Schönen Gruß an alle.
Ich habe diese diskussion damals mitverfolgt, aber da meine Meinung schon mehrmals wiedergegeben war,
Doch nun (dank eines Signaturlinks) wieder darauf gestoßen, dachte ich mir, die Antworten noch einmal durchlesen zu können, weil sich meine Einstellung in der Hinsicht mehr, als bestätigt hat.
[Als Warnung vorweg. Die folgenden Zeilen sind emotional gefärbt und auch mit gewissem Herzblut geschrieben. Vieles könnte ich kürzen, da nicht genau zum Thema gehörend, doch finde ich es zusammenhängend verständlicher. Wer sich einen Auszug aus meiner Lebensgeschichte lieber nicht antun möchte, möge diesen Post lieber überspringen.]
Meine eigene Erfahrung mit einer Kindeserziehung, die frei von einem männlichen Bezugspunkt ist, lässt sich wie folgt beschreiben:
Ich bin in einem Frauenhaushalt großgeworden. Meine Mutter war fast täglich arbeiten und am Tag bekam ich sie vielleicht 2 Stunden zu Gesicht, ehe sie sich todmüde ins Bett begab. Die anfallenden Hausarbeiten erledigte sie in der Zeit, in der ich in der Schule war und ging nachmittags arbeiten, oft bis in die tiefen Nacht-, oder gar Morgenstunden.
Dessweiteren hatte ich zwei wesentlich ältere Schwestern als Bezugspunkte, später eine Zeit lang ein Aupair-Mädchen. Also im Grunde eine vollkommen frauendominierte Umwelt.
Dem Umstand zu verdanken, dass ich ein sehr schmächtiges Kind war, wurde ich promt von älteren, stärkeren Mitschülern gehänselt und ich erlebte die üblichen Klischees von Kindergewalt. Mir wurde mein Essensgeld abgenommen, teilweise mehrmals am Tag zusammengeschlagen, ehe es sich dank einer schweren Verletzung ins exakte Gegenteil und mein Hauptprügler plötzlich einsah, dass er mir fast mein Leben gekostet hat und mich von nun an beschütze.
Eine, eigentlich, recht normale Kindheit, will ich meinen.
Was ist am Ende dabei herausgekommen?
Anfangs war ich ein sehr introvertierter Mensch (wer in der Welt nichts Gutes erfährt, verbarrikadirt sich zu Hause), was sich allerdings bis in meine Pupertät hinwegzog. Meine eigene Einstellung zur Liebe und körperlichen Zuneigung war diese, dass es die für mich nicht geben wird. Und zwar bis zu dem Tag, an dem ich mich fast spontan verliebte.
Die Beziehung zu meiner Freundin war innig, aber auch schwierig (wie wohl viele Beziehungen).
Durch sie und durch das bald wiederentdeckte Rollenspiel, wandelte sich mein Leben grundlegend. Ich begann mich wieder für meine Umwelt zu interessiren.
Mit diesem Zeitpunkt habe ich bemerkt, was in mir steckt. Eine zärtliche, sehr gefühlsbetonte Seite. Mir geht die Freude an Fußball völlig ab, ebenso begeistern mich schnelle Autos nicht, oder Dinge, die man allgemein zum Mann-Sein dazugehörig meint.
Dagegen stand meine Freundin. Sie war begeisterte Sportlerin, fieberte bei Fusballspielen mit, war handwerklich begabt und manchmal eher kalt, als gefühlsbetont.
Manch einer könnte auf das kommen, was ich durch die Blume angedeutet habe. Wer es noch nicht erraten hat, möge weitere Erklärungen lesen.
Nach fast 8 Jahren Beziehung war eben jene leider an einem Tiefpunkt angekommen, an dem wir (teilweise arbeitsbedingt) mehr nebeneinander herlebten, als eine Beziehung führte. Und so schlichen sich die Stimmen des Zweifels in meine Gedanken, ebenso, wie bei ihr.
Wir sprachen diese Problematik an und dachten uns, etwas dagegen unternehmen zu wollen.
Nun war es so, dass meine Freundin ihr meißte Zeit inzwischen im Chat verbrachte und sich die nacht mit Chatten um die Ohren schlug, anstatt mit mir im Bett zu liegen. Ein weiterer Punkt, an dem ich deutlich bemerkt habe, dass etwas gewaltig im Argen liegt.
Irgendwann begann ich dann das Thema Chat anzusprechen. Da ich nichts gegen ihre neuerrungene Leidenschaft unternehmen wollte, begann ich mich damit ebenfalls auseinander zu setzen. Und so erfuhr ich von verschiedenen Leuten und unter anderem auch von einer Dame, die sich ebenfalls die Nacht um die Ohren schlug. Und zwar mit meiner Freundin. Wenn man selbst in der Situation steckt und arbeitsbedingt wirklich sehr erschöpft und unkonzentriert nach Hause kommt, fällt es nicht so auf, dass sich da eine Parralele entwickelt. Rückzug von mir und 'Flucht' in die virtuellen Arme einer Anderen.
Durch Gespräche kamen wir Beide der Dame näher und wurden Freunde. So kam es auch, dass wir feststellten, dass sie nicht weit weg wohnt, so wurde der Entschluss gefasst, sich doch erst einmal auf der Rat-Con zu treffen. Dank finanziellem engpass schickte ich meine Freundin alleine zu jener und verbrachte meine Zeit mit Entspannen und Kraft für die Arbeit schöpfen.
Die Chatbekanntschaft blieb weiterin Thema, wie ich erfahren habe, von den Gesprächen über die Con. Also wurde beschlossen, sie doch zu uns zu holen, damit ich die Dame auch kennen lernen kann.
Aus einem einmaligen Treffen wurden mehrere und so langsm wurde mir eines klar, als ich die Beiden zusammen gesehen habe.
Da ist mehr. Von beiden Seiten.
Gut, ich kannte meine Freundin nun insgesamt etwa 11 Jahre und wusste auch fast diese Zeit von ihrem eher Bisexuell geprägten Hang. Die Idee, es einmal auszuprobieren war schon einmal im Raum gestanden, wurde aber wegen dem gegenseitigen Bedürfnis nach absoluter Treue unterbunden.
Meine eigene Beziehung wurde nun nicht mehr wirklich gelebt. Man warf mir vor, um die Beziehung nicht mehr gekämpft zu haben und das stimmt. Ich begann die Beiden zu beobachten, da die Treffen nun regelmäßiger ausfielen. Themen, welche nicht unbedingt hierher gehören unterstützten die Treffen und führten dazu, sich vermehrt für das Wohl der Dame einzusetzen.
Als meine Beobachtung weit genug geklärt war, sprach ich meine Freundin nun darauf an. Direkt und ohne Beschönigungen.
Wir Beide hegten der Dame gegenüber eine starke Zuneigung (manche sagen verliebt, 'verguckt', oder was auch immer, darum diese emmotionslose Bezeichnung).
Ich war mir sicher, dass es bei mir nur ein momentaner Zustand sein würde, da ich leichte Variationen davon öfter habe.
Doch bei meiner Freundin sah ich, dass es nicht wie bei mir ist. sie fühlte sich sichtlich ein wenig ertappt, aber bestätigte es mir offen.
Von nun an, führte mein Weg dahin, dass sie endlich sehen sollte, was sie führ ihr Leben will, also gab ich den Beiden genug Möglichkeiten, es für sich selbst herauszufinden.
Es geschah, was ich vermutete. Die Trennung. Unvermeidlich und nicht durch das Auftauchen der Dame erzeugt, sondern nur beschleunigt.
Meine ehemalige Freundin hatte sich nach unserer Trennung einen neuen Lebenspartner erwählt, wie ich es schon lange gesehen hatte.
Mit meinen Glückwünschen entließ ich Beide und bin auch heute noch gut mit ihnen befreundet.
Dank dieser ERfahrung kann ich inzwischen mit voller Inbrust behaupten, nichts, aber auch absolut nichts gegen Schwule, Lesben, oder wie man sie in unserer Gesellschaft auch immer nennen will, zu haben. Menschen, mit homosexuellen Neigungen hatte ich Einige in meiner Umgebung. Manche näher, manche eher fern bekannt. Und ich habe mich imemr so eingeschätzt, dass ich kein Problem damit habe und sie nicht als 'Anders' sehe. Doch so etwas zu behaupten, obwohl man nie in einer Extremsituation war, ist Humbug.
Was soll nun meine Kindheitserzählung, mögen sich manche fragen.
Nun, diese habe ich aus zwei Gründen vorweggestellt.
Zum einen müsste ich ansonsten ein Fazit ziehen, inmitten meiner Erzählung, oder die beiden Teile drehen, was zeitlich etwas selstam für mich anmutet. Es wäre nur eine erzählerische Vorranstellung eines bestimmten Ereignisses, doch seht mich in der Hinsicht als emotional an; ich kann es nicht.
Zweitens frage ich mich, ob meine Erziehung mit meinen getroffenen Entscheidungen zu tun hat.
Ich vermute ja. Meine Mutter hat mich schon früh Toleranz gelehrt, mich immer dazu ermuntert, meine eigenen Fehler zu begehen. Ich musste mich an wenig halten, aber an das strikt. So kam ich früh zum Rauchen und brach dieses auch ebenso schnell wieder ab, um es im späteren Alter wieder aufzunehmen. (Aber das sind andere Geschichten)
Nun hatte ich keine männliche Bezugsperson. Ich bin ein (für typisch 'männliche' Verhältnisse) überaus selsibler Mann (nicht zu verwechseln mit weinerlich - Das war ich als Kind), der sich nichts aus den typischen Dingen der Männerwelt macht.
Nun sieht dieser, derart erzogene Mensch, seine ehemalige Freundin mit einer anderen Frau Zärtlichkeiten austauschen. Macht es mir etwas aus?
Anfangs, zugegeben. Aber nicht, weil sie nun eine Frau küsst, sondern, weil meine winzige Hoffnung, dass sie sich für mich entscheiden würde, nun entgültig vorrüber war.
Inzwischen bin ich darübr gut hinweg und ich kann Beide in die Arme schließen und ihre Anwesenheit genießen, wenn ich einmal zu Besuch bin. Wenn sie sich küssen? Sollen sie doch, habe ich nichts dagegen. Es ist doch schön, wenn sie sich danach fühlen, Zärtlichkeiten austauschen zu wollen.
Trotz meiner stark ausgeprägten weiblichen Seite habe ich mich allerdings nie zu Männern hingezgen gefühlt. Ich bin auch jetzt wieder in einer heterosexuellen Partnerschaft und wirklich glücklich damit.
Aos mein (emotional stark gefärbtes) Feedback, ob eine alleinerziehende Frau, oder auch zwei Frauen, oder Männer ein Kind erziehen können ist folgende:
Bin ich ein guter Mensch? - Vermutlich, wurde ich zumindest oft so genannt.
Bin ich ein vollwertiger Mensch? - Würde ich so sehen, auch wenn ich oft genau das Gegenteil der Bevölkerung mag.
Bin ich schwul? - Ein klares Nein. Nicht, weil es falsch ist, sondern weil ich einfach bisher in meinem Leben zwei Frauen geliebt habe. Und ich glaube, mit meinem alter bin ich inzwischen über der Phase der sexuellen Selbstfindung hinweg. sollte es doch einmal passiren, bin ich eines besseren belehrt.
Bin ich anders, als andere Männer? - Definitiv. Ich wurde schon oft als Frauenversteher bezeichnet (wobei ich wirklich weiß, woran da das Schlimme sein soll), oder auch mal ausgelacht. Andere nehmen es einfach hin, dass ich mich nicht für Fußball interessiere, aber dafür leidenschaftlich gerne Skaterhockey gespielt habe. Ich bin definitiv ein Mann, wenn auch mit anderen Einstellungen und Ansichten, als die Meißten.
Nun, man kann natürlich nciht wissen, ob meine Art, die Welt zu sehen 'normal', oder mehr vertreten ist, als bekannt. Ich glaube, einige Männer müssen deutlich herausstellen, wie männlich sie sind, um nicht Gefahr zu laufen, als verweichlicht abgestempelt zu werden.
Wie immer ist das Problem nicht, wie man mit Schwulen und Lesben umgehen soll. Es ist die Angst, als 'eine/r von ihnen' bezeichnet werden zu können.
Anwesende sind natürlich zum Großteil ausgeschlossen. Da sich hier eine extrem aufgeschlossene Gemeinschaft findet, stellt das hier whl kein Prpblem dar.
Soviel von meiner Front. Ich hoffe, niemand ist verstimmt.
Liebe Grüße, Oliver.