Ehrenvoll aus dem Hinterhalt

  • Aus dem Thread "Gottheit für den Meuchelmörder" ergab sich folgende Frage:

    Ein Einwurf zum Thema Rondra, es gibt im Vandemecum eine Heilige namens Arika, die mit einem Speer aus dem Hinterhalt einen Drachen Tötete und dann von dessem Blut gekocht wurde. Wenn man jetzt das ganze minimal ausdehnt, hat man eine Rondrianische absegnung von Einwegattentaten. Sprich Tötung einer (Wirklich) gefährlichen Person aus der Not im Hinterhalt, ohne Rücksicht auf das eigene Leben, der Tod ist zu 99% sogar als sicher zu sehen. Das entspricht sogar mehr dem historischen Assassinen als die komigen Computerspiele mit dem Kaputzentypen der Parcour macht.
    Ich hab aber keinen schimmer ob das Sinn der Sache ist.

    Das ist im Grunde das klassische rondranische Dilemma - wenn ich Schwache nur durch unehrenhafte Methoden schützen kann, darf ich sie dann anwenden oder die Schwachen nicht schützen? Non posse non peccare - man kann (bisweilen) nicht nicht sündigen. Dass Arika heilig gesprochen wurde könnte man tatsächlich als eine gewisse Grundsatzentscheidung der Kirche sehen: Wenn es zum Schutz der Schwachen unausweichlich, kann ein Angriff aus dem Hinterhalt rondranisch sein. Ganz trifft die Frage aber das Thema des Threads nicht und ich würde für eine weitere (zweifellos sehr interessante und spannende!) Diskussion einen neuen aufmachen. :)

    Habe mir die Heiligengeschichte eben nochmal durchgelesen, weil für die Antwort mehrere Fragen beleuchtet werden können.

    1. Der Hinterhalt war eine Grube unter dem Horteingang und sie konnte wirklich ziemlich sicher davon ausgehen, dort zu verenden. Hätte sich kein Drachenblut in die Grube ergossen, dann hätte nur eine Tonne Purpurwurm dem Entrinnen im Wege gestanden...

    2. Die Drachendame hatte alle anderen Streiter des Emirs mit Magie vertrieben oder wahnsinnig gemacht - es war also durchaus nicht mit einem Kampf Kopf-an-Kopf zu rechnen.

    3. Arika war bloß eine Kaufmannstochter, sie konnte also nicht ihre Schwertmeisterschaft in die Waagschale werfen, nur ihren Verstand.

    edit: häh??? !!! arghh, jetzt ist meine Überarbeitung wieder da und die Urfassung weg. :iek:

  • Könnten wir zu meiner Frage zurückkommen:
    Ist Arika eine Rondrianische Absegnung für Attentate der Kategorie Tyrannenmord ausgeführt durch einen Attentäter der den sicheren eigene Tod einkalkuliert?

    Das ist im Grunde das klassische rondranische Dilemma - wenn ich Schwache nur durch unehrenhafte Methoden schützen kann, darf ich sie dann anwenden oder die Schwachen nicht schützen? Non posse non peccare - man kann (bisweilen) nicht nicht sündigen. Dass Arika heilig gesprochen wurde könnte man tatsächlich als eine gewisse Grundsatzentscheidung der Kirche sehen: Wenn es zum Schutz der Schwachen unausweichlich, kann ein Angriff aus dem Hinterhalt rondranisch sein.

    Meiner Meinung nach ist das rondranische Dilemma die Gewissensentscheidung des oder der Geweihten selbst. Die Frage ist, ob man sich 1. weigert, sich Ehrlosigkeit aufzwingen zu lassen und dafür ggf. Schwache opfert, statt sie zu schützen und dies in diesem Fall nicht als Versagen betrachtet, 2. die ehrlose Handlung begeht, um Schwache zu schützen und die Handlung in diesem Fall nicht als Frevel betrachtet oder 3. man zwischen zwei Übeln das kleinere wählt, aber dieses immer noch als Frevel/Sünde betrachtet und enthält Buße tut. Besonders wenn man für seine Entscheidung aber zum Märtyrer wird und schwere Opfer bis zum eigenen Leben oder dem Leben geliebter Menschen bringt, wird die Rondra-Kirche sie in meinen Augen nicht in Frage stellen. Sie sollte nur nicht aus Egoismus, Faulheit, Feigheit oder Gier getrost werden.

  • ... oder weil es so ein schön bequemer Weg ist, das eine mit dem anderen zu verbinden: Angriff von hinten/Seite zu Gunsten einer Sache, und es sich damit schön reden, und es beim nächsten Mal wieder machen, mit weniger abwägen vorweg, weil ist ja für eine gute Sache, und beim nächsten Mal dann gar nicht mehr abwägen, weil ...

    Weil einmal eine Tat als das kleinere Übel erscheint, macht es die Tat ja nicht per se gut und damit immer zum richtigen Lösungsmittel. Noch besser ist es für den Rondrianer, das eigene Leben von vorn in die Waagschale zu werfen.

  • uff, jetzt kam Windweber mit dem Zuarbeiten so schnell, dass er seinen Beitrag reinkopiert hat und ich meinen unabgeschickt gelöscht habe :(

    äh... wo war ich... von vorn...

    An der Geschichte von Arika kann man ein Attentat 3-fach prüfen:

    1. Wird man sterben oder nur vielleicht oder wenigstens wahrscheinlich? Arika stach die Drachendame von unten aus einer Grube ab, wäre es nicht das kochende Blut gewesen, hätte ihr eine Tonne Drachenleib als Grubendeckel den Garaus gemacht. (2 oder 0 oder 1 Punkte)

    2. Kämpft der Gegner mit ehrlosen Mitteln, z.B. in Überzahl oder selber aus einem Hinterhalt? Mit Gift oder Magie wohlmöglich? ("Nachdem der Purpurwurm die Streiter des Emirs mit Magie vertrieben oder wahnsinnig gemacht hatte...") (0 Punkte, +1 für unehrenhafte Taktik, +1 für unehrenhafte Waffe)

    3. Steht man ohne besondere Kampferfahrung vor der Aufgabe, als Streiter oder als Streiter der Herrin? (2, 1 oder 0 Punkte)

    Arikas Tat, die zudem Bauern und ihre Herden schützte und an der sich die Krieger des Emirs nicht versuchen mochten, erhält in der Prüfung immerhin 5 Punkte von 6 möglichen. (Die Drachendame war allein und versteckte sich nicht.)

    Eine Tat, die den eigenen Tod wenigstens billigend in Kauf nimmt, wird man ja nicht sehr oft im Leben vollbringen. Insofern darf man zunächst große Milde erwarten, würde ich sagen. Allerdings kommen eben alle Parameter auf den Prüfstand: wer im Kreise der Kaisergarde (sicherer Tod) einen vergifteten Bolzen (unehrenhafte Tötung) in des Imperators Brust schießt (potenziell duellfähiger Gegner), sollte sich vor der Zugangskontrolle zu Rondras Hallen einige Sorgen machen...

  • Sprechen wir hier von Drachen ... ich wußte nciht das Rondras Ehre auch für magische Kreaturen oder Jagdwild gilt. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Wenn man jetzt einen Anschlag betrachtet, kann man die gleichen Prüfkriterien anlegen.

    Zwischen einem gewaltigen Drachen, der eine Gefahr für einen ganzen Landstrich sein kann, weil er Tiere und Menschen tötet, und einem Meuchler (gegen Geld? Aus - seltener vermutlich - Überzeugung?), der immer Menschen aus dem Hinterhalt tötet, um möglichst unerkannt und unbemerkt entkommen zu können, um weiter zu machen, sehe ich einen großen und entscheidenden Unterschied. Deshalb kann man das in meinen Augen nicht wirklich vergleichen und gar Rondra als Meuchlergottheit kennzeichnen. Denn dann kann man auch andere Götter nehmen, deren Kirchen-Kodex noch weniger Problem mit heimlich von unten haben (die sich aber trotzdem nicht eignen).

    Der Meuchler wirft ja nur begrenzt sein Leben ein: Seine Absicht ist es ja schon, eigentlich wieder wegzukommen (sonst würde er ja nicht heimlich meucheln), es geschieht auch zu keinem höheren Ziel, wie ich jetzt mal von ausgehe.

    Denn

    wer im Kreise der Kaisergarde (sicherer Tod) einen vergifteten Bolzen (unehrenhafte Tötung) in des Imperators Brust schießt (potenziell duellfähiger Gegner), sollte sich vor der Zugangskontrolle zu Rondras Hallen einige Sorgen machen...

    genau das.

  • "Rondra-Geweihte haben gelobt, vielen Tugenden und Idealen zu folgen, die in der täglichen Praxis häufig im Widerspruch stehen.

    Schutz der Gläubigen: Stehe denen bei, die nicht im Kampf geschult sind und die von Ungläubigen und finsteren Mächten bedroht werden.

    Verteidigung des Glaubens: Ahnde jede Schmähung Rondras oder der Zwölfgötter und verteidige Gläubige gegen Ungläubige.

    Wahrung der Ehre: Tritt jeder Herausforderung und jeder Beleidigung entgegen. Beachte dabei allerdings die Grundsätze der Satisfaktionsfahigkeit und der Verhältnismäßigkeit: Nicht jeder verdient eine Herausforderung mit dem Schwert, mancher nur eine Tracht Prügel oder eine Standpauke. Eine deutlich schwächere Gegnerin zum Duell am Schwert zu fordern bedeutet Ehrverlust, ebenso das Duell aufs dritte Blut (den Todesstoß) aus nichtigen Gründen (wiewohl die Verteidigung der Ehre Rondras keinesfalls eine Belanglosigkeit ist).

    Ritterlichkeit: Kämpfe nicht mit unrechten Waffen (wie der Armbrust), nicht von rücklings oder von der Seite, nicht gegen Wehr- und Ahnungslose. Schütze die Schwachen und Wehrlosen vor Willkür.

    Tapferkeit: Weiche keinem Kampf aus, außer aus Gründen der Ehre und der Gnade oder wenn ein dringender Auftrag der Göttin Vorrang besitzt.

    Großmut: Schone Schwächere und überwundene Gegner — außer du schadest durch diesen Großmut der Göttin und ihrem Ansehen.

    Verantwortung: Strebe nach ritterlicher Vollkommenheit: Es ist ehrenvoller unter selbst auferlegter Verantwortung und Disziplin zu scheitern, als maßvoll-beherrscht der Welt ihren Gang zu lassen.

    Zudem ist deiner Kirche der Schutz sämtlicher zwölfgöttlicher Tempel und deren Geweihter anempfohlen- so diese denn darum bitten.

    Säuberung von Übel: Du bist eine Verteidigerin der Zivilisation, der Menschheit und der Welt gegen die dämonischen Mächte.

    Zweikampf: Schlachten und Kriegskunst sind notwendige Übel, das Duell jedoch ist der Inbegriff des Weltenlaufes (denn er spiegelt den Kampf zwischen Los und Sumu wider).

    Schwertmeisterschaft: Strebe danach, einem Krieger, Söldner oder anderen Kämpfer jederzeit mit Schwert oder Zweihänder bezwingen zu können." (WdG51)

    Diese 10 Punkte sind alle gleichermaßen Teil des rondranischen Ethos. Sie sind derart umfassend und radikal, dass man leicht gelegentlich an ihnen scheitern kann und sich somit versündigt. Dann muss man sich über die Buße mit der Göttin, der Kirche und den Mitmenschen versöhnen. Gerade aber, weil die Punkte so umfassend sind, können zwei oder mehr von ihnen in bestimmten Situationen in Konflikt geraten. Dann, und nur dann, kann in meinen Augen gegen einen verstoßen und dabei geringere oder keine Schuld auf sich laden.

    Was z. B. wenn ich das Kind nur vor dem Belhalhar-Paktierer retten kann, wenn ich ihm mit einer Armbrust in den Rücken schieße? Ist dieser "hinterhältige" Angriff mit einer "unehrenhaften" Waffe gerechtfertigt, weil er dem Schutz eines Schwachen und obendrein dem Kampf gegen dämonische Mächte dient? Oder anders herum: Darf ich das Kind meiner Ehre opfern, statt es zu schützen? Ich vermute, die meisten Rondrianer*innen würden meiner Meinung nach das Kind retten, dann aber beichten und Buße tun. Non posse non peccare. Dumm gelaufen. Die Ehre aber kann man wiederherstellen, das Leben des Kindes nicht.

    EDIT

    Wobei entscheidend ist, dass es keinen Weg gibt, allen Punkten gerecht zu werden. Erst, wenn man nur noch gegen einen Punkt verstoßen kann und die Frage nur ist, welcher, kann der Verstoß in meinen Augen rondrianisch sein. Die Grundlage der Entscheidung muss zudem selbstlos sein.

    EDIT ENDE

    Sprechen wir hier von Drachen ... ich wußte nciht das Rondras Ehre auch für magische Kreaturen oder Jagdwild gilt.

    Von den niederen abgesehen sind Drachen Kulturschaffende. Ich wüsste nicht, warum es für sie grundsätzlich nicht gelten sollte. Für Elfen, auch magische Kreaturen, dürfte es ja auch gelten.:)

    2 Mal editiert, zuletzt von Gast (28. Dezember 2020 um 20:45)

  • Das erzählt mal eine Elfen das du ihr Volk auf die gleiche Stufe wie Drachen stelltst.

    Drachen sehen sich über alle Lebenwesen stehend - und machen bie ihren Opfern kein Unterschied ob Bauer oder Rondrianer - und das Drachen fair kampfen wäre mit neu; außer vielleicht Rondras Gemahl. :)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Das unehrenhafte Verhalten eines Feindes ist aber kein Grund für eigene Unehre. Es wäre doch absurd, sich ausgerechnet an Werten zu orientieren, die man ablehnt. Der Drache mag unfair und willkürlich sein. Der Rondrianer ist es nicht.

  • Das Beispiel ist jenseits des üblichen Rahmens der Prinzipientreue. Ein grotesk übermächtiger Gegner wird unter Selbstaufopferung besiegt. Noch dazu von einer Nichtkombattantin. Das ist per se heldenhaft und somit rondrianisch.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Na, die Ursprungsfrage von Stane war, ob die Heiligengeschichte Maßstab und mithin Legitimation für ähnliche Taten sein kann.

    Dass diese Drachentötung für gut und gerecht gehalten wurde, erkennt man ja daran, dass es eine Heiligengeschichte ist.

    Angenommen...

    Ein Sultan der Wüstenstämme führte diese vereint und mordlüstern gegen zwölfgöttliche Lande. Eine Geweihte der Herrin Rondra erkundet die Reitordnung und erkennt, dass an den Sultan kein Herankommen ist, durch die zwanzigköpfige Elitevorhut. Die Geweihte beschmiert sich mit Lehm und verbirgt sich in den Ornamenten des Thalionmel-Bogens am Beginn der Brücke. Als der Sultan heran ist, springt sie ihn hinterrücks vom Sockel herab an und stößt ihm das Schwert von hinten durch die Brust. Ohne Feldherren zerstreiten sich die Stämme und dringen nicht tief in die zivilisierten Lande vor.

    Für mich ist das ein Tyrannenmord, notwendig zur Rettung vieler, selbst opfernd, aber immer noch ohne besondere Ehre.

    Also Stane, für mich ein nein: Himmelfahrtskommandos sind nicht alleine rondrianisch, weil sie Himmelfahrtskommandos oder zum Schutze der Gemeinschaft verübt werden.

  • Dass ein Gegner übermächtig ist, rechtfertigt in meinen Augen nicht, ihn heimtückisch zu ermorden. Dass Arika keine Kämpferin war, macht sie meiner Meinung nach sogar weniger rondranisch - sie hat nicht nach dem Prinzip der Schwertmeisterschaft gestrebt. Wenn sie dadurch in eine Situation kommt, in der sie sich nur durch Heimtücke und Niedertracht behelfen kann, ist das letztlich selbst verschuldet und keine Entschuldigung. Auch das Wegwerfen des eigenen Lebens halte ich nicht für per se rondranisch. Erst wenn man sein Leben für einen höheren Zweck wie die Ehre im Duell oder den Schutz der Schwachen lässt, ist dies der Göttin gefällig. Ein kulturschaffendes Wesen aus egoistischen oder gar ohne Gründe hinterlistig zu ermorden, egal wie mächtig es ist, egal wie schwach man ist und egal ob man dabei drauf geht, halte ich für frevelhaft.

  • Ist es nicht so, daß es das ehrenhafteste und ritterlichste (und nach meiner Hypothese somit auch das rondrianischste) Verhalten ist, sich selber für andere aufzuopfern?!

    Muss dieses Opfer stets in Form des eigenen Lebens erbracht werden?

    Meiner Meinung nach ist es genauso rondrianisch die eigene, persönliche Ehre anderen zu opfern.

    Sollte man dies dennoch als Schmach empfinden, können Beichte und Buße das ihre leisten.

    Doch ein unschuldiges, wehrloses Leben, dem ich die Hilfe gar versagte oder eine Gefahr für viele Leben der ich mich nicht stellte, kann eine ungleich größere und vor allem entgültigere Sünde sein.

    Die heilige Arika hat sich für alle in Mirham geopfert, die Glowasil sonst noch geschlachtet hätte, sie entschied das ihre Ehre und ihr Leben nicht mehr wert sein als das Geschenk vor dem Purpurwurm sicher zu sein.

    Somit entschied sie sich ehrenhafter als alle anderen, denn jemand der seine Ehre vor das Wohl des Volkes gestellt hätte, wäre dem Drachen zwar offen entgegen getreten, aber hätte mit diesem Selbstopfer wahrscheinlich niemanden gerettet, da er an Glowasil gescheitert wäre.

    Manchmal bedarf es, auch für einen Rondra Geweihten, den größten Mut, sich selber, ganz und gar, dem Wohle anderer hinzugeben. Wer diesen Mut aufzubringen vermag, der handelt wahrlich im Sinne der Leuin und nicht der, der die eigene Ehre über alles stellt, denn Ehre ist etwas, das zurück gewonnen werden kann, sollte man sie opfern.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

    Einmal editiert, zuletzt von Sturmkind (29. Dezember 2020 um 01:20) aus folgendem Grund: RS

  • Rondra zeichnet auch mutige Taten von Nichtkämpfern aus - von denen sie ja noch weniger erwartet werden können als von Kämpfern. Wenn die Motivation ehrenhaft war, was in diesem Fall wohl gegeben war, handelt es sich meiner Meinung nach nicht um einen Frevel, sondern eine Heldentat.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Nehmen wir einen Bauernjungen, der in Westerntradition namenlos bleiben soll. Aus irgendeinem Grund will der Junge unsterblichen persönlichen Ruhm um jeden Preis erringen. Eines Tages zieht das Schwert der Schwerter mit wenig Geleitschutz am Dorf vorbei. Perfekt - ein grotesk übermächtiger Gegner. Schon die profane Schwertmeisterschaft ist enorm, dazu noch die karmale Macht! Ein einziger heiliger Befehl und alles ist vorbei. Gerade für den namenlosen Bauernjungen, der nie kämpfen gelernt hat. Gut, dass er das Gelände kennt. Er versteckt sich, springt hervor und erdolcht das Schwert der Schwerter in einem günstigen Moment. Kurz darauf wird er vom Geleitschutz erschlagen.

    Er hat einen absurd übermächtigen Gegner unter Selbstaufopferung besiegt, obwohl er kein Kämpfer (wohl aber Kompattant, denn er hat ja bewaffnet an einem Konflikt teilgenommen) war. Wenn eine solche Tat nun per se rondragefällig ist, ist ihm der Weg ins Paradies der Leuin sicher. Aber das ist sie in meinen Augen eben nicht. Sie ist keine Heldentat, sondern ein heimtückischer Mord an einem Kulturschaffenden (noch dazu an jemand geweihtem). Weder das Geben des eigenen Lebens, noch das Überwinden eines übermächtigen Gegners sind per se rondranisch oder sonst wie heldenhaft. Erst wenn die rondranischen Tugenden und Prinzipien Grundlage und Motiv sind, kann das unter Umständen der Fall sein. Wenn keiner anderen Tugend zuwidergelaufen wird, ist es ganz sicher so. Wenn zwar eine oder mehrere Prinzipien erfüllt, eines aber gebrochen wird, muss man abwägen. Im Falle der Heiligen kam man zu dem Ergebnis, dass der Schutz der Schwachen und der Zivilisation überwog, auch, aber
    nicht nur, weil ihr in Kauf genommener Tod die Selbstlosigkeit ihrer Tat zu bestätigen scheint.

    In meinen Augen kann es keine Tat geben, die außerhalb des Rahmens des Moralkodex liegt. Die Tat der heiligen Arika tut es jeden nicht, da ihre Motivation rondranisch war.

    EDIT

    Stane Novis  Eisvogel  Schattenkatze  Sturmkind  zakkarus Was ich vielleicht noch in Betracht ziehen würde, sind regionale Unterschiede. Die heilige Arika ist immerhin Schutzpatronin Al'Anfas. Und dort gibt es ein eigenartiges Ritual:

    "Frevler werden gemäß eines alten Gesetzes aus gravunischer Zeit durch den Rondra-Hochgeweihten hingerichtet, nachdem der oberste Praios-Priester das Urteil gefällt und die Rabenkirche die Schwere der Schuld bestätigt hat. Da nach Rondras Gesetz aber keine Waffe gegen einen Wehrlosen erhoben werden darf, erhält der Delinquent perfiderweise eine Wehr, nämlich die gleichnamigen Brustpanzer aus der Zeit der klugen Kaiser." (In den Dschungeln Meridianas S. 47)

    Wenn die alanfanische Rondrakirche sonst auch so pragmatisch ist, geht da einiges. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (29. Dezember 2020 um 11:40)

  • Ist es nicht so, daß es das ehrenhafteste und ritterlichste (und nach meiner Hypothese somit auch das rondrianischste) Verhalten ist, sich selber für andere aufzuopfern?!

    Nur, wenn dies das unumgängliche Opfer ist ist. Nicht, weil es cool vor anderen ankommt. Ich bin mir sicher, Rondra mag keine dummen und unnötigen Opfer.

    Meiner Meinung nach ist es genauso rondrianisch die eigene, persönliche Ehre anderen zu opfern.

    Sag das mal einem Honoren.

    ;)


    Im Al'Anfaner Rondra-Tempel werden auch Waffenweihen gegen Geld verkauft. Davon ab, dass das Ding damit sofort erst gar nicht wirken dürfte, ist es mir ein Rätsel, dass die Geweihten nicht standardmäßig den Karmahahn zugedreht haben und vom SdS alle (mindestens) strafversetzt werden. Aber dann lässt ja auch die Praios-Kirche ihren Bannstrahler-Orden schalten und machen, und die treten ihren eigenen Kodex auch gern mit Füßen und die müssten sich Frevlermale abholen durch Töten heiliger Tiere (Einhörner), was aber ebenfalls nicht geschieht.

    In Aventurien geht eine Menge, wenn OT-Setzungen gemacht werden für eine bunte, vielschichtige Welt, auch wenn es eigentlich Regeln widerspricht.

  • Vielleicht gilt ja auch in der Rondrakirche, was im Zwölfgötterkult allgemein gilt: "Ertappte Schwerverbrecher können natürlich getötet werden, auch wenn sie unbewaffnet sind." (WdG24) :/Das würde vielleicht auch bei heimlichen Tötungen etwas Spielraum eröffnen. Und ein Karmahahn wird scheinbar so schnell nicht zugedreht. Das leidige Thema mit dem Karmahahn Die Gottheiten scheinen viel nicht so eng zu sehen wie ihre derischen Vertretenden.

  • Allein dass sich die Rondra-Kirche sich in Al'Anfa hergibt, Scharfrichter zu sein (sonst macht das die Kor-Kirche in südlichen Gefilden, die freuen sich ja über ihre Blutopfer) für andere Belange als die eigenen. Von Liturgien gegen Bares mal ganz zu schweigen. Das sind keine ertappten Schwerverbrecher und die örtliche Gerichtsbarkeit ist zu weit weg. Das sind Verurteilte, die zur Hinrichtung übergeben werden.

    Allerdings gehört das auch nicht zum Thema, denn Ehrenhaftigkeit aus dem Hinterhalt oder in sonst einem Kontext ist das nicht.

  • Ist es nicht so, daß es das ehrenhafteste und ritterlichste (und nach meiner Hypothese somit auch das rondrianischste) Verhalten ist, sich selber für andere aufzuopfern?!

    Nur, wenn dies das unumgängliche Opfer ist ist. Nicht, weil es cool vor anderen ankommt. Ich bin mir sicher, Rondra mag keine dummen und unnötigen Opfer.

    Da stimme ich dir vollkommen zu, obwohl ich nicht weiß ob die Göttin nicht auch den dummen belohnen würde der durch dieses Opfer, unschuldige verteidigt. Nur weil es andere Möglichkeiten gab, heißt das nicht, dass der Geweihte diese auch gesehen hat.

    Ich denke die Motivation und alles zu gegeben zu haben, ist hier für die Göttin das wichtigste, wer nicht besonders helle brennt auf ihrem Kronleuchter, kann ja dennoch alles gegeben haben, sah aber leider keinen anderen Weg.

    Meiner Meinung nach ist es genauso rondrianisch die eigene, persönliche Ehre anderen zu opfern.

    Sag das mal einem Honoren.

    ;)

    Ich bin weder so dumm, noch so lebensmüde 😆

    Ich denke das Opfer muss vor allem vom Geweihten selber dargebracht werden.

    Und würde es bei einem Honoren dann nicht ein umso größeres Selbstopfer bedeuten?

    Allein dass sich die Rondra-Kirche sich in Al'Anfa hergibt, Scharfrichter zu sein (sonst macht das die Kor-Kirche in südlichen Gefilden, die freuen sich ja über ihre Blutopfer) für andere Belange als die eigenen. Von Liturgien gegen Bares mal ganz zu schweigen. Das sind keine ertappten Schwerverbrecher und die örtliche Gerichtsbarkeit ist zu weit weg. Das sind Verurteilte, die zur Hinrichtung übergeben werden.


    Allerdings gehört das auch nicht zum Thema, denn Ehrenhaftigkeit aus dem Hinterhalt oder in sonst einem Kontext ist das nicht.

    Steht dazu vielleicht etwas im Rondra Vademecum?

    Das Kor Vademecum schreibt nur:

    Zitat von den Seiten 54-55

    Die Gemeinschaft des Blutes in den südlichen Gefilden

    [...]

    In dieser Region wurden dem Herrn der Schlachten die meisten Tempel erbaut. Mit dem Haupttempel in Fasar, dem Tempel des Mantikors in Al'Anfa sowie dem Haus des Kodex befinden sich außerdem die bedeutsamsten Tempelhallen unserer Gemeinschaft. Entsprechend ererbietig begegnen sowohl Auftraggeber als auch der einfache Mann unseren Geweihten, deren Einsatz als Truppenführer im Kampf hoch geschätzt und sehr gut bezahlt wird.

    [...]

    Zitat von den Seiten 64-65

    Das Verhältnis zur Kirche der Rondra ist nicht immer leicht und erinnert so manches Mal an das Verhältnis einer Mutter zu ihrem rebellischen Sohn. Die Natur unseres Glaubens macht eine starke Hierarchie oder gefestigte Strukturen unnötig, auch wenn uns dies den Umgang mit weltlichen oder anderen kirchlichen Institutionen manchmal erschwert. In den Tulamidenlanden oder dem Süden mag dies gar nicht so sehr auffallen, denn hier ist der Rondraglaube meist mystischer, rauschhafter und oft weit weniger von den ritterlichen Idealen des Nordens geprägt.

    Besonders der letzte Satz passt ja ziemlich gut, um aufzuzeigen, dass hier die lokale Rondraverehrung einer Heilige wie Arika eher geneigt ist, als die ritterlicheren nördlichen Sennen.

    Aber auch aus dem oberen Zitat kann man vielleicht deuten, dass Korgeweihte einfach viel zu teuer als Henker wären.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

  • Da stimme ich dir vollkommen zu, obwohl ich nicht weiß ob die Göttin nicht auch den dummen belohnen würde der durch dieses Opfer, unschuldige verteidigt. Nur weil es andere Möglichkeiten gab, heißt das nicht, dass der Geweihte diese auch gesehen hat.

    Wenn eine andere Möglichkeit nicht gesehen wurde, aber das Opfer des eigenen Lebens als angemessener Weg betrachtet wird (ich gehe davon aus, dass auch Rondrianer das nicht leichtfertig wählen), ist es vermutlich kein dummer, überflüssiger Tod, weil ein anderer rondrianischer Weg ja nicht auf der Hand lag oder sonst nahe lag. Also "das keinen Weg gesehen" trotz hoffentlich gesucht, ist für mich ebenfalls das Ausschlaggebende.

    Und ja, die Ehre ist für jeden Rondrianer wohl eines seiner wichtigsten Güter, und für den Honoren wohl das Höchste.


    Die übrigen Diskussionsanteile in Sachen Al'Anfaner Tempel habe ich mal nach nebenan mitgenommen: RE: Rondrageweihte und Hinrichtungen