Besessener Lebensring bei Geoden?

  • Hallo!

    Ich bin zum ersten Mal damit konfrontiert einen zwergischen Geoden detailiert als NPC auszuspielen. Die zwergischen Geoden verfügen ja über das Traditionsartefakt „Lebensring“ bzw. „Schlangenring“. Die Bindung des Rings erfolgt nach DSA4-Regelwerk mittels „Weihe der Schlange“ (WdZ:128). In DSA5 heisst das nun „Bindung des Rings“ (AMAII:34).

    Ein Aspekt, der in WdZ behandelt, aber in den DSA5-Regeln meines Wissens gar nicht thematisiert wird, ist die Wirkung des gebundenen Lebensrings auf Geisterwesen. So soll der Ring laut WdZ wie ein Besessenheitsmagnet wirken, der Geisterwesen förmlich anzieht. Ich würde diesen Effekt gerne in DSA5 umsetzen (der Geist eines verstorbenen Wahnsinnigen fährt in den Halsring ein), bin aber nicht sicher, wie sich auf Geisterwesen bezogene Zauber/Liturgien/Schamanenrituale auf den Halsring und seinen Träger auswirken – gerade wenn es um solche Effekte wie Austreibung, Bannung usw. geht. Daher folgende Fragen:

    1) Woran merkt der Geode, dass sein Lebensring besessen ist und wie lässt sich der Geist im Objekt am besten erkennen? Bringt ein ODEM ARCANUM oder ein ANALYS ARCANSTRUKTUR hier überhaupt etwas? Kann ein anderer Magier bei so einem „aufgeladenen“ Objekt die verschiedenen astralen Matrizes überhaupt soweit differenzieren, dass er den Geist im Lebensring identifizieren kann?

    2) Gilt der Lebensring während der Einwohnung durch den Geist als "normales" besessenes Artefakt?

    3) Entwickelt der Geist oder der Lebensring eine eigene Art Seelenkraft bzw. Magieresistenz, die es z.B. dem Geoden schwerer/unmöglich macht, Ringzauber zu wirken?

    4) Sind Gegenrituale/-zauber riskant für den Träger des Lebensrings! Der Ring kann ja zu Lebzeiten des Geoden nicht abgenommen werden! Exorzismus dürfte nicht in Frage kommen, da nur bei besessenen Lebewesen wirksam. Ist denn ein HEPTAGRAMMA/PENTAGRAMMA für den Geoden irgendwie gefährlich? Der Lebensring soll bei der Austreibung/Bannung nach Möglichkeit nicht zerstört werden.

    5) Blockiert der Geist während der Einwohnung Volumenpunkte des Rings?

    Danke für eure Hilfe!

  • Also, ich habe mich ein bisschen eingelesen. Dass da ein Geist im Ring ist, wird der Geode meiner Meinung nach merken. Der Ring wird hauptschlich erschaffen, um die Seele des verstorbenen Zwillingsbruders (tragischer Teil der Geschichte aller Geoden) aufzunehmen. Genau genommen, teilen sich nach zwergischem Glauben Zwilinge eine Seele, die beim Tod eines der beiden zerissen wird. Durch die Aufnahme in den Ring wird sie wieder vollständig. Einige haben in dem Flüstern eines Mindergeistes aber auch schon ganz freudianisch geglaubt, ihren Bruder zu hören.

    Meiner Meinung nach ähnelt die Besessenheit des Ringes eher der Besesenheit eines Kulturschaffenden als eines Artefaktes, also Gegenstandes, da sie nicht bei der Bindung des Artefakes erfolgt und wieder rückgängig gemacht werden kann, ohne den RIng vollstndig zu entzaubern. Das schließe ich daraus, dass einge Herren der Erde eine solche Besessenheit willtentlich herbeiführen. Spätestens, wenn die Seele des Bruders gefunden ist, muss der Platz aber wieder frei gegeben werden, denn ihr ein Heim zu bieten ist die eigentliche Hauptaufgabe des Ringes.

    Für eine Austreibung kommen damit die Methoden in Frage, die auch beim Exorzismus eines Kulturschaffenden dienen könnten, dazu vielleicht ein Elementarbann bei Mindergeistern, Geisterbann bei Geistern und Pentagramma bei Dämonen. MIt den Kontrollproben kann man sie vielleicht auch bitten oder ihnen befehlen, wieder zu verschwinden, gerade bei Kenntnis passender Herbeirufungs- und Beschwörungszauber. Irgendwann verliert der "Gast" vielleicht aber auch von allein die Lust und zieht seiner Wege.

    Volumenpunkte dürften nicht verbraucht werden, nur der Platz für die Seele de Zwillings wird vorübergehend besetzt. Es sei denn, man zöge das Schamanenritual Geist der Keule (WdZ167) als Vergleichsgröße heran.:/ Aber eine Aufnahme durch ein Ritual erfolgt beim Ring ja gerade nicht.

    Sollen die Rituale des Rings benutzt werden, wärend er besessen ist, ist meiner Meinung nach eine Loyalitätsprobe für den "Gast" nötig, wie bei einem anderen besessenen Artefakt. Da Herren der Erde die Bessenheit, wie schon erwähnt, bisweilen willentlich herbeiführen, würde ich als Spielleiter Erleichterungen auf die Aktivierungsproben zum "Gast" passender Rituale gewären. Bei einem Feuergeist z.B. auf den Wasserbann und Herr der Flammen, bei einem Humusgeist auf Kräfte der Natur und Weg durch Sumus Leib, bei einem Luftgeist auf Launen des Windes und wirbelnder Luftschild, bei einem Wassergeist Macht über den Regen, bei einem Erzgeist Magetismus und Weg durchs Sumus Leib. Ein Totengeist kann Ratschläge erteilen. Dämonen und Mindergeister dagegen sind immer unerwünscht, lästig oder gar gefährlich (kluge Dämonen könnten aber listig spielen). Wahnsinnige Geister will man natürlich auch loswerden.

    Das wären meine zwei Cent zu dem Thema. Leider ist WdZ bei diesem Kuriosum sehr knapp mit Infos. Ich hoffe, meine Ideen helfen dir ein bisschen weiter.

  • Wow! Vielen Dank für die Mühe! :thumbup: Das ist eine sehr schöne Anleitung, wie ich die eingangs geschilderten Fragen elegant ausräume - für den Fall, dass meine Runde zuviele dieser lästigen "warum"-Fragen stellt ^^! Wird sich dann vermutlich besonders um die Frage der Austreibungsmethode drehen. So ausführlich wie du es dargestellt hast, habe ich dann genug Munition zum argumentieren.

    In meinem Fall handelt es sich um einen Diener Sumus. Der Beherrschungsaspekt fällt dann eher raus und der Geode wird wohl versuchen, den Geist möglichst schnell wieder loszuwerden - zumal der ungebetene Gast eher ins Noionitenkloster als in den Lebensring gehört! Wobei mir die Idee mit der Verwechslung mit dem verstorbenen Bruder richtig gut gefällt! Aber wenn der neue Gast nur in Bosparano und nicht Rogolan daherschwätzt, fällt das wohl doch recht schnell auf. Besonders schön fände ich die Lösung, dass sie den Geist via GEISTERGEFÄSS einsperren und zwecks weiterer Untersuchungen mitnehmen.

    Eine weitere Frage zu deiner Aussage, dass Herren der Erde, die Besessenheit willentlich herbeiführen. Das scheint mir angesichts ihrer Denkschule auch nachvollziehbar. Hast Du da vielleicht einen Tipp, wo ich konkretere Infos dazu finden kann? Gibt es da "historische" Beispiele bekannter Geoden (Romane o.ä.)?

  • Wobei mir die Idee mit der Verwechslung mit dem verstorbenen Bruder richtig gut gefällt! Aber wenn der neue Gast nur in Bosparano und nicht Rogolan daherschwätzt, fällt das wohl doch recht schnell auf.

    Ich beziehe mich auf den Halbsatz in WdZ128 "[...] doch wurde auch schon von Geoden berichtet, die in der Aktivität eines verspielten Mindergeistes die Stimme ihres Bruders zu vernehmen glaubten." Mindergeister sind alles andere als intelligent (sie haben eigentlich gar keine) und existieren maximal ein paar Wochen, selten länger, wenn sie an einer astralen Kraftquelle (vielleicht wie ein Artefakt oder ein Magiewirker) befinden. Will heißen - sie sind nicht sprachfähig. Die gewaltige Sehnsucht des Geoden nach seinem verstorbenen Zwilling kann seinem Verstand Streiche spielen. Welche Sprache der verrücke Geist spricht, ist also zunächst irrelevant. Du kannst eine passende Probe vom Geodenspieler fordern oder verdeckt würfeln (in DSA4.1 würde ich Intuition wählen) und je nach Ergebnis beschreiben, dass er eine Präsenz spürt, die etwas ausfüllt, das ihm fehlt. Wenn sie sehr gut gelingt auch gleich, dass irgendetwas nicht stimmt. Wie misstrauisch der Geode reagiert, würde ich aber dem Spieler überlassen. Die Besessenheits-Problematik ist ihm vielleicht bekannt (Magiekunde), aber gib ihm ruhig die Chance auf etwas dramatisches Rollenspiel, ehe das Problem deutlich wird.

    Eine weitere Frage zu deiner Aussage, dass Herren der Erde, die Besessenheit willentlich herbeiführen. Das scheint mir angesichts ihrer Denkschule auch nachvollziehbar. Hast Du da vielleicht einen Tipp, wo ich konkretere Infos dazu finden kann? Gibt es da "historische" Beispiele bekannter Geoden (Romane o.ä.)?

    Das ist der erste Halbsatz "Manche Herren der Erde nutzen diese Eigenschaft, um Elementargeister in ihren Ring zu binden (entsprechende Kontrollproben um 3 erleichtert), [...]".

    Daraus schließe ich, dass es a) rückgängig gemacht werden kann, denn auch die Herren der Erde wollen wieder eins mit ihrem Zwillinng sein und b) dass sie in irgendeiner Form davon profitieren. Meine Idee mit Erleichterungen auf die Rituale habe ich ja vorgeschlagen. Geoden ist es übrigens grundsätzlich möglich, Techniken der jeweils anderen Denkschule zu erlernen, so ein geeigneter Lehrmeister zu finden ist. Wenn Charakter und Spieler also durch das Ereignis darauf neugierig werden, kannst du auch einem Diener Sumu zugestehen, sich da weiterzubilden. Schamanenkeulen, Dschinnenwaffen und -Rüstungen aus Mherwed und die Haringastar-Waffen der Fjaninger wären aber auch Beispiele, bei denen man ganz bewusst Artefakte von Geistern besessen lässt, um davon zu profitieren. In diesen Fällen aber permanent. Es muss also nichts Schlechtes sein, auch wenn die "Nebenwirkungen" wie die nötigen Loyalitäts-Proben Probleme mit sich bringen können.

    Leider erschöpft sich mein Wissen über die Bessenheit der Geodenringe im grauen Kasten in WdZ128. Geoden werden im DSA4(.1)-Material etwas stiefmütterlich behandelt und ich habe nur solches. Um ehrlich zu sein, ich habe durch dich zum ersten Mal davon gehört und musste es für mich selbst ersteinmal einordnen. Also gute Nachrichten: Dir bleibt viel Platz für eigene Kreativität.;)

    Hast du Zugriff auf WdZ? Sonst könnte ich dir bei Gelegenheit den grauen Kasten guten Gewissens komplett zitieren. Das ist sehr wenig Text, also auch nicht viel Arbeit und von Uisses abgesegnet. Aber ich glaube, ich habe das auch schon alles irgendwie erwähnt.

    Einmal editiert, zuletzt von Gast (31. März 2020 um 19:12)