Eine Rondrageweihte, eine Hexe und viele Fragen

  • Den Zwölfen zum Gruße!

    Ich dachte mal, vielleicht interessiert es noch jemanden, auch wenn die Fragen ziemlich spezifisch sind - das Thema an sich kann man meiner Meinung nach schön breit fächern. Wenn es diesen Thread schon mal irgendwo so gibt, entschuldige ich mich, ich habe ihn auf meiner Suche aber nicht gefunden.

    Worum gehts? Um Hexen im Allgemeinen, um junge Rondrageweihte - ganz speziell um meine Gruppe, und auch ein bisschen generell um Aventurien und die Glaubens- und Moralvorstellungen.

    Ich habe in meiner Gruppe (neben einer horasischen Spitzelin und einem Jäger aus Nostria) eine Hexe aus Aranien, eine Schöne der Nacht. Hat eine Schwäche für alles, was mit Feuer und Basteln zu tun hat, kleine Katze im Gepäck, sehr jung, hält wenig vom Kämpfen (Mut 9...) etwas verplant - und ziemlich stolz darauf, eine Hexe zu sein. Ihre Mutter ist eine, für sie ist das ganz normal, sie freut sich, zu können, was sie kann. Und soweit meine bescheidenden Kenntnisse reichen, sind Hexen ja in Aranien, gerade wenn man das Matriarchat und die Kultur betrachtet, ja recht angesehen, oder? Meine Spielerin ist auf jeden Fall überzeugt davon, dass sie das "Hexe-Sein" in heimatlichen Gefilden und in der Gruppe gerne ganz offen ausleben möchte, sie steht zu ihrer Göttin und hat bis jetzt auch noch keine negativen Erfahrungen mit gewissen Praioten oder anderen gemacht - wie gesagt, sie ist zum ersten Mal von zuhause weg.

    In der Gruppe haben wir als Nummer vier eine Rondrageweihte, jetzt neu dazugekommen. Mh. Junge Frau aus Nordvest in Nostria, letztes Jahr geweiht worden, Salutaristin, noch sehr idealistisch veranlagt, vielleicht ein bisschen naiv,aber sehr bemüht, alles richtig zu machen - an sich aber manchmal fast ein bisschen zu offen, dafür gabs im hinterwäldlerisch-verstaubten Heimattempel auch ab und an mal etwas Ärger.

    Wir haben uns dazu entschieden, dass die Charaktere sich schon vor dem Abenteuer getroffen haben und jetzt zusammen durch die Gegend ziehen, meine Hexen-Spielerin möchte von sich aus auch gerne, dass ihr Charakter nach der ersten Zeit zusammen schon wissen, dass sie eine Hexe ist. (Am Rande: Wir sind im Norden unterwegs. Unsere Spionin hat der guten Hexe geraten, sich mal einen weniger auffälligen "Job" zu suchen - jetzt schleppt sie Zeug zum Basteln mit rum und verkauft kleine Figürchen und so ein Zeug. Klappt ...mittelmäßig. Die Spielerin würde glaub ich jedem gerne voller Stolz erzählen, was für eine coole Hexe sie ist. Kann manchmal ganz nett sein.)

    Mein Rondrageweihte hat mich jetzt gefragt, wie das denn aussieht mit dem Rondraglauben und der Hexerei - und ich muss ehrlich sagen, ich habe wenig Ahnung und auf die Schnelle nichts gefunden. Ich freu mich über alles, was ihr dazu wisst - vielleicht auch im Bezug auf die beiden Charaktere an sich. (Ist ja was anderes mit zwei jungen Abenteuerinnen als mit einem alterwürdigen Schwertmeister und einer Zirkelchefin.) Da die Gruppe zusammen reist, wird die Hexe der Geweihten ihre ... Gabe mitgeteilt haben, das denken wir alle. Nur - wie stehen die beiden wohl zueinander? Kann man da den Glauben aufgrund der Freundschaft zur Seite schieben? Misstraut eine der anderen danach? Betrachtet die Geweihte die Hexe eher als "Lämmchen" und lässt sie ihr Ding machen - oder verlangt ihr Glaube, ihr diesen Wahnsinn auszureden? Wie steht so eine Hexe eigentlich zu Geweihten der Rondra? Oder soll ich eins der Mädels anregen, lieber was anderes zu spielen, weil es sonst nicht klappt in der Gruppe?

    Was ich mir so gedacht habe: In der Priesterkaiser-Zeit sind ja beide verfolgt worden, deshalb dürfte die Feindschaft zumindest nicht so stark sein wie bei anderen Göttern (Praios). Salutaristen denken ja, dass in gewisser Weise jeder Ehre erlangen kann, und die Hexe hat bis jetzt äußerst selten im Kampf gezaubert, also ist das okay. Verstecken des "Hexe-Seins" bei einer etwas eitlen Aranierin stell ich mir schwierig vor - sie wird es trotz des Glaubens offenbart haben, denke ich. Abgesehen vom Glauben sind die beiden gute Kameradinnen.

    Was sagt ihr? Ich weiß, der Text war ewig lang, sorry, aber ich bin gespannt auf euer geballtes Wissen und eure Kommentare!^^

  • Die Rondrageweihte stammt aus Nostria und wurde in Nostria ausgebildet. Nun, Nostria kennt kein Silem-Horas Edikt, dieses E. besagt wer in Alveran sitzt (12e) ist ein Gott und alles andere nicht. Dementsprechend sind Hexen und der Satuariasglauben in Nostria keine Ketzerei sondern oft sogar hoch angesehen. Daher dürfte die nostrische Rondrageweihte auch keine Vorurteile gegen Hexen hegen.

  • Salvete Sodalis!

    Bei einer Salutaristin sehe ich tendenziell keine Probleme, sofern die junge Hexe nicht mit Beherrschungsmagie oder finsteren Flüchen um sich wirft oder Leute vergiftet. Die fremdländische, exotische Herkunft könnte da auch noch positiv reinspielen.

    Es gibt im Forum aber zwei Threads, wenn ich mich nicht irre, über Ronnys und die Stellung von Hexen im Mittelreich.


    Ist halt immer eine Frage der Toleranz und wie weit Spieler ihre Charaktere auch als Menschen begreifen, die ihre Moral und Lebenswirklichkeit nicht starren Dogmen unterordnen.

    "Pertinatia sapientiaque ad cognitionem cursus sunt."

  • In Aranien sind Hexen (umgekehrt zu den Gildenmagiern) sehr angesehen und haben wenig bis keinen Grund, geheim zu bleiben. Insgesamt ist es auch sonst nirgendwo verboten, eine Hexe zu sein, wohl aber, für magische Dienstleistungen Geld zu nehmen, oder anderen durch Magie Schaden zuzufügen (überall da, wo der Codex Albyricus gilt).

    Im Allgemeinen sind Hexen über das, was sie sind, außerhalb Regionen und anderer Regionen, in denen sie ein gewisses Ansehen genießen - Nostria etwa, während Andergast es eher mit den Druiden hat - zurückhaltend, und die junge, enthusiastische Hexe sollte wohl gelernt haben, dass Hexen eben dann doch einen Hehl daraus machen, dass sie Hexen sind, so aus alter Gewohnheit und als Vorsichtsmaßnahme.

    Eine Rondra-Geweihte sollte aber nur deshalb nichts gegen eine Hexe haben, weil es sich um eine Hexe handelt. Heimlichkeit, stillschweigend andere bezaubern, Unehrenhaftigkeit in ihren Augen, das wird sie stören, aber das gilt ja allgemein so. Dass es sich um eine Salutaristin handelt, macht es ja auch noch mal einfacher.

    Wenn die Hexe das aber gleich sagt, ist das ja sogar schon mal ein Pluspunkt.

    Nur weil "RG meets Hexe" sehe ich da allein deshalb kein Problem drin.

    Individuelle Einflüsse außen vor, aber die sind eben individuell und nicht professionsgebunden. Vielleicht mag es also zu Problemen führen, falls die Hexe mal mit heimlich spionieren, von hinten anschleichen, Leute belügen, Leute bezaubern ankommt, aber das muss sich halt erst noch zeigen und da spielt dann sicherlich mit rein auf Situation und Umfeld, wie es vorgetragen wird, um was es geht, was genau damit einhergeht. Aber solche Probleme mögen auch bei vielen anderen Vorschlägen aufkommen.

  • Ihre Mutter ist eine, für sie ist das ganz normal, sie freut sich, zu können, was sie kann. Und soweit meine bescheidenden Kenntnisse reichen, sind Hexen ja in Aranien, gerade wenn man das Matriarchat und die Kultur betrachtet, ja recht angesehen, oder? Meine Spielerin ist auf jeden Fall überzeugt davon, dass sie das "Hexe-Sein" in heimatlichen Gefilden und in der Gruppe gerne ganz offen ausleben möchte, sie steht zu ihrer Göttin und hat bis jetzt auch noch keine negativen Erfahrungen mit gewissen Praioten oder anderen gemacht - wie gesagt, sie ist zum ersten Mal von zuhause weg.

    Wie Schatti schon sagt: Hexen sind in Aranien (und Nostria) durchaus angesehen. Wobei die Hexe ja bereits verstanden hat, dass es nicht immer und überall von Vorteil ist, das herauszuposaunen und sich Mühe gibt. Kleine Fehler im Rollenspiel sind hier optimal für den Meister. Wenn nötig kann er das als Plot-Einstieg nutzen oder eben nicht.

    Ob die Rondra Geweihte ein Problem mit der Hexe hat, liegt an ihrem Verhalten (wenn die Geweihte sie sieht)... Analog zu einem Dieb oder Meuchler oder anderen unehrenhaften Tätigkeiten. Bekommt die Geweihte das mit, wird sie handeln müssen...

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Ob die Rondra Geweihte ein Problem mit der Hexe hat, liegt an ihrem Verhalten (wenn die Geweihte sie sieht)... Analog zu einem Dieb oder Meuchler oder anderen unehrenhaften Tätigkeiten. Bekommt die Geweihte das mit, wird sie handeln müssen...

    Wobei es sich ja um eine nostrische Rondrageweihte handelt. Demnach sind alle kultischen Handlungen und Formen der Anbetung von Satuaria nicht verboten. Gut möglich, dass die Geweihte sogar selbst Satuaria beispielsweise in Form von Tsatura achtet und ehrt. An der Ausübung von Magie wird sich die Rondrageweihte nicht stören, solange kein Schaden entsteht bzw. gegen die göttliche Ordnung und geltendes Recht verstoßen wird (Flüche, Dämonen, Beherrschung usw.). Als Nostrianerin wird die Geweihte auch Efferd hoch in Ehren halten, vielleicht mit den Gezeiten verbunden auch Mada, wodurch wir wiederum auf die Hexen zurück kommen...

    Generell halte ich Nostergast für eine sehr gute Einstiegsregion in die "Götter- und Geweihtenwelt" für Anfänger. Man kann vieles auslegen wie man will, weil die Region sehr frei und vielseitig in der Verehrung der Götter ist. Dort können die Kulte und Riten von Weiler zu Weiler verschiedener sein als der Boronkult zwischen Punin und Al Anfa. Somit kann man eigentlich nichts "verkehrt" machen.

  • Ich würde Hexe nun nicht mit Meuchlern auf eine Stufe stellen. Meuchler morden und brechen Gesetze. Hexe brechen nicht zwingend ein Gesetz, wenn sie zaubern. Es kommt auf den Zauber und Situation drauf an, natürlich, und wie schon geschrieben, wird kritisches Verhalten in Augen eines Ronnies unabhängig von Professionen durchaus kritisch aufgenommen, da ist es dann auch egal, ob es eine Hexe, Gildenmagie oder Händler oder sonst was ist.

    Daher halte ich es der Geweihten zu sagen für einen guten Einstieg, das wird bestimmt eher positiv aufgenommen, und man kann hinterher, falls es rauskommt, keine Geheimnisse vorwerfen.

    Kann natürlich gut sein, dass dann besonders ein Auge drauf gehalten wird, was und wann gezaubert wird, aber Magie kann eben auch verantwortungsbewusst eingesetzt werden, und da hat dann eine Salutaristin auch nichts gegen.