25. Todestag von Ulrich Kiesow

  • Heute vor 25 Jahren ist Ulrich Kiesow plötzlich an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben, zwei Tage nachdem er "Das Zerbrochene Rad" vollendet hatte. Ich weiß noch, wie geschockt ich damals beim Lesen dieser Nachricht auf der Rückenklappe des Schutzumschlags war. Mittlerweile sind natürlich auch noch manche andere Autoren und Künstler viel zu früh von uns gegangen (HaJo Alpers, Jörg Raddatz, Ralf Hlawatsch, Ugurcan Yüce, André Wiesler...), aber der Tod von Ulli hat mich davon am meisten mitgenommen.

    Um zu zeigen, dass Ulli und sein Werk bis heute unvergessen sind, habe ich ein paar der alten DSA-Veteranen angeschrieben, ob sie Lust hätten ein paar Erinnerungen an Ulli für einen Gedenkband niederzuschreiben. Und sehr viele nette und bekannte Personen haben sich spontan bereiterklärt mitzumachen: Anton Weste, Tom Finn, Werner Fuchs (und seine Frau Angelika, die ja auch Ullis Schwester war), Lena Falkenhagen, Hampi Middendorf, Karli Witzko, Stefan Blanck, Arne Gniech, Jasmin Neitzel, Nikolai Hoch und Alex Spohr haben Texte beigesteuert. Außerdem wurden die alten Nachrufe aus dem Aventurischen Boten sowie der WunderWelten recycled, sodass auch noch Niels Gaul, HaJo Alpers, Thomas Römer und nochmal Werner Fuchs vorkommen.

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    Das Resultat hört auf den Namen "Als das Rad zerbrach - 25 Jahre ohne Ulrich Kiesow". Insgesamt sind 82 DIN-A5-Seiten mit 18 Artikeln von 16 Autoren zusammengekommen. Das Buch wird als Pay-what-you-want im Scriptorium Aventuris angeboten (hier der Link). Da ich mit dem Gedenken an einen Toten keinen Cent verdienen möchte, und alle Autoren netterweise auf eine Bezahlung verzichtet haben, werde ich jeden Cent, der über die Aktion zusammenkommt, an die Deutsche Herzstiftung e.V. überweisen - auf dass vielleicht das ein oder andere Leben davor bewahrt wird wie das von Ulli zu enden.

    Ulisses hat sich nicht nur dazu bereiterklärt, das Buch mit Artikeln und Layout-Knowhow zu unterstützen, sondern wird auch - wenn alles gut geht - zeitnah eine Druckversion des Buchs herstellen und im F-Shop anbieten (vergleichbar mit den Ilaris- und Rakshazar-Büchern, die ja auch Fan-Werk sind). Auch von diesen Erlösen werden je Buch 2 € an die Deutsche Herzstiftung e.V. überwiesen. Eine sehr kulante Aktion von der DSA-Redaktion und der Verlagsleitung, und ich freue mich sehr, dass sie das Projekt so bereitwillig aufgegriffen, mir unter die Arme gegriffen und gleichzeitig freie Hand bei der Ausführung gelassen haben.

    Wenn Ihr Euch also irgendwie für die irdische Entstehungsgeschichte von DSA, für die Werdegänge bekannter Autoren oder einfach nur für den Menschen Ulrich Kiesow interessiert, sei Euch die Lektüre hiermit wärmstens ans Herz gelegt.

    Habt auch Ihr noch Geschichten über Ulli, die Ihr hier teilen wollt? Es wäre sehr spannend zu erfahren, was die Community hier mit dem Namen Ulrich Kiesow verbindet. Danke Euch!

  • Ich hab im Boten davon erfahren, war auf der Titelseite nicht zu überlesen; daher passt gut der Titel.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Mit Kiesow verbinde ich in erster Linie ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen: Als Jugendlicher wurde ich von besonders seinen Texten sehr gut abgeholt und fühlte mich sehr ernst genommen (das aus der Mode gekommene "Siezen" hat seinen Teil dazu beigetragen!). Auch wenn man als junger Abenteurer keine Ahnung hatte, wer "dieser Typ" nun eigentlich ist, sein Name prangte auf allen Publikationen und es war klar, dass er eine "Autorität" ist. Für mich eine "natürliche Autorität" wohlgemerkt, denn das, was er schrieb, erschloss sich mir und ergab für mich Sinn. Erst durch Kiesow habe ich verstanden, was Rollenspiel eigentlich abseits irgendwelcher Dungeon-Geprügel alles sein kann. Die heute manchmal als "von oben herab" empfundenen Texte von ihm habe ich immer als sehr konstruktiv wahrgenommen und sie fanden genau den richtigen Ton, um von Jugendlichen verstanden zu werden. Ohne diese Ausführungen wäre unser Spiel ärmer gewesen und wohl bald im Sande verlaufen.

    Dafür bin ich Ulrich Kiesow sehr dankbar.

    Mit meiner ersten Rollenspiel-Gruppe war "Der Strom des Verderbens" das erste von uns "richtig" gelebte und gespielte Abenteuer. Danach war nichts mehr, wie es vorher war. Nun wollten wir Plots, nun wollten wir glaubhafte NSCs mit Hintergrund, Motiven, Stärken, Schwächen usw. usf. Das eigene "Hoch-Leveln" war nicht mehr so interessant. Plötzlich erschloss sich uns, dass wir wirklich eine unendlich große Welt vor uns hatten, in der "echtes Leben" möglich war. Von da an geriet genau das in den Vordergrund. Das schönste Rollenspiel-Erlebnis dieser ersten Gruppe war dann ein Abenteuer von Kiesows Lebensgefährtin Ina Kramer: "Der Zorn des Bären". Interessanterweise nicht von ihm verfasst, und dennoch kam hier seine Vision von einem erlebbaren, glaubwürdigen "Aventurien der kleinen Leute" unübertroffen gut zur Geltung. Für mich in puncto Stimmung, Beschreibung und Atmosphäre bis heute unerreicht.

    Was mir an Kiesow in der Rückschau ebenfalls imponiert, ist, dass er für die Fans zeitlebens sehr erreichbar blieb. Er las die damals zahlreichen Fanzines tatsächlich und befasste sich hier vor allem mit den Ideen der Spielerschaft zur weiteren Ausgestaltung der Welt. Er ermunterte die Fans zu kreativen Eigenleistungen und wird so einer Vielzahl von Hobby-Autoren den nötigen Mut gegeben haben, sich überhaupt mal selbst an einem Text zu versuchen.

    Wie durch Äußerungen ehemaliger Redaktionsmitglieder bekannt ist, hatte Kiesow, wie jeder Mensch, sicherlich auch seine Schattenseiten, und so war er bisweilen wohl recht starrsinnig bis nachtragend. Ihn zu idealisieren, was bisweilen getan wird (genau wie das Gegenteil), ist deshalb auch Quatsch, aber schlussendlich ist und bleibt er (nicht nur als Erfinder des Spiels) der prägendste und einflussreichste Schriftsteller, der je zu Aventurien beigetragen hat.

    Und klar: Natürlich spielt nostalgische Verklärung eine nicht unerhebliche Rolle, aber ich merke, dass ich die alten Abenteuer von Kiesow, genau wie seine Spielhilfen-Texte, immer noch gerne lese und sie auch aus der Perspektive eines Erwachsenen immer noch wertschätzen kann. Kurzum: Für mich ist und bleibt er der King -- oder wie Werner Fuchs es in Bezug auf das 80er DSA mal ungefähr sagte: "Er war schon der beste von uns!"

    EDIT:
    Kai Frerich Etwas vermisst habe ich die "Letzten Helden" in der Gedenkschrift, die ja ein vergleichsweise enges Verhältnis zu Kiesow hatten und von ihm auch gefördert wurden. Vielleicht hätte Andreas Michaelis noch etwas Interessantes zu erzählen gehabt. Wenn ich mich recht entsinne, gab es im "Helden" auch einen Nachruf auf Kiesow.

    3 Mal editiert, zuletzt von Gurrgak (31. Januar 2022 um 15:30)

  • Etwas vermisst habe ich die "Letzten Helden" in der Denkschrift, die ja ein vergleichsweise enges Verhältnis zu Kiesow hatten und von ihm auch gefördert wurden. Vielleicht hätte Andreas Michaelis noch etwas Interessantes zu erzählen gehabt. Wenn ich mich recht entsinne, gab es im "Helden" auch einen Nachruf auf Kiesow.

    Ja, den Letzten Helden hätte ich auch gerne dabei gehabt, zumal Ulli ja persönlich das Vorwort der DLH-Havena-Erweiterungen beigesteuert hat. Ich habe auch bei Andreas nachgefragt, und grundsätzlich fand er die Idee auch unterstützenswert, aber letztendlich hat es aus zeitlichen Gründen leider nicht geklappt. Dafür ist die Fanzine-Szene mit Tom Finns und Arne Gniechs Texten vertreten.

  • Es war damals eine andere Informationszeit; wer nicht die WuWe las erhielt keinen 10jährigen Rückblick. Etwas intern plauderte man später im Lexikon - erst da erfuhr ich das diese ätzend-böskommentierende Blumenkamp die Tunnel&Troll-Version Kiesows ist.

    Der letzte grosse Umblick war im schönen MZ ... bekommt nun quasi ein Update.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Kai Frerich Heutzutage wird ja alles irgendwie mit "likes" "gestreamlined", deshalb nochmal ausdrücklich und ausformuliert, weil's doch mehr Gehalt hat: Vielen Dank für deine Mühe, Kai! Das war wirklich eine klasse Aktion.
    Lass dich von den notorischen Quertreibern im anderen großen DSA-Forum nicht nerven, die nicht mal zum Todestag eines Autoren ihre Elfenbeinturm-Debatten über etwaige Rollenspieltheorien ruhen lassen können. Sachen gibt's!

  • Es war irgendwie klar dass das Thema drüben im anderen Forum wieder eskalieren würde. Ich hatte naiv geglaubt, dass man sich bei einem Gedenkband für Ulrich Kiesow einfach mal auf nette Anekdoten sowie Feedback zum Buch statt mit Ulisses-Bashing begnügen würde. Umso mehr freue ich mich über das nette und positive Feedback hier!

  • Leider habe ich Ulrich Kiesow nie kennen gelernt. Als er starb, war ich gerade im 3. Semester und auch wenn Rollenspiel da für mich immer noch eine Rolle spielte, lief das in der Zeit für mich eher ruhig. Dazu hatte ich noch kein Internet für den Austausch und in der Stadt Rheine, wo ich her komme, war ich schon froh, dass es die Sachen bei Karstadt gab. Immerhin war ich mit einem guten Freund, der zu Schulzeiten mit mir der konstanteste DSA-Spieler war, 1994 einmal (als er den Führerschein hatte) mit dem Audi 80 der Eltern in den F-Shop gefahren. Da habe ich dann Das Wirtshaus zum Schwarzen Keiler und mehrere Boten gekauft. Von der G7 bekamen wir damals erstmal nur am Rande was mit, mein Freund leitete irgendwann "Spur in die Vergangenheit", und generell war der Informationsfluss für uns damals eher langsam, da auch noch keiner den Boten abonniert hatte - das kam erst kurz danach. Dennoch bekamen wir dann den Tod Ulrich Kieswos mit und auch die G7, denn mein Freund ließ sich "Das zerbrochene Rad" schenken und nachdem er es durch hatte, las ich es. Das war tatsächlich der erste DSA-Roman, den ich gelesen habe, und irgendwie war es, denke ich heute, wohl zum Guten Teil auch das Buch, das meinen Bezug zu DSA sehr viel intensiver machte.

    Eine Kleinigkeit hatte ich dann doch noch: Über den F-Shop kaufte ich 1998 dann eine signierte Ausgabe von Schatten über Riva samt T-Shirt für 49 DM (Und die Rechnung zeigt mir, dass ich zeitglich auch Discworld II für 25 DM und die DSA-Tools Deluxe für 59,95 bestellt habe). Ich war damals noch kein Sammler (dafür hätte ich zu der Zeit als Student auch gar nicht das Geld gehabt), aber Teil 1 und 2 hatte ich zusammen mit meinem Kumpel auf dem PC des Freundes seiner Schwester gespielt. Er selbst hatte nur einen ATARI 1040 STE und ich nur einen C64. Inzwischen hatte ich selbst einen PC sogar mit CD-ROM-Laufwerk, und ich wollte das Spiel schon lange endlich spielen. Dass es signiert war, war mir eigentlich nicht so wichtig - aber es kostete mit T-Shirt das gleiche wie vorher ohne T-Shirt. Da im Angebot nicht gesagt worden war, vom wem die Signatur stammte und ich sie auch nicht lesen konnte, habe ich mich da dann auch nicht weiter drum gekümmert. Bis ich vor etwa zwei Jahren irgendwo im Netz einmal eine Widmung von Ulrich Kiesow sah und dachte: Hm - die Unterschrift kommt dir irgendwie bekannt vor. Und tatsächlich stammt die Widmung auf der CD-ROM wohl tatsächlich von Ulrich Kiesow, auch wenn mit das über 20 Jahre nicht klar war.

    Gaze no more in the bitter glass the demons, with their subtle guile,

    Lift up before us when they pass, or only gaze a little while;

    For there a fatal image grows that the stormy night receives,

    Roots half hidden under snows, broken boughs and blackened leaves.

    -- W. B.Yeats, The Two Trees

  • Vielen Dank für deine Mühe! Ich kam ja erst vor ein paar Jahren zu DSA und Ulrich Kiesow kannte ich daher bisher nur aus der OrkenspalterTV DSA Doku. Umso dankbarer bin ich dafür dass du mit deinem Werk dieses Urgestein der DSA Geschichte greifbarer machst und gleichzeitig auch viel von der Anfangszeit von DSA interessant aufbereitet hast.

  • Es war irgendwie klar dass das Thema drüben im anderen Forum wieder eskalieren würde. Ich hatte naiv geglaubt, dass man sich bei einem Gedenkband für Ulrich Kiesow einfach mal auf nette Anekdoten sowie Feedback zum Buch statt mit Ulisses-Bashing begnügen würde. Umso mehr freue ich mich über das nette und positive Feedback hier!

    Umso unangenehmer dass das Bashing gerade auch von Seiten der Moderation kommt. Wegen dieser Stimmung schreibe ich dort eigentlich auch nicht (mehr). Hier im Forum habe ich den etwas versteckten Beitrag erst jetzt gesehen und wollte dir auf diesem Weg danken für die tolle unentgeltliche Arbeit an dem Buch. Ich bin schon gespannt auf die Beiträge!

    Als jemand der keinerlei persönlichen Bezug zu Kiesow hat, habe ich mir gerade zum ersten Mal seine Ausführungen zum Rollenspiel durchgelesen. Ich finde sie auch aus heutiger Sicht eines recht neuen DSA 5 Spielers schön formuliert und inhaltlich interessant. Man merkt, dass sich hier jemand wirklich Gedanken macht und etwas zum Thema Rollenspiel zu sagen hat. Heute wird eine Meinung zum Rollenspiel zu haben leider meist damit gleichgesetzt, jemandem etwas vorschreiben zu wollen. Also bleiben halt nur Plattheiten wie "Hauptsache es macht Spass" übrig oder diese seltsam-analytischen Kategorisierungen von "Spielertypen". Da finde ich Kiesow im Gegenzug erfrischend zu lesen!

    Wir spielen ausserdem gerade die Theaterritter-Kampagne und mein Exemplar des Zerbrochenen Rades wird reihum in zügigem Tempo als Hintergrund verschlungen - Das Erbe lebt also munter weiter :)

  • Bei meinen "DSA-Rückblick" konnte ich auch nur auf wenige Quellen zutückgreifen; 10 Jahresrückblick in der Zauberzeit, 15 Jahre DSA in WuWe, über Redaktion, Chaos und Mitwirkende dss Lexikon und MZ, dann der Nachfruf von W. Fuchs in WuWe - und das Vorwort zur Gedamtausgabe Kiesows Romane.

    Aber gekannt hab ich ihn nicht. Vielleicht auch gut so ... ich erinnere mich noch wie aufgeregt ich war auf einer STARD Wolfgang Hohlbein zu sehen ... ein schmales, rauchendes Männchen - kein Terry Pratchett. ;)

    Und sein Tunnel&Trolls-Humor ist nicht unbedingt mein Ding. :)

    (Nein, ich hab die pdf noch nicht!)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Auch von mir ganz herzlich Dank Kai Frerich für die Initiative! Ich bin beim Lesen wirklich wehmütig geworden. Der "Torkoschur"-Text war für mich damals ein Augenöffner, nicht, weil er mir gesagt hat, wie man Rollenspiel machen müsste, sondern weil ich gesehen habe, dass es eben auch anders geht, als es damals oft gemacht wurde. Ich habe mich in dem Text wiedergefunden und verstanden gefühlt. "Das Zerborchene Rad" war für mich, als es erschien, ein Buch zum sich-drin-verlieren, ich habe es geliebt, und seither sind mir die kalten Weiten des Bornlands der liebste Teil Aventuriens. Auch wenn einige Texte vielleicht nicht besonders gut gealtert sind, oder man einiges aus der Ferne anders beurteilen würde -- für mich war das damals sehr bedeutend. Es hat meine Seele berührt, und das bleibt irgendwie trotz allem immer ein Teil von mir.

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    Neue Geister braucht das Land: Fanprojekt Aventurische Totengeister im Scriptorium und auf dem Forum


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  • Sind ein paar witzige Anekdoten dabei, z.B. hat mich bei Arne Gniechs Beitrag die Kritik am DSA-Marketing herzlich amüsiert. Man sollte meinen 1990 war es schon nicht so viel anders als heute.

    Danke für die Gedenkschrift, Kai. Der Aufwand dahinter muss immens gewesen sein, chapeau!

    Dass wir nicht in der Lage sind dich in deiner Selbstaufopferung als Fan zu bremsen oder gar zu stoppen, müssen wir wohl hinnehmen. Falls du dennoch mal Unterstützung annehmen willst, melde dich. Z.B. finde ich deine Solos prima und das damit verbundene Projekt vielversprechend. Daher hoffe ich, dass wir davon in diesem jahr noch mehr zu Gesicht bekommen werden.

  • Ich muss mich korrigieren; oben; 1988 gab es wohl das erste Interview mit Kiesow, ungewöhnlich sachlich und kritisch, auch zu den Plänen des Verlags.

    Das er die D&D-Basisbox übersetzte hab ich auch erst viel später erfahren.

    Das war noch eine andere Zeit wo nicht jede Meinungsverschiedenheit öffentlich breitgetreten wurde.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Umso unangenehmer dass das Bashing gerade auch von Seiten der Moderation kommt.

    Das kann ich so nicht stehen lassen. Die Moderatoren sind dort ebenso auf ausgleich bedacht, wie hier.

    Dass grundsätzlich Themen kontrovers diskutiert werden, die man im Internet veröffentlicht, dass muss man aushalten. Ob es bei einem Nachruf passieren muss? Nein. Da muss man aber auch nicht ungerechtfertigt andere Foren (Admins & Nutzer) mit Schwung durch die Pfütze ziehen. Ob Uli das gefallen hätte? Man weiß es nicht, was man weiß ist, dass bestimmte NSC's plötzlich fett und hässlich in Erscheinung traten. Aber so ist wohl das Leben. Der eine in seiner Jugend schöne und schlagfertige Mensch wird im Alter träge, fett und langweilig.

    Dieses Schicksal bleibt Zumindest Uli Kiesow erspart. Behalten wir ihn so in Erinnerung, wie er war, nicht wie er sein sollte. (Und wir heißt: Die die ihn wirklich kannten, nicht die ihn nicht kannten und nur die ihr Maul zerreißen). Ich kannte ihn nicht, meine Hauer bleiben geschlossen.

    Schade dass K.F. seinen account dort gelöscht hat. Rückzug ist manchmal die einfacherer Wahl, aber ist es die richtige?
    Aber der olle Ork kann gut blahen, hat er doch eine natürlichen Forensrüstungsschutz 2 durch Anonymität.

    @Topic: 1998 - Das zerbrochne Rad gekauft und im Auto gelesen (Mama fuhr mich zurück). Ulli war kein Jahr tot und doch hab ich bedauert ihn nicht kennenlernen zu können. Railroading? Ja aber auch viel flexible Erkundung dank des "Plan des Schicksals", auf dem sich die Helden ja "frei" bewegen konnten.

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Für mich sind DSA und Ulrich Kiesow untrennbar miteinander verbunden. Das geht sogar so weit, dass im wesentlichen alles was danach kam, in meinen Augen eigentlich schon nicht mehr DSA ist. (Mir geht es eigentlich nur noch mit den Forgotten Realms und Ed Greenwood ähnlich.)

    Ja, man kann sich darüber aufregen, wie er in Das Zerbrochene Rad die Ereignisse von Stromaufwärts dargestellt hat, aber in unserer Gruppe kam uns damals schon beim Spielen des Abenteuers schon der Verdacht, dass da irgendetwas nicht stimmt. und wieviele von euch hatten damals den gleichen Verdacht? Kiesow hat unseren Verdacht damals bestätigt. Dass er dies angeblich aus Rache dafür gemacht haben soll, dass Thesia von Ilmenstein im Boten negativ dargestellt wurde, davon war erst Jahre später die Rede und spielt auch keine Rolle.

    Ja, man kann sich darüber aufregen, dass seine Darstellung Aventuriens nicht dem heutigen Zeitgeist entspricht, aber sie war damals ziemlich modern. Jetzt rückwirkend die Welt dem Zeitgeist anzupassen halte ich für einen Verrat an seinem Erbe.

    Ich kann mich daran erinnern, wie ich damals Das Zerbrochene Rad zur Musik von Enya verschlungen habe. Dieser Roman ist definitiv DER DSA-Roman und Ulrich Kiesow war definitiv DSA.

  • Als ich zum ersten Mal den Scharlatan las und dieser seinen machtvollen Heilzauber wirkte, war mein erster Gedanke; wow, welche Stufe hat der denn?! ;)

    Er erschuf für diese Geschichte vielseitige interessante Figuren - was die Möglichkeiten von DSA aufzeigte.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • So. heute Morgen alle Beiträge durchgelesen!

    Ja, man kann sich darüber aufregen, dass seine Darstellung Aventuriens nicht dem heutigen Zeitgeist entspricht, aber sie war damals ziemlich modern. Jetzt rückwirkend die Welt dem Zeitgeist anzupassen halte ich für einen Verrat an seinem Erbe.

    Dazu finde ich Jasmin Neitzels Beitrag sehr lesenswert. Es ist interessant, wie Figuren in bestimmten Lesearten oder aus bestimmten Perspektiven ganz anders im positiven Sinn wirken können. Ich finde hier wird ein Teil des Geistes von Kiesow und Aventurien schön herausgearbeitet. Diesem Erbe treu zu bleiben, heisst ja nicht, nichts mehr verändern zu dürfen, sondern halt in diesem Geist weiterzudenken.

    Ansonsten fand ich die Offenheit und Partizipationsmöglichkeit beeindruckend, die Kiesow und DSA offensichtlich ausgestrahlt haben. Und das obwohl er seine Vorstellungen von Rollenspiel ja sehr aktiv geäussert hat. Offensichtlich ist das nicht wirklich ein Widerspruch, zumindest in seiner Person nicht.

    In dem Zusammenhang finde ich auch das Zitat das Arne Gniech anführt bemerkenswert:

    Zitat von Uli Kiesow

    Ich persönlich bin der Ansicht, daß die ‚Götter‘ einen sehr wichtigen Schritt für das Schwarze Auge bedeuten. Wir haben hier nämlich – so gründlich wie in keiner Publikation zuvor – versucht, stimmungsvollen Hintergrundtexten eine größere Bedeutung als den Spielregeln einzuräumen. Und wir hoffen, auf diesem Weg einen neuen Stil im deutschen Rollenspiel zu verankern.

    Hat es zeitweise so ausgesehen, als würde man sich von diesem Stil verabschieden, lassen neue Werke wie z.B. Rohals Erben wieder hoffen :)

    Und zu guter Letzt ist die Anekdote von Werner Fuchs über den Kneipenbesuch in Hubbelrath einfach super lustig und lässt die bekannten Beteiligten höchst sympathisch wirken. ^^