Wegen Dämonenkronenkrankheitserreger: Spielrunden auf Roll20 – Stimme verstellen und NPCs darstellen

  • Hallo liebe Community,

    bisher habe ich gern im Forum gelesen. Zu folgender Thematik habe ich aber kein Thread gefunden mit der Suche, deswegen schreibe ich einen Beitrag.

    Unsere Spielrunde hat sich wegen dem Dämonenkronenkrankheitserreger auf Roll20 verlegt. Viele Sachen gefällt mir richtig gut und ich bin erstaunt wie gut das funktioniert. Eine Sache bereitet mir aber total Probleme. Als Meister muss ich häufig mehrere NPCs darstellen. Da das nicht nur eindimensionale Figuren werden, sondenr meine Helden Beziehungen aufbauen ist es super wichtig, dass sie die unterscheiden können. Am Spieltisch konnte ich das immer gut mit Gestik machen. Der zersauste Magier, der immer ein Buch in der Hand hält und bei der erstbesten Gelegenheit darin blättert, der Jäger, der immer wieder aufmerksam den Raum mustert und die Augen zusammenkneift usw.

    Online ist das trotz Videofunktion kaum möglich. In usnerer Spielgruppe funktioniert das einfach nicht. Meine einzige Möglichkeit ist das verstellen der Stimme. Habt ihr damit Erfahrungen gemacht? Ich bin die letzten Abenteuer relativ schnell an meine Grenzen gekommen. Klar, die aufbrausende weibliche Elfe und der alte langsame Magister konnte noch ganz gut voneinander unterschieden werden. Aber sobald der alte ruhige Magister mit einem Tavernenwirt zusammengekommen ist, wurde es deutlich schwieriger.

    Habt ihr Tipps? Gibt es eine Sammlung mit Tipps wie man Dialekte spricht (also welche Buchstaben gerollt werden müssen etc.) und welche Möglichkeiten es gibt? Prinzipiell bin ich auch Experimenten nicht abgeneigt. Ich arbeite beim Radio und arbeite eigentlich relativ viel mit meiner Stimme. Für DSA fehlen mir aber Anhaltspunkte und Inspiration.

    Wenn ihr Tipps habt, immer gern her damit. Ich würde mich freuen, wenn ihr Literatur zur Seite stellt, die mir helfen könnte.


    Beste Grüße

    Tryptophan, die freundliche Aminosäure.

  • Willkommen auf dem Orki, Tryptophan. :)

    Das Problem ist, jeder kann nicht gut Akzente nachmachen. Ich kenne Spieler, die lassen das R nur so rrrrollen, oder bringen andere unterschiedliche Akzente rein, das ist sehr markant, klingt gut, gibt Wiedererkennungswert. Es gibt auch Spieler, die können das gar nicht. Ich z.B.

    Ich erwähne also Dialekte und Akzente als vorhanden, und bleibe ansonsten bei der Stimme. Stimme etwas heller oder dunkler, Wortwahl, Modulation, der eine spricht sehr gepflegt, der nächste etwas schlunzig. Ob das immer so ankommt, wie ich mir das erhoffe, weiß ich natürlich nicht, aber bei wirklich prägnanten Modulationen (etwas seeehhr langsam sprechen, oder eine besonders tief-brummige Stimme (die mein weiblicher Hals etwas länger/öfter gesprochen nicht so angenehm findet) sind zumindest schon bemerkt worden.

    Ansonsten: rumprobieren und es einfach machen, damit mehr Übung reinkommt und immer mehr von sich aus dran gedacht wird.

  • Salvete!

    Wenn ich NSCs, aber oft auch meine PCs, sprachlich verändere orientiere ich mich gerne an Film-Vorlagen. Z.b. spiele ich einen tulamydischen Magier, den ich sprachlich an Alexander Siddigs Synchronstimme anlehne.

    Als SL mach ich das gerne so, dass wichtige NPCs quasi einen Film-Charakter als Anlehnung von Sprache und Körperhaltung hinterlegt kriegen.

    Dann weiß ich schnell so grob Charakteristiken und kann mir die Sprache schnell ins Gedächtnis rufen.

    Alter weiser Magier: "Jean-Luc Picard" langsam, leicht zittrig, bestimmt, eloquent, leise

    Einfache Thorwalerin: "Brida - Last Kingdom" einfache Sätze, Flüche, Sprachfehler, Lachen

    Grimmiger Söldner: "Sandor Clegane" tief, vulgär, ruhig,

    Freundlicher Horasischer Adeliger: "Londo Mollari" eher hektisch, leichter Akzent

    Tulamydischer Magier: "Doran Martell" arabischer Akzent, nobel, selbstbewusst, aufbrausend

    Klappt nicht immer kann aber helfen.

    Hilft mMn auch wenn man z.B. Dschinne oder bei DnD extraplanare Entitäten sprechen muss: Uralter Hochelfenmagier/Astra Deva: "Botschafter Kosh": mystisch, fremdartig, andere Sprachlogik, kurz und bestimmend, hallend

    Hoffe das ist irgendwie hilfreich für dich.

    "Pertinatia sapientiaque ad cognitionem cursus sunt."

  • Aber sobald der alte ruhige Magister mit einem Tavernenwirt zusammengekommen ist, wurde es deutlich schwieriger.

    Ein anderer Ansatz wäre, darüber nachzudenken die Inter-NSC-Dialoge insgesamt zu reduzieren. Wenn ein NSC direkt mit den Spielern spricht ist es leichter zu verstehen wer das ist, aber wenn zwei NSCs miteinander reden ist es naturgemäß schwieriger.

    Als Spieler finde ich es ohnehin bestenfalls mäßig interessant wenn der Meister einen Dialog mit sich selbst führt. Die Spieler sitzen dann oft nur dabei, hören es sich gezwungenermaßen an und hoffen dass das eigentliche Spiel bald weitergehen kann.

    Wenn es darum geht dass Spieler z.B. etwas mithören oder jemanden belauschen gibt es aus meiner Sicht drei Möglichkeiten, in Reihenfolge meiner Präferenz:

    1. Einige Gesprächsteilnehmer werden von Spielern dargestellt. Idealerweise sollten das Teilnehmer sein die auch nicht viel mehr wissen als die Spielercharaktere und bei denen die Motivation klar ist, so dass Spieler sich leicht in sie hineinversetzen können. So sind die Spieler direkt beteiligt und bekommen sogar die Möglichkeit, das Gespräch selbst z.T. zu steuern. Die dargestellten NSCs müssen dabei nicht auf Seiten der Spieler stehen, das können durchaus auch Banditen oder neutrale Händler usw. sein.
    2. Die wesentlichen Informationen werden als Monolog dargestellt, z.B. die Anweisungen die der Anführer seinen Gefolgsleuten gibt. Kurze Zwischenfragen von anderen Gesprächsteilnehmern kann man zur Not noch einbringen, aber wie gesagt würde ich längere Dialoge unbedingt vermeiden.
    3. Der Meister fasst das Gespräch zusammen und gibt den Inhalt an die Spieler weiter, ohne den Dialog auszuspielen.
  • Moin, Tryptophan ,

    Ich weiß, dass das nicht genau das ist, wonach du gefragt hast, aber warum versuchst du es nicht einmal folgendermaßen:

    "Der kleine Schankraum ist recht leer, als ihr ihn betretet. In einer Ecke spielen ein paar Bauern Boltan. An einem anderen Tisch sitzt ein alter Magier, der sich gerade in ein Buch vertiefen will. Allerdings hat sich gerade der Wirt zu ihm gesellt und textet ihn mit seiner näselnden Stimme regelrecht zu. Der Magier quittiert dies nur hin und wieder mit einem brummenden 'Hmm, ja...' durch seinen zerzausten Bart, während er weiter in seinem Buch blättert. Seine und Eure Aufmerksamkeit ist jedoch geweckt, als das Wort 'Drache' fällt. Was tut ihr?"

    Was ich mit diesem kleinen Beispiel zeigen will: Du muss überhaupt niemanden darstellen. Du kannst auch einfach erzählen, was wie passiert, wer wie aussieht usw.. Meiner Erfahrung nach macht dieses Vorgehen das Spiel schneller und dymamischer und es nimmt dir den Druck, eine gute Performance hinzulegen. Außerdem willst du ohnehin den Ball immer möglichst schnell wieder deinen Spieler_innen zurückspielen, damit die sich nicht langweilen. Gerade im Online-Spiel klappt das nach meiner Erfahrung sehr gut.

  • Seine und Eure Aufmerksamkeit ist jedoch geweckt, als das Wort 'Drache' fällt. Was tut ihr?"

    Ihn ansprechen, und dann sprichst Du als SL den Wirt mit seiner näselnden Stimme und Du versuchst Dir eine näselnde Stimme zu geben. Die meiste wörtliche Rede von NSC ist ja mit SC, und nicht untereinander, und dann sind ja stimmliche Charakteristika immer noch da.

    Manchmal erfordern es auch - finde ich - Atmosphäre oder wichtige Details, dass doch mal ein Gespräch zwischen zwei NSC dargestellt wird. Das ist nicht so oft, aber kommt vor.

  • Ihn ansprechen, und dann sprichst Du als SL den Wirt mit seiner näselnden Stimme und Du versuchst Dir eine näselnde Stimme zu geben.

    Nö: "Der Wirt hebt an, ziemlich nasal:...". Man kann die Schauspielerei am Spieltisch komplett durch Beschreibung und Erzählung ersetzen. Ob man das will, ist eine andere Sache. Aber es geht.

  • Klar kann man das. Das mache ich ja z.B. mit Akzenten oder Dialekten, weil ich so etwas gar nicht. Aber Stimmen kann man ja durchaus etwas modulieren, da finde ich es schöner, wenn man das auch versucht etwas reinzubringen, statt nur manchmal zu erwähnen.

    Was nur ein- oder zweimal erwähnt wird halt auch schnell wieder vergessen oder wenigstens in den Hintergrund gerückt.

    Ich bezog mich auch darauf, weil es sich so las, dass, wenn man keine Dialoge zwischen NSC ausspielt, der Darstellung allgemein enthoben wird, und das ist ja nicht der Fall.

  • Ich kann hierzu sehr empfehlen, sich an Hörbüchern zu orientieren. Vor allem Stimmakrobaten wie Dirk Bach oder Katharina Thalbach können großartige Inspirationsquellen sein. Ich hab so einiges gelernt, einfach indem ich deren Darstellungen von Charakteren mitgesprochen habe. ;)