Wir reden hier von einem Nekromanten in Brabak. Jemanden, der seit Jahren, vielleicht Jahrzehnten Expertenwissen zu Nekromantie gesammelt hat. Der wird sich nicht von einem Borongeweihten erzählen lassen, dass Nekromantie in irgendeiner nichtbeweisbaren Form die Schöpfung schädigt. Oder dass dämonische Zauber irgendwie die Erzdämonen stärken würden. Die einzige Möglichkeit, ihn von der Schädlichkeit zu überzeugen, wäre, Beweise dafür zu liefern. Die gibt es aber nicht.
Ein Brabaker Magier wird auch streng zwischen Paktiererei und Dämonenbeschwörung unterscheiden. Alle Argumente gegen Seelenpakte und Hinweise auf Mist, den Paktierer verzaüft haben, werden also nicht ziehen. Stattdessen wird er behaupten, dass ein Dämonologe am Besten um die Gefahren eines Paktes weiß während jemand unbedarftes viel leichter auf die Lügen der Erzdämonen hereinfällt. Sogar magischen Paktbruch führt Brabak ja durchaus durch.
Letztendlich ziehen auch vage Verweise auf Katastrophen der Vergangenheit nicht. Wann hat es denn bitte shön eine Katastrophe durch Nekromantie gegeben ? Das bosparanische Reich hat Untote als Arbeitskräfte gehabt, die dann schrittweise ausgemustert wurden, als Boron populär wurde. Untote Legionen hat es aber nicht gehabt und bei beiden Dämonenschlachten sind keine Untoten in größerer Zahl aufmarschiert. Hela hatte eine Handvoll in Palast, die genau nichts gemacht haben.In den Magierkriegen gab es einen Haufen Abscheulichkeiten. Aber untote Heere, die Landstriche verwüstet hätten ? Nicht, dass ich wüßte. Chimärologie und Beherrschungsmagie wurden prominent benutzt. Zwergenexperimente zur MR waren berüchtigt.
Bleibt eigentlich nur Borbarad nach seiner Rückkehr und die Warunkei. Paktierer, noch mehr Paktierer und ein Untoter Heerwurm durch schwarze Gabe, nicht durch Magie. Das hätten ein Haufen Nichtmagiebegabte auch gekonnt..
Ich sehe es so: Die Beschwörung dämonischer Mächte schadet dem Kosmos immer. Sie bringt das Chaos der Niederhöllen in die Ordnung. Eine solche Beschwörung, die neben der Invocatio von Dämonen auch Nekromantie, Chimaerologie und Golembau einschließt (die alle über dämonische Mächte funktionieren) ist Vergleichbar mit einer Fahrt mit einem SUV zum Flughafen, um in Neuseeland auf ein Kreuzfahrtschiff zu steigen und in den Weltmeeren herumzufahren. Schadet diese isolierte Tat dem Klima? So gut wie gar nicht. Aber wenn es viele Leute über Jahrzehnte tun... So ist die Dämonenbeschwörung: Eine einzelne schadet dem Kosmos so gut wie gar nicht. Auch ein einzelner Magier, der das ein Leben lang praktiziert nicht. Aber alle Beschwörer dämonischer Mächte zusammen verursachen dann doch gewaltigen Schaden. Einige wenige auch allein, man denke nur an Fran-Horas, die ein großes Gebiet am Ende der zweiten Dämonenschlacht für immer verseuchte (die Dämonenbrache bei Gareth). Oder an Hela-Horas in der zweiten Dämonenschlacht. Das waren keine Paktierer.
Wie Atomkraft irdisch liefert Dämonenbeschwörung aventurisch mächtige "Energie", aber auch wenn es gut geht (und das ist nicht gesagt - es ist chaotisch und gefährlich, mit Dämonen zu arbeiten) entsteht ein Müll, ein Schaden, der nicht mehr gutzumachen ist. Darum glaube ich, dass die Kirchen recht daran tun, jede Form der Beshwörung dämonischer Mächte zu verdammen. Und andere als dämonische Methoden zur Untotenerhebung sind in Aventurien (nahezu) unbekannt.
Display MoreWas auch immer Hela und Fran gemacht haben, war keine reguläre Beschwörung. Das war jeweils Irgendetwas mit ihrem Ea'Myr und je nach Quelle wird auch mal angedeutet, dass die sich ähnlich wie Borbarad an Merfachpakten versucht hätten. Andererseits wird gesagt, dass ein Ea'Myr Dinge erlaubt, die sonst nur Paktierer könnten, was in vielen Fällen auch so gesetzt ist, also waren sie vielleicht doch keine Paktierer.
Die Dämonenbrachte ist nicht stabil. Die steht nur deshalb immer noch weil da Jemand haufenweise Arkhobelim reinbeschworen hat, um das Gebiet weiter zu pervertieren. Ohne das aktiv aufrechtzuerhalten, wäre die schon lange weg. Genau so wie die blutige See und das schwarze Eis verschwunden sind. Solche dämonische Verseuchung ist eben nicht dauerhaft, sondern muss, weil sie den Naturgesetzen widerspricht, aufrecht erhalten werden.
Was noch relevanter ist, ist, dass all diese dämonischen verseuchten Landstriche weit weg von den traditionellen Beschwörerhochburgen sind. In Bosparan ist nichts, in Brabak ist nicht, in Rashdul ist nicht, in Fasar ist auch nichts (außer einem Viertel mit Geistern). Dort wo Jahrhunderte, gar Jahrtausende beschworen wurde, wo immer noch Dutzende Dämonen gebunden sind, zeigt sich keinerlei Pervertierung. Nur in den Landen aktiv benutzter Dämonensplitter.Natürlich gibt es Vermutungen und Legenden in Aventurien, die solchen dauerhaften Schaden von Dämonologie postulieren. Die Idee kursiert durchaus. Nur wird ein Dämonologe die typischerweise schlicht nicht glauben und darauf verweise, dass über tausend Jahre regelmäßige Beschwörungen am selben Punkt doch irgendeinen meßbaren Effekt hervorgerufen haben sollten, wenn es denn da wirklich etwas gäbe.
Der Atommüllvergleich passt also nicht. Da sind die Gefahren recht gut verstanden und recht klar meßbar. Man streitet sich eher darum, ob es das wert ist.
Dämonologie hat mehr gemein mit Genfood. Da sind die Gefahren selbst umstritten und die beführworter sagen, es gäbe nicht wirklich welche und man hätte genug Feldversuche durchgeführt, es wäre langsam mal Zeit, die Bedenken ruhen zu lassen und die Vorschriften zu lockern.
Display MoreFakt ist aber auch, dass ein Großteil der Magier, die Borbarad folgte, Nekromanten und Dämonenbeschwörer aus Brabak waren. Das hat dem Ruf dieser Akademie zusätzlich verschlächtert und zusätzliches Misstrauen für ihre Abgänger geschaffen. Und damit auch für ihr Handwerk allgemein. Die Kunst, dämonische Mächte anzurufen macht es scheinbar deutlich wahrscheinlicher, dass man paktiert oder andere Übeltaten begeht. Die Grenze zwischen Beschwörern und Paktierern ist so fließend wie die zwischen Rauchern und Lungenkrebskranken - das eine führt nicht zwingend zum anderen und ist auch keine zwingende Vorraussetzung, macht es aber extrem viel wahrscheinlicher.
Wege der Zauberei beschreibt verschiedene Philosophien hinter der Beschwörung: "Wenn man also davon ausgehen muss, dass man durch eine Beschwörung das eigene Seelenheil und die körperliche Unversehrtheit riskiert, den Urgrund des Kosmos schädigt und andere der Gefahr des Seelenverlustes aussetzt – wer, bei allen Niederhöllen, beschwört denn dann überhaupt Dämonen?
Die Planenden: Viele Beschwörer glauben, die Kräfte die sie rufen, im Griff zu haben. Sie haben auf korrekte Paraphernalia geachtet und den bestmöglichen Wahren Namen zur Verfügung. Sie wissen um mögliche Versuchungen und haben darum ihren Geist gestählt. Sie sind von den Meistern ihrer Kunst unterwiesen worden – was also kann ihnen und der Welt geschehen? Gerade bei den verbliebenen Beschwörern der Grauen Gilde ist diese ‘wissenschaftliche Arroganz’ recht verbreitet. In ihren Augen rufen sie Dämonen “ja auch lediglich, um deren besondere Fähigkeiten zu vernünftigen derischen Zwecken zu nutzen”.
Die Sorglosen: eine durchaus verbreitete Spezies, die in etwa wie folgt argumentieren würde: “Ja, es gibt ein Restrisiko. Und? Ich kann mich auch am eigenen Schwert verletzen oder bei einem Schiffsuntergang zu Tode kommen. Was ist schon der sogenannte göttliche Funke? Schall, Rauch und Karmalzauberei! Für den Vorteil, den eine Beschwörung bietet, kann ich gut auf dieses Hirngespinst verzichten. Und der Kosmos ist groß; der wird den einen oder anderen Dämon schon vertragen.” Diese Auffassung ist vor allem bei den schwarzmagischen Beschwörern verbreitet.
Die Skrupellosen: Gerade Schwarzmagiern mit einem Hang zur Blutmagie, Borbaradianern oder Möchte-gern-Magokraten sind die folgenden Ansichten zu Ei-gen: “Wer schwach ist, ist rechtlos. Ich bin stark und schaffe mein Recht. Ich unterwerfe die Dämonen, indem ich die Schwachen opfere. Ich festige mein Recht, indem ich Dämonen unterwerfe. Mein Weg schafft höhere Ordnung, auch wenn ich dafür Chaos einsetze. Ich werde sein wie die Götter, und wer hat das Recht, es mir zu verwehren?”
Die Verzweifelten: Schon immer galt: Wer keinen Ausweg mehr weiß, läuft Gefahr, auf die schiefe Bahn zu geraten – und rechtfertigt sein Tun wie folgt: “Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, wenn Gerechtigkeit eine hohle Phrase ist, wenn die Heere des Feindes in großer Zahl vor den Mauern stehen – wer will da ein moralisches Urteil fällen, dass ich mich für die Ultima Ratio entscheide? Hätte der Kosmos mehr Gnade gezeigt, hätten die Götter nicht geschwiegen, wäre es ja gar nicht nötig. Ich bin frei von Schuld.”
Die Paktierer: Wer die Gefahr sucht, kann in ihr umkommen – doch sich diese Gefahr einzugestehen ist eine andere Sache: “Baal-Akharaz ist mein Herr, und er wird meine Feinde zerschmettern – das habe ich Rot auf Weiß. Verträge sind bindend, und was sind schon kleine Opfer gegen das höhere Gut, das mir mein Herr verschafft. Ich kann bestimmen, wann ich den Vertrag ausweite – und ich werde nicht so verrückt sein, mehr zu verlangen, als ich selbst bestimmen kann. Außerdem kenne ich eine geheime Methode, den Pakt zu lösen, die ich meinem Meister nicht verraten habe ...”
Sie sehen, es gibt genügend Gründe, sich der Kräfte der Niederhöllen zu bedienen – und die verrückten Kultisten und die Propagandisten eines kosmischen Gleichgewichts wurden noch gar nicht genannt." (WdZ392f, DSA4.1)Arroganz, Ignoranz, Aufgabe des Gewissens und völlige seelische Verdorbenheit - nur mit wenigstens einer dieser Eigenschaften kann man sich dämonischer Mächte bedienen. "Dass sterbliche Beschwörer böse Taten begehen, um sich der Macht der Dämonen zu versichern und dass es – über unmenschliches Verhalten, Mord, Folter und Vergewaltigung hinaus – eine erzböse Tat ist, den Dämonen den ungehinderten Zugang zum Kosmos zu verschaffen, steht auf einem anderen Blatt." (WdZ 392) Beschwörer basteln sich freilich etwas zurecht, um ihre Taten vor sich und anderen zu rechtfertigen, das ändert aber nichts daran, dass Dämonenbeschwörung in den Augen der breiten aventurischen Bevölkerung im Allgemeinen und der Geweihtenschaft im Besonderen eine "erzböse Tat" ist - zurecht in meinen Augen. Und da Nekromantie, wie sie im modernen Aventurien bekannt ist, nun einmal eine solche Dämonenanrufung ist, gilt sie ebenso als "erzböse".
Also "Großteil" möchte ich mal bezweifeln. Es gab eine ganze Reihe aus Brabak aber Borbarad hat alle möglichen Gestalten genommen und ich wüßte nicht, dass eine Akademie da eine Mehrheit gehabt hätte. Zugegeben hat die Brabaker Akademieführung mit dem Gedanken gespielt, sich Borbarad anzuschließen, es dann aber doch nicht getan. Auch gab es vorher (siehe DSA3-Akademiebeschreibung) in Brabak sogar einen Lehrstuhl für Borbaradianerformeln und dann hat es die Akademie mit Borbarads Beherrschungskomponente in der Repräsentation ziemlich kalt erwischt.
Aber dass Beschwörer generell eher zum Paktieren neigen, möchte ich bezweifeln. Erzdämonen können jedem Deppen Träume und Versuchungen schicken und meist sind es eher Charakterzüge bzw. schlechte Eigenschaften, die Leute anfällig dafür machen. Und davon haben Beschwörer nicht mehr als jeder andere auch. Ja, Beschwörer könnten Dämonen zur Paktvermittlung rufen, wenn sie denn wollten, aber gerade Brabak bietet ja gerade der Philosophie, sich keinen höheren Wesen, auch keinen Dämonen unterzuordnen, eine Plattform. Letztlich haben die Niederhöllen dem Beschwörer auch weniger zu bieten als anderen Leuten, kann man doch die Macht der Dämonen auch ohne Pakt nutzen. Und "das selbe, nur stärker" ist weniger attraktiv als völlig neue Fähigkeiten. Und wie gesagt, Beschwörer wissen von den ganzen Fallstricken und Nachteilen von Beschwörungen. Und kennen Methoden, einen Pakt auch zu brechen, was insbesondere bei unfreiwilligen Minderpakten relevant sein kann.Aber das ist alles Nebenschauplatz. Hier geht es darum welche Argumente einen Brabaker Nekromenten überzeugen könnten, im Unrecht zu sein. Und wenn dem einer mit "dämonische Formeln schädigen die Schöpfung" ankommt, wird der das als absurden Aberglauben abtun und sich aufgrund seiner hervorragenden Expertise auch in dieser Sache sicher sein.
Zu Brabakern ist jedenfalls zu sagen: "Außerdem ist für viele Brabaker Adepten Moral ein eher theoretischer Begriff – die Forschung geht ihnen über alles. Das soll nicht bedeuten, dass ein Brabaker zwangsläufig auf eine schiefe Bahn gerät, jedoch fanden sich bedenklich viele Abgänger der Brabaker Akademie in den Reihen Borbarads." (Wege der Helden S. 177, DSA4.1) "Bedenklich viele" würde ich schon als deutlich überdurchschnittliche Rate deuten. "In Fachkreisen galten die Magier aus Brabak bis vor einigen Jahren eher als verschrobene Spinner, die vielerorts aus Unkenntnis als inkompetent belächelt werden. Die Ereignisse um Borbarads Rückkehr haben jedoch gezeigt, dass viele äußerst kompetente Zauberer aus Brabak stammten – und seit dieser Zeit werden die Brabaker eher gefürchtet als unterschätzt." (Wege der Zauberei S. 270)
Einige Beispiele für Abgänger*innen und Zweitstudierende der dunklen Halle der Geister, die sich (oft als Paktierende) in den schwarzen Landen wiederfinden wären: Gaius Cordovan Eslam Galotta, Sulman al'Venish, Saya di Ziforika, Maruk di Zeforika und Mirona ya Menario.
"—Auf die unmittelbare Erkundung folgt dann das Beschaffen wichtiger Dinge – so werden diverse Stellen sehr an einer Probe des Schwar-zen Weins interessiert sein. Hier bietet sich natürlich an, daß der Strohmann einer düsteren Institution wie etwa der Dämonologen von Brabakdie Helden unter dem Vorwand anheuert, er würde für den KGIA odereine andere ‘anerkannte’ Gruppe arbeiten." (Blutrosen und Marasken S. 56) (Da sind sie eher als Gegner angedacht. Aber auch WdZ271 schlägt noch in dieselbe Kerbe: "Möglicherweise werden die Helden von einem Brabaker Magier beauftragt, um irgendwo ein Buch oder Artefakt zu besorgen – vielleicht sind sie aber auch zufällig in den Besitz eines Gegenstands gekommen, für den sich die Brabaker ungemein interessieren, und diese schrecken im Zweifelsfall vor nichts zurück, um das Objekt der Begierde an sich zu bringen."
WdZ406 besagt: "Von den Schwarzen Landen einmal abgesehen, ist in Südaven-turien (namentlich Al’Anfa, Mengbilla, Brabak und Mirham) die Situation für Beschwörer am ‘entspanntesten’. Denn so lange man nicht in den Revieren der herrschenden Mächtegruppen oder des Boron-Kultes wildert, geht man davon aus, dass kompetente Beschwörer eine kalkulierbare Gefahr darstellen und unfähige Dämonologen ohnehin vom Schicksal bestraft werden." Besser wird es für Dämonologen aus guten Gründen nicht.
Insgesamt sind die brabaker Magier ein menschenverachtender, skrupelloser Haufen, die für das Streben nach Macht und Wissen vor nichts zurückschrecken. Es gibt freilich wie immer Ausnahmen. Aber letztlich muss man menschenverachtend und skrupellos (oder nicht klar bei Verstand sein) um Dämonenbeschwörung zu praktizieren.