Machtwechsel in Mhanadistan
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Ben-Oni: Manch einer, der diesen wundersamen und liebreizenden Ort am Gadang bereits kennenlernen durfte, ärgerte sich sehr, warum so etwas just hier und nicht in irgendeinem anderen der vielen Kleinstaaten Mhanadistans geschehen musste. Diese Schwarzmagierin hätte, weiß die Geiermutter, genauso gut auch nach O'Habin kommen können!
Es ereignete sich in der zweiten Stunde vor Mittag, zur geschäftigsten Zeit im Basar- und Handwerksviertel. Aus bislang ungeklärten Gründen waren fast alle Krieger Ben-Onis außerhalb des Ortes im Einsatz, als auf dem Maidan maha großer Tumult entstand. Von der Tribüne am Rand des zentralen Platzes herab proklamierte sich eine in extravagante Magiergewänder gekleidete Frau zur neuen Herrscherin von Ben-Oni. Sie sei niemand anderes als Shanada saba Edassiani, Schwester des kinderlos gestorbenen Gaftar ibn Edassiani, und damit die rechtmäßige Erbin als Beyruna von Ben-Oni. Doch der bisherige Regent Faizal al'Sahib, der rashtullahgläubige einstige Wesir und Hofalchemist Gaftars, zog dies vor allen Versammelten in Zweifel. Denn die wahre Shanada sei bereits im Kindesalter einem von Ifritim ausgeführten Attentat zum Opfer gefallen - einer nicht unüblichen Art der Thronfolgeklärung unter mhanadischen Magokraten. Die Handlanger der Zaubererin machten sich bereits daran, den Wesir gefangen zu nehmen, doch diesem gelang gedeckt durch ein paar seiner Novadikrieger und auswärtige Söldner die Flucht ins Serail. Die Magierin indess rief noch auf dem Maidan maha in aller Ruhe einen Ifrit herbei. Der giftgrün geifernde, aufrecht gehende, gehäutete Säbelzahntiger schlug sodann auf ihren Befehl hin das Tor des Serail zu Kleinholz und hetzte in den Hof. Erst nachdem das infernalische Brüllen und Kreischen aus dem Inneren des Herrschersitzes verstummt war, stürmten die Beschwörerin und ihre Söldner die Festung. Dem daraufhin erneut aufheulenden, niederhöllischem Lärm nach zu urteilen muss die Magierin wieder ihre dunklen Künste eingesetzt haben, um ihren Kontrahenten in die Flucht zu schlagen oder, was weit wahrscheinlicher ist, endgültig zu beseitigen. Denn nach einem Tag gespenstischer Ruhe in der Stadt ließ Shanada kurz vor Sonnenuntergang von ihren Schergen alles Volk auf den Maidan Maha zusammenrufen und trat erneut auf die Tribüne. Zu aller Überraschung erklärte sie, dass sie besseres zu tun habe als Regierungsgeschäfte zu tätigen. Zum dafür zuständigen neuen Wesir ernannte Shanada von Ben-Oni Chadim al'Sahib, den Leiter der ortsansässigen Medresa Al'Chimiya, der auf Zauberzeichen spezialisierten Schule für Alchemie, die den Grundstein für den heutigen Reichtum des Ortes legte. Erstaunlich freimütig nahm der ehemalige Lieblingsschüler Faizals diese Aufgabe an und bestätigte als erste Amtshandlung den inzwischen wieder zurückgekehrten Marwan al'Ankrah, den Sheikh der ortsansässigen Novadisippe, in seiner Position als Oberbefehlshaber der Truppen. So schnell ändern sich Machtverhältnisse in den tulamidischen Stadtstaaten – und so beständig sind sie andererseits.
Selo ibn Charim (Christian Gross, Illustrationen von Ramona von Brasch)
"Unsere neue Beyruna? Gepriesen sei Shanada, Tochter der Weisheit und Meisterin der Ifriitim, sie ist ... eine gütige Herrin, die uns einfachen Geschäftsleuten in ihrer Gnade viele Freiheiten lässt! Äh, entschuldigt mich, ich... habe es eilig. Salam aleikum!"
Al'Rik, Trödler aus dem Basarviertel
"Also, unter uns - Gaftar-Bey hat uns mit seinen Künsten weitaus großzügiger unterstützt, etwa beim Bau der zweiten Zisterne. Ohne den Gehörnten hätte das Monate gedauert! Und selbst sein Wesir war aufgeschlossener für die Nöte des einfachen Volkes. Ach ja, die gute alte Zeit..."
Seychaban, Wirt der verrufenen Schänke Arrak wa Huka
Meisterinformationen:
Shanada von Ben-Oni ist eine gildenlose Lehrmeisterin, die erstmals in "Aventurische Magie III" vorgestellt wurde. Deren Machtübernahme ändert de facto wenig an dem im Scriptorium Aventuris detailreich beschriebenen und illustrierten Ort an der Grenze Araniens: Die Dämonen- und Dämonologenjägerin ist in der Öffentlichkeit kaum präsent, da sie einerseits zu vertieft in die Ausbildung ihrer Schüler und andererseits zu desinteressiert an den Sorgen des einfachen Volkes ist. So kann Chadim al'Sahib, der neue Wesir von ihren Gnaden, die Handelspolitik Faizals relativ unbehelligt weiterführen, solange die Steuereinnahmen sprudeln und Shanadas Lebensstil und -werk finanzieren. Da er jedoch noch ein unerfahrener Herrscher ist, kaum Unterstützung seitens seiner Herrin bekommt und weiß, dass einige Bürger seinen Vorgängern sehr verbunden bleiben, bedient er sich gelegentlich der Dienste von Ortsfremden. Eine Gruppe von Helden könnte außerdem bei der Machtergreifung Shanadas entweder sie oder den Wesir unterstützt und dabei Außergewöhnliches in, nahe und unter Ben-Oni entdeckt haben.