Marbo vs. Boron

  • Moin zusammen,

    Mit AG2 ist Marbo ja als karmaspendende Göttin eingeführt worden, die allerdings keine verfasste Kirche hat. Es wird beschrieben, dass einige Borongeweihte, v.a. Ordensleute der Marbiden, Marbos Stimme vernehmen.

    Diese Tatsache hat in meinen Augen Potential für interessante SC, NSC und Plotaufhänger. Deshalb würde ich gerne Ideen oder Ansatzpunkte dafür sammeln, in welchem (inneren) Konflikt Marbo-Berufene stehen, die bisher Boron treu waren - und welche Prinzipien sich da gegenüberstehen. Ein Reibungspunkt könnte ja vielleicht die Frage nach Sterbehilfe sein, oder auch das Schweigegebot...? Interessieren würde mich auch, ob das bei den verschiedenen Boronkirchen unterschiedlich ist.

    Ich hänge da ein bisschen in der Luft, weil die Quellenlage zu Marbo etwas dünn zu sein scheint, vor allem in Abgrenzung zu Boron. Ich bin also dankbar für jede Idee und Theorie!

  • Tipp - blick mal in Bote 201 inkl. MI.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ganz spontan fällt mir ein, dass Marbo-Geweihte auch Untote erheben und (wenn sie wirklich erfahren sind) Vampire erschaffen können. Glaube zwar nicht, dass das besonders viele "jetzt schon" tun, aber mittelfristig könnte das evtl. für Probleme sorgen?

  • Im AG II und im Boten 201 wurden die Konflikte zwischen Boron und Marbo schon angedeutet: Diejenigen, die ihr Karma neuerdings von Marbo erhalten glauben häufig, dass Boron Marbo um ihren rechtmäßigen Platz als Totengöttin betrogen hat, AG II spricht sogar von einer vermuteten Verschwörung der Boronis gegen Marbo.

    Die Differenzen sind also nicht nur philosophisch, sondern vor allem kirchenpolitisch, die wenigen Anhänger Marbos fühlen sich von der Übermacht der Boronis in Aventurien bedroht und wollen Boron im Zuge des Sternenfalls ablösen.

    Spoiler Federfall

    Zur konkreten Charakterinteraktion fällt mir noch ein, dass im Heldenwerk ,,Federfall" wohl eine Begegnung zwischen einem Puniner Borongeweihten und einer Marbo dienenden Mumie stattfindet und das der Boroni die Mumie vernichten (lassen) will, aber ich habe das Abenteuer selbst weder gelesen noch gespielt.

  • Federfall habe ich gemeistert und auch die MI im Aventurischen Boten nachgelesen, danke für den Hinweis. Das macht ja deutlich, dass es da (Ab-)Spaltungstendenzen gibt.

    Aber mir ist nicht ganz klar, was theologisch sozusagen dahinter steckt. Der Marbokult kann doch ein relativ einvernehmliches, in die Boronkirche integrierbares Phänomen sein. Sagt Marbo ihren Anhänger*innen: "Sagt euch von Boron los!"? Oder sind die Boronkirchen so konservativ, dass sie jeglichen Marbokult kleinhalten wollen? Halbgötter müssen doch keine Konkurrenz sein...

    Es mag ja Marboanhänger*innen geben, die den langersehnten Aufstieg ihrer Göttin nun mit aller Macht durchsetzen wollen.

    Aber eine Borongeweihte, die plötzlich die Stimme einer ihr bekannten Halbgöttin hört, wird sich doch auch nicht "mal eben" von Boron lossagen. Was sind Marbos gute Argumente, sie sie zur "besseren" Totengöttin macht?

    (Und was sind Borons Gegenargumente, abseits von "es war schon immer so"?)

  • Federfall habe ich gemeistert und auch die MI im Aventurischen Boten nachgelesen, danke für den Hinweis. Das macht ja deutlich, dass es da (Ab-)Spaltungstendenzen gibt.

    Aber mir ist nicht ganz klar, was theologisch sozusagen dahinter steckt. Der Marbokult kann doch ein relativ einvernehmliches, in die Boronkirche integrierbares Phänomen sein. Sagt Marbo ihren Anhänger*innen: "Sagt euch von Boron los!"? Oder sind die Boronkirchen so konservativ, dass sie jeglichen Marbokult kleinhalten wollen? Halbgötter müssen doch keine Konkurrenz sein...

    Es mag ja Marboanhänger*innen geben, die den langersehnten Aufstieg ihrer Göttin nun mit aller Macht durchsetzen wollen.

    Aber eine Borongeweihte, die plötzlich die Stimme einer ihr bekannten Halbgöttin hört, wird sich doch auch nicht "mal eben" von Boron lossagen. Was sind Marbos gute Argumente, sie sie zur "besseren" Totengöttin macht?

    (Und was sind Borons Gegenargumente, abseits von "es war schon immer so"?)

    Nun, der Marbokult existiert ja in den Tulamidenlanden zumeist losgelöst vom Boronkult. Außerdem steht in AG II auch, dass der Orden der Marbiden von Außenstehenden und auch von der Boronkirche generell immer kritisch betrachtet wurde, und dieser dürfte schließlich eine der Hauptkeimzellen für eine Marbo-Renaissance in Aventurien darstellen. Das Marbo da auch in Zeiten des Sternenfalls direkte Impulse setzt kann ich mir ebenfalls gut vorstellen, es gilt, die Konkurrenz im Karmakorthäon zu schwächen. Ob die Boronkirche sich per se gegen eine karmale Marbokirche wenden würde, weiß ich nicht, Rahja hat Levthan ja auch mehr oder weniger anerkannt, aber auch hier gilt, dass die Marbiden seit jeher in Verdacht stehen, Kenntnis über obskure Praktiken zu besitzen, und wenn ich mir so die Liturgien der neuen karmalen Marbotradition ansehe, hätten eventuelle Erzkonservative nicht ganz Unrecht.

    Zum Thema Argumente: Ich gebe dir Karma, du folgst mir, das sollte als Argument schon Ausschlag geben sein, schließlich bist du deinem ursprünglichen Gott gegenüber ja nicht mehr ordiniert.

  • Was sind Marbos gute Argumente, sie sie zur "besseren" Totengöttin macht?


    (Und was sind Borons Gegenargumente, abseits von "es war schon immer so"?)

    Nun, Marbogeweihte können ja recht mächtige Liturgien wirken, die sie selbst Stärken oder direkt offensiv sind, während Borongeweihte eher im Umgang mit Untoten oder bei der Unterstützung ihrer Gefährten glänzen.

    Marbo bietet letztlich den Weg zur Unvergänglichkeit als Kind der Nacht, Boron dagegen das Vergessen als Mittel gegen traurige und traumatische Ereignisse, und als ultimative Beruhigung der Seele am Ende den Tod. Marbo scheint mir zudem eher den eigenen Vorteil (und den ihrer Anhänger) im Sinn zu haben, immerhin scheint sie kein Problem damit zu haben, die Leichen anderer zu erheben, während Boron eher das Wohl der Gemeinheit (und seine Macht, wenn man mit egoistischen Göttern spielt) mit Schlaf, Vergessen und Tod schützt.

    Ich schreibe aus der Warte eines mit DSA5 eingestiegenen Aventurologen. Mein Wissensstand basiert auf 5 allein.

    „Knie nieder! - Sei ohne Furcht im Angesicht deiner Feinde, sei tapfer und aufrecht, auf das Gott dich lieben möge, sprich stets die Wahrheit, auch wenn dies den eigenen Tod bedeutet, beschütze die Wehrlosen, tue kein Unrecht, dies sei dein Eid (ohrfeigt Balian) Und das ist dafür, dass du ihn nicht vergisst.“ - Königreich der Himmel

    DSA5-Waffenstatistik

    Einmal editiert, zuletzt von Tengwean (18. Oktober 2020 um 10:42) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Kann es sein, dass Marbo wie auch Ifirn den Menschen zugewandter sind, während Boron über menschlichen Moralvorstellungen steht (ähnlich wie Firun). Die milde Ifirn und die sanfte Marbo? Gewissermaßen gilt das auch für Swafnir. Er kümmert sich um seine Thorwaler, währnd Efferd über den Dingen steht.

    Demnach sind die Götter mehr Prinzipien und die Halbgötter den Menschen nähere Praktiker (für Halbgötter würde das den Menschen näher sein auch Sinn ergeben).

  • Famburasch Die Halbgötter werden zwangsläufig "den Menschen näher"/menschlicher dargestellt im Zwölfgötterglauben. Das resultiert schon bei den meisten durch den Fakt, dass sie Kinder von Unsterblichen und Sterblichen sind (Marbo, Levthan, Xeledon, Mada). Bei Nandus würde ich die Menschennähe größtenteils Phex anschulden, Swafnir ist etwas besonderes... Kor als Halbgott dagegen ist sogar den Menschen noch ferner als Rondra aus meiner Sicht.

    Und wenn erstmal der alte Marbokult auflebt, wird sich zeigen, dass Marbo doch keine so sanfte Tochter ist (gemeint ist die Geiermutter).