Was ist "der" Kanon? Was ist offiziell?

  • Ich würde mir wünschen, dass der Kanon so etwas wie ein kleinster gemeinsamer Nenner Abenturiens in der Community wäre. Die gemeinsame Basis z.B., von der man ausgehen darf, wenn man auf einer Con mit wildfremden Leuten DSA spielen mag.

  • Willkommen in Aventurien 1043 BF. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich würde mir wünschen, dass der Kanon so etwas wie ein kleinster gemeinsamer Nenner Abenturiens in der Community wäre. Die gemeinsame Basis z.B., von der man ausgehen darf, wenn man auf einer Con mit wildfremden Leuten DSA spielen mag.

    Das würde ich mir auch Wünschen, das würde aber glaube ich einen Großteil dessen, was die Wiki-Aventurica heute als Kanon bezeichnet degradieren. Oder um im DSA5 Jargon zu bleiben: "Optionaler Fokuskanon III"

    Der kleinste gemeinsame Nenner ist glaube ich wirklich nur "es ist eine pseudomittelalterliche Welt", "Es gibt die 12 Hauptgötter", "Es gibt Menschen, Elfen, Zwerge", "Es gibt die großen Hauptregionen Mittelreich, Liebliches Feld, Thorwal, Bornland, ggf. weitere".

    Hauptsache spielen!

  • 1985 war man schlau als man schrieb, wir stellen die zwölf Götter und ihren Widersacher vor, und das diese nicht überall gleichwertig angebetet werden.

    Damit war es offen gelasssen und machte den Weg für die Halbgötter frei.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Das würde ich mir auch Wünschen, das würde aber glaube ich einen Großteil dessen, was die Wiki-Aventurica heute als Kanon bezeichnet degradieren. Oder um im DSA5 Jargon zu bleiben: "Optionaler Fokuskanon III"

    Mit dem Garadan-System für NSCs und der Metaplot-Bepunktung von Abenteuern ist man in DSA5 ja schon auf dem Weg in diese Richtung.

  • Das ist für mich keine Garantie; einige Sternchenmysterien wurden nachträglich ausgebaut, was bei Tharun ja nicht schlecht war. Und niemand wird heute sagen können welcher NSC in 5 Jahren noch lebt oder wichtig wird... naja, bei langsam DSA5 vielleicht doch.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich würde mir wünschen, dass der Kanon so etwas wie ein kleinster gemeinsamer Nenner Abenturiens in der Community wäre. Die gemeinsame Basis z.B., von der man ausgehen darf, wenn man auf einer Con mit wildfremden Leuten DSA spielen mag.

    Das wird tatsächlich schwieriger, da DSA nun mal nicht so Con-orientiert ist, mit vielen Spielrunden die mitunter schon seir Jahrzehnten spielen, wo selbst bei bester Absicht natürlich Canon-Unterschiede entstehen. Mal davon abgesehen dass selbst bei identischem Canon die Timeline natürlich unterschiedlich ist, da viele Gruppen ja jetzt nicht gerade im aktuellen Status Quo spielen.

    Aber ich denke das ist so ein bisschen wie bei Star Wars. Es mag unterschiedliche Definitionen von Canon geben, es gibt definitiv unterschiedliche Meinung zu den einzelnen Teilen, aber man kennt die Sachen die man absichtlich ignoriert. Zumindest bei den Leuten die wahrscheinlicherweise auf Cons gehen, meiner Erfahrung nach gehen da eher die Hardcore-Trivia-Typen hin, nicht Anna und Bertram aus der Runde die einfach schön mitspielen und sich nicht drum scheren wer Valpo oder Mordor waren.

    Oder habt ihr da andere Erfahrungen gemacht? Ich denke Spieler wie ich mit langen DSA-Pausen können häufiger zum Problem werden. Wir kennen dann noch Robert Zimmermanns Nervenzusammenbrüche, aber schauen blöd wenn fliegende Schlösser genannt werden ;)

  • Das ist für mich keine Garantie; einige Sternchenmysterien wurden nachträglich ausgebaut, was bei Tharun ja nicht schlecht war.

    Das kannst du schlecht vergleichen. Das "Sternchen" war lediglich eine unverbindliche Aussage, dass man ein Thema in näherer Zukunft wahrscheinlich nicht näher behandeln will. Wenn hingegen in DSA5 ein NSC einen "Bauern" oder einen "Turm" bekommt, dann heißt das explizit, dass dieser Charakter nicht in den allgemeinverbindlichen "Kanon" aufgenommen wurde und in späteren Publikationen nicht weiter behandelt werden soll. Ebenso wenig müssen spätere Autor_innen die Inhalte von Abenteuern mit nur einem Punkt in "lebendiger Geschichte" berücksichtigen. Das ist ziemlich klar ein System zum "Kanon"-Management.

  • Soll, kann, manche Nsc wurden doch später von Autoren aufgegriffen; der Schwertkönig war nur als Gast bei Verschwörung erschaffen, Hadmar machte dann dieser Helden daraus.

    Ich würde bei einem lebendigen Hintergrund niemals vorhersagen wollen, ob jemand nur ein Gastspiel hatte.

    Wobei tatsächlich sich dies bei NSCs von selbst ergibt; hohe Persönlichkeiten laufen einem im Boten regelmässig über den Weg; Gasthäuser an einer wichtigen Handelsstrasse können erneut in Betracht fallen ... aber Alrik Zuckerbäcker in Gasse 3 ohne in Vetbindung zu einer Verschwörung wird vermutlich nur als Mordopfer im Boten benannt ...

    Aber NSCs machen nur einen kleinen Teil des Kanons aus; Gebäude fallen auch darunter, und da wurde entschieden das die Beschreibung und Plan dem älteren Stadtplan vorzuziehen ist.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Nochmal zu dem Garadansystem: Ich glaube, hier muss man ein bisschen differenzieren. Das ist nicht unbedingt mit dem Kanon, sondern mit der lebendigen Geschichte verknüft:

    "[...] je nachdem, wie wichtig sie für den Fortlauf der lebendigen Geschichte Aventuriens sind." (Aventurischer Almanach, Seite 204)

    Die Garadanfigur misst die Frage "Wenn ich diesen NSC umbringe, wie schlimm ist das dann für die lebendige Geschichte / jenseits des Abenteuers? Wie leicht kann ich die Figur ersetzen?"

    Ich würde das so interpretieren: Wenn ich Kaiserin Rohaja (König) umniete, dann stehe ich im krassen Widespruch zur Lebendigen Geschichte. Dann bekomme ich ernste Probleme, und viele Ereignisse laufen dann zwangsläufig anders als geplant, und viele zukünftige Abenteuer brauchen Rohaja zwingend. Wenn ich allerdings Hexander Pontiani (Springer) umniete, dann ist das zwar doof, aber man kann ihn recht simpel durch eine "äquivalente" Figur ersetzen. weil er im Wesentlichen die Figur eines Auftraggebers in Abenteuern erfüllt. Wenn ich den bösen Schwarzmagier (Bauer) umniete, dann ist das nicht schlimm, sondern meist vom Abenteuer sogar gewünscht.

    Aber: Das heißt nicht, dass eine der drei Figuren nicht kanonisch wäre. Sowohl Rohaja als auch Hexander sind Teil des offiziellen Kanons, und auch z. B. der Endgegner im Heldenwerk "Der Dunkle Mhanadi" ist, obwohl mit Bauernsymbol versehen, ganz klar Teil des Kanons. Auf die Frage "Wer war da am Fuße des Tempels?" wird niemand sagen "Tja, könnte ein Schwarzmagier gewesen sein, das ist nicht festgelegt.", sondern es ist ganz klar

    Der Dunkle Mhanadi

    der Bylmaresh-Priester Ashulab ibn Shahr.

    Wenn das jemand anderes wäre, würde das HW gar nicht funktionieren. Der Bauer sagt "der kommt in weiteren AB nicht vor, den können die Helden gerne umhauen". Aber er ist Teil des Kanons. Wer ihn dann letztendlich umgebracht hat, das ist hingegen nicht Teil des Kanons (weil es ja viele verschiedene Gruppen gibt, die das HW gespielt haben oder noch spielen werden).

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  • So etwas gibt es schon lane bei Computerollenspiel, u.a. Morrowind/Oblivion - wo klar gesagt wird, Eigentor!

    Nur ist so ein Spiel vom Anfang bis Ende durchgeplant ... und die aventurische Vergangenheit zeigte häufig, das ein Blick in 10-20 Erdenjahren nicht möglich ist.

    Zeit ist das Problem, denn DSA wird in drei verscheidenen Zeitfaktoren erzählt:

    1. Die irdische Realzeit, die u.a. dafür sorgt das die RSHs von DSA5 wewit auseinanderliegen.

    2. Die Abenteurerzeit, die oft an die "aktuelle" RSH-/Botenzeit anknüpft.

    3. Die derische Vergangheit, die bei RSHs und Abenteuern (inkl. NSCs) neu entworfen/ergänzt wird.

    (Gut, all das macht die TV-Serie von Doctor Who seit Jahrzehten - und da fragt niemand nach dem Kanon - es IST Kanon. Erstmals wurde eine andere Medienquelle in eine Folge zitiert, was Verunsicherungen auslöste ;) .)

    Dann folgt irdisches Alveraqwnwissen vs. aventurisches Wissen: Was ist nun Kanon - Vier Götter griffen in die Dämonenschlacht ein, 4 Avatare machten es, oder nur vier Auserwählte?

    Das erste ist Kanon, so wird es seit Generationen überliefert - und erst wenn in einem Abenteuer eien Zeitreise darohin führt, dürfte die Frage was wirklich passiert ist wichtig sein.

    Aventurienfast nur aus aventurischer Sicht zu beschreiben, war ein "Trick", denn wenn es später überabeitet wurde, war es entweder falsch aufgeschrieben oder falsch überliefert worden.

    So ähnlich ist es mit den Schicksal von Hyggelik - wo im Vorspann die (falsche) Überlieferung übermittelt wird, und man zum Ende die Wahrheit herausfindet - trotzdem lebt die Legende weiter. :)

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  • Die Garadanfigur misst die Frage "Wenn ich diesen NSC umbringe, wie schlimm ist das dann für die lebendige Geschichte / jenseits des Abenteuers? Wie leicht kann ich die Figur ersetzen?"

    Äh, nein. Oder glaubst du im Ernst, dass das Ableben eines Baba ben Ali oder Deriago di Vincetta auch nur irgendwelche substantiellen Auswirkungen auf irgendetwas hätte? Diese Figuren haben den Springer nicht deshalb, weil ihre Existenz an sich irgendwie wichtig wäre, sondern weil sie zur Verwendung in anderen offiziellen Publikationen freigegeben sind, also sozusagen im Kontext des offiziellen Hintergrundes "leben" (und erst daraus ergeben sich dann evt. Probleme beim unabgestimmten Abnippeln dieser Figuren).

    Wenn das jemand anderes wäre, würde das HW gar nicht funktionieren.

    Ashulab ist ein Bauer in einem LG1-Abenteuer. Der ist nicht bloß Nicht-Kanon, sondern sogar Anti-Kanon. Jegliche offizielle Festlegung an anderen Orten, dass er überhaupt jemals existiert hat, würde das ganze System ad absurdum führen. Denn das ist ja gerade dazu gedacht, dass der Kanon nicht mehr quasi im Vorbeigehen mit Figuren, Orten und Ereignissen vollgestopft wird.

  • Ja - nur jedes Haus, jeder NSC exestiert ab seiner Nennenung - bis Hause oder Lebwesen tot etc. ist.

    Schua nur auf ide DSA5-Karten, all die vielen netten Orte, Wege und Flüsse - auch wenn sie nicht einzelnd beschrieben werden, sie sind da, jedes Haus (sollte man Anhand der EW-Zahl) ist bewohnt, Myranor exestiert, auch wenn es nicht irgendwo erwähnt wird. Das wissen wir, weil es seit 1990 irdisch bekannt ist.

    Und WikiAvewnturica zeichnet jede Figur, jedes Detail von Aventurien, Myranor usw. auf - und so lange dies nicht widerrufen oder überschrieben wir,d ist es gesetzt.

    Schachmatt! ;)

    (Bereits früher wurde bei manchen Abenteuern rechtzeitig betont, das diese Figur noch wichtig wird oder zum Abschuß frei ist; passiert u.a. im JdF und Horasbürgerkrieg; und da hat es funktioniert - ganz ohne Schachfigürchen.)

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  • Bereits früher wurde bei manchen Abenteuern rechtzeitig betont, das diese Figur noch wichtig wird oder zum Abschuß frei ist

    Denke das ist der Punkt zu den Garadan-Figuren, den Yelemiz oben meinte: Der Typ aus dem Heldenwerk ist bis zu dem inneraventurischen Zeitpunkt, an dem das Heldenwerk spielt, Teil des lebendigen Aventuriens und damit des offiziellen Kanons. Dass ein Heldenwerk im Klappentext wenig Punkte in "Lebendige Geschichte" bekommt, bedeutet ja nicht, dass es gar nicht Teil dessen ist - 1 ist mehr als 0. Diese Kategorie gibt nur an, wie weh es tut, die Story aus dem Kanon zu streichen. Um es mal wie @Windweber mit dem biblischen Kanon zu vergleichen: Wenn du das Buch Genesis (mit Schöpfungsgeschichte, Sintflut, Abraham etc.) auslässt, fehlt dir zum Gesamtverständnis mehr, als wenn du wie Luther das in der katholischen Bibel noch vorhandene Tobit streichst. Oder noch klarer am Beispiel der Evangelien: Passion und Auferstehung wären Hardcover mit 4 in Lebendige Geschichte, die Wasser-zu-Wein-Story ein cooles, aber nichtsdestotrotz eher verzichtbares Heldenwerk mit LG 1. Und, um damit nochmal auf die Garadan-Figuren zu kommen: Barrabas wär im Gegensatz zu Jesus eher ein Bauer - interessanter Typ, aber ob's ihn wirklich gegeben hat, ist weniger wichtig für die in Glauben lebendige Geschichte. Bei DSA sehe ich halt auch verschiedene Konfessionen, die wie im Christentum Ausdruck verschiedener Kanons sind. Die einen zählen eben Myranor mit, die anderen lassen das Jahr des Feuers aus. Dennoch sollte es einen gemeinsamen quasi Ökumenischen Nenner geben, damit man nicht nur Glaubenskriege ausfechtet, sondern miteinander eine Welt gestalten kann. (Ja, ich bin Theologe)

  • Und mein Held war der Sohn eines Bauern ... und besiegte mit anderen Borbarad ... ein Bauer wurde zum Turm!

    Rückblickend wurde aus einigen "Springen" am Ende "Damen", immerhin gab es manche NSCs schon seit 20 Erdenjahren.

    Rondrasil Löwenbrand von Arivor – Wiki Aventurica, das DSA-Fanprojekt (was ware er am Anfang, ein Bauer, ein Läufer ... was wäre passiert wenn man ihm zum Bauern erklärt hätte?)

    Bei Personen würde ich immer vorsichtig sein - manche beginnen ein Eigenleben zu entwickeln. Aber das ändert ja absolut nix am Kanon, oder.

    Die Wirtsleute im Wirtshaus zum Schwarzen Keiler sind seit 1984 Kanon, inzwischen in der 3.Generation, das Wirtshaus ist genauso seitdem Kanon wie die Paß, der Ort, ja selbst das erste Abenteuer selbst.

    Auch Das Tor der Welten ist Kanon ... abgesehen vom Zielort, das tatsächlich "nur" nach Myranor führte.

    Der Wolf von Winhall - klar, Kanon - selbst wenn Helden die erlaubte (!) Möglichkeit wahrgenommen haben sollten, einen exentrischen NSCs - der später wichtiger wird - ähm, umzubringen. Im Boten wird jedenfalls diese Person heldenhaft als Werwolftöter gefeiert. ^^

    Ähm, das Garadan steuert ja eher den Lebenslauf einer Figur - weniger den Kanon ... daher für die Frage Was-sein-Kanon? nicht aussagekräftig )auch wenn ein Abenteuer passiert, aich wenn es nur die Hälfte aller DSAler spielt oder gar kennt. Ist wie mit dem Baum der im Wald umstürzt, macht er ein Geräusch wenn neimand da ist? ;) )

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

    Einmal editiert, zuletzt von zakkarus (27. Juli 2021 um 22:54)

  • Ich denke auch, es hängt vielleicht wirklich ein bisschen davon ab, was man als "Kanon" jetzt genau bezeichnet. Ich hatte den Begriff im Sinne von "Dinge, die von offizieller Seite her in der Geschichte her so passiert sind". Wann immer in irgendeiner offiziellen Publikation drin steht, dass irgendwo irgendwas passiert ist, dann wird das damit automatisch "Kanon". Dass die 3. Dämonenschlacht stattfand ist damit genau so Kanon wie die Tatsache, dass im Rahja 1043 versucht wurde, im Hause des Fürsten Anshold vom Eberstamm das Koschfrettchen "Kunibald" zu entführen (siehe A.Bote 208).

    Oder ein anderes Beispiel: im selben AB gibt es den Artikel "Eine zweite Fackel der Hoffnung", in dem berichtet wird, dass die Philosophin Polissena di Fruganza im ING 1043BF auf Mylamas eine Rede hält, der dann später eine Unbekannte heftig widerspricht, woraus sich eine aufgebrachte Diskussion ergibt. Polissena ist als Bauernfigur gekennzeichnet, trotzdem stehen diese Vorkommnisse im Boten, und sind damit nach der obigen Definition "Kanon".

    Das bedeutet, dass es ganz viele Dinge gibt, die nach dieser Definition zwar Kanon sind, aber im Prinzip völlig unwichtig, bzw. austauschbar. Die sollen mit dem Bauern-Symbol gekennzeichnet werden, um das auch anzuzeigen. Gerade weil es unglaublich anstrengend sein kann, zu versuchen, genau im "offiziellen" Aventurien zu spielen, wo jeder Blumentopf beschrieben ist. Das Garadansystem ist da meines Erachtens dieser Erkenntnis geschuldet, und eine Einladung, ganz viele dieser Blumentöpfe zu zerdeppern. Nach dem Motto: "In diesem Moment ist der Wirt von Schänke X zwar Y (irgendwie muss der Wirt in dem AB ja heißen), aber eigentlich ist das völlig Wurst, und wenn du das änderst, ist das kein Problem für den Rest von Aventurien." Ich denke, das System war ein bisschen dazu gedacht, den "Erwartungsdruck" aus den SL rauszunehmen, auf jeden Fall "offiziell" spielen wollten, indem man in das, was "offizielles Aventurien" ist, eine Hierarchie reinbringt. Wenn man jetzt nur die oberen Sprossen dieser Hierarchie als "Kanon" bezeichnet, kann man das zwar machen, aber das ist ein anderer Begriff als der oben verwendete. Das geht eher in die Richtung "Das, was nicht wichtig ist und einfach geändert werden kann, das ist so offiziell auch nicht festgelegt." Jemand, der diesen Begriff benutzt, würde ein AB, in dem der Fürst Anshold vom Eberstamm vorkommt und behauptet, niemand hätte je versucht, das Frettchen Kunibald zu entführen, nicht als "nichtkanonisch" bezeichnen.

    Was ich anders handhaben würde, aber wie gesagt, das ist einfach eine andere Definition, was "Kanon" bedeutet. Und ich finde diesen etwas strengeren Begriff von "Kanon" auch gar nicht unpraktisch, denn er beschreibt die Wirklichkeit, an die sich alle DSA-Publikationen halten. Es wird niemals eine offizielle Publikation geben, in der behauptet wird, dass das Frettchen "Kunibald" nicht fast verschleppt worden ist, weil's dem Botenartike aus AB208 widersprechen würde. Als SL zuhause kann man das machen, und hat damit überhaupt kein Problem, aber als DSA-Autorin nicht, weil man da an eine Menge von Geschehnissen gebunden ist, denen man nicht widersprechen darf. Deswegen finde ich die von mir genutzte Definition von "Kanon" praktisch, weil er einen nicht unwichtigen Informationsgehalt hat: eine Wirklichkeit beschreibt, an die sich Autoren offizieller Publikationen halten müssen. Die müssen nämlich wirklich leider auf jeden vermaledeiten Blumentopf achten. Die müssen sich an etwas halten und dürfen nicht davon abweichen, und das habe ich hier "Kanon" genannt.

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  • Ich sehe (für mich) den Begriff "Kanon" so, wie es die Etymologie (gr. kanon = Richtschnur) vorgibt. In unserem Kontext: kanonische Dinge sind Dinge mit zeitüberdauernder Bedeutung.

  • Ich habe nochmal ein bisschen darüber nachgedacht, und finde die Sichtweise der "Richtschnur" recht passend. In dem Sinne, wie "Kanon" praktisch verwendet wird, nämlich als eine Menge an Randbedingungen an Geschichten. Der "Kanon" ist die Antwort auf die Frage: "Welche Bedingungen müssen in meiner Geschichte (bzw. meinem Abenteuer) erfüllt sein, damit diese Geschichte widerspruchsfrei in der offiziellen Welt spielen kann?"

    Es kann auch durchaus mehr als einen Kanon geben, z. B. den offiziellen und den, der sich im Laufe einer Gruppe entwickelt.

    Beispiel: Bei einer Gruppe, die ich meistere, hat sich aufgrund des Verhaltens der Helden ein Bürgerkrieg auf den Zyklopeninseln entwickelt, und das Horasreich hat nun eine Flotte zusammengestellt, um die von finsteren Anhängern des Namenlosen eingenommene Stadt Rethis, die dort eine Schreckensherrschaftr etabliert haben, wieder zurückzuerobern. Die Helden sind an der Speerspitze der Invasionsflotte, und stehen nun kurz vor der Entscheidungsschlacht.

    Das alles ist weit entfernt vom offiziellen Kanon. Aber: alle zukünftigen Abenteuer mit dieser Gruppe spielen in einem Aventurien, in dem diese Schlacht stattgefunden hat (und Rethis deswegen wahrscheinlich deutlich weniger Einwohner hat als im offiziellen Aventurien). Diese Schlacht ist damit zu einer Randbedingung (im mathematischen Sinne, also eine Bedingung, die erfüllt sein muss) für zukünftige Abenteuer mit dieser Gruppe geworden. Die Schlacht um Rethis ist damit unser Kanon geworden, unsere Richtschnur. Wenn ich in einem zukünftigen Abenteuer behaupte, die Schlacht hätte es nie gegeben, dann würden meine Helden komisch gucken. Klar sind wir damit in einem Paralleluniversum angekommen.

    Und nochmal zu dem Garadanbauern: Der Bauer ist ein Hinweis darauf, wie schlimm es ist, diese Randbedingung zu verletzen. Nämlich nicht so schlimm. Das Frettchen aus meinem obigen Post ist immer noch Teil des offiziellen Aventuriens, und dass die (mit einem Bauernsymbol versehene) Diebin Finja heißt, aus Angbar stammt, etc., ist offiziell gesetzt. Wenn man die ändert, dann kann man eben nie die heroische Rettung des Frettchens Kunibald miterleben, so wie sie offiziell stattgefunden hat. Und das hat sie, sie steht ja im Boten, und ist damit Teil des Kanons. Aber: Der Garadan-Bauer ist das Versprechen: "Wenn du diese Randbedingung verletzt, dann wirkt sich das auf kein zukünftiges Abenteuer aus, ihr kommt also in zukünftigen Abenteuern nie mit dem Kanon in Konflikt, wenn ihr ihn an dieser Stelle verletzt."

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    2 Mal editiert, zuletzt von Yelemiz (28. Juli 2021 um 09:09)

  • Kurz, der Kanon ist Jetzt!

    Nehmen wir die Beschreibung der Reichsstrasse von Gareth nach Tobrien.

    Eine wichtige, gut ausgebaute Route. Nach Borbarad und JdF zerfallen, jetzt langsam im Aufbau befindend. Alle Beschreibungen sind Kanon, nur im Sinne von Damals, Gestern und Heute bzw. Morgen.

    Pflicht des Historikers:
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    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Wenn wir das Bild der Richtschnur weiter verfolgen wollen (was durchaus Sinn ergibt), dann müssen wir aber einige Dinge sauber trennen:

    1. Wir müssen das "Richtende" vom "Gerichteten" unterscheiden: Wenn man sich beim Mauern an einer korrekt mit einem Lot beschwerten Richtschnur orientiert, dann bekommt man als Ergebnis eine vertikale Mauer. Aber die Richtschur ist nicht eine vertikale Mauer. So wenig, wie ein Lebensratgeber schon ein gutes und glückliches Leben ist. "The map is not the territory".
      Wenn wir also fragen "Was ist aventurischer Kanon?" dann geht es erst einmal nicht unmittelbar um die Frage "Was ist wahr in Aventurien?", sondern vielmehr um die Frage: "Was dürfen heranziehen, um die Frage 'Was ist wahr in Aventurien?' zu beantworten?". Es geht also hier um die Frage, welche Texte wir wie interpretieren sollen.
    2. Wir müssen das Mittel vom Zweck unterscheiden: Wenn ich eine vertikale Mauer hochziehen will, dann sind Lot und Richtschnur tatsächlich die richtigen Hilfsmittel. Wenn ich aber etwas anderes herstellen will, dann sollte ich mich nicht einfach ohne guten Grund daran klammern. Ansonsten komme ich ganz schnell in die Lage der Person, die nur einen Hammer hat und dementsprechend überall nur noch Nägel sieht.

    Und hier sind wir, glaube ich, beim Springpunkt der Kontroverse zwischen mir und Yelemiz : Er glaubt, dass das "offzielle" Setting monolithisch aufgebaut ist und deshalb alle offiziellen Texte gleichermaßen "Kanon" sind (auch wenn er sich selber im Spiel nicht streng danach richten würde). LG-Punkte und Garadan-System wären dementsprechend nur dazu da, anzuzeigen, welche Änderungen auf Konsumentenseite den Monolithen in Schräglage bringen oder umkippen lassen würden und wie viel Arbeit es machen würde, in wieder geradezurücken.
    Ich hingegen behaupte, dass Aventurien (zumindest seit DSA5) modular aufgebaut ist und dass deshalb ein Unterschied gemacht werden muss zwischen Texten, die die Grundstruktur beschreiben und solchen, die Module definieren, die man aber auch einfach austauschen, verändern oder weglassen kann. Und von meiner Warte aus markieren Garadan-Symbole und LG-Punkte genau diese Unterscheidung. Mein Argument dafür ist denkbar einfach: In einem monolithischen "Alles ist Kanon"-Aventurien wären diese Systeme einfach komplett unnötig und sogar kontraproduktiv. Man denke das vor allem einmal von Produktionsseite her. So schreibt Yelemiz über die Autor_innen:

    Die müssen nämlich wirklich leider auf jeden vermaledeiten Blumentopf achten. Die müssen sich an etwas halten und dürfen nicht davon abweichen, und das habe ich hier "Kanon" genannt.

    Diese Systeme sind dazu da, dass genau das nicht mehr der Fall ist. Im Gegenteil ist es jetzt sogar verboten, die Blumentöpfe aus anderen Texten zu referenzieren. Ebenso darf man jetzt auch nicht mehr einfach die Welt mit Blumentöpfen zustellen und erwarten, dass irgendwer anderes sich drum schert.