Ehrenhafte Zauberei im Kampf?

  • Hallo zusammen.

    Ich habe einige Fragen zum Thema Ehrenhafter Kampf und unterstützende Zauberei.

    Da es mir eher um die Zauber als um die Taktik geht habe ich das Thema einmal hier eröffnet.

    Folgende Situation:

    In unserer Gruppe gibt es einen Ritter und eine Schwertgesellin, welche beide die Prinzipientreue 2: 'Ehrenhafter Kampf und Schutz der Schwachen' haben.

    Ist in dem Fall unterstützende Zauberei wie der Sensattacco im Kampf erlaubt oder nicht?

    Oder welche Zauberei würdet ihr da zulassen, was ist Grauzone und was ein No-Go?

    Wie erklärt man innerspielerisch die Auswirkungen eines Sensattaccos?

    Mit einer Vorahnung der offenen Angriffsfläche eines Gegners?


    Prinzipiell bin ich der Meinung dass unterstützende Zauberei grade im Kampf gegen übernatürliche Gegner kein Problem darstellen sollte.

    Hierbei geht es aber hauptsächlich um Buffs der Kämpfer.

    Was meint ihr dazu?

  • Ehrenhaft ist es nur, wenn beide Kontrahenten gleichwertige Waffen führen und über dieselben Möglichkeiten verfügen.

    Gegenfrage: Ist ein Kampf ehrenhaft, wenn der Gegner kurz vorm Kampf mit einem Schwächungszauber belegt wird? Nein. Warum soltle es Ehrenhaft sein, wenn der SG oder der Ritter mit einem Stärkungszauber belegt wird?

    Ergo: Stärkungszauber würde ich nur gegen Monster (Oger) und wie du schon sagtest: übernatürliche Gegner zulassen. Aber mit diesen will ich mich als Held auch nicht duellieren.

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Magische Stärkung oder Aufpeitschung bei Turnieren stellen ein Verbrechen dar. Was im Kampf als ehrenhaft gilt, bestimmt in großen Teilen Aventuriens die Rondra-Kirche. Da haben die Strömungen aber durchaus verschiedene Ansichten:

    "Für die so genannten Honoren gelten Strategien und -taktiken als unehrenhaft, Ruhm lässt sich nurmit dem Schwert in der Hand auf dem Feld oder im Duell erlangen. Nach Ansicht vieler Honoren ist Ehre eine Eigenschaft, die einem Menschen in die Wiege gelegt ist - oder eben nicht. Magier werden generell als ehrlos angesehen.

    Die konservativen Traditionalisten erkennen wohl an, dass ein Taktieren im Krieg vonnöten sein kann, beschränken sich hierbei jedoch auf rondrianisch akzeptable Manöver. Fernwaffen werden sehr skeptisch gesehen (die überwiegend traditionalistischen Amazonen haben hier eine differierende Auffassung). Auch nicht-adlige oder zum kämpfen ausgebildete Menschen können sich durch Mut auszeichnen. Doch auf dem Feld der Ehre haben sie, genauso wie Magier, nichts zu suchen.

    Die Salutaristen dagegen erkennen zum Beispiel auch den taktischen Rückzug in der Schlacht als nicht ehrbeschneidend an, sehen den Bogen als ehrenhafte Waffe (nicht aber die Armbrust), solange er nicht aus dem Hinterhalt verwendet wird und gestehen es jedem Einzelnen zu, sich vor Rondra zu beweisen und Ehre zu erringen. Nicht die natürliche Begabung eines Wesens definiert hier Ehrenhaftigkeit, sondern das bewusste Handeln. Insofern kann auch ein Zauberer mit seinen Mitteln Rondra dienen." (Wege der Götter S. 48; DSA4.1)

    In den Tulamidenlanden hingegen gibt es regelrechte Magierduelle - hier ist die Religion eben deutlich unterschiedlich von Mittel- und Nordaventurien. Auch im tiefen Süden, wo oft Kor statt Rondra den Kampf beherrscht, hat man teils wesentlich andere Ansichten. Klingentänzer S. 58 beschreibt die "Ehrenhaftigkeit" der Krieger aus Mengbilla, die Waffengifte und Kriegslisten nicht ausschließt. Laut Wege der Götter S. 152 gilt Farmelor als Patron der Kampfmagie - ein Aspekt, den er auch an seinen Sohn Kor übertrug. Wo dieser Drachenkult praktiziert wird, ist man vermutlich offener.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (16. August 2021 um 10:57)

  • 'Ehrenhafter Kampf und Schutz der Schwachen'

    Hier stellt sich auf jeden Fall die Frage welches der beiden Prinzipien höher gewichtet wird.

    Man kann sich durchaus auf den Standpunkt stellen, dass zum Schutz der Schwachen so einiges gerechtfertigt ist, wenn mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, dass ein ehrenhafter Kampf zur Niederlage führen würde.

    Als SL würde ich die genau Auslegung auf jeden Fall den Spielern überlassen.

    Eine andere Frage ist auch wie mit unehrenhaften Gegner umgegangen wird. Der ehrenhafte Kamp macht (und jetzt wird es subjektiv) eigentlich nur dann Sinn, wenn der Kontrahent ebenfalls dazu bereit ist. Also z.B. bei Ehrenduellen, Wettstreiten und dergleichen. Kontrahenten, die sich nicht daran halten werden nicht ehrenhaft bekämpft, sondern bestraft.

  • Grundsätzlich finde ich es am wichtigsten, dass die Spieler und ihre Helden sich da tatsächlich Gedanken drüber machen. Wenn sie wissen, was die persönlichen Motive ihrer Helden sind, warum sie diese Zauberei annehmen und jene Zauberei ablehnen, dann ist der wichtigste Part schonmal sortiert.

    Ich habe da mit meinem SG versucht, möglichst pragmatisch zu sein.

    • Wenn es in einen Kampf geht, in dem es nicht darum geht, sein Gegenüber zu töten, dann sind Magie und Alchimie generell vom Tisch.
    • Wenn es in ein Duell geht, dann ist das auch offensichtlich etwas, was er alleine packen muss.
      • Da gibt es noch eine kleine Anekdote, dass der Magier der Truppe es mal für eine gute Idee gehalten und versucht hat, dem SG vor einem Duell mit einem sehr respektierten Duellanten einen ATTRIBUTO auf KK unterzuschummeln. Der SG hat das gemerkt, sich kurz bedankt und dem Magier mit der neu gefundenen Stärke direkt eine verabreicht, dass es ihm die Lichter ausgepustet hat ("Wir müssen mit unsrem Duell noch ein wenig warten, mein Freund ist ein Vollidiot!").
    • Wenn es aber der klassische Kampf eines Heldenalltags ist (Monster, Magier, Dämonen, eine Überzahl böser Unterlinge) und die Gruppe gemeinsam ums Überleben kämpfen muss, dann nimmt er die ausgestreckte Hand seiner Gefährten auch entgegen. Und ja, ganz explizit auch dann, wenn es gegen eine Überzahl von Menschen mit fragwürdigen Motiven geht.

    Aber das ist so meine Gangart, bei der nicht zu sehr darauf geachtet wird, was die Rondra-Kirche eigentlich Wort für Wort predigt. Ich denke, man kann "Ehrenhaftigkeit" in einem Helden besser darstellen als durch das sture Befolgen eines Regelsatzes, der nicht einmal einheitlich ist ...

  • Ergänzend noch (zu bislang genannten Punkten der durchaus unterschiedlich harten Auslegungen, regionalen Ausprägungen, der Situation und der Gegner): Die persönliche Auslegung oder auch andere Nachteile könnten noch mit hinnein spielen. Wer besonders stolz ist (böse Zungen mögen das als Arroganz bezeichnen^^) mag womöglich besonders möglichst nicht oder erst in noch mal ganz besonderen Härtefällen so etwas annehmen.

    Oder wer Angst oder sonstige Abneigung gegen Magie hat wird auch nicht wollen.

    Da gibt es halt in der Tat einige Bandbreite und Modifikatoren.

  • Na ja, hier kann man sich die Hintergrundwerke über die RONdra-Kirche anschauen.

    Da gibt es verschiedene Strömungen, welche "Magie im Kampf" sehr unterschiedlich betrachten.

    Das reicht von "Jede Form von Taktik ist unehrenhaft!" über "Magie im Kampf ist generell unehrenhaft" bis hin zu "Magie, Strategie und Taktik sind erlaubt!"

    Hier kann man keine allgemeine Regel aufstellen, die Frage wie weit Magie als ehrenhaft oder unehrenhaft verstanden wird hängt einfach von zu vielen Faktoren, wie der Kultur, der örtlichen Strömung der RONdra-Kirche etc. ab.

    Hier sollten sich die Spieler ein wenig über die Kultur ihrer Charaktere und die RONdra-Kirche ihrer Region informieren.

    Allgemein kann man das halten wie man mag, von "Magie ist generell unehrenhaft", über "Wenn der Gegner es erfordert ist Magie in Ordnung!" bis hin zu "Magie ist generell erlaubt, jede Seite eines Kampfes sollte ihre Fähigkeiten voll einbringen!"

    Mit einer klaren Antwort kann ich dir hier also nicht dienen.

    'Nomis' schrieb am 17 Juli 2012 - 11:26:

    Anbei erwähnt, ist gesunder Menschenverstand, anders als viele annehmen, sehr variabel in seiner Ausprägung und keinesfalls eine feste Größe in Art, Umfang oder Funktion.