Boron zum Gruße,
in letzter Zeit gab es zwei Threads, die das Thema des Schweigens der diversen Boronjünger angeschnitten haben. Ich persönlich verstehe Geweihte als Priester.
"Die Geweihten der Zwölfgötter sind (neben ihrer hauptsächlichen Funktion als persönlich von den Göttern auserwählte Verkünder und Mittler zwischen Sterblichen und Göttern) Religionslehrer, Seelsorger und Ratgeber. Gesellschaftlich werden sie als die direkten Stell-vertreter der höchsten Mächte im ewigen Kampf gegen das Chaos, das Böse und das Unrecht angesehen." (Wege der Götter S. 22, DSA 4.1) "
"Alle Formen von Moralkodex beinhalten, wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt, die Pflicht, den Glauben an die eigene Religion in der Bevölkerung zu festigen, das Lob der Gottheit zu predigen, Frevel gegen die Gottheit und ihre Prinzipien zu verhindern, Ratsuchende zu beraten, Frevler zur Umkehr zu bewegen und, wenn sie Reue zeigen, ihnen die Beichte abzunehmen. " (Wege der Helden S. 266, DSA 4.1)
Diese beiden Passagen geben einem Geweihten nicht nur das Recht, sondern die Pficht zu sprechen.
Nun gibt es aber auch Stellen speziell zu den Boronis:
"Boronis (Ez.: der/die Boroni) gelten als Meister der Zurückhaltung, denn die Herrschaft über die eigenen Gefühle ist ein zentrales Element in der Ausbildung zum Geweihten des Todesgottes. Viele Geweihte legen sogar Schweigegelübde ab, um ihrem Gott in der Stille noch näher zu kommen. Es gilt zudem als ungehörig, einen Geweihten ungefragt anzusprechen - man muss warten, bis er sich einem zuwendet." (WdG 77)
"Schweigen: Das Schweigen ist der Urzustand der Welt: Sprich nur das Allernotwendigste. " (WdG 78)
"Es herrscht ein Schweigegebot, d.h. es wird kein unnötiges Wort verloren." (WdH 213)
Wobei für den alanfaner Ritus gilt:
"Auch die Geweihten der Al'Anfaner Kirche bestatten Tote, betreuen Wahnsinnige und ergründen Barons Willen im Traum. Sie zelebrie-ren für ihre Gläubigen häufig Rituale, deren Anlass im Norden in die Zuständigkeit anderer Kirchen fallen, zum Beispiel zur Geburt oder Hochzeit. In einigen Städten, vor allem in Al'Anfa selbst, halten Boronis viele Posten in Regierung, Verwaltung, Geheimdienst und diplomatischen Vertretungen im Ausland. [...] Zwar auch meist schweigsam, beherrscht und würdevoll wie ihre Puniner Kollegen, sind doch die wenigsten Geweihten des Kultes aus Al'Anfa so weltabgewandt. Die meisten, von einigen Träumern und Schriftgelehrten abgesehen, stehen mitten im Leben, besuchen die Feste der Reichen, intrigieren um Macht und Einfluss, sind oft verheiratet und verstehen es, neben den Interessen ihres Gottes und ihrer Kirche auch die ihrer Familie nicht zu kurz kommen zu lassen." (WdG 81)
Zum Moralkodex beider Riten gehört auch:
"Menschenkenntnis: Folge dem Vorbild der Seelenwaage Rethon und strebe danach, das Wesen eines Sterblichen zu ergründen, um Menschen hilfreich auf den Weg zu Boron vorzubereiten."
Damit wird das Predigen, Seelsorgen und Ratgeben im Grunde noch einmal als Pflicht besonders festgeschrieben.
Mein persönliches Fazit ist, dass sicher kein Boroni oder anderer Boronjünger eine Quasselstrippe ist. Aber Boronis, die als Seelheilkundige, Seelsorger, Prediger, Berater, Lehrer Krieger oder in der Politik tätig sind, kommen nicht darum herum, sogar recht viel zu sprechen. "Sprich nur das Allernotwendigste" bedeutet für mich vor diesem Hintergrund: "Sprich das Allernotwendigste!" Denn allein mit Mimik und Gestik kann man diesen Aufgaben nicht nachkommen und wenn man aufgrund zu knapper Aussagen nicht weiß, was gemeint ist und nachfragen muss, zwingt man den Gesprächspartner, mehr als das Allernotwendigste zu sagen und sich von den Prinzipien des Gottes zu entfernen. Golgariten und andere Kriegerorden, die Schlachten und Kriege planen und sich im Kampf koordinieren, Noioniten, die Geisteskranke pflegen, Etilianer, die die Lebenden beraten und führen, Marbiden, die Sterbende begleiten - sie alle haben viel zu sagen.
Wie oben zitiert gibt es Boronis, die ein Schweigegelübte ablegen. Das erkläre ich mir damit, dass dies entweder ausgesprochene Mystiker sind, die sich z. B. der Traumdeutung verschrieben haben und Orakelsprüche niederschreiben, alte Borongeweihte, die als Priester im wahrsten Sinne des Wortes in den Ruhestand gegenagen sind oder Priester, die sich ein zeitlich befrstetes Gelübte auferlegen, um ihren Gott näher zu kommen. Vielleicht den Monat Boron hindurch.
Die meisten Boronis werden aber so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig sprechen.
Gerade Boronis als Spieler*innencharaktere werden selten zu den ganz schweigsamen ihrer Zunft zählen. Das Spiel wird damit möglicherweise für die ganze Gruppe anstrengend, könnte ich ich mir vorstellen. Wobei an einem Spieleabend hin und wieder einmal ein befristetes Gelübde auszuspielen, könnte ganz spannend sein.
Aber wie seht ihr das? Habt ihr Erfahrungen mit Boronis als Meisterpersonen, Spieler*innencharaktere von anderen oder euch selbst? Wie seid ihr das angegangen? Wie versteht ihr den Hintergrund?