Fantasy-und Mittelalterklischees, die man echt nicht mehr sehen kann.

  • Da fehlt was ganz wichtiges (woran sich StarWars bei dne Soldaten nicht hält) - der Feind trägt Schwarz (ja, Lord Helmchen, auch du bist gemeint ^^ ).

    Zu viel Licht? - niemand will ein dunkles Kino (außer zum Kuscheln).

    Eher wäre dier Frage wieso die Helden immer wissen was sie brauchen: Fackeln und Anzünder, Seil, Hammer u.a., ich hab nur einen Schirm im Rucksack.

    Und was sich mit einem Dolch oder Schwert alles machen läßt.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Aber, aber, aber ich möchte eine Sache noch en Detail erwähnen, die mir am Herzen liegt: mein Lieblingsbeispiel ist aus der Witcher-Serie von Netflix (erste oder zweite Folge), Geralts Duell mit Renfri.

    Da müsste man mal jemanden fragen, der die entsprechende Kurzgeschichte gelesen hat. Ist das im dort auch so?

    Nein, ist es nicht. Im Buch kämpft Renfri mit Schwert und ihrem Rock (Fedorino wäre stolz). Aber in den Büchern spielt Geralt auch auf New Game+ und Schwierigkeit "Nur die Geschichte":/. Da ist der Kampf ziemlich einseitig.

    Nicht alles, was uns unlogisch vorkommt und von dem wir meinen, Hollywood hätte sich das ausgedacht, ist auch wirklich unlogisch und in Hollywood erdacht. Nicht selten ist die Realität unrealistischer als ein Hollywood-Blockbuster. (Leider kommen dann oft irgendwelche Leute, die meinen, dass es nicht sein kann, weil es ihrer Meinung nach unrealistisch sei.)

    Dein Beitrag kommt gerade ziemlich herablassend rüber?(.

    Ich habe nie behauptet, dass ich eine Liste zusammengestellt habe von "Zeug, das im echten Mittelalter definitiv niemals passiert ist". Sondern von Zeug, das in Filmen und Büchern (eher Filmen) als Alltag dargestellt wird, was mir persönlich auf die Nerven geht.

    Und das hat meist mehr damit zu tun, dass Hollywood wieder zu viel wert darauf gelegt hat, so dramatisch wie möglich zu sein, als dass es niemals irgendwie irgendwo passiert sein kann.

    Ich sage ja auch nicht, dass "Sie starren sich sieben Sekunden lang in die Augen und verlieben sich" ein Klischee ist, weil das niemals so irgendwo passieren könnte, sondern weil das Hollywoods wenig interessante Vorlage für "So sieht das aus, wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben" ist.

  • Dein Beitrag kommt gerade ziemlich herablassend rüber ?( .

    Das war nicht meine Absicht.

    Ich habe nie behauptet, dass ich eine Liste zusammengestellt habe von "Zeug, das im echten Mittelalter definitiv niemals passiert ist". Sondern von Zeug, das in Filmen und Büchern (eher Filmen) als Alltag dargestellt wird, was mir persönlich auf die Nerven geht.

    Das konnte ich Deiner Aufstellung leider so nicht entnehmen.

    Und das hat meist mehr damit zu tun, dass Hollywood wieder zu viel wert darauf gelegt hat, so dramatisch wie möglich zu sein, als dass es niemals irgendwie irgendwo passiert sein kann.

    Das regt mich auch oft auf. Besonders schlimm ist es bei Buchverfilmungen. Die Schlachten in der Herr der Ringe-Verfilmung ist da besonders schlimm. Auch solche überlagen Kämpfe, die der Protagonist erst in der letzten Sekunde gewinnt, nachdem er schon etliche Treffer hat einstecken müssen, stören mich oft, besonders dann, wenn er vorher als überlegender Kämpfer dargestellt wird.

    Das Thema ist ja eigentlich Klischees in der Literatur, nicht im Film.

    Und hier stört mich etwas, was vom Film in die Bücher drängt: Token-Charaktere. Man will möglichst viele Leser erreichen, deshalb baut man Charaktere ein, mit denen sie die unterschiedlichsten Lesergruppen identifizieren können.

  • Ich hasse Schwertkämpfe, in denen die Kontrahenten nur irgendwas machen, um die Zeit zu füllen, bis einer von beiden gewinnt.

    Erzählt Geschichten mit einem Kampf und wedelt nicht nur mit euren Narkoseknüppeln durch die Gegend, das sieht albern aus!

    Danke. Vor allem für den 2.Satz.

    Kurz vorm Wahnsinn wird's nochmal lustig. 8o :thumbsup:


    Nicht die Taten machen einen Helden, sondern die Lieder, die man über ihn singt. (Wilhelm Auspitzer)

  • Mag ich deswegen Conan nicht - zu jamesbondmäßig mit Schwert - die bösen Magier anscheinend zwar mächtig aber dämlich (wie die Bondschurken).

    Wir sollten nicht übersehen das sie Schwert&Sorcerer-Heftchen für ein ganz bestimmtes Publikum geschrieben wurden - und die erwarteten all diese "Heldentaten".

    Und damit sind wir beim Leser angekommen!

    Denn nur was sich verkauft, die Art und Weise wie die Geschichte erzählt oder gezeigt wird, nur das findet seine Nachahmer.

    Können wir noch heute gut bei dne unzähligen Vampirromanen sehen - und dabei war vor gut 20-30 Jahren der Markt für Vampire so gut wie Tod.

    Ein Buch oder eher ein Film kann hute ein Trend losschlagen - und so lange es sich verkaufen läßt ...

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Mag ich deswegen Conan nicht - zu jamesbondmäßig mit Schwert - die bösen Magier anscheinend zwar mächtig aber dämlich (wie die Bondschurken).

    Nicht in den Originalgeschichten von Robert E. Howard. Für die späteren Pastiges und Filme passt das schon eher.

    Da kommen wir schon zu einem weiteren Klischee, das des dummen, ungebildeten, muskelbepackten, halbnackten und schwertschwingenden Barbaren mit einem solchen Hass auf Magie, dass er sie nie benutzen würde. Auf Conan trifft eigentlich nur die Aussage mit dem Schwert zu. In REHs Geschichten ist er intelligent, gebildet, weil er im Laufe seiner Abenteuer viel herumgekommen ist, und auch immer angemessen gekleidet. Er fürchtet zwar Magie, aber nutzt sie auch, wenn es sein muss. Er ist zwar sehr stark, aber er hat eindeutig keine Bobybuilderfigur, dafür kann er sich viel zu geschickt bewegen. Das spricht eher für die Figur eines vielseitigen Hochleistungsleichtathleten.

  • Achja, Kampfbeschreibungen und -verfilmungen sind ein besonderes Thema. Im Buch war das seltsamerweise ein Auszeichnungsmerkmal vieler Autoren, selbst Bob Salvatore wurde für sein Krummschwertgefuchtel gelobt, wobei das meiner Meinung nach viel Seitenschinden ist. Gewinnt bei euch ein Autor durch blow-by-blow Beschreibungen eines Kampfes?

    Mir reichts hier viel pauschaler, wo vielleicht Wendungen beschrieben werden und sonst vielleicht mit einem Satz oder zwei der Charakter des Kämpfenden noch einmal bestätigt wird.

    Im Film ist das ein allgemeines Problem über das Historical/Fantasy-Genre hinaus. Ich denke die Choreos sind ja auch durchaus noch gut und könnten mit alten Filmen mithalten, auch sind Stunt-People sehr gut geschult, aber nach Jahrzehnten von Regisseuren die anders als ihre Vorbilder sein wollen und Musikvideos ist die Häufigkeit der Schnitte und Kamerafahrten halt so exorbitant dass es mir persönlich etwas zuviel wird.

    Früher war's einfacher. Da hielt man mit der Kamera von weit drauf und die Schauspieler kamen alle vom Theater und konnten Bühnenkampf. Klar, das war dann "nur" relativ modernes Fechten, ob in der Antike oder im Hochmittelalter, aber das lief recht gut.

    Aber andererseits "trauen" sich die Leute auch heute recht wenig. Gerade weil das drumherum so grimdark ist. Mit Wire-Fu könnte man so viel machen, aber dann ist's halt nicht kurz, brontal und exzessiv blutig.

    (Bei Matrix gings allerdings auch mit weniger/grünerem Licht, also auch nicht unmöglich. Solange es nicht so wird wie in "The Musketeer", das war selbst in diesem Subgenre wo's seit den 70ern abwärts geht ein ziemlicher Griff ins WC)

    Mich würde mal interessieren, ob diese Änderung der Filmästhetik auch einen Einfluss auf Roman-Kampfbeschreibungen hat. Die Präsentation von Büchern ist ja allgemein schon durch filmische Kamera- und Szenenwechsel beeinflusst, aber ob das auch im Kleinen gilt? Gibt es das sprachliche Äquivalent zu Shaky-Cam? Gibts mehr TMI über Blood & Gore?

  • @ Langbogen & Rüstung, Agincourt & Crecy:

    Stand der Forschung ist das ein englischer Kriegsbogen (mit Ahlspitzen Pfeilen versteht sich) selbst auf kurzeste Distanz (20m) einen Plattenpanzer nicht direkt durschlagen konnte. Glückstreffer ins Visir, von unten in den Helm, in die Achsel etc. waren möglich aber extrem unwarscheinlich. Tatsächlich hatten Plattenpanzer auch Elemente die genau solche Glückstreffer reduzieren sollten: der "V Kragen" auf der oberen Brustplatte diente z.B. dazu das Pfeile die an der Rüstung nach oben abprallten vom Hals weg gelenkt wurden. Die Überwürfe mit welchen vor allem französische Ritter dargestellt werden hatten wohl nicht nur einen heraldischen Zweck, sondern sind sehr wirksam darin die Splitterwirkung abprallender Pfeile zu reduzieren (englische Ritter werden hingegen meist mir "blanker" Rüstung dargestellt).

    Tatsächlich passt diese Wirkung auch sehr viel besser zu den Schlachtverläufen: Kriegsbögen waren durchaus sehr wirksam gegen Pferde, weshalb die Franzosen dazu übergingen zu Fuß anzugreifen. Pfeile die Plattenrüstungen nicht durschlagen haben dennoch eine ziemliche Wucht - dazu war bei beiden Schlachten das Gelände für die Franzosen ungünstig. Man kann sich gut vorstellen das die franzöischen gepanzerten Kämpfer, wenn sie unter Pfeilbeschuss und durch teils ungünstiges Gelände, zu Fuß bei ihren englischen Pendants ankamen bereits unter ziemlich Erschöpfung litten - weshalb die Schlachten dann auch trotz der französischen Übermacht zu einem zähen Ringen wurden.

    Könnten Langbögen Plattenrüstungen einfach so durchschlagen wären diese Schlachten von vorneherein ein Massaker gewesen. Vermutlich wären der Langbogen dann auch wesentlich verbreiteter gewesen. Letztlich war er eine gute Waffe die aber auch langjähriges Training und einen erfahrenen Schützen bedurfte. Man konnte deshalb nicht "einfach so" eine Armee Langbogenschützen ausheben, und die Engländer liesen sich diese letztlich auch einiges kosten.

    Interessanterweise bot übrigens auch eine Kettenrüstung mit Gambeson einen sehr guten Schutz gegen Pfeile: Die genannten Ahlspitzen/"Bodkin Pfeile" sind zwar sehr gut geeignet eine Kettenrüstung zu durchdringen, aber erstaunlich schlecht darin durch eine Gambeson zu dringen. Mit einer normalen Pfeilspitze ist es genau anders herum.

    Generell ist das auch eine Sache welche mit an vielen Filmen etc stört: Rüstungen haben kaum Wirkung, Pfeile schlagen überall durch. Dann gibt es manchmal auch noch Hopser-Bogenschützen wie im Hobbit. Dazu irgendwelche bescheuerten Schlachtverläufe (der Hobbit ist der absolute Tiefpunkt in dieser Hinsicht), wenn zwei Seiten einfach aufeinander einstürmen mag das ja manchmal Sinn ergeben, meistens aber nicht.

    Für billige Effekthascherei werden oft gravierende Logiklücken akzeptiert.

    Ich glaube übrigens das Game of Thrones/Asoiaf insgesamt recht realistisch dargestellt ist. Liest man sich durch die Historie kommen ähnliche Fälle von Verrat immer wieder vor. Das heißt nicht das es immer so sein muss, aber ich persönlich finde diese Thema von irgendwelchen Schwüren und weis der Teufel was die irgendwer aus scheinbar nichtigen Gründen erfüllt oder erfüllen muss, wie es oft in Fantasy Literatur vorkommt, doch eher langweilig und ermüdend. Manchmal mag das passen, das Thema der "Auserwählten" oder etwas in der Richtung kann wohl dossiert durchaus immernoch spannend sein, aber man sollte es damit nicht übertreiben. Generell muss es nicht immer um den Weltuntergang gehen und was ich besonders langweilig finde ist das übermächtige Böse das nur noch durch irgendeine Klitzekleine Chance besiegt werden kann - und je kleiner die Chance, desto sicherer weis man als Leser das alles glatt geht. Dem Herr der Ringe verzeihe ich das, da war das Thema einfach noch nicht ausgelutscht, aber wenn ich sowas in einem aktuellen Buch lese langts mir eigentlich schon.

    Bei Game of Thrones merkt man mmn das die Logik der Handlung massiv nachlässt wo die Serie über die Bücher hinaus geht. Vorher wurde hier tatsächlich die Thema Zeit & Raum bei der Bewegung der Armeen thematisiert, danach teleportieren die Authoren die Leute und Truppen irgendwie durch die Gegend. Ich habe auch mal einen Artikel gelesen nach dem die Feldzüge beim Herr der Ringe tatsächlich auch von Tolkien von einer plausiblen Logistik her durchdacht wurden, wobei das in den Büchern glaube ich nicht thematisiert wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Goltron (10. August 2021 um 10:46)

  • Ich habe auch mal einen Artikel gelesen nach dem die Feldzüge beim Herr der Ringe tatsächlich auch von Tolkien von einer plausiblen Logistik her durchdacht wurden, wobei das in den Büchern glaube ich nicht thematisiert wird.

    Das dürften die Blog Artikel von A Collection of Unmitigated Pedantry sein:

    - Helms Klamm

    - Belagerung von Gondor

    Sehr interessante Artikel, gut fundiert und auch wenn sie den Filmen manchmal kritisch in ihrer fachlichen/"realistischen" Darstellung gegenüber sind, sind sie doch allgemein wohlwollend und jetzt keine Überreaktion eines Tolkien-Superfans.

    Schlachtenbeschreibungen sind eh ein Riesenproblem in beiden Medien. In einem Buch kann ich noch relativ einfach Zeiten raffen und auch mit Material um mich schlagen, aber eine zwei- oder dreidimensionale Betrachtung fehlt dann doch. Das habe ich im Film wieder sehr gut (gerade heutzutage, mit Drohnen und CGI), dafür fehlts an der zeitlichen Komponente und man wird praktisch zu Einzel-Helden Schlüssel-Szenen genötigt.

    Aber ich denke da ist noch viel neu, erst in diesem Jahrtausend haben wir da (seit LotR und deren Einzel-NPC-Simulator) Mittel die es nicht schon seit Alexander Nevsky gab. Bin gespannt was da noch kommt.

    In Romanen, puh. Mehr Diagramme?

  • Kommt auf das Zeitalter des Plattenpanzer an - und da ist das Problem des Mittelalters - es war 800 Jahre lang, und ständig wurde an Waffen und Rüstungen rumgebastelt.

    Die ersten Plattenpanzer war zu"leicht", die späteren soverstärkt das selbst einfache Schußwaffen kaum Schaden am Brustpanzer (!) anrichten konnten.

    Gute Schützen kannten aber die Schgwachstellen, u.a. am Halsschutz. Ahlspitzen, kein Metall? ;)

    Wir kommen aber immer mehr von der Mittelalterforschung - die zudem zerstritten ist - ab von echten Klischees, die längst von der Forschung als "Aberglaube" abgewertet wurde.

    Und das ist ja das Thema, und nicht wie der akutelle Stand der Forschung sein mag.

    Oder fragt Robin H. Legolas was man alles mit nur einem Langbogen und einem Pfeil anrichten kann. :D

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Oder fragt Robin H. Legolas was man alles mit nur einem Langbogen und einem Pfeil anrichten kann. :D

    ... oder den dänischen Bogenschützen Lars Andersen. Aber auch hier gilt für viele wieder, dass etwas nicht sein kann, was nicht sein darf... :rolleyes:

    Und genau das ist das große Problem der Geschichtsforschung (inklusive Archäologie).

    Wir kommen aber immer mehr von der Mittelalterforschung - die zudem zerstritten ist - ab von echten Klischees, die längst von der Forschung als "Aberglaube" abgewertet wurde.

    Ist das nicht auch schon ein Klischee?

  • Fantasyautoren haben keine Geschichte studiert, und kein Leser erwartet histroische Fakten - weil es Fantasy. Schon an dne Drachen, Orks und magischen Schwertern klar zu erkennen.

    Ein historischer Krimi wie Der Name der Rose sollte schon eher sich an Tatsachen halten. Bei Säulen der Erde störte mich der moderne Sprachgebrauch - aber die Stärke des Romans liegt (leider) im Kirchenbau (wo wohl uas Fachbüchern zitiert wurde). Bei einem Märchen fragte früher (15.Jh) auch niemand nach den Quellen oder Korrektheit - es war pure Unterhaltung.

    Und genau das wollen Filme wie Bond, Der kleine Hobbit (mit der unmöglichen Zwergen), Drachenlanze oder Midkemia sein. Oder jemand möchte einmal der starke, unbezwingbare Held wie Conan sein - ein Groschenheft. Vor Der kleine Hobbit und später Herr der Ringe gab es kaum echte Fantasywelten. Ist Siegfried oder Robin Hood schon Fantasy? Siegfried ja, bei Robin Hood fehlt der weise Merlin.

    Der Artus-Roman dürfte mti die älteste Fantasygeschichte sein - und auch die wurde anscheinend von Tolkien beim HdR mitverarbeitet.

    Auch Gargantua und Pantagruel ist (scherzhafte) Fantasy (um 1564), etwas in Richtung Sindbad. Und 1001 Nacht verdanken wir weitere Fantasy-Klischees.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Fantasyautoren haben keine Geschichte studiert, und kein Leser erwartet histroische Fakten - weil es Fantasy. Schon an dne Drachen, Orks und magischen Schwertern klar zu erkennen.

    Du hast eine sehr eingeschränkte Sicht auf Fantasy, scheint mir. Fantasy-Autoren sind meistens Menschen, die nebenberuflich angefangen haben, zu schreiben, und bei Erfolg dann vielleicht auch hauptberuflich davon leben können. Selbstverständlich haben die vorher irgend etwas gelernt oder studiert, und häufig finden sich davon auch Bruchstücke in ihrem Werk. Es ist auch jetzt nicht extrem unwahrscheinlich, dass ein Mensch, der sich für Fantasy interessiert, Geschichte studiert hat.

    Im Übrigen laufen hier im Thread (den ich übrigens sehr amüsant, interessant und spannend finde, also an der Stelle ein Lob an alle Beteiligten) ja bezüglich "Fakten" immer wieder zwei Diskussionsstränge: Das eine ist die Frage, ob etwas so "war" ("Gab es Lederrüstungen im Mittelalter?"), das andere die Frage, ob etwas so "sein kann" ("Kann ein Pfeil eine Rüstung durchschlagen?").

    Bei der zweiten Sorte von Fakten sammelt ein Autor selbstverständlich bei mir Pluspunkte, wenn er seine Recherche gemacht hat. Er (oder sie) können sich auch entscheiden, solche Fakten zu ignorieren, und den Fokus auf die Handlung, die Charaktere, den Plot zu legen, und dafür dann in der "Action"-Sequenz mehr Drama reinzubringen. Aber natürlich fühle ich mich als Leser mehr und besser abgeholt, wenn mir Dinge logisch erscheinen. Genau dasselbe erwarten ich und viele andere ja schließlich auch von Krimi-Autoren oder anderen Genres: Es macht deutlich mehr Spaß, wenn Dinge realistisch ablaufen. Natürlich gibt es da immer einen Punkt, wo ein Autor abwägen muss, wie viel Realismus eine Geschichte verträgt, denn häufig ist die Realität ja nun einmal recht langweilig. Polizei-Arbeit in der Realität ist sehr viel Akten lesen und Berichte schreiben. Das will auch kein Leser dann im Krimi haben. Ähnliches gilt dann zweifellos für Fantasy, schließlich braucht es für einen sich entwickelnden Plot auch mal den Zufall, die Verwicklung, die drei Personen, die ausgerechnet mit ihren unterschiedlichen Plänen aufeinander prallen.

    Und ja, ich finde es sogar super, wenn eine Autorin ihre Hausaufgaben gemacht hat, und mir ein historisches Detail präsentiert, wie es tatsächlich war, das den Klischees zuwiderläuft, und das dann in ihre Handlung mit einbaut.

    Ich lese übrigens auch schon lange keine Fantasy mit "Elfen, Zwergen, Orks und magischen Schwertern" mehr. Zum Glück hat das Genre mittlerweile erkannt, dass es ohne diese Tropen existieren und trotzdem "Fantasy" sein kann. Der zentrale Eckpfeiler meiner Fantasy ist vermutlich Magie (oder sonstige mythische, unerklärliche Phänomene), und Magie hat natürlich den großen Vorteil, dass sie sich nicht an wissenschaftlichen und historischen Vorbildern orientieren muss. Und auch hier gibt es ja heute grob zwei Denkschienen an Autoren: Diejenigen, die versuchen, Magie so gut wie möglich mit inhärenter Logik und Regeln auszustatten, sodass Probleme im Finale mit Magie gelöst werden können, ohne dass es wie Deus-ex-Machina scheint (vokal präsentester Verfechter: Brandon Sanderson) und eben jene, für die es wichtig ist, dass Magie möglichst mythisch, unerklärlich und mystisch wirkt. Dazu würde vermutlich aktuell GRRM zählen, es sei denn, er liefert zum Ende der Serie noch eine Erklärung.

    Vor allem bin ich aber froh, dass Fantasy-Literatur aktuell vom Mittelalter fort kommt, und wir den ganzen europäischen Mittelalter-Klischees mal eine Verschnaufpause gönnen können, sodass sie sich selbst wieder regenerieren und dann hoffentlich irgendwann in frischer Kraft wieder strahlen können. Meine Fantasy-Bücher, die ich in den vergangenen Wochen gelesen haben, waren jedenfalls Aliette de Bodard (Fantasy im Vietnam-Setting), K.S. Villoso (Fantasy im Philippinen-Setting), C.L Clark (Fantasy im Nordafrika-Setting), Tasha Suri (Fantasy im Indien-Setting), Nisi Shawl (Fantasy in Westafrika) und jetzt liegt noch "She Who Became The Sun" auf meinem Nachttisch, das ist Fantasy mit China-Hintergrund.

    Alles übrigens in fiktiven Welten und fiktiven Ländern und mit historischem Fokus (also keine moderne Urban Fantasy, etc.), aber das Setting ist eben nicht Mittelalter-England. Ich habe nichts gegen England, ich liebe Tolkien, ein englisch angehauchtes fiktives Setting ist ein großartiger Schauplatz für Fantasy, aber wie hier schon jemand schrieb, es ist auch ein klein wenig totgeritten und auf untoten Pferden reitet es sich schlecht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Aryador (11. August 2021 um 11:04)

  • Ich habe auf den Cons die Autorengespräche genossen, und da hier Meinungen ausgetauscht werden welche Mittelalterforschung korrekt ist, das ist jedem Fantasy-Autor/Leser egal.

    Es ist Fantasy und kein Sachkundebuch.

    Das wollte ich damit ausdrücken das man nicht erwarten sollte das ein Fantasyschreiber das MA studieren müsste.

    Spätesten beim ersten Drachen oder Zauber ist das MA völlig egal.

    Die Klischees stammen oft aus dem Reich der Sagen und Märchen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ob "Realismus" oder nicht, ich denke ein Konzept dass in Fantasy sehr beliebt ist, ist Weltenbau. Die Chance etwas ganz eigenes zu machen ist ja mitunter der Grund warum ich nicht einfach einen historischen Roman schreibe, oder einfach einen Krimi. Selbst in anderen Genres wie Horror ist das ja weniger vertreten, nur das Über-Genre Sci-Fi kommt dem noch nahe.

    Der Teil des Weltenbaus kann unterschiedlich sein -- meist ist es schon eine eigene Fantasywelt, also mal Grundstrukturen was Geografie und Kulturen betrifft. Dann setzen hier die Autoren unterschiedliche Schwerpunkte. Tolkien nun mal sehr auf die Sprachen und die "Urgeschichte". Auch sehr beliebt sind komplexe Magiesysteme (Extrembeispiel sowas wie Mistborn, wo man ein bisschen Plot um Magieregeln gestrickt hat). Oder man fokussiert sich auf die Andersartigkeit von Nichtmenschen. Oder es gibt sehr detaillierte Kriegskampagnen. Oder man bringt seine Lieblings-"Philosophie" rein (Goodkind)...

    Oft je nach Autoren-Interesse und -Fachgebiet.

    "Realismus" ist da ein bisschen ein "Cheat-Code". Von einer Tabula Rasa Situation arbeitet ja wirklich niemand. Also gibt es zumindest Versatzstücke und Anleihen, und ganz häufig auch direkte Kopien. Weil eben auch Märchen & König Artus ein bisschen zum Urgestein der Fantasy gehören und wir deswegen einen enger definierten "Standard" haben als jetzt im Science-Fiction, wo gerade heute schon ein bisschen Raum ist zwischen Near Future, Space Opera oder transhumanistischen Themen.

    (Wobei heute die "Urban Fantasy" ein fast ebensowichtiges Standbein ist. Leider, IMHO.)

    Und je näher man der "Wirklichkeit" kommt, desto leichter kann man Lücken feststellen. Sagt euch das "Uncanny Valley" etwas? Das ist die Theorie, dass wir eher in der Lage sind recht abstrakte Figuren als menschenähnlich zu bestimmen als 95% Kopien, wo uns die Unterschiede mehr abschrecken. Also dass Cartoons lebendiger wirken können als schlechte CGI oder, ähm, moderne Gummipuppen.

    So etwas empfinde ich mitunter auch bei Fantasy oder Science-Fiction. Bei einer Teenie Serie oder Star Wars stört mich unrealistisches Hacken weniger als bei einem modernen Krimi. Bei einem 80er Barbarenfilm stören mich seltsame Rüstungen weniger als bei etwas wo man in einer Stadt aus Fachwerkhäusern rumrennt und alle relativ mittelalterlich gekleidet sind (mal vom Quake-Farbschema abgesehen). Wenn jemand sagt "Sie sprechen in ihrer hart klingenden Sprache" stört mich das weniger als wenn ein englischer Autor schlecht Deutsch verballhornt.

    Zum Beispiel fand ich den letzten Robin Hood Film für ziemlich schlecht, aber es war sehr deutlich dass die Bögen usw. eine direkte Entsprechung zum modernen Militär sind. Also kein Problem wenn die damit rumrennen und schießen als ob das M16s sind oder Maschinengewehrnester. Prämisse akzeptiert.

  • Den Weltenbau hat Tolkien populär gemacht, davor spielte alles auf einer Erde.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Und je näher man der "Wirklichkeit" kommt, desto leichter kann man Lücken feststellen. Sagt euch das "Uncanny Valley" etwas? Das ist die Theorie, dass wir eher in der Lage sind recht abstrakte Figuren als menschenähnlich zu bestimmen als 95% Kopien, wo uns die Unterschiede mehr abschrecken. Also dass Cartoons lebendiger wirken können als schlechte CGI oder, ähm, moderne Gummipuppen.

    So etwas empfinde ich mitunter auch bei Fantasy oder Science-Fiction. Bei einer Teenie Serie oder Star Wars stört mich unrealistisches Hacken weniger als bei einem modernen Krimi. Bei einem 80er Barbarenfilm stören mich seltsame Rüstungen weniger als bei etwas wo man in einer Stadt aus Fachwerkhäusern rumrennt und alle relativ mittelalterlich gekleidet sind (mal vom Quake-Farbschema abgesehen). Wenn jemand sagt "Sie sprechen in ihrer hart klingenden Sprache" stört mich das weniger als wenn ein englischer Autor schlecht Deutsch verballhornt.

    Guter Punkt.

    Die Welt bzw. die Geschichte sollte halt in sich stimmig sein.

    Man kann auch aus einem Haufen abgedroschener Klischees ein sehr unterhaltsames Spiel zusammenbauen (z.B. Munchkin) wenn eben alles darauf ausgelegt ist. Aber versucht doch mal den gackernden Hühnerschädelhelm of Doom (+1) in eine ernsthafte Vampire-Runde einzubauen - geht nicht bzw. das bricht die Stimmung komplett.

    Kurz vorm Wahnsinn wird's nochmal lustig. 8o :thumbsup:


    Nicht die Taten machen einen Helden, sondern die Lieder, die man über ihn singt. (Wilhelm Auspitzer)

  • Stimmigkeit - dafür bewundere ich Pratchett.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Den Weltenbau hat Tolkien populär gemacht, davor spielte alles auf einer Erde.

    Glaub ich nicht. Auch Tolkien hatte Vorgänger. Und ob oft benutzten Feenwelten und ähnliches wirklich als irdisch zählen, wage ich zu bezweifeln.

    Kurz vorm Wahnsinn wird's nochmal lustig. 8o :thumbsup:


    Nicht die Taten machen einen Helden, sondern die Lieder, die man über ihn singt. (Wilhelm Auspitzer)

  • Gullivers Reisen. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)