Rüstungen und ihre Darstellungen

  • Elf Leute jagen einen Ball, und kaum haben sie ihn, treten sie ihn weg. Und niemand ruft den Ballschutzbund.

    Ich habe zwei Ritterbücher, das neuere ist von C.B.Verlag, und diese Bücher sind ja auf 100 Seiten begrenzt, und nur das Rittertum behandelt.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • LasseRFarnsworth

    Und das sollten die Illustratoren (und auch die Autoren) berücksichtigen. Man sollte allein an einer Rüstung Herkunft und Geschlecht ihres Besitzers erkennen, selbst wie sie gerade nicht getragen wird. Der Plattenpanzer einer Weidener Ritterin wird anders aussehen als der eines horasischen Ritters.

    zakkarus

    Dann hast Du noch nie etwas vom Beschusstest gehört? Der wurde sogar noch bei den Kürassen des 19. Jahrhunderts angewendet.

    Außerdem: Jeder Ritter lief damals "wie ein Pfau" herum und allen war klar, dass es nutzlos war auf diese Rüstungen zu schießen. Weil die Bolzen, und später die Kugeln, einfach abprallten. Man schoss daher eher auf die einfacher Soldaten, deren massengefertigten Plattenpanzer die Geschosse nicht auf halten konnten, oder auf die ungepanzerten Pferde.

    Goltron

    Es ist ein Mythos, dass ausgearbeitete Brüste ein Schwachpunkt sind. Man hat ja eine dadurch eine Wölbung, wodurch der Schlag abgelenkt wird und Energie verliert. Eine flache Platte ist hingegen gefährlich, da sie einen Hieb nicht ablenken kann.

    Billigrüstungen gab es schon. Heinrich VIII. von England hat 1512 2000 Stück in Florenz bestellt. Und dies waren halt keine Massanfertigungen, sondern Massenware. Selbst der niedrige Adel und die Söldnerführer verwendeten hochwertige Rüstungen, wie vielleicht nie reichverziert waren, aber die in der Form und der Verarbeitung den "Prunkrüstungen" ähnelten.

    Kselia

    Es ist ja nicht so, dass Männern und Frauen in Aventurien das gleiche tragen. Wieso sollte dies dann auch bei den Rüstungen der Fall sein?

    Da es in Aventurien eine lange Tradition von Kriegerinnen gibt, sollte es auch bei den Rüstungen von der Stange nicht nur regionale unterschiede geben. Statt drei Modellen (klein, mittel, groß) wird es mindestens sechs geben. Zusätzlich zur Größe noch das Geschlecht und für die Frauen vielleicht noch Anpassungen an unterschiedliche Oberweiten. ;)

    Und was das Buch angeht, leider hat zakkarus nur den Titel angegeben aber nicht den Autoren.

  • Zitat

    Dann hast Du noch nie etwas vom Beschusstest gehört? Der wurde sogar noch bei den Kürassen des 19. Jahrhunderts angewendet.

    Natürlich hat er das! Der wurde aber meines Wissens bei allen vollen Plattenpanzern angewendet.


    Zitat

    Außerdem: Jeder Ritter lief damals "wie ein Pfau" herum und allen war klar, dass es nutzlos war auf diese Rüstungen zu schießen. Weil die Bolzen, und später die Kugeln, einfach abprallten.

    Man schoss daher eher auf die einfacher Soldaten, deren massengefertigten Plattenpanzer die Geschosse nicht auf halten konnten, oder auf die ungepanzerten Pferde.

    Ich finde einfach diese Unterteilung in "Massengefertigt welches Geschosse nicht aufhält" und "Prunkrüstungen die es schon tun" Unsinnig. Ich denke bei ersterem an einfache Kürasse, Dreiviertelplatten u.ä. die leichter und einfacher in der Anfertigung waren, die mit deutlich weniger Gelenken und Geschüben ausgekommen sind. Diese wurden aber überwiegend getragen als die Zeit der Ritter vorbei war, als Vollplatten auf dem Schlachtfeld nur noch vereinzelt getragen wurden. Im Spätmittelalter würde ich davon ausgehen das alle vollen Plattenpanzer von hoher Materialqualität waren, einfach weil die Herstellung so aufwenig und teuer ist das es keinerlei Sinn macht schlechteren Stahl dafür zu verwenden. Wer es sich nicht leisten konnte hat ein Kettenhemd getragen, das auch einen guten Schutzwert bietet.

    Davon abgesehen: Selbst wenn Geschosse abprallen erhält der Träger immernoch einen starken Schlag. Wenn man also 200m zu Fuß (weil das Pferd abgeknallt werden würde) in einem Plattenpanzer auf einen Gegner zumarschiert und dabei ständig von irgendwelchen Geschossen getroffen wird ist das kein Spaziergang, selbst wenn diese die Rüstung nicht durchdringen.


    Zitat

    Billigrüstungen gab es schon. Heinrich VIII. von England hat 1512 2000 Stück in Florenz bestellt. Und dies waren halt keine Massanfertigungen, sondern Massenware.

    Die werden aber immernoch teurer gewesen sein als andere "übliche" Rüstung - und besser geschützt haben.

    Zitat

    Es ist ein Mythos, dass ausgearbeitete Brüste ein Schwachpunkt sind. Man hat ja eine dadurch eine Wölbung, wodurch der Schlag abgelenkt wird und Energie verliert. Eine flache Platte ist hingegen gefährlich, da sie einen Hieb nicht ablenken kann.

    Es geht ja auch nicht um die Wölbung sondern um eine Doppelwölbung, in deren Mitte sich Schüsse und Schläge verfangen. Tatsächlich liegt hier ein Schwachpunkt der Rüstung und zwei Brustwölbungen führen dazu das ein Teil der Treffer genau dorthin abgelenkt werden.

    Davon abgesehen verstehe ich sowieso nicht wie das mit so einer Doppelbrustschale funktionieren soll. Frauen tragen doch heutzutage auch Sport BHs weil diese, wie ich vermute, bei starker körperlicher Betätigung bequem und praktisch sind. Diese drücken die Brüste irgendwie auseinander, sowas ähnliches würde ich mir von einer Gambeson erwarten. Packe ich jetzt noch einen Plattenpanzer darüber muss dieser an der Brust vielleicht etwas ausladender sein, aber doch keinesfalls zwei seperate Brustwölbungen. Weiter oben war dazu auch mal ein passendes Bild zu sehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Goltron (16. März 2021 um 11:30)

  • Wir reden hier nicht von den in massen gefertigten Rüstungen der einfachen Soldaten, die eigentlich nichts anderes waren als in Form gebrachte Stahlplatten, deren Schutzwirkung eher minimal war, und ihre Träger daher oft nur Schwertfutter waren. Wir reden von den hochwertigen Rüstungen der Edelleute aus temperierten Stahl.

    Nun geht es hier aber um ein Rollenspiel, das Werte und Zahlen dazu nutzt, etwas anderes auszudrücken und zu definieren.

    So gibt es gar nicht Plattenrüsrung als Massenware und als Sonderanfertigung in DSA: "Wir gehen davon aus, dass die hier angegebenen Rüstungen jeweils bei einer passenden Handwerkerin (Sattlerin, Plattnerin) als Maßarbeit angefertigt werden. Es gibt zwar einige Rüstungstypen (Kettenweste, Kürass, Leder- und Tellerhelm), die als Massenware gefertigt werden und die nur drei Viertel des angegebenen Preises kosten, aber diese behindern auch um 1 Punkt stärker als maßgeschneiderte Rüstungen" (AA, S. 9/10).

    Schön wär's, aber leider ist es so, dass die "echten" Rüstungen der frühen Soldaten billige Massenware waren, die den Beschusstest, den jede "Prunkrüstung" über sich ergehen lassen musste, nicht bestehen konnte.

    Daher schützt auch jede Plattenrüstung in DSA gleich. Jede Leichte Platte, jede Garether Platte, alle haben sie für ihre Rüstungsart die gleichen Werte. Außer, es wird anderes Material verwendet (meisterlich gefertigt für weniger BE gibt es in DSA ja nur bei Kettenrüstungen).


    Ich denke, dass für jede Region ein eigenes Design zu entwerfen sehr aufwendig wäre. Persönlich finde ich, man kann es dabei belassen, davon auszugehen, dass sie sich in der Optik unterscheiden, ohne dies exakt auszudefinieren und ein Bild dazu anzufertigen. Dann sieht die Garether Platte aus Weiden anders aus als die, die im Horasreich angefertigt wurde (abseits von etwaigen Verzierungen), aber es wird kein quasi Foto-Beweis daneben gelegt, sondern man überlässt es der Fantasie. (Davon ab, dass Weidener eher nicht in Garether Platte rumziehen, weil das wohl als zu modern da gilt.)

    Ähnliches gilt ja auch für Waffen: DSA bietet schon eine große Bandbreite an Waffen und regionstypischen Waffen auf.

    DSA 5 hat mWn damit angefangen, auch tatsächlich Unterschiede herauszuarbeiten, in dem nicht mehr nur zwischen z.B. Säbel (überall) und Khunchomer (der aus den Tulamidenlanden) zu unterscheiden, sondern auch dass z.B. das gewöhnliche Langschwert oder AHH nach Region zu definieren mit verschiedenen regeltechnischen Auswirkungen, damit sich das Schwert aus Nostria von dem aus Albernia (auf der anderen Flussseite) unterscheidet. Ob da allerdings für jede solcher Regionswaffen auch ein Bild beiliegt abseits der rein regeltechnischen Unterschiede in einer Tabelle, damit man es auch optisch vor Augen hat, weiß ich nicht.

    Es gilt ja irdisch auch für Waffen, dass die einen Schlagschaden machen, die anderen Schneidschaden, aber aventurische Rüstungen bieten da auch keinen unterschiedlichen RS gegen jeweilige Schadensart, weil das das Regelwerk unglaublich aufblähen würde und Kämpfe am Tisch noch mehr verkomplizieren würden in der Buchhaltung.

    Es ist ja nicht so, dass Männern und Frauen in Aventurien das gleiche tragen.

    Hose, Hemd, Stiefel. Das ist auch in Aventurien völlig Uni-Sex.

    Ich wüsste nicht, warum z.B. die Garether Platte einer Weidener Ritterin anders und "fraulicher" aussehen sollte als die des Weidener Ritters. Vielleicht ist der Brustteil etwas weiter ausgestellt, um Platz zu schaffen, je nach Physis von männlichen und weiblichen Träger'innen, obwohl auch Männer können da ja recht unterschiedlich ausfallen, ebenso wie Frauen.

  • Hose, Hemd, Stiefel. Das ist auch in Aventurien völlig Uni-Sex.

    Der Schnitt wird ein anderer sein.

    Ich wüsste nicht, warum z.B. die Garether Platte einer Weidener Ritterin anders und "fraulicher" aussehen sollte als die des Weidener Ritters. Vielleicht ist der Brustteil etwas weiter ausgestellt, um Platz zu schaffen, je nach Physis von männlichen und weiblichen Träger'innen, obwohl auch Männer können da ja recht unterschiedlich ausfallen, ebenso wie Frauen.

    Du hast Deine Frage schon eben selbst beantwortet.

    Davon abgesehen: Selbst wenn Geschosse abprallen erhält der Träger immernoch einen starken Schlag. Wenn man also 200m zu Fuß (weil das Pferd abgeknallt werden würde) in einem Plattenpanzer auf einen Gegner zumarschiert und dabei ständig von irgendwelchen Geschossen getroffen wird ist das kein Spaziergang, selbst wenn diese die Rüstung nicht durchdringen.

    Wenn das Pferd im vollen Gallop unter einem wegeschossen wurde, steht man so schnell nicht mehr auf.

    Es geht ja auch nicht um die Wölbung sondern um eine Doppelwölbung, in deren Mitte sich Schüsse und Schläge verfangen. Tatsächlich liegt hier ein Schwachpunkt der Rüstung und zwei Brustwölbungen führen dazu das ein Teil der Treffer genau dorthin abgelenkt werden.

    Und genau das ist der Mythos. Ein normaler Plattenharnisch hat so schon viel "gefährlichere" "Schwachstellen", die man nie beseitigt hat.

  • Der Schnitt wird ein anderer sein.

    Nö. Nö, warum sollte er? Meine weiblichen SC in Hemd tragen das Hemd, das auch ein Mann ebenso anziehen könnte und das gilt auch für von mir beschriebene NSC, wenn sie ein Hemd tragen. Wenn es etwas explizit eher weibliches sein soll, gibt es eine Bluse. Die Art Hemd, die es im Laden gibt und die nicht extra angefertigt wird - bei Kleidung gibt es aventurisch im Gegensatz zur Rüstung vorrangig Massenware. So wie ich persönlich auch Uni-Sex-Hemden trage (also die nicht auf Taille geschnitten sind und von Männlein wie Weiblein getragen werden, weil sie nicht einem Geschlecht aufgrund des Schnitts zuordbar sind und nicht extra für weibliche Oberweite gearbeitet sind und beiden anstandslos passen).

    Du hast Deine Frage schon eben selbst beantwortet.

    Also Deine gewünschten optischen Unterschiede sind nur jene im Umfang des Brustteil? Ich meinte herausgelesen zu haben, da sollte auch noch etwas anderes reinspielen.

    Wie schon von mir und anderen angeführt, es gibt Bilder im DSA-Regelwerk, da sehe ich keine Unterschiede, wenn nicht das Gesicht oben drauf Aufschluss über das Geschlecht gibt, so wie es Bilder gibt, die explizit weibliche Plattenrüstungen zeigen.

  • Hat jemand mal die Probe aufs Exempel gemacht um diesen Mythos auszuräumen? Selbst wenn das stimmen würde bleibt der „Sport BH“.

    Welche Schwachstellen denn? Wären diese einfach zu beheben gewesen in den ich einfach einen bestimmten Teil - wie die Brust - etwas anders forme? Gibt es Plattenpanzer (Einzelstücke zu Repräsentstionszwecken außen vor) die der „Mode“ wegen absichtlich ungünstiger geformt wurden?

  • Goltron

    Hast du Dir die von mir verlinkten Videos überhaupt angeschaut? Da kommen nämlich genau diese Punkte zur Sprache!

    Schattenkatze

    Damit entspricht Deine Sicht der aventurischen Kleidung nicht unbedingt dem, was bis einschließlich DSA4 in den Quellenbüchern stand.

    Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel: Wir wissen, dass der Methumische Stil (auch als Neueste Vinsalter Mode bekannt) in der männlichen Form auf der irdischen Mode des 15./16. jahrhundert basiert. Und wir wissen dass die damalige Mode auch die Form der Rüstung beeinflusste. Wenn man sich Teste dazu in den DSA3- und DSA4-Spielhilfen zum Horasreich durchliest (und die Bilder von Caryad dazu anschaut), merkt man gleich, dass Frauen sich leicht anders kleiden. Und das lässt sich auch auf die Rüstung übertragen. Die Brustplatte hätte deutlich ausgearbeitete Brüste, die Taille wäre schmaler, die Hüfte breiter und statt eines sichtbaren(!) Tiefschutzes gäbe es einen kurzen Rock, der in diesem Bereich die Panzerung verdeckt. Die Mode beeinflusst die Rüstung.

  • Also wegen Mode: German vs. Italian armor styles, circa 1470, Which do you prefer? - Off-topic - Kingdom Come: Deliverance Forum .. btw die "Kühlrippen" sind nicht zur Zierde bei denen sondern zur Verstärkung ..wie bei Wellblech.

    Jegliche Ausrüstung, Kleidung ist immer eine Abwägung von Funktion zu naja Optik.

    Selbst ein Massenwaren Stiefel oder Hemd wird je nach Region aus anderer Fertigung sein, andere Materialien, Techniken etc haben. Ist er aus Kuhleder ? Wildleder oder was anderem ? Welche Nähte ? Gibt es Ziernähte ? Welche Farben ? Auch kan ndie Farbwahl was zu Geschlechtern aussagen und zum Geschmack (Rosa Blau ;) ? ) selbst bei Massenware die vermeintlich Unisex ist wird ja bis heute unterschiedlich Marketing betrieben (Frauen vs Männerrasierer etc)


    Ein "Hemd" in Europa kann sein : Gákti - Wikipedia oder https://de.wikipedia.org/wiki/Blauhemd_(Schw%C3%A4bische_Alb) oder Talismanhemd – Wikipedia sein. Alles würde in dem Kulturkreis als .. naja Massenware "Oberbekleidung, Männlich" angeboten werden.


    Das da evtl DSA mehr unterschiede rausarbeiten müßte und halt bei Illus evtl Wert auf regionale Ziernähte / Moden etc wert gelegt werden müßte .. tja das ist ein anderes Thema

    EDIT: Hier mal eine Rüstung aus der Fantasydarstellung wo halt klar a) Verziehrungen b) Region etc und c) Geschlecht erkennbar wäre .. ob die Rüstung PRAKTISCH wäre mal ganz anderes Thema ...https://twitter.com/stjepansejic/status/731248554203877376

  • Damit entspricht Deine Sicht der aventurischen Kleidung nicht unbedingt dem, was bis einschließlich DSA4 in den Quellenbüchern stand.

    Diesbezüglich habe ich ein eigenes Thema aufgemacht: Aventurische Mode für Mann und Frau

  • Die Brustplatte hätte deutlich ausgearbeitete Brüste, die Taille wäre schmaler, die Hüfte breiter und statt eines sichtbaren(!) Tiefschutzes gäbe es einen kurzen Rock, der in diesem Bereich die Panzerung verdeckt. Die Mode beeinflusst die Rüstung.

    Bis auf Rock/Tiefschutz sind das doch alles Dinge die sich aus den Unterschieden in der (durchschnittlichen) weiblichen und männliche Anatomie ergeben. Diese Unterschiede fallen in Aventurien aber wahrscheinlich geringer aus, da es keine Unterschiede in den körperlichen Eigenschaften gibt. Damit ist jetzt aber auch eine besonders breitschultrige Ritterin (gerade wenn sie viel kämpft), mit wenig Vorbau denkbar. Oder ein Ritter der Wert auf eine betonte Taille legt (dafür hatten wir im Faden hier schon genug Abbildung verschiedenster Herkunft). Ich hatte dich am Anfang des Fadens so verstanden, dass du gerade diese Unterschiede nicht diskutieren wolltest.

    Und mit Rock vs Tiefschutz hast du deine Frage doch schon beantwortet. Ritter und Ritterin werden sich eine Rüstung anfertigen lassen die nach ihrem jeweiligen Empfinden gut aussieht. Da es bei der Rüstung auch um Repräsentation geht, wird diese Empfinden wohl auch von der Mode beeinflusst sein. Und wenn in der Region gerade ein Rock bei Frauen "einfach dazugehört", wird der wohl auch bei der Rüstung angedeutet. Oder aber durch soetwas wie einen Streifenschurz oder Kettenrock in die Rüstung integriert. Den wiederum könnt jetzt aber ein Ritter 2 Landstriche weiter einfach besonders schick/praktisch finden und übernehmen (da in seiner Region auf Beinkleider momentan eh nicht viel Wert gelegt wird). Und schon hat der Ritter aus Weiden (also von weit weg) nicht unbedingt mehr eine Chance die Ritterin vom Ritter anhand der Rüstung zu unterscheiden.

    TL;DR: Regional erwarte ich auf jeden Fall Unterschiede die es *gegebenenfalls* auch möglich machen können Ritterin und Ritter zu unterscheiden. Überregional erwarte ich, dass die Unterschiede zweier Ritter(innen) unterschiedlicher Herkunft die sich aus der Mode ihrer jeweiligen Heimatregionen ergeben tendenziell größer sind, als die die sich aus dem Geschlecht ergeben (mit der offensichtlichen Ausnahme wenn es in der lokalen Mode gerade 'in' ist feminine/maskuline Details hervorzuheben).


    Und was das Buch angeht, leider hat zakkarus nur den Titel angegeben aber nicht den Autoren.

    Das ist mir durchaus auch aufgefallen, aber was willst du denn eigentlich noch? Du stellst die Quelle ob ihres Alters und Autors in Frage und kriegst eine schlüssige Antwort. Mit den Infos die er gegeben hatte, hab ich die auch ohne Autor binnen weniger als 2 min gefunden. Ja, eine vollständigere Quellenangabe wäre schön gewesen, aber das hier ist ein Internetforum und keine Facharbeit. Alle mal besser als Infos ganz ohne Quellenangaben, aber da hatte zakkarus ja auch schon was zu gesagt...

    DER NAMENLOSE - 12 Buchstaben, nachdem die Zwölfe ihm seinen Namen Buchstabe für Buchstabe nahmen (WdG8). Zufall?

  • Zitat

    Hast du Dir die von mir verlinkten Videos überhaupt angeschaut? Da kommen nämlich genau diese Punkte zur Sprache!

    Nein, habe mir aber zumindest jetzt eines angesehen. Was fällt sofort auf wenn man die Hauptsächliche gezeigte "Frauenrüstung" mit den historischen Beispielen vergleicht? Letztere sind generell viel unförmiger, ahmen die menschliche Anatomie viel gröber nach. Das ist auch kein Wunder, denn man trägt darunter ja Unterzeug mit einer gewissen Dicke. Deshalb ist die hauptsächlich gezeigte "Boobplate" halt auch eine Fantassyrüstung (selbst wenn man die Armteile nicht hineinreichnet) die es so nicht geben würde. Wie stellst du dir das vor, dass die holde Weiblichkeit ihre Brüste zusammen mit der Gambeson in die vorgesehenen Schalen hinein drückt? Eine durchaus hübsche und einigermaßen dezente Variante, aber eben Fantasy. Er bringt ja letztlich das beste Beispiel gegen solche Brustplatten auch selbst: Antike Muskelharnische. Die gab es und wenn das selbe Design sinnvoll bei einem mittelalterlichen Plattenpanzer umsetzen hätte können, wäre das vermutlich irgendwann mal im größeren Stil gemacht worden. Vermutlich gibt es auch Einzelstücke bei denen das der Fall war, aber eben nicht mehr.

    Schau dir historische Plattenpanzer an: Wir haben hier eine relativ gleichmäßig geformte Brustplatte, oft im Bauchbereich eher ausladender als an der Brust. Sehen insgesamt klobiger aus als sie waren und wirken optisch gerade im Brust-Bauch Bereich eher unvorteilhaft. Keine übermäßig herausgearbeiteten Brustteile (bei Männern), und damit meine ich keinen Muskelpanzer. Der historische Plattenpanzer ahmt auch nicht eng die Anatomie der vermutlich durchtrainierten Trägers nach.

    Nachtrag:

    Tatsächlich ist bei historischen Rüstungen ja idR die Mitte der Brust am ausladendsten oder sogar mit einem leichten "Knick" versehen. Eine männliche Brust wäre aber ja nun auch flach oder hätte in der Mitte eine Mulde. Der Grund dafür dürfte zweierlei sein:

    1. gleiten so Schläge am besten ab. Trotz "hardened Steal" ist das relevant, denn von Plattenpanzerträgern wurden nach und nach überwiegend zweihändig geführte Waffen benutzt da sich mit solchen ein Plattenpanzer am besten durchschlagen lies. Das war aber kein Automatismus, eine günstig geformte Rüstung ist also auch keinen Streihämmer, Hellebarden etc. wichtig. Das Plattenrüstungen an der Hüfte auch einen Einschnitt haben mag stimmen, da Schläge aber (vorallem in der Schlacht) in erster Linie vertikal und nicht horizontal geführt werden trifft man in diese Mulde kaum. Dazu wurden bei vollen Plattenpanzern "Schürzen" getragen um genau diesen Übergang von Rumpf zu den Beinen stärker zu schützen.

    2. Sieht ma sich historische Plattenrüstungen an besteht diese in erster Linie aus relativ gleichmäßig gewölbten Metallplatten. In eine - noch dazu der Brust - zwei zusätzliche Wölbungen einzubauen, ohne das dabei irgendein Schwachpunkt beim Material an sich entsteht, stelle ich mir für den Schmied sehr schwierig vor. Das mag auch ein Grund sein weshalb solche "Muskelharnische" aus der Antike nicht adaptiert wurden.

    Plattenpanzer wurden generell Maßgefertigt. Man kann sich recht leicht vorstellen das der für eine Frau vielleicht an der Brust etwas weiter und der Taille etwas schmaler ausfallen würde, im Schnitt aber vermutlich nicht viel anders aussieht als bei einem muskolösem Mann.

    Einmal editiert, zuletzt von Goltron (16. März 2021 um 14:30)

  • Kselia

    Es hätte ja mehrere Bücher mit der gleichen hauptitel geben können!

    Was die Anatomie und den köerbau angeht. Selbst wenn es regeltechnisch keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt, bedeutet dies NICHT, dass es überhaupt keine sichtbaren körperlichen Unterschiede gibt. Und allein schon deshalb kann man Männer und Frauen allein an der groben Statur unterschieden. Aber dieses Thema werde ich hier NICHT weiter ausdiskutieren!

    Goltron

    Schau Dir die höfische Männerkleidung aus der gleichen Zeit an. Die Form ähnelt doch sehr der, die wir von den Rüstungen kennen.

    Außerdem scheinst Du die wichjtige Aussage der Vidoes nicht richtig verstanden zu haben. Shad versucht die Kritik an der Darstellung von Rüstungen in der Fantasy zu entkräften, in dem er klarstellt, dass die Rüstungen sich such nach der Mode und der Ästhetik der jeweiligen Zeit richten. Was zu einer Zeit modern, modisch war, wurde auch im Design der Rüstungen umgesetzt. Und da wir heute ein andere Vorstellung von einem perfekten Körperbau haben als vor 500 Jahren, ist es nur klar, dass sich dies auch in den Fantasy-Illustrationen wiederspiegelt. Deshalb die Vergleiche mit den alten Rüstungen.

  • Und allein schon deshalb kann man Männer und Frauen allein an der groben Statur unterschieden.

    Ja, außer du kannst es halt gerade nicht. Weil jede Statur für beide möglich ist und dann noch größere Mengen Polsterung dadrüber liegen.

    DER NAMENLOSE - 12 Buchstaben, nachdem die Zwölfe ihm seinen Namen Buchstabe für Buchstabe nahmen (WdG8). Zufall?

  • Und allein schon deshalb kann man Männer und Frauen allein an der groben Statur unterschieden.

    Ja, außer du kannst es halt gerade nicht. Weil jede Statur für beide möglich ist und dann noch größere Mengen Polsterung dadrüber liegen.

    Sorry, sorry, sorry, aber das bedeutet, dass die Polsterung dann an einigen Stellen unterschiedlich dick sein müsste. überlegt doch mal. normalerweise haben Frauen eine schmalere Taille als Männer und dafür breitere Hüften und Brüste. Männer haben in der Regel auch breitere Schultern. Dass kann man kaum mit einer enganliegenden Posterung ausgleichen. Die polsterung muss eng anliegen, damit die ebenfalls enganliegende Rüstung nicht zu sehr behindert.

    Die Unterschiede im Körperbau sind auch der Grund, weshalb Frauen mit etwas größerer Oberweite Probleme mit der modernen Schutzausrüstung haben.

    Dasist jetzt aber alles, was ich zu diesem them schreibe. Ihr könnt ohne mich weiter diskutieren.

  • Es ist schon richtig das es in dem Thread nur darum geht das du gerne hättest das „Boobplate“ realistisch und „historisch korrekt“ ist? :D

    Ich glaube wenn du tatsächlich mal historisch höfische Kleidung mit zeitgenössischen Plattenpanzern vergleichst wirst du da weniger Gemeinsamkeiten finden als du denkst. Wir reden hier immerhin über einen Zeitraum von ungefähr 200 Jahren.

    „Dein“ Youtuber geht an die Sache alles andere als seriös heran, da er mal abgesehen von „Hardened Steel“ in keiner Weise auf den Aufbau einer Plattenrüstung und der darunter liegenden Zusatzrüstung eingeht. Auf dem gleichen Niveau kann ich mir auch zusammendichten das das Design eines Leman Russ Kampfpanzers realistisch und sinnvoll ist. Wenn du dir moderne Schutzausrüstung ansiehst verschwinden darunter auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Last but Not least: eine Kämpferin wäre ebenso wie ihr männlicher Gegenpart gut durchtrainiert, wodurch sich die Körperform auch angleicht. Eine Rüstung wie die in dem Video dargestellte mit zwei Brustschalen und schmaler, eng anliegender Taille kann nicht realistisch sein. Genauso wenig wie ein Muskel-Plattenpanzer mit eng geschnittenen Hüften.

  • Lassen wir mal das Thema Boobplate mal weg ..

    Welche Rüstungen würdet ihr wie je nach Region sehen ?

    Horasier : Platten mit Gravuren je nach Herkunft (Silas als Stadt der Goldschmiede .. Weinranken bei Weinregion etc ?

    Brilliantzwerge: Brustplatte mit Gravuren aber klar Zwergische Muster (sind moderner als 0815 Zwerge und sind ja laut DSA 3 Freunde der Fechtwaffen)

    Amboss: Qualitativ Hochwertige Kette nach Art vcon LUR (also kleinere feinere Ringe)

    Xorlosch (Erzzwerge) : Robuiste traditionelle Kettenglieder in einer 8er Musterflechtung (was auch immer das wäre .. aber klar erkennbar)

    Finsterkammzwerge: Nochj traditioneller als die Xorloscher ... 8er Musterflechtung und ACHTECKIGE RINGE .. Heilig ist was heilig ist.

    Nostrianer: Frauen tragen Rüstungen die DEUTLICH als FRAU erkennbar sind .. weil das HASSEN die Erzfeinde aus Andergast. Farben gerne in den Blau Weiß aus Patriotismus.

    Also gebläuter Stahl mit blanken Akzenten / Gravuren

    Andergaster. Traditionelle Rüstungen / Kettenhemden. Robust, nicht sonderlich kreativ / gut gemacht ... aber natürlich angemalt in den Landesfarben. Helme eher die "alten" Nasenhelme etc wenn Vollhelm dann Topfhelm

    Weidener / Bornländer Ritter : Klassische Ritterrüstung, Farben in den eigenen Wappenfarben, der bunte Papagei. Helme mit Klappvisier.

    Der Thorwi: Kettenhemd, Leder Nasenhelm .. Kettenhemd ohne große farbige Überwürfe. Das Kettenhemd wird kurz vor Schlacht angezogen und ist weniger Modestatement.

  • Bei Thorwaler würde ich auch Schuppenpanzer sehen und bei den Horaiser die richtige Brigantie (nicht die falsche aus DSA 5 :cursing: )

    Im thulamidischen Raum auch Lamear Rüstungen, Kettenrüstung und Spiegelpanzer.

  • Man sollte hier auch Platten Zusatzrüstungen oder „Halbplatten“ nicht vergessen. Solchermaßen aufgewertete Kettenhemden können gerade bei den eher moderneren Kettenträgern Standard sein. Dazu kann eine Rüstung durchaus auch Statussymbol sein. Eine Plattenrüstung ist zum ständigen Tragen eigentlich unpraktisch (was aber in Fantasy Rollenspielen meist ignoriert wird, dafür schützt die Platte aber auch nicht so außerordentlich), aber ein Thorwaler Krieger wird seine Rüstung vielleicht bei möglichst vielen Gelegenheiten tragen um seinen Status darzustellen.