Zwölfgöttliche Weltsicht eines Durchschnittsbürgers, oder was ist der 12-göttliche Kanon?

  • Liebe Mitforisten,

    ich merke immer wieder, dass DSA5 bewusst Lücken im Weltbild gelassen hat, um ein mehr Freiraum zu schaffen. Meist sind diese Lücken willkommen, manchmal halten sie einen aber auch auf und dort muss man dann als SL handwedeln. Aber ab und an lese ich über verschiedene Wissensschnipsel, vermutlich aus DSA4-Zeiten, die da sagen "das ist allgemeiner 12-göttlicher Kanon" oder "das ist nicht der breiten Masse bekannt".

    Klar ist mir, dass die 12 anerkannt werden, wobei regional gewisse Gottheiten mehr und häufiger verehrt werden, allen zuvorderst Praios, Boron und Rondra.

    Ebenso werden andere Gottheiten als Kinder / Halbgötter der 12 interpretiert. Auch wird sicher in den Kulten über die Tugenden viel gepredigt und wie man wohl in eines der Paradise gelangt.

    Unklar ist mir, was nun wirklich gepredigt wird über...

    ... den Schöpfungsmythos (Los, Sumu, die Giganten und woher wissen die Kirchen davon)

    ... damit einhergehend die zwei Urkräfte

    ... das Gesetz von Kha

    ... Rohals Sphärenmodell

    ... die vergangenen Zeitalter (wird viel spekuliert, wie die Welt unter Echsen und Spinnen aussah und ob die Götter dann wohl eher wie diese aussahen)

    ... Konflikte zwischen den Kirchen in jüngerer Geschichte (z.B. Priesterkaiser)

    ... den Namenlosen (angeblich kennt den nicht jeder, sehr wohl aber die namenlosen Tage)

    ... die verschiedenen Erzdämonen und ihre Domänen (Bestrafungsprinzip oder eher Geheimhaltung wegen der realen Gefahr von Paktierertum)

    ... die charakterliche Natur der Götter

    Vielleicht könnt ihr aber ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

    /HGH

  • Dreh- und Angelpunkt der Lehre ist sicher das Brevier der zwölfgöttlichen Unterweisung.

    ... den Namenlosen (angeblich kennt den nicht jeder, sehr wohl aber die namenlosen Tage)

    "Vier von fünf Aventuriern wissen über den Namenlosen kaum etwas außer seiner Bezeichnung und dass er Feind aller Götter und Menschen ist.Alle sonstigen Vorstellungen vermengen sich mit denen über Dämonen und Geisterwesen, Kobolde und Elementarwesen, Hexen und Schwarzmagier zu abergläubischem Geschwätz, Gruselgeschichten und den sprichwörtlich namenlosen Dingen, ‘über die man nicht spricht’. “Selbstverständlich sind Ratten Tiere des Namenlosen, denn sie plündern Scheune und Speicher, um die Menschen zu verderben - und die Mäuse sind die Diener der Ratten.” Der Namenlose wird für Erklärungen oft überstrapaziert, so dass es vom Elfen über den Kindsmörder bis hin zum Dämonenpaktierer jedem geschehen kann, als Scherge des Rattenkindes bezeichnet zu werden." (Wege der Götter S. 154)

    ... Rohals Sphärenmodell

    "Die verschiedenen Kulte des Zwölfgötterglaubens beschreiben die einzelnen Aspekte der Weltbilder jeweils leicht unterschiedlich, sind sich jedoch in dem einig, was auch die meisten zwölfgöttergläubigen Aventurier annehmen. Vereinfacht ausgedrückt: Die Welt – ob Scheibe, Kugel, fülliger Frauenkörper Sumus oder Ikosaeder – ist dreigeteilt in die Gefilde der Sterblichen (Aventurien bzw. Dere), die Gefilde der Toten (Borons Reich) und die Gefilde der Götter (Alveran). Getrennt sind sie entweder rein räumlich als unterschiedliche Lande oder aber in abstrakter Weise durch das graue Nirgendmeer, in dem die verlorenen Seelen landen. Über diesem Kosmos leuchtet das Firmament der Sterne, zu seinen Füßen liegen die Niederhöllen der Dämonen und des Namenlosen. Bedeutend ist auch die wohl schon aus frühbosparanischer Zeit stammende strikte Unterscheidung zwischen dem Kosmos, der geschaffenen Welt, und dem jenseits davon liegenden Chaos der Dämonen, dem jede Ordnung fremd sein soll. Eine intellektuelle Zusammenfassung vieler Einzelsagen versuchte die Hesinde-Kirche, die auch Erkenntnisse des Elementarismus und Sieben-Sphären-Modells (siehe unten) verwendete, womit die Niederhöllen in der Darstellung nach ‘oben’ wanderten." (Wege der Zauberei S. 355)

    ... den Schöpfungsmythos (Los, Sumu, die Giganten und woher wissen die Kirchen davon)

    "»Als die Zeiten am dunkelsten waren, vernahm die Prophetin Illumnestra den Klang der Sphären, wurde erleuchtet und verkündete den Menschen Aventuriens die Kosmogonika - die Schöpfungssage der Welt Dere: LOS,der Allgott, streifte durch die Unendlichkeit, als er SUMU erblickte. SUMU, die Urriesin, war aus sich selbst entstanden und ruhte. Ihr Anblick erzürnte LOS über alle Maßen, denn neben LOS sollte in der Ewigkeit nichts sein. Also beschloss LOS, SUMU zu töten; SUMU aber setzte sich zur Wehr. Es gelang ihr, LOS zu verletzen, bevor sie stürzte. Aus LOS’ Wunden fielen zwölf Blutstropfen. Als LOS über der erschlagenen SUMU stand, bereute er plötzlich, was er getan hatte, und begann zu weinen. Da fielen tausend Tränen auf den Leib der SUMU herab. Aus den zwölf Blutstropfen entstanden die zwölf Götter, aus den tausend Tränen aber entstanden die Menschen und alle lebenden Kreaturen, während die Haare aus dem Körper SUMUs zu den Pflanzen wurden. Die tausend Tränen des Allgottes fielen natürlich nicht alle gleichzeitig sondern nacheinander. Aus den ersten Tränen wurden die Würmer, die Schnecken und die Spinnen, dann folgten die Fische und die Muscheln, dann die Eulen und die Adler, die Pferde und die Löwen und so fort. Aus den Tränen, die aus LOS’ linkem Auge fielen, entstanden männliche Wesen, und aus den Tränen des rechten Auges weibliche. Da die Tränen nicht immer im Gleichtakt fielen, gibt es einige Wesen, die nur ein Geschlecht haben, so zum Beispiel die Einhörner, die alle männlich sind. Aus LOS’ letzten beiden Tränen entstanden Mann und Frau.«

    —aus dem Brevier der Zwölfgöttlichen Unterweisung, 681 BF vom Kollegium der Zwölfgötter verfertigt, seither Schulbuch des Neuen Reiches; Kaiser-Hal-Ausgabe, 994 BF" (WdG 6)

    ... die vergangenen Zeitalter (wird viel spekuliert, wie die Welt unter Echsen und Spinnen aussah und ob die Götter dann wohl eher wie diese aussahen)

    "Immer wieder lassen sich Andeutungen finden, dass die Menschen, Elfen und Zwerge nicht die ersten (und auch nicht die letzten) kulturschaffenden Wesen sind, die Dere erobert haben. Zuweilen findet man auch Erzählungen, denen zufolge die Götter ein Volk als erstes und auserwähltes erschaffen haben - häufig verbunden mit der Moral, dass dieses Volk seinen erhabenen Status durch einen Frevel verloren hat. Die meisten derartigen Quellen sind jedoch Märchen und Fabeln, deren Inhalt vor allem moralischer Natur ist und denen die geschichtlichen Fakten und Zusammenhänge völlig abhanden gekommen sind." (WdG 10)

    ... Konflikte zwischen den Kirchen in jüngerer Geschichte (z.B. Priesterkaiser)

    Ich vermute, dass man sich darüber eher ausschweigt, es passt nicht zum Bild, das man vermitteln will:

    "Als Kirchen eines Pantheons von zwölf Göttern stehen sich die einzelnen Kulte so nahe wie Brüder und Schwestern. Versuche zur intensiven Zusammenarbeit der Kirchen, gar der Zusammenlegung aller, hat es in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben. Eine Einigkeit der zwölf Kirchen jedoch ist tatsächlich nicht mehr als ein gerne verbreiteter Mythos. Bereits wenn es um die Eingrenzung von Zuständigkeiten geht, bestehen große Differenzen - ganz zu schweigen von den Methoden der Problembewältigung. Das Verhältnis zwischen den einzelnen Kirchen des Pantheons mag zwar manchmal sehr angespannt sein, äußeren Feinden und Gegnern des Pantheons (wie Kultisten des Namenlosen, Paktierern, aber auch Rastullah-Gläubigen) treten die Kirchen jedoch geschlossen entgegen." (WdG 32)

    ... die verschiedenen Erzdämonen und ihre Domänen (Bestrafungsprinzip oder eher Geheimhaltung wegen der realen Gefahr von Paktierertum)

    Ist in Aventurien in meinen Augen absolutes Spezialwissen:

    "Zwar hat die breite Masse der Bevölkerung nicht den Schimmer einer Ahnung von den Jenseitssphären, aber mehrere Jahrhunderte Zwölfgötterglauben haben dazu geführt, dass man sich nirgendwo im Mittelreich, Horasreich, Bornland, Andergast oder Nostria als praktizierender Beschwörer zu erkennen geben sollte, will man nicht mindestens soziale Ächtung riskieren. Daher ist auch allein der Vorwurf, sich mit siebtsphärigen Mächten zu befassen, ausreichend, um die Reputation gehörig zu schädigen – und daher ein mächtiges Werkzeug der Intrige. (Es sei noch angemerkt, dass in den genannten Landen kein großer Unterschied zwischen dem Beschwören von Dämonen und Elementaren gemacht wird – es gibt schließlich keine ehrenvolle Tradition mittelländischer Dschinnenmeister.)" (WdZ 406)

    2 Mal editiert, zuletzt von Gast (14. September 2021 um 10:37)

  • Über all diese Punkte wird vielleicht hinter verschlossenen Türen unter Hochgeweihten debattiert, kein gewöhnlicher Geweihter wird diese Sachen von seiner Kanzel herunter predigen. Viel mehr werden sie Alltagsdinge in Verbindung mit den Gesetzen der 12G bringen um ihre Schäfchen dadurch zu leiten.

    Praios, Boron und Rondra? Ich würde eher Peraine, Efferd und Travia sagen.

    oh der Windweber war schneller und ausführlicher...

  • Hallo!

    Die Regeln ändern sich mit den Editionen, aber meines Erachtens bleibt [ist es eher ein "sollte gleich bleiben" oder eine Tatsache?] der Fluff gleich.

    Warum? Die Regeln dienen zum Bewegen in der Spielwelt. Nicht zum ändern des Fluffes. Natürlich gibt es immer "Anpassungen" / "Retocons" und / "Verbesserungen".

    Nun zu den einzelnen Fragen, mein Wissen und meine Gedanken.

    Deine FRage ist: "Was wird gepredigt" nicht "Was wissen wenige Gelehrte". Daher antworte ich mal, wa sirgend ein Priester dem allgemeinen Volke (auf einem Dorf) kundtut.

    ... den Schöpfungsmythos (Los, Sumu, die Giganten und woher wissen die Kirchen davon)

    Da im Brevier der Zwölfgötter schon der Schöpfungsmythos LOS/ SUMU bereichtet wird, denke ich, das wird auch so gepredigt. In der Sonntagsschule lernt man das eventuell auch.

    Grumbrak fragt: Woher wissen die Geweihten davon? Wie kann jemand ein Buch über den Anbeginn der Zeit schreiben? Hatte er eine Vision? Wenn ja: War die korrekt? Hat er nur Bruchstücke gesehen, oder nur das, was eine andere Entität ihn wissen lassen wollte?

    ... damit einhergehend die zwei Urkräfte

    Die werden vermutlich nicht gepredigt, obwohl sie einigen Eingeweihten bekannt sein dürfte.

    ... das Gesetz von Kha

    Ist eher eine "Erklärungsmetapher" für die Möglichkeiten der Götter. Ich bin nicht sicher, ob das in einer PRedigt relevant ist. Ob der Bauer wissen will/ muss, ob und wie die Götter limitiert sind.

    Bzw. ob das wirklich "bekannt" ist.

    Wichtig ist doch: "Peraine segne unsere Mahlzeit die wir auf dem Felde in deinem Namen angebaut haben. PEraine mit uns. Guten Appetit!".

    ... Rohals Sphärenmodell

    Das ist für Predigten unerheblich. Es ist in etwa so weit verbreitet, wie 1700 Galileos Weltbild. Einige Experten werden das Sphärenmodell kennen und es veranschaulicht das unverständliche und zeitlich Variable darzustellen.

    Zumal das Modell sehr gut ist aber auch in manchen Belangen sehr ungenau.

    ... die vergangenen Zeitalter

    Meiner Meinung nach wird das nicht gepredigt. Wenig ist darüber bekannt. Allein das Zeitalter der Feliden wird vermutlich als Zitat mal vorkommen:

    "[...]Am Ende des Zeitalters [...]

    Und Praios strafte die Frevler und sie wurden zu Irrhalken.

    Und Praios urteilte über die Zweifler und sie wurden zu Sphingen.

    Die Gläubigen aber belohnte Praios und sie wurden zu Greifen."

    ****

    Das wird bestimmt ab und an so erzählt, wirft aber mehrere Fragen auf die sehr kritisch sind:

    Praios schuf die Irrhalken??? Tatsächlich? Oder kamen sie einfahc aufgrund ihrer verderbten Seele in die Niederhöllen?

    Wird hier Praios etwas zugestanden, um ihn mächtiger dastehen zu lassen? ODer wird er damit nicht sogar zum Schöpfer seiner Feinde?

    Wissen die PRediger, dass es Felide Rassen waren? Oder glauben sie (irrtümlich) es waren Menschen/ Menschenähnliche?

    Viel ist nicht mehr bekannt. Sonst wüssten wir auch viel über Insektoide und viel über Echsen. Aber das Wissen ging verlohren und alte Ruinen im Dschungel und unter der Khom wecken heute das Interesse von Forschern und Glücksrittern.


    ... Konflikte zwischen den Kirchen in jüngerer Geschichte

    Das ist bekannt, aber welche Kirche hätte Interesse daran, die Konflikte im Volk breitzutreten?

    Aktuell wird von der Kanzel im Borontempel sicher die jeweils andere Kirche diffamiert. Aber im Rückblick macht es wenig Sinn über die Priesterkaiser und das Erntefestmasssaker zu predigen.

    Zwishcen den Krichen ist es Geschichtsinteressierten sicher bekannt und manche Wunde schwärt noch im Verborgenen. Aber offene Vorwürfe wie: "Die Rondrakirche schützt keine PRaisotemple, weil damals..." nein die wird es nicht geben. Zumal ie Ronrdakirche alle Kirchen der 12 Götter schütztz (Aufgabe) und zum anderen, wiel die Kirchen auch eigene Soldaten unterhalten (Sonnenlegion, ...).

    ... den Namenlosen

    Er ist als Widersacher bekannt aber wird er oft gepredigt (Als abschreckendes Beispiel?). Ich bin nicht sicher, orientieren wir uns an der christlihen Kirche: Wird oft vom Teufel gesprochen? Von Versuchung und Sünde? Müssten dann nicht Diskotheken von der Kirche als Sündenpfuhl angeprangert und verboten werden? Alkohol prinzipiell als "Enthemmend" und daher: "zur Sünde verführend" ?

    Ruft man Dämonen oder zumindest das Unglück nicht herbei wenn man sie mit namen nennt?

    Ich vermute, das Thema NL wird nur angesprochen, wenn es in der Gemeinde Vorfälle gibt.

    Zwischend en Kollegen (Geweihten ist es sciher mal Thema, um auf dem laufenden zu bleiben: Was plant der Feind?) aber nicht auf der Kanzel.

    ... die verschiedenen Erzdämonen und ihre Domänen

    Siehe beim NL. Erzählt man zuviel, führt man die Menschen in Versuchung!

    Ihre Namen nennt man nicht, aber man wettert sicher gegen sie.

    Auch die Abgenzung: z.B: Lust und beiderseitige Freude gegen einseitige Freude, Folter und Zwang.

    oder Gerechtigkeit und Rache!


    ... die charakterliche Natur der Götter

    Was genau meinst du damit?

    Vielleicht könnt ihr aber ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

    Ich bevorzuge eher Zwielicht ins Licht zu bringen.

    Vieles ist bekannt, aber die Aventurier wissen nicht, ob es wahr ist, LEgende oder Setzung durch das Regelwerk...

    Für sie gibt es nur folgende Quellen:

    Bücher - stimmen die? Wie kam der Autor zu der Erkenntnis?

    Reden - was der Geweihte sagte und was man sich merkte

    Sagen/Legenden - was erzählte die Uroma über Ilkhold Zottelhaar?

    War Ilkhold ein Mensch? Sicher er hat ja die Schöne aus den Niederhöllen (wer mag da ahnen, dass es ein Troll war?).

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Das Brevier ist nur ein mittelreichisches Schulbuch. Der Titel allein verrät ja schon, dass es ein stark gekürzter Auszug aus dem Kanon ist. Für den mittelreichischen Durchschnittsbürger ist das aber eine gute Orientierung. Abseits des Mittelreichs mag man jedoch andere Aspekte stärker bewerten.

    Die Kirchen und damit die tatsächlich theologisch ausgebildeten Geweihten sollten sich weit mehr an den Annalen des Götteralters orientieren, dem einzigen heiligen Buch, das für den ganzen Zwölfgötterglauben Bedeutung hat und dessen Autoren allesamt göttlich inspiriert waren, als sie hineingeschreiben haben.

    Bezüglich der Details denke ich :

    ... den Schöpfungsmythos (Los, Sumu, die Giganten und woher wissen die Kirchen davon) -> Extrem detailliert beschrieben in den Annalen und in dieser Form bekannt

    ... damit einhergehend die zwei Urkräfte -> weniger bekannt. Das war großes Thema der Rohalszeit. Dürfte eher was für Gelehrte sein, wenn es um Details geht.

    ... das Gesetz von Kha -> Im Prinzip Kanon, mangels praktischer Bedeutung vermutlich den meisten nicht gegenwärtig

    ... Rohals Sphärenmodell -> Im Detail eher Gelehrtensache. Dass aber Dere die dritte, das Totenreich die vierte, Alveran die fünfte und die Niederhölle die siebte ist, kommt so oft in allen möglichen Zuschreibungen vor, dass auch der Normalbürger davon gehört haben kann.

    ... die vergangenen Zeitalter (wird viel spekuliert, wie die Welt unter Echsen und Spinnen aussah und ob die Götter dann wohl eher wie diese aussahen) -> Der zwölfgöttliche Kanon enthält eine Reihe von Geschichten aus vergangenen Zeitaltern. Die sid idR aber weder besonders wahrheitsgetreu noch decken sie auch nur ansatzweise den Großteil des Zeitraums ab. Von Einzelereignissen abgesehen ist die ferne Vergangenheit was für Historiker, nicht für Geweihte. Der Zwölfgöttliche Kanon weiß von keinem Götterwechsel seit den Gigantenkriegen. Soweit es die Kirchen betrifft, regieren die 12 (mit etwas namenloser Intervention) seit damals ununterbrochen.

    ... Konflikte zwischen den Kirchen in jüngerer Geschichte (z.B. Priesterkaiser) -> kommt drauf an, wen man fragt. Da gibt es keine einheitliche Sichtweise.

    ... den Namenlosen (angeblich kennt den nicht jeder, sehr wohl aber die namenlosen Tage) -> Natürlich ist der bekannt. Der ist der große Böse des Glaubens. Wofür er steht und wie seine Anhänger agieren und was sie lehren ist jedoch kein Allgemeinwissen.

    ... die verschiedenen Erzdämonen und ihre Domänen (Bestrafungsprinzip oder eher Geheimhaltung wegen der realen Gefahr von Paktierertum) -> regional sehr verschieden. Vor Borbarads Rückkehr eher obskur, danach dürften zumindest jene, zu denen es Splitter gab, vielen Leuten ein Begriff sein.

    ... die charakterliche Natur der Götter -> Dazu gibt es viele, viele Geschichten. Der Durchschnittsbürger dürfte eine Vorstellung davon haben. Wie korrekt de wirklich ist, sei dahingestellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Satinavian (14. September 2021 um 10:42)

  • Dies wird mein Leitfaden und meine Spielhilfe sein, wenn ich mal einen Bauern, Buerger, Gelehrten oder Priester darstellen möchte.

    Vielen Dank fuer all Eure Antworten, Gedanken und die Muehe des Heraussuchens der Zitate!

    Was genau meinst du damit?

    Ich meinte damit, ob die Gläubigen nicht am guten Charakter der Götter zweifeln - manche scheinen es zumindest zu tun, da sie sich sonst nicht dem 13. zuwenden wuerden. Ebenso den Aspekt der Eifersucht bzw. Einvernahme anderer Gottheiten spielt da wohl eher eine theologische Rolle, als dass sie den Alrik Mustermann beschäftigen wuerde.

    Doch die Frage ist nicht mehr relevant, da so etwas dem Normalgläubigen, der sein Brot auf dem Feld oder in der Handwerksstube verdienen muss, nicht in den Sinn kommen wuerde.

  • Vielleicht ganz interessant sind die Bilder der verschiedenen Kulte in den Augen der breiten zwölfgöttergläubigen Bevölkerung:

    "Praios erhebt sich als Götterfürst unter den Göttern, wie die Herrschenden sich unter den Menschen erheben. Der einfache Handwerker oder die schlichte Bäuerin bringt seinen Priestern Ehrfurcht entgegen. Sie gelten in der Bevölkerung als streng, humorlos, hochmütig und unerbitdich. Und so kommt es, das die Priester vorsichtig und ohne überschwängliche Sympathie behandelt werden, aber doch tief verwurzelten Respekt genießen, wo sie ihre Vorbildfunktion erfüllen und jede Arroganz ablegen. Man kennt durchaus auch heitere Sonnenfeste und einen offeneren Umgang mit dem Leben spendenden Licht und der Suche nach Gerechtigkeit, insbesondere dort, wo die Geweihtenschaft sich den Menschen zuwendet und deren Probleme löst." (WdG 35)

    Ucari: "Der kühne Falke ist der treue Diener der Götter und seine Diener bringen ihre Botschaft." (WdG 43)

    "Nur wenige Bauern oder Bürger können den Ehrenkodex der Rondra-Kirche nachvollziehen. Zwar schätzen sie den Schutz der Kirche, gleichzeitig fürchten sie die Geweihten aber auch wegen der ihnen nachgesagten aufbrausenden Ungeduld und Strenge. Im waffenführenden Adel ist der Glaube an Rondra ähnlich verbreitet wie der an Praios, in einigen Regionen sogar bedeutungsvoller." (WdG 46)

    "Der Kor-Kult wirkt auf die breite Masse des Volkes (hauptsächlich im Norden) abstoßend und ist auch für den Sinn suchenden Kämpfer nicht anziehend. Lediglich für die Starken, Siegeswilligen hat er etwas zu bieten und pflegt deren Egoismus." (WdG 54)

    "Efferd gilt als strenger Gott, der sich als Herr über Wind und Wasser nimmt, was er begehrt." (WdG 58)

    "in Thorwal: Swafnir als ‘großer Bruder’, auf den man sich verlassen kann und dessen stillen Ernst und Mut man bewundert; in Rest-Aventurien: unter zwölfgöttergläubigen Anhängern der ungestüme Sohn Rondras und Efferds." (WdG 63)

    "Bei der städtischen Bevölkerung in Nord- und Mittelaventurien ist Travia sehr beliebt, denn in ihren Tempeln findet jeder in der Not Zuspruch, ein warmes Plätzchen und einen Teller Suppe. Vor allem im Norden schätzt man zudem, dass Travia Sippe und Freundschaft, ohne die man in der rauen, unwirtlichen Natur kaum überleben kann, schützt und heilig hält. Das städtische Bürgertum achtet die Geweihten wegen ihres strikten Eintretens für Werte, wie sie auch die Zünfte vertreten, außerdem, weil viele Bürger als Wandergesellen oder Handelsreisende selbst oft auf Gastfreundschaft angewiesen waren. Dass sich viele Wirte Travia als Schutzpatronin ausgesucht haben, mag nicht weiter verwundern. Der Adel begrüßt es, dass die Travia-Kirche die Armen ruhig hält und nicht aufwiegelt. Weniger Anklang finden Aufrufe zu Milde und Abkehr vom Prunk sowie das Tempelasyl. In Horasreich, Südaventurien und besonders bei den Tulamiden ist die Kirche wenig angesehen, vor allem wegen ihres Eintretens für Einehe und eheliche Treue." (WdG 67)

    Punier Ritus: "Den Boron-Geweihten wird furchtsamer Respekt entgegengebracht; niemand will den Totengott gegen sich aufbringen." (WdG 74)

    Alanfaner Ritus: "Südaventurien: sehr großes Ansehen; Mittel- und Nordaventurien: Al’Anfaner Boron-Geweihten ist die Ausübung ihres Kultes als Ketzerei verboten, und die Herrschenden sind sehr misstrauisch. Die einfache Bevölkerung kennt kaum den Unterschied zwischen alanfanischer und Puniner Kirche." (WdG 80)

    Hesinde: "große Bedeutung bei Zauberern, Gelehrten, Handwerkern und Künstlern, aber auch Anerkennung bei städtischem Volk (durch die Hesinde-Schulen). Auf dem Land nicht selten mit Skepsis betrachtet: “Die Kinder sollen auf dem Feld arbeiten, die Hesinde-Schule setzt ihnen nur Flausen in den Kopf!”" (WdG 84)

    "Für all jene, die ohnehin ihre Dukaten mit Köpfchen verdienen, ist Nandus eine bedenkenswerte Alternative. Denn auf den ersten Blick klingt seine Lehre nach: “Wer sich nur ein wenig anstrengt, kann schlau und reich werden - und Reichtum ist Ausdruck von Weisheit.” Außerdem ist die Nandus Geweihtenschaft organisiert wie eine echte Geheimloge, was ebenfalls einen großen Reiz ausmacht. Für die Wahrer kirchlicher und weltlicher Autorität ist der Kult jedoch kurz davor, eine Gefahr darzustellen. (WdG 92)

    "Die Firun-Diener gelten als schweigsam und mürrisch, aber auch als Helfer in unverschuldeter Not." (WdG 96)

    "Die Geweihten der Ifirn gelten als ruhig, aber fröhlich und hilfsbereit." (WdG 100)

    "Wechselhaft wie der Glaube selbst ist auch das Bild der Geweihten in der Bevölkerung- von den eifrigen, hoch geachteten Hebammen bis hin zu gefährlicher Freidenkerei und Demokratie. Die Geweihten der Tsa lieben Kinder und spielen oft mit ihnen. Manch junge Eltern geben ihr Kind regelmäßig stundenweise in Tsa-Tempel zum Spielen und Lernen." (WdG 103)

    "Vielen gilt Phex als Glücksgott, durch seine Schirmherrschaft des Handels ist er weit verbreitet. Die diebischen Jünger Phexens werden jedoch weder vom Volk noch von den Herrschenden toleriert." (WdG 109)

    "Die ansässige Bevölkerung hat wenig Verständnis für die unsteten Aves-Priester, ist sie doch entweder unfrei oder durch Handwerk oder andere Pflichten an einen Ort gebunden. Besonders der Adel beäugt die Aves-Jünger misstrauisch, da diese bisweilen die Leibeigenen zur Flucht ermuntern." (WdG 116)

    "Peraine steht hoch in der Gunst der Bevölkerung ländlicher Gegenden, verkörpern ihre Ideale doch für die Menschen eine sichere Zukunft." (WdG 120)

    "Der Handwerkskunst der Geweihten wird Respekt und Anerkennung entgegengebracht" (WdG 125)

    Angrosch: "Bei den Zwergenvölkern:Angrosch ist der allgegenwärtige Vater; andere: siehe Ingerimm." (WdG 132)

    "Der offene und unbeschwerte Umgang mit Rauschzuständen und ausgelebter Sexualität ist vielen hart arbeitenden Menschen (gerade dort, wo Praios, Peraine, Ingerimm und vor allem Travia stark verehrt werden) oft unverständlich, müssen sie sich doch mühen, ein wenig Freizeit für solche Tätigkeiten aus ihrem geregelten Tagesablauf ‘abzuzwacken’. Die Stadtbevölkerung ist in ihrem Umgang mit den Rahja-Geweihten schon weitaus offener, wenn auch hier bisweilen solche Missverständnisse Vorkommen, wie den Tempel für ein ‘Edelbordell’ oder eine ‘Rauschkrauthöhle’ zu halten. Wer jedoch einmal den Schritt über die Schwelle gewagt und die götdiche Ekstase erfahren hat, den lässt Rahja nie wieder los." (WdG 136)

    "Der Namenlose ist ‘das Böse an sich’ und man spricht nicht über ihn." (WdG 153)

    "Mokoscha ist wenig bekannt, allein in Thalusien wird eine ähnliche Gottheit namens Mha’Qasha breiter verehrt. Im Norden stoßen die Norbarden auf erhebliche Ablehnung, bisweilen sogar Feindseligkeit - nicht allein wegen der Fremdartigkeit des Glaubens, sondern auch wegen ihrer fast schon unheimlichen Geschäftstüchtigkeit und besonders der Magie ihrer Ahnen." (WdG 211)

    "Die Anhänger Rastullahs gelten als kriegerisch und brutal - die, die kleine Kinder entführen und Tempel anzünden. Nur wer sie näher kennt, versteht ihren differenzierten Verhaltenskodex ansatzweise." (WdG 216)

  • ich merke immer wieder, dass DSA5 bewusst Lücken im Weltbild gelassen hat, um ein mehr Freiraum zu schaffen. Meist sind diese Lücken willkommen, manchmal halten sie einen aber auch auf und dort muss man dann als SL handwedeln. Aber ab und an lese ich über verschiedene Wissensschnipsel, vermutlich aus DSA4-Zeiten, die da sagen "das ist allgemeiner 12-göttlicher Kanon" oder "das ist nicht der breiten Masse bekannt".

    Das DSA 5 Regelwerk bildet das Wissen deutlich besser als frühere Regelwerke ab.

    Zum einen ist nicht alles Wissen enthalten "Was ist zu Beginn kein Anwendungsgebiet?

    Eine wichtigste Besonderheit des Talents [Anmerkung: Götter Kulte] ist, dass geheime und unbekannte Kulte als Berufsgeheimnisse zählen und sie somit nicht sofort als Anwendungsgebiet offen stehen." (AK S. 62)

    Zum anderen ist die QS der entscheidende Indikator für die Qualität des Wissens. Selbst wenn Bauer Alrik oder Bürger Balrik schon mal etwas "vom Gesetz Khas" gehört hat (deutlich erschwerte Probe geschafft, sofern überhaupt zulässig [s.o.]) , ist das nicht viel -> niedriger FW = niedrige erzielbare QS.

    Bauer: "Kha?" "Ich erinnere mich daran, dass unser Priester Peraindan den Namen mal erwähnt hat, als er aus dem Brevier vorgelesen hat. Leider kann ich nicht Lesen und erinnere mich auch nicht an mehr aus der Predigt. (QS1)" *aber ein guter Ansatzpunkt, wenn ein Held mehr erfahren möchte* (erfolgreiche Probe, die wirklich ein Erfolg ist)

    Spielwelt und Regelwerk gehen ausnahmsweise mal gut Hand in Hand.

    Die meisten Aventurier wissen so gut wie nichts über die genannten Punkte (wenn kennen sie nur kleine Schnipsel). Mit steigenden Werten kommt viel Halbwissen dazu und in allen Talentbereichen klaffen Lücken und Falschwissen. Selbst das beste Wissen muss noch lange nicht der Realität entsprechen.

    @ Liste

    Die neuen Regionalbeschreibungen geben einen guten Einblick in die Glaubenswelt der Region und oft gibt es erhebliche Abweichungen in den Details. So ruft man in Nostergast auch mal Erzdämonen an (ohne wirkliches Verständnis für die Hintergründe - sind eben "Überdersiche wie Feen, Götter usw. auch..."), während man in den schwarzen Landen ein deutlich überdurchschnittliches Wissen um die Erzdämonen hat (wobei sie in der Regel die 12 ersetzen). In anderen Regionen kennt man hingegen wohl oft nicht mal einen Rufnamen...

    Es kommt darauf an, auf welcher Ebene man spielt:

    Auf allgemeiner Ebene "universal" : so gut wie nichts

    Auf verfeinerter Ebene (regionale Unterschiede): durchaus [dafür Lücken in anderen Bereichen z.B. 12 Götter Pantheon als "einzige Wahrheit" striktes Konstrukt in Nostergast)

    Im Zweifelsfall ist eine Probe das beste Mittel um in einem konkreten Fall den "Ist" Zustand zu ermitteln. Allgemein ist der Wissensstand nämlich dürftig.

  • Die Lehren der Zwölf werden selbst im MR nicht überall gleich vermittelt; berühmt ist das nordmärkische Brevier mit Betonung auf Praios für das einfachr Volk.

    Was wir Erdlinge allwissend sind, das wissen nur wenige Hochgeweihte.

    Eines sollten wir nie vergessen, was in sämtlichen Werken über Götter und Geweihten steht, ist die theoretische Idealvorstellung davon, aber Geweihte sind auch Menschen - und gerade tieffromme Sterbliche neigen oft leider dazu die "geträumten Worte" einer Gottheit nach ihrer Wetlvorstellung zu interpretieren. Ansonsten müßte Aventurien beinahe paradisisch sein.

    Dann kommt noch etwas; die Aventurier "lerneen" dsas es die wahren Zwölf und ihre bösen Gegenstücke -Erzdämonen- gibt, ebenso der Namenlose.

    Das ist aber falsch, mögen die Zwölf gut sein, os ist der NL "böse", die Erzdämonen aber chaotisch - wir wissen das, die Aventurier nicht. ;)

    (Warum muß ich gerade an die Erklärung Metadons in DOGMA denken? 8o )

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

    Einmal editiert, zuletzt von zakkarus (14. September 2021 um 17:00)