Sprache in der Runde - Setting abhängig !?

  • Moin,

    ich habe gemerkt, dass ich bei Cthulhu 1920 mich mit der Sprache irgendwie verbiege. Früher bei DSA ebenso.

    Ein Setting 2021, aber auch eins in der Zukunft, da rede ich mehr "frei Schnauze" und somit muss ich nicht den Fokus darauf richten, Setting- oder Epochen-konform zu sprechen. Ein SciFi Setting ist komplett frei erfunden und wir sprechen (in der Runde) Gegenwartssprache.

    Mein Empfinden in der Runde:

    hmm wie war das im Mittelalter- rede ich eventuell zu modern in der Runde? ..oder bin ich genug 1920?.

    Wenn ich in der SciFi einen schäbigen Frachterpiloten spiele fällt es mir deutlich einfacher.

    Ich hoffe, dass ich es etwas umschreiben konnte. Ist natürlich nur mein Empfinden.

    Habt ihr da ähnliche Erfahrungen? LG

  • Ich merke das nicht so, aber ich mag diese etwas älteren Worte und Wendungen auch.

    Mir fällt das aber eher im bezug auf Status auf. Ein Adliger oder Pastor (waren ja damals noch teilweise formal angesehener als heute) redet eben meist doch etwas anders als ein Bierkutscher, Schauspieler oder Soldat.

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Ich bewege mich meistens in Aventurien. Dort ist unsere Sprache eher an die guten alten Ritterfilme angelehnt. Was ich bzw. wir nicht sprechen, sind irgendwelche Akzente oder Dialekte (außen meinen/unsere eigenen...). Also wie das manche machen, bei DSA z.B. der Tulamide mit arabischem Akzent oder der Andergaster mit bayrischem Dialekt.

    Früher gelegentlich Shadowrun und Rifts hieß das glaub ich gespielt, da haben wir die Jetztzeitsprache benutzt. Ebenso bei Star Wars.

  • Dass ich meine Sprache so richtig anpasse, kriege ich eigentlich nur in Foren hin. "Live" habe ich da einfach die mentale Kapazität nicht für und müsste sehr, sehr langsam sprechen. Da verzichte ich nur auf modernen Slang, und das war es dann auch.

    Eine eins zu eins Umsetzung der zur Zeit passenden Sprache ist allenfalls für 1920 machbar.

    Wie im deutschen Mittelalter gesprochen wurde, ist ja bekannt. Mittelhochdeutsch, nämlich. Ich persönlich kann so nicht sprechen. Da bleibt nur, moderne Begriffe zu vermeiden, ab und zu mal altertümelnde Wörter einzustreuen, und so zu tun als ob.

    Ich habe mal aus Spaß versucht, in einem Roman! das Wort "Frau" wie wir es modern verwenden durch "Weib" zu ersetzen, und "Frau" konsequent nur zu verwenden, wenn auch wirklich von einer Adligen die Rede war. Das kriegt man fast nicht hin!

  • Geht mir ähnlich wie Artemis.

    Versuche bei Fantasy / In der Vergangenheit Spielendem einigermaßen Setting- und Characterkonform zu sprechen - "echt-authentisch" ist einfach ein zu hoher Anspruch.

    Also - wenn der Char nicht unmanierlich ist- "Ihr" statt "Sie", Vermeidung von Gegenwartsslang, Einbindung "alter"/aventurischer Floskeln wenn sie passen und mir schnell genug einfallen.

    Was ich manchmal etwas schwierig finde ist Fluchen, Schimpfen oder vulgäre Sprache in Fantasy-Settings - ohne gleich wie irgendein heutiger Assi zu klingen.

    Aber da hat ja z.B. Game of Thrones etwas geholfen... :saint:

    Geht ja letztendlich darum, gemeinsam Spaß zu haben.

    Schickt Advocaten, Armbrüste und Dukaten!

  • Also mich reisst es schon gehörig aus der Immersion, wenn wir DSA spielen und ein*e Spieler*in in der Runde würde unpassendes Vokabular verwenden: "Das ist aber ein cooles Gimmick!" oder "Yo, könnt ihr mich im Schwertkampf trainieren?".

    Wir achten demnach schon darauf, dass die Sprache im Rahmen des Settings möglichst authentisch ist...was auch immer das in einer Fantasywelt bedeutet. ^^

    Zudem geht es mir persönlich so, dass ich meine Sprache von dem jeweiligen Charakter abhängig mache, als Spielleiter wie als Spieler:

    Als SL hat das den angenehmen Effekt, dass der NSC plastischer wirkt und die Spieler direkt an der Art des Sprechens erkennen, wer sich da gerade an sie wendet.

    Als Spieler hat das für mich den Vorteil, dass ich mich besser in die Rolle einfinden kann, wenn ich meinem Charakter eine Sprechweise gebe, die von meinem eigentlichen Idiom abweicht.

    Ich bin da vielleicht etwas eigen, aber wenn ein Spieler seinen Helden absolut identisch zu sich selbst sprechen lässt, dann finde ich das etwas schade. Zum einen aus dem ganz praktischen Grund, dass man nicht weiß, ob er gerade IT oder OT spricht, zum anderen fällt es mir dann schwerer, vor meinem Inneren Auge den Elfen Larandiel statt dem Informatiker Klaus-Dieter zu sehen.

  • Da bleibt nur, moderne Begriffe zu vermeiden, ab und zu mal altertümelnde Wörter einzustreuen, und so zu tun als ob.

    So halte ich/wir das auch, sei es nun bei DSA, Vampire Dark Ages oder 7te See.

    Oh, und keine Anglizismen! Ganz wichtig! "Okay" in DSA mag ich gar nicht, oder "cool".^^

    Dabei ist zu beobachten, dass das ihrzen so sehr prägt, dass es häufig auch in irdischen, zeitlichen-aktuellen Settings manch meinem Spieler*in der jeweiligen Runden entfleucht.^^

    Und je nach Charakter richtet es sich zusätzlich auch, die einen sprechen gebildeter als andere, oder sprachlich ausgefeilter, Geweihte haben öfter Namen ihrer Gottheit auf den Lippen, Stimmlage ein winzig kleines bisschen variieren, und solcherlei.


    Was ich manchmal etwas schwierig finde ist Fluchen, Schimpfen oder vulgäre Sprache in Fantasy-Settings - ohne gleich wie irgendein heutiger Assi zu klingen.

    Schattenkatze
    18. Oktober 2004 um 18:14
  • "Okay" ist ein kaum loszuwerdendes Wort. Ich ertappe mich sogar im Larp dabei, wie mir keine passende Alternative einfällt.

    Bei Beleidigungen muss ich allerdings sagen, da sind einige zeitlos. Sämtliche Fäkalausdrücke dürften sich bereits im Mittelalter großer Beliebtheit erfreut haben. Abgesehen davon, dass "du uneheliches Kind!" heute (hierzulande) kaum noch jemanden in Rage bringt, kommt da selten was aus der Mode.

    Eher wahrscheinlich, dass es sich zum "bösen Schimpfwort, von dem keiner mehr weiß, warum es böse ist" wandelt. Wobei "Bastard" ja eigentlich schon fast wieder ein Kompliment ist und zumindest als sehr mildes Schimpfwort zu beurteilen. Meinem Sprachgefühl nach.

  • Okay = Einverstanden, abgemacht usw.

    Also ich finde Bastard viel schlimmer als Arschloch! Beide Begriffe würde ich aber durchaus als aventurisch gossentauglich ansehen.

    Wirklich? Klar, in Aventurien ist die Unterstellung, dass jemand nicht erbberechtigt ist viel schlimmer. (Wobei mir da auch der Kopf explodiert wenn ich darüber nachdenke wie viel Sinn das inneraventurisch nicht ergibt) Aber in der heutigen Zeit?

    Kenne ich das echt nur als halb-Kompliment, a la "Der Soundso ist schon ein misstrauischer Bastard, an dem kriegt man nichts vorbeigeschummelt"

    Hat da Game of Thrones dem Wort wieder zu neuem "Glanz" verholfen?

  • Flüche sollten im verlinkten Faden gesammelt und vorgestellt werden.

    "Okay" ist ein kaum loszuwerdendes Wort. Ich ertappe mich sogar im Larp dabei, wie mir keine passende Alternative einfällt.

    Ich muss nur selten die metaphorische Brauen heben oder etwas sagen, und es wird sofort auf "In Ordnung" oder "gut" umgeändert.

    Von allen möglichen Anglizismen ist noch das häufigste, aber so oft kommt das bei uns zumindest nicht vor, und wenn doch, wird es umgehend substituiert, durchaus auch schon mal vom Spieler*n selber sofort bemerkt, bevor ich mich räuspern kann.

  • "Okay" ist ein kaum loszuwerdendes Wort. Ich ertappe mich sogar im Larp dabei, wie mir keine passende Alternative einfällt

    "Nun gut" - hat auch nur zwei Silben und funktioniert für mich meistens als Satzeinleitung.

    "Passt" ist wenigstens nicht ganz so modern und... passt in anderem Kontext.

    "In Odnung", "gut" oder "na gut" tun's in manchem Zusammenhang auch.


    Im Übrigen vielen Dank für den Schimpfwörter-Thread.

    Schickt Advocaten, Armbrüste und Dukaten!

  • Ich versuche eigentlich immer mich beim sprechen dem jeweiligen Setting anzupassen...was mir zugegebenermassen längst nicht immer gelingt. Gerade das hier schon oft erwähnte "OK" rutscht mir dann doch öfter mal raus (was mich jedes mal wieder ärgert)

    Ich finde es insgesamt einfach stimmiger wenn man sich ein wenig dem Setting anpssst, aber das ist halt auch viel Übungssache.

  • Ich versuche die Sprache zu verwenden, die zum Charakter passt, den ich gerade verkörpere. Bei meinen Gegenüber möchte ich entsprechende Assoziationen wecken (durch Wortschatz schlicht, tölpelhaft, gewählt, unüberlegt, etc), deshalb sagt auch der mittelalterliche Gossenjunge: "Hey, voll cool Bro.." Da mag sich vielleicht zuerst seltsam anhören, aber wenn man spielt und im Fluss ist, dann fördert es viel mehr die Immersion, weil man nicht so viel darüber nachdenken muss. Jeder am Tisch sofort weiß, das ist irgendein Gangsterboy. Weder als SL noch als Spieler müssen sich irgendwie verdrehen oder verbrauchen Zeit damit, in der sie nachdenken welche Vokabeln man in Gareth satt 'Hey, voll cool, Bro' sagen würde.

    Meine Jedi in StarWars z. B. flucht, schimpft und redet, wie es ihr durch den Kopf geht, statt irgendwelchen hochgestochen 'Jedi-Talk'. Das ist ein Teil ihrer Persönlichkeit der Sith oder ähnlichen ein dickes 'f*** you!' an den Kopf zu werfen (sind ja nicht bei Disney). Macht sie lebendig.

    Die Sprache ist ein tolles Mittel, um die Welt vielseitig darzustellen, um NSC unterscheidbarer zu machen und ich sehe keinen Grund, warum man nur einen Bruchteil davon verwenden sollte? Außerdem kann ich sie so einfach am Tisch nutzen, weil die Sprache ist da und ein Großteil läuft eh über Kommunikation zwischen den Mitspielern.

    I ♡ Yakuban.

  • Ich versuche die Sprache zu verwenden, die zum Charakter passt, den ich gerade verkörpere. Bei meinen Gegenüber möchte ich entsprechende Assoziationen wecken (durch Wortschatz schlicht, tölpelhaft, gewählt, unüberlegt, etc), deshalb sagt auch der mittelalterliche Gossenjunge: "Hey, voll cool Bro.." Da mag sich vielleicht zuerst seltsam anhören, aber wenn man spielt und im Fluss ist, dann fördert es viel mehr die Immersion, weil man nicht so viel darüber nachdenken muss. Jeder am Tisch sofort weiß, das ist irgendein Gangsterboy. Weder als SL noch als Spieler müssen sich irgendwie verdrehen oder verbrauchen Zeit damit, in der sie nachdenken welche Vokabeln man in Gareth satt 'Hey, voll cool, Bro' sagen würde.

    Wenn das für euch so passt, dann ist ja gut.

    Mich würde es rausreißen.

    Schon deswegen, weil es den typischen "Gangsta" meines Erachtens in Aventurien so nicht gibt.

    Das Experiment hat Wolfgang Krege mit seiner modernisierenden Übersetzung von "Herr der Ringe" seinerzeit auch gewagt. Für ihn hat es wohl funktioniert, für viele andere aber nicht.


    Hinzu kommt: Rollenspiel funktioniert nur in dem Bereich, in dem alle alle Wörter verstehen. Wenn man eine Germanistin in der Runde hat, deren Ritterin perfektes Mittelhochdeutsch spricht, dann bringt das nicht wirklich was, weil es sonst keiner versteht.

    Gangsta-Rap gehört nicht wirklich auch nur zu meinem passiven Wortschatz, weswegen jeglicher Versuch, diese Sprache wiederzugeben sich ohnehin in Klischees verrennen würde.

    Bei mir geht es mit dem Niveau nunmal nicht tiefer als "Wörter, die ich zwar kenne, aber selbst im Familienumfeld nie benutzen würde" (So sprechen bei mir dann Gossenjungen) und nicht höher als "Wörter, die ich zwar kenne, aber nicht benutze, außer ich will mir im familiären Umfeld einen Scherz erlauben, weil ich nicht zu einer sozialen Schicht gehöre, die so reden würde" (Die kann ich dann beim Spielen von Adligen einbringen)

    Wenn ich eine Ritterin spiele, die sagt, dass sie sich auf ihrer gefahrvollen Queste in Sehnsucht nach dem holden Antlitz ihres Versprochenen verzehrt ... dann ist das alles immer noch mein passiver Wortschatz, auch wenn ich die meisten dieser Formulierungen im Alltag niemals benutzen würde. (Und das ist jetzt schon Forenrollenspiel-Niveau, diese Formulierungen kenne ich zwar, habe sie aber nicht abrufbereit im Kopf)

  • Oke ist, wenn ich mich nicht irre, ein mahisches Wort, das es wie das Tabu ins Garethi geschafft hat und sich als Zustimmung auf den Straßen Gareths großer Beliebtheit erfreut.

  • Wenn das für euch so passt, dann ist ja gut.


    Mich würde es rausreißen.

    Ja, das sagen viele, die es so nicht kennen oder nur trocken davon hören. Aber wenn man dann im Spiel ist und seinen Charakter erlebt und aufgeregt das Straßenkind fragt und der Information, die man haben wollte sofort wieder davon eilt, um endlich das zu tun, was man dringend erledigen muss, merkt man das gar nicht mehr. Viel zu sehr in der Geschichte drin. Man kann so viel mit so wenig in den Köpfen der Spieler durch Kleinigkeiten schaffen und dann fahren sie nach Hause und denken immer noch darüber nach wie der Besen ins Hammam kam...

    Das Experiment hat Wolfgang Krege mit seiner modernisierenden Übersetzung von "Herr der Ringe" seinerzeit auch gewagt. Für ihn hat es wohl funktioniert, für viele andere aber nicht.

    Da gibt es nur einen kleinen Unterschied zwischen einem Roman und Rollenspiel: Für die eine Sache kannst Du Dir für jedes Wort beinahe unendliche lange Zeit lassen, den Text lesen, darüber schlafen, noch einmal lesen, jemand anderem zu lesen geben, etwas anders schreiben nochmal überarbeiten, wieder von vorne anfangen und bei der anderen Sache hast Du vielleicht zwei Sekunden, um jetzt genau das passende Wort zu sagen, das was Deine Spieler*innen genau jetzt abholt...

    Und für einen Roman ist es sehr egal wo genau die Blumenvase auf den Tisch steht, irgendwann wird sie genommen und herum geworfen. Beim Rollenspiel möchten Spieler*innen vielleicht so stehen, schon vorher um genau das zu verhindern... :D

    I ♡ Yakuban.

  • Ich habe Kreges HDR Übersetzung gelesen .Es hat mich schon gestört. Mich irgendwie oft aus der Geschichte geholt.

    Dennoch sehe ich es wie Artemis500: "Live" habe ich da einfach die mentale Kapazität nicht für"

  • So weit es möglich ist, haben wir eigentlich immer versucht, unsere Sprache dem Setting anzupassen. Moderne Floskeln haben wir versucht zu vermeiden. Und man hatte das doch ziemlich schnell drauf. Und wenn es Settings-spezifische flokels gibt, haben wir alle sie auch verwendet, auch wenn es den ein oder anderen so manchmal schwer gefallen ist.