Irdische Anleihen und Vorbilder bei DSA

  • Ja, und deswegen befand sich das Gesicht des Heilands auf einer Toastscheibe; wir Menschen neigen dazu überall Ähnlichkeiten zu suchen, nach unsrem Wissen und Vorstellung.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ja. Das menschliche Gehirn sucht gern Ähnlichkeiten und Zusammenhänge - auch wenn nicht unbedingt welche da sind.

    Die Frage wäre in diesem Fall, was sich die Autoren zum Tuzakmesser gedacht haben (meines Wissens gab es das erste Bild unter den Waffen der alten Havenabox).

    "Ich mach mal was schick Exotisches mit Parierstange und Glöckchen" oder "ich kombiniere historische Waffen".

    Nachtrag: Ich will weder das Eine, noch das Andere implizieren - es sind ja auch Mischungen oder ganz andere Inspirationen möglich. Würde mich nur interessieren.

    Schickt Advocaten, Armbrüste und Dukaten!

    4 Mal editiert, zuletzt von Pardel (17. Juni 2021 um 08:56)

  • Vielleicht weiß auch der „Erfinder“ selbst (so man ihn ermitteln kann) nicht, woran er gedacht hat und hatte nur ein visuelles Abbild im Kopf - und der Zeichner/ die Zeichnerin noch ein anderes, als der Erfinder selbst. Das muss nicht zwangsläufig kongruent sein. Spannend auf jeden Fall :)

  • Ich habe das Gespräch jetzt auch nur auf Maraskan gebracht, weil es ein Extrembeispiel dafür ist, wie die Überinterpretation oder sogar die EInbildung irdischer Anleihen irreführen kann. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Maraskan mit Japan die Lage auf einer oder mehreren Inseln östlich eines Kontinents gemein hat und sonst praktisch nichts. Andere Anleihen, wie das Essen von Reis, lassen sich auch (teils noch besser!) von anderen irdischen Regionen ableiten, wenn es sein muss. Einem oder einer EInsteiger*in würde ich Vietnam als groben Bezugspunkt nennen, aber das Wort "grob" deutlich betonen. Bei Vietnam stößt man nicht ganz so schnell an Grenzen wie bei Japan, aber auch sehr schnell. Maraskan ist vielleicht der originellste und analogieloseste Landstrich Aventuriens. Selbst bei den Kulturen der Elfen und Orks könnte ich mehr nennen, das mir zumindest ähnlich scheint wie Klischees, Historisches oder Fiktionales von außerhalb Derens.

  • Ich habe das Gespräch jetzt auch nur auf Maraskan gebracht, weil es ein Extrembeispiel dafür ist, wie die Überinterpretation oder sogar die EInbildung irdischer Anleihen irreführen kann. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass Maraskan mit Japan die Lage auf einer oder mehreren Inseln östlich eines Kontinents gemein hat und sonst praktisch nichts. Andere Anleihen, wie das Essen von Reis, lassen sich auch (teils noch besser!) von anderen irdischen Regionen ableiten, wenn es sein muss. Einem oder einer EInsteiger*in würde ich Vietnam als groben Bezugspunkt nennen, aber das Wort "grob" deutlich betonen. Bei Vietnam stößt man nicht ganz so schnell an Grenzen wie bei Japan, aber auch sehr schnell. Maraskan ist vielleicht der originellste und analogieloseste Landstrich Aventuriens. Selbst bei den Kulturen der Elfen und Orks könnte ich mehr nennen, das mir zumindest ähnlich scheint wie Klischees, Historisches oder Fiktionales von außerhalb Derens.

    Bei allen solchen Gleichsetzungen läuft man in die Irre. Selbst bei scheinbar so einfachen wie dem vom Mittelreich mit dem Heiligen Römischen Reich. Es liegt zwar nahe, aber ist trotzdem falsch, weil DSA in der Anfangszeit nun einmal D&D als Vorbild hatte und daher hatte man versucht alle möglichen Genres in Aventurien unterzubringen. Die Vorbilder waren damals nie realexistierende Kulturen oder Epochen sondern die Klischees, wie man sie aus Hollywood-Filmen kennt und wie sie auch von D&D verarbeitet wurden.

    Wenn man sich die DSA1- oder auch die DSA2-Kulturbeschreibungen ansieht, merkt man schnell, wie allgemein zu gehalten sind, wenn man mal von den schon zu DSA2-Zeiten veröffentlichten RSHs absieht. Das Maraskan, welches wir heute kennen, ist erst zu DSA3-Zeiten entstanden.

    EDIT: mir ist gerade noch etwas eingefallen. Bei Midgard steht im Regelbuch bei jeder Kulturbeschreibung ihr irdisches Vorbild. Aber selbst diese können einen in die Irre führen. Ein Beispiel: das Valianische Imperium wird als karthagisch beschrieben, aber die im gleichen Abschnitt aufgelisteten Götter verwenden etruskische Namen und die Beschreibung der Kultur (insbesondere der Geschichte) klingt eher römisch als karthagisch. Wieso hat man dann Karthago als irdisches Vorbild erwähnt? Weil es eine Seemacht ist. Daher macht die Kurzaussage Maraskan ähnelt Japan schon richtig, auch wenn sie bei genauerer Betrachtung dann doch falsch ist.

  • Maraskan ist eher Australien ohne Wüste; oder leben so viele seltsame giftige Tiere in Japan. Glauben die Japaner an Zwillingsgötter? Nein, es gab eine Sonnengöttin. Die Samurai sind das Vorbild für die rondrianische Ehre.

    Wo ist auf Maraskan Japan? Optisch bei den schlanken Schwertern ... und sonst? Turmhäuser, verrückte Frisuren.

    "Hey, du Barbarar!"

    "Willst du mich beleidigen, bin Korgeweihter."

    "Aber du trägst eine Barbarensteitaxt und bist unrasiert ..." ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Wie gesagt, die Elemente, die Du ansprichts, kamen alle später, nämlich etwa ab Mitte der 1990er. Da war das Bild von Maraskan als Japan schon längst in den Köpfen der Spieler verankert. Die Sachen die man bisher von Maraskan kannte, die Form der Waffen die Bauweise der Häuser deuteten damals schon auf Japan.

  • Auf einigen Abbildungen (der "Reisbauer-Hut" auf S, 151 von Schattenlande, der gerüstete Kämpfer, der durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu Abbildungen von Samurais hat, auf derselben Seite, und ich meine, ich habe im Laufe der Zeit auch einige mehr hier und dort gesehen) kommt Maraskan schon recht japanisch rüber, aber da sind wir dann wieder bei dem anderen Thema der Illustrationen und wie gut sie den beschriebenen Hintergrund abbilden, bzw. als wie kanonisch sie zu betrachten sind.

  • Ich glaube jetzt auch nicht, dass irdische Anleihen und Vergleiche per se und zwingend immer irreführend sein müssen. Und wenn diese irdischen Klischees entnommen sind, sind sie eigentlich sogar noch nützlicher. Das Hollywood-Klischee Japans kennt jeder, die wissenschaftliche Historie eher nicht. Was hexe gesagt hat, ist absolut richtig: Bei der Suche nach Bildern, nach Visuellem bei einzelnen Details wie einem Schwertknauf kann das sogar sehr fruchtbar sein. Bei detailreicheren Sachen wie einem Schiff samt Mannschaft kommt man dagegen sehr schnell an Grenzen.

    Sie können sehr wohl den Einstieg erleichtern - wie ein Nicht-Schwimmer beim Üben von Schwimmflügeln profitieren kann. Aber wenn man dann mal sicher schwimmt, werden sie eher behindernd. Eine Goldmedallie gewinnt man damit nicht. Man muss (und will) sich ab irgendeinem (recht frühen) Punkt davon emanzipieren. Das heißt aber nicht, dass sie am Anfang nicht ein völlig legitimes und nützliches Hilfsmittel sein können.

    Maraskan ist nicht Australien. Giftige Tiere gibt es in vielen Dschungeln, das ist nichts, was nur Australien hätte. Und gerade die typischen Beuteltiere fehlen, dafür gibt es Marasken, rote Marane und Basilisken-Panzerkröten.

    Den Reisbauer-Hut findet man irdisch übrigens nicht nur in Japan, sondern in ganz Ostasien - z. B. auch in Vietnam. Auch die Architektur kann ebensogut als vietnamesisch beschrieben werden. Das sind so Sachen, die "japanisch" sein könnten, aber nicht müssen. :)

  • Ich sehe hier eher, dass man sich bei den beschreibungen von den früheren Assoziationen entfernet, diese aber trotzdem in den Köpfen der Spieler, Zeichner und auch Autoren verankert sind.

  • Zeichner bei DSA waren ja immer schon ein "Problem". Einige waren/sind ja tief im Hintergrund drin, aber externe lesen sicher nicht Dekaden an DSA Info oder bekommen furchtbar detaillierte Setting Bibles, denke ich zumindest. Also bekommt man da zwangsweise schneller ans Kopieren von irdischen Vorbildern ran, ob nun angebracht oder nicht. (Naja, oder Yüce.)

    Hach, manchmal würds mich interessieren wie ein Aventurien aussieht bei dem man viel mit "Sensitivity Readern" macht ;)

  • Warum sollte bei einem Paartanz der Mann führen und nicht einfach die größere Person?

    Warum überhaupt festlegen? JEder Tanz kann andere (in sich logische Reglungen haben). Hier mal einige Beispiele (Alles ausgedacht) um zu zeigen, was ich meine:

    Bei der Kuslikana (häufiger Partnerwechsel - hier kann man nicht die Drehrichtung/ führenden Partner wechseln, sollte immer bei jedem Paar derselbe wechseln): zum Beispiel könnte immer die Frau führen.

    Bei der Jobborner Hussa führt immer der größere Partner.

    Bei der Bornessa führt - ganz klar- die Frau... Sie darf ja auch nach dem Gemächt des Partners schlagen... *fies grins*

    Bei der Albernade führt immer der kleinere Partner (eine Ausbitte der Feen)...

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Australien hat die giftigsten Tiere so wie Marsakan, so wie eine Nachklingen eine japanisches Schwert ist.

    Wir dürfen nicht den Fehler machen weil Ähnlichkeiten da sind aus Maraskan ein Klein-Japan, Bornland ein Minirussland zu sehen. Diese Länder mögen sich Teile rausgepickt haben aber nicht den gesamten Kuchen. Daher sind irdische Vergleiche aks Ganzes falsch; oh, es gibt Ähnlichkeiten, aber das macht aus einen Handwagen kein Rennauto.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Genau.

    "Inspiert von" ist eben nicht "Das derische Äquivalent von".

    Schickt Advocaten, Armbrüste und Dukaten!

    Einmal editiert, zuletzt von Pardel (17. Juni 2021 um 13:47)

  • Jemand "Total Recall" mit Arnold gesehen? Basiert auf eine Kurzgeschichte; im Film kommt der Person und seine falsche Erinnerung vor ... der Rest ist völlig anders, und die Geschichte ändert frecher.

    Könnte ich da sagen der Film ist wie der Roman? Nein.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Mal von mir als Nicht-Tänzer:

    Logisch wäre doch eigentlich, dass die Person führt, die besser tanzen kann. :/

    Zumindest höre ich immer, dass in Tanzschulen Männermangel herrscht, weil es schwieriger ist, wenn man führen muss.

    Kann natürlich spontan auf einem Ball schwer rauszufinden sein, aber auf so einem richtig protzigen Ball mit Tanzkarten, kann man ja die eigene Fähigkeit auf einer Skala von eins bis zehn gleich mit angeben.

    Dann kann man auch gleich sehen, ob der Tanzpartner zur Selbstüberschätzung neigt. Das könnte die gesamte Dynamik eines Balls ändern, und dazu führen, dass auch öfter mal mit gleichgeschlechtlichen Partnern getanzt wird. (Paartänze sind sowieso komisch. Einerseits gelten sie ... nunja, meistens als nicht sexuell konnotiert und mit Familienmitgliedern zu tanzen ist akzeptiert, aber mit Personen des gleichen Geschlechts zu tanzen würde wohl doch zu Gerede führen ... wobei im frühen - realzeitlich gerechnet - Aventurien Homosexualität ja offenbar recht akzeptiert war :/ ) Schließlich ist es bei Hofintrigen wichtig zu wissen, wer dazu neigt, sich zu viel zuzutrauen.

    Wobei man natürlich auch bluffen kann ...


    Also ich bin ja ein ganz großer Fan von irdischen Anleihen. Wenn sie gut gemacht sind und man eben gleich zusammenhängende Sachen so klaut, dass sie noch passen.

    Die aventurische Gleichberechtigung, so vernünftig und spielspaßfördernd sie auch ist, ist nicht wirklich logisch konsistent aufgebaut. Eine Kultur in der wirklich aus sich heraus Gleichberechtigung der Geschlechter herrscht, würde nämlich gefühlt so gar nicht zum irdischen Mittelalter passen, weswegen die tatsächliche Kultur denn auch ein logisch inkonsistenter Flickenteppich ist, mit Ausnahme von Andergast, wo eben konsequent Mittelalter herrscht. Stört mich aber nicht weiter, das kann ich ignorieren, es gibt ja handfeste Gründe dafür.

    Schaut man sich dagegen die als "matriarchalisch" gesetzten Völker an, so kommen die einer logisch nachvollziehbaren Gleichberechtigung am nächsten - und das nicht von ungefähr, die sind nämlich von realen Kulturen geklaut. (Also außer Aranien. Aranien ist, soweit ich es beurteilen kann, frei erfunden, aber in Grundzügen gar nicht mal so unlogisch.)

    Freilich hat man da auch wieder Dinge hinzugefügt, die überhaupt nicht passen. Die Sippenehe der Norbarden ist ja nett, aber wenn man logische Konsistenz möchte, muss man das eigentlich so interpretieren, dass es überhaupt keine Ehe ist, und nur so genannt wird, damit die Traviageweihten keinen Herzinfarkt kriegen.

    Das wäre eine in sich logische Interpretation, wäre da nicht der Vorschlag, dass Charaktere ins Abenteuerleben starten können um einer arrangierten Ehe zu entkommen. :cry:

    Ich weiß, das ist ein liebgewonnenes Trope, aber es ergibt halt keinen Sinn. Man macht das eigene Kind nicht aus purer Boshaftigkeit für's Leben unglücklich, obwohl es keinerlei zwingende gesellschaftliche Gründe gibt, das zu tun. Ganz besonders macht man das nicht mit Kindern, die man selbst aufgezogen hat. Sämtliche Überlegungen zur Vererbung von Grund und Boden fallen bei Norbarden weg, also warum um alles in der Welt sollten sie ihre Kinder dergestalt zur Flucht animieren?

    Wobei ich sagen muss, ich finde die missliebige arrangierte Ehe auch bei Zwergen nur ... sehr begrenzt logisch, meine aber, auch das schon irgendwo gelesen zu haben.


    Der maraskanische Hartholzharnisch ergibt eigentlich auch nur in Kombination damit Sinn, dass in Maraskan Metallknappheit herrscht. Ich weiß gar nicht, ob das überhaupt der Fall ist!

    Wobei mich sowas weniger stört als soziale Inkonsistenzen, weil man eben selten damit konfrontiert wird.

    (Die unlogische arrangierte Ehe dagegen fällt eben auseinander, sobald reisende Helden bei der Rettung einer dadurch in Nöte geratenen Person mal die Frage stellen, was dieser Mist eigentlich soll. Was sie wahrscheinlich tun werden, wenn sie der Typ Held sind der eben Probleme lieber ohne Gewalt löst.)

    Es ist wirklich schwer, aus einer Kultur nur ein bisschen was zu klauen, und es dann logisch in Einklang mit etwas aus einer anderen Kultur geklautem zu bringen. Weil manche Sachen eben nicht wirklich kombinierbar sind.

    Einiges an Inkonsistenz ergibt sich logisch daraus, dass man eben "für alle etwas" haben will, wie das Nebeneinanderexistieren von Rüstungen und Waffen aus allen möglichen Kulturen und Epochen. Okay, da drücke ich ein Auge zu, das macht ja den Reiz dieser Welt aus.

    Aber anderes ist eigentlich völlig unnötig, bzw. wurde nur integriert, damit bestimmte Plots in jeder Kultur spielbar sind, was ich nicht für einen validen Grund halte. Dann geht halt der "Ich enfliehe einer arrangierten Ehe" Plot nur in Andergast* - na und?

    Oder "Haha, Überraschung, der stolze Krieger nimmt seinen Helm ab und ist ... eine Frau!" geht dann eben nur in Andergast*.


    *= Oder in samt und sonders allen patriarchalischen Kulturen, von denen es ja eigentlich reichlich gibt. Nur halt nicht im Mittelreich.

  • Die meisten von Dir beschriebenen Probleme treten doch eigentlich erst dann auf, wenn man alle Beschreibungen viel zu Ernst nimmt.

  • Logisch wäre doch eigentlich, dass die Person führt, die besser tanzen kann.

    Ja das stimmt. Passt in Paartänzen super, schlüssig und sinnvoll. Das ist zumindest bei mir nicht die "offene Frage".

    Sondern die ist in Tänzen, wo die Partner ständig wechseln kann ja nicht jedes "neu generierte" Paar prüfen, wer führt...

    Und kein Charakter kennt seine Genauen werte und kann der Tanzpartner*in zuflüstern: "Tanzen 11, Mu 13, In 14 und GE 13, PS: Levthansbeutel-Ausdauernder Liebhaber und Mit flinkenFingern und scharfen Zungen III"...

    Ergo: Wer führt in Tänzen, wo sich alle immer abklatschen und alle Paare neu bilden?

    Kann natürlich spontan auf einem Ball schwer rauszufinden sein, aber auf so einem richtig protzigen Ball mit Tanzkarten, kann man ja die eigene Fähigkeit auf einer Skala von eins bis zehn gleich mit angeben.

    Jap das meinte ich. Eins bis 10? Du meinst wohl eins bis zwölf?

    Also ich bin ja ein ganz großer Fan von irdischen Anleihen.

    Ich nicht, da rollen sich mir die Fingernägel hoch. Irdische Anleihen foltern Grumbrak. Oder wie es die Flanders (Simpsons) sagen würden: "Lügen tun dem kleinen Jesus weh!"

    Der maraskanische Hartholzharnisch ergibt eigentlich auch nur in Kombination damit Sinn, dass in Maraskan Metallknappheit herrscht.

    Ha, das denkt ihr alle. Aber wenn man auf Maraskan lebt, weiß man den wahren Nutzen des Hartholzharnisch zu schätzen und der liegt nicht beim Rüstungsschutz, sondern beim Holz, dass nimmt man das rechte Holz und nicht das flasche, einen großen Theyl der Insekten, Krabbeltiere und Saugrüssel fernhält (findet man KHW's Romane, über König Dajin).

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • "Der Hartholzharnisch besteht tatsächlich aus einem maraskanischen Hartholz, das zum Schutz gegen Feuchtigkeit mit zumeist bunten Farben lackiert ist. Holz und Farbe geben zusammen eine Kombination, die die meisten maraskanischen (Klein­)Insekten abschreckt; die meist grellen Farben tun ein übriges, um andere Tiere deutlich vor einem Angriff auf den offensichtlich giftigen Träger abzuhalten. Er bedarf tagtäglichen Pflege bedarf, wenn die Rüstung ihrem Träger nicht am Leibe verrotten soll. Dafür kann sich der Träger dann eines Rüstungsteils erfreuen, dass in jeder Hinsicht als exotisch – und seit der borbaradianischen Invasion Maraskans auch selten – gilt." (Aventurisches Arsenal S. 102f)

    "Selbst bei Exilmaraskanern wird heutzutage der Hartholzharnisch, auch Käferpanzer genannt, als die klassische maraskanische Rüstung angesehen. Das ist nur zum Teil richtig, denn der Holzharnisch ist die Rüstung für den Dschungel, und als solche soll er seinen Träger gegen eine Vielzahl anderer Feinde schützen. Was macht einen guten Hartholzharnisch aus? Nicht daß er aus Eisenholz gefertigt ist, kunstvoll verziert oder schreiend bunt bemalt ist, sondern daß ein gewisser Teil der Rüstung aus stark harzendem (und duftendem) Holz besteht, wie etwa Atanyn, Iboab, Marazeder u. ä. Wie groß der Anteil dieser Hölzer ist und welche Kombination verwendet wird, ist streng gehütetes Geheimnis maraskanischer Rüstungsbauer. Das Ziel ist jedoch immer dasselbe, nämlich möglichst viele der kleinen Plagegeister, die mitunter gefährlicher sind als alle menschlichen Feinde, vom Träger der Rüstung abzuschrecken. Ein sehr guter Harnisch soll fast die Hälfte der stechenden und beißenden Ungeheuer fernhalten, und gegen viele der größern tierischen Feinde soll die grellbunte Bemalung wirken, die häufig einem der unzähligen Gifttiere der Insel nachgebildet ist." (Blutrosen und Marasken S. 134)

    "[E]tliche der Hexen [Anm. Rächerinnen Lycosas] fliegen in maraskanischen Hartholzharnischen" (Blutrosen und Marasken S. 128)

    Der maraskanische Hartholzharnisch ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass auf Dere andere Regeln herrschen. Wenn frau mit Holzobjekten fliegen kann, aber nicht mit solchen aus anderen Materialien, dann wird es noch einmal interessanter, Objekte aus Holz herzustellen, wenn und wo es möglich ist. Zudem treiben sich durch den Herbann der barmherzigen Schwestern und von Natur aus auf Maraskan viele lästige bis gefährliche Insekten rum, die sich durch diese Hartholzrüstungen (auch z. B. Sandelholz wirkt ja abschreckend auf manche Insekten) abschrecken lassen. Durch den Dschungel und die dmonischen Einflüsse kommt man auf Maraskan zwar nur schwer an Metall, aber es gibt im Grunde genug und zwar von hervorragender Qualität:

    "Ebenfalls nicht zu verachten ist das Erz der Maraskankette, obwohl man sich heutzutage nicht nur mit Dschungelgetier und Rebellen herumschlagen muss, um an diesen Rohstoff heranzukommen, sondern auch noch mit entstellten Kultisten und anderen unheiligen Gegebenheiten. Das kann einem die größte Freude am Schmieden verderben! (Wer an Bruchmaterial aus Maraskanstahl kommt, darf sich glücklich schätzen und wird meine Ausführungen verstehen.) [...] Frau Metternlachs Auffassungen in Ehren, aber bisweilen scheint hier doch der Lokalpatriotismus mit ihr durchgegangen zu sein. Zwergisches und maraskanisches Erz sind zweifelsohne das beste verfügbare – oder eben nicht verfügbare – Material, doch rangiert das von ihr gelobte Erz aus dem Kosch, dem Eisenwald und dem Amboss eher auf einem guten (zweiten Platz), gemeinsam mit dem geschmähten Eisen aus Khunchom." (AvAr 124)

    "Maraskan ist reich an Bodenschätzen: Das Gestein der Maraskankette enthält Kupfer, Quecksilber, Zinn, Blei und Eisen, letzteres vor allem im Südwesten in gehaltvollem Erz, doch auch Edelmetalle sind in geringerem Maße vorhanden, hinzu kommen Alabaster und Graphit; berühmt war die Insel wegen der einzigen zugänglichen Enduriummine Aventuriens." (BuM 81)

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (17. Juni 2021 um 14:39)

  • Ich nicht, da rollen sich mir die Fingernägel hoch. Irdische Anleihen foltern Grumbrak. Oder wie es die Flanders (Simpsons) sagen würden: "Lügen tun dem kleinen Jesus weh!"

    Wie spielst du dann überhaupt DSA? Das ist doch vollgestopft mit Dingen, die man so oder so ähnlich aus der Realität kennt.

    Menschen sind doch gar nicht in der Lage, sich etwas auszudenken, was sie nicht kennen. Jedenfalls nicht in nennenswertem Umfang und gleich gar nicht, wenn es um Kultur geht.

    Deswegen freu ich mich immer, wenn eine fiktive Kultur erkennen lässt, dass jemand mal richtig viel recherchiert hat, auch in Kulturen, die dem Durchschnittsdeutschen völlig unbekannt sind. Dann ergibt nämlich mal was Sinn. (Und der Durchschnittsdeutsche hält es für gut erfunden.)

    Aventurien ist von vorne bis hinten aus realen Kulturen zusammengeklaut, wenn einem das wehtut müsste man eigentlich permanent Schmerzen leiden wie ein Paktierer im Tempel.


    Wenn frau mit Holzobjekten fliegen kann, aber nicht mit solchen aus anderen Materialien, dann wird es noch einmal interessanter, Objekte aus Holz herzustellen, wenn und wo es möglich ist.

    Das ist tatsächlich ein Grund den ich so akzeptieren kann ... weil man den auch im Spiel so beobachten kann. ^^

    Ich weiß jetzt auch tatsächlich nicht aus dem Kopf, ob der Hartholzharnisch genauso gute Werte hat wie Metallrüstungen. (Holz, das in Sachen Stabilität mit Metall mithalten kann, hat wiederum ganz andere Logikprobleme.)

    Aber grundsätzlich gilt: Wo immer eine kulturelle Eigenheit sich nicht aus denselben Gründen ergibt wie im irdischen Vorbild, muss man eben irgendwas anderes erfinden. Und das rangiert dann in seiner Glaubwürdigkeit von schon so irgendwie logisch bis haarsträubend unlogisch.

    (Dass irgendein Kerl die weibliche Thronfolge abschaffen will, weil eine einzige Frau mal schlecht regiert hat, und alle das akzeptieren, obwohl Frauen historisch nie unterdrückt wurden ... ist zum Beispiel völliger Käse, und das ganze Ding wurde wohl auch nur gedreht um einen Plot zu ermöglichen. Sowas ... muss echt nicht sein.)

    In manchen Fällen wäre es dann besser, ebenjene kulturelle Eigenheit einfach ganz wegzulassen.

    Einmal editiert, zuletzt von Artemis500 (17. Juni 2021 um 14:54)