Wie geht eure Gruppe mit Al'Anfa um? Welche Funktion erfüllt dieses Imperium und besonders die Stadt Al'Anfa in eurem Aventurien? Wie reagiert der Großteil eurer SCs auf die mit diesem Reich einhergehenden Reizthemen?
Nicht erst beim Beispiel "Grüne Hölle" wurde in unserer Runde das spezielle Verhältnis der SCs zu Al'Anfa deutlich.
Kleiner Spoiler zum Einstieg in Grüne Hölle I
Als im ersten Teil Porto Velvenya, Al'Anfas Kolonie in Uthuria, zu retten war, konnten einige SCs davon nur sehr schwer überzeugt werden. Der erste bestimmende Tenor war: "Sklaventreiber, Raubmörder und blutige Kolonialisten werden von entschlossenen Einheimischen in das Meer zurück gejagt? Damit kann ich leben."
Bereits in "An fremden Gestaden" galt ein nicht unwesentlicher Teil der Bemühungen der SCs nicht bloß darin, zu den Stämmen rund um Porto Stoerrebrandt eine friedliche Beziehung aufzubauen, sondern sie vor allem auch vor der al'anfanischen Gefahr zu warnen, ggf. sogar ein Bündnis gegen Porto Velvenya zu schmieden.
Die sich daraus ergebenden Probleme mit der Kampagne sind offenkundig, betreffen aber auch weitere Abenteuer.
Al'Anfa, Stadt und Imperium, ist die Perle des Südens und zugleich die Pestbeule des Südens.
Doch nahezu alle Kontakte der SCs fokussierten sich auf den Aspekt der Pestbeule. Selbst falls Al'Anfaner nicht die direkte Opposition darstellten, reagierten die SCs insbesondere auf die Aspekte der Sklaverei und des sehr scharfen Kontrasts zwischen Arm und Reich stets ablehnend. Als beispielsweise ein Graumagier der Gruppe sich in die Halle der Erleuchtung begab, um über die Einsicht in eine Zauberformel zu verhandeln, bedienten ihn und den Adeptus der Halle eine junge, stille und stets unterwürfig herab blickende Frau. Während der Adeptus der Halle die Dame zwar als Sklavin wie einen hübschen Einrichtungsgegenstand behandelte und kaum beachtete, war das Empfinden des Graumagiers ein anderes. Zwar erkannte er Jugend und Attraktivität - der Konflikt bestand nicht in der Anerkennung dieser Attribute -, doch empfand er Mitleid mit ihr. Daher ruhte sein Blick nicht ihrer Schönheit wegen länger auf ihr, sondern da er das Brandmal erkannte, gleich einem Rind wurde sie einem besonderen Akademiesiegel gebrandmarkt. Die Fragen, wie die Frau hierher gekommen sein mochte, mit welchen Mitteln sie wohl gefügig gemacht worden war und welche Dienste, außer Tee und Gebäck zu servieren sowie sich in knapper Kleidung von Gästen anstarren zu lassen, sie wohl noch erfüllen musste, beschäftigten ihn und erzeugten ihm Übelkeit. Noch dazu hatte er in den letzten Jahren zahlreiche Kontakte zu einigen Stämmen der Waldmenschen und darunter einige Freunde gefunden.
Bloß wenige SCs, darunter ein fasarer Schwarzmagier, haben mit derartigen Verhältnissen weniger Probleme, doch selbst diese reagieren spätestens dann ablehnend, wenn gewisse Grenzen im Umgang überschritten werden oder persönliche Bekannte betroffen sind.
Sicherlich kommen derartige Schwierigkeiten auch in Fasar und einigen anderen Regionen Aventuriens vor, selbst Leibeigenschaft unter einem strengen Herren im Mittelreich kann äußerst unangenehm sein, doch ist gerade Al'Anfa betroffen:
Die Perle:
Al'Anfa gilt als ein Hort der Kultur, der Bildung und des Glaubens.
So gibt es in Al'Anfa u.a. zahlreiche Wunder der Baukunst zu bestaunen, darunter den überwältigenden Koloss von Al'Anfa, über 16 verschiedene Tempel, besonders der prächtige Borontempel, die komplette Stadt des Schweigens, Paläste der Granden, gar der vollständige Silberberg, das Labyrinth des Bal Honak als eines der zwölf Menschenwunder und vieles mehr.
Al'Anfa verfügt über zahlreiche Güter, Rohstoffe und verarbeitete Produkte, stellt eine sehr große Seemacht und verfügt über ein zumindest auf dem Papier brauchbare Landstreitkräfte.
Nicht allein eine Magierakademie, sondern gleich eine komplette Universität mehrt Bildung und Erkenntnis, sichert den wissenschaftlichen Fortschritt, darunter einerseits viele seltene Zauberformeln und andererseits auch rein weltliches Wissen, z.B. das Bestimmen der Breiten- und Längengrade. Daneben existieren der Orden der Gesegneten Heilerschaft der Peraine-Gläubigen und mehrere andere Einrichtungen.
Neben einer herausragenden und durchwegs besonderen Bedeutung für den Boronglauben, inklusive Geweihter, welchen Boron nach wie vor mit seinen Segen verleiht, huldigt Al'Anfa vielen weiteren Göttern und Halbgöttern, toleriert sogar einen Tempel zu Ehren Rur und Grors.
Die Pestbeule:
Die Bedeutung Al'Anfas für den Boronglauben ist nicht bloß groß, sondern besonders aus Sicht der nördlichen Reiche zumindest umstritten. Schlimmer als jeder Ungläubige oder einfache Fehlgläubige stehen sie in einem bewussten Widerspruch zur puniner Lehre. Außerdem setzen sie den Raben an die Spitze, nicht die Sonne, nicht Praios, welches nicht weniger als ein massives und im höchsten Grad gefährliches Rütteln an den Grundfesten Deres darstellt, zumindest in den Augen der Praioskirche und gewiss auch einiger anderer Kirchen des zwölfgöttlichen Pantheons. Dekadenz, anhaltender Drogenrausch und Blutopfer sind Teil dieses Boronglaubens oder stehen ihm zumindest nicht im Weg.
Raub, Mord, Vergewaltigung sind zentrale Prinzipien, auf welchen Al'Anfa in einer langen Tradition als Sklavenfänger, -jäger, -halter und -händler aufbaut, bewahrt und fördert. Komplette Stämme, autark lebende Völker werden verdrängt und vernichtet. Bewaffnete Truppen überfallen Dörfer, stehlen alles von Wert und entführen die Einwohner; wer sich ihnen in den Weg stellt, wird getötet. Die Kinder werden zum Spielzeug eines Granden oder arbeiten sich in engen Minenschächten zu Tode. Die Mutter wird im Schlafzimmer vergewaltigt und schließlich, nachdem sie langweilig geworden ist, weiterverkauft, vielleicht auch verstümmelt oder exekutiert, falls sie sich zu sehr gewehrt haben sollte, bestenfalls darf sie auf ein Leben als unterwürfige Dienerin hoffen. Der Vater muss unter dem Johlen der Menge um sein Leben kämpfen, seine ehemaligen Nachbarn und Freunde töten oder selbst getötet werden. Zudem plagt sie meist die Unwissenheit und Sorge, wie es dem Rest ihrer Familie ergangen sein mag. Dabei betrifft dies nicht allein die zahlreichen Stämme der Waldmenschen, sondern, neben Teilen der eigenen Bevölkerung, auch Menschen jedweder anderer Herkunft, vom Horasreich über das Mittelreich bis hin zu Bornland und Thorwal bleibt niemand verschont, evtl. nicht einmal die eigene Schwester, Bruder, Mutter und Vater.
Krieg gegen das Kalifat, Kämpfe mit dem Horasreich, Ambitionen zur Eroberung der südlichen Reiche, alles nahezu erfolglos, auf der einen Seite und nur wenige positive diplomatische Beziehungen auf der anderen Seite lassen Al'Anfa mit eher wenigen Freunden und Verbündeten zurück.
Machtmissbrauch, Korruption und selbst für aventurische Verhältnisse eindrucksvoller Fanatismus sind bezeichnende Elemente der al'anfanischen Regierung.
Al'Anfa wird geprägt von Sittenlosigkeit sowie dem großen Gegensatz zwischen einerseits der enorm kleinen und extrem reichen Oberschicht und andererseits allen anderen, darunter auch bitterlich verarmten Menschen; vom enormen Reichtum profitiert bloß ein winziger Teil der Bevölkerung.
Dieses Thema soll sich primär mit der Darstellung Al'Anfas und ähnlicher Elemente Aventuriens beschäftigen und zugleich speziell mit den Fragen, welche Funktion Al'Anfa für das Spiel erfüllt und wie die SCs ingame damit umgehen.
Abweichungen sind zwar gewiss möglich, sollten sich jedoch im Rahmen halten und vor allem nicht zu politischen Diskussionen hinsichtlich den Gegebenheiten der realen, irdischen Welt führen, wie sie zuletzt in diesem Forum und abseits davon aufgekommen sind. Ich möchte, auch ohne mich dessen explizit versichern zu müssen, davon ausgehen, dass offgame kein Forennutzer Fan von Sklaverei, Todeskämpfen, Vergewaltigung usw. ist.