Ahoi.
Ich habe die Leitung eines Abenteuer vor mir, bei dem Orks eine wichtige Rolle spielen; dafür habe ich u.a. auch schon thematisiert, wie man Orks spielen kann, denn mir ist wichtig, sie möglichst differenziert darzustellen und nicht nur als Kanonenfutter für Kämpfe: Darstellung von Orks im Spiel. Eine Herausforderung
Und genau darum soll es auch hier gehen, nur mit einem konkreten Fall, der mir größeres Kopfzerbrechen bereitet. Ich beschreibe mal die Grundsituation:
Grundsituation – Verhandlung mit Orks
Die Helden sind als Begleitung eines Händlerzuges auf dem Weg von Greifenfurt nach Lowangen; anders als man es oft in Abenteuern kennt, sind sie nicht von den Händlern angeheuert worden, sondern waren auf der Suche nach Guides, die die Strecke und die Gepflogenheiten der Gegend kennen, die den Helden gänzlich unbekannt sind.
Auf der Reise passieren ein- zwei Dinge, u.a. auch ein Orküberfall, aber sie schaffen es bis kurz vor Lowangen. Hier setzt die Szenerie ein, die ich besprechen möchte:
Das belagerte Lowangen - "Wir müssen reden"
Sie sehen aus der Ferne schon die Lichter der Stadt, müssen aber bald erkennen, dass das ein Irrtum war; es sind nicht die Lichter der Stadt, sondern Lichter vor der Stadt. Nachdem sie das bemerkt haben, tritt eine großer Trupp schwerbewaffneter Schwarzpelze aus einem Waldstück vor ihnen (weit über 20) und versperrt die Straße. Sie greifen nicht an, sondern der Anführer tritt zu den Helden und lässt sie wissen, dass er Befehl hat, jeden Reisenden umgehend seinem Häuptling vorzuführen; er wird also verlangen, dass die Helden ihm folgen. Angesichts der Vielzahl der schwerbewaffneten Orks gehe ich davon aus, dass die Helden das machen werden (auch weil die Spieler wissen, dass dort der Plot ist; soweit vertraue ich meinen Spielern mal).
Auf dem Weg wird den Helden klarwerden, dass die Lichter, die sie gesehen haben, Lagerfeuer sind: Die Stadt wird von einer Orkarmee belagert; etwa 1000 Orks, davon gut 200 jeweils direkt nördlich und südlich vor den Toren Lowangens. Der Rest verteilt sich auf die umliegenden Höfe und mehrere kleine Lager rund um die Stadt. Mitgebracht haben sie Kriegshunde und Flöße, aber noch kein Belagerungsgerät. Der Hintergrund sind Probleme bei der halbjährlichen Tributzahlung. Es gibt ein Ultimatum der Orks, diese doch noch zu erfüllen. Davon wissen die Helden aber nichts und davon werden sie in der folgenden Szenerie auch nichts erfahren.
Ab jetzt brauchen die Helden Verhandlungsgeschickt, um gut durch die Situation zu kommen. Und meine Aufgabe wird es sein, diese Verhandlungen möglichst logisch und unterhaltsam zu gestalten. Und da wären wir beim Thema Kopfzerbrechen.
Also weiter: Die Helden treffen in dem südlichen Lager, zu dem sie gebracht werden, gleich auf mehrere ranghohe Orks, die im Laufe des Abenteuers auch noch eine wichtige Rolle spielen werden. Ich beschreibe sie mal ausführlicher mit ihrem Hintergrund, weil das für das Thema Verhandlungen ja nicht unwichtig ist:
- Urgruuzak, Häuptling der Burrkuzk, einer Sippe der Olochai, die die Tributzahlungen abwickelt. Er ist in dem offiziellen Abenteuer Von Orks und Menschen und Reich des Roten Mondes beschrieben als vergleichsweise wenig impulsiv; solange Lowangen seine Tribute zahlt, scheinen die Olochai relativ zurückhaltend zu sein. Eine feiste Erscheinung, der durch seinen Kontakt mit den Menschen zu einem gerissenen Menschenkenner geworden ist; lässt sich das aber nur selten anmerken, um menschliche Verhandlungspartner zu täuschen. Außerdem ärgert er Menschen gerne bewusst mit orkischer Lebensweise. In der aktuellen Situation muss er sich den Entscheidungen der Harrkush unterwerfen und versucht, vor ihnen Stärke zu zeigen.
- Arikash, Schamane der Harrkush. Vor einigen Jahren von Aikar Brazoragh nach Khezzara geholt worden, nachdem er auf sein Talent aufmerksam wurde, lehrte er den Orkherrscher einige vergessene Rituale. Vorher sehr ehrgeizig ist er seitdem aber nachdenklicher geworden, v.a. weil ihm bewusst wurde, dass der Aikar ihn ausnutzte, um tiefere Einsichten zu erlangen mit dem Ziel, Grenzen auszutesten, an denen bisher noch kein Schamane gerüttelt hat. Er denkt seitdem darüber nach, die Harrkush aus dem Einflussbereich des Aikar zu lösen, fürchtet sich aber noch davor. Ausgerechnet er wurde von diesem geschickt, sich der Probleme bei den Tributzahlungen anzunehmen. Er ist für einen Ork ungewöhnlich ruhig und beherrscht; seine Macht gewinnt er nicht durch ein brutales Auftreten, sondern als Gesandter des Aikar.
- Garrgrach Schattenauge, Häuptling der Harrkush. Erst kürzlich zum Häuptling aufgeschwungen. Sehr ehrgeizig. Brutal. Hat den letzten Häuptling im Zweikampf erschlagen, der in seinen Augen schwach war, weil er sich zumeist den Entscheidungen des Schamanen beugte. Dessen Einfluss will er unterwandern, ihm ist aber auch bewusst, dass dieser mit der Autorität des Aikar B spricht. Das Lowangen-Problem sieht er als geeignete Gelegenheit, sich beim Oberherrscher einen Namen zu machen; er hofft, dass die Menschen ihrer Tributpflicht nicht nachkommen, sodass mehr Truppen geschickt werden, um die Stadt einzunehmen – unter seiner Führung.Er ist von den drei Orks für die Helden sicher der gefährlichste; er glaubt an die göttergewollte Herrschaft der Orks über die Menschen und behandelt sie entsprechend.
Ablauf der Verhandlungen - Grundsetting
Bei den Verhandlungen wird zwar Garrgrach nach außen hin das Sagen haben, aber immer wieder zu Arikash blicken, um sich in seinen Aussagen bestätigen zu lassen. Das werden die Helden bemerken und wenn sie gut würfeln ggf. auch, dass Garrgrach das keinesfalls lieb ist. Der Schamane wird sich direkt gar nicht äußern, aber die Helden werden wohl merken, dass er ruhiger ist oder zumindest scheint. Wenn sie ihn direkt ansprechen, was ich nicht glaube, weil das ein Affornt wäre (denke ich) für den Wortführer Garrgrach, wird dieser antworten. Urgruuzak wird den Aussagen Garrgrachs in erster Linie zustimmen und ggf. den Helden drohen, sollte es sich anbieten.
Ein wichtiger Punkt: Laut Abenteuer hat Garrgrach gar nicht vor, den Händlern die Einreise zu verweigern. Stattdessen will er für die Weiterfahrt nur einen entsprechend hohen Wegzoll. Das soll den Helden aber nicht sofort klar werden. Interessant sind etwa Schmuckstücke aus Kupfer, Messing, Gold, Gold/Silbermünzen, Waffen/Rüstungsteile, vielleicht ein- zwei Zugtiere, bunte Kleidungsstücke und Farbstoffe.
Vor allem letzteres könnte interessant werden, denn ich habe mit einem Charakter aus Thalusa, ein Adliger, in dessen Welt nur alle, die viel Farbe tragen, bedeutende Personen sind. Entsprechend bunt gekleidet ist er und er hat sogar Haarfärbemittel dabei. Hose in Blau/Lila, Hemd und Wickelrock in dunklem Rot, Schärpe in goldgelb etc. Das ist zumindest seine zivile Kleidung; wenn er auf die Orks trifft, wird er wahrscheinlich eher einen Eisenmantel und blau/weißen Wappenrock tragen. Seine bunten Stoffe oder auch das Haarfärbemittel könnten ggf. Teil eines Wegzolles sein.
Fragen
Das Abenteuer schlägt vor, man solle die Verhandlungen nach Gutdünken führen, aber die Helden ordentlich schwitzen lassen. Bin ich sehr für; aber unsicher, wie ich die Orks dirigieren soll; das könnte ich noch weiter konkretisieren, aber ich will erst mal gar nicht so viele meiner Sorgen vorgeben, sondern frage mal ganz offen:
Wie würdet Ihr das ganze gestalten? Wie würdet ihr die Orks (bzw. Garrgrach) mit den Helden verhandeln lassen? Habt Ihr gute Ideen dafür? Ich will es den Helden nicht zu leicht machen, will aber auch Situationen vermeiden, die die Helden/Spieler überfordern und ggf. die Sache eskalieren; die Helden sollen sicher in Lowangen ankommen.