In einem Faden zu einem konkreten Fall (RE: Rechtssystem in Aventurien) kamen wir auf Strafkolonien, insbesondere die mittelreichische in Hot-Alem zu sprechen, ich dachte mir mal, mache ich, um die Diskussion weiterführen zu können, einen neuen Faden dafür auf, bevor die Moderatoren sich wieder kümmern müssten.
Die Räuber haben sich letztlich Schwerverbrechen schuldig gemacht. Ihnen droht damit wahrscheinlich die Verbannung in eine Strafkolonie, langjährige Zwangsarbeit im Steinbruch oder einer Mine, dazu wahrscheinlich die Kennzeichnung durch ein Brantmahl. Die Todesstrafe wäre auch möglich, ist in weiten Teilen Aventuriens aber weniger selbstverständlich und üblich, als man meinen sollte.
Abgesehen von der Strafkolonie (ich meine, wir sind in Weiden) gehe ich da weitgehend mit. Zwangsarbeit in einem Steinbruch oder einer Mine passt gut nach Weiden, das Brandmal kommt oben drauf, Beschlagnahmung des Besitzes (so welcher vorhanden ist), eventuell auch Abschneiden oder Schlitzen von Nasen und/oder Ohren.
Die Strafkolonie des Mittelreiches liegt in Hot-Alem und ist für Schwerverbrechen eine sehr übliche Strafe.
Aber ob sich irgendjemand aus dem Heldentrutz (das ist wirklich der Rand der mittelreichischen Welt) die Mühe macht, irgendwelche Straßenräuber nach Hot-Alem zu schaffen...
Soviel können die in ihrem Leben dort nicht arbeiten, dass sich die Kosten für die Reise nach Perricum und dann die Schiffspassage durch das ganze Perlenmeer, die goldene Bucht und die Straße von Sylla lohnen. Das alles ja unter Bewachung!
Wenn man wirklich die Straßenräuber des ganzen Mittelreichs nach Hot - Alem schicken würde, bräuchte man nicht nur einen gut organisierten Apparat zur Bewachung, Versorgung, Verschiffung sondern auch einen regelmäßigen und zahlreichen Zustrom von Deliquenten, sonst lohnt sich der Apparat ja nicht.
Da wäre der lokale Steinbruch wohl passender.
immt natürlich auch wieder. Wobei man die Sträflinge ja nur auf das Schiff schaffen muss. Da setzt man sie dann vermutlich als Rojer ein - der Beginn der Zwangsarbeit. So kosten sie kein Geld, sie sparen welches. Und an die Ruderbank gekettet brauchen sie nicht viel Bewachung. Historisch wurden Strafkolonien ja auch von vor- und frühindustriellen Gesellschaften gerne und oft benutzt. Großbritanien hat massenhaft Leute wegen teils kleiner Verbrechen, ja kleinster Vergehen nach Australien geschickt, um auf Zuckerrohrplantagen u. ä. zu schuften. Im Mittelreich ist die Strafkolonie nur für die schlimmeren Verbrechen vorgesehen. Kleinere Ganoven wird man eher anders bestrafen. Aber ja, ob man jetzt ausgerechnet aus Weiden die Leute verschifft, sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich wird die Sache um so üblicher, um so näher man der Küste im Allgemeinen und Hafenstädten im Besonderen kommt. Aber die Verbannung in die Strafkolonie ist grundsätzlich eine Sache, die sich zu lohnen scheint und sich zumindest selbst trägt, wenn sie nicht sogar Profit einbringt. Sonst wäre sie irdisch wie aventurisch wohl nicht so häufig und gern eingesetzt worden.
Und wie kommt die Galeere wieder zurück, wenn man die "Ruderer" abgeliefert hat?
Abgesehen davon, dass Ruderer (ob Sträflinge, Rudersklaven oder Freiwillige) ausgebildet werden müssen, sonst fährt die Galeere im Kreis.
Ich denke daher, man steckt die Sträflinge in die Bilge eines großen Segelschiffs (die Horasier machen das ja mit der "Fürchtenichts" für die Fahrt zum Korngefängnis Anterroa im Südmeer so). Man muss sie ja nicht besonders gut versorgen, Wasser gibt`s das Bilgenwasser und Schiffszwieback gibt es auch.
Meiner Meinung nach muss man bei Strafkolonien zwei unterschiedliche Ansätze unterscheiden.
Das erste ist der aventurische "Anterroa" - Ansatz: man schickt vor allem politische Gefangene, religiöse Aufrührer, lästige Literaten, Verräter... auf die Reise. Man hat also eine eher kleine Gruppe von Gefangenen, die nicht unbedingt Gewinn abwerfen sollen, vielmehr will man sie einfach los sein und zwar dorthin, wo sie keine Gefahr mehr sind. Aber sie sollen NIE WIEDER irgendwie in Erscheinung treten können. Es gibt also einen Grund, ein schwer befestigtes und gut bewachtes Krongefängis am Rande der bekannten Welt zu bauen (aventurisch Anterroa, irdisch war die französische Teufelsinsel so etwas, aus dieser Linie kommen auch Gefängnisse wie Alcatraz oder Robben Island).
Da ihre Anzahl gering ist und ihr Aufkommen stark fluktuiert (viele nach einer aufgedeckten Verschwörung, wenige in ruhigen Zeiten) gibt es keinen großen Apparat. Man schafft die Sträflinge per verhangener Kutsche in den Hafen, sperrt sie bis zur Abfahrt im örtlichen Gefängnis ein, im Hafen werden ein, zwei Schiffe als Nachschubtransporter ohnehin für die Strafkolonie eingesetzt, neue Gefangene gibt es gleich mit der Fracht dazu, unter Bewachung in einer Kajüte.
Andere lästige Adlige z.B. kann man dorthin als "Governeure" oder "Verwaltungsbeamte" verbannen und wird sie so recht einfach los. Wenn sich der politische Wind dreht, kommen die Gefangenen zuweilen frei, ansonsten verrotten sie in den Zellen.
Wenn ich mich richtig erinnere, gehört Hot Alem zu dieser Gruppe. Nemekath wurde auf die Zyklopeninseln verbannt...
Der zweite Ansatz ist, Gefangene in großer Zahl für die Erreichung bestimmter gewinnträchtiger Ziele einzusetzen, wie es z.B. die Al`Anfaner in den Minen von Santobal tuen, die Horasier in den Bleiminen der Zyklopeninseln (oder irdisch die Engländer in Australien).
Hier benötigt man viele Arbeitskräfte und dies in möglichst regelmäßigem Umfang, da ein Transport- und Nachschubapparat (Ersatz für die Gestorbenen, Werkzeuge, Lebensmittel...) unterhalten werden muss. Welchen Gefangenen bedient man sich also? Denen, die sich in vormodernen und frühindustriellen Gesellschaften in großer Zahl finden: Diebe, Räuber, Kleinkriminelle, Maschinenstürmer (gibt es im Horasreich auch) noch arbeitsfähige Bettler, Vagabunden, Waisenkinder... Tendenziell also Angehörige der Unterschicht, nicht immer Kriminelle. Politische Gefangene oder religiöse Abweichler kann man mitschicken, aber sie stellen nicht unbedingt das Gros.
Um Gewinn abzuwerfen, dürfen die Kosten für die Bewachung nicht allzu hoch sein, man muss also andere Wege finden, Aufstände zu unterbinden. In den Minen kann man die Gefangenen angekettet arbeiten lassen, aber wenn es um die Urbarmachung von Gebieten geht, bietet es sich an, Alkohol (wie die Briten in Australien taten) und die Aussicht auf Freilassung nach Abbüßung der Strafe (dito) einzusetzen. Bei der Freilassung ist es kein Problem, wenn die Gefangenen sich nicht in der Kolonie ansiedeln (was die meisten irdisch taten) sondern wieder in die Heimat zurückkehren.