Da sich etwa ab hier eine interessante Diskussion entwickelt hat, möchte ich einladen, ihr einen eigenen Thread zu gönnen. Um das Gespräch etwas zu bereichern, habe ich einfach mal ein paar Zitate zusammengetragen:
Im heutigen Fasar:
"Die Verehrung Borons- gleicht welchen Ritus' - ist eher neuzeitlich, die eigentliche Herrin über den Tod ist Umm Ghulshach, die Geiermutter, Marbo, die als kleines Mädchen Toten von Unfällen begleitet, als junge Frau die toten Kämpfer vom Schlachtfeld oder aus selbst eingegangenen Risiken abholt und als Greisin, die die Alten unerbittlich an die verrinnende Zeit gemahnt. Während sie selbst Geier, Stundenglas und Schnitter als Zeichen hat, führt ihr Sohn Boron die Waage. Im Gegensatz zur mittelreichischen Vorstellung ist sie mitnichten 'die Gnadenreiche', sondern eine gerechte, aber unerbittliche Himmelsherrin. Golgari hat wenig Bedeutung (es sei denn as Geier und Reittier Marbos), Bishdariel dagegen wird als Bote der Träume sehr verehrt, auch wenn er bisweilen als Herold anderer Götter auftritt." (LdeS 96 )
"Der Orden der Sanften Ruhe ist eine Vereinigung von Boron-Geweihten der Punier Kirche. Die in der Kirche stark umstrittenen Marbiden nehmen sich der Schwerverwundeten und Todgeweihten an." (Auf gemeinsamen Pfaden S. 112)
"Als die Kirchnführung der Punier Boron-Kirche den frisch gegründeten Marbiden die Verantwortung übder den Marbo-Tempel in Fasar übergab, kam es zu einigen Konflikten mit den alteingesessenen tulamidischen Geweihten, traf hier doch die alte tulamidische und ursprüngliche Vorstellung der Geiermutter Marbo auf das mittelreichische Bild des milden weißen Rabens, der Tochter Borons. Es gelang Svetlana ein Auseinanderbrechen der Gemeinschaft zu verhindern, indem sie den Marbiden-Orden dem tulamidischen Kult annäherte." (ebd.)
"Der Orden besteht ausschließlich aus Boron-Geweihten." (S. 114)
"Im tulamidischen Kulturraum, wie auch im Horasreich, wird den Mitgliedern des Ordens hingegen ehrfürchtiger Respekt gezollt, und insbesondere in und um Fasar sieht man in ihnen weiterhin die Geweihtenschaft der Totesgöttin Maha Bor." (S. 115)
"Einige Passagen der heiligen Schriftensammlung deuten darauf hin, dass Marbo mitnichten die Tochter Borons sei, sondern eine unabhängige Gottheit, die die alten Tulamiden unter dem Namen Maha Bor kannten – doch dieses Wis-sen ist selbst in den Reihen der Marbiden nicht unumstritten und nur den wenigsten Ordensmitglieder überhaupt bekannt." (AgP 117)
"Der Marbo-Tempel zu Fasar ist tatsächlich das einzige Gebäube Aventuriens, das der Marbo selbst geweiht ist (während der Marbo-Tempel in Arivor eigentlich Boron geweiht ist). In seinen unterirdischen Kavernen sollen sich die Gebeine Schwester Marbas befinden, der letzten Marbo-Geweihten Aventuriens." (AgP 116)
"Haupthaus der Marbiden ist der Marbo-Tempel zu Fasar, wo man den Orden unter dem Namen Beni Etilia kennt. Der große, aus dunklem und weißem Geistn erbaute Tempel wurde zugleich mit der Stadtgründung errichtet. Die Vorfahren der heutgen Tulamiden huldigten hier Maha Bor, der Göttin des Todes, des Rausches, der Vergangenheit und der Altersweisheit. Der Tempel wird auch heute noch eifriger besucht als der Boron-Tempel im gleichen Viertel und die Marbiden genießen großes Ansehen." (AgP 114)
Im früheren Fasar:
"Auch der zweitausend Jahre alte Tempel der verschleiersten Marbo (einer der alten Marbo-/Boron-Tempel vor Ort) ist in dieser Bauweise errichtet. Der Turm der Umm'Ghulshach (der älteste Totentempel aus der Zeit der kurz nach den Magiermorghulen) hingegen kündet noch von der traditionellen Bestattungsweise, bei der die Toten den Geiern oder dem Rauch übergeben wurden. [...] Für die ungestörte Ruhe der 50.000 Totensorgen in erster Linie der unheimliche Charakter des Ortes, die Gerüchte von einer Unzahl in den Grabanlagen verstckten tötlichen Fallen und die ständige Präsenz der Marbo- und Boron-Geweihten." (LdeS 108)
Bestattungsriten, wie sie in den heutigen Tulamidenlanden üblich sind zum Vergleich
"Der Boron-Kult hat überall, wo man die Zwölfgötter anbetet, eine mehr oder weniger einheitliche Bestattungspraxis durchgesetzt. Außer bei den Seeleuten, die die Leichen dem Meer übergeben, und der Rondra-Kirche, die vielerorts die Feuerbestattung kennt, wird die Erdbestattung gepflegt, bei der man die toten Körper im Grab ‘zur Ruhe bettet’. Die Feuerbestattung wird von traditionellen Boronis abgelehnt, auch wenn der Rabe von Punin sie im Zuge der Invasion der Verdammten in Notlagen (wie Seuchen oder der Gefahr des Missbrauchs von Leichen) erlaubte, wenn kein Geweihter in der Nähe ist, der den Grabsegen sprechen kann. Gerade diese Praxis hat aber erneut die Debatte innerhalb der Boron-Kirche(n) aufgeworfen, wie es denn nun genau mit dem Verhältnis von Leib und Seele nach dem Tode bestellt ist, denn wenn der Rabe die Einäscherung billigt, kann sie ja wohl den Seelen keinen Schaden zufügen.Fehlende Gliedmaßen bei dem Bestatteten gelten aber allgemein als ein schlechtes Omen, weswegen Laiendiener des Totengottes auch nach Schlachten versuchen, die zu bestattenden Leichen möglichst vollständig zusammenzufugen. Aus Südaventurien kommt der Brauch der Balsamierung und Mumifizierung. Diese Techniken sind umstritten, da man den Leichnam öffnen muss, um ihn zu präparieren. Die Befürworter des Mumifizierens (Trahelien, Al’Anfa, Tulamidenlande) verweisen darauf dass die Seelen in den Paradiesen als Abbild ihrer toten Körper erscheinen und die Körper daher haltbar gemacht werden müssen." (WdG 30; Hervorhebund durch mich)
"Die häufigsten Mumifizierungen werden bei den Tulamiden und im alanfanischen Meridiana vorgenommen. Was im Lande der ersten Sonne älteste Kunst ist, habe die Alchimisten und EInbalasamierer Al'Anfas zur höchsten Vollendung gebracht. [...] [D]u entdeckst auch in weniger prächtigen Gräbern Mumien von Zöllnern, Sklavenhändlern und Geweihten. Ehegatten, Sklaven, Rösser und Katzen werden bisweilen mit ihren Herren mumifiziert. Nur die Armen, welche sich keine Einbalsamierung leisten können, werden in der Erde beigesetzt und modern. [...] Wo der Punier Kult des Boron vorherrscht, sind Mumien selten. Nur die Herrschenden, im Tode keineswegs gleich, frönen des Öfteren dem Wunsch vom im Tode intakten Leib (und nehmen zum Vorwand die lange Aufbewahrungszeit von Leichnamen, die eine Conservierung erfordere), so etwas die Warunker Herrscher, die Äbte mancher Orden, die Könige von Andergast, die Kaiser des Mittelreichs. [...] Im Tulamidenland gibt es gegen die Gräber lang Verstorbener wenig Pietät, wohl aber Furcht vor dem Fluch der Toten, den der Störer ihres Mumienschlafs heraufbeschwört. [...] So du den Weg in die Grabanlagen scheust, magst du auch die Dienste eines tulamidischen Mumienhändlers bemühen." (Von Toten und Untoten S.40)
Besonders in Fasar in der Nekropole um den Tempelturm: "Daneben leben und arbeiten hier Dutzende von Steinmetzen, Mechanikern und Fallenbauern, Einbalsamierern, Holschnitzern, professionellen Klageweibern und Totengräbern mit ihren Familien," (LdeS 108; Hervorhebung durch mich).
Bei den Alhaniern als nahe Verwandte der Urtulamiden:
"Schon zu Zeiten de Alhanier war es üblich, die Toten nicht einfach zu verbrennen oder zu verscharren, sondern sie feierlich zu bestatten, oft sogar einzubalsamieren, um ihre sterblichen Überrechte 'bis an der Welt Ende und neuer Welten Beginn' zu erhalten, wenn der Sage nach Heshinja ihrer treuen Diener erinnern werde. Die Toten wurden in Grabkammern unter der Erde oder in sogenannten Nuraghen (runden Grabtürmen aus geschichteten Steinblöcken) beigesetzt. Die Norbarden bestatten ihre Toten in Hügelgräbern, die sich in der Nähe iher Winterlager befinden und meist drei bis fünf Grabkammern aufweisen." (Land des schwarzen Bären S. 128)
In Thalusien:
"Nicht nur in Fasar wird noch heute zu den urtulamidischen Stadtgötzen gebetet, vor allem in Thalusien haben die alten tulamidischen Götter noch immer ihren Platz. Wo Praios in den mhanadischen Steppen noch als Dämon der Dürre verabscheut wird, verehrt ihn der machtbetonte Kult der thalusischen Gutsherren als gnadenlosen Herrscher. Allen Himmels- und Erdmächten werden Rinder, Angehörige und Sklaven geopfert; zu Ehren des schwarzen Stiergottes Ras’Ragh (KampfJ Potenz,Viehherden), der roten Kuhgöttin Peradschaja (Hingabe, Fruchtbarkeit, Ackerbau) und ihrem goldenen Kalb Rascha (Liebe, Vergnügen, Mitleid) veranstaltet man blutige Stierkämpfe. Die grausame Marhibo (Tod, Wahnsinn, Visionen) soll mit Praios Mha’Qasha gezeugt haben, die als Schutzpatronin der Gemeinschaft Verehrung findet und deren Lehren besagen, dass das einfache Volk seinen Herrschern zur Not mit dem Leben dienen muss. Einige weitere Gottheiten wie Al’Mahmoud (Zeit, Wandel, Vergänglichkeit), Efferd (Wasser, Schifffahrt, Fischfang), der bis in die südlichen Dschungel bekannte Affengott Tuur-Mhakaq (Wildnis, Hinterlist, Jagd), Feqz (Mond, Nacht, Magie) und Aves ibn Feqz (Handel, Reise, Grenzen) komplettieren das thalusische Pantheon." (Wege der Götter S. 146; Hervorhebung durch mich; vgl. Land der ersten Sonne S. 40)
Ganze Tulamidenlande:
"Der Göttin des Lebens gegenüber steht der offinsichtlichste Nehmer: Boron, der Gott des Todes. Sein Kult ist wohl ausschließlich mittelländischen Ursprungs, und doch hat er auch im Tulamidenland viele Anhänger gefunden. Gerade bei den Bestattungsriten spielt er eine große Rolle: Der Jenseitsglaube der Mittelländer von einem Weiterleben nach dem Tod ist bei den Tulamiden wenig verbreitet, und so versuchen sie rechtzeitig durch die Errichtung eines möglichst prächtigen Grabs ein Zeugnis für die Ewigkeit zu erschaffen. " (LdeS 40)
"Der Verlust der Primärliturgie der Marbo führte zur Auflösung der Kirche. Einige Aspekte des urtulamidischen Marbo-Glaubens wurden von den eingewanderten Güldenländern in ihr Pantheon aufgenommen. Seither wird die Göttin als sanfte und milde Tochter Borons verehrt, die meist als weiße Taube oder weißer Rabe dargestellt wird." (WdG 83)
"Die Religion der Tulamiden reicht bis weit vor die Zeit des Zwölfgötterglaubens zurück, und vielerorts lassen sich heute noch Spuren oder Überreste älterer Kulte finden. Sei es, dass kleinere Zirkel den Glauben an die Gottheit über die Jahrhundete bewahrt haben, sei es, dass sie gar noch zu einem der regionalen Pantheons gezählt werden (vor allem in den abgeschiedenen Gebieten des Landes der ersten Sonne); sei es, dass materielle Zeugnisse aus der Vergangenheit bis heute von ihrer Existenz künden; oder sei es, dass sie schlicht zu en zwölfgöttlichen Kirchen gehören" (Land der ersten Sonne S. 41)
"Bei den Tulamiden wird die Tochter des Todes weniger um Gnade angefleht, als mit ihr kokettiert, ihr der Hof gemacht" (Wege der Götter S. 83)
Als Ehefrau Rastullahs:
"Die Aufzählungen der Frauen unterscheiden sich erheblich. In der am weitesten verbreitetsten Fassung steht Hellah für Misslaunigkeit und Grimm, Orhima ist die ehrbare und gerechte Richterin, die erfindungsreiche Shimja sendet den Gläubigen gute Einfälle, Rhondara ist wild, ungestüm und war einst eine tapfere Kriegerin aus dem Sultanat Nebachot. Heschinja wird als kluge Zauberin angerufen, Dschella gilt als wankelmütig, aber frohsinnig, Marhibo ist die Hüterin der Vergangenheit, und Khabla gilt in ihrem ewigen Kampf gegen die Pferde-Dämonin Rasha als liebestoll und lüstern. Schließlich kennt man Amm el-Thona, eine hochmütige Frau, die Rastullah liebte." (WdG 217; Hervorhebung durch mich)
"Bei den Novadis kennt man sie als Marhibo, die siebte Frau Rastullahs, die den von Rastullah gesandten Boten des Todes mit ihrem stillen Liebreiz berührte." (WdG 83)
EDIT (auch in den Punkten Fasar und Tulamidenlande)
"Im Fels des Khoram-Gebirges verborgen befindet sich das Hauptkloster des Puniner Boron-Ordens der Marbiden: Keshal Laila, das Kloster der Nacht. [...]
Die Marbo-Verehrung stammt mitnichten von den Mittelländern, sie wurde von den Tulamiden bereits praktiziert. Sie findet sich in alten Reliefs als Umm Ghulshach, als greise 'Geiermutter' wieder oder in ihrer zweiten Erscheinungsform, als bleiches Mädchen Maha Bor. (ILdeS 170)
"Tatsächlich waren die Kinder der Nacht im tulamidischen Kulturraum bereits ab 2000 vBF als Tempelwächter und verehrungswürdige Wesen bekannt. In der urtulamidischen Zeit konnten die Kinder der Nacht offen auftreten und statt heimlich auf die Jagd zu gehen, wurden ihnen die Opfer von den mächtigen Stammesfürsten und Sultane dargebracht. Im Gegenzug unterstützten sie sie im Kampf gegen die Echsen oder Rivalen. Erst mit der Ankunft der namenlosen Vampire in Aventurien, welche grausam und hinterhältig vorgingen, sahen sich die Kinder der Nacht gezwungen, sich in die Schatten zurückzuziehen und von dort aus ihren Kampf gegen ihre Erzfeinde, die Kinder der Finsternis, auszufechten." (Verschworene Gemeinschaften S. 77)