Umgang mit heiligen Tieren

  • Uh, heilige Tiere, eines meiner absoluten Lieblingsthemen!

    Erst mal ein paar Quellen, die ich kenne, damit alle mitreden können, auch wenn sie das alte Zeug nicht haben. :D

    Einige Quelltexte

    "Viele Tiere in Aventurien werden als Sendboten der Götter, Halbgötter oder Geister gesehen. [...] Diesen Tieren gegenüber verhält sich der Gläubige, wie es sich bei einem Heiligtum geziemt: resektvoll und ehrerbietig. Ausnahmen davon sind gebräuchliche Nutztiere wie das Pferd (den Rahjagläubigen heilig) [...]. Das Kräftemessen mit einem heiligen Tier gilt allgemein gemäß den Prinzipien der Gottheit als gottgefällig: Ein Wettschwimmen mit einem Delphin, ein rondranischer Kampf gegen eine Löwin oder die waidmännische Jagd auf einen Firunsbären sind also nicht etwa Frevel, sondern vielmehr Zeichen des Glaubens. [...] Bei anderen heiligen Tieren gilt es als Frevel, sie zu jagen oder zu töten. Die Jagd auf eine Wildgans wird noch toleriert, wenn man sonst Hunger leiden müsste - und wenn man vor allem einen jeden zu dem daraus bereitetem Mahl einlädt. Hingegen ist jegliche Form von Angriff auf auf Storch, Schwan, Delphin, Paradiesvogel, Einhorn, Greif, Adler, Falke und Rabe nach gängiger Sicht der Kirchen ein Frevel, durchaus vergleichbar mit dem Angriff auf einen Geweihten dieser Gottheit. Einen Fuchs mag der Bauer zum Schutz seiner Hühner mit Fallen zu Strecke zu bringen versuchen - gelingt es ihm, so hat der Furchs Phexens Schutz ebenso verwirkt wie ein Dieb, der sich erwischen lässt. Eine Treibjagd auf Füchse jedoch wäre ein Frevel, den niemand auf sich nehmen würde. [...] wer die blutige Schlacht mit einem Mantikor scheut, so er ihm begegnet, wird vor Kor Schande auf sich laden. In Almada dagegen ist es mancherorts traditionell üblich, Schlangen zu erschlagen - begründet wird dies angesichts der protestierenden Hesinde-Priesterschaft etwa so: "Wenn sie wirklich Hesindes heiliges Tier wären, wären sie klug genug gewesen, nicht hierher zu kommen." [...] Das genaue Gegenteil, die Anbetung der heiligen Tiere selbst, findet sich auch mancherorts, am wohl prominentesten im 'Serpentarium' der Hallen der Weisheit zu Kuslik (Hesinde) und im Tempel der heiligen Himmelsrösser zu Teshkal (Rahja). Im selben Zusammenhang ist auch das Greifenorakel im Orkland zu sehen, das immer wieder von Praiosgläubigen aufgesucht wird und dessen missverstandener Spruch sogar zu einer zeitweiligen Spaltung der Praios-Kirche führte. Des Weiteren sind heilige Tiere oft Bestandteil des Aberglaubens, gerade in der ländlichen Bevölkerung der zwölfgöttlichen Gebiete: Ein Rabe soll den nahen Tod verheißen, ein Storchennest Gesundheit bzw. baldigen Kindersegen und ähnliche Beispiele mehr. Der sicherleich größte Streitpunkt in der Behandlung heiliger Tiere ist jedoch das Pferd. Während ein großer Teil der Rahja-Kirche schon das 'Einbrechen' von Jährlingen statt einer fundierten Ausbildung für frevelhaft hält, sind die Meinungen zum Kampf zu Pferde höchst unterschiedlich. Innheralb des Rahja-Kultes gibt es sowohl Strömungen, dies als Einsatz im Sinne einer anderen Gottheit - nämlich Rondras - zu akzeptieren, als auch solche, die den Kämpfern am liebsten jeglichen Zugang zu Rössern abschneiden würden. Wieder andere unterscheiden hier zwischen Hengsten und Wallachen einerseits und Stuten andererseits. Die einen halten den Reiter für den Hauptverantwortlichen, wenn das Tier zu Schaden kommt, die anderen seinen Gegner. Ebenso wird auch die Ausbildung zum Streitross kritisiert, denn dass das Pferd im Schlachtgetümmel Ruhe bewahrt und zum Niederreiten taugt, ist dem rahjanischen Harmonie-Gedanken zuwider. Deutlich ist aber, dass sowohl der Ehrenkodex, im Kampf das Reitpferd so weit es geht zu verschonen, als auch die Entwicklung von Pferderüstungen den Versuch darstellen, den Einwänden der Rahja-Geweihtenschaft gerecht zu werden. So, wie der Rechtgläubige sich respektvoll gegenüber den heiligen Tieren verhält, so wird der Feind der Götter diese Gelegenheit nutzen, diesen Schaden zuzufügen. Die Opferung eines heiligen Tieres in besonders abscheulichen Riten und das anschließende Verbringen des Kadavers in ein Heiligtum der Gottheit ist eine der üblichen Methoden, dieses zu entweihen. Auch dies ist ein Grund, warum die Geweihtenschaft des Zwölfgötterglaubens ein Vergehen an einem heiligen Tier nicht auf die leichte Schulter nimmt." (Zoo-Botanica Aventurica S. 13)

    "Nach Ansicht einiger Kirchen haben Tiere übrigens ebenfalls eine Seele, die durch Finstere Akte verdammt werden kann. Insbesondere gilt dies natürlich für die jeweils der Gottheit heiligen Tiere und einig halb-mythische Wesen. In manchen Kirchen ist es aber trotzdem nicht verpönt, sie zu töten (Duelle mit Löwinnen im Rondra-Kult, mit Firunsbären im Firun-Kult, geschickte Jagd auf einen Fuchs, rituelle Schlachtung einer Wildgans, um Hungernde zu nähren, etc.)." (WdG 21)

    "Der Verzehr von Wildgänsen ist nur in Notlagen erlaubt, wenn alle weiteren Leidenden dazu eingeladen werden, in besonders frommen Häusern wird dieses Tabu auch auf Hausgänse ausgedehnt." (WdG 67)

    "[Gänse sind] bekanntlich mit der Wildgänsen -den heiligen Tieren der Travia - verwandt und so mancher Bauer weiß nicht recht, ob er nicht einen Frevel begeht, wenn er eines der Tiere schlachtet." (ZBA 44)

    "Da die Tempelweihc von der Gottheit selbst mit ihrer Kraft besiegelt wird, muss schon ein sehr gravierendes Verbrechen an den Lehren des Kultes begangen werden (die Schlachtung des Heiligen Tieres in unheiligen Riten, Mord an einem Geweihten, Zelebrierung namenloser Gottesdienste oder Beschwörung von Dämonen), um ihn wieder zu entweihen." (WdG 23)

    Nun weiß ich nicht, ob es in rahjagläubigen Gebieten Wallache gibt (wäre vielleicht noch durch die Beschränkung der Heiligkeit auf Stuten zu rechtfertigen? Bei Nutztieren ist man da vielleicht pragmatisch, okay)

    Ja, gibt es und es wird teilweise tatsächlich mit einer Beschränkung auf Stuten gerechtfertigt. Das ist aber ein wirklich kolplexes Thema und inneraventurische theologische Diskussion. (vgl ZBA13 oben)

    Heiliges Tier einer Kirche ist heiliges Tier einer Kirche (auch wenn ein Einhorn nicht als Tier zählt), und es zu töten (das Einhorn wird explizit genannt) gibt ein Mal des Frevlers, weil das annähernd gleichzusetzen ist mit dem Angriff auf einen Geweihten

    Zunächst mal würde ich bei der Quellenlage nicht sagen, dass heiliges Tier gleich heiliges Tier sei. Da gibt es enorme Unterschiede je nach Kirche und Region. Dann lese ich das auch so, dass die Kirchen, nicht unbedingt die Götter das als schweren Frevel sehen. Das Mal des Frevlers kann es durch eine Exkommunikation durch Geweihte geben, aber nicht unbedingt direkt durch die Gottheiten. In der Tempelentweihung sehe ich den einzigen Hinweis, dass die Gottheiten selbst sich überhaupt dafür interessieren.

    "Wer einen durch Priester geschlossenen Heiligen Eid (siehe die Liturgie GROSSER EIDSEGEN auf Seite 255) bricht oder gegen bestimmte andere, aktuell auf ihn wirkende Liturgien verstößt, wer einen geweihten Tempel oder einen Geweihten eines der Zwölfe mutwillig angreift, dessen Seele erhält ein ‘Mal des Frevlers’. (Das heißt, der Frevler muss aktiv gegen eine bestehende karmale Wirkung handeln.) Unter Umständen - nach Willen und Aufmerksamkeit der Götter -kann ein Missetäter auch dann ein Mal des Frevlers erhalten, wenn er sich auf schlimmste Weise gegen die göttliche Ordnung vergeht. Eine einmalige Dämonenbeschwörung reicht hierfür sicher nicht aus, wohl aber z.B. ein lange geplanter, heimtückisch durchgeführter Mord an Wehrlosen." (WdG 24)

    Das Mal des Frevlers gibt es automatisch nur für Angriffe gegen karmale Effekte wie Tempel, Geweihte und Liturgien. Bei nicht-karmalen Opfern KANN es mal vorkommen, dass die Gottheiten den Frevler zeichnen, muss aber nicht. Zumindest nach meiner Lesart. Die meisten heiligen Tiere haben keine KE in sich, also sind sie vom Automatismus nicht betroffen.

    Die Kirchen sehen das freilich anders. Aber wie die zahlreichen Ausnahmen bei der Tötung heiliger Tiere wie z. B. Schlachtung von Gänsen oder Fuchsjagd oder eben der Einsatz von Pferden gerade auch im Krieg zeigen, ist das Thema in erster Linie ein komplexes menschlich-derisches Problem. Die diskutierten Bannstrahler würden darum meiner Meinung nach das Mal des Frevlers höchstens dann erhalten, wenn Nandus zufällig "aufmerksam" ist, aber eigentlich nur, wenn sie von einem Nandus-Geweihten exkommuniziert würden. Und ob es der nandischen Weisheit entspricht, bei dem ohnehin nicht ganz unkomplizierten Stand dieser Kirche eine solche Provokation zu begehen, sei dahingestellt. Und erfahren müsste der Nandusjünger diesen Vorfall auch erstmal.

  • Ich sehe bei der Quellenlage sehr wohl Heiliges Tier = heiliges Tier. Es gibt für einige der Tiere Ausnahmen unter bestimmten Bedingungen (z.B.Fuchs, wenn er sich Hühnerstall rumtreibt, Gans, wenn hungrig und alle Hungerigen eingeladen), aber ein Einhorn töten, weil es Magie wirken kann, ist in meinen Augen ganz eindeutig ein Frevel in der zwölfgöttlichen Kirche, zumal das Einhorn ja auch bei gar keiner sonstigen Ausnahme genannt wird.

    Da steht keine Not, keine Verteidigung hinter - da stand in dem Fall einfach nur eine vorsätzlich frevlerische Tat von Angehörigen eines zwölfgöttlichen Ordens hinter, die es wirklich besser wissen müssen und einer Kirche angehörig sind, die das auf Schärfste verurteilen sollte, und, wenn es keine Gottheit macht, selber in Sachen Mal des Frevlers tätig werden sollte, um keinen Präzedenzfall zu schaffen (aber da sind wir dann wieder im anderen Faden bei den Bannstrahlern, und warum die in meinen Augen nach den aventurischen Setzungen so nicht funktionieren dürften).

    Da es im Av Bo stand, dürfte die Nandus-Kirche bestimmt davon erfahren. Aber es muss ja nicht von der Nandus-Kirche ausgehen. In der ZBA auf S. 13 heißt es, dass es in den Kirchen "gängige Sicht" ist, dass so etwas ein Frevel ist, und die Praios-Kirche sollte in dem Fall sollte mit die letzte sein, die da ein Auge zudrückt.

  • Ein weiterer Punkt ist auch, dass heilige Tiere nicht einheitlich sind. Es gibt regionale Unterschiede.

    Nach dem Wege der Götter sind heilige Tiere z. B. auch:

    Rondra: Löwin, im Norden auch Luchs, seltener Löwe oder andere Raubkatzen (Tiger, Leopard etc.) (S. 45) (Laut ZBA 46 hat man neben halb zahmen Löwen auch schon Säbelzahntiger als Tempeltiere in Rondra-Tempeln gesehen)

    Kor: schwarzer Panther, Mantikor (seit jüngerer Zeit), Sultansechse (S. 54)

    Phex: Fuchs, Mungo (auf Maraskan), Sandfuchs, Fledermaus (Südaventurien), sowie der Streifenmeister (Elster). Im tulamidischen Raum zählen auch Marder und Ratte dazu, selten Schakale (S. 108)

    Aves: Paradiesvogel, Pfau (S. 115)

    Rahja: Stute (meist weiß oder fuchsfarben), im tulamidischen Raum seltener der Hengst, im Lieblichen Feld auch Pfau oder Taube (S. 134)

    Swafnir: Pottwal (angeblich streift Swafnir selbst als ein solcher durch die Meere, um die Seeschlange Hranngar zu bekämpfen), andere Wale und Delphine (S. 63)

    Namenloser: Ratten, Spinnen (vor allem bei den Tulamiden), Vampirfledermäuse, einige Drachen (Mittel- und Nordaventurien), Schakal (Südaventurien) (S. 153)


    Ist es ein Phexfrevel, was man in Mittelreichischen Gebieten mit Ratten macht? Immerhin sind sie heilige Tiere des Phex!

    Das Land der ersten Sonne S. 9 sagt: "Zum Ensetzen vieler Besucher aus dem Mittelreich wird aber auch die Ratte als Tier des mächtigen Feqz geachtet"

    Umgang mit Ratten im Mittelreich

    In "Schild des Reichs" S. 60 wird der Feiertag "Rattenjagd und Mäusehatz" beschrieben, bei dem man die genannten Nager jagt und auf den Neunaugensee treiben lässt um "die Brut des Namenlosen in die bodenlose Tiefe zu schicken". Zoo-Botanica-Aventurica besagt auf S. 13 "Ratten als Symboltiere des Namenlosen zu erschlagen, wo man sie nur findet, gehört für einen Zwölfgöttergläubigen zum guten Ton" In Zoo-Botanika Aventurica heißt es auf S. 104 zur Greifenkatze: "In der mittelreichischen Kolonie Hot-Alem werden sie als Haustiere gehalten, da sie mit Vorliebe Ratten verspeisen, die als Sentboten des Namenlosen gelten."

    Und wenn nun ein Ritter auf eine Pike aufreitet - wer ist der Frevler? Der Ritter oder der Pikenier? Darf ich im Süden einen Luchs töten, ohne das Rondra sauer wird? Darf man in Weiden Tauben, die heiligen Tiere der Rahja, essen? Auch hier zeigt sich, dass diese Sache mit den heiligen Tieren in erster Linie Menschhen- und nicht Gottheitenwerk ist.

  • Für Angriffe auf heilige Tiere scheint im Wesentlichen dasselbe zu gelten wie für Angriffe auf Geweihte, i.e. dass es von den Idealen der Gottheit abhängt.

    Da ist dann natürlich Spielraum. Wenn der Bauer die Gans schlachtet (wobei ein traviagläubiger Bauer wahrscheinlich lieber Hühner oder Enten hält) um seine Kinder zu ernähren, dann juckt das wahrscheinlich weder Travia noch die Traviakirche.

    Wenn der Jäger auf Reisen Hunger und nichts zu essen hat, und sich eine Wildgans vom Himmel schießt, stört das Travia wohl auch erstmal nicht.

    Sollte aber ein Murderhobo-SC beschließen, die gerade vom Spielleiter mit Liebe zum Detail beschriebene Wildgans, die mit ihren Kleinen im Schlepptau über die Straße watschelt mit dem Schwert zu erschlagen ... nun ja. Realistisch betrachtet würde ich wahrscheinlich mal ein Wörtchen mit dem Spieler reden, aber eigentlich sollte es da auch von den Göttern kontra geben, wenn man das Gefühl vermitteln will, dass sie in dieser Welt auch mal eingreifen.


    Die Quellen implizieren, dass es Spielraum gibt. Pferde zum Schlachtross auszubilden erscheint mir jetzt auch erstmal Ansichtssache - die Rahjakirche hat gleich zwei Kämpferorden (Stand DSA 4), scheint also nicht zu finden, dass Kämpfen völlig unzumutbar ist. Wobei das im Süden wahrscheinlich noch mal deutlich entspannter gesehen wird.

    Aber das Kastrieren von Hengsten ist noch mal einen Zacken problematischer, denn da nimmt man ein Tier, das zumindest so ein bisschen heilig ist (auch wenn die Stuten heiliger sind) und nimmt ihm etwas, das explizit auch ein Aspekt von Rahja ist, nämlich seine Sexualität. (Zumindest mehr oder weniger.)

    Das ist so ein bisschen wie wenn man einen Eisbären mittels entsprechender Zauber zum verwöhnten Schoßtier machen würde, ihm also seine firungefällige Wildheit und Unabhängigkeit nehmen würde. Und tatsächlich würde ich davon ausgehen, dass Firungeweihte ein Problem mit "Tanzbären" haben, selbst wenn es sich dabei nicht um Firunsbären handelt.

    Zu "Darf man Pferde in den Krieg schicken" hätte ich jetzt nicht so viel Text gebraucht; die Existenz von Wallachen erscheint mir da deutlich erklärungsbedürftiger.


    Einhörner dürften völlig sakrosankt sein, die sind nicht nur heilige Tiere, sondern tatsächlich intelligent (wenn auch eventuell nicht per Definitionem kulturschaffend).


    Edit: Nun ja, auch wenn die heiligen Tiere nur aus Sicht von Menschen heilig sind, ergeben sich die oben genannten theologischen Probleme.

    (Wobei ich es auch unüberlegt finde, dass die Götter anscheinend so gar kein Interesse dran haben, welche heiligen Tiere man ihnen zuordnet. Wenn dann anderswo in den Regelbüchern dazu geraten wird, als SL mal einen Fuchs auftauchen zu lassen, der den Phexgeweihten auf die richtige Spur bringt, oder was immer ...)

    Einmal editiert, zuletzt von Artemis500 (20. April 2021 um 14:50)

  • Ich denke, man sollte zwischen dem heiligen Tier und dem Tempeltier und dem zusätzlich regional verehrten Tier unterscheiden.

    Säbelzahntiger mögen ja nah dran sein an der Löwin, sind aber keine, auch wenn man sie vielleicht vereinzelt in Tempeln hält. Der Luchs wird auch im Norden manchmal zusätzlich zur Löwin verehrt. Andererseits trägt man nach dem Vademecum (S. 130) auch das Fell selbst erlegter Luchse, was mir als Hinweis darauf scheint, dass sie von Rondrianern zwar vielleicht geschätzt werden, aber kein heiliges Tier sind, weil man sie jagen darf. Oder es ist ein Hinweis darauf, dass bei der Setzung nicht an die heiligen Tiere und ihre Besonderheit gedacht wurde.

    Weiter unten auf S. 130 wird Letzteres als sehr wahrscheinlich: "Zudem hat das Weltbild der im Norden lebenden Elfen das Göttinnenbild durchdrungen, denn hier gilt häufig auch der Luchs als heiliges Tier Rondras." Also selbst im Norden ist das nicht mal durchgehend in jedem Tempel/Rondrianer so.

    Generell und allgemein anerkannt, nicht nur im Schwertbund, sondern überhaupt in der zwölfgöttlichen Kirche scheint mir damit für den Schwertbund nur die Löwin als fest und allgemein gültig gesetztes heiliges Tier zu gelten.

    Das würde ich bei anderen regionalen Ausprägungen auch so halten, und die Geweihten sollten das wissen.

    Was Ratten angeht, gibt es allgemein auch diese Setzung: "Ratten als Symboltiere des Namenlosen zu erschlagen, wo man sie nur findet, gehört für einen Zwölfgöttergläubigen zum guten Ton" (ZB, S. 13).

    (Es gibt/gab keinen Tiger, der nicht ein Säbelzahntiger ist, in Aventurien, bis für DSA 5 der Tiger dazu geschrieben wurde.)

    Wenn der Bauer die Gans schlachtet (wobei ein traviagläubiger Bauer wahrscheinlich lieber Hühner oder Enten hält) um seine Kinder zu ernähren, dann juckt das wahrscheinlich weder Travia noch die Traviakirche.

    Das ist ja ein ausdrücklicher Sonderfall: Sind da Leute, die Hunger leiden, und es ist nur eine Gans da, dann ist es in Ordnung, diese zu schlachten und alle anderen, die sein sollten, einzuladen. Aber als Feiertagsbraten eine Gans auftischen statt eines anderen Tieres, das wäre ein Frevel.

    Streitrösser sind ja ohnehin ein Knackpunkt. "Innerhalb des Rahja-Kultes gibt es sowohl Strömungen, dies als Einsatz im Sinne einer anderen Gottheit – nämlich Rondras – zu akzeptieren, als auch solche, die den Kämpfern am liebsten jeglichen Zugang zu Rössern abschneiden würden. Wieder andere unterscheiden hier zwischen Stuten einerseits und Hengsten und Wallachen andererseits. Die einen halten den Reiter für den Hauptverantwortlichen, wenn ein Tier zu Schaden kommt, die anderen seinen Gegner. Ebenso wird auch die Ausbildung zum Streitross kritisiert, denn dass das Pferd im Schlachtgetümmel Ruhe bewahrt und zum Niederreiten taugt, ist dem rahjanischen Harmonie-Gedanken zuwider. Deutlich ist aber, dass sowohl der Ehrenkodex, im Kampf das Reitpferd so weit es geht zu verschonen, als auch die Entwicklung von Pferderüstungen den Versuch darstellen, den Einwänden der Rahja-Geweihtenschaft gerecht zu werden." (ebenfalls ZBA, S. 13).

    Das zeigt wenigstens, dass man sich der Problematik bewusst ist, dass aber schon die Rahja-Kirche selber uneins darüber ist, und man sich allgemein bemüht wird, da einen Kompromiss zu finden, der niemanden zu sehr gegen den Kopf stoßen sollte.


    Das heißt natürlich ebenso, dass es eher Menschenwerk ist, sich daran zu stören.

    ABER: Um als Frevler zu gelten und bekannt zu sein, braucht es weder zwingend ein Mal des Frevlers, noch eine Exkommunikation durch die Kirche.

    WdG, S. 24: "Seit den Zeiten Rohals allerdings wird ein durch seine Taten erwiesener Frevler nicht mehr automatisch von weltlichen Würden ausgeschlossen. Die Kirche des Praios fordert zwar regelmäßig Gegenteiliges (und zumindest einen Bußgang zum Tempel des Lichts), doch in der Regel ist solches Verhalten nicht zwingend. (Sonst hätten so manche Kaiser und Könige Aventuriens gar nicht herrschen dürfen.)"

    und

    "Dass in besonders zwölfgöttertreuen Ländern der von einem Geweihten proklamierte Frevler heftigen Anfeindungen ausgesetzt ist, ist ebenfalls unzweifelhaft, und zwar unabhängig von der juristischen Situation. Oft aber wird – besonders bei hoch stehenden Persönlichkeiten – vorgezogen, den Frevler auf den Weg der Buße zurückzuführen, ohne ihn gleich an den Pranger zu stellen."

    Das macht für mich recht deutlich, dass es eben auch reicht, wenn ein oder mehrere Geweihte jemanden als Frevler benennen (und Beweise haben). Und es macht deutlich, dass der Praios-Kirche besonders daran gelegen ist, dass solcherlei Frevlern nicht einfach wie gehabt weiter machen (was die Handhabung der Praios-Kirche mit den Bannstrahlern als ihrem eigenen, offiziellen Orden besonders für mich nicht nachvollziehbar macht. Aber wie schon kürzlich im Thema Karmahahn festgestellt, wird in Aventurien nicht immer den gemachten Hintergrundsetzungen gefolgt, wenn es in den Kram passt.)

  • Ich denke, man sollte zwischen dem heiligen Tier und dem Tempeltier und dem zusätzlich regional verehrten Tier unterscheiden.

    WdG listet sie halt als "heilige Tiere" und stellt sie einfach neben das verbreitetste heilige Tier. Dabei wird bisweilen der Plural "Heilige Tiere:" und manchmal der Singular "Heiliges Tier:" verwendet. Sie werden aber nie einfach in die Zuordnungen gepackt, nur als "verehrte Tiere" bezeichnet oder sonst wie gegenüber den anderen abgewertet, von den Hinweisen auf die Regionen abgesehen.

    Der Luchs wird auch im Norden manchmal zusätzlich zur Löwin verehrt. Andererseits trägt man nach dem Vademecum (S. 130) auch das Fell selbst erlegter Luchse, was mir als Hinweis darauf scheint, dass sie von Rondrianern zwar vielleicht geschätzt werden, aber kein heiliges Tier sind, weil man sie jagen darf.

    Löwinnen darf man ja aber auch jagen, man muss sie nur im "ehrenhaften Zweikampf" besiegen, wie auch immer das aussehen soll.

    "Das Kräftemessen mit einem heiligen Tier gilt allgemein gemäß den Prinzipien der Gottheit als gottgefällig: [...] ein rondranischer Kampf gegen eine Löwin [...] [ist] also nicht etwa Frevel, sondern vielmehr Zeichen des Glaubens." (ZBA)

    "In manchen Kirchen ist es aber trotzdem nicht verpönt, sie zu töten (Duelle mit Löwinnen im Rondra-Kult,[...])" (WdG)

    Es scheint, eine gewisse Löwinnenjagd ist im Rondrakult zwar streng reguliert, aber sogar eher erwünscht als verpönt. Das könnte so auch für den Luchs gelten.

    Was Ratten angeht, gibt es allgemein auch diese Setzung: "Ratten als Symboltiere des Namenlosen zu erschlagen, wo man sie nur findet, gehört für einen Zwölfgöttergläubigen zum guten Ton" (ZB, S. 13).

    Das habe ich ja neben anderen Texten auch in der Ratten-Box oben zitiert. :)

  • Löwinnen darf man ja aber auch jagen, man muss sie nur im "ehrenhaften Zweikampf" besiegen,

    Das weiß ich natürlich, zählt auch zu den Ausnahmen. Mystiker etwa ringen wohl gerne nackt mit Löwinnen, WdG, S. 48, als ihre Form des Duells. Inwieweit von einer Löwin Trophäen und gar Fell zu tragen angemessen ist, erscheint oder auch nicht, wurde hier diskutiert: RE: Amazonen.

    "Selbst erlegt" im Vademecum S. 130 jedoch scheint mir, in zumindest meiner Lesart, weniger auf das Duell abzuzielen. 'Erlegen' verstehe ich im Kontext einer Jagd. Ob es so dort gemeint ist, sei dahingestellt.

    Ich bezog den Ratten-Kontext auf die Sätze davor, die sich um die regionale Ausprägung drehen: ist eben örtlich begrenzt, macht da auch nicht jeder, deshalb, und wegen des Inhalts des zitierten Satzes, wird wegen einer toten Ratte vermutlich niemand ein Fass aufmachen.

    Insgesamt halte ich es für OT allerdings sehr ungünstig, Ratten für Phex ranzuziehen, weil die wegen des Rattenkinds inneraventurisch ganz schlecht assoziiert werden, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

  • Um noch einmal auf das Einhorn zurückzukommen: Was ist, wenn es ein Verbrechen begeht?

    "Einen Fuchs mag der Bauer zum Schutz seiner Hühner mit Fallen zu Strecke zu bringen versuchen - gelingt es ihm, so hat der Furchs Phexens Schutz ebenso verwirkt wie ein Dieb, der sich erwischen lässt." (ZBA)

    "Nach Ansicht einiger Kirchen haben Tiere übrigens ebenfalls eine Seele, die durch Finstere Akte verdammt werden kann. Insbesondere gilt dies natürlich für die jeweils der Gottheit heiligen Tiere" (WdG)

    Diese Stellen könnten andeuten, dass das Tier auch im Falle eines Verbrechens wie ein Geweihter behandelt werden könnte.

    Dazu gilt:

    "Geweihte selbst dürfen nur in Gegenwart von mindestens einem Mitglied ihrer Kirche verurteilt werden, in geisdichen Belangen nur von einem Kirchengericht ihrer eigenen Kirche." (WdG 33)

    "Als Angeklagter hat der Geweihte das Rechtaufeinen Prozess vor einem kirchlichen Gericht (siehe aber unten),das ihn im Schuldfalle jedoch in der Regel mindestens so streng bestraft wie ein weltlicher Richter. [...] Kläger, Richter und Henker zugleich sind in Aventurien gelegentlich nur die Bannstrahler" (WdG 33)

    Nun gibt es aventurisch zahlreiche Magieverbote:

    "Arcana Interdicta: Zauberverbote existieren regional oder zeitgebunden vor allem im Umfeld mächtiger Praios-Tempel: Beilunk, Elenvina und Havena (hier auch Alchimieverbot) erlauben allenfalls Contra- und Curativmagie in äußersten Notfällen. Die Insel Jilaskan darf von Zauberkundigen nicht einmal betreten werden. Aus einigen weiteren Städten (z.B. Gratenfels, Hôt-Alem) sind Bestimmungen bekannt, dass Magie praiostags (woher das Schimpfwort ‘Praiostagszauberer’ stammt), während des Praiosmonds oder gar zwischen Sonnenauf- und -untergang verboten ist." (WdZ 301)

    Was nun, wenn das Einhorn gegen ein Magieverbot verstößt? Gerade weil es intelligent ist, könnte man es ihm vorwerfen. Könnte es in zumindest in Anwesenheit eines Nandusgeweihten dafür angeklagt, verurteilt und bestraft werden? Was ist mit einer Löwin, einem Firunsbären oder einer Schlange, die ein Kind tötet? Oder den Geweihten einer anderen Kirche?

  • Ich kenne keinen Fall, in dem Tiere in Aventurien vor Gericht gestellt werden und ich würde solchen Unsinn auch nicht einführen wollen. Tiere sind keine Geweihten und werden auch nicht wie Geweihte behandelt.

    Dass speziell Einhörner und Greifen besonderen Schutz genießen, findet sich allerdings a verschiedenen Stellen. Das sind auch keine normalen Tiere.

  • "Hingegen ist jegliche Form von Angriff auf auf Storch, Schwan, Delphin, Paradiesvogel, Einhorn, Greif, Adler, Falke und Rabe nach gängiger Sicht der Kirchen ein Frevel, durchaus vergleichbar mit dem Angriff auf einen Geweihten dieser Gottheit" (ZBA)

    Wenn nun die heiligen Tiere wie Geweihte behandelt werden und man ihnen sogar eine Seele zuspricht, die "durch finstere Taten verdammt werden kann", wäre es eigentlich nur konsequent, sie auch im Falle von Verbrechen wie Geweihte zu behandeln. Was macht man sonst mit einem Löwenrudel oder einer Eisbärenmutter, die sich auf Menschenjagd spezialisiert haben? Einfach gewähren lassen, weil man sie nicht zum rondranischen Zweikampf stellen oder waidmännisch erlegen kann (Muttertiere sind da auch aventurisch ausdrücklich geschützt)? Wenn man sich WdG 24 anschaut, dann sind "Angriff auf wehrlose Unschuldige" (Kinder, Invalide, Alte und andere) und "Angriff auf die Kirche" (Reißen eines Geweihten) durchaus Frevel, die einige heilige Tiere begehen könnten, von weltlichem Recht ganz zu schweigen. Wie würdet ihr das handhaben? Einfach zum Abschuss freigeben? In irgendeiner Form anklagen, verurteilen und bestrafen? Oder einfach gewähren lassen?

    EDIT

    Satinavian Tierprozesse kamen irdisch übrigens möglicherweise gar nicht so selten vor. So absurd ist der Gedanke also gar nicht. ;) Zumindest kann man auf ihn kommen und das beweist allein das Konstrukt, ob historische Tatsache oder nicht.

  • Es ist ein Einhorn und damit, denke ich, fällt es nicht unter die örtliche und menschliche Jurisdiktion.

    Es ging nicht darum, dass das Einhorn ein Verbrechen beging, oder dessen verdächtigt wurde und daher in willkürlicher Selbstjustiz ohne praiotisches Gericht hingerichtet wurde, sondern die Bannstrahler wollen schlicht sämtliche Magie ausrotten, und dazu gehört auch Jagd (der mit ´Feuereifer" nachgekommen wird) auf Einhörner, Feenwesen, Kobolde und im Weiteren auch Elementare zu ihren selbstgesetzten Aufgaben, d (Av BO 119, S. 18)

    Es ist also im Bannstrahl-Orden ganz klar als nicht Frevel gesetzt, das heilige Tier des Nandus zu töten, was ich schon bedenklich finde, wenn das ein Orden beschließt und für die Mutterkirche in Ordnung ist - das heißt ja, wenn es jemand so beschließt, geht es in Ordnung, und dann ist kein heiliges Tier mehr heilig, weil eigentlich doch keine Kirche darin einen Frevel sehen darf.

    Es ist auch nicht anzunehmen, dass ein Einhorn in Havena oder Beilunk hinein möchte und hinein gelangt.

    Wenn die eigenen Setzungen hier und da mit Füßen getreten werden, um irgendwo ein Plot in Bewegung zu setzen, lebendige Geschichte zu haben, um Antagonisten zu setzen, um den Hintergrund eines NSC zu füllen, schafft man inneraventurisch nur Präzedenzfälle und macht die eigenen anderen Setzungen der Welt unglaubwürdig.

    Auch in echtes Tier, wie Deine Schlange, Löwin oder Firunsbär, werden vor kein Kirchengericht gestellt. Es sind Tiere und die fallen nicht unter Gerichtsbarkeit. Dann würde es keine Schlachter und Fleischer geben.

    Und Tiere, die Menschen anfallen, oder tollwütig werden dürfen dann zum Selbstschutz auch getötet werden, nehme ich an. Besonders, wenn man sich wegen des Problems an die nächste entsprechende Kirche wendet.

    Ein Firuni oder Ronnie, der gegen Bär oder Löwin stirbt, ist halt in einem gott/göttingefälligem Ansinnen gestorben.

  • Auch in echtes Tier, wie Deine Schlange, Löwin oder Firunsbär, werden vor kein Kirchengericht gestellt. Es sind Tiere und die fallen nicht unter Gerichtsbarkeit. Dann würde es keine Schlachter und Fleischer geben.

    Da vergleichst du jetzt aber Äpfel und Birnen. :) Die aventurische Gerichtsbarkeit beruht auf der Existenz einer Seele.

    "Die auf der Existenz der Seele beruhende Rechtsprechung geht davon aus, dass alle kulturschaffenden Zweibeiner eine Seele — wie verderbt auch immer - besitzen, Tiere jedoch nicht." (WdG 13)

    Normale Tiere haben keine Rechte und kommen nicht vor Gericht, weil sie keine Seele haben. Darum kann man sie schlachten. Den heiligen Tieren wird aber eine zugesprochen. Gerade das führt dazu, dass man sie (eigentlich) nicht angreifen darf.

    Ein Firuni oder Ronnie, der gegen Bär oder Löwin stirbt, ist halt in einem gott/göttingefälligem Ansinnen gestorben.

    Das schon, kein Zweifel. Aber was ist mit einem unschuldigen, wehrlosen Kind, das von einem Löwenrudel zerrissen wird?

  • Satinavian Tierprozesse kamen irdisch übrigens möglicherweise gar nicht so selten vor. So absurd ist der Gedanke also gar nicht. ;) Zumindest kann man auf ihn kommen und das beweist allein das Konstrukt, ob historische Tatsache oder nicht.

    Dein Link selbst sagt, dass es alles andere als klar ist, ob es diese Prozesse so tatsächlich gegeben oder ob das nur symbolische Handlungen für Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung oder gar nur reine rechtliche Gedankenspielereien zur Jusristenausbildung waren. Wenn, dann war es auch irdisch ein Kuriosum und kein richtiger Prozess. Und ich sehe keinen Grund, dergleichen nach Aventurien zu portieren.

    Ich meine, ja, sicher ist das mal für einen Lacher gut. Aber wenn erst mal als Teil der Rechstpraxis gesetzt, müssen diese kafkaesken Prozesse bei allen möglichen Gelegenheiten berücksichtigt werden. Und hat schon mehr als genug absurden Nonsense mit sich herumzuschleppen.

  • Da vergleichst du jetzt aber Äpfel und Birnen.

    Das finde ich nicht. Du hast geschrieben:

    Diese Stellen könnten andeuten, dass das Tier auch im Falle eines Verbrechens wie ein Geweihter behandelt werden könnte.

    Wenn also Tiere ein Verbrechen begehen können, und deshalb sogar vor ein menschliches Gericht gestellt werden, müssten doch Verbrechen gegen Tiere auch geahndet werden. Tiere schlachten, um sie zu essen, erscheint mir auf der Ebene ein sehr großes Verbrechen zu sein.

    Die Setzung, dass Tieren eine Seele zugesprochen wird ist eine, die nicht fest verankert und damit allgemein in auch nur einer Region geltend ist, und eine, die dies generell bei Tieren macht, nicht nur bei den heiligen Tieren.

    Dies führt zu meiner Konklusion: Tiere zu schlachten/töten, ist in Ordnung, und heilige Tiere wurden extra ausgenommen, damit das bei ihnen nicht geschieht. Es ist nicht so, dass nur den heiligen Tieren eine Seele zugesprochen wird.

    Daraus folgert in meinen Augen, dass man eigentlich nicht beschließen können sollte, dass es kein Frevel ist, ein heiliges Tier doch zu töten Insbesondere nicht Anerkennung der entsprechenden Kirche).

    Aber was ist mit einem unschuldigen, wehrlosen Kind, das von einem Löwenrudel zerrissen wird?

    Darauf bin ich oben eingegangen:

    Und Tiere, die Menschen anfallen, oder tollwütig werden dürfen dann zum Selbstschutz auch getötet werden, nehme ich an. Besonders, wenn man sich wegen des Problems an die nächste entsprechende Kirche wendet.

    Ich bin mir sicher, eine Löwin wird deshalb nicht vor Gericht gestellt, und ich denke auch nicht, dass es mit "War Rondras Wille" zu den Akten gelegt wird.

    Tierprozesse sehe ich deshalb auch als fragwürdig an, weil es in Aventurien ja tatsächlich Möglichkeiten hat, festzustellen, ob das Tier eine Hexe/Magiewirker oder Namenloser in Tiergestalt ist (angefangen, einfach eine zeitlang zu warten).

  • Um noch einmal auf das Einhorn zurückzukommen: Was ist, wenn es ein Verbrechen begeht?

    Gute Frage, ich glaube nicht, dass das inneraventurisch vorkommt.

    Allerdings würde ich es für durchaus stimmig halten, ein Einhorn vor ein Kirchengericht zu stellen, sollte tatsächlich eines ein Verbrechen begehen. Wie andernorts schon erwähnt, es gibt zumindest Behauptungen, dass Prozesse gegen Tiere historisch stattgefunden haben. (Sinnvoll ist das bei Tieren, die sowieso geschlachtet werden, eigentlich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass jemand fand, es reiche zur Bestrafung des Stiers der jemanden umgebracht hat nicht, ihn so zu schlachten wie man es ursprünglich sowieso vorhatte).

    Und Einhörner sind sogar intelligent genug um im heutigen Rechtssinne ein Verbrechen begehen zu können.

    Die Löwin, die Menschen angreift, wird man wahrscheinlich rondragefällig von einer Rondrageweihten unschädlich machen lassen. Dann ist es eine kircheninterne Sache der Rondrakirche, welcher Waffen sich die Geweihte dabei bedient oder auch nicht.

    Und wenn die Bewohner eines Dorfs sich zusammentun um einen Bären zu bekämpfen, der angefangen hat, Menschen anzufallen (und Bären sind extrem gefährlich wenn sie das tun) , dann wird der Firungeweihte, der das im Nachhinein mitbekommt, wahrscheinlich ein paar Fragen stellen und am Ende beschließen, dass der Bär gegen zehn schwächliche Dorfbewohner eine faire Chance hatte.

    Es dürfte kaum im Interesse der Kirchen liegen, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass ihre heiligen Tiere sich durchaus auch mal höchst unheilig verhalten können. Wenn pragmatisch einzusehen ist, warum der Angriff absolut notwendig war, dann werden sie deswegen also wohl kaum ein Fass aufmachen.

    Wobei ich ja generell dazu tendiere, zu vermuten, das Nichtangriffsgebot gilt generell nur, solange das Tier nicht zuerst angreift. Die Indianerstämme Nordamerikas, die Wölfe und Bären als durchaus beseelt betrachten, werden schon auch zurückschlagen, wenn die Tiere angreifen ... eben so, wie sie das bei anderen Menschen auch tun.

    DIe Halbwertszeit eines Menschen, der Unschuldige angreift, ist in Aventurien auch nicht sehr lang. (Ich gehöre da auch eher zu denen die davon ausgehen, dass das Erschlagen von Straßenräubern keine Gerichtsprozesse nach sich zieht. Schon aus Gründen der Spielbarkeit.)

  • Am Ende gilt für Bannstrahler zwar:

    "Feinde des Ordens sind die Verfechter des Chaos, Dämonen und deren Diener und Verbündete. Darunter fallen [...] magische Kreaturen. Diese werden verfolgt und es wird versucht, sie auszurotten, wo immer sie sich zeigen."

    Aber auch:

    "Doch die Gesetze binden jeden - insbesondere die Diener Praios'. So ein Magiewirker sich innerhalb der weltlichen Gesetze bewegt, sein Gildenrecht einhält und sich nicht gegen Götterrecht versündigt, ist sein Tun hinzunehmen."

    Ich wollte mir den Boten-Artikel irgendwie erklären und mit dem restlichen Kanon harmonisieren. So richtig gelungen ist mir das, zugegebernamaßen, nicht. Obwohl ich gerade die Bannstrahler für verrückt genug halte, auch ein Tier vor Gericht zu zerren. ;)

    Aber ich vermute, dass der Autor des Artikels da einfach ein Fehlerchen gemacht und das Einhorn zwar als magische Kreatur, nicht aber als heiliges Tier erkannt hat. Sonst hätte er wohl zumindest ein paar Erklärungen dazu geliefert. Autor*innen sind halt auch nur Menschen und machen Fehler. Aber trotz oder gerade wegen ihres Fanatismus sind die Bannstrahler*innen strikt gesetzestreu, auch gegenüber Magieanwendenden.

  • Und wie soll ein Argument wie: "Das heilige Tier hat in [füge entsprechende Gottheit ein] Namen gehandelt. Wer sind wir zu hinterfragen ob es richtig oder falsch war oder zu behaupten alle göttlichen Pläne zu verstehen." entkräftet werden?

    Die Götter werden mMn nie ein Mal des Frevels vergeben (in diesem Kontext) sind die Zuordnungen doch von den derischen Kirchen getroffen. Was in einem Pantheon heilig ist, ist im anderen (wo selbiger betreffender Gott vorhanden ist) nur ein Tier.

    Würde es die Götter stören, wären Ihre Tiere in allen ihrer Panthen heilig.

    Eis ist nicht Tot, es ist Erinnerung.
    Eis will keine Starre, es will Geduld und Warten.
    Eis zerstört nicht, es bewahrt.
    Kälte bringt nicht Schmerz, sie sucht Stärke.
    Kälte ist nicht Leid, sie gebiert Hoffnung.
    Kälte fordert kein Leben, sie prüft es.
    Sein Zorn jedoch, so entfacht
    ist Tod, ist Starre, ist Zerstörung.

    Seine Strafe: Schmerz, Leid und Verderben

    33% Powergamer 38% Buttkicker 75%Tactican 33% Specialist 79% Method Actor 75% Storyteller 46% Casual Gamer

  • Und wie soll ein Argument wie: "Das heilige Tier hat in [füge entsprechende Gottheit ein] Namen gehandelt. Wer sind wir zu hinterfragen ob es richtig oder falsch war oder zu behaupten alle göttlichen Pläne zu verstehen." entkräftet werden?

    Individuell? Wohl gar nicht.

    Kollektiv? Nun ja, wenn bekannt wird, dass es Firuns göttlicher Wille war, dass mehrere kleine Kinder von einem Bären getötet werden ... sagen wir mal so, es wird ihn langfristig nicht populärer machen.

    Ich denke da an solche Vorfälle: Sankebetsu brown bear incident - Wikipedia

    Wenn natürlich eine Firungeweihte in einem derart von Bären terrorisierten Dorf auftaucht, und einen Eid schwört, den Bären nur mit einem Küchenmesser bewaffnet zur Strecke zu bringen ... und das dann auch noch schafft ... dann spart man sich den theologischen Konflikt und hat obendrein alle schwer beeindruckt.

    Daher wird man wahrscheinlich versuchen, es wenn möglich so zu handhaben.

    Dass heilige Tiere einfach alles dürfen, halte ich für unwahrscheinlich. Phexgeweihte dürfen ja auch nicht offiziell stehlen, obwohl das ihrem Gott durchaus gefällig ist.

    Der Zwölfgötterglaube ist ein Kompromiss, der von allen gewisse Zugeständnisse erfordert. Wenn sich einer benimmt wie die Axt im Wald ... tja, es gibt genug weniger wichtige Gottheiten, die gern wichtiger werden würden, habe ich so gerüchteweise zu DSA 5 gehört ...

  • Phexgeweihte dürfen ja auch nicht offiziell stehlen, obwohl das ihrem Gott durchaus gefällig ist.

    Diebstal ist KEIN Aspekt von Phex. Es stände auch der 12G Ordnung entgegen. Chaos verstärken ist nie gut...

    Kollektiv? Nun ja, wenn bekannt wird, dass es Firuns göttlicher Wille war, dass mehrere kleine Kinder von einem Bären getötet werden ... sagen wir mal so, es wird ihn langfristig nicht populärer machen.

    Man sollte bei den Heiligen Tieren auch zwischen einer einmaligen Tat und einem Dauerzustand unterscheiden.

    Ein einmaliger Angriff? Hat es nicht vlt. nur einen Paktierer oder NL-Anhänger unschädlich gemacht?

    Ein Dauerzustand von Angriffen und/oder Raserei? Ist es pervertiert/beherrscht? Sollte man es erlösen?

    Eis ist nicht Tot, es ist Erinnerung.
    Eis will keine Starre, es will Geduld und Warten.
    Eis zerstört nicht, es bewahrt.
    Kälte bringt nicht Schmerz, sie sucht Stärke.
    Kälte ist nicht Leid, sie gebiert Hoffnung.
    Kälte fordert kein Leben, sie prüft es.
    Sein Zorn jedoch, so entfacht
    ist Tod, ist Starre, ist Zerstörung.

    Seine Strafe: Schmerz, Leid und Verderben

    33% Powergamer 38% Buttkicker 75%Tactican 33% Specialist 79% Method Actor 75% Storyteller 46% Casual Gamer

  • Als kurzer Einwurf vom Rande, nicht um darüber hier zu diskutieren:

    Diebstal ist KEIN Aspekt von Phex.

    Doch.

    WdG, S. 108: "Aspekte: Handel, Diebstahl, Glück, Nacht, Nebel, List, Eigenverantwortlichkeit, Humor, Freiheit, Individuum"

    Auch Wiki nennt dies. In DSA 5 gibt es immer noch den Phex-Geweihten Fassadenkletterer und den Beutelschneider.


    Persönlich denke ich eben nicht, wie weiter oben schon mal erwähnt, dass jemand bei einem heiligen Tier mit "Gottheit X hat es so gewollt" argumentieren würde. In mancherlei Belangen ist Aventurien ja schon weiter als die Erde früher mal. Ein heiliges Tier ist das Symboltier, nicht jedes heilige Tier repräsentiert in jedem Fall Anwesenheit oder Wollen oder Willen der zugeordneten Gottheit.

    Dann würde man die Tiere vielleicht doch nicht in den Tempeln halten, könnte ich mir vorstellen.