Federino-Schwertgeselle mit Kettenhemd?

  • Hallo Community,

    derzeit bastelt einer meiner Spieler an einem neuen Charakter: Ein Federino-Schwertgeselle soll es sein. Nachdem ich mich diesbezüglich ein wenig eingelesen und in einigen Foren schlau gemacht hatte, bemerkte ich, dass der Federino durchaus stark ist. Neben dem Tod von Links hat er das der sehr hohen Parade zu verdanken. Nachdem mir jetzt also mein Spieler seinen Heldenbogen geschickt hat, bemerkte ich, dass er seinem Federino zusätzlich eine Kettenrüstung verpasst hat. Inkl. Belastungsgewöhnung versteht sich. Im Professionspaket wird allerdings erwähnt, dass Federino-Schwertgesellen keine Rüstung verwenden um agil und flink zu sein. Also ein richtiger Musketier sozusagen.

    Was denkt ihr also? Sollte ich ihm den RS vorenthalten, da es nicht einem authentischen Federino entspricht? Oder ihn sein Power-Gaming nicht verbieten? Was andernfalls aber für mich als SL auch einige Probleme mit sich bringen könnte. Freue mich auf eure Ideen!

  • Das ist erstmal eine Entscheidung, die ihre in eurer Runde treffen müsst. Wie sehr wollt ihr dem Fluff folgen?

    Für den Anfang ist es sicher extrem ungewöhnlich als Federino eine Rüstung zu tragen, regeltechnische Gründe gibt es allerdings nicht - die Abzüge durch ein Kettenhemd kann man ja komplett durch Belastungsgewöhnung II ignorieren, da wird die Beweglichkeit nicht eingeschränkt. Ebenso hat die Profession kein Verbessertes Ausweichen dabei, wo auch keine Rüstungen erlaubt sind - im Gegenteil sogar den Klingenfänger für die hohe Parade.

    Ich denke zu Beginn einer Heldenkarriere würde ich wahrscheinlich schon einen guten Grund hören wollen - bei 1100 AP Helden, also direkt nach der Ausbildung, sogar auf jeden Fall. Aber danach sehe ich keinen Grund außer "das ist ungewöhnlich", das sind nun mal allerdings auch die meisten Helden. Wenn dem Zwerg im Kettenhemd nebenan die Schläge der Gegner kaum was ausmachen, wäre der Federino ja geradezu dumm, wenn er sich keine Rüstung holt. Noch dazu hat er ja auch keine Prinzipientreue "Trägt keine Rüstung", so tief wird es denen dann wohl auch nicht eingebläut und, was die Beweglichkeit angeht, wird er vom Zwerg auch nur hören: "man gewöhnt sich dran".

    Noch dazu kommt, dass die Rüstung regeltechnisch ein sehr starkes Element ist, für 55 AP gibt es kaum bessere Alternativen. Ihm diese Entwicklung als Vollkämpfer zu verwehren fände ich schon eine sehr schwer zu begründende Entscheidung - der Weg des Ungerüsteten wird nun mal nicht in gleichem Maße vom System unterstützt.

    Als Mensch (oder Elfe oder Zwerg) kann sich der Federino - falls er auf 1100 AP generiert würde - zu Beginn nicht Belastungsgewöhnung II und Beidhändiger Kamp II holen, sich da für die Belastungsgewöhnung zu entscheiden, ist sehr unpassend.

    Was würde ich also sagen? Zu Beginn bei einem 1100 Held gäbe es wohl ein "Nein" zur Kettenrüstung, über nen Gambeson lässt sich reden (Vielleicht ein Kompromiss?), eine Entwicklung in Richtung Rüstung würde ich aber dem Spieler freistellen, ebenso wenn z.B. einen brillanten Federino mit Rüstung zu erstellt werden soll. Ich häng allerdings auch nicht all zu sehr an Federino und seiner Philosophie, jemand für den damit ikonische ungerüstete Haudegen/Musketiere verbunden sind, sagt sicher was anderes. Bei anderen Fluffelementen würde ich vielleicht auch die gegenteilige Argumentation führen.

  • Hängt denke ich auch ein bißchen daran, wie er sich den Char so vorstellt.
    Federino ist ja nun eher Mantel-Degen, da hängt es eben von der Rüstung schon ein bißchen ab, was es genau ist.

    Eine Kettenweste unter der Kleidung wäre da eine ganz andere Sache als ein langes Kettenhemd, zum Beispiel. Gerade, weil man als Fechter schon sehr auf die Belastung achten sollte (Und eine Kettenrüstuing gegen Stichwaffen zumindest real-logisch nicht so der Bringer ist).

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Wenn er's möchte, würde ich's erlauben. Ich würde meinem Spieler aber vorschlagen, das erste Abenteuer (oder vielleicht auch länger), ohne zu bestreiten. Denn das ermöglicht Charakterspiel. Der Fedorino, der gelernt hat, mit seiner flinken Klinge Probleme zu lösen, stellt auf einmal fest, dass er nicht in der Lage ist, auf der Straße mitzuhalten, wenn er keine Rüstung trägt.

    Er erkennt, dass eine Rüstung nunmal doch manchmal nötig ist und trägt sie fortan, wenn's mal wieder ein Hauen und Stechen wird.


  • Eine Kettenweste unter der Kleidung wäre da eine ganz andere Sache als ein langes Kettenhemd, zum Beispiel. Gerade, weil man als Fechter schon sehr auf die Belastung achten sollte (Und eine Kettenrüstuing gegen Stichwaffen zumindest real-logisch nicht so der Bringer ist).

    Der Punkt ist das dies nur einen Regeltechnischen Unterschied darstellt, wenn die Gruppe mit Trefferzonen und Trefferzonen-Rüstungschutz spielen würde.

    Ansonsten ist eine Kettenweste nur eine Variante der Kettenrüstung und gewährt den gleichen "Ganzkörper-Schutz", wie ein langes Kettenhemd.

    Man ist nach den Grundregeln des Kampfes sehr frei was die Darstellung der besagten Rüstung betrifft. Schließlich regelt diese einen Treffer nur über Ja/Nein ab und das Wo wird ignoriert.

    Erst mit Trefferzonen-Rüstungschutz wird es wichtig, dass ein langes Kettenhemd den Schutz auch für Arme und Beine gewährleistet, während die Kettenweste nur den Torso schützt.

    Deshalb gefällt mir die Grundregel hier auch nicht besonders, alles wird in dieser als Riesenamöbe abgehandelt.

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    Ergebnis 'Ich'

  • Ist natürlich deine Sache wie du es regelst, aber ich würde dem betreffenden Spieler sehr nahelegen, es nicht zu tun.

    Der Fedorino-Stil gehört meiner Ansicht nach zu den besten Kampfstilen überhaupt und ist meines Erachtens nach deshalb so gut/ stark, um einen ungerüsteten Musketier neben gerüsteten Kriegern spielbar zu machen. Wenn man da dann mal eben noch RS4 draufklatscht, ist es einfach nur unstimmungsvolles Powergaming.

    EDIT: Nachgedanke: Wenn der betreffende Spieler unbedingt ne Rüstung möchte, kann er ja den alten Andersin-Stil mit Parierdolch und Langschwert nehmen.

    Der ist dafür dann zwar ok, aber nicht ganz so gut wie der Fedorino...

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  • Sobald es um offene Feldschlachten geht mit viel Blei und Pfeilen und in Formationen kämpfen . Da wird jeder der die Möglichkeit hat, eine Rüstung anziehen

    also ja mit einer Erklärung

    Beispiel ist der Film King Arthur (2004). Die meiste Zeit sind die Helden relativ leicht gerüstet in die Wälder gezogen um mobil zu sein.

    Beim Endkampf waren alle schwer gerüstet .sie hatten keinen Anmarsch zur Schlacht und hatten alles am Ort

  • Der Fedorino-Stil ist wirklich sehr stark, in meiner Gruppe gibt es da auch diesen einen Kettenhemd-Parade-Fedorino (~1.500 AP), der ist schon nicht leicht kleinzukriegen (hat auch noch Machtvolle Meisterparade). Ich bin als SL jedoch immer Fan davon, die Spielern machen zu lassen. Man hat am Ende eh immer Möglichkeiten, auch solche SCs vor ernsthafte Herausforderungen zu stellen. Lass nur mal einen Magier kommen, der ihn mit Zuständen belegt. Oder auch sehr schön, um das Parade-Problem zu bewältigen: Karnifilo

  • Klar gibt es als Meister immer Möglichkeiten, Spieler herauszufordern. Allerdings sehe ich es manchmal auch als (in meiner Gruppe) besser an, für mich problematische Dinge früh anzusprechen, anstatt deswegen später Dauerknatsch zu haben. Wir sind aber auch seit D&D3e etwas powergaminggeschädigt und tendieren zum "unbewussten Char-hyperoptimieren".

    Ich würde die Entscheidung als Meister auch davon abhängig machen, in was für einer Gruppe der Fedorino mitspielt und was als Setting / Abenteuer geplant ist.

    Aber - wie man im Thread gut sehen kann - macht letztendlich eh jeder Meister sein eigenes Ding. Und das ist auch gut so.

    Preiset die Schönheit! :)

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  • Ich würde es ihm auch erlauben. Allerdings würde ich die ersten zwei-drei Abenteuer die Behinderung fiktiv etwas erhöhen und erst später wieder auf den Normalwert setzen. Laut Fluff sind sie es ja nicht gewohnt und demnach würde ich die Rüstungsgewöhnung vorerst ignorieren (bzw. die normale BE nutzen, weil er mit Rüstung mehr BE haben sollte als Federino) oder ihm vorschlagen etwas anderes als Fähigkeit zu wählen.

    Man könnte die AP auch für die Gewöhnung erhöhen, um das zu simulieren. Oder aber auch sagen, dass er als Federino erst mit Gewöhnung II einen Effekt wie mit Gewöhnung I haben darf, um den straken Kampfstil zu relativieren und die PG Keule wegzustecken.

    Am Ende sollte es aber Gruppenkonsens sein, ob er darf oder nicht.

  • Ich würde es ihm auch erlauben. Allerdings würde ich die ersten zwei-drei Abenteuer die Behinderung fiktiv etwas erhöhen und erst später wieder auf den Normalwert setzen. Laut Fluff sind sie es ja nicht gewohnt und demnach würde ich die Rüstungsgewöhnung vorerst ignorieren (bzw. die normale BE nutzen, weil er mit Rüstung mehr BE haben sollte als Federino) oder ihm vorschlagen etwas anderes als Fähigkeit zu wählen.

    Man könnte die AP auch für die Gewöhnung erhöhen, um das zu simulieren. Oder aber auch sagen, dass er als Federino erst mit Gewöhnung II einen Effekt wie mit Gewöhnung I haben darf, um den straken Kampfstil zu relativieren und die PG Keule wegzustecken.

    So eine Lösung missfällt mir arg. Damit lädt man seine Spieler dazu ein, komische Backgroundstories zu entwickeln. Und dann hat er morgens bis abends Kettenhemden getragen, weil er wusste, dass er einmal Held werden würde und dort eins Tragen muss, weil er dadurch vor Klingen geschützt wird. Plötzlich merkte er, dass es ihn kaum noch einschränkte und er trug es immer.


    Am Ende sollte es aber Gruppenkonsens sein, ob er darf oder nicht.

    Das halte ich für eine gute Lösung :)

  • Helden sollten immer aus der aventurischen Alltagsrolle fallen dürfen. Und wenn die Backgroundstory "komisch" ist, dann würde ich als SL sagen: " Sorry, aber das ergibt in der Logik der Spielwelt keinen Sinn" Aber wenn ich ein Schwertgeselle bin und den rauen Realitäten eines Handgemenges in die Augen blicke, dann is die Überlegung einer Rüstung für mich völlig legal. Ein Schlag von hinten schützen niemanden, egal wie agil er ist und daher ist das in diesem Fall keine "komische Hintergrundstory".

    Und dann hat er morgens bis abends Kettenhemden getragen, weil er wusste, dass er einmal Held werden würde und dort eins Tragen muss, weil er dadurch vor Klingen geschützt wird. Plötzlich merkte er, dass es ihn kaum noch einschränkte und er trug es immer.

    Dann war sein Ausbilder aber inkonsequent im beibringen des korrekten Federino Stils oder?

    Deshalb schlage ich ja eine Gewöhnung während des Abenteuerlebens vor. Und das entweder langgezogen über die Jahre oder durch erhöhte AP kosten.

  • Deshalb schlage ich ja eine Gewöhnung während des Abenteuerlebens vor

    Zumindest bis zu dem Punkt würde ich zustimmen.

    Würde im auch sagen, dass es er am Anfang nicht machen soll.

    Wenn er dann 2-3 Abenteuer hinter sich hat, einige Verletzungen sich zugezogen hat und er sich dann umschaut nach besseren Schutz würde ich es passend finden. Und ihm das halt ganz normal gewähren.

    Aber zum Start wäre das für mich einfach unstimmig.

  • Ich würde es ihm auch erlauben. Allerdings würde ich die ersten zwei-drei Abenteuer die Behinderung fiktiv etwas erhöhen und erst später wieder auf den Normalwert setzen. Laut Fluff sind sie es ja nicht gewohnt und demnach würde ich die Rüstungsgewöhnung vorerst ignorieren (bzw. die normale BE nutzen, weil er mit Rüstung mehr BE haben sollte als Federino) oder ihm vorschlagen etwas anderes als Fähigkeit zu wählen.

    Man könnte die AP auch für die Gewöhnung erhöhen, um das zu simulieren. Oder aber auch sagen, dass er als Federino erst mit Gewöhnung II einen Effekt wie mit Gewöhnung I haben darf, um den straken Kampfstil zu relativieren und die PG Keule wegzustecken.

    So eine Lösung missfällt mir arg. Damit lädt man seine Spieler dazu ein, komische Backgroundstories zu entwickeln. Und dann hat er morgens bis abends Kettenhemden getragen, weil er wusste, dass er einmal Held werden würde und dort eins Tragen muss, weil er dadurch vor Klingen geschützt wird. Plötzlich merkte er, dass es ihn kaum noch einschränkte und er trug es immer.

    Zumal der Spieler, wenn er denn möchte, argumentieren kann, daß ihm die RG so wie im Buch zusteht, weil er völlig regelkonform die AP dafür gezahlt hat.

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Nagut, aber wir können von den Redakteuren:innen nicht verlangen, dass sie alle Eventualitäten in Regelkonstrukte verfassen. Wenn dort steht, dass ein Federino Geselle ohne Rüstung kämpft, finde ich es nicht "völlig" regelkonform. Es ist eher eine Grauzone. Es sollten schon die Angaben aus Büchern für die aventurische Normalität gelten und ein Federino mit Rüstung sollte ganz klar abgesprochen sein.

  • Nagut, aber wir können von den Redakteuren:innen nicht verlangen, dass sie alle Eventualitäten in Regelkonstrukte verfassen. Wenn dort steht, dass ein Federino Geselle ohne Rüstung kämpft, finde ich es nicht "völlig" regelkonform. Es ist eher eine Grauzone. Es sollten schon die Angaben aus Büchern für die aventurische Normalität gelten und ein Federino mit Rüstung sollte ganz klar abgesprochen sein.

    Mir ist im Vergleich "DSA 1-3 vs DSA5" aufgefallen, daß viele Einschränkungen vom Crunch- in den Fluffbereich ("Die Spielwelt mag das nicht") gewandert sind.

    Das bringt iMO im Bereich Powergaming gelegentlich Probleme mit sich.

    DSA1-3:

    Spieler: "Meine Magier will mit einer Barbarenstreitaxt kämpfen".

    Meister: "Joa, klar. Dann fang mal an, deinen -7er Talentwert zu steigern...".

    DSA5:

    Spieler: "Mein Magier will mit einer Barbarenstreitaxt kämpfen. Hab ihm Eisenaffine Aura gegeben und laut Regelbuch darf er das".

    Meister: "Öm... aber der Codex/ die Spielwelt..."

    Letztendlich beruht es - wie PRAios schon geschrieben hat - auf einem Konsens zwischen dem Meister und den Spielern, was bei der Charaktergenerierung ok und im Spiel erlaubt ist.

    Und nicht alles, was laut den Regeln erlaubt ist, passt auch in die Gruppe.

    @34: Schreib bei Gelegenheit mal, wie ihr euch entschieden habt.

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  • DSA5:

    Spieler: "Mein Magier will mit einer Barbarenstreitaxt kämpfen. Hab ihm Eisenaffine Aura gegeben

    <X ohh Mensch

    Ich hoffe, dass war jetzt überzogen.

    Keine Sorge. Hab nur ein schnelles Beispiel gesucht.

    Sorry für's Abschweifen. Back 2 Topic... :saint:

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  • Hahahaha -

    Wenn man von DSA5 ausgeht kann der Griff der Barbarenstreitaxt sogar der Zauberstab sein (rein RAW - nicht das ich sowas zulassen würde)

    Die Metallbeschläge werden nirgendwo beschrieben oder eingeschränkt.

    Im Gegensatz zu DSA3, wo "Der Stab" sowohl Fluff als auch Crunch Beschreibungen erhielt. (Magie des schwarzen Auges S. 53)

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

    Einmal editiert, zuletzt von Sturmkind (12. Mai 2021 um 17:05)