Al'Anfa - Freund oder Feind?

  • Liebeigenschaft und Sklaverei darf nicht verwechselt werden - und vor allem, nicht aus heutiger irdischer Sicht.

    Leibeigne haben wenigsten noch "paar" Rechte und Schutz, Sklave bedeuetet "Eigentum". Liebeigne werden nciht bis zum Tode umfallen ausgebeutet, Sklaven sind ja "leicht" ersetzbar - und wer das olle "Verschollen in Al'Anfa" kennt, weiß was ich meine.

    Sklaven können wie Vieh verkauft werden etc. Diese Unmenschlichkeit wurde ja über Jahrunderte in Aventurien bekämpft, und schließlich fast überall verboten ... obwohl vor einigen Jahren in Havena noch manche Adligen sich Necker hielten.

    Warum Al'Anfa überhaupt Sklaven halten muß, dafür gibt es leider keinen sinnvollen Hintergrund, denn die irdischen Probleme in der neuen Welt dürften in Aventurien nicht aufgetreten sein. Nennen wir es Tradition, oder ein Merkmal der Boronherrschaft.

    Sklaven haben je nach Gesetz auch Rechte. Wobei das natürlich mit der unübersichtlichen und widersprüchlichen Jus Meridiana in der Praxis so eine Sache ist. Aber in der Praxis ist der sewerische Leibeigene seinem Bronnjaren genau so vollkommen ausgeliefert.

    Vor allem aber sind Sklaven nicht "leicht" ersetzbar. Typische Sklaven gibt es für mehrere hundert Dukaten, Sklaven mit besonderen Fähigkeiten leicht für mehrere Tausend Dukaten. Wirklich billig sind nur Kleinkinder oder Krüppel, aber von denen hat man halt auch nicht besonders viel, wenn man noch Unterhaltskosten bedenkt.

    In Anbetracht dieser Preise wird ein typischer Sklavenhalter schon sehr auf die Gesundheit seiner Sklaven achtgeben und sie eben nicht leichtfertig verschleißen. In der Praxis dürften die Lebensbedingungen meist besser sein als bei Leibeigenen.

  • Ich könnte dich entführen, anketten und befehlen das du das Acker umpflügst oder ich peitsche dich zu Tode. Kosten - nur die Bezahlung für meine Sklavenjäger. Muckst du auf, stech ich dich zur Warnung aller ab. Rechte - pah, doch nicht auf meinem Land, bei Boron.

    So, und nun Leibeigene - kann ich sie verkaufen? Nein. Dürfte ich jemanden todpeitschen? Und woher den Ersatz nehmen? Äherm, wenn wir dein Praxisvergleich auf die gute alte Erde versetzen, ging es den Bauern im MA nicht unbedingt schlecht, manche schafften es gar zum freien Großbauern. Die Sklaven in Amerika hingegen waren, ja Sklaven halt, lebten auf engen Raum in Hütten, bekamen gerade genug zu Esssen damit sie ihre Arbeit für ihre Besitzer verrichten konnten; die Überfahrt nach Amerika, wo viele unterwegs schon starben, nicht mitgerechnet.

    Es macht schon einen Unterschied aus, ob man seinen Bauern als Menschen oder seinen Skalven als "Nutzvieh" ansieht.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich könnte dich entführen, anketten und befehlen das du das Acker umpflügst oder ich peitsche dich zu Tode.

    Genau das kann aber auch mit einem Leibeigenen im Bornland geschehen. Da kann der Bronnjar nach eigenem Gutdünken mit ihnen umgehen, in LdsB wird der Vergleich angebracht, dass er wie ein Gott über ihnen steht und jegliche Strafe über sie oder ihre Familie verhängen kann. Einige tragen Halsreifen, und sie können an andere Adelige weiter verkauft werden.


    Ich bin mir aber nicht sicher, ob es hier um die Sklaverei gehen soll (die es auch, wie schon angemerkt wurde, in verschiedenen Formen in recht vielen anderen Teilen Aventuriens gibt, weil über diese gefühlt hauptsächlich diskutiert wird), oder über Al'Anfa als Stadtstaat.

    Die Eingangsfragen fragen nach Al'Anfa, der Rest dreht sich meinem Eindruck nach um Sklaverei.Die ist zwar in Al'Anfa sehr präsent, aber das gilt eben auch für viele andere Orte und ganze Regionen.


    Ich persönlich habe als Spielerin gelernt (so ab 2000 und in den frühen 2000ern über noch DSA 3 Publikationen), dass Al'Anfa die böse Pestbeule ist und finde in den Beschreibungen auch vieles, was dies unterstützt.

    Tatsächlich habe ich allerdings fast nie in Al'Anfa gespielt. Einmal ein FAB angefangen, das nicht weit kam, vor wenigen Jahren ein Con-AB gespielt, das dort anfangs spielte, aber Hauptschauplatz war der Dschungel weit weg von der Stadt.

    In den Dschungeln Meridians war immerhin die RSH, die ich mal ganz gelesen habe (und daraus für mich die Konsequenz zog, dass ich RSH lieber zielgerichtet lese, als sie komplett zu lesen, so spannend sie dann nicht für mich), und auch aus weiteren Quellen ist mir bekannt, dass Al'Anfa durchaus auch differenziert betrachtet werden kann und wohl auch sollte.

    Aber es waren kaum Charaktere von mir in der Stadt, und die, die mit Al'Anfanern und dem Imperium irgendwie zu tun haben, sind von Haus aus anti-Al'Anfa eingestellt (z.B. Utulu Bukanier, syllanische Piratin), oder haben aufgrund von völlig fehlenden Berührungen mit Al'Anfa eben auch nur von der Pestbeule gehört und halten deshalb auch nicht viel davon und tragen ein Negativ-Bild mit sich herum.

    Echte pro-Charaktere aus Al'Anfa (und es gab schon den einen oder anderen SC aus der Stadt) hatten wir in unseren Runden nicht.

  • Bleibt doch bitte beim Thema und vergleicht Aventurien nicht ständig mit der Erde.

    Und jetzt nur die Sklaven in Nordamerika als Beispie ranzuziehen ist auch etwas dünn. Was ist mit dem alten Persien, Ägypten, Griechenland, Rom, Arabischen Ländern und den Nordleuten um nur einige zu nennen. Alle verfuhren anders mit ihren Sklaven und bei einigen konnten Sklaven durchaus auch aufsteigen.

    Aber lassen wir das, ist nicht das Thema.

    Was mir noch einfällt. Al'Anfa wird immer gerne als Schurkenstaat(-stadt) bezeichnet aber was ist eigentlich mit Fasar, Mengbillar und Phexcaer, das sind auch eher dunkelgraue bis tief schwarze Städte. Diese werden aber oft nicht so als klassische Böse Stätten dargestellt oder sind durch Spieler so verrufen.

    "Schick doch die Maraskaner, die werden wiedergeboren"

    Ausspruch Helme Haffax bei der Eroberung Medenas im Efferd 1029 BF

  • Was mir noch einfällt. Al'Anfa wird immer gerne als Schurkenstaat(-stadt) bezeichnet aber was ist eigentlich mit Fasar, Mengbillar und Phexcaer, das sind auch eher dunkelgraue bis tief schwarze Städte. Diese werden aber oft nicht so als klassische Böse Stätten dargestellt oder sind durch Spieler so verrufen.

    Vor langer langer langer Zeit waren die Al'Anfaner die Bösen. Sie haben generell Schurkenrollen in Abenteuern bekommen, tauchten also generell eher nur als Rauschgifthändler, Meuchler und Sklavenfänger auf. Abenteuer, die tatsächlich mal dort spielten, waren geschrieben wie Expeditionen in Feindesland. Beschreibungen al'anfanischer Verhältnisse strotzten vor Absurditäten und Grausamkeiten um der Grausamkeiten willen.

    Aber schon zu DSA3-Zeiten hat sich das Bild zunehmend zu dem eines halbwegs plausiblen Staats gewandelt, in dem tatsächlich normale Leute leben und nicht nur eindimensionale Schurken und deren Opfer. Ein paar der alten Setzungen haben zwar irgendwo noch überlebt, aber das Al'Anfa, das die allerältesten Spieler kennen gibt es schon seit über 20 Jahren nicht mehr. Das sieht man immer, wenn irgendein erst seit ein paar Jahren oder Jahrzehnten aktiver Spieler mal ein altes AB mit Al'Anfa-Bezug in die Finger bekommt, um es vielleicht zu konvertieren und zu spielen und sich keinerlei Reim auf die Handlung, die Beschreibungen, das erwartete Verhalten der SCs und die Motivation der NSCs machen kann.

    Das uralte Al'Anfa war manchmal schon nah dran an Oron. Nur ohne irgendeinen Grund dafür zu haben.

  • Al'Anfa hatte in der irdischen Geschichte DSAs, wie Schattenkatze schon schrieb, einfach die Rolle des bösen Imperiums. Später haben dann die schwarzen Lande diese Rolle übernommen, während Al'Anfa in der dritten Dämonenschlacht auf Seiten der Guten stand. Ab etwa dieser Zeit wurde die Stadt und ihr Staat ambivalenter dargestellt. Selbst der Kirchenkonflikt zwischen punier und al'anfaner Ritus kühlte merklich ab durch den gemeinsamen Kampf gerade in der Warunkei gegen die Untoten. Aber gerade in den Köpfen älterer Spieler steckt es halt noch drin. Sie haben mit den Novadi mitgefiebert, die im Khomkrieg ihre Heimat befreiten. Sie haben mit thorwaler Ottas böse Sklavebgealeeren aufgebracht. Sie haben gegen die Schergen des bösen Todesgottes Boron gekämpft, der sich die Macht erschlichen hatte.

    Für mich ist Al'Anfa ein Ort, in dem weniger romantisiert wird als im restlichen Aventurien. Der Harem von 70 Sklavinnen des reichen Tulamiden gehört halt zum Zauber von 1001 Nacht, aber die Orgie des Granden ist dekadent und verdorben. Da wird oft ein doppelter Maßstab angelegt. Und selbst die Thorwaler, die geradezu zu Kämpfern für Menschenrechte stilisiert werden, halten regional Thralle, also kriegsgefangene Sklaven. Die haben zwar etwas mehr Rechte, zeigen aber dennoch, das Schwarzweißmalerei in Aventurien nicht (mehr) angebracht ist. Es gibt mit den schwarzen Landen Orte, die man schwarz malen kann (und auch da gibt es nette und anständige Leute), aber keine weißen Lande.

    Udn Al'Anfa ist ein Hort der Toleranz: Hautfarbe und Spezies sind dort egal. Viele Sklaven sind zwar dunkel, aber das hat eher mit der Verfügbarkeit zu tun. Ein Ork könnte Grande werden. Oder ein Achaz, selbst ein Goblin. Im Bornland würde man einen Utulu wohl erstmal in den Fluss werfen um zu schauen, ob man die braune Farbe nicht doch abwaschen kann. Und den Goblin würde man außerhab von Festum als Jagdwild betrachten. Und die edlen Novadi würden einen Achaz, selbst wenn es ein ganz netter Heiler ist, massakrieren. Es gibt nur wenige Orte in Aventurien, in denen die Abstammung keine Rolle spielt.

    Dafür gibt es aber freilich religiöse Verfolgungen, gerade von Rastullah-Anhängern, die anderswo geduldet werden. Zumindest nach dem Khomkrieg.

    Quandt Als enge Verbündete Al'Anfas in der schwarzen Allianz bekommt Mengbillar viel vom schlechten Ruf Al'Anfas ab. Eigentlich sollte es umgekehrt sein, denn in Mengbillar sind Praios- und Phexkult verboten, was Verrat, das Recht des Stärkeren und Ausbeutung befördert. A'Anfa hält diese beiden schärfsten Gegner des Namenlosen aber hoch in Ehren und sollte die "Schwesterstadt" eigentich mal zurechtbringen.;)

  • Nein, jetzt bitte nicht Kriegsgefangene und Sklaverei verwechseln, den nauch das gibt es feine Unterschiede zu - und wir lassen tatsächlich besser dieses Thema, weil es doch komplizierter ist als man an der Oberfläche sieht.

    Nur war die Sklaverei ein hochausragender Punkt bei der ersten Beschreibung zu Al'Anfa (1985). Ha, einen wichtigen Punkt übersieht man (immer): "Die Quelle des Reichtums dieser Stadt ist allerdings in weiten Teilen A. ganz und gar nicht gern gesehen: Sklaverei und der Handel mit Rauschkräutern. An der Spitze der Machtpyramide Al'Anfas stehen die Boronpriester, die nicht nur den Glauben ihrer Mitbürger bestimmen, sondern auch die wichtigsten Handelsherren für die Güter der Stadt sind. Das Leben der EW ist erheblich weniger angenehm, als es das äußere Bild vermuten läßt. Nicht ohne Grund gilt der Hohepriester als der despotischste und grausamste Herrscher ganz Aventuriens, und andersdenkende Bürger seiner Stadt dienen häufig genug dazu, die Laderäume der Sklavenschiffe zu füllen."

    Noch ein wichtiger Vergleichsgrund: "Und doch unterscheidet sich die Bronnjaren in einem wichtigen Punkt etwa von den Granden Al'Anfas, denn sie scheinen ihre Untaten weder aus kühler Kalklulation noch echtem Sadismus zu begehen, sondern eher aus einer Mischung von Naivität und Gedankelosigkiet, eingefaßt in der Vorstellung, daß 'es immer schon so üblich war'. (S.53) Vielen aufgeklärten Aventuriern gilt die bornl. Leibeigensschaft als unmenschlcihe Rechtsform, die nur noch von der alanfischen Sklaverei übertroffen wird ... (S.54). Beides aus Das Land am Bornd und Wlsach, 1998.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

    Einmal editiert, zuletzt von zakkarus (8. Februar 2020 um 16:05)

  • Nur war die Sklaverei ein hochausragender Punkt bei der ersten Beschreibung zu Al'Anfa (1985). Ha, einen wichtigen Punkt übersieht man (immer): "Die Quelle des Reichtums dieser Stadt ist allerdings in weiten Teilen A. ganz und gar nicht gern gesehen: Sklaverei und der Handel mit Rauschkräutern. An der Spitze der Machtpyramide Al'Anfas stehen die Boronpriester, die nicht nur den Glauben ihrer Mitbürger bestimmen, sondern auch die wichtigsten Handelsherren für die Güter der Stadt sind. Das Leben der EW ist erheblich weniger angenehm, als es das äußere Bild vermuten läßt. Nicht ohne Grund gilt der Hohepriester als der despotischste und grausamste Herrscher ganz Aventuriens, und andersdenkende Bürger seiner Stadt dienen häufig genug dazu, die Laderäume der Sklavenschiffe zu füllen."

    Seit 85 hat sich viel geändert.

    - Rauchmittel wie Cannabis sind nicht mehr grundsätzlich so gesellschaftlich verdammt, dass der legale Handel damit das Böse schlechthin ist

    - Al'Anfa ist nicht mehr reich wegen Sklaven, sondern wegen Seide, Opalen, Gewürzen etc. Die Sklaven gibt es zwar noch aber die Luxusgüter und die Monopole darauf sowie der Handel sind Reichtumsquelle.

    - Einwohner der Stadt werden ganz sicher nicht einfach versklavt, auch nicht wenn es Andersdenkende sind.

    - St Tarquinio ist nunmer ein offizieller Heiliger, Der Herrscher der Stadt hat je nach Zählung bis zu 5mal seitdem gewechselt und dass Tar Honak tatsächlich der grausamste Herrsher seiner Zeit gewesen sein soll, davon ist auch keine Rede mehr.

  • Als relativer Neueinsteigermeister mit einer Gruppe aus völligen Neueinsteigern kam ich bisher nicht dazu, in Al`Anfa zu spielen - erstmal harmloser einsteigen, dachte ich mir - aber irgendwann gedenke ich das mal zu tun.

    Und dann werde ich mich hüten, die Stadt als das Böse schlechthin darzustellen.

    Es gibt da nämlich ein Konstrukt, mit dem ich mich schon eine ganze Weile (eigentlich seit ich die Beschreibung Al Anfas im Aventurischen Almanach las) herumschlage: al`anfanischer Patriotismus, genauer gesagt die Sorte Patriotismus, wie man sie von einer (dünnen) Schicht wohlhabender Fanas erwarten könnte, in Abgrenzung zur Dekadenz der Granden, zur verbreiteten Drogensucht, in einer Mischung aus Feindschaft und widerwilligem Resepekt den Horasiern gegenüber und in Überlegenheitsgefühlen über allen anderen Südmächten und Südaventuriern. Immerhin reden wir hier von der Stadt mit der längsten und reichsten Tradition Südaventuriens.

    Oderin du Metuant stützt sich ja stark auf das (bürgerliche!) al`anfanische Offizierskorps und garantiert fähigen Fanas den Aufstieg, natürlich weiß niemand, was die Zukunft bereit hält, aber ich denke, dass al-anfanischer Patriotismus, gerade auch durch die Religion bestärkt, eine zusätzliche Kraftquelle der Stadt darstellen könnte - auch wenn er wohl nie in die niedrigeren Schichten übergreifen wird.

    Gerade, wenn es zu neuen kriegerischen Verwicklungen kommen wird...

    Ich sitze zudem an ein bis zwei Abenteuern für das Scriptorium, wo ein al anfaner Offizier den Helden über den Weg laufen wird, durchaus nicht nur als Symphatieträger angelegt, aber eben auch nicht als Karikatur des drogensüchtigen, sklavenhaltenden Bösewichts.

  • Oha, ein Fürsprecher. Wieviel sexy Sklavinnen hat mir dir dafür geboten? "Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Schätze und der Wunder, der Sünde, und des Elends, nicht einmal mit dem gesetzlosen Fasar zu vergleichern. "Wo Al'Anfa schön ist, da ist es unbeschreiblich schön; aber wo A. schlecht ist, da ist es unbeschreiblich schlecht." Nur paar Eingangsworte im Lexikon, S.9-11, 1995. Nein, die Einwohner werden nicht verklsavt, weil gut 1/4 bereits Sklaven sind, und dafrü sorgen das die Stadt "funktioniert".

    Außerdem vergessen die Menschen nicht so schnell, so haftet auch den Thorwalern weiterhin das Makel der Pirateri an.

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Pff...

    Sieh dir die Regionalbeschreibungen zum Schlund an. Danach die zum Meilersgrund. Dann die zu Yol-Ifriitim. Dann die zum Festumer Gerberviertel.

    Die al'anfanischen Slums stehen im aventurischen Vergleich eigentlich ziemlich gut da.

  • Ich kenne ich gar ein Roman der im Slum spielt ... da würdest du lieber nach Gareth ziehen, glaube mir. Wir könnten nun mit RSH-Beschreibungen um uns werfen, ich habe alle, alos lassen wir das. Wer meitn das Al'Anfa so tooolll sei, darf da hinziehen, da mach ich lieber Urlaub im Svelltland. Bei dne Orks weiß ich wenigstens woran ich bin - aber odch nicht bei Leuten die einmal im Jahr den großen Flug feiern. Ne danke.

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Al‘Anfa ist eines meiner Lieblingssettings: facettenreich und komplex mit einer Menge Schattierungen. Dazu finde ich es spannend dass es zwar eine Grobskizze des Metaplots gibt, alles aber offen genug ist um eigentlich fast jeden Typ von Abenteuer dort aufzuhängen.


    Unser Aventurien ist, bei sehr wenigen Kämpfen, extrem gefährlich und dort passt das Al‘Anfa Setting sehr gut hinein. Dabei verstecken sich allerdings auch im Horasreich und Mittelreich viel mehr Intrigen unter der recht friedlichen Oberfläche.


    Bei uns sind mit zunehmendem Alter die Abenteuer deutlicher nuancierter und grauer geworden wobei Al‘Anfa als Setting immer mehr an Freunden gewonnen hat.

  • Der letzte Konflikt zwischen Al'Anfa und einer anderen Region war der der schlecht velraufende Seekrieg mit dme HR, der dafür sorgte, das in Al'Anfa sich einiges -personell- änderte. Und dürfte im HR nicht gerade die Begeisterung für dieser Region gestärkt haben.

    FEIND? Nö, aber eher jemand dne amn weniger als Freund haben möchte und nicht aus den Augen lassen sollte. Denn Freunde kauft sich Al'Anfa, so war schon immer - seit der Unabhängigkeit.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich finde es wirklich Schade wenn man seine ganze Meinung und Sichtweise auf Al'Anfa, lediglich auf die Werke bezieht, die aus dem letzten Jahrtausend stammen. Damals hatte die Region sicherlich noch eine vollkommen andere Stellung im Spiel. Die aktuellste Regionalbeschreibung finden wir wohl in "In den Dschungeln Meridianas" und ich denke darin finden wir eine durchaus "positivere" Sicht auf die Region.

    Wie man nun genau die Region in seinem eigenen Aventurien darstellen will, ist natürlich jeder Gruppe selbst überlassen. Wer unbedingt ein "böses" Imperium als ewig drohende Gefahr braucht, kann Al'Anfa sicherlich Problemlos in diese Rolle pressen. Persönlich wäre ich aber durchaus in der Lage, jede andere Region genauso in diese Position zu setzen. Ist halt immer eine Sache des Ausgangspunkt, von dem man eine andere Region betrachten will. Mein gespielter Horasier hat eine andere Meinung zum Mittelreich, als mein gespielter Bornländer.

    Der letzten Regionalbeschreibung folgend, erachte ich Al'Anfa weder als gut, noch als böse. Es ist eine Region wie jede andere und ob nun Leibeigenschaft besser als Sklaverei ist, wäre abermals nur eine Betrachtungsweise und eine Diskussion, die wir einfach nicht ins weltliche übertragen dürfen, eben weil jedem klar sein sollte das wir uns als Menschen gegen beides aussprechen sollten.

    Spiele ich eine Mittelländer, so werde ich diesen natürlich nicht selten mit den entsprechenden Klischee-Ansichten zu Al'Anfa ausspielen. Die Leibeigenschaft, mit der ich aufgewachsen bin, erscheint mir dann natürlich um so vieles besser. Natürlich, vermittelt die Leibeigenschaft ja auch den Eindruck das der "Leibeigene" ja noch recht frei über sein Leben verfügen könnte. Dem entgegen steht natürlich das Schreckensbild, wie der einfache Al'Anfaner mit seinen Sklaven umgeht, wie er diese zu Tode Peitscht während sie sich für ihren Herren kaputt schuften. (Im übrigen auch ein tolles Bild wenn man den Leibeigenen erklären will, wie "gut" sie es doch hätten) ;)

    Mein gespielter Al'Anfaner, sieht die Sache natürlich vollkommen anders. Er ist mit dem System der heimischen Sklaverei aufgewachsen. Für ihn ist der Sklave ein Wertgegenstand, jedoch einer der versorgt werden muss, den man sich leisten können muss. Er betrachtet die Leibeigenschaft als etwas vollkommen unmenschliches, in den Augen des Al'Anfaner ist ein Leibeigener genauso unfrei wie der Sklave, nur das sein Herr sich keineswegs um diesen kümmern muss. Der Leibeigene hat keinen Goldwert für seinen Herren, er muss das Land seines Herren bestellen und dieser kann es ihm jederzeit wegnehmen, wenn ihm die Erträge nicht passen. Neben diesem Status, muss der Leibeigene auch noch sich selber versorgen. Der Al'Anfaner würde das wohl als "unmenschlich" bezeichnen und dem eigenen Sklaven erklären, schaut mal, da musst ihr euch krumm schuften und dann auch noch für euch selbst sorgen.

    Letztlich spielt der kulturelle Hintergrund bei der Betrachtungsweise eine enorme Rolle. Im Norden hält man an dem Grundsatz fest, das jeder sein Schicksal selber lenken könnte. Man blendet den Umstand aus, das im Grunde bereits die Geburt für die meisten recht klar festlegt was für Möglichkeiten sie mal haben werden. Trotz allem hält man an dem Bild fest, das zumindest in der Theorie jeder Leibeigene zum Herrscher werden könnte. Die Grundlage des Ganzen besteht also darin, den Eindruck zu vermitteln das man "frei" ist und Möglichkeiten hat.

    Im Süden haben wir eine gänzlich andere Sichtweise. Der Grundsatz der Sklaverei liegt darin, das es Wesen gibt, die schlicht nicht in der Lage sind gut für sich selber Sorgen zu können. Daher ist es nur natürlich, das sich solcher Wesen jemand annimmt und sie führt. Man gibt seinen "freien Willen" auf und wird dafür dann mit allem versorgt. Es gibt im Süden Fälle wo sich Personen freiwillig in die Sklaverei begeben. Etwas das aus dem Gefühl entspringt, sich von allem überfordert zu fühlen und einen Ausweg darin sieht, fortan gesagt zu bekommen wann er was zu tun hat, dafür aber weiß das er versorgt wird.

    Beide Sichtweisen, führen am Ende zu einem Vergleichbaren Status für den Unfreien. In beiden Fällen weiß die Aventurische Geschichte vom Leibeigenen zu berichten, der zum reichen Handelsmann (oder ähnliches) wurde, oder eben vom Sklaven der irgendwann selbst zum Herr über solche aufstieg. In beiden Fällen wird wohl die Mehrheit der Betroffenen gar nicht so schlecht dastehen, wie es gerne dargestellt wird (sicherlich von der jeweilig anderen Seite). Im Norden werden die meisten Herren darauf achten, das ihre Leibeigenen entsprechend gut leben können, da die Zufriedenheit dieser, durchaus auch zur eigenen Beitragen kann. Im Süden werden die meisten mit ihren Sklaven ähnlich sorgsam umgehen, ein Sklave hat einen Wert und diesen kann er nur dann halten, wenn es ihm entsprechend gut geht.

    Wenn aber über Sklaverei/Leibeigenschaft gestritten wird, wirft man sich immer nur die Extreme vor. Da ist es der böse Südländische Plantagenbesitzer der seine Sklaven auf dem Feld zu Tode peitscht, wie es eben der böse Nordländer ist, der in seiner Burg sitzt und sich die Hände über den Erträgen seiner Leibeigenen reibt, während diese nicht wissen, wovon sie sich nun genau den kommenden Winter ernähren sollen. Beides finden wir sicherlich in Aventurien, den beides stellt wunderbare Hintergründe für ein Abenteuer dar, oder halt einfach nur für einen Abenteurer. Trotzdem möchte ich lieber ein Aventurien haben, in dem eben genau diese Fälle eher die Ausnahme, als die Regel sind.

    Ich finde es aber Schade, wenn man Al'Anfa immer nur auf das Thema "Sklaverei" runterbricht. Die Region hat so viel mehr zu bieten und wenn man dieses leidige Thema dann mal weg lässt, wird man schnell feststellen, dass die Region unheimlich viel Potential bietet. Gerade wenn es um Möglichkeiten für Abenteuerer geht, kann man hier wirklich alles finden. Intrigen, Piraten, dunkle Kulte, dekadente Herrscher, stetig schwellende Grenzkonflikte und einen Großstadt wie Al'Anfa, die sicherlich nicht nur durch die vielen Flüchtlinge aus Maraskan, ein Schmelztiegel allerlei Kulturen darstellt. Das Ganze dann auch noch eingebettet in eine Region voller Südsee-Inseln und viel Praiosschein mit entsprechenden Temperaturen. Wenn ich tristes Regenwetter oder kalte Temperaturen haben will, kann ich aktuell auch vor die Tür gehen.

    Es mag, wie gesagt, jeder Gruppe selbst überlassen sein, wie sie Al'Anfa darstellen, aber ich finde es schade, wenn man die Region immer nur auf einen bösen Schurkenstaat der Sklaverei betreibt runterbricht. Gerade wenn ich mir die anderen Regionen in Aventurien ansehe, findet sich da überall Licht und Schatten und das ist auch im Süden nicht anders.

    5 Mal editiert, zuletzt von Ectheltawar (13. Februar 2020 um 11:57)

  • ich leite eine Gruppe die Al'Anfa und den Süden als Thema hat.

    Etwas vorweg: Sklaven haben Rechte. Jeder Sklavenhalter ist dazu verpflichtet seine Sklaven zu versorgen wenn sie zu alt oder nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten, ob das gemacht wird oder ihnen vorher ein Stein auf den Kopf fällt sei mal dahingestellt. Außerdem dürfen Magiebegabte in Al'Anfa nicht versklavt werden. In einer Hungersnot ist es definitiv auch "besser" ein Sklave zu sein als ein Fanas der Unterschicht, die sind bei der Essensverteilung als letzte dran.

    Wir haben einen Waldmenschen-Utulu, einen Ex-Sklaven, einen Khunchumer, einen Horasier und einen Al'Anfaner. Aus der Zusammensetzung könnt ihr schon erahnen wie unterschiedlich die Ansicht zum Thema sein müssen.

    Für den Al'Anfaner gehören sie zum Leben dazu und er hat sich von alleine wahrscheinlich nie Gedanken darüber gemacht, seine Familie besitzt eine Plantage und ca. 25 Sklaven, der Mischling lebte vor einem Jahr noch im Dschungel und versteht die Welt der "zivilisierten" noch nicht so ganz, hat aber schon einen Sklaventreiber ordentlich gedroschen weil er einfach nicht nett war, er handelt nach dem Motto wenn die es mit sich machen lassen und eh nicht im Dschungel überleben sind sie da ganz gut aufgehoben.

    Der Ex-Sklave war Minensklave bei Mengbilla und war erstaunt wie gut es die Sklaven in Al'Anfa haben.

    Für den Tulamiden zählt: wer sich da nicht selbst befreit hat es verdient.

    Der Horasier sieht es als Seemann der herumgekommen ist als Beweis der Rückständigkeit an: "Wer keine Segler bauen kann muss sich halt Sklaven halten. Heil dem Horas!"

  • Ich finde es als Spieler sehr interessant, sowohl für Priviligierte Helden wie für arme Schlucker, da es in beiden Fällen viele Abenteuermöglichkeiten bietet. Und die wenigsten davon mit Al'Anfa als Antagonisten, aber als Möglichkeit.

    Und am Ende sind gute und böse Ereignisse überall möglich, Bösewichter kommen aus allen Nationen, Kulturen und Organisationen. Inneraventurisch ist es für die meisten meiner Chars eher die Propaganda der anderen Nationen, die ihnen Al'Anfa vergällt.

    Was DSA für mich ausmacht sind Grauzonen, und die bewerten meine Chars auch nur kulturell oder unter dem persönlichem Aspekt.

    Ergo, Al'Anfa - Freund oder Feind? Beides, ebenso wie das Mittelreich, das Horasreich und die Mohahasippen. Je nach Charakter.

  • Bei mir/uns hat Al'Anfa traditionell einen guten Stand, auch wenn wir Spieler sind denen "Der Löwe und der Rabe" und allgemein das gute, alte, klassische DSA mit seinen entsprechenden Al'Anfa-Setzungen noch sehr, sehr aktuell und gegenwärtig ist.

    Während Bekannte von mir in ihrer Runde gemeinsam ein al'anfanisches Grandenhaus simulieren, spiele ich sehr gerne mal SCs die Vertreter des al'anfanischen Ritus der Boronkirche sind.

    Unsere Zuneigung zur Perle des Südens hat da immer auch so ein gewisses Augenzwinkern, geprägt von dem Vergnügen das "böse Imperium" zu rationalisieren und alles aus einer alternativen Perspektive zu sehen.

    Aus dieser Perspektive, dass Tar Honak der größte und edelste zwölfgöttliche Heilige unserer Zeit war, der einen tief gerechten Feldzug gegen die blakharazverehrenden Wüstenstämme führte um schließlich den Intrigen der Machtpolitik eines tief gesunkenen Mittelreiches und sinistrer Gestalten wie der bösen Magierin Nahema zum Opfer zu fallen. ;)

    Man kann alles so oder so sehen und je nach SL und Abenteuer alles so oder so inszenieren.

    In jedem Fall ist Al'Anfa ein goldenes Stück Aventurien, sowohl als Antagonist als auch als Protagonist.

    (Und Sklaverei - sowohl in humanen als auch in harschen Ausprägungen - gehört eben einfach zum Setting im Sinne der antiken und kolonialen Vorbilder an die Al'Anfa anknüpft, genauso wie die Leibeigenschaft zum Setting des alten Russland gehört an das das bornländische Sewerien anknüpft - wird und wurde bei mir nie so sehr in den Mittelpunkt von Plots gestellt.)

    2 Mal editiert, zuletzt von BardDM (14. März 2020 um 02:51)

  • Auch wenn hier viele Argumente schon genannt wurden, möchte ich als begeisterter Al’Anfa Spieler doch noch ein paar Dinge anmerken, die meiner Meinung nach in der Diskussion etwas zu kurz kamen.

    Ich selbst hatte mit DSA 3 angefangen zu spielen, meine erste Regionalbox war «Al’Anfa und der tiefe Süden». Da ich schon immer vom antiken Rom fasziniert war, hatte ich auch sehr schnell Freude an Al’Anfa gefunden. Andere Spieler waren von meiner Begeisterung zu Al’Anfa jedoch recht irritiert. Es dauerte einige Zeit, bis ich verstanden hatte, dass sich die Rolle Al’Anfas in DSA gerade erst sehr stark gewandelt hatte.

    Noch heute mache ich häufig die Erfahrung, dass die Einstellung der Spieler gegenüber Al’Anfa oftmals davon abhängt, wann die Spieler mit DSA angefangen haben. Ursprünglich war Al’Anfa der Inbegriff des aventurischen Bösen. Gut vergleichbar mit dem, was später die schwarzen Landen waren. Da es damals das Konzept der Erzdämonen noch nicht gab, hat man in Al’Anfa den Zwölfgötterglauben quasi pervertiert. In DSA 1 war die Verehrung Borons in vielen Städten des Mittlereiches noch verboten. Den Puniner Ritus gab es da noch nicht. Entsprechend düster war es, dass Al’Anfa ausgerechnet von Borongeweihten beherrscht wurde, während der Gott der Sonne und der Gerechtigkeit deutlich weniger Anhänger hatte. Dass man den umstrittenen Totengott, den man bevorzugt im Drogenrausch anbetete, sogar noch zum höchsten Gott erhob, war dann natürlich erst recht Blasphemie. Dazu kam dann noch der Hinweis, dass Al’Anfa seinen Reichtum ausschliesslich der Ausbeutung von Sklaven zu verdanken habe. Mehr Infos zu Al’Anfa gab es damals nicht. Es war eine extreme Reduzierung auf den sehr fraglichen Boronglauben und die Sklaverei. In DSA 2 wurde dann auch erstmals Tar Honak beschrieben: Als machtbesessener Diktator, der gezielt Sklaverei und Piraterie nutzt, um andere Regionen zu destabilisieren. Sein zweitstärkstes Talent war Lügen.

    Früher gab es entsprechend auch kaum Abenteuer in Al’Anfa und es war erst recht nicht vorgesehen, einen Helden aus dieser Stadt zu spielen. Aus der Zeit vor DSA 3 kenne ich nur ein Abenteuer aus Al’Anfa, das dann auch nur für sehr hochstufige Helden geeignet war. Dort hatten in Al’Anfa noch Oger gelebt. Für die Spieler hatte das Abenteuer damit begonnen, dass sie einen Granden mit Sklaven gesehen haben und sie die Sklaven selbstverständlich sofort befreit haben…

    Ich habe den Eindruck, dass in DAS 1 und 2 Aventurien noch sehr stark in schwarz und weiss aufgeteilt war. Zumindest ab DSA 3 gab es dann schon deutlich mehr Grautöne und wirklich böse waren dann nur noch die Anhänger vom Namenlosen und den Erzdämonen. Ich glaube mit DSA 3 wurde dann auch der Puniner Ritus eingeführt, mit dem Boron aus der Schmuddelecke geholt und im restlichen Aventurien plötzlich salonfähig wurde. Al’Anfa war zwar weiterhin eher düster, aber schon deutlich vielschichtiger. Mit dem aufkommenden Borbaradianern und anderen Dämonenpaktierern schwand langsam die Drohkulisse Al’Anfas. Als sehr borongläubige Nation stellt sich Al’Anfa im Borbaradkrieg dann selbstverständlich auf die Seite des Mittelreiches.

    Spätestens mit DSA 4 und 5 wurde dann scheinbar versucht, Al’Anfa näher an die breite Spielermasse heranzuführen. Z.B. wird die Kultur Al’Anfas inzwischen als deutlich «normaler» dargestellt, in den Abenteuern wird die Stadt nicht mehr nur auf die Sklaverei reduziert, es gibt spielbare Archetypen aus Al’Anfa, der Reichtum Al’Anfas basiert nur noch zum Teil auf der Sklaverei usw. Im Spiel wurde der Wandel Al’Anfas dann insbesondere mit dem Wechsel der Herrschenden und der Beteiligung Al’Anfas im Borbaradkrieg erklärt. In nördlicheren Regionen (insbesondere im Horasreich) hat man zwar immer noch eine starke Abneigung gegen Al’Anfa, aber der Ruf ist sicherlich nicht mehr ganz so finster wie vorher.

    Auch in DSA 5 mag Al’Anfa immer noch mehr Platz für dunklere Grautöne bieten, als viele nördlicheren Kulturen. Dennoch ist es heute moralisch deutlich näher an diesen Kulturen als früher. Insbesondere darf man nicht vergessen, dass Al’Anfaner allgemein sehr göttergläubig sind und der Boronglaube aventurienweit spätestens seit DSA 3 ja grundsätzlich positiv ist. Zwar hat Rahja einen höheren Stellenwert als Travia, Phex ist beliebter als Praios und es dürfte deutlich mehr Kor- als Rondrageweihte geben. Unter den Herrschenden der Stadt hat Praios nur wenige Anhänger, dafür sind die meisten jedoch sehr borongläubig. Der al’anfaner Boron Ritus mag im Norden als ketzerisch angesehen werden, Boron selbst scheint sich aus der Diskussion jedoch rauszuhalten: Immerhin beschenkt er seine al’anfanischen Geweihten mit derselben Menge Karmaenergie, wie die Geweihten nach Puniner Ritus. Bis zum Einmarsch Oderins war der faktische Herrscher Al’Anfas das Oberhaupt der al’anfanischen Boronkirche und damit einer der mächtigsten Geweihten Aventuriens. Und somit gibt es in Al’Anfa auch null Toleranz gegen Borbaradianer und andere Paktierer.

    Der ausgeprägte Götterglaube in Al’Anfa führt nicht zuletzt auch dazu, dass auch Sklaven in den neueren DSA-Editionen gewisse Rechte haben. Zumindest ein göttergefälliger Grande würde niemals zulassen, dass Sklaven vergewaltigt oder gefoltert werden – was in der realen Welt bei den meisten Sklaven zum traurigen Alltag dazu gehörte. Aber natürlich sind längst nicht alle Granden götterfürchtig und auch in Al’Anfa gibt es sehr viel Leid. Wie genau die Sklaverei ausgespielt wird, obliegt somit den Spielgruppen selbst.

    Zur Eingangsfrage:

    Granden und Fana innerhalb des al’anfanischen Imperiums werden Al’Anfa tendenziell sehr positiv sehen. Abenteurer, die schon länger in Al’Anfa leben, vermutlich auch – sonst wären sie wahrscheinlich schon wieder weitergezogen. In allen anderen Regionen Aventuriens dürfte Al’Anfa nur sehr wenige Fürsprecher finden. Wer eine gewisse Söldnermentalität hat, also Aufträge eher nach Belohnung denn nach Überzeugung auswählt, dürfte jedoch keine Berührungsägste mit Al’Anfa haben.

    Ich verstehe in dieser Diskussion jedoch nicht, was genau die Sklaverei damit zu tun hat. Ich gehe mal davon aus (bzw. will es schwer hoffen!), dass jeder Spieler im realen Leben Sklaverei nichts Positives abgewinnen kann. Allerdings sind auch Raub, Brandschatzen und Plündern Verbrechen – trotzdem kann man sehr lustige Spielrunden in Thorwal erleben. Allgemein sind sehr viele Handlungen typischer Helden(?)-Gruppen nach irdischen Standards moralisch sehr verwerflich: Sei es Einbruch, Diebstahl, Bestechung von Gardisten, (Waffen-)Gewalt oder andere Missachtungen von aventurischen Gesetzen. Ich kenne jedoch niemanden, der sich jemals daran gestört hätte.

    Für die allermeisten Spieler dürfte es selbstverständlich sein, im realen Leben eine andere Weltsicht zu haben, als sein DSA-Charakter. Genau das macht doch den Reiz von Rollenspielen aus. Natürlich kann jeder auch in DSA seine Charaktere genau so ausleben, wie auch seine Weltanschauung im richtigen Leben ist! Wer im richtigen Leben Sklaverei verachtet, muss ja nie einen Charakter spielen, der irgendwas Positives an Al’Anfa sieht. Ist man im richtigen Leben Vegetarier, muss ja auch der DSA-Charakter kein Fleisch essen. Wenn man im richtigen Leben Krieg und Gewalt ablehnt, braucht man bei DSA ja keine Kampftalente oder Kampfzauber steigern.

    So lange man Freude daran hat, ist das ja alles wunderbar! Allerdings würde sowas das Spiel teils stark einschränken. Hätten meine Charaktere dieselben Überzeugungen wie ich als Spieler, wären die meisten offiziellen Abenteuer für mich nicht spielbar.

    Ohne Städte wie Al’Anfa fände ich DSA jedenfalls sehr langweilig. Gerade Al’Anfa bietet sehr viel Raum, den Charakteren auch Grautöne zu verleihen, ohne gleich in die Kreise der Verdammnis abzudriften. Ob es aber in Al’Anfa Sklaven gibt und ob Sklaverei moralisch jetzt noch verwerflicher als Leibeigenschaft ist oder beides ähnlich verwerflich ist, macht für mich als Spieler jetzt nun wirklich keinen Unterschied.