysokibabywindel wechseln musste.
Immerhin durfte der Gesandte weiterhin mit dem Nagervolk zusammen in seiner Kabine wohnen.
Das war doch ungewöhnlich freundlich von Duftmeister Murmur, oder?
Smiley beschloss, dies als seinen ersten diplomatischen Sieg zu verbuchen.
Er hatte also alles unter Kontrolle.
Achtsamkeit und das richtige Mindset waren eben mächtige Werkzeuge der Diplomatie!