Wie kann man eine Einführung in die WoD gestalten?

  • Ich hab mich heute mit der Inhaberin meines FLGS unterhalten, unter anderem über die WoD. Sie hatte vor Jahren mal Vampire einmal gespielt, und war zwar von der Idee an sich angetan, aber von der Tonne Lore, die man als Spieler*in eigentlich kennen müsste, dann wiederum eher abgeschreckt, sich damit eingehender zu beschäftigen. Im Unterschied dazu ist "klassische" Fantasy ja einfacher, weil die Prämissen ("es gibt Elfen und Zwerge, und die mögen sich nicht") simpel und weithin bekannt sind. Die WoD hat ja komplexe Hintergründe, die rein logisch den Charakteren bekannt sein müssten, zumindest ansatzweise. Nicht jeder Vampir wird alle Clans und Blutlinien auf Sicht erkennen und deren Disziplinen und Schwächen herunterbeten können, aber zumindest einen ungefähren Überblick wird jeder Charakter haben.

    Ich finde es maximal unspannend, wenn die SL zu Beginn erst einmal einen Monolog hält, um die Welt zu erklären. Wie könnte man eine Einführung gestalten, so dass man die Spieler*innen nicht mit seitenweise Text bombardiert, aber sie dennoch die relevanten Informationen erhalten? (Unter der Prämisse, dass die Spieler keine oder wenig Vorkenntnisse haben)

    Da hat mir mal Hunter sehr gut gepasst, die Gruppe hatte keine Ahnung von der WoD, und konnte so im Spiel rein wachsen. Aber bei Vampiren, Magi und vor allem Werwölfen klappt das eher nicht. Wie kann man das gestalten? Einzelne Einführungssessions mit jedem Charakter? Oder gibt es andere Ideen?

  • Fangt als Muggel an und arbeitet euch langsam vor. Zumindest bei Vampire und Mage geht das ganz gut, wenn die Spieler mit ihren Charakteren zusammen den Hintergrund Stück für Stück kennenlernen.

    ROMANES EUNT DOMUS !

  • Ich hatte mir für Changeling: The Dreaming mal überlegt, die SCs als Menschen in ein Flugzeug steigen zu lassen, das dann allerdings in Hogwarts landet, statt dort wo man eigentlich hin wollte. Nachdem so viele Muggels Harry Potter kennen, muss es etwas ähnliches im Dreaming geben. ;) Dort hätten sie dann ihre Magie und die Gesellschaft, während der 'Schulzeit' kennen lernen können. Ist aber nichts daraus geworden, weil die Runde dann etwas anders gespielt hat.

    In Werwolf hatte ich tatsächlich das 'Erwachen' mit meiner Privatdetektivin ausgespielt, aber da kam ich neu als Spielerin in die Gruppe und damit auch als einzige Neu in das Rudel, so dass es gut gepasst hat. Auch wenn ich Werwolf vorher nicht gespielt hatte, kannte ich ja die WoD in den Grundzügen bereits. Aber für das ganze 'Spezialzeug' für Werwölfe war es durchaus praktisch. Das schöne ist ja, dass man sich einfach einen Menschen erstellt und das Übernatürliche einfach später dazu schreiben kann.

    I ♡ Yakuban.

  • In unserer Vampire-Gruppe damals (2011) haben die SC noch ihre erste Nacht als Menschen begonnen. Die Kenntnisse von uns Spielern waren unterschiedlich ...rudimentär. Zwei hatten mal in einem hiesigen FAB Erstkontakt mit Vampire gehabt, eine es noch nie gespielt und beim vierten weiß ich es gerade nicht, ob er das schon mal ein bisschen gespielt hatte, oder nicht. Der SL hatte es, glaube ich, auch vorher nicht gespielt. Wir hatten also zwei unterschiedliche GRW und ein oder zwei weitere führende Bücher, und faktisch ist da bis heute zwar ein bisschen mehr zugekommen, aber jetzt nicht so richtig viel mehr Bände.

    Wir haben es auch im und durch das Spiel kennengelernt, SC (die nicht gefragt oder vorher in ihr neues (Un)Leben eingeführt wurden und sich auf einmal als Kainiten zusammen wiederfanden) und Spieler haben die WoD gleichermaßen kennengelernt.

    Das ging anstandslos gut, fand ich damals wie heute.

    Man muss da nicht wer weiß viel vorher drüber gelesen haben und wissen.


    Im besagten FAB hatten die SC ebenfalls noch als Menschen angefangen. Jeder hatte seinen eigenen Erzählstrang, weil entweder keine oder nur lose Verbindungen bestanden. Je nach (zukünftigem) Clan waren die Vorgeschichten halt sehr unterschiedlich und die Charaktere wurden entsprechend auch eingeführt.

    Mein (anfangs erst zukünftiger) Ventrue hatte sehr ausführliche Einführungen durch seinen (zukünftigen) Erschaffer erhalten, aber das hat vermutlich variiert.

    Ich persönlich fand das auch sehr schön, weil das Zeit und Plot (der in die gemeinsame Chronik führen sollte, aber erst mal für jeden separat anlief) für jeden gab. Kann man so am Tisch aber nicht machen, falls sich der SL nicht mit jedem Spieler im Vorfeld des ersten Spieltages ein- oder gar mehrere Male treffen möchte, um das je auszuspielen.

  • Das ist wohl der beste Ansatz, die Charaktere möglichst so unwissend da reinzustoßen wie es die Spieler auch sind, und dann die Wandlung (wie immer die auch jeweils heißt) zu spielen. Ob das dann als Einzelsession läuft, oder schriftlich, ist ja eine Frage der Möglichkeiten und des Geschmacks, wobei ein persönliches Spiel natürlich intensiver ist.

  • Das ist z.B. auch ein cooler Ansatz bei den Giovanni-Chroniken. Die würde ich auch mal wieder gerne leiten.. Die starten auch als MEnschen und werden da brutal reingestoßen, also muss man nichts wissen außer so ganz grobe "Spätmittelalter" Klischees um 1400

    Fear cuts deeper than swords.

  • Das ist z.B. auch ein cooler Ansatz bei den Giovanni-Chroniken. Die würde ich auch mal wieder gerne leiten.. Die starten auch als MEnschen und werden da brutal reingestoßen, also muss man nichts wissen außer so ganz grobe "Spätmittelalter" Klischees um 1400

    Stimmt, jetzt wo Du es sagst... Die habe ich vor einer gefühlten Ewigkeit mal gelesen und angespielt. Jetzt überlege ich, wie das bei den Transsylvanischen Chroniken war. Die habe ich vor ca. 20 Jahren mal geleitet.

  • Hmm ich überlege jetzt gerade, ob ich die vielleicht hier anbiete. Das schöne ist, dass das meiste erzählerisch ist und Kämpfe auch eher. Geht also besser in Foren...

    Ja, gerade Vampire ist da ganz cool und man kommt nach der Erschaffung mit 1-2 DIN-A Seiten Lore aus, die einem der Sire mitgibt. Und den Rest lernt man kennen...

    Fear cuts deeper than swords.

  • Wir haben vor Jahren einmal eine Runde angefangen, die sich an Supernatural orientierte. Nur eben in der WoD. Will heißen: American Horror Roadmovie.

    Ich habe dass Setting dann umgeschrieben auf die neueste Storyteller Version, die auch in Vampire 5 benutzt wird, Vor- und Nachteile rausgesucht samt Beschreibungen und die Hedge Magic Pfade und Numina des "Sorcerer" Sourcebooks mit reingearbeitet. Ich bin nicht sicher, ob ich das einfach so als Download irgendwo hochladen kann, wegen Copyright Sachen, von daher kann ich damit gerade nicht dienen... Außer Privat und nicht-öffentlich.

    Braucht man aber auch nicht unbedingt um das Setting umzusetzen.

    Es funktioniert ein wenig wie "Hunter", nur dass es ohne Superkräfte auskommt und den Charakteren eine Bestimmung als Jäger aufdrängt. Die Charaktere hier sind halt einfach Leute, denen einmal etwas passiert ist, und sich fortan der Jagd auf das Übernatürliche verschrieben haben. So hat man normale Leute, die aber einen Antrieb haben, sich in die dunkle Welt da draußen zu begeben.

    Gedacht ist das Setting für amerikanische Kleinstädte, Highways und verschlafene Twin Peaks Atmosphäre und Truck-Stop horror. So kommt man zum Beispiel auch nicht unbedingt gleich in die großen Domänen der Vampir-Community.

    Was sich auch anbietet, ist Projekt EOS. Ein altes Sourcebook für die alte WoD, das an X-Files erinnert. Charaktere übernehmen Agenten, die merkwürdige Dinge im Auftrag einer Sonderabteilung der Regierung untersuchen. Das Buch ist lohnenswert, aber das Setting lässt sich auch ohne gut spielen, denke ich. Gibt ja genug Serien und andere beispielhafte Quellen.

    Wenn ich mich richtig erinnere, sind im neuen Vampire Comanion Regeln für Sterbliche enthalten. Es ist außerdem ganz legal und offiziell kostenlos zu haben, und zwar HIER.

    Viel Erfolg!

    EDIT:

    Eine Vampire Runde mit frisch erschaffenen Vampiren eignet sich auch hervorragend für den Einstieg, wenn die Charaktere nicht gerade an einen gesellschaftlich aktiven Erzeuger gebunden sind. VIelleicht auch auf sich alleine gestellt. Ich habe so eine Runde mit zwei Spielern laufen, und das funktioniert hervorragend.

    Eignet sich sehr gut für emotionales und persönliches Spiel.