Wheel of Time

  • Gestern haben wir uns die ersten zwei Folgen "Rad der Zeit" gegeben.

    - Ja, wir gucken bei Amazon, obwohl ich das Geschäftsmodell verachte und bestmöglich boykottiere. "Bestmöglich" bedeutet: was willste machen, wenn die beste Ehefrau von allen sowieso nicht auf prime verzichten mag, da wäre nicht-gucken überidealistischer Blödsinn. (hmpfff... das ging mir schon einmal so mit ScientologyvsBestActionCruise) - sie behält dann auch noch Recht! :paranoia:

    - Nein, obwohl ich damit ein Sonderling unter den Nerds war, habe ich WoT (wheel of time, wie der insider natürlich sagt...) nicht gelesen.

    Erster Eindruck:

    Da die Serie angeblich auf Privatrezept für Herrn J. Bezos eingekauft wurde und produziert wird, ist das technische Niveau herzerwärmend. (vrgl. dyscomfort Spin-off AD&D II). Und damit nicht das Gefühl eines Kammerspiels aufkommt (s. Merlin & Artus, die frühen Jahre) pumpt auch ordentlich erzählerisches und animatorisches High-Fantasy durch die Adern des Projekts. Die Besetzung scheint mir ordentlich bis hochkarätig, persönlich hab ich mich über Roose Bolton (GoT) gefreut; heuer darf Herr Mcelhatton aber einen netten Mann spielen...

    Die Handlungsanlage ist... naja. [ohne spoiler] Dunkelheit zieht wieder auf, aber auch ein neuer Held (jetzt etwa 20) ist geboren - sagt die Prophezeiung. Leider kommen dafür einige Mitglieder einer Dorfgang infrage und so hat man mit Auserwähltensucherin, ihrem Bodyguard und den fantastischen 4 eine Ringgemeinschaft Heldengruppe gepresst. Schwupps da sind auch schon die Ringgeister... äh... Orks... äh.... Horden von Trollocs (Scheißname? - "kannste Dir nicht ausdenken!", sind auch optisch kein Geniestreich, Hirschgeweih-Chewbaccas...) und nun beginnt erstmal die wilde Flucht.

    Berührt hat mich während der ersten beiden Folgen nur ein Charakter, und der scheint mir eher vorgesehen für das tragische Moment - aber ich darf nicht sagen warum. Die Gandalfin und die 3 übrigen Dorfalriks kommen noch etwas archetypisch rüber - also... nicht. Man muss sich eben entscheiden, ob die Handlung losrauscht oder ob man die Leute erstmal kennenlernt. Man hat sich für Action mit Paukenschlag entschieden.

    Nagut... nicht was ich erwartet habe bei einer Buchreihe, deren Leser immer über lähmendes Erzähltempo und -gestrüpp gemosert haben. Aber vielleicht klotzt man ja genau deshalb.

    Die Zeitlinie ist derweil & derzeit 'etwas trivialer' als beim Witcher, - falls sich das jmd. fragt.

    Fazit: eine sehr ehrgeizige Produktion hat ein sehr populäres Stück High-Fantasy auf den Amboss gehoben, das kann eigentlich nicht schlechter als befriedigend laufen - und man sollte Serien nicht beurteilen, ehe sie die Chance hatten ihren Mantel um den Konsumenten zu hüllen. Aber sehr-gut-HdR und sehr-gut-GoT müssen noch nicht zu besorgt blicken, ich würde - in meiner eigenen Skala - sagen: das Rad der Zeit rollt derzeit auf Hobbit-Niveau heran. Mal schauen, ziemlich sicher bleiben wir nun (für... 34 Jahre? - oder wieviele Bücher hat die Reihe?) bei prime_video, und damit ist die Queste doch schonmal erfüllt.

    Netflix, Disney_aus_gewissen_Gründen, nun Prime. Merde. Naja, das befreit die Mittelerdeserie von moralischen Fragen^^

  • Na, da gehtst du aber noch gnädig mit der Serie um. Als Kenner der Bücher ist die Serie meiner Meinung nach eine echte Katastrophe. Unabhängig von den Büchern ist die Serie dann nur noch "sehr schlecht". Das Drehbuch muss jemand geschrieben haben der a) so etwas noch nie professionel gemacht hat und b) keine Ahnung hat worum es in "Das Rad der Zeit" geht. Die Liste an Fehlern und Verfehlungen ist so lang dass ich gerade keine Zeit habe das auch nur ansatzweise vollständig (für die erste Folge) darzulegen. Traurig traurig...hatte mich sehr auf diese Serie gefreut...tja...

  • Na, da gehtst du aber noch gnädig mit der Serie um.

    Es kann ein klarer Nachteil sein, die literarische Vorlage zu kennen.

    Wo es bei mir total gut gegangen ist: Herr der Ringe. Peter Jackson hat das genau so gemacht, wie ich es mir vorgestellt hatte.

    Totaler Flop unter diesem Aspekt: Wolfgang Petersens Unendliche Geschichte. Da hatte ich genau das Gefühl, das Du jetzt hast.

    Und leider schätze ich die Chance, dass es gutgeht eher gering ein - zumal im fantastischen Genre.

    Ich kann mir GoT, Potter, Witcher und WoT ganz gemütlich als leichte Unterhaltung einschenken und retrospektiv urteilen.

    Muss ich mir merken: Lesen schadet Ihrem Konsumverhalten! ^^

    Für Deine Enttäuschung tut es mir echt leid, weil ich das auch so gut kenne.

  • Ich habe die Bücher nicht gelesen, aber mir fielen die Amazon-Bewertungen auf:

    Small pacing issues are already gone by the second episode

    The series is obviously not a 100% accurate adaptation of every page Robert Jordan has ever written but the amount of LOVE and CARE these episodes have received to make them as close to the spirit of the series as possible is astounding. I love all of our main characters, their actors are INCREDIBLE and I don't think I've ever shrieked as much as I have during this unforgettable watch. PLEASE give this a shot, it's breathtaking so far!

    Auch die Sterne-Bewertungen gehen extrem auseinander: 41% geben fünf und 34% nur einen. Der Rest verteilt sich recht gleichmäßig auf die Mitte. Die Einschätzungen über die Nähe zum Buch im Besonderen und die Qualität im Allgemeinen gehen also extrem auseinander.

    Ich fand die ersten drei Folgen kurzweilig, aber nicht wirklich fesselnd. Schon etwas, das ich mir weiter anschauen würde/werde, aber kein Ersatz für GoT.

  • Meiner Meinung nach ist die Umsetzung auch unabhängig vom Buch richtig schlecht. Viele haben die Effekte, die Schauspieler usw. kritisiert. Meine Kritik setzt viel früher an, das Drehbuch ist eine echte Katastrophe. Vieles ist unlogisch, simplifiziert oder aus politischer Korrektheit einfach "mal so" gemacht. Ein Beispiel: Emonsfelde ist ein abgelegenes Bergdorf. Seit Generationen bleiben die Menschen, die hier leben, unter sich. Nur Rand sticht ob seiner (noch unbekannten) Herkunft hervor. In der Serie sehen wir aber ein buntes Multi Kulti Gemisch wie in einer modernen Großstadt. Es hätte genug Möglichkeiten gegeben, kulturelle Vielfalt in der Serie unterzubringen. Das war den Verantwortlichen wohl zu anstrengend. Man muss also nicht das Buch gelesen haben, um zu erkennen, dass die Verantwortlichen ihr Handwerk nicht verstehen....

  • Das Drehbuch ist schlecht, z. B. weil zu viele People of Color gecastet wurden? Ah, ja...

    Hast du meinen Beitrag gelesen? Und verstanden? DAS ist genau das Ätzende an unserer Zeit... schreib was mit Multi Kulti Hintergrund und schon wirst du in eine Ecke gestellt. Lies noch mal meinen Beitrag GENAU durch. Bergdorf, abgeschnitten von der Welt, kein Austausch des Genpools. Verstanden?

  • Ich halte dazu an, mindestens sachlich, besser höflich im Umgang miteinander zu bleiben und dies auch bei Wortwahl und implizierten Tonfall zu beachten.

  • [infobox]Ich halte dazu an, mindestens sachlich, besser höflich im Umgang miteinander zu bleiben und dies auch bei Wortwahl und implizierten Tonfall zu beachten.[/infobox]

    Ich lass mich nicht in irgend eine Ecke stellen. Zumal mein Post den gegen mich gemachten Vorwurf in keine Weise hergibt.

  • Der Hinweis erging an beide Seiten.
    Persönliche Differenzen offen auszutragen und themenfremde Diskussionen sind beide nicht gestattet. Wenn es solche Probleme gibt, ist das bitte per PN anzugehen, aber wird nicht offen im Faden diskutiert.

  • The SHADOW! ^^

    Wenn's nur das wäre, könnte ich damit leben.

    Aber mir scheint, ich sollte mit der Serie warten, bis ich die Bücher vergessen habe...

    Egal, was die Frage ist - Schokolade ist die Antwort!

  • Zunächst einmal möchte ich mich für meine zu knappe und damit missverständlich formulierte Bemerkung entschuldigen. Die war impulsiv und unbesonnen und hat rückblickend betrachtet eine politische Diskussion provoziert, wie sie in diesem Forum aus guten Gründen verboten ist.

    Mir ging es eher um einen

    eine Kritik setzt viel früher an, das Drehbuch ist eine echte Katastrophe. Vieles ist unlogisch, simplifiziert oder aus politischer Korrektheit einfach "mal so" gemacht. Ein Beispiel: [...] In der Serie sehen wir aber ein buntes Multi Kulti Gemisch wie in einer modernen Großstadt. Es hätte genug Möglichkeiten gegeben, kulturelle Vielfalt in der Serie unterzubringen. Das war den Verantwortlichen wohl zu anstrengend. Man muss also nicht das Buch gelesen haben, um zu erkennen, dass die Verantwortlichen ihr Handwerk nicht verstehen....

    Hier kritisierst du ja das Drehbuch, genauer, dass es unlogisch ist. Als Beispiel führst du den Cast der Schauspieler*innen und Statist*innen im Dorf an. Das sind aber zwei verschiedene Baustellen. Das Drehbuch wird von einer oder einem Autor*in verfasst, für die Rollenbesetzung übernehmen aber der oder die Regisseur*in und der oder die Produzent*in. Solch ein Casting kann sogar von einem oder einem eigenen Casting Director vorgenommen werden.

    Bei Wheel of Time ist Kelly Valentine Hendry die Casting Director, das Drehbuch stammt von einem Team von vier Personen (siehe Series Script), Hendry ist keine davon.

    Ich will jetzt nicht so tun, als hätte es mich nicht gewundert, dass du aus den vielen Dingen, die dir unlogisch, simpliziert oder "einfach so" gemacht wurden ausgerechnet die Hautfarben der Darstellenden ausgewählt hast. Aber ob das jetzt für dich besondere Priorität hat oder dir einfach als erstes eingefallen ist, kann ich nicht beantworten. Und von daher will ich auch niemanden "in eine Ecke stellen", dessen Motivation mir unklar ist. Es war blöd von mir, so zu formulieren, dass man es so auffassen könnte.

    Mir persönlichist die Hautfarbe des Casts ziemlich egal. Achilles als Afrohellene ist der Letzte, der mir tatsächlich aufgefallen ist. Dass man den modernen amerikanischen Durchschnitt wählt, um Rollen zu besetzen, ist mittlerweile so normal, dass ich es gar nicht mehr wahrnehme. Weder positiv, noch negativ.

    Gerade in einem Fantasy-Szenario ist es mir sogar besonders unwichtig. Ich nehme hin, dass es Trollocs gibt, obwohl die evolutionsbiologisch keinen Sinn ergeben. Ich nehme hin, dass die Hexe zaubern kann, obwohl es physikalisch keinen Sinn ergibt. Und so nehme ich auch hin, dass es eine bunte Bevölkerung gibt, auch wenn es ethnologisch vielleicht keinen Sinn ergibt. Ich gestehe: I'm a simple boy. Aber das bin nur ich - anderen kann und darf es natürlich wichtig sein. In einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung muss man andere Meinungen aushalten. Das wird heutzutage viel zu oft vergessen. Und wie gesagt - wir müssen darauf achten, in diesem Forum nicht ins Politische abzurutschen. Halten wir fest: Ich habe den Cast nicht weiter beachtet, andere finden ihn für ein isoliertes Bergdorf unlogisch und unpassend. Ist ok für mich. Kelly Valentine Hendry kann es sowieso nicht allen recht machen. ^^

    Also nochmals: Entschuldigung für meinen wirklich dummen und überheblichen Post oben. Der war unnötig.

  • Vielleicht stehe ich auf "dreckige" Fantasy, aber mir sidn beim Rad der Zeit die Darsteller*innen in der Serie zu "clean", also zu schön, zu frisiert und deren Kleidung vielleicht auch zu designt. Bis jetzt haut es mich nicht vom Hocker, aber die ersten beiden Folgen waren trotzdem okay.

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • Ich habe auch die ersten Folgen gesehen und kenne dir Romanvorlage nicht. Es ist dennoch irgendwie nicht rund, ohne dass ich das jetzt genau greifen kann. Der Funke will nicht überspringen, es wirkt wie ein Geschwindigkeitsrausch, ohne dem Zuschauer Basics näher zu bringen. Das wird in Folge drei etwas nachvollziehbarer, vielleicht bessert es sich also noch. Auch das Erzähltempo wird entspannter und lässt den Charakteren mehr Raum, sich und ihre Motivation zu präsentieren. Es ist echt schwer in Worte zu fassen, tut mir leid, dass der Beitrag jetzt nicht sehr zielführend wurde :)

    "Wenn nicht zusammenstehen all jene, die noch verehren die Zwölf, werden Frevel und Unheiligkeit verhüllen das Licht für die Augen der Sterblichen."
    [Zweite Offenbarung von Balträa, 1019 BF]

    Lust auf ein Forenabenteuer? Dann schau mal rein:
    Namenloses Vergessen

  • "Color-blind Casting" ist schon seit Jahren in den USA populär, aber hat in meinen Augen gerade in klassischen, auf Romanen basierenden Fantasy-Serien (und auch (pseudo-)historischen Serien) nichts zu suchen. Bei solchen Serien erwarten die Fans Vorlagentreue. Aber "Color-blind Casting" und übertriebene "Political Correctness" machen dies unmöglich. Daher gebe ich Wheel of Time keine große Erfolgschance.

  • Uh, mir ist aufgefallen, dass ein Bewegen des Mauszeigers nicht nur die Schauspieler der aktuellen Szene einblendet, sonder auch allerhand Background-Wissen über die Welt und deren Bewohner*innen liefert. Cooles Feature! :)

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

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  • Uh, mir ist aufgefallen, dass ein Bewegen des Mauszeigers nicht nur die Schauspieler der aktuellen Szene einblendet, sonder auch allerhand Background-Wissen über die Welt und deren Bewohner*innen liefert. Cooles Feature! :)

    Ja, das fand ich auch sehr ansprechend.

    "Wenn nicht zusammenstehen all jene, die noch verehren die Zwölf, werden Frevel und Unheiligkeit verhüllen das Licht für die Augen der Sterblichen."
    [Zweite Offenbarung von Balträa, 1019 BF]

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  • Das einzige was mich wirklich stör an der Serie, das sie im Eiltempo durch die Geschichte rasen, und dabei sehr viel Atmosphäre verloren geht...

    Das müssen sie auch, denn niemand kann sich erlauben, eine Serie auf 14 Staffeln zu planen. Jetzt mal abgesehen davon, ob irgendwann den Produzenten das Geld oder die Geduld oder der Erfolg ausgeht, geht das schon deswegen nicht, weil auch die wenigsten Schauspieler sich so lange an eine Produktion binden wollen. Viele wollen kein One-Trick-Pony sein, oder sich auf Gedeih und Verderb einem einzigen Projekt ausliefern.

    Insofern werden sie Wheel of Time vermutlich auf irgendwas zwischen 4-7 Staffeln planen müssen, und damit werden sie erheblich viel von dem unglaublich großen Fundus an Text kürzen und streichen müssen. Das geht gar nicht anders.

    Film und Buch sind zwei unterschiedliche Genres. Das ist halt so, und mein Eindruck ist häufig, dass viele Leser/Zuschauer sich das zu wenig bewusst machen. In einem Buch kann ich seitenweise packende Monologe haben, die durch den Kopf des Protagonisten rauschen. In einem Film geht das nicht. In einem Buch kann ich beschreiben, wie sich jemand fühlt, in einem Film muss das der Schauspieler mit einem einzigen Blick ausdrücken. In einem Buch brauche ich dafür aber zwei bis vier Seiten, um die Grandiosität, das Detailreichtum eines Ortes zu beschreiben und darin einzutauchen. In einem Film reicht mir eine einzige Einstellung, bei der ich die ganzen Details sehe.

    Davon abgesehen finde ich übrigens gar nicht, dass die Handlung aktuell durchrauscht. ich habe Folge 6 noch nicht gesehen, aber bis einschließlich Folge 5 folgte das ja schon mehr oder weniger dem ersten Buch, das ja im Übrigen in ähnlicher Weise ziemlich gesprungen ist, von den Two Rivers nach Shadar Logoth und nach Caemlyn, und huch, da gibt es noch Whitecloaks und Tuatha'an, und Wölfe, und einen Ogier und geheime Pforten, und schwupps sind wir plötzlich an einem ganz anderen Ort zum großen Endkampf... "Eye of the World" war alles andere als ein langsames Buch. Das kam ja erst später, als sich RJ in seiner eigenen Welt und seinem eigenen Plot verloren hat, und ein einziges Buch geschrieben hat, in dem nur ein einziger Tag vergangen ist...