Helden in einer belagerten Großstadt

  • Nandus und Rondra zum Gruße!

    Wir spielen die alte Königsmacher-Kampagne und haben den ersten band gerade beendet (durch Roll20 konnten wir trotz Corona weiterspielen wie immer). Aufgrund einiges Stress mit anstehenden Doktorarbeiten haben wir uns jetzt allerdings entschieden, eine mal-sehen-wie-lange Pause einzulegen, sodass ich die kommenden Schritte schön planen kann.

    Für alle, die die Kampagne nicht kennen: im Horasreich ist unter den Kindern der Horaskaiserin Amene ein Krieg um die Thronfolge ausgebrochen. Der jüngere, Erzherzog Timor, hat sich vom Wahrer der Ordnung und mit Billigung des zweitmächtigstem Herzogs zum Kaiser ausrufen lassen, während seine Schwester gemäß der Erbfolge Königin Yaquiriens wird... aber der Horas-Titel wird schließlich an den Fähigsten vererbt, nicht an den Ältesten? Nicht wahr? Hah! So ungefähr lautet der Streit und zwischendurch geschehen noch einige horasische Intrigen samt zwischenzeitiger Invasion dreier weiterer Gruppen.

    Stand der Dinge ist, dass die Helden (auf Seiten Aldares, der Königin Yaquiriens und damit Herrscherin von Vinsalt - derzeit allerdings nach Arivor gefloh... naja, gerade nicht da) stehen und zuschauen, wie das Heer der Timoristen unter dem großen Feldherrn Ralman von Firdayon-Bethana Vinsalt einkesselt und schlussendlich erobern wird. Die Heldengruppe ist zu bescheidenem Ruhm, Reichtum und einiger militärischer Erfahrung gekommen:

    • Aldige Kriegerin, Verwandte des Marschall Folnor Sirensteen, war bereits als Capitana (Hauptfrau) für diesen an der erfolgreichen Belagerung Bomeds im Felde
    • Ihr bereits etwas betagter Leibwächter, der jeden Kniff kennt aber nicht mehr ganz so schnell ist, ein ehemaliger Aufseher einer Plantage in den südlichen Kolonien
    • Neureicher/Stadtadliger mit doppelt-phexischem Interesse: entstammt einer Händlerfamilie, kann aber auch einbrechen (und fechten)
    • Eine geweihte Draconiterin, der kluge Kopf der Gruppe und potentiell wehrhaft gegen feindliche Magie
    • (Manchmal dabei: eine einfache Söldnerin, die sich den Helden als ortskundige Führerin angeschlossen hat und nichts von der Welt oder Politik versteht)

    Die Gruppe sollte sich also irgendwie in der belagerten Stadt nützlich machen, ohne dabei umzukommen oder die letztendlich gescriptete Niederlage aufhalten zu können. Vinsalt ist als Stadt übrigens für einen geschlossenen Belagerungsring zu groß, der Feind wird also 2W6 kleinere Lager errichten und mit schwerem Geschütz so lange auf die Verteidiger schießen, bis der Stadtrat den Baron zur Aufgabe überredet - oder dessen Anwesen von einem Stein getroffen wird. Niemand möchte die Hauptstadt brandschatzen. Das Kräfteverhältnis ist zahlenmäßig ausgeglichen, jedoch steht der größte Kriegsheld mit erfahrenen Veteranen ein paar Söldlingen plus Stadtmiliz ohne kompetenten Kommandanten gegenüber. Vinsalt spielt auf Zeit, die Hilfe kommt jedoch zu spät.

    Geplant ist, dass der Eroberer Ralman anschließend triumphal in die Stadt einreitet, dem Lokaladel sämtlichen Widerstand vergibt und die Helden schließlich die Möglichkeit haben, ihn als einen der wichtigsten Charaktere der Kampagne zumindest ein wenig kennen zu lernen. Sie dürfen auch zwischendurch wegen Widerstands inhaftiert und begnadigt werden oder so. Die Kriegerin neigt jedoch etwas zu fatalistischen Selbstmordaktionen (aus denen sie sich dann per Doppel-1 rettet).

    Spontan dachte ich an Ausfälle, Kommando über ein Torhaus, ein Geschütz etc. Man könnte auch einen wichtigen Adligen aus der Stadt eskortieren (und dann zurück?), Nachrichten überbringen oder vielleicht einen feindlichen Magus ausschalten? Heldentaten eben. Leider fällt mir da nichts kreatives ein.


    Für Ideen und Anregungen, insbesondere für Aufgaben für die Helden aber auch zur allgemeinen Ausgestaltung wäre ich sehr dankbar!

  • Wenn die Gegner nur 2W6 Standlager errichten, können sie unmöglich den Nachschub an Lebensmittel, Waffen und Informationen in die Stadt unterbinden - was nicht heißt, dass sie es nicht versuchen werden.

    Die Helden könnten sich also als Eskorte für Lastenträger verdingen, welche in einer Nacht- und Nebelaktion Nachsschub aus dem Umland in die Stadt schmuggeln wollen.

    Also erst rausschleichen, dann (hoffentlich) am vereinbarten Treffpunkt auf die Nachschubgüter stoßen, dann sich in die Stadt zurück schleichen.

    Jede Stadtmauer ist nur so sicher, wie die Herzen derer, die sie verteidigen. Verrat war die Hauptfallursache von irdischen Städten und Burgen.

    Die Helden können also als "Gegenspionage" versuchen, Verräter daran zu hindern, nachts eine Strickleiter vom Turm herabzulassen, mit präparierten Pfeilen Botschaften zu den Belagerern zu schießen, Vorräte oder die Trinkwasserversorgung zu sabotieren...

    Soweit erstmal, morgen vielleicht mehr, es ist spät.

  • Hey, danke für deinen Beitrag.

    Schutz von Nachschublinien ist eine sehr gute Idee, genau wie das mögliche Unterwandern von Widerstandskämpfern innerhalb der Stadt. Letzteres wird sowieso eine große Rolle spielen, da die Timoristen in jeder Nacht zumindest neue Grafittis anbringen werden.

  • Hmm, so einige spontane Ideen, was man als Aufhänger für Plot´s verwenden könnte. Alles mit eher groben Wissen über die Kampagne, das Horasreich und Vinsalt:

    Die Vorräte werden knapp.

    Auch ohne einen geschlossenen Belagerungsring sind die gewaltigen Lieferungen an Lebensmitteln für ~60.000 Einwohnern kaum durch einfachen Schmuggel zu decken. Knappheit, Rationierung und Engpässe sind also sicher. Ebenso wie daraus resultierende Unruhen. Damit könnte man folgende Plots aufbauen:

    -Verfrühter Hunger.

    Die Vorräte werden knapp, Lebensmittel werden teuer und Hunger macht sich breit... aber viel zu früh! Einige Lager und Kornspeicher sind leerer als sie sein sollten und Teile von einigen der Lieferungen, die es angeblich nicht durch die Belagerung hindurch geschafft, finden sich doch in der Stadt wieder. Woran liegt das? Ein oder mehrere gewissenlose, kriminelle Händler, die Wachen schmieren, Vorratslager leeren und Lieferungen abfangen, um die Preise künstlich in die Höhe zu treiben? Vielleicht stecken dahinter einige Adlige, die sich nicht an die Beschränkungen oder Rationierungen halten, bzw. aus Angst große Lager für sich und ihre Familien anlegen? Oder es sind gar die Timoristen, die über den Umweg korrupter Händler, geschmierter Wachen, etc. und versteckter/vernichteter Lebensmittel die Stadt schneller aushungern und zur Aufgabe bringen wollen?

    -Besorgung und Schutz von Gütern über den Yaquir.

    Die Belagerung ist aufgebaut und Lieferungen über Land werden aufgehalten, aber die Belagerer haben noch nicht genug Schiffe, um den Hafen komplett zu blockieren. Das wird sich zwar bald ändern, aber die Helden wissen/erfahren/werden vom Stadtrat/Händler informiert, dass ein Handelsschiff voller Güter zwar erwartet wird, aber nicht kommt. Weil das Schiff einige Meilen entfernt von den Belagerern aufgebracht wurde/der Kapitän ein Timorist ist und das Schiff bei einem der Kriegslager am Fluss gestoppt hat/das Schiff dank einem unerfahrenen Kapitän auf eine Sandbank aufgelaufen ist.

    So oder so, das ist nichts wo man nen Trupp Söldner/Stadtgardisten hinschickt. Das ist was für eine kleine, eingespielte Gruppe. Heldenarbeit eben. Einen Kapitän suchen, der bei dem Wagnis mitmacht, aus dem lockeren Belagerungsring schlüpfen und zum Schiff, das Handelsschiff zurückerobern/entern/heimlich klauen/wieder flott machen und es zurück nach Vinsalt schaffen. Alles mit der Bedrohung, dass für die Timoristen eine Schivone auf dem Weg ist, um die Belagerung zu verstärken und den Yaquir zu sichern.

    -Aufkeimende Unruhen

    Die Helden haben es geschafft und Nahrungsmittel besorgt! Entweder über den Yaquir oder über andere Wege. Nun sollte es mit der Versorgung eigentlich besser sein, doch in einem der ärmeren Viertel kommt es immer wieder zu Unruhen und Aufstände, weil die Menschen dort der Hunger treibt. Irgendwann muss der Stadtrat oder der Baron anfangen Lebensmittel rationiert auszugeben. Sobald sich die Preise z.b. für einen Laib Brot auch nur verdoppeln, werden sich das die Armen, die so grade so über die Runden kommen kaum mehr leisten können. Doch was ist, wenn auch hier irgendjemand gierig wird oder Lebensmittel abzwackt?

    Der Baron/Stadtrat hat Armenspeisungen und die rationierte Ausgabe von Lebensmitteln beschlossen, aber in einem Viertel wird weiter gehungert. Die Helden können herausfinden, dass der Hauptmann der Söldner oder Stadtgardisten, der die Ausgabe dort überwachen soll einen guten Teil der Nahrungsmittel für die eigenen Männer abzweigt. Das bietet Stoff für interessante Konfliktsituationen und moralische Fragen. Was soll man mit den Übeltätern machen? In einer Belagerung kann man kaum dringend benötigte Kämpfer einsperren. Vielleicht sind die Argumente des Hauptmanns auch für manchen Helden nachvollziehbar? "Meine Männer sind 14 Stunden am Tag auf den Beinen. Immer kampfbereit, immer wachsam und ihre derzeitige Ration sind zwei Scheiben Brot und eine Schale Eintopf am Tag! Ich hab nur dafür gesorgt, dass daraus drei Scheiben und eine zusätzliche Kelle Eintopf werden! Die Leute hier hungern, ja. Aber weder verhungern sie, noch verteidigen sie die Stadt derzeit mit ihrem Leben!"

  • Das sind wirklich gute Ideen, danke! Besonders das Szenario um das zu bergende Schiff könnte ganz gut zur Gruppe passen: irgendeine Tarnung überlegen, zum Schiff gelangen, die Wache überwältigen und den Timoristen eine lange Nase drehen, während man mit der Fracht den Yaquir hinab schippert. Im Idealfall hat außerdem einer der Helden vorher die am Ufer angebrachten Ballisten der Belagerer sabotiert. Ja, damit könnte man einen Abend füllen...

    Knappe Rationen etc werde ich mit Sicherheit auch ansprechen, allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass Ihre Wohlgeboren Thalya von Sirensteen-Schelf in der Suppenküche für korrekte Ausgaben sorgt. Und nach zwei Detektiv-Abenteuern auf der Suche nach Giftmördern und -mischern wäre die Suche nach fehlenden Kornsäcken etwas zu viel vom Vinsalter Untergrund. Aber es reicht ja schon, immer mal wieder zu schildern, wie sich lange Schlangen vor den Travia-Tempeln bilden und die Garde täglich mehrfach Unruhen auf den Märkten oder am Hafen beruhigen muss.

    Deine letzte Idee vom Hauptmann werde ich vielleicht als Geschichte-die-man-so-hört einbringen, ohne, dass die Helden den Schuldigen selbst überführen müssen.