Wenn Charaktervorstellungen vom Bogen abweichen

  • Wir kennen die Spielertypen: Der Rollenspieler für den der Charakterbogen ein Hindernis ist und den Zahlenschubser, der Dialoge am liebsten mit den Würfeln geklärt haben möchte.

    Um die generellen Spielertypen will ich jetzt aber nicht reden, auch wenn sie sicherlich teil des Themas sind.

    Wer mal mit mir gespielt hat steckt mich gerne in eine Schublade jedoch lande ich stets in einer anderen; für die Rollenspieler bin ich als Meister ein Regelnazi und versessen auf die strikte Einhaltung der Spielregeln. Für die Powergamer bin ich inkonsequent und weich, da ich Punkte suboptimal verteile (Der Ritter muss halt auch Rechtskunde und mehr als nur eine Waffe beherrschen!) und Modifikationen gebe, die willkürlich wirken.

    (An meine Mitspieler: Das sind sie nicht. In meinem Kopf rechne ich ständig alles gegen und deswegen habt ihr unterschiedliche Modifikatoren und fünf Minuten später sind die abermals anders, weil sich was geändert hat aber ihr nicht wisst was.)

    Ich sehe mich selber als Rollenspieler, der schwache Charaktere mag. Ich nutze intensiv das Portfolio an Regeln (Transparenz ist mir wichtig) weil sie gerecht sind. Wenn wir alle nach den selben Regeln spielen hat keiner einen Vorteil, weil er gut quatschen kann oder am Tisch einschüchternd ist. Gutes Rollenspiel ist schön aber sollte nicht die Spielregeln ausheben. Auch mit gut Zureden wird aus dem Buben kein Ass und aus der 17 keine 14.

    Und damit komme ich zu meinem kleinen Dilemma:

    Wie behandle ich ich einen Mitspieler und seinen Charakter wenn das gespielte nicht in seinem Bogen wiederzufinden ist oder umgekehrt?

    Ich will niemanden in sein Rollenspiel reingreifen oder ihm verbieten, wie er seinen Charakter zu spielen hat. Jedoch entstehen wieder und wieder Situationen in meinen beiden voneinander unabhängigen Gruppen wo ein Spieler begeistert und voller Elan beschreibt, was er tut, ich dann eine Probe verlange und dann schließlich Enttäuschung aufkommt, dass ich tatsächlich diese Probe will... auf ein Talent in dem der Charakter kaum Punkte hat oder ihm gar die SF dafür fehlt.

    Und dann, wie in einem Loriot Sketch, folgt stets der gleiche generische Dialog:

    "Aber ich bin ein ... und komme aus ..."
    "Und?"
    "Das gehört dazu und er sollte das können."
    "Aber er kann das nicht. Sonst würde es in seinem Bogen stehen."


    Ich sehe mich als im Recht an. Was nicht im Bogen steht kann der Held nicht. Wenn ich alles ohne Proben durchgehen lasse brauchen wir nicht spielen sondern setzen uns mit Snacks an ein Lagerfeuer und erzählen Geschichten.

    Dennoch habe ich dann das miese Gefühl, dass ich den Charakterbogen instrumentalisiert habe um jemandem sein Rollenspiel vorzuschreiben: "Spiel, was in deinem Bogen steht!"

    Und weil ich ein weiches Herz habe und es häufig damit begründet wird, dass man die Auswirkungen eines Talentes falsch eingeschätzt habe, erlaube ich nachträgliche Korrekturen. Beim Magier sogar ganze Zauber, weil wir beide das, salopp formuliert, ausgiebig verkackt haben.

    Hier schweife ich ab :)

    Er ist ein erfahrener Spieleveteran älterer Editionen und hat mit uns zusammen DSA5 begonnen. Ich vertraute ihm, dass er die Magieregeln drauf hat, damit ich mich auf anderes konzentrieren kann. Leider hat er vorwiegend alte Regeln im Kopf, was ich ihm nicht zur Last lege, und ich habe die Zauber nur oberflächlich drauf. Das Ergebnis ist, dass mal wem auffällt, dass etwas nicht funktioniert oder anders gehandhabt wird und das hat einen Dominoeffekt und plötzlich funktionieren andere Dinge nicht und dann ist das gesamte Charakterkonzept wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Stichwort forschender Verwandlungsmagier, der jetzt vier statt zwei Zauber für Verwandlungen braucht und einfachste magische Analysen nicht beherrscht, weil die SFs und Zauber fehlen, die es früher überhaupt nicht gab oder die Regelstruktur echt blöd im Regelwerk eingebettet ist.

    Mit ihm habe ich mich jetzt darauf geeinigt, dass wir einen Revamp gemeinsam erarbeiten, dass er auch das kann, was er können sollte (und wie wir es dummerweise auch schon ausgespielt haben) und ich habe seine Start-AP von 1.100 auf 1.400 erhöht. Für mich ergibt es nur Sinn, dass der Magier, der älter ist als seine Begleiter, mehr Erfahrungen gemacht hat etc. auch mehr AP zum Beginnen hat.

    Das will ich auch mit niemandem Diskutieren. Es ist kein Wettstreit, wer mehr aus seinen Start-AP rausholen kann. Für einen Magier mit abgeschlossener Ausbildung ist 1.400 AP die untere Grenze, in meinen Augen.

    Gut, der Magier war schon ein krasses Beispiel für die Diskrepanz aus Bogen und Rollenspiel: Das haben wir gemeinsam verhauen und reparieren das.

    Bei den kleineren Einzelfällen, die sich aufsummieren, ist das für mich schwieriger langfristig damit umzugehen. Erlaube ich jetzt immer wieder das Feintuning der Werte bis der Held endlich dem entspricht, was der Spieler darzustellen versucht? (Das sind keine geschenkten AP, sondern leichte Modifikationen der verteilten Bestandspunkte bzw. ein Rückgängigmachen der letzten Steigerung)

    Soll ich hart bleiben trotz der traurigen Welpenblicke und verlangen, dass erst die Talente gesteigert werden, die man auch versucht auszuspielen, bevor man weiter in seinem "Charakterplan" vorankommt?


    "Du steigerst dein Waffentalent erst, wenn du als Jäger auch endlich mal eine Fährte finden kannst."


    "Du bist ein Ritter mit Lehen. Du musst das Lehen verwalten können. Du hast nicht einen Punkt in Menschenkenntnis und Rechnen kannst du auch nicht? Solange du das nicht korrigierst ist die SF Beschützer tabu."

    "Deine Hintergrundgeschichte deckt sich kein bisschen mit dem was in deinem Bogen steht. Wo ist deine Geographie? Wo die Orientierung oder Boote & Schiffe? Entweder steigerst du diese oder Gaukeleien, Überreden und Bekehren & Überzeugen. Entweder ist es wahr oder du lügst aber gesteigert wird entsprechend das eine oder das andere."

    Oder in Anlehnung an meinen Post über Angst und das Ausspielen davon:

    "Es ist mir egal ob du diese großen Viecher überall in deiner Heimat hast. Entweder hast du aufgrund deiner Herkunft die Willenskraft gesteigert um keine Angst davor zu haben oder du hast wie mein kleiner Neffe Angst vor Hunden, von denen er drei in seiner Nachbarschaft hat...und zwei weitere als Stofftiere*. Der Andergaster kriegt auch keinen automatischen Bonus auf Pflanzenkunde (Bäume). Die hat er sich gesteigert oder im Kulturpaket erworben, welches aber auch Nachteile mit sich bringt."

    *Angst muss nicht Sinn ergeben, das ist ja das Interessante daran.

  • Es wäre noch gut zu wissen, wie erfahren der Spieler ist, um den es geht, bzw. die Personen aus deinen Beispielen.

    Anfängern passiert es sehr häufig, dass sie ein konkretes Konzept vor Augen haben, aber nicht alle Regelmechaniken gut genug kennen, um dies adäquat umzusetzen. In solchen Fällen sollte man Fehler nachsehen und sich am besten mit dem Spieler* gemeinsam hinsetzen und den Charakterbogen gemäß den Vorstellungen überarbeiten (wie du es ja auch mit dem Magier gemacht hast). Oder einfach den Charakter wechseln und neu machen, je nachdem. Das Rollenspiel soll ja allen Spaß machen und niemand hat etwas davon, wenn man stur auf den Regeln respektive den eigenen Vorstellungen beharrt, ohne einen gemeinsamen Nenner zu finden.

    Gehen wir aber mal davon aus, dass dein Spieler sich mit den Regeln gut genug auskennt, um es eigentlich besser wissen zu müssen. In dem Fall ist es sein Fehler und seine Aufgabe, das für sich selbst zu korrigieren. Natürlich kann man auch in einem solchen Fall mit seinem SL sprechen, welche Möglichkeiten man hat und ob man nicht nachträglich etwas ändern darf, aber es sollte nicht in Dreistigkeit ausarten.

    Ich persönlich würde als SL keine Vorgaben zu Steigerungen machen, aber wenn der Heldenbogen nach AP Vergabe und entsprechenden Hinweisen immer noch diese Diskrepanzen aufweist, dann hat der Spieler eben doppelt Mist gebaut und muss mit den Konsequenzen leben, dass er anscheinend beratungsresistent ist. Das ist dann nicht deine Schuld als SL, sondern schlicht die Funktionsweise des Spiels. Werte sind ja meiner Meinung dazu da, das Charakterkonzept entsprechend der Regeln abzubilden. Wenn diese beiden Aspekte allerdings absichtlich ohne Übereinstimmung bleiben, ist dies ein Problem des Spielers, der sich anscheinend nicht an Regeln halten möchte.


    EDIT: Kurz gesagt also, die Lösung sollte mMn sein, nicht zu spielen, was im Bogen steht, sondern möglichst in den Bogen zu schreiben, was man spielen will - natürlich konform mit den Regeln eurer Spielrunde.


    *generisches Maskulinum, schließt auch Personen anderer Geschlechtsidentität ein.

    'Are you deliberately collecting animated heads, Johannes?' he asked. Cabal frowned, then accepted the point. 'Not deliberately. It just happens.'

    [quote]

    The Brothers Cabal, Jonathan L. Howard

    Einmal editiert, zuletzt von RiverStyx (21. August 2020 um 16:38)

  • Es wäre noch gut zu wissen, wie erfahren der Spieler ist, um den es geht, bzw. die Personen aus deinen Beispielen.

    Es handelt sich nicht um eine beratungsresistente Einzelperson. Es ist eher ein wiederkehrendes Muster bei all meinen Spielern; vom Veteranen, dessen Wissen mehrere Editionen zurückreicht, bis zum Neuling, der keine eigenen Regelbücher hat. In beiden Gruppen. Ich nehme mich da auch nicht außenvor, ich mache das sicherlich auch*. Ich werfe niemandem Absicht, Dummheit, Arroganz oder Dreistigkeit vor.

    Ganz im Gegenteil: Ich nehme es immer als Versehen wahr. Das ist ja der Punkt, warum ich mich damit schwer tue dann hart durchzugreifen. Jedem passieren mal Fehler. Und nur weil ich in meiner Freizeit nichts besseres zu tun habe als die Regelbücher zu lesen kann ich das nicht von allen anderen erwarten.

    *Ich habe oft genug vergessen meine eigene Sturheit oder Arroganz auszuspielen und häufig vergessen, dass ich eigentlich adelig bin und daraus Vor- und Nachteile ziehen kann.

  • Nun, in dem Fall - und ich möchte keinesfalls unfreundlich klingen - sehe ich schlicht das Problem nicht.

    Fehler passieren und niemand muss hart durchgreifen, wenn es dafür keinen Bedarf gibt. Wenn du es nicht machen möchtest, weil du nachvollziehen kannst, dass deine Spieler nicht absichtlich an den Regeln rumpfuschen, dann lass es eben einfach. Ist doch nichts dabei, solange alle Beteiligten zufrieden und glücklich sind und ihr weiterhin gut miteinander spielen könnt. In jedem Fall aber ist Kommunikation das a und o.

    Das ist aber wie gesagt nur meine Meinung und soll niemanden abschrecken, auch gegenteilige Ratschläge zu äußern.

    'Are you deliberately collecting animated heads, Johannes?' he asked. Cabal frowned, then accepted the point. 'Not deliberately. It just happens.'

    [quote]

    The Brothers Cabal, Jonathan L. Howard

  • Hey,

    wir lösen das indem ein Held Eigenheiten/Aspekte bekommt (oder wie man sie auch immer nennen möchte). Meistens sind das 1-3 (je nach Charaktertiefe).

    Nehmen wir an, dass ihr eure Chars mit einem Aspekt starten lasst. Der Spieler entscheidet sich dann für:

    "Ich bin Gildenmagier! Lasst mich durch!"

    Kommt er in eine Situation, wo sich ihm ein Hindernis in den Weg stellt und er plausibel begründen kann, warum er mit seinem Gildenmagier Titel irgendwie sich durchreden könnte, dann kann er trotz fehlendem Überreden Wert an dem Hindernis vorbei, wenn er einen Schicksalspunkt ausgibt.

    Noch besser ist ein Aspekt, wenn er auch eine negative Seite hat:

    "Bekannt, aber beneidet"

    Er kann einen Schicksalspunkt ausgeben, damit eine Person oder vielleicht sogar eine Gruppe von ihm und seinen Taten gehört hat.

    Er kann sich einen Schicksalspunkt verdienen, wenn du diesen Nachteil ansprichst und du einen Erzrivalen auftauchen lässt, der ihm das Leben schwer macht. (Nach Fate: Er kann diese Erzrivalen auch aus der Geschichte streichen, wenn er einen Schicksalspunkt ausgibt, anstatt ihn zu bekommen)

    http://faterpg.de/2011/03/noch-mehr-beispiele-fur-aspekte/

    http://faterpg.de/tag/aspekte/

    https://type-moon.fandom.com/de/wiki/Aspekte

    ---

    Eine noch einfachere Lösung wäre also:

    Wenn ein Spieler gut begründen kann, warum sein Held das können sollte, dann kann er es; auch wenn es nicht auf dem Blatt steht.

    Dies kostet aber ein Schicksalspunkt.

    Spielt er einen Nachteil aus seiner Backstory gut aus, der nicht als Nachteil auf seinem Blatt steht, bekommt er einen.

  • Ich bin mit nett darüber reden, eigentlich meist recht weit gekommen. Wenn etwas vergessen wurde zu steigern oder schlicht nicht gewusst, dass es dafür eine Regel gibt, dann darf das gerne jeder Zeit nachgekauft werden (auch wenn es gerade nicht gebraucht wurde). Und das darf natürlich jeder, auch der Fairnessgedanke gegenüber anderen Spielern und ihren Charakteren ist etwas was die Meisten dann doch nachvollziehen können. Ich gestehe auch gerne dem Wüsternkrieger zu, dass er sein Reitenwert sich auf Pferde und auch Kamele bezieht, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass er beides mal geritten ist. Sonst fragt man einfach mal nach, wie versteht Du denn Wert X? Auch Hinweise, wenn Du Y können willst, dann sollte der Wert da vielleicht höher sein, sind meist als Hilfestellung gut angekommen. Statt als Reinreden.

    Denn grundsätzlich wollen wir alle gemeinsam dieses Spiel spielen und alle gemeinsam unsere Tagträume erleben. Da gibt es kein Wettrüsten oder in die Pfanne hauen oder ärgern oder ähnliches. Ich denke, wenn man seinen Spielern das vermitteln kann, dann klappt es auch mit dem Rest.

    Allerdings mein Leitstil auch sehr offen und es interessiert mich wirklich nicht die Bohne ob Probe Z geschafft wird oder nicht. Es geht schon irgendwie weiter, den Plot sprengen kann man nicht, wenn es keinen Plot gibt...

    I ♡ Yakuban.

  • Ich sehe mich als im Recht an. Was nicht im Bogen steht kann der Held nicht.

    Das sehe ich genauso an. Sonst kann man sich in der Tat Bogen, Steigerungen, AP-Kosten sparen und man spielt rein aus dem Gefühl und eigener Maßgabe.

    Dennoch habe ich dann das miese Gefühl, dass ich den Charakterbogen instrumentalisiert habe um jemandem sein Rollenspiel vorzuschreiben: "Spiel, was in deinem Bogen steht!"

    Damit, finde ich, schreibst Du noch niemandem etwas vor. Das ist nur fair für alle und eine einfache Richtlinie, nach der sich alle richten können. Wenn das auch alle wollen, umso besser. Wenn es da andere Wünsche und Vorstellungen in der Gruppe gibt, sollte drüber geredet werden, ob es einen gemeinsamen Konsens gibt und wo der liegt.

    Obendrein ist das etwas, was ja auch dem Sinn von Zahlenwerten auf Papier entspricht.

    Du solltest da meiner Meinung nach kein schlechtes Gefühl bei haben, denn damit agierst Du ja in meinen Augen im Sinne alle und forderst da nichts, was ungewöhnlich oder unerwartet ist.

    Erlaube ich jetzt immer wieder das Feintuning der Werte bis der Held endlich dem entspricht, was der Spieler darzustellen versucht?

    Immer wieder nicht. Ich sage zu meinen Spielern, wenn da ein Charakter frisch aus der Taufe gehoben ist, dass ruhig einige Sitzungen gespielt werden soll, um festzustellen, ob es so passt und gefällt, und einige AP (wir geben meist zusätzliche AP) zurückgehalten werden könnten, falls festgestellt wird, das hier oder da ein naheliegender TaW vergessen wurde. Dann kann bei Bedarf in jedem Fall auch noch etwas geändert werden.

    Nur möge man nicht nach einem Jahr Spielzeit ankommen, um da Vor- Und Nachteile rumzuschieben und ohnehin viel anders zu machen. Tatsächlich kommt das doch vereinzelt vor und dann verbiete ich es nicht. Aber das ist dann auch ein einmalige Sache, wird vorher abgeklärt (ist auch schon mit der ganzen Gruppe von Spielerseite aus abgesprochen worden). Wenn da jetzt jemand jedes Quartal da irgendwas ändern möchte, das wäre zu viel des Guten.

    Man sollte sich bewusst sein, dass man nicht sofort die Traumwerte bekommt, dass Abstriche gemacht werden müssen und auf einiges noch hingearbeitet werden muss.

    Ebenso ist es für mich legitim, einen Charakter einige Sitzungen lang zu spielen, um festzustellen und ein Gefühl zu entwickeln, ob alles passt und gefällt, oder etwas Feintuning betrieben werden sollte. Doch dann sollte der Charakter auch stehen, weil er mit seinen Werten gespielt wird. Im Wissen, dass da ganz notgedrungen und unvermeidlich noch eine Menge Baustellen offen sind.

    Soll ich hart bleiben trotz der traurigen Welpenblicke und verlangen, dass erst die Talente gesteigert werden, die man auch versucht auszuspielen, bevor man weiter in seinem "Charakterplan" vorankommt?

    "Verlangen" solltest Du gar nichts, oder nur in seltenen Ausnahmefällen. Aber Empfehlungen aussprechen und Hinweise geben.

    In der Regel sollte es ja reichen darauf hin zu weisen, dass gar nicht rechnen zu können echt mies ist, weil man alle naselang über den Tisch gezogen wird. Wenn man trotzdem möchte als Spieler, kann für keine Seite etwas Unerwartetes im Spiel passieren.^^ Etwas verbieten würde ich nicht (außer durch Regelmechaniken, weil Voraussetzungen nicht erfüllt sind, oder etwas als zu selten eingeschätzt wird, um es zu haben, etc.), und schon gar nicht statt dessen verlangen, dass etwas anderes gesteigert wird.

    Ein Spieler ist die letzte Instanz über den eigenen Charakter.

    Es gibt auch ungebildete Adlige mit Lehen (Waldemar von Weiden als Präzedenzfall). Du könntest dem Spieler darlegen, warum Du es für Dich als unpassend ansiehst, eventuell, und in jedem Fall, welche Bedenken Du dabei hast. Was er draus macht, liegt, finde ich, dann nicht mehr bei Dir.

    Bei Dir liegt es, dass Du das weiß und ggf. dran denken kannst, und das eventuell im Spiel anspielen kannst.

  • Ich würde auf keinen Fall zu stark in das Konzept der Spieler eingreifen. Außer er will Hilfe. Ansonsten würde ich anfangen, an Stellen wo ich es wichtig finde Proben zu verlangen. Muss man dann immer abwägen, ob man dem Spieler das Wissen ohne Probe zugesteht oder er das Wissen nachweisen muss. Höhere Werte geben einen Bonus. Beispiel: Ein Held mit Pflanzenkunde 0 kann eine Handvoll Pflanzen die typisch für seine Heimat sind ohne Probe bestimmen. Mit Pflanzenkunde 5 kann er in seiner Heimat so viele typischen Pflanzen bestimmen und kennt auch ein paar Exoten.

    Einem Spieler mehr Start AP zu geben, finde ich die denkbar schlechteste Lösung. Auch wenn es kein Wettkampf ist, ist es hochgradig unfaire. Bei DSA 5 gehört AP Knappheit bei magischen und geweihten Personen zum Konzept. Keine Ahnung wie lang ihr die Helden spielen wollt, aber im "Endgame" sind 300 AP mehr, und dann noch für einen Magier enorm. (Profane Helden kommen irgendwann an einen Punkt, wo AP den Charakter nicht mehr so sehr verbessern sondern ihn nur zuverlässiger und breiter aufgestellt machen, gerade Magier hingegen können mit jedem AP ihre Macht zum Teil massiv ausbauen.) Persönlich würde ich eine AP Kredit vorziehen. 300 AP mehr, damit das Konzept Erfahrener Magier funktioniert und dann geht nach jedem Abenteuer die Hälfte der AP als Kreditrate weg.

    Viele Fehler am Konzept fallen leider häufig erst beim Spielen auf. Daher finde ich umsteigen nach Absprache OK. Es sollte halt kein Dauerzustand werden.

    Und somit ernannte der Namenlose:

    Kha

    Also nehme den Namen und Titel Forenkha an und walte deines Amtes 😜

  • Höhere Werte geben einen Bonus. Beispiel: Ein Held mit Pflanzenkunde 0 kann eine Handvoll Pflanzen die typisch für seine Heimat sind ohne Probe bestimmen. Mit Pflanzenkunde 5 kann er in seiner Heimat so viele typischen Pflanzen bestimmen und kennt auch ein paar Exoten.

    Da muss ich als Ritter der modifizierten Probe widersprechen. Sowas wird über die Modifikation der Probe abgehandelt. Je exotischer die Pflanze, desto schwerer die Probe. Und umgekehrt.
    Ein besserer Wert im Talent Pflanzenkunde erhöht halt die Chance, dass man doch was über die exotischeren Pflanzen weiß oder bei dem heimatlichen Allerweltskraut braucht man keine Probe mehr da Routine. (Stichwort Routineprobe. Ist keine Fokus- sondern eine Grundregel)

    Und da habe ich auch schon das Beispiel gehabt, dass eine Pseudo-Heilerin ein paar Kräuter identifizieren wollte. Ich verlange die Probe und modifiziere das ganze entsprechend der Bestimmungsschwierigkeit und ob es heimisch ist etc.
    Die Probe misslingt.
    Später kann eine Kräuterfrau helfen und identifiziert das Zeug als Wirselkraut.
    "Du hast mich echt auf die Bestimmung von Wirselkraut proben lassen?"
    "Aye."
    "Das ist lächerlich."
    "Das wäre es, wenn du Ahnung von Kräutern hättest. Mit lediglich drei Punkten in Pflanzenkunde kommst du aber nicht weit."

    Einem Spieler mehr Start AP zu geben, finde ich die denkbar schlechteste Lösung. Auch wenn es kein Wettkampf ist, ist es hochgradig unfaire.

    Ich verstehe nicht, wo das unfair sein soll. Die Alternative ist, dass der fertig ausgebildete Magier mit 1.100 AP startet und alle anderen mit weniger. Die AP entsprechend dem Erfahrungswert des Charakters. Wenn der Charakter ein junger Adept wäre ist das was anderes. Wenn ich dem 40 Jahre alten Bootsmann aufzwingen würde sich an das 1.100er Limit zu halten wäre das hochgradig lächerlich. Mit 1.100 AP kann man keinen Absolventen einer Magierakademie mit Felderfahrung darstellen. Ebenso wenig einen Veteranen der Garde oder einen Offizier. Das Regelwerk legt uns nahe das Alter an den Erfahrungsgrad zu koppeln und umgekehrt. Ein 27-jähriger Mensch, der auch was getan hat in seinem Leben und nicht nur tagein und tagaus den Acker gepflügt hat, würde auf Meisterlich (1.400 AP) starten.

    1.100 AP entsprechen einem 17 bis 19-jährigen Menschen. Mit den AP sollte man eigentlich einen Knappen generieren und keinen Ritter.

    Warum viele der Meinung sind, dass man mit 1.300 AP einen fertigen profanen Helden hat? Weil das einseitige Charaktere sind mit Inselbegabungen und weil zu wenig modifiziert und insbesonders erschwert wird. Will ich einen Ritter generieren, der, wie es sich für einen Ritter gehört, in mehreren Waffengattungen bewandert ist, reiten kann, wenigstens ein musisches Talent beherrscht, Mathe und Rechtskunde kann sowie Kampftaktiken und höfisches Geplänkel...da wird es auch schon mit 1.400 AP knapp und da sind noch keine Leckerlis drin wie ausgefallene SFs.

    Präsentiert mir ein Spieler einen Krieger mit Zweihänder, der nur Zweihandschwerter beherrscht, nicht einmal sich selber einen Verband anlegen kann und anhand seiner Werte wohl noch nie außerhalb eines Federbettes geschlafen hat dann brauche ich mich nicht wundern, wenn der schon mit 1.100 AP überfordert ist und nicht weiß wohin mit seinen Punkten.

    Auffällig wird das dann besonders, wenn man Vergleichsproben hat. Dann wird man auch mit seinen 7 Punkten in Handel über den Tisch gezogen, weil der NSC Händler eine QS von 4 hatte.
    Der Barbar kann trotz 8 Punkten in Einschüchtern nichts reißen, weil sein Gegenüber genau so groß ist, die Sprache lächerlich wirkt (Garethi I, erschwert um 1) und einen niedrigeren sozialen Stand aufweist (nochmal um 1 erschwert). QS3 bei Willenskraft und der Einschüchterungsversuch schlägt fehl.

  • Ricordis Da haben wir aber mal völlig aneinander vorbei gesprochen.

    1.) Ich habe niemals davon gesprochen, dass ein profaner Charakter mit 1300 fertig ist. Daher meine Frage, wie lang Helden gespielt werden sollen. Ich sprach von Endgame. Also in der Richtung 2000AP+. Da macht es dann schon einen Unterschied, wenn dann ausgerechnet ein magischer oder ein geweihter Held noch 300 AP mehr hat.

    2.) Das sich 1100AP Charaktere nicht für erfahrene Figuren eignen sehe ich auch so. Daher ja die Anregung für den AP Kredit. Somit kann man Charaktere erstellen, die sich am Anfang mit etwas Erfahrung von der Gruppe abheben, aber im Laufe der Zeit gleicht sich die Gruppe an.

    3.) Klar, Routineproben sind für DSA 5 die elegantere Lösung. Aus dem Talentwert Wissen ohne Probe abzuleiten ist aus unserer DSA 4 Runde.

    PS: Nochmal zu Punkt 1: Das nicht profane Charaktere ihre AP zwischen den profanen und übernatürlichen Fähigkeiten aufteilen müssen ist eine Designentscheidung. Somit werden die Helden entweder mit der Zeit profan und breit aufgestellt oder halt übernatürlich und spezialisierter. Der Preis für das zusätzliche Potential ist, sich mehr spezialisieren müssen und mit Bonus AP hebelt man diesen Mechanismus aus. Klar mag ein Magier mit 300 Bonus AP realistischer sein, da er kein Fachidiot ist sondern auch viel normales Zeug steigern kann, aber genau so soll es ja mit Absicht nicht sein.

    Und somit ernannte der Namenlose:

    Kha

    Also nehme den Namen und Titel Forenkha an und walte deines Amtes 😜

    Einmal editiert, zuletzt von Kha (22. August 2020 um 16:37)

  • Es nennt sich ja nicht umsosnt Rollen-Spiel. Der Spieler erhält sein Drehbuch für den Charakter, an dem er sich halten muß, außer der Regiesuer (SL) läßt ihm da paar Improvisatiosnfreiheiten im Rahmen des Drehbuches. Denn gewissermaßen ist ein Rollenspiel Kino im Kopf.

    Die Heldenspieler sind die Stars, das Abenteuer (+ Regeln inkl. Hintergund) das Drehbuch und der SL der Regiseuer und sämtliche Statisten.

    Gute Schuaspieler können sich perfekt in ihre Rolle reinversetzen, darin leben. Andere dagegen spielen immer sich selbst.

    Wie geht man nun mit einem C-Spieler um ...? Ihn daran erinnern was für eine Rolle er spielt ...

    Keine Ahnung - ist mir nie passiert. Bei meiner Anfängergbruppe mußte ich sie eher bremsen - und dem Dieb erklären, das seine Diebeszeiten eher hinter ihm liegen. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Der Spieler erhält sein Drehbuch für den Charakter, an dem er sich halten muß, außer der Regiesuer (SL) läßt ihm da paar Improvisatiosnfreiheiten im Rahmen des Drehbuches.

    Dem kann ich mich nicht anschließen. Der Regisseur sagt den Schauspielern, "Nein, ich will mehr Tränen, mehr Zorn in Geste und Tonfall, und und das war noch nicht gut genug".

    Der SL hat aber in einen Augen dem Spieler nicht drein zu reden, wie er den Charakter spielen soll.

    Er kann/sollte erinnern oder hinweisen (gekürzt): "Hey Dude, didn't you forget something? Like your paralyzing fear of water perhaps", aber es steht dem SL in meinen Augen nicht an, zu sagen dass das nicht genügend Wasserangst war, oder die bitte schön anders gespielt werden sollte. Ein SL sollte auch mehr als ein "paar Improvisationsfreiheiten" lassen und seinerseits was draus machen, statt den Spielern vorzugeben, bitte brav dem Plot zu folgen und nur ein wenig an dessen Rande zu improvisieren, aber ja nicht den Plot (ist schließlich kein genau ausgearbeitetes Drehbuch) zu verlassen. Man kann sich als Spieler nicht an etwas halten, was man nicht kennt, denn ein AB ist von einem Drehbuch doch weit entfernt.

  • Schattenkatze ich glaube mit Drehbuch ist einmal das Abenteuer gemeint und einmal der Heldenbogen. Denn die von dir zitierte Stelle habe ich so verstanden, dass der Spieler sich an seinen Heldenbogen (das Drehbuch für den Charakter) halten muss, außer in den Grenzen die der Spielleiter erlaubt. Also Dinge die man tut und auch iO sind, obwohl sie die Werte bzw der Hintergrund nicht hergeben.

    Und somit ernannte der Namenlose:

    Kha

    Also nehme den Namen und Titel Forenkha an und walte deines Amtes 😜

    Einmal editiert, zuletzt von Kha (23. August 2020 um 10:52)

  • Im Film "Der Partyschreck" gibt es ein grobes Drehbuch und viele freie Szenen, so wie der Kellner weitaus mehr aus seiner Rolle herausholte, als im Skript stand - aber er bleibt weiterhin der Kellner. Jeder Darsteller weiß wenn er/sie im Stück verkörpert, und wie er isch auch verhalten soll.

    Wenn ich eine Borongeweihten spiele, kann ich nicht ununterbrochen laut Witze erzählen; das Schweigen gehört zum Boron einfach dazu.

    Und was das obere Regisseurbeispeil angeht - Nein, auch er muß sich ans Drehbuch halten, wo stand: Das der NSC in dieser Szene laut in Tränen ausbricht. Das Wie? liegt nun am Schauspieler und dem Geschmack des R. Aber auch der R. hält sich nur an die Anweisung des Drehbuchs - außer die Schauspieler brechen aus und es muß improvisiert werden.

    Nur hier geht es ja um die Umsetzung vom Charakterbogen (Rollen-Drehbuch) und was der Spieler daraus macht.

    Und eigentlich ist es seit DSA4 leicht sich seine Wunschrolle zu basteln ... aber da spielt wohl auch die Schauspielerfahrung eine Rolle. :)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Hesinde zum Gruße,

    ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen Ricordis , möchte an dieser Stelle aber eine kleine Lanze für die Spieler brechen.

    Es ist äußerst schwer, einen Helden umfassend abzubilden, indem man alles steigert, was irgendwann mal relevant ist. Ein Held wächst - anders als ein Mensch oder sein eigentlich abgebildetes Vorbild- eben nicht über die Zeit auf und macht entsprechende Erfahrungen, sondern wird am Tisch erstellt. Man hat eine Vorstellung davon, was man sein will. Zum Beispiel eine Kräuterfrau, die in der Region X gearbeitet hat und nun in die weite Welt will. Sie kennt vielleicht die heimischen Pflanzen ganz gut, hat aber darüber hinaus noch erheblichen Weiterbildungsbedarf, was sich im geringen Kräuterkundewert niederschlägt.

    Der Maraskaner kennt die fiesen Krabbeltiere seiner Heimat genau und sie machen ihm keine Angst mehr. Aber ansonsten ist er vielleicht nicht so Willensstark. Daher steigert er die Willenskraft nicht weiter. Der Spieler dahinter kommt vermutlich nicht auf die Idee, dass ihm das in der Form mal vorgehalten wird. Es ist für ihn Teil seiner Geschichte.

    Ein Heldendokument kann einen solchen Helden nur unzureichend darstellen. Es gibt zwar mittlerweile so viele Sonderfertigkeiten, dass man sehr viel sehr genau darstellen kann, aber seine Rolle wirklich umfassend abzubilden, würde vermutlich hunderte Stunden dauern (was wäre wenn x, was wäre wenn y) und viele AP kosten, die man eigentlich auch ganz gerne für das Wesentliche nutzen möchte. Dann wird DSA schnell zur absoluten Lebenssimulation.

    Der von dir gewählte Weg ist sicherlich der sicherste gegen Missbrauch und sorgt dafür, dass kein Held sich über seine Hintergrundsgeschichte unfaire Vorteile erschleichen kann. Er sorgt aber offenbar auch für Frust bei den Spielern, den ich voll nachvollziehen kann. Die Kräuterfrau hat sich als Heldin komplett lächerlich gemacht, weil der Würfelwurf nicht klappte. Das ist auch vor dem Hintergrund der Welt in meinen Augen unlogisch. Wenn jede Kräuterbestimmung nur über eine Probe möglich ist, dürfte jede durchschnittliche Kräuterfrau nicht nur sprichwörtlich im Laufe ihrer Karriere über Leichen gegangen sein, sondern diverse ihrer Kunden aufgrund der schnell vermasselten Probe vergiftet oder falsch behandelt haben. Kann das Sinn der Sache sein? Man muss auch im echten Leben kein Botaniker sein, um eine Brennnessel zu erkennen und zu wissen, dass man die vielleicht nicht einfach so anfasst. Etwas mehr Kenntnis reicht dann fürs Unterscheiden von der Taubnessel und weitere Kenntnis würde dann Rückschlüsse auf Bodenbeschaffenheit und andere in der Nähe potenziell wachsende Kräuter zulassen.

    Der Heldenbogen bildet ja - praiosseidank, bitte keine falschen Ideen hier bekommen - auch nicht Fähigkeiten wie Essen, Trinken, Laufen usw. ab.

    Ich habe aber auch das Gefühl, dass bei euch ein wenig die Kommunikation hakt, was sich meiner Meinung nach in dem Satz hier deutlich zeigt:

    Zitat

    (An meine Mitspieler: Das sind sie nicht. In meinem Kopf rechne ich ständig alles gegen und deswegen habt ihr unterschiedliche Modifikatoren und fünf Minuten später sind die abermals anders, weil sich was geändert hat aber ihr nicht wisst was.)

    Ich würde euch empfehlen, mal eine verspätete Session Zero einzuführen und gemeinsam über die Vorstellungen an das Spiel, Regelmechaniken und die Welt zu reden, damit ihr einen gemeinsamen Nenner findet. Gerade solche Missverständnisse führen oft zu sehr vermeidbaren Frust.


    Edit:

    Natürlich soll das nicht bedeuten, dass die Werte vollkommen sinnlos werden. Aber man kann in meinen Augen einen schonenderen Umgang mit den Heldeninteressen und -vorstellungen und den harten Würfelwerten finden. Die Kräuterfrau hätte bei mir für das Wirselkraut vermutlich gar nicht würfeln müssen (oder jedenfalls enorme Erleichterungen bekommen, eine normale Probe in DSA ist NICHT einfach). Dafür wäre der Wert bei der Suche nach dem Kraut durchaus relevant gewesen. Gerade so geschafft reicht dann vielleicht für ein halbzertretenes Wirselkräutchen am Wegesrand, während die erfahrene Kräuterfrau genau weiß, dass es zu dieser Jahreszeit auf Lichtungen zwischen Tannen besonders viel Wirselkraut zu finden gibt o.ä. Dann merkt man den Fortschritt, das Steigern lohnt sich und man läuft nicht Gefahr, das Konzept des Spielers komplett ins Lächerliche zu ziehen und den Helden zu zerstören. Welcher der Mithelden wird denn der Dame, die nicht mal das Allerweltsheilkraut Wirselkraut bestimmen kann, noch irgendwann mal vertrauen?

    2 Mal editiert, zuletzt von Colophonius (25. August 2020 um 12:59)

  • Wie so oft kann man da immer keine pauschalen Antworten finden, sondern viele Möglichkeiten, die alle auch ihre Berechtigung haben.

    In einer Stresssituationen kann es durchaus auch Sinn machen mal eine Probe zu verlangen, die man in Ruhe auf jeden Fall schaffen würde.

    Und viele Sachen kann man auch nicht immer genau zuordnen. Ein Heiler könnte zB Heilkunde Wunden 10 haben und Pflanzenkunde 0 haben. Ob das jetzt Sinn macht ist eine andere Sache, aber es könnte symbolisch dafür stehen, dass die Person zwar Heilkräuter und deren Anwendung kennt (und somit vermutlich auch bestimmen kann). Er hat aber keine Ahnung wo und wie er sie findet und ob es nicht vielleicht eine andere Pflanze gibt, mit der man sie verwechseln kann.

    Und somit ernannte der Namenlose:

    Kha

    Also nehme den Namen und Titel Forenkha an und walte deines Amtes 😜

  • Das sehe ich beispielweise bei meinem Bruder als der noch als Pharmareferent gearbeitet hat:

    Der ist, ungelogen, zu Ärzten in die Praxis gefahren und hat denen erklärt wie die Inhalatoren mechanisch und die Wirkstoffe funktionieren.

    Man kann durchaus spezialisiert sein.

    Zur Bestimmung von Kräutern:

    Ich kenne genug Leute, die können getrocknet nicht Basilikum von Oregano, Rosmarin oder Thymian unterscheiden. Und viele von denen haben schon das eine oder andere mal gekocht.

    Ebenso wie Leute nicht wissen wo der Unterschied zwischen weißem, schwarzem und Cayenne Pfeffer ist oder es tatsächlich einen Unterschied macht, wenn man den rosenscharfen Paprika statt des edelsüßen nimmt.

    Und das sind alles Leute, die schon seit Jahren essen und kochen.

    Das so als Beispiel, dass trotz jahrelanger Routine das Wissen fehlen kann.

    Wer von euch traut sich im Wald gefundene Pilze ohne Handbuch zu verzehren? Ich jedenfalls nicht und das obwohl ich viel mit Pilzen koche 😅

  • Es gibt immer Gegenbeispiele und ich sage auch nicht, dass deine Ansicht falsch ist. Deine Herangehensweise scheint sich nur erheblich von der deiner Spieler zu unterscheiden. Es gibt eben keinen richtigen oder falschen Weg, wichtig ist dass ihr auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Sonst ärgerst du dich am Ende über die misslungen kreierten Helden und die dadurch entstehenden Diskussionen und die Spieler ärgern sich darüber, dass ihre Helden nicht das sind, was sie darstellen wollten.


    Zitat

    Wer von euch traut sich im Wald gefundene Pilze ohne Handbuch zu verzehren? Ich jedenfalls nicht und das obwohl ich viel mit Pilzen koche

    Pilzverarbeitung ist aber was ganz anderes als Pilzsammeln. Ich würde mir übrigens zutrauen, Pfifferlinge selbst zu sammeln, weil die eben sehr einzigartig sind. Vielleicht passt das sogar ganz gut zum Problem der Wirselkrautdame. Ich nehme auch mal an, dass deine kochenden Freunde keine Kräuterfrauen sind und ihre Gewürze aus dem Supermarkt beziehen. Ich bin übrigens auch weder Koch noch Botaniker und schon gar kein Mykologe. Dafür traue ich mir zu, das absolute Gros aller einheimischen Fischarten sicher zu bestimmen ohne Fischer zu sein, an der See wird es dann enger und außerhalb von Europa schrumpft das Wissen dann ganz erheblich zsuammen. Es ist immer eine Frage der Perspektive. Trotzdem werde ich niemals einen Zander mit einem Hecht verwechseln, so schlecht kann mein Kopf nicht „würfeln“.

  • Ich kenne genug Leute, die können getrocknet nicht Basilikum von Oregano, Rosmarin oder Thymian unterscheiden. Und viele von denen haben schon das eine oder andere mal gekocht.

    Ebenso wie Leute nicht wissen wo der Unterschied zwischen weißem, schwarzem und Cayenne Pfeffer ist oder es tatsächlich einen Unterschied macht, wenn man den rosenscharfen Paprika statt des edelsüßen nimmt.

    Das kann ich bestätigen. Ich wusste bis gerade eben nicht, dass es rosenscharfen und edelsüßen Paprika gibt. Für mich gab's immer nur Paprika. Bei den restlichen Dingen: Habe ich sicherlich auch schon mal gegessen und auch im Gewürzschrank stehen, benutzt vielleicht mal nach Rezept, aber Ahnung keine (fairer Weise: Ich habe eine Unfähigkeit in Kochen)

    Wer von euch traut sich im Wald gefundene Pilze ohne Handbuch zu verzehren? Ich jedenfalls nicht und das obwohl ich viel mit Pilzen koche 😅

    Ich traue mich nicht mal gefundene Pilze mit Handbuch zu verzehren :D (zumindest nach Bauchgefühl nicht. Vielleicht würde sich das ändern, wenn ich das Handbuch in der Hand halte).

    --

    Ich glaube auch nicht, dass es der Punkt ist, den du meinst, Colophonius , wo Spieler und Meister auseinander driften. Das ist aber schwierig auf die Distanz zu beurteilen.

    ich kann deinen Standpunkt nachvollziehen Ricordis , möchte an dieser Stelle aber eine kleine Lanze für die Spieler brechen.

    Es ist äußerst schwer, einen Helden umfassend abzubilden, indem man alles steigert, was irgendwann mal relevant ist. Ein Held wächst - anders als ein Mensch oder sein eigentlich abgebildetes Vorbild- eben nicht über die Zeit auf und macht entsprechende Erfahrungen, sondern wird am Tisch erstellt. Man hat eine Vorstellung davon, was man sein will. Zum Beispiel eine Kräuterfrau, die in der Region X gearbeitet hat und nun in die weite Welt will. Sie kennt vielleicht die heimischen Pflanzen ganz gut, hat aber darüber hinaus noch erheblichen Weiterbildungsbedarf, was sich im geringen Kräuterkundewert niederschlägt.

    Da könnte man einfach die passende Profession nehmen und hätte dann durchschnittliche Werte, wie es in dem Beruf üblich ist. Dafür ist das ja da...

    Apothekarius: Pflanzenkunde 7, Heilerin Pflanzenkunde 6, Wildniskundiger Pflanzenkunde 5 (dafür halt Wildnisleben 8 8))

    Man muss dann einfach selber sagen, dass man den Wert für sich selber erschwert, damit man nicht die Regeln beugt. Sich einfach besser machen ist nicht drin. Schlechter ist kein Problem.

    Alternativ, wer mehr lesen möchte, kann halt auch die Talente durchlesen und sich seine Profession selber bauen.

    Falls du Ricordis nun Erschwernisse aus der Tasche packen solltest, welche eben einer normalen Profession nicht mehr ermöglichen, ihre Aufgaben zu erledigen, dann solltest du das noch einmal überdenken.

    Falls dem nicht so ist, so ist es vielleicht einfach, dass die Person die Profession falsch eingeschätzt hat und eine andere wählen sollte, um seinen Charakter abzubilden.

    --

    Oft geschieht es aber, dass man einen Charakter vor Augen hat, welcher durch die Regeln nicht auf der gewählten Stufe (oder überhaupt nicht) abgebildet werden kann. Dies sind die Fälle, wo man dann tatsächlich nachdenken muss.

    a) Man passt die Erfahrungsstufe an und gibt mehr AP

    b) Man verändert oder verwirft die Charakteridee

    c) Man erfindet eine Sonderregel

    Ricordis , du würdest vermutlich a) und c) verwerfen, da

    Wenn wir alle nach den selben Regeln spielen hat keiner einen Vorteil, weil er gut quatschen kann oder am Tisch einschüchternd ist.

    aber da kannst du dich ja gerne noch einmal zu äußern.

    Falls ich das Problem falsch eingefangen habe, natürlich gerne korrigieren ;)