Warum bekommen Trollzacker überhaupt Kinder?

  • In Schild des Reiches steht zum Jenseitsbild der Trollzacker:

    "Die Vorzeit, in der alle Lebewesen in den Ebenen lebten, soll von Friede und Harmonie geprägt gewesen sein, bis die Kurga [Eigenbezeichnung der Trollzacker] ihren eigenen Überlieferungen nach einen heute unbekannten, aber unfassbaren Frevel begingen. Seither halten sie nicht nur die Berge für ihre schützende Heimat und bringen die Ebenen mit Unglück in Verbindung, sie sind auch sicher, dass ihrem ganzen Volk das Paradies in der Traum-

    und Geisterwelt Qara'Nur auf ewig verwehrt ist. Stattdessen erwartet die Kurga im Jenseits die Ebene der Schmerzen, in der ein schwarzer Totendrache die Seelen quält. Um sich auf die Martern im Jenseits vorzubereiten, leiden und büßen die Kurga schon im Diesseits."

    Warum bringen die also noch Kinder zur Welt? Alle Trollzacker die Eltern werden, verdammen in ihrem Glauben ihren Nachwuchs zu ewigen Qualen. Da wäre es doch besser, sich erst gar nicht fortzupflanzen.

  • Aus rein logischen Erwäggründen wäre dies sicher ein möglicher beschreitbarer Weg, aber der Mensch mag als Einzelperson vielleicht zwischendurch logisch handeln, als Gemeinwesen jedoch höchst selten. Ein Krieg bringt meist für beide Seiten Zerstörung, also warum gibt es Kriege. Und jetzt nehmen wir einen Krieg über die unterschiedliche Auslegung eines Glaubens, der als Kerninhalt die Aussage "Liebe deinen Nächsten" hat. Nicht sehr logisch, aber gefühlsmäßig nachvollziehbar, wenn dies die Anführer sagen, dass es notwendig ist, wird es schon stimmen, sie haben ja bisher gut geführt; der Priester sagt es ja vielleicht auch. Das heißt auch die Trollzacker haben den Trieb zur Fortpflanzung, den die Natur ihren Schöpfungen mitgegeben hat, und zur Selbsterhaltung. Damit wird hier kein rein logischer Schluss gezogen. Die Trollzacker haben auch in ihrer Religion keinen Passus, der sagt, dass sie keine Kinder bekommen sollen. Die Elternliebe bringt sie nur dazu ihre Kinder möglichst auf dieses Leben und dieses Leben nach dem Tod vorzubereiten. Und vielleicht predigen auch manche Schamanen, dass dies zur Sühne des Frevels notwendig ist, dass möglichst viele Kinder geboren werden, die auch leiden müssen. Wäre eine Idee, die ich als Schamane verfolgen würde, damit mein Stamm größer wird als die anderen.:)

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    "Genieße die Veränderung, denn sie wird schöner als du es dir vorstellen kannst." (unbekannte TSA-Geweihte)

  • Verstehe ich dich richtig, dass du denkst die Stammesführer der Trollzacker propagieren aktiv dafür das Kinder gezeugt werden müssen?

    Den Vergleich mit dem Krieg verstehe ich nicht. Beim Krieg hat man die Chance auf einen positiven Ausgang, beim Jenseitsbild der Trollzacker ist ein positiver Ausgang unmöglich.

    Jedenfalls leben Trollzacker Schamanen abgeschieden und gelten als stammeslos. Die Stammesführung wird ausgekämpft.

  • Außerdem sind Trollzacker Menschen und die handeln meist nicht logisch. ;)

    "Schick doch die Maraskaner, die werden wiedergeboren"

    Ausspruch Helme Haffax bei der Eroberung Medenas im Efferd 1029 BF

  • Nein... ja!

    ...

    :)

    Ich denke - ohne diesen Mythos zu kennen - dass die Trollzacker sogar trotz dieser ja sehr pessimistischen Weltsicht unter Umständen die Hoffnung haben, dass eines Tages ein Kind geboren wird, das den ungenannten Frevel wieder rückgängig machen könnte und sie von ihrem schweren Los befreien.

  • Nein, sogar das Gegenteil. Sie sinnieren oft über ihre unausweichlichen Qualen im Jenseits, und haben daher ein sehr fatalistisch-melancholisches Gemüt.

  • Sie sinnieren oft über ihre unausweichlichen Qualen im Jenseits

    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe ist es aber auchso, dass in der Glaubensvorstellung der Trollzacker das Jenseits weniger Schlimm wird, wenn sie nur im Diesseits schon genug gelitten haben (und möglichst Qualvoll vom Diesseits ins Jenseits übergehen).

    Man könnte auch argumentieren, dass Trollzacker nicht unsere Vorstellung davon teilen, was gut und erstrebenswert ist. Vielleicht ist es ihnen kulturell anerzogen, dass 'Leiden' etwas sehr erstrebenswertes ist?

  • Würde jetzt auch sagen, dass die Biologie deutlich stärker ist als solche modern-logische Gedanken. Ich bezweifle auch ernsthaft, dass man moderne Gedankengänge wie "Lieber gar nicht existieren statt leiden" auf eine Barbarische Kultur von Halbriesen (in einer Welt in der Götter tatsächlich existieren) übertragen kann. Ausserdem ist der Sexualtrieb kaum zu unterdrücken, da es für viele Menschen ein Grundbedürfniss darstellt. Grundbedürfnisse lassen sich kaum "ausschalten" und Verhütung ist warscheinlich bei den Barbaren kein Thema....

  • Jaja, warum mag der Mensch dauernd - gesegnet sind die Götter - Kinder krieger, wobei den Eltern es jetzt schon schwer fällt alle zu versorgen ... keine Ahnung nach welchen Muster die Götter die Sterblichen bauten ... aber sie sidn den Säugertieren in vielen Dingen sehr ähnlcih. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Vielleicht weil solche Wertevorstellungen in großem Maße unter Anderem vom Elternhaus vermittelt werden.

    Und dann kann es ja auch gut sein, dass es ständig Trollzacker gibt, die sich gegen Kinder entscheiden. Aber die merken dann halt auch schnell, dass das keine Einstellung ist, die besonders dazu taugt, an die eigenen Kinder weitergegeben zu werden:/.

    Vielleicht sollte man das dann weniger als verwirrend sehen, warum es dann noch so viele Trollzacker gibt, sondern als erklärend, warum es nicht noch viel mehr Trollzacker gibt - die pflanzen sich einfach nicht besonders zahlreich fort, weil die meisten ständig darüber sinnieren, dass die Welt zu furchtbar ist, um sie den eigenen Kindern nazutun.

  • Vielleicht wollen sich Trollzackerinnen durch die gewaltigen Schmerzen bei Geburten auf das Jenseits vorbereiten, wie in der Kultur üblich? Die Schamanen und Druiden der Kurga, also die spirituellen Führer und Vorbilder leben zölibatär.

  • Ich finde nicht das ein Vergleich zu schlecht geplantem Nachwuchs in anderen Kulturkreisen hier viel Erklärung bietet.

    Zwölfgötter-Gläubige erwarten dass es ihre Kinder im Nachleben gut haben, auch wenn sie es im Diesseits schlecht haben. Trollzacker erwarten dass ihre Kinder unendlich langen Qualen ausgesetzt werden sobald sie ins Nachleben kommen.

    Das ist eine völlig andere Denkgrundlage.

    Auch Trollzacker finden Leid nicht in dem Sinn positiv, sie glauben nur es ist unbedingt notwendig im Diesseits zu leiden, um die unendlichen Qualen des Nachlebens irgendwie auszuhalten.

  • So, noch mal etwas in WdG zur Glaubenswelt der Trollzacker geschmöckert.

    Zitat von WdG

    Wir Trollzacker haben eine schreckliche Schuld auf uns geladen, für die wir in der Nachwelt büßen müssen.

    Es gibt also eine Schuld für die sie Büßen müssen. In der Nachwelt zu leiden ist also erstrebenswert, denn nur so kann diese Schuld beglichen werden. Das ist für den Trollzacker selbstverständlich und selbstverständlich gilt das auch für die Kinder. Auch die müssen leiden. Sonst wird diese Schuld nie beglichen werden. Unddie Schuld nicht zu begleichen kommt dem TrollzackerTM schlicht nicht in den Sinn. (Denn erst wenn die Schuld beglichen ist könnte das Paradis im (unerreichbaren) Tal der Träume erreicht werden)

  • Aber sie glauben nicht dass sie diesen Frevel wieder gut machen können. Nichts von so einem Gedanken wird in der Beschreibung erwähnt. Wieder genau das Gegenteil allerdings schon: Sie Glauben explizit dass die Qualen im Nachleben nie enden werden.

    Ich verstehe nicht wieso hier so viele Leute mitdiskutieren die scheinbar nie die Abschnitte über Trollzacker gelesen haben. Ich rede hier nicht mehr mit.

  • Sie wissen, dass es gewissermaßen eine heilige Pflicht ist in diesem Jenseits zu leiden und so einer Pflicht entzieht man sich nicht. In dieser Hinsicht sind die Trollzacker kompromisslos. Gegenüber sich selbst, gegenüber Fremden und auch gegenüber der eigenen Familie und damit ihren Kindern.

    Man beachte auch, dass es aus Sicht der Trollzacker ein Gnadenakt ist jemand grausamst zu Tode zu foltern. Die sind im großen und ganzen schlicht keine Menschen die an ihre armen Kinderlein denken und denen auch nur irgendwas Schlimmes ersparen würden (weder im Diesseits noch im Jenseits). Und Trollzacker die nicht die nötige Härte für diese Lebensweise mitbringen sind dann eher die, die in die Ebene verbannt werden.

  • Zitat von Wege der Götter, S. 184

    Die Schamanen stellen Schutzamulette her, die besonders den Kindern Schutz vor bösen Geistern bieten sollen, denn Kinder sind der größte
    Schatz der Kurga

    Offenbar werden Kinder von den Schamanen (und damit den Religiösen Führern) als sehr wertvoll erachtet. Damit wird ihnen ein grosser Stellenwert in der Kultur eingeräumt, warum sollten sie daher auf diese verzichten? Das Leiden ist ausserdem stark in der Religion verwurzelt und gehört zum Alltag. Damit haben die Trollzacker einen völlig anderen Bezug zum Leiden als wir, denn es hat bei ihnen ja eine gewisse Normalität. Für uns ist leiden etwas vermeidbares, für die Trollzacker aber ein essentieller Teil der Kultur. Warum sollten sie also versuchen ihre Kinder vor etwas zu bewahren, dass völlig normal ist? Es wird den Trollzackern beim zeugen von Kindern auch warscheinlich nicht nur darum gehen den Kinderwunsch zu erfüllen, sondern es werden auch andere Motive wie die "Altersvorsorge" und das weiterführen von Blutlinien wichtig sein.

  • Ich mach mich zwar selten beliebt wenn ich Vergleiche zur Realität ziehe aber ich kann nicht anders...
    Wieso bekommen Menschen Kinder die in verstrahlten oder anderwertig kontaminierten Gebieten leben? Warum Menschen die schwere genetisch vererbbare Krankheiten haben?

    (Bitte hier auf Wertungen und ethische Diskussionen verzichten! Danke!) Auch sie tun es in dem Wissen, dass die Eltern möglicherweise Leid vererben.

    Triebe sind unterm Strich stärker als Ideologien.

    Wehe dem, der die Göttin zaubern sieht!

  • Ein paar kleine Bemerkungen:

    1) Leid ist für niemanden, auch nicht die Trollzacker, erstrebenswert. Per definition. Die Logik bei denen ist ja gerade das sie später weniger leiden je mehr sie jetzt leiden, also geht es auch bei ihnen letztendlich um Minimierung von Leid.

    2) Der Mensch als solcher ist schon sehr zugänglich für abstrakte Konzepte wie unendlich. Sonst gäbe es auch keine Mathematiker;) Ich kann mir nicht vorstellen dass deren Glaube so wie er ist Sinn macht, wenn es keinen Grund für ein "weiter so" gibt. Absolute totale gewissheit ist was anderes als eine "chance". Menschen können sich an super winzige Chancen klammern, wie das sie eben ihre Krankheit nicht vererben oder dergleichen, aber absolut 100% gesichert null chance ist was anderes, da setzt dann schon ein gewisser ende-gelände fatalismus ein und die Kultur müsste mMn einfach enden.

    3) Für mich muss es, auch wenn es nicht beschrieben wurde, ein klares, egal wie unwahrscheinliches Ziel, einen egal wie dünnen Strohhalm geben an den man sich klammern kann als Trollzacker. Ich sehe da entweder den Ansatz von oben "irgendwann ist die Schuld gesühnt" oder "je mehr Schultern die Last der Schuld tragen umso weniger trägt jeder einzelne". Beides ergäbe für mich eine klare Motivation für ein "weiter so". Die vorliegenden Beschreibungen sind halt bestenfalls unvollständig. Gehen wir doch einfach davon aus das mit dem erscheinen einer passenden RSH dieser Aspekt noch etwas mehr gerade gezogen wird.

  • Ich habe in den Glauben der Trollzacker immer hinein interpretiert "irgendwann ist die Schuld gesühnt".

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    "Genieße die Veränderung, denn sie wird schöner als du es dir vorstellen kannst." (unbekannte TSA-Geweihte)