Marbo in den tulamidischen Religionen

  • Da sich etwa ab hier eine interessante Diskussion entwickelt hat, möchte ich einladen, ihr einen eigenen Thread zu gönnen. Um das Gespräch etwas zu bereichern, habe ich einfach mal ein paar Zitate zusammengetragen:

    Im heutigen Fasar:

    "Die Verehrung Borons- gleicht welchen Ritus' - ist eher neuzeitlich, die eigentliche Herrin über den Tod ist Umm Ghulshach, die Geiermutter, Marbo, die als kleines Mädchen Toten von Unfällen begleitet, als junge Frau die toten Kämpfer vom Schlachtfeld oder aus selbst eingegangenen Risiken abholt und als Greisin, die die Alten unerbittlich an die verrinnende Zeit gemahnt. Während sie selbst Geier, Stundenglas und Schnitter als Zeichen hat, führt ihr Sohn Boron die Waage. Im Gegensatz zur mittelreichischen Vorstellung ist sie mitnichten 'die Gnadenreiche', sondern eine gerechte, aber unerbittliche Himmelsherrin. Golgari hat wenig Bedeutung (es sei denn as Geier und Reittier Marbos), Bishdariel dagegen wird als Bote der Träume sehr verehrt, auch wenn er bisweilen als Herold anderer Götter auftritt." (LdeS 96 )

    "Der Orden der Sanften Ruhe ist eine Vereinigung von Boron-Geweihten der Punier Kirche. Die in der Kirche stark umstrittenen Marbiden nehmen sich der Schwerverwundeten und Todgeweihten an." (Auf gemeinsamen Pfaden S. 112)

    "Als die Kirchnführung der Punier Boron-Kirche den frisch gegründeten Marbiden die Verantwortung übder den Marbo-Tempel in Fasar übergab, kam es zu einigen Konflikten mit den alteingesessenen tulamidischen Geweihten, traf hier doch die alte tulamidische und ursprüngliche Vorstellung der Geiermutter Marbo auf das mittelreichische Bild des milden weißen Rabens, der Tochter Borons. Es gelang Svetlana ein Auseinanderbrechen der Gemeinschaft zu verhindern, indem sie den Marbiden-Orden dem tulamidischen Kult annäherte." (ebd.)

    "Der Orden besteht ausschließlich aus Boron-Geweihten." (S. 114)

    "Im tulamidischen Kulturraum, wie auch im Horasreich, wird den Mitgliedern des Ordens hingegen ehrfürchtiger Respekt gezollt, und insbesondere in und um Fasar sieht man in ihnen weiterhin die Geweihtenschaft der Totesgöttin Maha Bor." (S. 115)

    "Einige Passagen der heiligen Schriftensammlung deuten darauf hin, dass Marbo mitnichten die Tochter Borons sei, sondern eine unabhängige Gottheit, die die alten Tulamiden unter dem Namen Maha Bor kannten – doch dieses Wis-sen ist selbst in den Reihen der Marbiden nicht unumstritten und nur den wenigsten Ordensmitglieder überhaupt bekannt." (AgP 117)

    "Der Marbo-Tempel zu Fasar ist tatsächlich das einzige Gebäube Aventuriens, das der Marbo selbst geweiht ist (während der Marbo-Tempel in Arivor eigentlich Boron geweiht ist). In seinen unterirdischen Kavernen sollen sich die Gebeine Schwester Marbas befinden, der letzten Marbo-Geweihten Aventuriens." (AgP 116)

    "Haupthaus der Marbiden ist der Marbo-Tempel zu Fasar, wo man den Orden unter dem Namen Beni Etilia kennt. Der große, aus dunklem und weißem Geistn erbaute Tempel wurde zugleich mit der Stadtgründung errichtet. Die Vorfahren der heutgen Tulamiden huldigten hier Maha Bor, der Göttin des Todes, des Rausches, der Vergangenheit und der Altersweisheit. Der Tempel wird auch heute noch eifriger besucht als der Boron-Tempel im gleichen Viertel und die Marbiden genießen großes Ansehen." (AgP 114)

    Im früheren Fasar:

    "Auch der zweitausend Jahre alte Tempel der verschleiersten Marbo (einer der alten Marbo-/Boron-Tempel vor Ort) ist in dieser Bauweise errichtet. Der Turm der Umm'Ghulshach (der älteste Totentempel aus der Zeit der kurz nach den Magiermorghulen) hingegen kündet noch von der traditionellen Bestattungsweise, bei der die Toten den Geiern oder dem Rauch übergeben wurden. [...] Für die ungestörte Ruhe der 50.000 Totensorgen in erster Linie der unheimliche Charakter des Ortes, die Gerüchte von einer Unzahl in den Grabanlagen verstckten tötlichen Fallen und die ständige Präsenz der Marbo- und Boron-Geweihten." (LdeS 108)

    Bestattungsriten, wie sie in den heutigen Tulamidenlanden üblich sind zum Vergleich

    "Der Boron-Kult hat überall, wo man die Zwölfgötter anbetet, eine mehr oder weniger einheitliche Bestattungspraxis durchgesetzt. Außer bei den Seeleuten, die die Leichen dem Meer übergeben, und der Rondra-Kirche, die vielerorts die Feuerbestattung kennt, wird die Erdbestattung gepflegt, bei der man die toten Körper im Grab ‘zur Ruhe bettet’. Die Feuerbestattung wird von traditionellen Boronis abgelehnt, auch wenn der Rabe von Punin sie im Zuge der Invasion der Verdammten in Notlagen (wie Seuchen oder der Gefahr des Missbrauchs von Leichen) erlaubte, wenn kein Geweihter in der Nähe ist, der den Grabsegen sprechen kann. Gerade diese Praxis hat aber erneut die Debatte innerhalb der Boron-Kirche(n) aufgeworfen, wie es denn nun genau mit dem Verhältnis von Leib und Seele nach dem Tode bestellt ist, denn wenn der Rabe die Einäscherung billigt, kann sie ja wohl den Seelen keinen Schaden zufügen.Fehlende Gliedmaßen bei dem Bestatteten gelten aber allgemein als ein schlechtes Omen, weswegen Laiendiener des Totengottes auch nach Schlachten versuchen, die zu bestattenden Leichen möglichst vollständig zusammenzufugen. Aus Südaventurien kommt der Brauch der Balsamierung und Mumifizierung. Diese Techniken sind umstritten, da man den Leichnam öffnen muss, um ihn zu präparieren. Die Befürworter des Mumifizierens (Trahelien, Al’Anfa, Tulamidenlande) verweisen darauf dass die Seelen in den Paradiesen als Abbild ihrer toten Körper erscheinen und die Körper daher haltbar gemacht werden müssen." (WdG 30; Hervorhebund durch mich)

    "Die häufigsten Mumifizierungen werden bei den Tulamiden und im alanfanischen Meridiana vorgenommen. Was im Lande der ersten Sonne älteste Kunst ist, habe die Alchimisten und EInbalasamierer Al'Anfas zur höchsten Vollendung gebracht. [...] [D]u entdeckst auch in weniger prächtigen Gräbern Mumien von Zöllnern, Sklavenhändlern und Geweihten. Ehegatten, Sklaven, Rösser und Katzen werden bisweilen mit ihren Herren mumifiziert. Nur die Armen, welche sich keine Einbalsamierung leisten können, werden in der Erde beigesetzt und modern. [...] Wo der Punier Kult des Boron vorherrscht, sind Mumien selten. Nur die Herrschenden, im Tode keineswegs gleich, frönen des Öfteren dem Wunsch vom im Tode intakten Leib (und nehmen zum Vorwand die lange Aufbewahrungszeit von Leichnamen, die eine Conservierung erfordere), so etwas die Warunker Herrscher, die Äbte mancher Orden, die Könige von Andergast, die Kaiser des Mittelreichs. [...] Im Tulamidenland gibt es gegen die Gräber lang Verstorbener wenig Pietät, wohl aber Furcht vor dem Fluch der Toten, den der Störer ihres Mumienschlafs heraufbeschwört. [...] So du den Weg in die Grabanlagen scheust, magst du auch die Dienste eines tulamidischen Mumienhändlers bemühen." (Von Toten und Untoten S.40)

    Besonders in Fasar in der Nekropole um den Tempelturm: "Daneben leben und arbeiten hier Dutzende von Steinmetzen, Mechanikern und Fallenbauern, Einbalsamierern, Holschnitzern, professionellen Klageweibern und Totengräbern mit ihren Familien," (LdeS 108; Hervorhebung durch mich).

    Bei den Alhaniern als nahe Verwandte der Urtulamiden:

    "Schon zu Zeiten de Alhanier war es üblich, die Toten nicht einfach zu verbrennen oder zu verscharren, sondern sie feierlich zu bestatten, oft sogar einzubalsamieren, um ihre sterblichen Überrechte 'bis an der Welt Ende und neuer Welten Beginn' zu erhalten, wenn der Sage nach Heshinja ihrer treuen Diener erinnern werde. Die Toten wurden in Grabkammern unter der Erde oder in sogenannten Nuraghen (runden Grabtürmen aus geschichteten Steinblöcken) beigesetzt. Die Norbarden bestatten ihre Toten in Hügelgräbern, die sich in der Nähe iher Winterlager befinden und meist drei bis fünf Grabkammern aufweisen." (Land des schwarzen Bären S. 128)

    In Thalusien:

    "Nicht nur in Fasar wird noch heute zu den urtulamidischen Stadtgötzen gebetet, vor allem in Thalusien haben die alten tulamidischen Götter noch immer ihren Platz. Wo Praios in den mhanadischen Steppen noch als Dämon der Dürre verabscheut wird, verehrt ihn der machtbetonte Kult der thalusischen Gutsherren als gnadenlosen Herrscher. Allen Himmels- und Erdmächten werden Rinder, Angehörige und Sklaven geopfert; zu Ehren des schwarzen Stiergottes Ras’Ragh (KampfJ Potenz,Viehherden), der roten Kuhgöttin Peradschaja (Hingabe, Fruchtbarkeit, Ackerbau) und ihrem goldenen Kalb Rascha (Liebe, Vergnügen, Mitleid) veranstaltet man blutige Stierkämpfe. Die grausame Marhibo (Tod, Wahnsinn, Visionen) soll mit Praios Mha’Qasha gezeugt haben, die als Schutzpatronin der Gemeinschaft Verehrung findet und deren Lehren besagen, dass das einfache Volk seinen Herrschern zur Not mit dem Leben dienen muss. Einige weitere Gottheiten wie Al’Mahmoud (Zeit, Wandel, Vergänglichkeit), Efferd (Wasser, Schifffahrt, Fischfang), der bis in die südlichen Dschungel bekannte Affengott Tuur-Mhakaq (Wildnis, Hinterlist, Jagd), Feqz (Mond, Nacht, Magie) und Aves ibn Feqz (Handel, Reise, Grenzen) komplettieren das thalusische Pantheon." (Wege der Götter S. 146; Hervorhebung durch mich; vgl. Land der ersten Sonne S. 40)

    Ganze Tulamidenlande:

    "Der Göttin des Lebens gegenüber steht der offinsichtlichste Nehmer: Boron, der Gott des Todes. Sein Kult ist wohl ausschließlich mittelländischen Ursprungs, und doch hat er auch im Tulamidenland viele Anhänger gefunden. Gerade bei den Bestattungsriten spielt er eine große Rolle: Der Jenseitsglaube der Mittelländer von einem Weiterleben nach dem Tod ist bei den Tulamiden wenig verbreitet, und so versuchen sie rechtzeitig durch die Errichtung eines möglichst prächtigen Grabs ein Zeugnis für die Ewigkeit zu erschaffen. " (LdeS 40)

    "Der Verlust der Primärliturgie der Marbo führte zur Auflösung der Kirche. Einige Aspekte des urtulamidischen Marbo-Glaubens wurden von den eingewanderten Güldenländern in ihr Pantheon aufgenommen. Seither wird die Göttin als sanfte und milde Tochter Borons verehrt, die meist als weiße Taube oder weißer Rabe dargestellt wird." (WdG 83)

    "Die Religion der Tulamiden reicht bis weit vor die Zeit des Zwölfgötterglaubens zurück, und vielerorts lassen sich heute noch Spuren oder Überreste älterer Kulte finden. Sei es, dass kleinere Zirkel den Glauben an die Gottheit über die Jahrhundete bewahrt haben, sei es, dass sie gar noch zu einem der regionalen Pantheons gezählt werden (vor allem in den abgeschiedenen Gebieten des Landes der ersten Sonne); sei es, dass materielle Zeugnisse aus der Vergangenheit bis heute von ihrer Existenz künden; oder sei es, dass sie schlicht zu en zwölfgöttlichen Kirchen gehören" (Land der ersten Sonne S. 41)

    "Bei den Tulamiden wird die Tochter des Todes weniger um Gnade angefleht, als mit ihr kokettiert, ihr der Hof gemacht" (Wege der Götter S. 83)

    Als Ehefrau Rastullahs:

    "Die Aufzählungen der Frauen unterscheiden sich erheblich. In der am weitesten verbreitetsten Fassung steht Hellah für Misslaunigkeit und Grimm, Orhima ist die ehrbare und gerechte Richterin, die erfindungsreiche Shimja sendet den Gläubigen gute Einfälle, Rhondara ist wild, ungestüm und war einst eine tapfere Kriegerin aus dem Sultanat Nebachot. Heschinja wird als kluge Zauberin angerufen, Dschella gilt als wankelmütig, aber frohsinnig, Marhibo ist die Hüterin der Vergangenheit, und Khabla gilt in ihrem ewigen Kampf gegen die Pferde-Dämonin Rasha als liebestoll und lüstern. Schließlich kennt man Amm el-Thona, eine hochmütige Frau, die Rastullah liebte." (WdG 217; Hervorhebung durch mich)

    "Bei den Novadis kennt man sie als Marhibo, die siebte Frau Rastullahs, die den von Rastullah gesandten Boten des Todes mit ihrem stillen Liebreiz berührte." (WdG 83)

    EDIT (auch in den Punkten Fasar und Tulamidenlande)

    "Im Fels des Khoram-Gebirges verborgen befindet sich das Hauptkloster des Puniner Boron-Ordens der Marbiden: Keshal Laila, das Kloster der Nacht. [...]

    Die Marbo-Verehrung stammt mitnichten von den Mittelländern, sie wurde von den Tulamiden bereits praktiziert. Sie findet sich in alten Reliefs als Umm Ghulshach, als greise 'Geiermutter' wieder oder in ihrer zweiten Erscheinungsform, als bleiches Mädchen Maha Bor. (ILdeS 170)

    "Tatsächlich waren die Kinder der Nacht im tulamidischen Kulturraum bereits ab 2000 vBF als Tempelwächter und verehrungswürdige Wesen bekannt. In der urtulamidischen Zeit konnten die Kinder der Nacht offen auftreten und statt heimlich auf die Jagd zu gehen, wurden ihnen die Opfer von den mächtigen Stammesfürsten und Sultane dargebracht. Im Gegenzug unterstützten sie sie im Kampf gegen die Echsen oder Rivalen. Erst mit der Ankunft der namenlosen Vampire in Aventurien, welche grausam und hinterhältig vorgingen, sahen sich die Kinder der Nacht gezwungen, sich in die Schatten zurückzuziehen und von dort aus ihren Kampf gegen ihre Erzfeinde, die Kinder der Finsternis, auszufechten." (Verschworene Gemeinschaften S. 77)

    4 Mal editiert, zuletzt von Gast (22. November 2021 um 13:31)

  • Marbo, die als kleines Mädchen Toten von Unfällen begleitet, als junge Frau die toten Kämpfer vom Schlachtfeld oder aus selbst eingegangenen Risiken abholt und als Greisin, die die Alten unerbittlich an die verrinnende Zeit gemahnt.

    Mädchen, Frau und Greisin... Wo habe ich das-? Ah, ja. Über Hekate. Auch die Verehrung als "Mutter" (Muttergöttin, Große Mutter) respektive "Tochter" Borons (Fruchtbarkeit), sowie Nähe zur Nekromantie würden eine derartige Entsprechung nahelegen.

    Marbo: "Mutter der Vampire"


  • (Auf gemeinsamen Pfaden S. 112)

    "Als die Kirchnführung der Punier Boron-Kirche den frisch gegründeten Marbiden die Verantwortung übder den Marbo-Tempel in Fasar übergab, kam es zu einigen Konflikten mit den alteingesessenen tulamidischen Geweihten, traf hier doch die alte tulamidische und ursprüngliche Vorstellung der Geiermutter Marbo auf das mittelreichische Bild des milden weißen Rabens, der Tochter Borons. Es gelang Svetlana ein Auseinanderbrechen der Gemeinschaft zu verhindern, indem sie den Marbiden-Orden dem tulamidischen Kult annäherte." (ebd.)

    Inwiefern annäherte, das wäre halt interessant.

    Dieser Quellensammlung würde ich entnehmen, dass das Selbstbild des Fasarer Ordens ein anderes ist, als das der Besucher:

    "Der Orden der Sanften Ruhe ist eine Vereinigung von Boron-Geweihten der Punier Kirche. Die in der Kirche stark umstrittenen Marbiden nehmen sich der Schwerverwundeten und Todgeweihten an."(Auf gemeinsamen Pfaden S. 112)

    "Der Orden besteht ausschließlich aus Boron-Geweihten." (S. 114)

    "Der Verlust der Primärliturgie der Marbo führte zur Auflösung der Kirche. Einige Aspekte des urtulamidischen Marbo-Glaubens wurden von den eingewanderten Güldenländern in ihr Pantheon aufgenommen. Seither wird die Göttin als sanfte und milde Tochter Borons verehrt, die meist als weiße Taube oder weißer Rabe dargestellt wird." (WdG 83)

    Sehe ich als Quellen wie die Geweihtenschaft des Ordens sich selber versteht und sieht, während folgende Zitate wohl darstellen wie die gläubigen Tulamiden den Orden sehen:

    "Haupthaus der Marbiden ist der Marbo-Tempel zu Fasar, wo man den Orden unter dem Namen Beni Etilia kennt. Der große, aus dunklem und weißem Geistn erbaute Tempel wurde zugleich mit der Stadtgründung errichtet. Die Vorfahren der heutgen Tulamiden huldigten hier Maha Bor, der Göttin des Todes, des Rausches, der Vergangenheit und der Altersweisheit. Der Tempel wird auch heute noch eifriger besucht als der Boron-Tempel im gleichen Viertel und die Marbiden genießen großes Ansehen." (AgP 114)

    "Im tulamidischen Kulturraum, wie auch im Horasreich, wird den Mitgliedern des Ordens hingegen ehrfürchtiger Respekt gezollt, und insbesondere in und um Fasar sieht man in ihnen weiterhin die Geweihtenschaft der Totesgöttin Maha Bor." (S. 115)

    --- Edit ---

    Marbo, die als kleines Mädchen Toten von Unfällen begleitet, als junge Frau die toten Kämpfer vom Schlachtfeld oder aus selbst eingegangenen Risiken abholt und als Greisin, die die Alten unerbittlich an die verrinnende Zeit gemahnt.

    Mädchen, Frau und Greisin... Wo habe ich das-? Ah, ja. Über Hekate. Auch die Verehrung als "Mutter" (Muttergöttin, Große Mutter) respektive "Tochter" Borons (Fruchtbarkeit), sowie Nähe zur Nekromantie würden eine derartige Entsprechung nahelegen.

    Marbo: "Mutter der Vampire"

    Als "Mutter der Vampire" gilt Marbo nur für die wenigen "Kinder der Nacht".

    Nekromantie ist eine Wissenschaft die den Tod verspottet, so sehen es auch die Marbiden.

    Untote fallen in das Feindbild des noch jungen Marbokultes (AGW2 S. 19)

    genau wie bei den Boroni, nur das das was Untot ist nicht für sie als unrettbar verloren gilt.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

    Einmal editiert, zuletzt von Sturmkind (16. November 2021 um 15:11)

  • Vielen Dank für deine großartige Quellenarbeit, Windweber :thumbup: .

    Interessant finde ich allerdings, wie sich bestimmte Textstellen zu widersprechen scheinen:

    "Einige Passagen der heiligen Schriftensammlung deuten dar9auf hin, dass Marbo mitnichten die Tochter Borons sei, sondern eine unabhängige Gottheit, die die alten Tulami-den unter dem Namen Maha Bor kannten – doch dieses Wis-sen ist selbst in den Reihen der Marbiden nicht unumstritten und nur den wenigsten Ordensmitglieder überhaupt bekannt." (AgP 117)

    Legt eigentlich eher nahe, dass die ursprüngliche Form des tulamidischen Marboglaubens, Maha Bor, absolutes Geheimwissen ist.

    Dagegen liest es sich hier

    "Im tulamidischen Kulturraum, wie auch im Horasreich, wird den Mitgliedern des Ordens hingegen ehrfürchtiger Respekt gezollt, und insbesondere in und um Fasar sieht man in ihnen weiterhin die Geweihtenschaft der Totesgöttin Maha Bor." (S. 115)

    "Haupthaus der Marbiden ist der Marbo-Tempel zu Fasar, wo man den Orden unter dem Namen Beni Etilia kennt. Der große, aus dunklem und weißem Geistn erbaute Tempel wurde zugleich mit der Stadtgründung errichtet. Die Vorfahren der heutgen Tulamiden huldigten hier Maha Bor, der Göttin des Todes, des Rausches, der Vergangenheit und der Altersweisheit. Der Tempel wird auch heute noch eifriger besucht als der Boron-Tempel im gleichen Viertel und die Marbiden genießen großes Ansehen." (AgP 114)

    eher so, als wäre der traditionelle Maha Bor -Glaube den tulamidischen Bürgern weiterhin bekannt (und beliebt, mit Hinblick auf zweiteres Zitat).

    In der Tat kann ich mich besser mit dem Bild, das in LDeS S. 96 (erstes Zitat) vermittelt zu werden scheint anfreunden- Marbo als Königin des Todes, als hohe Richterin- in der Tat scheint sie so besser zu den Tulamiden zu passen als der stille, Demut und Dämpfung verlangende Boron.

  • Wobei aber gerade die Sache mit den Bestattungsriten darauf hinweist, dass die Religion doch deutliche Einflüsse des Boron-Kultes erfahren hat. Die Novadis und die Ferkinas haben sich die ursprüngliche tulamidische Himmelsbestattung bewahrt, bei den Tulamiden wurde sie durch Erdbestattung und Balsamierung verdrängt. Nur Relikte zeugen noch von dieser alten Praxis - der Tempelturm bei Fasar oder die Gräbertürme der Norbarden (die aber nicht mehr der Himmelsbestattung dienen) z. B.

    Auch die Stellung der Kinder der Nacht hat sich unter güldländischem Einfluss stark verändert.

    Wenn man sich mal den Spaß macht, sich die Ausdehnung des Mittelreiches unter den Klugen Kaisern, unter den Priesterkaisern oder unter Hal anzuschauen wird schnell klar, dass der größte Teil der Tulamidenlande über Jahrhunderte unter der Herrschaft des neuen Reiches und damit des Silem-Horas-Ediktes stand. Vor allem auch in der enorm intoleranten Zeit der Priesterkaiser. Aber auch das Bosparanische Reich hatte Praefecturen und Protektorate in den Tulamidenlanden. Für mich ist recht klar, dass das kaum spurlos am Marbokult vorbeigegangen sein kann. Sicher, einiges blieb erhalten:

    "Die Religion der Tulamiden reicht bis weit vor die Zeit des Zwölfgötterglaubens zurück, und vielerorts lassen sich heute noch Spuren oder Überreste älterer Kulte finden. Sei es, dass kleinere Zirkel den Glauben an die Gottheit über die Jahrhundete bewahrt haben, sei es, dass sie gar noch zu einem der regionalen Pantheons gezählt werden (vor allem in den abgeschiedenen Gebieten des Landes der ersten Sonne); sei es, dass materielle Zeugnisse aus der Vergangenheit bis heute von ihrer Existenz künden; oder sei es, dass sie schlicht zu en zwölfgöttlichen Kirchen gehören" (Land der ersten Sonne S. 41)

    Aber vieles hat sich auch verändert. Höchstens in ganz abgelegenen Gegenden kann ich mir eine gewisse Kontinuität vorstellen.

    Spannend finde ich auch, dass das Marbo-Bild in Thalusien ein ganz anderes zu sein scheint als in Fasar.

    "Die grausame Marhibo (Tod, Wahnsinn, Visionen) soll mit Praios Mha’Qasha gezeugt haben" vs "im Gegensatz zur mittelreichischen Vorstellung ist sie mitnichten 'die Gnadenreiche', sondern eine gerechte, aber unerbittliche Himmelsherrin." Grausamkeit und Gerechtigkeit gehen für mich kaum zusammen.

    Spannend finde ich auch, dass Marhibo bei den Novadi das Gegenteil von Marhibo in Thalusien darstellt ("stiller Liebreiz"), aber denselben Namen trägt und eher den mittelreichischen Vorstellungen der gnädigen, saften und stillen Tochter entspricht.

    In der Tat eine vielfältige und spannungsreiche Angelegenheit. Sicher liegt das auch daran, dass ich die Auszüge mühsam aus verschiedenen Quellen zusamenkratzen musste. Und das erklärt auch, warum es in der Spielerschaft so gegensätzliche Ansichten dazu gibt. Bislang wurde die tulamidische Religion leider recht stiefmütterlich behandelt, obwohl sie wirklich interessant wäre.

  • "Die Religion der Tulamiden reicht bis weit vor die Zeit des Zwölfgötterglaubens zurück, und vielerorts lassen sich heute noch Spuren oder Überreste älterer Kulte finden. Sei es, dass kleinere Zirkel den Glauben an die Gottheit über die Jahrhundete bewahrt haben, sei es, dass sie gar noch zu einem der regionalen Pantheons gezählt werden (vor allem in den abgeschiedenen Gebieten des Landes der ersten Sonne); sei es, dass materielle Zeugnisse aus der Vergangenheit bis heute von ihrer Existenz künden; oder sei es, dass sie schlicht zu en zwölfgöttlichen Kirchen gehören" (Land der ersten Sonne S. 41)

    Aber vieles hat sich auch verändert. Höchstens in ganz abgelegenen Gegenden kann ich mir eine gewisse Kontinuität vorstellen.

    Spannend finde ich auch, dass das Marbo-Bild in Thalusien ein ganz anderes zu sein scheint als in Fasar.

    "Die grausame Marhibo (Tod, Wahnsinn, Visionen) soll mit Praios Mha’Qasha gezeugt haben" vs "im Gegensatz zur mittelreichischen Vorstellung ist sie mitnichten 'die Gnadenreiche', sondern eine gerechte, aber unerbittliche Himmelsherrin." Grausamkeit und Gerechtigkeit gehen für mich kaum zusammen.

    Spannend finde ich auch, dass Marhibo bei den Novadi das Gegenteil von Marhibo in Thalusien darstellt ("stiller Liebreiz"), aber denselben Namen trägt und eher den mittelreichischen Vorstellungen der gnädigen, saften und stillen Tochter entspricht.

    Die Religion der Thalusier kennt viele bekannte Götter in der Tat als sehr düstere Gottheiten- Praios beispielsweise, dem auch Menschenopfer gebracht werden.

    Die Frage ist: Liegt das daran, dass das thalusische Pantheon näher an der ursprünglichen tulamidischen Fassung ist? Oder daran, dass das Pantheon der thalusischen Sozialordnung und Realität angepasst wurde?

  • In der Tat...

    "Wo Praios in den mhanadischen Steppen noch als Dämon der Dürre verabscheut wird, verehrt ihn der machtbetonte Kult der thalusischen Gutsherren als gnadenlosen Herrscher. Allen Himmels- und Erdmächten werden Rinder, Angehörige und Sklaven geopfert; [...] Die grausame Marhibo (Tod, Wahnsinn, Visionen) soll mit Praios Mha’Qasha gezeugt haben, die als Schutzpatronin der Gemeinschaft Verehrung findet und deren Lehren besagen, dass das einfache Volk seinen Herrschern zur Not mit dem Leben dienen muss." (WdG 148)

    Gerade bei Praios mag das viele Ursachen haben: Unterdrückung in der Priesterkaiserzeit, ein anderes Verhältnis zur Sonne in den trockenen und heißen Gebieten, besonders grausame Herrschaftssysteme, die sich zu legitimieren versuchen, die Tatsache, dass am Tage die Echsen eine Bedrohung waren, in der Nacht aber mit feqzens Segen besiegt wurden... Die Tatsache, dass Dolguruk, ein Blakharaz-Paktierer, seit 1021 Thalusa beherrscht, hat die Stellung Praios' sicher nicht verbessert.

    Spannend finde ich die Verbindung von Praios und Marhibo als himmlisches Paar mit Mha'Qasha (Mokoscha) als Tochter. Herrschaft und Tod verheiraten sich und gebären die Pflicht, der Herrschaft bis zum Tode zu dienen. Direkt poetisch - aber so gar nicht das Bild, das man sonst von diesen Entitäten hat.

    Der ursprüngliche Marbo-Kult hatte wohl sehr düstere Aspekte. Man nehme nur das obige Zitat zu den Kindern der Nacht, denen Menschenopfer dargebracht wurden, um Unterstützung im Krieg zu erhalten. Das geht schon in eine "thalusische" Richtung. Gerade Thalusien hat ja auch viele sehr abgelegene Gegenden, in denen sich Kulte recht "ungestört" erhalten haben könnten. Andererseits ging ja die Primärliturgie verloren und alle Tempel bis auf einen sind entweiht oder umgewidmet.

    "Da die Tempelweihe von der Gottheit selbst mit ihrer Kraft besiegeltwird, muss schon ein sehr gravierendes Verbrechen an den Lehren des Kultes begangen werden (die Schlachtung des Heiligen Tieres in unheiligen Riten, Mord an einem Geweihten, Zelebrierung namenloser Gottesdienste oder Beschwörung von Dämonen), um ihn wieder zu entweihen" (WdG23)

    Die wahrscheinlich einfachste Erklärung wäre, dass Marbo mit ihrer Verehrungsform sehr unzufrieden war und ihren Gläubigen den Segen entzog. Mit ausgerechnet der einen Ausnahme des Tempels in Fasar, der von den Marbiden mit ihrem mittelreichischen Bild geleitet wird...

  • Thomeg Atherion's, äh, "Vorbild" war recht Hecate-freundlich. Schrieb mindestens eine Anrufung an die, eins der Kinder hieß "Nuit Ma Ahathoor Hecate Sappho Jezebel Lilith".

    Würde ich eher mit Heskatet in Verbindung bringen, die mit Marbo aber tatsächlich einige interessante Ähnlichkeiten hat.

    "Als Pantheon gilt in der tulamidischen Religion die - veränderbare - Gesamtheit der regional verbreiteten Götter. Meist besteht diese nur aus einem Teil der Zwölfe, ergänzt um gleichrangig eingestufte Halbgötter und zuweilen ältere oder neuere Kulte. Vor allem in abgelegnen Gegenden haben sich die alten Götter halten können. In Thalusien beispielseise verehrt man neben Praios (Herrschaft), Efferd (Wasser, Schifffahrt, Fischfang), Feqz (Mond, Nacht, Magie) und Aves (Handel, Reise, Grenzen) auch die Gottheiten Ras'Ragh (Kampf, Potenz, Viehherden), Peradschaja (Hingabe, Fruchtbarkeit, Ackerbau), Rascha (Liebe, Vergnügen, Mitleid), Marhibo (Tod, Wahnsinn, Visionen), Mha'Qasha (Gemeinschaft), Al'Mahmoud (Zeit, Wandel, Vergänglichkeit), Tuur-Mahakaq (Wildnis, Hinterlist, Jagd) und Rastullah." (LdeS 40)

    Hier wird die thalusische Religion als besonders ursprünglich dargestellt. Spannend finde ich, dass Aves zum Gott der Grenzen gemacht wird. Das fügt sich wieder in die Religion ein, die ein despotisches Herrschaftssystem stützt.

    Wer ist am nächsten am ganz ursprünglichen Kult der Marbo dran - die grausame Marhibo Thalusas, die liebreizende Marhibo der Novadis, die gnadenreiche Marbo des puniner Ritus oder die gerechte Umm Ghulshach/Maha-Bor Fasars? Ich finde das sehr schwer zu beantworten.

  • Wer ist am nächsten am ganz ursprünglichen Kult der Marbo dran - die grausame Marhibo Thalusas, die liebreizende Marhibo der Novadis, die gnadenreiche Marbo des puniner Ritus oder die gerechte Umm Ghulshach/Maha-Bor Fasars? Ich finde das sehr schwer zu beantworten.

    Hier ist vielleicht zu bedenken, dass es schon zu Zeiten der Urtulamiden verschiedene regionale Schwerpunkte/verschiedene Interpretationen der selben Götter gegeben haben mag.

    Von den Magiermogulen ist beispielsweise überliefert, dass sie Statuen der besiegten Stadtgötter rivalisierender Staaten nach Zhamorrah bringen ließen- nichts, was man in der Regel mit den eigenen Göttern macht.

    Vielleicht wurde Marbo schon damals in Fasar anders verehrt als in Thalusien- und die Ankunft der Güldenländer wird auch dort jeweils unterschiedliche Einflüsse hinterlassen haben.

  • Wer ist am nächsten am ganz ursprünglichen Kult der Marbo dran

    🦷 Die "älteste" Darstellung (Marbos) - Chronologischer Ansatz

    🦷 Die "Wahrerin der ursprünglichen Tradition".

    Intuitiv würde ich sagen, dass "die echte" Marbo unter den "dunkleren" Bildern zu suchen ist; die "friedliche" erscheint mir eher wie der Wunsch "gegenwärtiger" Aventurier/ Dere- Bewohner. Die Existenz "weniger freundlicher" Götterbilder (Praios, s.o.) könnte als Stütze der These gesehen werden. Götter dürften im Allgemeinen eher als "Gewalt, die es zu besänftigen gilt", wahrgenommen werden (Furcht) -> Entschärfung der Lehren.

  • Götter dürften im Allgemeinen eher als "Gewalt, die es zu besänftigen gilt", wahrgenommen werden (Furcht)

    Eine sehr bedenswerte Idee, wenn man bedenkt, dass auch die Achaz ihre H'Ranga fürchten und abzulenken oder zu besänftigen versuchen als sie zu verehren oder zu lieben. Andererseits buhlen die Ferkina um die Aufmerksamkeit ihrer Gottheiten und gerade von Marbo heißt es ja auch:

    "Der älteste und einzige wirklich der sanften Tochter geweihte Tempel steht in Fasar, wo auch die Gebeine der letzten aventurischen Marbo-Geweihten aufbewahrt werden. Denn früher gab es eine eigene Marbo-Kirche, und die urtulamidischen Geweihten verehrten die alte und junge Todesgöttin Umm Ghulshach (die ‘Geiermutter’). Der Verlust der Primärliturgie der Marbo führte zur Auflösung der Kirche. Einige Aspekte des urtulamidischen Marbo-Glaubens wurden von den eingewanderten Güldenländern in ihr Pantheon aufgenommen." (WdG 82f)

    "Bei den Tulamiden wird die Tochter des Todes weniger um Gnade angefleht, als mit ihr kokettiert, ihr der Hof gemacht" (WdG 83)

    Ganz würde ich ein sanftes, gnadenreiches Bild der Marbo darum nicht disqualifizieren. Wie ich ja auch an anderem Ort schon schrieb:

    Sehr interessant finde ich als Theologe übrigens die Bezeichnung "Geiermutter". Im alten Testament taucht der Geier in mütterlicher Rolle nämlich hie und da auf. Leider wird aber in deutschen Übersetzungen oft fälschlich "Adler" eingetragen, weil der Geier so einen schlechten Ruf hat und sogar für den Teufel stehen kann ("hol's der Geier"). In Ex19,4 werden Gott selbst Geierflügel zugeschrieben, mit denen er das Volk Israel beschützt. Dtr32,11 vergleicht Gott ebenfalls mit einer Geiermutter, die ihre Jungen schützt. In Offb12,14 geift auch das neue Testament das Bild der Geiermutter auf.

    Darüber hinaus steht der Geier im alten Israel für Könige (Ez17,3.7). Er wird für seine Schnelligkeit, Größe und seine Flugfähigkeiten bewundert. Ps103,5 und Jes40,31 schreiben ihm eine fast übernatürliche Regenerationsfähigkeit zu.

    Da Maha Bor/UmmGhushach ja (ur)tulamidische Gottheiten sind, ist ein Blick in den alten Orient vielleicht ganz interessant. Geier sind sehr liebevolle und schützende Mütter. Das wurde damals beobachtet und hat die Menschen so angerührt, dass es als Vergleich mit Gott dienen konnte.

    Spannend ist dagegen auch das Bild des weißen Raben. Eine Rabenmutter im Deutschen ist quasi das Gegenteil einer Geiermutter im Hebräischen. :D Wobei man diesen Vögeln damit Unrecht tut. Auch Raben sind tolle Mütter.

    Ich habe den Endruck, dass die besonders dunklen und grausamen Gottesbilder in Thalusien auch Methode haben und eine Ideologie stützen, also ebenfalls Veränderungen von etwas ursprünglichem sein könnten, dass nicht ganz so übel war. :/

  • Meine Einschätzung wäre momentan so:

    In Fasar haben wir eine Oligarchie mit den Erhabenen vor uns. Die Herrschaft setzt sich durch militärischen, wirtschaftlichen und sozialen Einfluss durch. Theoretisch kann jederzeit etwas dazukommen oder wegfallen, auch wenn das in der Praxis durch Erbe und bereits aufgeteilte Machtbereiche schwer wird.

    Thalusien hingegen wird von einem Emir oder Sultan regiert, war zwischenzeitlich aber auch vom Mittelreich und Maraskan besetzt und dann ein Herzogtum bzw. eine Art Koloie unter einem Gouvaneur. Kasib Kasan und sein Sohn Ras Kasan waren die letzten beiden Herrscher - vermutlich also eine Erbmonarchie. Teils werden sie auch als Fürsten des unabhängigen Thalusiens bezeichnet. Sie wurden von ihrem Henker Dolguruk verdrängt, der die Macht an sich gerissen und sich den Titel "Sultan" verliehen hat, obwohl Thalusien eigentlich ein Emirat ist.

    In solch einer Erbmonarchie wird man sich vermutlich eher durch ein "Gottesgnadentum" oder eine Abstammung von göttlichen Wesen legitimieren (wie der Horas des Horasreiches sich auf Horas, den Sohn Ucuris, den Sohn Praios' zurückführt und sich der Adel des Mittelreiches von den Gottheiten eingesetzt sieht).

    Bei dem "Geldadel"der Erhabenen muss es dagegen etwas "handfester" zugehen. Geld, Waffen und Verbindungen sind, worauf sie sich berufen und was sie hervorgebracht hat. Sie werden sich sicherlich auch als unter der Gnade der Gottheiten stehend propagieren, aber weniger dadurch legitimieren. (Vergleichbar mit den Granden in Al'Anfa oder den Kartellen in Mengbilla)

    Und da passen die Marbobilder recht gut dazu: In Fasar die Gerechte aber Unerbittliche, vor der am Ende alle gleich sind und die jedem zuteilt, was er verdient; in Thalusien die grausame Todesgöttin mit ihrer Tochter Ma'Qasha, die bedingungslose Unterwerfung bis zum Tode fordern.

    In beiden Pantheen nimmt die Göttin aber eine hohe Stellung ein: In Fasar als Himmelsherrin und Herrin des Todes, in Thalusien aber als Frau des Herrschergottes Praios. Dies passt zum recht ausgeprägten Patriarchat der Region:

    "Reisenden aus Mittelaventurien wird auffallen, dass man so gut wie keine Frauen auf den Straßen sieht [...] in Thalusa oder Bandur gehen die Frauen möglichst gar nicht aus dem Haus, und das öffentliche Leben gehört ganz den Männern." (LdeS)

    Wobei sie andererseits eine Tochter (und keinen Sohn) hat, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.

    In Fasar ist die Geiermutter ntürlich auch Mutter und zwar des Boron. Der Vater scheint da aber keine Rolle zu spielen. Auch Boron scheint nicht so wichtig zu sein. Zumindest erfährt man nicht allzu viel über seine Verehrung in Fasar. Mit Reshalia und Kerime gibt es jedenfalls zwei weibliche Erhabene in der Stadt. Und auch die Marbiden haben in Fasar eine weibliche Chefin. Das Patriarchat ist also nicht ganz so ausgeprägt und das merkt man auch den Göttinnen der Pantheen im Vergleich an.

  • Sie wurden von ihrem Henker Dolguruk verdrängt, der die Macht an sich gerissen und sich den Titel "Sultan" verliehen hat, obwohl Thalusien eigentlich ein Emirat ist.

    Seit 1021 BF ist es auch ein Sultanat, da es keine Herrschaft des Kalifen mehr anerkennt.

    Sultanat Thalusa (unabhängig)/Herrscher – Wiki Aventurica, das DSA-Fanprojekt

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

  • Den Titel Sultan bzw. damit verbunden die Bezeichnung des Landes als Sultanat hat aber Dolguruk, ein Auelf und Henker und kein rechtmäßiger Erbe des Thrones eingeführt. Ras Kasan, der eigentlich rechtmäßige Herrscher, bezeichnet sich als Emir. Ich würde hier besonders auf den Passus "Irdisches" verweisen:

    In Raschtuls Atem wird Thalusa als Emirat bezeichnet, in Land der Ersten Sonne als Sultanat. Auf die Umbenennung der Titel wird nicht näher eingegangen, vermutlich hatte "Sultan" für Dolguruk einen schöneren Klang. In Ras Kasans Personenbeschreibung wird dieser bequemerweise schlicht als Fürst bezeichnet. Dies war einerseits sein Titel bevor er konvertierte und der danach wahrscheinlich weiterverwendet wurde, andererseits heißt Fürst auf Tulamidya Sultan.

    Ob die Bezeichnung also rechtmäßig ist, sei dahingestellt. Aber dass spätestens mit der Ursupation Dolguruks jede Unterordnung unter das Kalifat vorbei ist, dürfte unbestritten sein. Wobei eine formelle Herrschaft des Kalifats wenig zu sagen hat. Auch Selem mit seiner großen echsischen Bevölkerungsminderheit gehört nominell zum Kalifat. Ebenso nominell Fasar.

    Sultan ist übrigens auch ein Titel im Kalifat:

    Im Kalifat steht ein Sultan einem Stammesverband vor. Er ist dem Kalifen unterstellt und an Macht einem Emir ähnlich. Ihm unterstellt sind die Scheiche

    Kein Tulamide behauptet das Umm Ghulshach und Maha Bor ein und die selbe Entität waren oder sind

    "Die Marbo-Verehrung stammt mitnichten von den Mittelländern, sie wurde von den Tulamiden bereits praktiziert. Sie findet sich in alten Reliefs als Umm Ghulshach, als greise 'Geiermutter' wieder oder in ihrer zweiten Erscheinungsform, als bleiches Mädchen Maha Bor." (ILdeS 170)

    Diese Stelle kann ein Hnweis sein, dass man sich einst bewusst war, dass beide in Wahrheit eins sind.

    "[D]ie eigentliche Herrin über den Tod ist Umm Ghulshach, die Geiermutter, Marbo, die als kleines Mädchen Toten von Unfällen begleitet, als junge Frau die toten Kämpfer vom Schlachtfeld oder aus selbst eingegangenen Risiken abholt und als Greisin, die die Alten unerbittlich an die verrinnende Zeit gemahnt." (LdeS 96)

    Im heutigen Fasar scheint die unterschiedliche Benennung der Erscheinungsformen verloren gegangen zu sein. "Umm Ghulschach" und "Marbo" werden recht synonym gebraucht. Aber auch die Bezeichnung "Maha Bor" kommt in Verbindung mit Fasar vor:

    "[I]nsbesondere in und um Fasar sieht man in ihnen weiterhin die Geweihtenschaft der Todesgöttin Maha Bor." (AgP 115)

    Innerhalb der Marbiden scheint man diesen Namen aber eher abzulehnen bzw. zu verdrängen:

    "Einige Passagen der heiligen Schriftensammlung deuten darauf hin, dass Marbo mitnichten die Tochter Borons sei, sondern eine unabhängige Gottheit, die die alten Tulamiden unter dem Namen Maha Bor kannten – doch dieses Wissen ist selbst in den Reihen der Marbiden nicht unumstritten und nur den wenigsten Ordensmitglieder überhaupt bekannt." (AgP 117)

    Sehr gut kann ich mir vorstellen, dass die Marbiden als Marbo-Priester*innen Fasars "Marbo" als den eigentlichen Namen der Gottheit verwenden und "Umm Ghulshach" (tul. Geiermutter) als Bei- und Anrufungsname akzeptieren. Die liebevolle und zärtliche Geierin, die ihre Küken umsorgt und beschützt, ist durchaus ein Bild, das dem Darstellungsweise des puninier Ritus nicht völlig entgegenläuft. "Maha Bor" ist dagegen der Name, den eher der gemeine Fasarer Gläubige im Munde führt - vermutlich eher zum Leidwesen der Boronis des puniner Ritus. Aber das ist jetzt meine persönliche Spinnerei, um die obigen Sätze irgendwie zu harmonisieren. ^^

    EDIT

    Mahabor hat es ähnlich, wobei ich vermute: Sie wurde nicht "verlohren"... sie wurde Boron gefällig vergessen...

    Vergessen? Nein. Vermutlich wissen sogar mehr von der Entität Marbo als zuvor.

    "Die ‘Halbgöttin’ Marbo, die Tochter Borons und der Sterblichen Etilia, wird heute hauptsächlich von Boron-Priestern verehrt. Die Marbiden (eigendich der ‘Orden zur Sanften Ruhe’) sind demnach ebenfalls Priester des Boron, wie auch die Etilianer vom Orden zu Ehren der Heiligen Etilia. Die meisten großen Boron-Tempel besitzen einen Schrein der Marbo, während in Al’Anfa und Arivor Tempelder Göttin stehen, welche in Wahrheit aber ebenfalls Boron geweiht sind. Der älteste und einzige wirklich der sanften Tochter geweihte Tempel steht in Fasar, wo auch die Gebeine der letzten aventurischen Marbo-Geweihten aufbewahrt werden. Denn früher gab es eine eigene Marbo-Kirche, und die urtulamidischen Geweihten verehrten die alte und junge Todesgöttin Umm Ghulshach (die ‘Geiermutter’). Der Verlust der Primärliturgie der Marbo führte zur Auflösung der Kirche. Einige Aspekte des urtulamidischen Marbo-Glaubens wurden von den eingewanderten Güldenländern in ihr Pantheon aufgenommen. Seither wird die Göttin als sanfte und milde Tochter Borons verehrt, die meist als weiße Taube oder weißer Rabe dargestellt wird.Sie ist den Menschen so viel näher als ihr dunkler Vater, so dass sich die Gläubigen gerne an sie wenden, um Boron zu erweichen." (WdG 82f)

    Bruderschwester, ich glaube wir müssen hier mal wieder den alten Hegel heranziehen, um dies recht zu verstehen. Genauer sein berühmtes Aufheben. Die Boron-Kirche hat die Marbo-Kirche im hegel'schen Sinne aufgehoben.

    Sie hat sie aufgehoben wie man eine Strafe oder ein Gesetz aufhebt - also vernichtet. Als eigenständige Kirche mit geweihten Personen und Tempeln sowie unbeeinflussten Traditionen ist sie (bis zur jüngeren Zeit) nicht mehr.

    Sie hat sie aufgehoben, wie ein alter Ork sich den halben, klebrigen Reiskuchen für später aufhebt; ihn in die Jackentasche steckt um ihn ein paar Stunden später mit Fusseln bedeckt zu mampfen. Die Entität wurde mit vielen Aspekten in den Boron-Kult integriert und erhält auch weit über das ursprüngliche Stammland der Verehrung Maha-Bors hinaus Schreine, ja ganze Tempel und das Vertrauen der Gläubigen. Sie wird angerufen, ist in aller Munde und wohlbekannt.

    Sie hat sie aufgehoben, wie man etwas vom Boden nimmt und auf eine höhere Ebene legt. Aus der Rivalin, Konkurrentin, Feindin wurde ein wertvolles Werkzeug. Durch sie findet man Anschluss bei jenen, denen Boron zu dunkel, streng und hart erscheint. Und natürlich bei den Tulamiden, dere Strukturen, Traditionen und Bräuche die Marbiden (Boron-Geweihte) zu beachtlichen Teilen übernommen haben.

    Sie ist nicht vergessen, sie ist aufgehoben, Bruderschwester.

    Nun aber stämmt sie sich gegen diese Aufhebung und man wird sehen, wo das endet.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (24. November 2021 um 09:32)