Besitzen Regeloptimierte Helden genug Charaktertiefe?

  • Charaktertiefe ist doch etwas, was im Spiel entsteht, und nicht davor. Ob ein Charakter "Tiefe" aufweist, erkennt man doch nicht an seinen Spielwerten. Die sind einfach nur Striche auf einem Blatt Papier. Entscheidend ist, was der SC tut, sobald "die Kamera läuft": seine Handlungen und seine Entscheidungen. Also nein, Charakteroptimierung und Charaktertiefe stehen in überhaupt keinem Zusammenhang zueinander.

    Postskrip: Übrigens können auch "flache" Charaktere Spaß machen, solange die dominierende Charaktereigenschaft zu unterhaltsamen Szenen führt.

  • weltanschauer

    Hängt vom Stil ab. Das Spiel kann sicherlich tiefe geben, aber ein Charakter kann auch eine ausgearbeitete Vorgeschichte geben, die seine Ambitionen und Verknüpfungen in die Geschichte veranschaulicht. Zu den restlichen Punkten gilt natürlich meine Meinung von oben und ich sehe darin auch kein Problem.

  • Jein, damit ein Charakter überhaupt Tiefe haben kann, muss er die Grundvoraussetzungen dafür erfüllen. Selbst der beste Rollenspieler kann einen eindimensionalen Helden keine Tiefe geben.

  • Charaktertiefe ist doch etwas, was im Spiel entsteht, und nicht davor. Ob ein Charakter "Tiefe" aufweist, erkennt man doch nicht an seinen Spielwerten. Die sind einfach nur Striche auf einem Blatt Papier. Entscheidend ist, was der SC tut, sobald "die Kamera läuft": seine Handlungen und seine Entscheidungen. Also nein, Charakteroptimierung und Charaktertiefe stehen in überhaupt keinem Zusammenhang zueinander.

    Ganz so leicht ist dies nicht. Die Entscheidungen des SCs beeinflussen im erheblichen Maß seine Erfahrungen und diese spiegeln sich vielfach in seinen Werten wider. Wer z.B. Monate in der Wildnis beim Jagen, Sammeln von Kräutern, Lesen von Fährten usw. verbringt, sollte eher Wildnisleben, ein zur Jagdmethode passendes Talent, z.B. Fallenstellen, Pflanzenkunde, Fährtensuchen usw. steigern, weniger Tanzen, Kusliker Zeichen und Etikette.

  • Es besteht doch auch die Möglichkeit bei DSA5 Kultur- und Professionspakete zu wählen. Und schon hat man auch einige passende Nebentalente. Mann/Frau ist nur nicht mehr gezwungen, diese wie bei DSA4.1 zu nehmen und kann sie dann ggf. noch anpassen.

    "Schick doch die Maraskaner, die werden wiedergeboren"

    Ausspruch Helme Haffax bei der Eroberung Medenas im Efferd 1029 BF

  • Aristeas

    Auch das nicht zwingend. Nur weil der SC viel Zeit in der Wildnis verbringt, heißt das nicht zwingend, dass er sich mit dieser intensiv auseinandersetzen muss.

    Barbarossa Rotbart & Ricordis

    Ich bin mir nicht ganz sicher, worüber wir jetzt genau diskutieren. Das ein jeder SC in relevanten Talenten einige Punkte verteilt, scheinen wir ja alle so zu sehen. Die Frage ist vielleicht eher die, nach der Höhe der Punkte (siehe dazu meine Ausführungen oben).

  • Es besteht doch auch die Möglichkeit bei DSA5 Kultur- und Professionspakete zu wählen. Und schon hat man auch einige passende Nebentalente. Mann/Frau ist nur nicht mehr gezwungen, diese wie bei DSA4.1 zu nehmen und kann sie dann ggf. noch anpassen.

    Und dies erlaubt erst recht unrealistische Helden, denn jetzt können Spieler ihre Helden nämlich von den Werten her optimieren und müssen sich nicht mehr ärgern, dass sie Punkte an unnötige Talente verschwenden.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, worüber wir jetzt genau diskutieren. Das ein jeder SC in relevanten Talenten einige Punkte verteilt, scheinen wir ja alle so zu sehen. Die Frage ist vielleicht eher die, nach der Höhe der Punkte (siehe dazu meine Ausführungen oben).

    Es geht hier um wertoptimierte Helden, also extreme Fachiditoten, die auf ihren extrem begrenzten Fachgebiet extrem gut sind, aber sonst überhaupt nichts können. Solche Helden sind nun einmal unrealistisch. Die Frage, ob man auf vermeintlich überflüssige Talente verteilen sollte, sollte sich eigentlich nicht stellen. Wie hoch die Talentwerte sein müssen ist, egal, Hauptsache der Held hat Talente außerhalb seines Spezialgebiets, denn gerade bei DSA, wo alles, und wirklich alles in den werten steckt, ist nämlich nur solch ein Held realistisch.

  • Werte und Charaktertiefe haben keinerlei Korrelation zueinander!

    Beispiel gefällig?
    Der Charakter hat alle Eigenschaften auf 12, Alle Talente auf 3 ... Was ist die Libelingsfarbe des Charakters? Wie reagiert er auf eine am Wegesrand liegende stark verstümmelte und eventuell geschändete Leiche? würde er seine letzte Tagesration Essen mit dem verhungerndem Ork-mädchen teilen? Läuft er schreiend weg, wenn er einen Tatzelwurm sieht, oder überlegt er sich eine Strategie ihn zu töten, spricht er ihn gar einfach an und versucht eine Konversation zu starten und einen Freund aus diesem sonderbaren Wesen zu machen? geht derjenige gerne ins Theater, mag er fantastische Geschichten, oder lieber Gerüchte, Spot und Hohn über andere? Tanzt derjenige gerne? Welches Geschlecht bevorzugt er als Partner, welche Haar- oder Augenfarbe? Mag derjenige fettige Fleischbraten, oder lieber fettarmen Fisch, Gemüse, Pilze bzw. ernährt derjenige sich ausschließlich von Beeren und Früchten? Ist derjenige eher gemütlich bis faul, oder doch eher aktiv und gesellig? ... das könnte man ewig fortsetzen und die Eigenschaftswerte und Talente sagen absolut nichts über den Charakter aus.

    Falls jemand die Fragen mit den gegebenen Werten beantworten kann, dann bitte der PN an mich ... bin gespannt wie man aus Mut Körperkraft und co. die Lieblingsfarbe eines Charakters ermittelt ... die Rollenspielpolizei wird dann demnächst paar razien durchführen und eure Charaktere auf deren Regelkonforme "Charaktertiefe" prüfen^^

  • Barbarossa Rotbart

    Ich würde mit den Begrifflichkeiten anders umgehen. Extreme Fachidioten gibt es im realen Leben. Sie unterscheiden sich auch nicht nur dadurch, dass sie keine Hobbies haben, sondern extrem viel Zeit in ihr Fachgebiet stecken und alles andere dahinter zurück steht. Ein Turner auf der Weltmeisterschaft macht nichts anderes als auf diese Leistung hinzutrainieren. Ein Musiker der oberen Liga ebenfalls. Die sind dadurch auch nicht nur ein bisschen besser als der durchschnittliche Profi, sondern eine andere Liga. Der Unterschied liegt dabei bei weitem nicht nur darin, dass sie keine Hobbies haben. Ob man dies nun dadurch abbildet, dass die SCs gar keine Punkte in bestimmten Talenten haben oder eben nur 1-2 statt 3-4 ist für mich nicht so extrem relevant, zumal gerade in diesen unteren Bereichen das noch keine Unsummen an AP sind, welche man einspart.

    Die Frage nach dem System hatte ich ja schon beantwortet. Da ist Kommunikation gefragt. In einer meiner alten DSA4.1 Gruppen hatte ich mal einen optimierten SC erstellt, der trotz dessen Fluff-Talente hatte und dennoch ist es auf Grund fehlender Kommunikation (und bestimmt auch Erfahrung) vor den Baum gegangen. Insofern kann ein stärker reglementierendes System helfen, aber nicht verhindern, dass SCs entstehen, welche den anderen überlegen sind und damit zu Spannungen führen.

    Einmal editiert, zuletzt von Scoon (24. Januar 2020 um 17:43)

  • Helden sind immer die Ausnahme. Ihre Existenz begründet sich daraus, dass sie keinem Stereotyp entsprechen.

    Das "Immer" finde ich zu pauschalisierend. Ich denke, dass SC manchmal absichtlich, manchmal auch nicht durchaus einem Stereotyp entsprechen, und dazu muss es nicht mal der muskelstarke Söldner sein oder der Zwerg, der wilde Barbar oder sonst ein gängiges Stereotyp. Aber ein Stereotyp ist ja an sich nicht schlecht, und kann total oberflächlich sein, oder ein toll ausgespielter Charakter mit eben "Tiefe".

    Jein, damit ein Charakter überhaupt Tiefe haben kann, muss er die Grundvoraussetzungen dafür erfüllen. Selbst der beste Rollenspieler kann einen eindimensionalen Helden keine Tiefe geben.

    Das glaube ich nicht. Was einem Spieler gefällt, und woraus er etwas machen kann, oder auch eben nicht, sehe ich als völlig individuell an. Ebenso, ob das Ergebnis anderen gefällt oder nicht.

  • Also so langsam beschleicht mich ja das Gefühl, dass einige hier zwar immer wieder "Tiefe" sagen, aber eigentlich "Breite" meinen.

    Dass möglichst viel über den Charakter bereits im vorhinein bekannt - und z.B. in Werten abgebildet - ist, gehört zur Breite. Tiefe bekomme ich hingegen, wenn ich Fragen über den Charakter stelle, deren Antwort ich eben nicht im vorhinein bestimmen kann.

    Man kann beim Spielen gerne das eine über das andere Stellen oder umgekehrt - das ist tatsächlich eine Frage des Spielstils. Aber es soll doch bitte niemand behaupten, dass der TaW in "Fischen/Angeln" über die Tiefe eines Charakters entscheidet.

  • Uff. Thread zu lang zu schnell zu viel.

    Mein etwas gegen die erste 1/2 Seite laufender Gegenvorschlag, bezogen auf "man lernt auf jeden Fall etwas nebenbei".

    Das ist zumal in DSA5 für mich eine fragwürdige Anforderung!

    - Da war tatsächlich die Steigerungstabelle in DSA4 milder in den Kosten, 2 auf 3 kostet nämlich jetzt ebenso viel wie 10 auf 11. Es gibt also keine Kostenspiegelung von 'nebenbei aufgeschnappt'.

    - Mehr noch als zuvor gilt für mich in DSA5 die Regel: "Wenn Du denkst, es braucht keine Probe, dann verlange keine Probe!" Als Beispiel wurde der Kämpfer benannt, der doch natürlich etwas von Wundbehandlung mitbekommt. Richtig, er wird sich auch mit Talentwert 0 ein Tuch auf die blubbernde Bauchwunde drücken. Wird er bei so einer Wunde des Kameraden auf jeden Fall die Überlebenschance in den nächsten 15 Minuten steigern können (Stabilisieren), gar die Heilungsrate in der kommenden Nacht verbessern? Nein, gegen diese Basismedizin kann sich ein Charakterbauer klar entscheiden. Ich finde HKW0 beim Kämpfer ein markantes aber überhaupt nicht absurdes Merkmal. Und dieses Talent ist - wenn man auf eine gewisse autarke Grundhaltung abzielt - tatsächlich sehr dicht an seiner Profession dran. (Krieger0, Jäger3, Gladiator4, Gardist4, Heilerin7). Also sind die vorgeschlagenen Startwerte dieser oft-Verletzten da ja durchaus in der Richtung derer, die eine wenigstens minimale Kenntnis erwarten. (Krieger - non adventurer - sind wahrscheinlich nicht oft verletzt, oder?) Das ist dann aber nur ein Talent... wird der Gardist nicht auch alle anderen Bereiche des Lebens rudimentär erlernt haben? - sollte nicht also jeder Charakter überall auf wenigstens 2 starten? - und was hätten wir dann gewonnen?

    - In der Breite aller Talente ist zu Beginn und längere Zeit eine Steigerung schlicht und ergreifend nicht bezahlbar. 0 ist nicht die Ausnahme, 0 ist die Regel.

    Für mich bedeutet daher jede Steigerung, auch die erste, dass sich mein Held mit einem Thema beschäftigt hat.

    Hat er das nicht, dann ist er auf den gesunden Menschenverstand, auf Gefährten oder auf Glück angewiesen. Ersterer wächst ja auch leise vor sich hin, wenn Grundeigenschaften gesteigert werden. Und sie sind schon ziemlich ausgezeichnet gemessen am Norm-alrik, d.h. Talentproben sind defacto bereits bei Spielbeginn schaffbar. Letzteres steht den Helden ebenfalls zur Seite. SchiP, SchiP, SchiP. Wenn Hero-Hilde also ohne Ahnung eine Impro-Angel in den Fluß wirft - die Götter können so mild sein, sie wird wohl notfalls irgendwie einen Fisch fangen.

    Also: Talente ungesteigert lassen ist kein Powergaming!

    Es macht Charaktere nicht blass sondern es kann sie sogar mit Farbe erfüllen:

    "Hier links, oder?" - "NEIN, ZOLTAN! RECHTS! IMMERNOCH!"

    Folglich: wenn ich die Investition fast aller AP in die Kernkompetenz des Charakters für die Thread-Fragestellung als Maß ansetze, kann der Charakter absolut 'Tiefe' haben. Nur eben nicht 'breit aufgestellt sein' - das ist aber etwas ganz anderes. Danke weltanschauer .

  • Abgesehen von ein paar Elementen wie einigen Vor- und Nachteilen und gegebenenfalls grundlegend den geistigen Eigenschaften fangen die Charakterwerte bei DSA hauptsächlich Kompetenzen ein, aber nicht die Persönlichkeit oder die Charakterzüge eines Charakters. Alleine daher halte ich den Zusammenhang zwischen der Ausgestaltung der Charakterwerte im Detail und der Darstellung am Spieltisch für eher überschaubar. Ganz davon ab hängt es am Ende eh am Spieler. Auch mit 40 Seiten Hintergrundgeschichte und Mikrokompetenzensimulation kann die Darstellung eines Charakters holzschnittartig und beliebig sein, genauso wie ein Charakter, dessen Kompetenzen bloß durch drei Werte dargestellt wird, am Spieltisch vom Spieler liebevoll mit Leben erfüllt werden kann.

  • Abgesehen von ein paar Elementen wie einigen Vor- und Nachteilen und gegebenenfalls grundlegend den geistigen Eigenschaften fangen die Charakterwerte bei DSA hauptsächlich Kompetenzen ein, aber nicht die Persönlichkeit oder die Charakterzüge eines Charakters. Alleine daher halte ich den Zusammenhang zwischen der Ausgestaltung der Charakterwerte im Detail und der Darstellung am Spieltisch eher zweitrangig. Ganz davon ab hängt es am Ende eh am Spieler. Auch mit 40 Seiten Hintergrundgeschichte und Mikrokompetenzensimulation kann die Darstellung eines Charakters holzschnittartig und beliebig sein, genauso wie ein Charakter, dessen Kompetenzen bloß durch drei Werte dargestellt wird, am Spieltisch vom Spieler liebevoll mit Leben erfüllt werden kann.

    Sehr treffend formuliert.

  • Irgendwie verstehe ich die Frage nicht - was haben Zahlen (außer vielleicht bei Charisma) mit dem Charakter zu tun, als wären klügere Mneschen, bessere Menschen (leider nicht) - Wer du bist, entscheidest Du, auch nicht die ausgewürfelten/-wählten "Gene" etc. Natürlich kann ein "Gesucht" schon darauf hinweisen, das mit diesem Heldentyp etwas nicht stimmig ist, aber auch Robin Hood galt als Geächtet.

    Die Heldnewerte und Talente, ebenso negative wie positven Eigneschaften können hil,friech sein, den Charakter zu entwerfen - wenn man bereits bei der Erschaffung ein besimmtes Bild vor Augen hat, aber ob dieser Held ma Ende den "vorbestimmten Weg" mitgehen will, das entscheidet am Ende tatäschlich das Spiel.

    (Mir ist es schon bei Romanfiguren passiert, das sie sich verselbstständigen, und mnachmal gar ihren eignen Weg gingen. ;))

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Auch das nicht zwingend. Nur weil der SC viel Zeit in der Wildnis verbringt, heißt das nicht zwingend, dass er sich mit dieser intensiv auseinandersetzen muss.

    Solange ihm nicht irgendwelche Domestiken alle Arbeit abnehmen und er sich zudem weigert, ihnen auch nur bei der Arbeit zuzusehen, in diesem Sinne sich nie in der Wildnis befindet, sondern z.B. nur in seiner Reisekutsche, sollte er zumindest einige Kenntnisse aufschnappen, insbesondere mehr Kenntnisse über die Wildnis und das Überleben in ihr als über Themen, zu welcher der SC ingame in dieser Zeit gar keinen Kontakt hatte.

    In ähnlicher Weise empfände ich seltsam, wenn jemand der Reihe nach Orks erschlägt, um AP für die Steigerung von "Kusliker Zeichen" zu sammeln.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, worüber wir jetzt genau diskutieren. Das ein jeder SC in relevanten Talenten einige Punkte verteilt, scheinen wir ja alle so zu sehen. Die Frage ist vielleicht eher die, nach der Höhe der Punkte (siehe dazu meine Ausführungen oben).

    Diesbezüglich würde ich mich im Zweifel an den offiziellen Vorgaben orientieren.

    Für DSA4.1 könnte dies so aussehen.

    Bedeutung des Talentwertes

    Kompetenz

    TaW

    Beispiele zum Kampfgeschick

    Unerfahren

    3

    Lehrjunge

    (junger Knappe)

    Grundlagen

    7

    Geselle

    (einfacher Gardist)

    Erfahren

    10

    Altgeselle

    (erfahrener Feldwebel)

    Meisterlich

    15

    Meister

    (Veteran zahlreicher Schlachten)

    Vollendet

    18

    Berühmte Großmeister

    (Akademieleiter und Schwertmeister)

    Legendär

    21+

    Sagenumwobene Heroen

    (Schwertkönig Raidri Conchobair)

    Für DSA5 und dessen Limitierung auf TaW 18 wäre lediglich die Einteilung in Dreierschritte zu ändern.


    Mann/Frau ist nur nicht mehr gezwungen, diese wie bei DSA4.1 zu nehmen und kann sie dann ggf. noch anpassen.

    Nein, "wie bei DSA4.1" ist falsch. Auch in DSA4.1 konnten Pakete angepasst werden.


    Werte und Charaktertiefe haben keinerlei Korrelation zueinander!


    Beispiel gefällig?
    Der Charakter hat alle Eigenschaften auf 12, Alle Talente auf 3 ...

    Der Charakter ist offenkundig eher durchschnittlich gebaut, intelligent usw., aber außerordentlich vielfältig interessiert, hatte jedoch nie die Zeit, Gelegenheit und/oder Interesse, sich ernsthaft mit einem Gebiet zu beschäftigen. Er ist eher der Hans Dampf in allen Gassen, dies jedoch in geradezu außergewöhnlich ausgeprägter Weise. Daher liegt die Vermutung nahe, dass er sich nicht mit seinen eigenen Fähigkeiten am Leben halten und seinen Unterhalt verdienen muss. Ebenfalls für einen vermögenden Hintergrund spricht, dass viele Fähigkeiten ohne Lehrer, teils teure Lehrer kaum zu erlernen sind.

    Dies und noch vieles mehr lässt sich aus solch einer Verteilung lesen oder zumindest hinein interpretieren. Ein Charakter mit hohen Kampftalenten und dazu passenden Sonderfertigkeiten wird wohl ein Kämpfer sein. Sind dann noch Etikette, Heraldik, Musizieren, Tanzen usw. gesteigert worden, handelt es sich wohl eher um einen Ritter oder Krieger, weniger um einen reinen Söldner. ...

    Ja, die Lieblingsfarbe lässt sich nur schwer in den Werten entdecken - glücklicherweise verlangt dafür nicht einmal DSA5 eine Sonderfertigkeit. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass die Werte nichts über den Charakter aussagten. Diese Aussagekraft der Werte zu berücksichtigen, nicht allein auf kämpferische oder anderweitige Effektivität zu achten und ihr alles andere unterzuordnen, markiert wesentlich die Grenze zwischen Powergaming und einem die Power bloß berücksichtigendem Spielstil.


    Das ist zumal in DSA5 für mich eine fragwürdige Anforderung!

    - Da war tatsächlich die Steigerungstabelle in DSA4 milder in den Kosten

    Ich weiß, warum mir DSA4 besser gefällt ;)

    Kam der Charakter aus einer Gegend, in der Weinbau betrieben wurde, bekam er eben "Winzer" +1. Hat der Charakter während der längeren Überfahrt dem Smutje in der Küche geholfen und einen TaW unter 3, dann bekam er spätestens am Ende des Abenteuers eine SE auf "Kochen" und konnte diese Erfahrung ohne Probleme in seinem Werteprofil abbilden.


    Auch mit 40 Seiten Hintergrundgeschichte und Mikrokompetenzensimulation kann die Darstellung eines Charakters holzschnittartig und beliebig sein, genauso wie ein Charakter, dessen Kompetenzen bloß durch drei Werte dargestellt wird, am Spieltisch vom Spieler liebevoll mit Leben erfüllt werden kann.

    Nicht jeder Spieler ist der geborene Schauspieler, absolut korrekt. Doch der Spieler, der seinen SC als einfühlsamen und überzeugenden Redner spielt, doch auf dem Papier nur CH 8 und praktisch kein gesellschaftliches Talent beherrscht, weil alle AP in die am Spieltisch streng überprüftem Kampftalente fließt, macht damit imho auch etwas verkehrt.

  • Wobei - bei mir - die Hintergrundgeschichte ja nur sagt, woher ich (bzw. mein Held) kommt, aber nicht unbedingt wer ich (wirklich) bin. Sie kann aber erklären, warum ich deisne Lebensweg (Priester, Zuckerbäcker, Dieb) genommen habe. So muß ich als Schriftsteller ja auch nicht wissen, was aus dme Vater uwrde, wenn nur Mutter und Sohn vorgestelltt werden - und niemand danach fragt, und für diesen Teil der Story unwichtig ist. Ebenso unwichtig für den Anfang ist die Frage nach besten Freund/in, Lieblingsgott (wobei bei einem Dieb ja nur einer in Betracht kommt), schon eher ob er reiten und/oder schwimmen kann, ebenso die Kampferfahrung (z.B. Dolch, Boxen). Hohe Startwerte in gesellschaftlichen Talenten sagt eigentlich schon viel über die Person aus, selbiges bei Naturtalenten, nämlich wo und wie aufgewachsen ist- weswegen es bei DSA3 die regionellen +/- Punkte auf Talente gab.

    Am einfachsten ist es sich einmal die ersten Folgen von "Big-Bang-Theorie" anzusehen, und dann einige Folgen uas den späteren Staffeln - es ist interessant wie die Figurne sich (weiter-)entwickelt haben.

    Mein Midgard-Henker wo dagegen ein (spaßig) Barbar Marke ungeduldiger Thorwaler, der mit seinem Schwert (!) auch Türen "öffnete", also nicht gerade ein lautloser Geselle. Charsaktertiefe besaß er somit nicht, aber es machte Spaß ihn zu spielen. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Kann es sein, das die meisten die hier ihre Meinung zum besten geben keine Ahnung haben was mit "Charaktertiefe" gemeint ist, besonders wenn es dabei um Charakterzüge, also das Vermögen für moralisches Verhalten und Verhaltensgewohnheitengeht und nicht um reine Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man als Expertise, Skillset oder Erfahrungen bezeichnen würde.
    "Charaktertiefe" umfasst Weltanschauungen, Träume, Ideale, Moral, Begierden, Ängste, innere Geheimnisse und ist in ihrer Gesamtheit die Identität, das Selbstverständnis von jemandem.
    Aber nicht seine Fähigkeiten mit Werkzeug umzugehen oder die Zeit die er zur Verfügung hatte bestimmte Sprachen zu lernen oder Bücher zu lesen, stattdessen seine innere Motivation sich zu Bilden, seine Fantasie anzuregen durch Literatur oder den Wunsch zu Reisen, seine Angst vor der Dunkelheit, Einsamkeit oder die Begierde nach Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Bestätigung.
    Und das wird weder durch den Taw eines Talentes abgedeckt, noch durch die Eigenschaften, man kann zwar ausgehend vom Taw Rückschlüsse auf die Lebensweise desjenigen treffen und dadurch Behauptungen anstellen, das derjenige in Wohlhabenden verhältnissen aufgewachsen ist oder im Wald, ob derjenige Schwimmen musste, gleich ob er wollte oder nicht, weil es wohl notwendig war für seinen Lebensweg, aber dies sagt nichts über seinen Charakter aus, lediglich über seinen Charakterbogen.
    An dieser Stelle ist auch das Problem, das viele den Unterschied zwischen "Charakter" aka "Held" (die Figur in der Fiktion), dessen "Charakterbogen" aka "Dokument des Helden" (Die Regelseitigen Spielwerte und Expertisen des "Helden") und dem eigentlichen "Charakter" (die Motivationen, Verhaltensweisen, Moral, Träume und Verlangen des "Helden") nicht zu unterscheiden wissen und deshalb die Leute aneinander vorbeireden, da sie jeweils unterschiedliche Dinge mit dem Selben Wort assoziieren.

    An dieser Stelle müsste also spätestenz mal langsam eine Begriffsdefinition für den Thread getätigt werden, was anfangs sträflich vernachlässigt wurde und sich deshalb hier die Frage im Kreis dreht und keiner so recht zu wissen scheint was die anderen überhaupt Aussagen wollen.

    1) Die Figur in der Fiktion (Held oft auch als Charakter/Character [aus dem englischen Sprachraum stammend] bezeichnet)

    2) Die Spielwerte (Charakterbogen/Heldendokument)

    3) Der Charakter der Figur ("Charaktertiefe" bzw. ein Bestandteil der Persönlichkeit)

  • "Charaktertiefe" umfasst Weltanschauungen, Träume, Ideale, Moral, Begierden, Ängste, innere Geheimnisse und ist in ihrer Gesamtheit die Identität, das Selbstverständnis von jemandem.
    Aber nicht seine Fähigkeiten mit Werkzeug umzugehen oder die Zeit die er zur Verfügung hatte bestimmte Sprachen zu lernen oder Bücher zu lesen, stattdessen seine innere Motivation sich zu Bilden, seine Fantasie anzuregen durch Literatur oder den Wunsch zu Reisen, seine Angst vor der Dunkelheit, Einsamkeit oder die Begierde nach Aufmerksamkeit, Zuneigung oder Bestätigung.

    Wer einen starken Wunsch nach Bildung verspürt und die Gelegenheit zur Bildung hatte, sollte entsprechende TaWs in Wissenstalenten besitzen. Wer Angst vor der Dunkelheit hat, sollte den entsprechenden Nachteil gewählt haben. Weltanschauliche Inhalte lassen sich zumindest teilweise über "Moralkodex", "Prinzipientreue", "Weltfremdheit", "Vorurteile" usw. abbilden. Zu manchen Geheimnissen passt vielleicht "Gesucht", zu anderen Geheimnissen eventuell "Verbindungen". Die Begierde nach Aufmerksamkeit, Zuneigung und Bestätigung könnte sich vielleicht in "Eitelkeit" zeigen, persönliche Unsicherheit sich in "Arroganz" äußern. Der kleine Junge, der immer die Anerkennung seines Vaters, ein edler Ritter, erlangen wollte, hat vielleicht nur deshalb selbst das Kämpfen erlernt und daher nun min. ein Kampftalent auf passablen Werten. Wer schon immer reisen wollte, hat möglicherweise viele Bücher zu fremden Ländern gelesen und fremde Sprachen gelernt, folglich die passenden TaWs. Kann sich der Charakter keine bessere Speise als Schnitzel mit Bratkartoffeln vorstellen, hat er sich vielleicht im Talent "Kochen" entsprechend spezialisiert.

    Talentwerte, Sonderfertigkeiten usw. sind keine direkte Übersetzung des Charakters. Die Augenfarbe des Charakters lässt sich am Eintrag zur Augenfarbe auf dem Bogen viel leichter ablesen als an seinem Schwimmen-TaW und bloß weil ein Charakter einen hohen TaW in einem Kampftalent besitzt, muss er nicht der Junge aus obigem Beispiel sein, denn für hohe Kampfwerte kann es viele Gründe geben.

    Aber, dies ist der Punkt, auf den ich hinaus will und nun hoffentlich mit den Beispielen verdeutlichen konnte, nur weil keine direkte eineindeutige Beziehung besteht, bedeutet dies nicht, dass gar keine Beziehung besteht. Durchaus ist bei der Steigerung auf die Persönlichkeit und auf die konkreten Erfahrungen der Figur zu achten. Erfahrungen und Entscheidungen sind nicht nur im hohen Maß vom Charakter einer Figur abhängig, sie prägen ihn auch. Wenn sich dann die Gelegenheit ergibt, dies im Rahmen regeltechnischer Steigerungen oder allgemein Änderungen abzubilden, wäre nicht verkehrt, dies zu machen, statt immer alle AP in "Mehr Power!" zu investieren.