Für mich ist das Spiel eine Sammlung von Beschreibungen+
- Für eine Kampfsituation kann man gut&gerne ein Szenario mit Zinnis/Blips aufstellen.
- Ein Dungeon garf gut&gerne gemappt sein, Orte mit Bildern untermalt.
- Für einen wichtigen NSC kann die SL gut&gerne ein Portrait hochhalten.
- Für eine düstere Stimmung kann gut&gerne der Soundtrack "Das siebente Zeichen" laufen.
Bei den Spieler-Charakteren geht es entsprechend weiter:
Der Priester(-Spieler) darf gerne ein Amulett um den Hals tragen, der Thorwaler ein Hautbild und tüchtig fluchen, die Magierin stirnrunzeln, zeigefingerheben und gebildet parlieren, die Adlige mit direkter Rede in der dritten Person ihren Stand untermauern, der Barde mit Singsang und Versen das Umfeld reizen, der Nives gebroch greth nur sprek, die Hexe mit kratziger Stimme auf 60Jahre ohne nennensswerte Stimmübung hinweisen...
Das alles kann, ich könnte auch sagen: sollte. Weil es insbesondere in der Summe das Spielgefühl deutlich beschwingt. Und neidvoll blicke ich, wenn ich ein Video sehe, wo davon vieles gelingt; bei uns wird von diesem Potpourri des "guten Rollenspiels" meistens nur ein kleiner Teil vollbracht - denn es ist eine erhebliche Anforderung an Vorbereitung, Talent, Konzentration, Selbstoffenbarung und vor allem: Übung.
Es ist deshalb auch in Ordnung, wenn der Raum beschrieben wird, der Held in indirekter Sprache kommuniziert und folgerichtig alle medialen Parameter dem Kopfkino überantwortet werden.
Beschreibung+ heißt: mehr ist mehr und weniger ist weniger, aber rein beschreibendes Spiel ist die akzeptable Plattform, auf der das große Theater aufbaut.
Davon abzugrenzen sind Dinge, die nicht nichthelfen sondern stattdessen stören.
Für mich ist das z.B. Musik mit (Fokus auf) englischen Texten, auch heitere Hobbitmusik in der Folterkammer, ein dummer Charakter mit einem vorlauten Spieler-Cleverle, ein Portrait mit dem richtigen Bart aber der falschen Plasma-Gun. Übrigens auch Spieler am WhatsAppen oder Handydaddeln, manchmal Witzelsucht - die Grenze zwischen ingame und outgame Störfaktoren ist durchaus fließend, weil ein Charakter den Witz rausgehauen haben *könnte* und weil das Smartphone den Charakterbogen ersetzen *könnte*.
Im wesentlichen hat sich mein Kopfkino aber über die Jahre einen ziemlich dicken Panzer zugelegt.